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Al-Mu'izz und al-'AzIz

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436

Beiträge zur Geschichte Ägyptens aus jüdischen

Quellen.

Von VaTid Kanfmann.

I.

Al-Mu'izz und al-'AzIz.

Die Familienchronik des Achimaaz aus Oria, die Neubauer

in der Kathedralbibliothek von Toledo aufgefunden und im zweiten

Bande der Mediaeval Jewish Chronicles (Oxford 1895) p. III bis

132 abgedruckt hat, enthält nicht nur für die Geschichte Süd¬

italiens, sondem auch für die der ersten zwei fatimidischen Chalifen

Ägyptens neues und beachtenswertes Material. In der Gestalt

Paltiels, eines Sprossen der sagenumwobenen Familie des Schreibers jener Chronik, lernen wir eine Persönlichkeit kennen, die al-Mu'izz

wie seinem Sohne al-'Az!z beratend und lenkend zur Seite gestanden

haben muss , ohne dass die Überlieferung der bisher bekannten

arabischen Historiker von diesem jüdischen Astrologen und Staats¬

manne uns Kunde gegeben hätte. An einem geschichtlichen Kern

der von Achimaaz berichteten Begebenheiten lässt sich trotz des

sagenhaften Gewandes, in dem sie auftreten, nicht zweifeln. Mag

auch vieles durch die Entfernung der Zeiten und Länder zu

dem späten Enkel entstellt und verworren gelangt sein , der Kem

der geschichtlichen Persönlichkeit und Bedeutung Paltiels ist selbst

aus dem Nebel der immer mehr verdunkelten und verflüchtigten

Familientradition deutlich herauszuerkennen. Vielleicht werden noch

verborgene Nachrichten, die aus der arabischen Litteratur zu Tage

kommen, die schwachen Spuren beleben helfen, die sich bisher allein

in der Chronik des Achimaaz von dem Andenken dieser denk¬

würdigen Erscheinung erhalten haben.

Um nun den vollen Thatbestand dieser spärlichen Überlieferung

überblicken lassen und so zur Aufsuchung weiterer Spuren und zu

einer strengen Scheidung des Geschichtlichen vom Sagenhaften an¬

zuregen, mag hier eine Übersetzung aller auf das Verhältnis Paltiels

zu den zwei ersten fatimidischen Chalifen Ägyptens bei Achimaaz

vorhandenen Äusserungen eine Stelle finden.

(2)

P. 125, Z. 18: Chasadja b. Chananel hatte einen Sohn namens

Paltiel, dieser einen namens Chananel und eine Tochter namens

Cassia. Diese war sehr gottesfürchtig und gebar einen Sohn namens

Paltiel, der in den Stemen zu lesen verstand.

Es war in jenen Tagen, dass die Araber mit ihren Heer¬

scharen auszogen und unter der Führung') des al-Mu'izz") Italien durchstreiften und das Land Calabrien verwüsteten. Sie gelangten*)

nach Oria an der Grenze Apuliens, belagerten es und vernichteten

alle seine [Ausfalls]truppen. Die Stadt geriet in Bedrängnis, da

ihre Bewohner nicht länger Widerstand zu leisten vermochten. Die

Stadt ward denn auch eingenommen, das Schwert drang ans Leben,

die meisten wurden niedergehauen, die übrigen in die Gefangen¬

schaft geschleppt. Der Kait fragte nach*) der Familie R. Schefatjas,

sandte zu ihr und hiess sie vor sich bringen, aber Gott liess sie

Erbarmen in seinen Augen finden xmd lenkte dessen Gnade auf

Seinen Diener Paltiel, so dass er ihn zu einer Art Wesir emannte'),

in sein Zelt brachte und mit sich führte , damit er bei ihm bleibe

luid in seinen Diensten stehe.

Eines Nachts gingen der Kait und R. Paltiel hinaus, um die

Steme zu beobachten. Während sie sich der Beobachtung hin¬

gaben, da geschah es, dass der Stem des Kalt drei Steme, und

zwar nicht auf einmal, sondem alle drei nach einander, verschlang.

Auf die Frage des al-Mu'izz : Welche Bedeutung erkennst du

darin? erwiderte er: Vor allem sage du an. Da antwortete der

Kalt: Die Steme sind drei Städte, Tarento, Otranto und Bari,

die ich in der Folge erwerben werde. Nicht so , mein Herr , hob

da Paltiel an, ich habe hier eine gar bedeutungsvolle Sache gesehen ;

der eine Stem [bedeutet] : Du wirst über Sicilien regieren , der

zweite: über Afrikija, der dritte: über Babylonia^). Sogleich um-

1) DrT'by C'p wörtlich: war Kaidh über sie. Vgl. zum Namen Kait Käid Sali, den Belagerer Bari's im Jahre 1002, s. dazu v. Heinemann, Ge¬

schichte der Normannen I, 28.

2) Die Schreibung T17UbN ist eine absichtliche Angleichung an Daniel 11, 7: iiosn "fs-a nyaa.

3) z. 32: nan 1. INai.

p

4) In nnBCaa bxia Z. 24 Hegt ein Arabismus = ^ Juw.

5) Vgl. Kaufmann, Monatsschrift 40, 530 n. 1 [= Die Cbronik des

Achimaaz von Oria (Frankfurt a. M. 1896) p. 26 n. 3].

6) P. 126, Z. 2: n{<"':ib'iaa . Dass hier nnr von Ägypten, nicht von Bologna die Rede sein kann, habe ich als vaticinium ex eventu a. a. O. 530 n. 3 [= p. 27 n. 2] wohl erkannt. Die Einsicht aber, dass auch in dem vor¬

liegenden Texte kein Fehler sich verbirgt, sondern einfach nN"'3lbiaa[a] zu lesen ist und der im Altertum und Mittelalter für das spätere Kairo gebräuch¬

liche Name Babylonia hier Ägypten bezeichnet, verdanke ich der Hitteilung

^rof. D. H. Müllers und J. Goldzihers, der mir für die Gleichung

(3)

438 Kaufmann, Beiträge zur Gesehiclite Ägyptens etc.

armte ihn der Kalt, küsste ihn aufs Haupt, zog sich den Ring ab

und übergab ihn ihm und schwur einen Eid darauf: Wenn es

nach deinen Worten geschehen wird, deine Vorhersagungen sich

bewahrheiten werden , dann sollst du meinem Hause vorstehen

und Herrscher in meinem ganzen Königtum und meinem ganzen

Reiche sein.

Noch waren nicht sieben Tage verstrichen, als die Bot¬

schaft ihn eiTeichte, welche die in Sicilien wohnenden Fürsten an

ihn gelangen liessen : Wisse, dass der Emir') gestorben ist, du aber

komme in möglichster EUe herbei imd übernimm Herrschaft und

Reich. Darauf sammelte er seine Truppen, bestieg mit seinen Feld¬

herm die Schiffe , zog hinüber und trat die Regierung bei ihnen

an. Damals fasste er Vertrauen und begann an R. Paltiels Worte

zu glauben, wich weder nach links noch nach rechts von seinem

Rate ab , setzte ihn über sein Haus , sein Reich und seine ganze

Herrschaft, er aber ward sein Diener und

Darauf zog er nach Afrikija und liess seinen Bruder in Sicilien

als Regenten zurück. R. Paltiel zog mit ihm und gelangte dort

zu Macht und Ansehen, sein Ruf stieg immer höher, er ward Wesir

des Königs und sein Ruhm verbreitete sich in alle Provinzen.

P. 128, Z. 4: Da starb der König von Ägypten und die

Ältesten Ägyptens sandten im Auftrage der Fürsten und Adeligen

und der in den Städten und Dörfem wohnenden Bevölkerung durch

vertrauenswürdige Boten , weise und erfahrene Abgesandte Briefe :

al-Mu'izz, König der Sicilier-), wir haben von deinen Siegesthaten

und der Gewalt der Kriege vemommen, die du in deiner Weisheit

geführt hast, rmd dass du an Klugheit die alten Könige übertriffst,

die im Reiche der Ägypter^) die angesehensten gewesen. Mache

Babylonia-Kairo auch die folgenden Stellen nachgewiesen hat: „Jäküt I, 450 s. v.

^j_j.JLjLj: |»*v! \^ sXaJ^\ 'iJth ^^jka/i^LvXi |,Lc ^\

K*3Ll> Jal \n »«■»Ii . Vgl. Hase in seiner Notiz über Manuel Palaeologus' En¬

tretien avec un professeur mahom^tan (Notices et Extraits VIII, 2, 322) und Quatremere, Memoires geographiques et historiques sur l'Egypte (Paris 1811) 1 , 48, wo noch folgende Belege für diese Bedeutung von Babylon citiert werden: Strabo XVII, p. 807 (ed. anno 1620), Notitia dignitatum ed. Labbe p. 29, Antonii Itinerarium ed. Wesseling p. 109, Uaffin, Vitae patrum p. 476". Über eine andere Bedeutung der Schreibung «""IlblD H. Gross, Oallia Judaica p. 118.

1) P. 126, Z. 6: nliKNÜ nlllö 91.

2) P. 128, Z. 5: CÄTin "jbli. Nur vermutungsweise übersetze ich D''3ttTI durch Sicilier. Sicilien kann als Südland und Teil des christlichen Italiens diesen Namen führen. Über Ta"'n=DnN nach Gen. 36, 42 s. Zunz, Synagogale Poesie p. 438, 441.

3) Ib. Z. 7: D"':''1D mabna nach Ez. 29, 10 des Reimes wegen zur Be¬

zeichnung für Ägypten verwertet.

3 ;i «

(4)

dich auf, komme zu uns, sei unser König, nach dem Beschlüsse

unserer Fürsten und aller Grossen unseres Landes. Wir werden

deine Knechte, du unser König sein.

Auf diesen Gedanken eingehend, liess er E. Paltiel zu sich

kommen. Sie berieten nun zusammen, was zu thvm sei, da der

' Weg weit war und durch Wüste und ödes Land führte und auf

dem ganzen Wege weder Wasser noch Nahrung, kein Zelt und

kein Haus zum Übernachten vorhanden war. E. Paltiel zog voran,

legte Lager an, richtete Märkte und Einkehrhäuser ein, die er mit

Kauf leuten bevölkerte, vmd sorgte für Vorrat an Brot, Wasser,

Pischen, Fleisch, Gartengemüsen und allem, was für Truppen, die

aus [femen] Ländern gezogen kommen , ein Bedürfnis ist. Dann

kam der König mit seinen Fürsten vmd Grossen gezogen und schlug

drei Meilen von Ägypten') Lager und Zelte auf. EUends zogen

die Adeligen Ägyptens , voll Jubel die Fürsten und Spitzen des

Landes, frohlockend Eeiche und Mächtige mit allem niederen Volke

heran , traten vor den König hin , um sich zweimal vor ihm zur

Erde zu vemeigen. Er aber beschwor sie nach den Gesetzen ihrer

Religion und ersah sich die Söhne der Fürsten des Volkes zum

Unterpfande. Dann hielt E. Paltiel mit einem TeU der Truppen

in KaYro seinen Einzug , legte Mauem und Türme an , sorgte für

Bewachung des Landes , der königlichen Eesidenz und der Paläste

imd bestellte Garden, die Tag und Nacht die Hauptstadt^) wie die

Grenzen bewachen mussten. Erst dann hielt der König mit seinem

ganzen Heere den Einzug. Die Fürsten versammelten sich nnd

die ganze Bevölkerung kam zu ihm und alle leisteten ihm zum

zweitenmale den Eid. Darauf bezog er seinen Hof und liess sich

in seiner Residenz auf dem prächtigen und glänzenden Throne seines

Reiches nieder, das Scepter ward ihm in die Hand gelegt und die

Krone des Reiches aufs Haupt gesetzt, durch die er im Reiche des

Südens nach seinem Willen regieren konnte.

P. 129, Z. 1: Die nähere Ausführung über [Paltiels] Würden,

wie ihn der König über alle seine Schätze einsetzte und ihm die

Waltung über das Reich Ägypten und das Reich der Syrer bis

Mesopotamien und über das Land Israel bis Jerasalem verlieh, wie

auch über seine Herrschaft, seine Macht und seinen Reichtum,

wodurch der König ihn erhob vmd auszeichnete, ist eingetragen in

die Geschichtsbücher des ägyptischen Reiches*).

Al-Mu'izz aber erkrankte an der Krankheit, in der er auch den

Tod fand, setzte seinen Sohn zum König ein und übergab ihn

1) D^13CU kann ancb Kairo bedenten, die damala eben ei baute Residenz des al-Muizz.

2) P. 128, Z. 17: Plbiaa bai (Num. 24, 17) TND DTI.

3) P. 129, z. 3: D''n33'i t\z mabnb o-'n^n •'laT ido by. t\z

wird bereits Kz. 30, 13 u. 16 synonym für Ägypten gebraucht. CMJ^I wird des Reimes auf O'lMllOl wegen nach 1 Chr. 1, 11 herangezogen.

Bd. LI. 29

(5)

440 Kaufmann, Bäträge zur Geschichte Ägypten^ etc.

seinem Lieblinge R. Paltiel, damit" dieser ihm als Berater, Helfer

und Bewacher diene, auf dass er die Herrschaft mit Kraft und

Stärke führe. Der König starb und ward bestattet bei seinen Vätem,

sein Sohn aber .regierte an seiner Stelle und alle seine Tage in

Ruhe und Sicherheit, in Frieden und Stille.

Als er den Thron seiner Regierung einnahm, da begannen die'

Würdenträger Ägyptens wider Paltiel Ohrenbläsereien zuzutragen,

ihre Zunge an ihm zu wetzen und ihn täglich neu im geheimen zu

verleumden , aber der König erzümte nur darob , verwies es ihnen

fortwährend und sagte alles, was sie vorbrachten, dem Nagid')

R. Paltiel zurück. Nachdem beide sich beraten hatten, wie

dem zu begegnen wäre , begab sich Paltiel mit. seiner Frau , den

Hausgenossen, Freunden , Dienern und der ganzen Familie auf sein

Landgut, nach dem Lustgarten, der ihm vom Könige als Geschenk

verliehen worden war.

Als nun der König fortwährend") fragte, wohin der Treffliche,

sein aller Geheimnisse kundiger R. Paltiel sich begeben habe, da

sagten ihm die am Hofe Dienst thuenden Beamten, er sei, um sich

zu vergnügen , mit seinen Freunden und Hausgenossen zur Zer¬

streuung nach dem Lustgarten gezogen , den der König ihm

geschenkt habe. Da liess der König seine Minister, seine Fürsten

und Obersten rufen und sprach zu ihnen : Ich und ihr wollen uns

aufmachen und den greisen Philosophen*), meinen Diener R. Paltiel,

den lieben Trefflichen, der mir so theuer ist, begrüssen gehen. Der

König bestieg seinen Wagen und nahm alle seine Fürsten und

Würdenträger mit sich. Der König hatte es so weise eingerichtet

und die ganze Sache so klug eingeleitet — war doch der Auszug

R. Paltiels schlau berechnet, auf Befehl des Königs erfolgt —, um

bei diesem Anlasse ihm Angesichts allen Volkes und der Grossen

der Nation ganz besondere Liebe zu bezeigen, auf dass seine Wider¬

sacher beschämt würden und ihr Angesicht in Schmach und Schande

sich hülle*). Als der König herankam und der Wohnung R. Paltiels

sich näherte , befahl er , dass niemand hingehe , um es ihm an¬

zuzeigen, bis der König bei der Wohnung angelangt sein würde.

Der König stieg vom Wagen ab, umarmte R. Paltiel, als dieser

vor ihm erschien, mit reicher Liebe, liebkoste und küsste ihn und

1) P. 129, Z. 9: T'Srn bS-'übB 'ibi. Das Wort TiSDn , das hier

musivisch dem Reime auf zu Liebe gebraucht sein I^ann, be}«ichnet

in Ägypten die hächste Würde unter den Juden, die Paltiel möglicherweise von al-Mu'izz erhalten hat; vgl. Kaufmann a. a. O. 635 n. 1 [= p. 31 n. 3].

2) P. 129, Z. 13: miTOna bNC "^bani. statt des sinnlosen, noeh dazu durch den darauffolgenden Reim: nilTOn ID^N ausgeschlossenen nm'0n3 vermute ich jetzt: mT'ttna .

■ 3) In musivischer Entlehnung eines Ausdruckes aus Derech Erez V, s.

Kaufmann a. a. 0. 537 n. 1 [= p. 34 n. 1]..

4) Die Diorthose dieser SteUe s. a. a. O. 551 [= p. 48].

(6)

hielt seine Hände fest. Dann gingen sie zusammen und blieben

beide allein, das Gefolge aber blieb stehen. Dann kamen die Spiel¬

leute und die Pauker mit Harfen und Pauken und diese musicierten

auf allerlei Instrumenten vor ihnen von Vormittag bis Nachmittag

gegen die Abendwende, wenn der Schatten nach rückwärts weicht.

Dann erst bestieg der König seinen Wagen und fuhr wiederum nach

Kairo zurück. Die Widersacher aber erblichen, die Feinde und

Gegner standen beschämt und verstrunmten von selbigem Tage an,

ohne je wieder gegen ihn Böses zu reden'). Gelobt sei der, der

seine Liebe bewährt, der seiner Knechte Leben erlöst und rettet,

gelobt sei er und gelobt sein Name, gelobt sei die Herrlichkeit

Gottes von ihrer Stätte her ! Eines Nachts trat R. Paltiel mit dem

Könige hinaus und siehe da, als sie emporblickten, da hatten drei

mächtige Steme zusammengestanden und im selben Augenblicke

' ihr Licht eingezogen. Da sagte R. Paltiel : die drei erloschenen

Steme sind drei Könige, die in diesem Jahre sterben und kurz nsßh

emander dahingehn. Der eine König ist der Byzantiner Johannes*),

der zweite der König von Bagdad im Norden. Da fiel ihm heftig

der König mit der Bemerkung in die Rede : der dritte bist du mein

König aus Weisenland'). Er aber erwiderte dem König: Nicht

doch mein Herr, bin ich doch ein Jude. Der dritte König ist der

von Spanien. Der König aber gab ihm zur Antwort: Du bist

thatsächlich der dritte, so wie ich es eben behaupte.

Im selben Jahre starb denn auch R. Paltiel, der Beschützer

aller jüdischen Gemeinden, die in Ägypten und im Lande Israel,

m Palermo , in Afrika und im ganzen muhammedanischen Reiche

wohnen, denn er herrschte über das [einstige] Reich der Hebräer,

der Syrer, der Ägypter, Ismaels und Israels. Möge seine Seele

emgebunden sein im Bunde des Lebens, im Eden verwahrt, im

Garten Gottes aufgehoben und bei den Ähnen eingereiht!"

Die Erzählung von den drei Sternen, die bei Achimaaz den

Bericht vom Tode Paltiels einleitet, erscheint auf den ersten BUck

Wie eine Doublette der Anekdote von der Erhebung unseres Astro¬

logen durch al-Mu'izz. Herr Prof. de Goeje hat mir unter Hin¬

weis auf Ibn al-Atü- Vm, 489 die Vermutung ausgesprochen, dass

diese Begebenheit wohl auch noch unter al-Mu'izz stattgefunden

haben dürfte. Thatsächlich erfolgt sie für des al-'AzIz Regierung

etwas zu früh, da dann Paltiel kaum ein Jahr in seinen Diensten

gestanden haben könnte. Al-Mu'izz war am 25. Dezember 975 ver¬

storben. Am 10. Januar des darauffolgenden Jahres ward bereits

Johannes I., der Kaiser des byzantinischen Reiches, durch Gift aus

dem Wege geräumt , Hakam , der Ghalif von Spanien , starb im

1) Über die Konstmlttion s. a. a. O. 545 [= p. 42].

2) P. 130, Z. 1: 'rvn vm. statt des sinnlosen "'Mr. habe ich a. a. O.

Ö38 n. 1 [= p. 34 n. 3] mn = Johannes vermutet 3) Vgl. ib. 537 n. 2 [= p. 34 n. 1].

29*

(7)

442 Kaufmann, Beiträge zur Geschichte Ägyptens etc.

gleichen Jahre und im September desselben Jahres auch der Sultan

von Bagdad Rokn ed-Daulah').

ßo sehr aber auch diese Erwägung ins Gewicht fällt und so

schön die beiden Erzählungen Anfang und Ende , Erhebung und

Untergang Paltiels unter Einem Herrscher kontrastieren zu lassen

scheinen, so steht doch eine Schwierigkeit der Ansetzung der Be¬

gebenheit unter al-Mu'izz scheinbar entscheidend im Wege, der Tod

dieses Chalifen selber, von dem in der Erzählung keine Rede ist.

Gleichwohl deutet ein Umstand darauf hin, dass Achimaaz die

ihm überlieferte Anekdote missverstanden und irrtümlich statt des

Vaters al-Mu'izz den Sohn al-'AzIz . darin eingeführt habe. So wie

die Erzählung uns vorliegt, ist der Eifer unverständlich, mit dem

der Chalif seinem Astrologen ins Wort fällt und den Fall des

dritten Sterns auf dessen eigenen Tod deuten möchte. Er bangt eben

davor, dass ihm sein eigener Tod verkündet werden möchte, er möchte

dem Geschick in den Arm fallen, das unheUdrohende Wort gar

nicht aussprechen lassen und das Orakel auf seinen greisen Astro¬

logen , dessen Zeit schon gekommen war, ablenken. Aber Paltiel,

der als Jude nicht imter die Könige gehören kann , weiss die

Deutung seines königlichen Schicksalskünders abzulehnen , er hat

einen andem bereit, den Chalifen von Spanien, al-Hakam H. Es

soUten jedoch der König und sein Astrolog , die Ahnung und die

Deutung des Chalifen Recht behalten. Die Steme logen nicht;

Johannes 1., Rokn ed-Daulah, al-Hakam H., al-Mu'izz und R. Paltiel

verschlang ein einziges Jahr.

n.

Al-Häkim.

Es war bereits bekannt, dass al-Häkim nicht zu allen Zeiten

für Juden und Christen der Schrecken war, als der er in der

Geschichte Ägyptens berüchtigt ist. Dass es aber eine Epoche in

seiner Regierang gegeben hat, in der die Juden seines Reiches wie

zu einem Retter und Erlöser zu ihm emporgeblickt haben, das er¬

fahren wir zum erstenmale aus dem Fragmente einer mit Vokalen

und Accenten versehenen hebräischen Geschichtsrolle, die Neubauer

(Jewish Quarterly Review IX, 25) ans Licht gezogen hat. So sehr

muss el-Häkim die Hofihungen seiner Unterthanen auf ein wahr¬

haft goldenes Zeitalter erweckt haben, dass unser Geschichtsschreiber

die Leidensgeschichte seines Volkes durch ein göttliches Wunder

mit ihm beschlossen sieht. Sein Bericht lautet in wörtlicher Über¬

setzung: »Es war in den Tagen des Königs, genannt unser Herr

el-Häkim bi-amr Alläh'), der da regiert im Lande Ägypten und

1) A. a. 0. 538 [= p. 34] ist statt Chalif Sultan zu schreiben , obwohl auch orientalische Autoren die Sultane zuweilen Chalifen nennen.

2) Der arabische Name wird in der Rolle dnrch btjnniNa yp hebrS¬

isch übersetzt.

(8)

die Enden der Erde beherrscht im Westen und im Osten, im

Norden und im Süden. Sein Reich ward erhöht, fest und stark

und sein Thron überragte den seiner Väter und Ahnen. Dreizehn

Jahre zählte er, als er zur Regierung gelangte, aber er lenkte das

Reich mit grosser Einsicht imd scharfem Geiste, ohne eines Wesirs

oder Ratgebers zu bedürfen. So viele Verschwörer sich auch gegen

ihn verschworen, so viel Aufständische sich auch gegen ihn er¬

hoben, unser Gott stürzte sie unter seine Fusssohlen, dieweil er die

Gerechtigkeit liebte und das ünrecht hasste 45, 8), Richter im

Lande einsetzte und sie anwies, nach Gerechtigkeit Eecht zu sprechen

und nach Wahrheit Urteü zu schöpfen. Er entfemte die Gewalt¬

thätigen, beseitigte die Unheilstifter und verabscheute, die krumme

Wege liebten und tadelhaften Wirkens waren, liebte dagegen die

Einsichtigen, die Feststellung des Rechtes und den geraden Wandel.

Aus Liebe zur Gerechtigkeit setzte er zuverlässige Wächter') ein

über die Griminaljustiz'') , die Civilgerichtsbarkeit und das Polizei¬

wesen*), was bis dahin keinem Könige eingefallen, worin ihm kein

Herrscher zuvorgekommen war. Da war es allen kund, dass das

Brausen seiner Wellen und Wogen nur gegen das ünrecht ge¬

richtet war*). Dies bezeugen auch die von Krankheit Befallenen,

die er von ihrem Verderben errettete, wie es die in Drack und

Eisen Gefesselten bestätigen, deren eiseme Riegel er zerbrach").

Ihr aber, unsere Brüder, Haus Israels, kehrt zu Gott zurück, dem

Gotte unserer Väter, achtet auf eueren Wandel u. s. w."

Von speciellen Wohlthaten gegen die jüdischen Unterthanen

ist in diesem Berichte nicht die Rede. Vielmehr wird el-Häkim

als der gemeinsame Wohlthäter des ganzen Landes gepriesen, dessen

1) Für D^l" würde die Änderung in CTS Aufpasser sicli empfelilen, wenn nicht bei dem Musivstile dieses Berichtes Jes. 8, 2 die LA. D"':nN; D-'I?

sicherte.

2) ^msb. Das Wort DT13, nach dem Accusativ von gradus gebildet, bedeutet eigentlich Richtstätte, hier offenbar die Strafrechtspflege überhaupt.

Die Form "pTn^ für DTl.1 (s. Kohut, Aruch II, 359), war auch bei den Piut- dichtern allgemein s. Zunz, Synagogale Poesie 465—66.

3) So glaube ich nbib "'aüllDMbl mbibcb"! sinngetreu übersetzen zu müssen.

4) T>-iau5tti T'ba m-i an-ibyT: [i^]» -'S bab yiT»! . Für nrr^byn ist vielleicht Dn''bb?n zu lesen. Statt [^JS, wie Neubauer ergänzt, ist [b]S zu setzen. Aus diesen Worten scheint Neubauer die sonst in dem ganzen Berichte nicht anzutreffende Angabe herausgelesen zn haben, that he had the Nile regulated by dams.

5) So verstehe ich die Worte: tibtti IIBN bnn ■'1Ö13N nim'na C5

Qrim"<nB72 ((^ 107, 2O). über das durch Abwerfung des Finalen fl aus Tlbm

entstandene bnn vgl. Zunz a. a. O. 407. In keinem Falle ist hier von

prisons and workhouses die Rede, wie Neubauer annimmt.

6) Nach xp 107, 10 und 16.

(9)

444 Kaufmann, Beiträge znr Getchiehte Ägyptern etc.

Ungestüm, wenn ich die knappen Worte richtig verstehe, lediglich

aus seiner Verfolgung jeglichen Unrechts sich erklärt. Der im

Cäsarenwahnsinn und im Pfuhl der Selbstvergötterung spät«r ver¬

kommene Chalif , der sich nicht entblödete , die Formulare der

Gerichtsvorladungen mit der Uberschrift versehen zu lassen : 0! An¬

beter unseres Herrn, mit welchem der Friede sei'),

erscheint hier als Reformator des ägyptischen Justizwesens , als

Gründer von Spitälern und Gefangenenbefreier, nicht nur seinen

Glanbensgenossen , sondem auch Andersgläubigen ein duldsamer

Herrscher imd Friedensfürst.

Die Hervorhebung des Umstandes, dass al-Häkim im jugend¬

lichen Alter von 13 Jahren bereits auf den Thron gekommen sei,

könnte darauf sehliessen lassen, dass der Bericht aus den ersten

Regierungsjahren dieses Chalifen stamme. Da wir aber die günstige

Wendung in der Behandlung von Juden und Christen ausdrücklich

aus der letzten Zeit seines Lebens überliefert sehen') und unser

Bericht bereits von so viel niedergekämpften Revolutionen und

besiegten Aufständen zu erzählen weiss, so werden wir kaum fehl¬

gehen , wenn wir ihn in den Schluss der Regierungszeit al-Häkims

setzen. Dann klingt auch die scheinbar rätselhafte Wendung von

seinen wilden Wellen und Wogen, die alle nur gegen Frevel und

Ünrecht gerichtet waren, verständlicher und wie eine Erklärung und

Entschuldigung der einstigen Unthaten dieses Wüterichs , dessen

Sturm- und Drangperiode jetzt einer friedsamen Epoche gewichen

zu sein schien.

m.

Al-Musta'li.

Das Fragment eines merkwürdigen Opisthographs in Cambridge*)

führt uns in' die Zeit des Chalifen al-Musta'li oder al-Amirs. Der

plötzlich gestürzte jüdische Finanzrat des Wesirs dieses Herrschers

wendet sich hier in einem auch durch seine Utterarische Form und

den hebräischen Stil bemerkenswerten Briefe*) an die Gemeinde

Konstantinopel , die dem sicherlich von früheren Beziehungen her

wohlbekannten und nun ins tiefste Elend geratenen Manne zu

Hilfe kommen sollte. Die Zeit des Briefes lässt sich durch zwei

Angaben näher bestimmen. Der „König", dem der Bittsteller

diente, war der von Mustansir im Dezember 1094 zum Wesir er¬

nannte al-Afdhal. Von al-Mustansir und den vier ersten Regierungs¬

jahren al-Musta'li's können wir aber absehen, da der Nagid, d. i.

der jüdische Konsistorialpräsident Meborach, der, wie wir aus einer

1) Vgl. J. Karabacek in Papyrus Erzherzog Rainer, Führer durch die Ausstellung p. 262, Nr. 1142.

2) Vgl. E. Weil, Geschichte der islamitischen Völker p. 321.

3) Jewish Quarterly Review IX, 29—36.

4) Vgl. meine Erklärung desselben ib. X.

(10)

Urkunde wissen'), 1098 noch am Lehen war, bereits als verstorben

bezeichnet wird. Wir sind also für die Ansetzung des Datums

unseres Briefes von vornherein auf den Zeitraum zwischen 1098

und Ende 1121 angewiesen, da im Dezember dieses Jahres al-Afdhal

dem Dolche eines Assassinen zum Opfer fiel. Leider hat sich

mehr von dem Stilunkraut, das besonders üppig ün Eingang dieses

Briefes wucherte, als von seinen thatsächlichen Mitteilungen er¬

halten, die gerade da für uns abbrechen, wo wir auf die Fort¬

setzung am begierigsten warten. Allein auch in dem so spärlich

erhaltenen geschichtlichen Teile dieses Schriftstücks tritt uns des

bisher Unbekannten genug entgegen, um den Versuch der Über¬

tragung gerechtfertigt erscheinen zu lassen.

,lch teile euch nun mit, , dass ich dem Könige von Ägypten,

dem grossen geehrten Herrn , genannt al-Afdhal-), gedient habe,

Gott verlängere in Glück seine Tage, zerschmettere seine Wider¬

sacher und gebe es ihm in den Sinn, seinem Volke Gutes zu thun.

Dieser setzte mich über seine Schätze, Ländereien, Städte, Vorräte,

über Speise, Trank und Kleider. Ich war beliebt bei ihm; nie

fand er ein Vergehen an mir. Wohl beneideten mich seine Diener,

aber Gott in seiner Liebe rettete mich und liess mich Gnade vor

ihm finden , so dass er , so oft auch die Verleumder und Feinde

Lügen wider mich vorbrachten, nie auf sie hörte. Es kamen jedoch

die Tage der Heimsuchung, ich ward in grosse Strafe gestürzt,

musste meine Liegenschaften, Wohnungen, Silber und Gold, Sklaven

und Sklavinnen, und alle meine Besitztümer verkaufen, all mein

Vermögen hingeben und nackt und entblösst zurückbleiben , aber

ich sprach : Nackt bin ich aus dem Mutterleibe hervorgegangen,

nackt will ich dorthin zurückkehren (.Job 1, 21), alles dieses habe

ich nur als Lösegeld für meine Seele hingegeben , damit ich nicht

am [Siegesjtage'*) meiner Feinde zu Falle käme. Wohl versuchten

sie allerlei Anschläge wider mich, allein der König verstiess mich

trotzdem nicht, beliess*) mich vielmehr in seinem Dienste, denn er

war ein Gerechtigkeit suchender und Unrecht hassender Herrscher.

Später jedoch erhob der König (Esther 3, 1)*) einen Christen,

[Johannes?], den Bruder des . . . Patriarchen''), der im vergangenen 1) Ib. IX, 38.

2) blEK bN, wie in den bebräisehen Uricunden rus Ägypten gewöhnlich, dem Gehöre nach transskribiert. An den Sohn Saladins, den Beherrscher von Damaskus und später auch Herrn von Ägypten, zu denken, ist aus dem Grunde ausgeschlossen, weil wir einen Nagid Meborach aus seiner Zeit, d. i. aus dem

£nde des 13. Jahrhunderts nicht kennen.

3) ■'SilN CV3 birN Nbia , wenn nicht für CVa etwa ■•T'a zu lesen ist.

4) Statt ■'r'iNom 1. •'rTNam.

5) Mit den Worten ausgedrückt, die Haman in der Estherrolle gelten.

6) ■'DnN--:;?'n: •'nx N:m b-r cn. Das unsinnige N:~1 muss

entweder in NlHl verbessert oder, wenn es einen Namen enthalten hat, in

(11)

446 Kaufmann, Beiträge zur Geschichte Ägyptens etc.

Jahre mit dem Abgesandten des Königs nach Konstantinopel ge¬

gangen war, mid erhöhte seine Macht über die aller Fürsten und

Diener des Königs. Dieser Christ fasste nun den Beschluss, die

Juden zu beseitigen und aus dem Gebiete des Eeiches zu verweisen.

Wir hatten damals bei diesem Könige einen gerechten, frommen

und gelehrten jüdischen Arzt, der von der Jugend des Königs au

sein Berater war, namens Meborach s. A. Ihn hatte er zum

Fürsten der Fürsten') emannt , zum Fürsten der Kinder

Israels in seinem Eeiche eingesetzt und ausserordentlich geliebt.

Der war nun für Israel wie eine feste Mauer, ein Wohlthäter seines

Volkes und ein Heilsanwalt für dessen Nachkommen. Leider-)

ward er aber in seine Ruhe zu seinem Volke eingethan, da er alt

und betagt war, und mit seinem Tode zog aller Glanz fort von

Israel, so dass das Wort (Jes. 17, 4) sich an uns erfüllte: An jenem Tage wird Jakobs") Herrlichkeit verarmen, da in dem Reiche nicht seinesgleichen übrig blieb.

Was lieb und teuer, ward der Zeit gepflückt.

Und Recht und Gradheit schwand, für immer uns entrückt.

Gleich schwachem Kalbe stürzt' ich hin, vom Joch erdrückt.

Versank im abgrundtiefen Schlamme, bodenlos {tfj 69, 3.)«).

Als nun dieser Fürst s. A. gestorben war, da freuten sich die

Töchter der Philister, da frohlockten die Töchter der Unbeschnittenen

(2. Sam. 1, 20), da gewannen die Feinde die Oberhand über Israel,

erhoben ihr Haupt, fassten heimlichen Ratschluss und berieten sich,

es auszurotten und auszutilgen; sie sprachen: Auf, lasst sie uns

vertilgen, dass sie kein Volk mehr seien u.s.w. (i// 83, 5), und

Israel ward gar sehr entkräftet an jenem Tage (Jud. 6, 6). Schwer

lastete die Hand der Christen auf ihnen imd das Wort {xp 106,

40 ff".) erfüllte sich an ihnen : Der Zom Gottes entbrannte gegen

sein Volk u. s. w. und er gab sie in die Hand der Völker [u. s. w.]

und ihre Feinde bedrängten sie, so dass sie sich demütigen mussten

unter ihren Händen. Darauf erhoben sich jedoch vier von den

Jünglingen Israels, daranter ein bei den Juden besonders angesehener

und hervorragender Mann, auch freilich ein Weiser, der Unglück

brachte (Jes. 31, 2). Die vier beratschlagten, wie man sich gegen

den Chi-isten Hilfe schaffe, legten auch Schlingen, um ihn zu fangen,

aber Gott half ihnen nicht gegen ihn , da sie nicht wahrhaft Gott

angerufen hatten. Sie hatten nämlich ein von diesem Christen

Nrn^ = Johannes, verändert werden. Eine Form veonntptdpxis oder vao- nnrptapxvt ist mir unbekannt, ich habe darum den ersten Teil des Wortes unübersetzt gelassen.

1) Dies war, wie wir durch Benjamin von Tudela wissen, der eigentliche Titel (□■'TlBr; Ta) des ägyptischen Nagid.

2) 15-'m;i3> m-iai wörtlich ob der FUlle unserer Sünden.

3) bS1"i23"'50 aus dem Gedächtnisse irrtümlich citiert.

4) Diese Verse sind offenbar ein Citat aus einem jüdischen Dichter.

(12)

■geschriebenes Schreiben, das von seiner eigenen Hand herrührte,

aufgefunden, in dem aber kein Arg vs^ar. Es war ihnen zu Ohren

gekommen, dass er es an den Eparchen >) in Syrien ") und Jerusalem

geschrieben habe. Dies übergaben sie nun einem einfältigen Boten,

der es übernehmen und in das Haus des Kadi von Damiette*), d. L

Kaftor in der Nähe von Kairo, werfen sollte. Der Mann ging auch

und warf den Brief in das Haus des Kadi. Als dieser des Briefes

ansichtig wurde, erschrak er heftig und liess nach dem Manne

fainden . . .

Wenn die Angabe des an der wichtigsten Stelle abbrechenden

Briefes von dem Schreiben des christlichen Beamten al-Afdhals an

den Statthalter von Syrien und Jerusalems streng genommen werden

darf, so wäre dadurch ein Mittel gewonnen, die Entstehungszeit

unseres Schriftstückes enger abzugrenzen. Ein Recht und eine Ver¬

anlassung, nach Syrien und Jerusalem amtlich zu schreiben, hatte

al-Afdhal nur bis zum 15. Juli 1099, an dem Jerusalem von den

Kreuzfahrern erstürmt wurde. Im Sommer 1098 war al-Afdhal,

der bis dahin mit dem Kreuzheere sich in Verhandlungen ein¬

gelassen hatte *), der Handstreich auf Jerusalem geglückt. Vielleicht hatte die Gesandtschaft, die nach unserem Briefe „ein Jahr zuvor"

nach Konstantinopel geschickt wurde, ebenfalls die Bestimmung,,

durch Kaiser Alexius eine Verbindung mit den Christen zur Be¬

kriegung der Seldschuken anzubahnen. Es wäre somit die Ent¬

stehungszeit unseres Briefes in das Jahr 1098—99 anzusetzen. jI

i IV.

Die Hungersnot von 1202.

Bei einer Auktion in Köln a./Rh. sind in vorigem Jahre an¬

geblich aus Palästina stammende Pragmente auf Papyras und

Pergament zur Vei-steigerung gelangt, unter denen Bibelabschnitte

aus der Zeit Christi und nach der Versicherung des Katalogs Stücke

imbekannter Propheten zu finden waren. Da wäre denn mit Einem

Schlage die Frage nach dem Alter der Vokalisation 5) zu entscheiden

1) •j-'a-IDNn 1. T'SICNn = Statthalter. Vgl. über diese Form statt des gewöhnlichen DiS'l&K Kohut, Äruch I, 240 a.

2) Bei den Juden im Ahendlande hiess l^^-S um jene Zeit bereits aus¬

schliesslich = Sclavonien, das slavische Keich, vgl. Zunz, Die Eitus p. 72 g.

3) •'nN-'??L:-üä''N d. i. eit 10 TN'^nU = Tamiathis d. 1. Damiette, von dessen hebräischer Bezeichnung durch linCS wir sonst nirgends etwas ver¬

nehmen. Über Tamiathis als alten Namen von Damiette s. G. Daressy, Kevue archiologique III. sir. Tome XXV (1894), 209. Die Bezeichnung eis TO Tamiathi erinnert an Stambul = ete rf/v nöktv, vgl. Krumbacher, Byzantinische Zeitschrift II, 305.

4) B. Kugler, Geschichte der Kreuzzüge 58.

5) Diesem Gegenstande hat Jaliob Bachrach in Bialystok soeben eine

(13)

44« Kaufmann, Beiträge zur Gesehiclite Ägyptens etc.

gewesen , da diese angeblich so ehrwürdigen Trümmer vollständig

vokalisiert waren. Allein ein Blick auf diese Papiere genügte, um

in ihnen sofort Bestandteile der Genisa von Kairo erkennen zu

lassen , die in alle Winde zerstreut werden und heute bereits in

soviel Bibliotheken ^Europas anzutreffen sind. Die Vokalisation zeigt arabischen, speciell ägyptischen Einfluss, die unbekannten Propheten

erweisen sich als Gebet- oder Piutstücke , aus denen nur hie und

da eine erhebliche Variante zu gewinnen ist').

Auf der Rückseite eines solchen Blattfetzens Nr. 22, der in

die Sammlung des Herm Albert Wolf in Dresden gelangt ist,

finden sich die Zeilen, die ich hier in ihrem Wortlaut und in Über¬

setzung mitteile. Sie stammen aus einem Briefe oder Briefentwurfe,

zu dem die leere Blattseite dieses Fragmentes benutzt wurde.

Es ist die furchtbare an die Pest von Athen mit ihren

Schrecken erinnernde Hungersnot von 1201—2-), von der hier die

Rede ist. Der Krieg gegen Syrien ist wohl der Feldzug, den al-'Adil,

erst Reichsverweser Ägyptens, dann selber Sultan, gegen Damaskus

führte, wo er seinen Sohn al-Mu'azzam zum Statthalter einsetzte.

Das 13 Zeilen umfassende Fragment lautet:

nj^novT araa

nsai rtsin ■•ni iyan icn

sbl m'-aiob rph« ni-jj

a?-in b^nm onb'': nby

iaai a-'pn« n:«! nbnn?:

*)a''-iJ£'3 yiN nbm tinu

-pa n72nbn nsa n; ba ayi

bi3i -jyra y-iNi ana:?: yiN

*)n-iTn "iiHN -ly "iNa asan

nnia nn-iniö o^ann i?: mian

inacT inr-iT misya -im

ibaai mi:7:iNn -»bya aii nnbai O'-imon

tief in die talmudischen Quellen eindringende Untersuchung in einem zwei¬

bändigen hebräischen Werke gewidmet, das den Titel führt : b'Slü Cy mbTniDN (wörtlich: Ein Ringen mit S. D. Luzzatto), Warschau 1897. 218 u. 244 pp.

1) Vk'- jetzt Kaufmann in Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1897, Kr. 132 und 208 und S. Schechter in den Times vom 3. August 1897 p. 1^.

2) Vgl. Abdollatifs Schilderungen in Relation de l'Egypte ed. S. de Sacy.

3) Die Striche Uber den drei Worten zeigen die unveränderte An'^ihrung eines Bibelverses an.

4) n'^Tn = OjLo , für das in der Terminologie der philosophischen Übersetzer ailS angewendet wird.

(14)

Übersetzung :

... in gutem und seine Bewohner Denn es waren die

Tage des Unglücks herangekommen (Eccl. 12, 1) und das Jahr 1513

der Ära der Seleuciden [= 1202] eingetreten. Der Nil trat nicht

aus, und so begann mit dem Beginne des Jahres 1512 [= 1201]

die Hungersnot und ward immer schwerer, so dass das Land

Ägypten verlechzte (Gen. 47, 13). Dazu kam noch der Krieg

zwischen dem Lande Ägypten und dem Lande Syrien. Der Jammer

wurde immer grösser (Job 2, 13), bis dass der Scheffel Weizen,

der einen Denar gegolten hatte , auf zehn Denare zu stehen kam.

Der grösste Teil der Handwerker musste aufhören, die Kaufleute

feierten und es hörte auf ....

V.

Saladin.

Die Regierung Sultan Saladins scheint für die Juden Ägyptens

keineswegs das goldene Zeitalter gewesen zu sein, als das sie ge¬

wöhnlich dargestellt wird^). Nach einem ebenfalls aus der Genisa

von Kairo nach Oxford gelangten, 1196 von Abraham b. Hillel

verfassten Berichte , einer Art Schmäh- und Anklageschrift gegen

zwei Usurpatoren der Nagidwürde, Sar Schalom und seinen Sohn*),

wären es sogar Jahre bittersten Elends und traurigsten Zerfalls ge¬

wesen, welche die Geldnot und Habgier Saladins über die jüdischen

Gemeinden Ägyptens gebracht hat. Der Name des Sultans wird jedoch

in der zerrütteten und schlecht überlieferten Urkunde nicht genannt, es bleibt daher erst zu erweisen, dass es wirklich seine Herrschaft

ist, unter der die erzählten Begebenheiten sich ereignet haben.

Diesen Beweis scheint mir aber gleich das Einleitungsgedicht

Abraham b. Hillels an d»e Hand zu geben.

Hier heisst es*) in musivischer Anlehnung an das hohe Lied

8, 11—12: ,Es war in vergangenen Tagen, in der Zeit der Herr¬

schaft Admons, da lebte ein geldgieriger König. Der verlieh [dem

Sutta = Sar Schalom] um tausend Drachmen den Weinberg, den

Salomo in Baal Hamön besass. Die Vögte hatten ihn nämlich um¬

kreist und ihm erklärt : Tausend dir, Salomo, und zweihundert den

Wächtem! So drang [Sar Schalom] in den Weinberg der Edel-

1) Vgl. Graetz, Geschichte der Juden VI, 329 f.

2) Herausg. von Ad. Neubauer in Jewish Quarterly Review VIII,

644—551. Vgl. Kaufmann ib. IX, 168—172.

3) p. 545: arnN "p-a irri • in^jiNn mabu ■■»•'a ■ iimpn ■'imi

• ITCH braa nnb iob n^n aia • iinan rjbNa ib inn • -jittn

• D''-iai:b DTiNm n73bia Y' cibsn i-uisn • Di-miian vby laio-ii

• i-iin n^n-jsn-i ma yiD • pi"n "ny; mniiav • p-nir a-ia bs Nian

[ ] onm r]N3 imm.

3 3

(15)

450 Kaufmann, Beiträge zur Geschichte Ägyptens etc.

reben und machte ihn kahl und leer, riss seinen Zaun ein, verwüstete seine Herrlichkeit und herrschte darin mit Grimm und Wut".

Wer ist nun Salomo? Neubauer a. a. 0. 545 n. 2 ver¬

mutet, der Name enthalte eine Anspielung auf Sar Schalom. Dieser

aber und sein Sohn sind offenbar die Steuereintreiber, die Vögte,

die den Weinberg, seit Jesajas herrlichem Gleichnisse (c. 5) die

Lieblingsbenennung Israels, zur Ausbeutung mieten wollen. Salomo,

der Herr und Eigentümer des Weinbergs, der allein ihn vermieten

darf, kann also nur Saladin sein. Darauf weist aber auch deutUch

der Name Salomo hin. Erinnem wir uns nur, dass der Gründer

der Ejjubidendynastie der Sohn Ejjübs gewesen ist, Ibn Ejjüb

aber den ständigen Geleitnamen Salomos bildet , so wird die An¬

spielung sofort durchsichtig und die Annahme, dass hier von Saladin die Rede ist, zur Sicherheit erhoben.

Abraham b. Hillel spricht von den Vorgängen , die er be¬

schreibt, nicht als Augenzeuge. Er ist höchstens als jüngerer Zeit¬

genosse zu betrachten, der im Namen seines Vaters (p. 547, Z. 10)

Suttas Jugendgeschichte überUefert. Der Tod Samuel Hannagids,

des trefflichen Schützers und Leiters der ägyptischen Judenheit,

dieses zweiten Mardochai *), liegt für ihn weit zurück wie im gol¬

denen Zeitalter. Von dem Nagid Nathanael, der auf Samuel gefolgt

war und noch von Benjamin von Tudela in voller Wirksamkeit

angetroffen wurde *), schweigt sein Bericht ; er eilt , auf Saladins

Tage überzugehen, mit dessen Regiemngsantritt sich gleichsam der

Himmel für die Juden Ägyptens verfinsterte. Dieser liess sich nämlich, offenbar eine seiner frühesten Regierangshandlungen, dazu bewegen,

Sar Schalom die Steuereintreibung zu vermieten, wodurch die Juden

Ägyptens einer bis dahin unerhörten Bedrückung verfielen. Vier

Jahre dauerte dieser traurige Zustand*), bis Moses Maimonides, den

die Urkunde in Ausdrücken einer Bewunderang preist, die den

Überschwang späterer Zeiten vorwegnimmt, Wandel schaffte und

Rettung brachte. Maimüni wäre somit von Saladin vier Jahre nach

seinem Regienmgsantritt an die Spitze seiner jüdischen Unterthanen

berafen worden, der erste urkundliche Beweis dafür, dass er nicht

nur als Leibarzt des Sultan, sondem auch als Nagid, als Fürst und

Führer seiner Glaubensgenossen in Ägypten gewirkt hat*). Einen

dokumentarischen Beweis für die Wahrheit dieser Angabe liefert

1) Vgl. M. St einsah nei der, Die hebräischen Übersetzungen des Mittel¬

alters p. 128 n. 140.

2) P. 545: ['injtri •'3Tn7;. Hieraus hat Neubauer ,ib. 655 einen Nagid Mordecai gemacht. Vgl. jetzt Kaufmann, Monatsschrift 41, 503 ff.

3) Die Annahme, dass Benjamin erst 1171 nach Egypten kam, bedarf jetzt einer Überprüfung und Berichtigung. S. Zunz, Oesammelte Schriften I, 163 n. 10.

4) P. 546, Z. 6 V. u.: D-iIlO nsaiN VXi "llOn.

5) Vgl. Oraetz a. a. O. 336 n. 3.

3 3

(16)

eine Pergamenturkunde in meinem Besitze, ein Ehevertrag, ge-

schlosssen vor dem jüdischen Gerichtshofe von Kairo, das 1172 als

zum Verwaltungsbezirke „unseres Herrn B. Moses, des grossen

Lehrers in Israel" ') gehörig ausdrücklich darin bezeichnet wird.

Allein Sar Schaloms Sturz war nur ein vorübergehender.

Wühlereien und Denunziationen , die er im Vereine mit seinem

Sohne betrieb , wurden für die jüdischen Bewohner Ägyptens eine

Quelle unablässiger Leiden und steter Gefahren. Diese traurigen

Erscheinungen mögen auch die Veranlassung gewesen sein, die

Maimüni zum Rücktritt von seinem Amte bewogen haben wird.

Mehr als eine Vermutung kann jedoch darüber nicht geäussert

werden, da die Quelle davon schweigt. Sicher ist es nur, dass zur

Zeit des endgültigen Sturzes Sar Schaloms und seines Sohnes

Maimüni nicht mehr an der Spitze der Leitung der .jüdischen An¬

gelegenheiten gestanden haben kann. Als nämlich die Schreckens¬

herrschaft der zwei Delatoren auf den Gipfel gestiegen war, ent¬

schloss sich ein Mann, der mit dem Ehrennamen „unser Lehrer

R. Isaac" in der Urkunde bezeichnet wird, die zu Tode geängstigte

und gequälte Judenschaft vor den Sultan zu führen und um Ab¬

stellung der schmachvollen Zustände vor dem Throne zu flehen.

Die Audienz hatte einen vollen Erfolg. Sar Schalom und sein

Sohn wurden der Gemeinde ausgeliefert, die sie durch einen strengen Bann aus ihren Reihen ausschloss.

Einen Zeitpunkt für dieses Rettungswerk festzustellen, ist auf

Grund der ungenügenden Angaben der neuen Quelle noch nicht

möglich. Aber mit dem Zuge Saladins nach Palästina, wie Neu¬

bauer ohne weiteres annehmen zu dürfen geglaubt hat, scheint

der Vorgang nichts zu thun zu haben. Saladin muss vielmehr, da

R. Isaac seine Hilfe anruft, in Ägypten gewesen sein. Die Quelle

besagt auch gar nicht, dass der König nach dem heiligen Lande

gezogen war, vielmehr ganz ausdrücklich das Gegenteil, dass nämlich der Fürst, der Emir oder Minister Saladins, der Sar Schalom unter¬

stützt hatte, nach Palästina geschickt wurde und dass so die freilich

trügerische Hofihung unter den Juden Ägyptens erweckt wurde,

dass sie nunmehr vor den Nachstellungen ihrer inneren Feinde

endlich Ruhe finden würden'). Wenn diese Auffassung richtig ist,

dann dürfte auch die Herrschaft Admons '), von der in der Ein-

1) Die Urliunde datiert: TBIIT): "l«y yaNObS ymsb« DV •'D

bs-i D"<nsM üNUODa nbm ysNKm nsn yaiNi Nob« niian piön-ia

bnan am nion tsjitnt nimiai nam» »nns oib'^s

bM11Z}'<a. S. jetzt Monatsschrift 41, 215 und 46S.

8) p. 549, z. 9 V. u.: nN " aiiDa ' D"'»'' 0^20 ypM "n-ii

"^bn Tiryw nian id-i?:« --a • (,/■ 126, i) a-inbina ir-'n ivat

laaa it*» batis ibiN (ij-imn) • -lasn y-isb.

3) Neubauer p. 545 n. 1 bemerkt: Armenian, allusion to Saladin, who was a Kurd; pniK would mean a Christian, out of place in Egypt at that

(17)

462 Kaufmann, Beiträge zur Geschichte Ägyptens etc.

leitung unserer Urkunde die Eede ist, ihre Erklärung finden. Es

ist bekannt, dass Saladin auch Christen zur Besetzung der höchsten

Regierungsämter heranzog '). Admon , der Rote , Esaus ursprüng¬

lichste Bezeichnung, ist im Mittelalter häufig die Benennung der

Christen Vielleicht war es ein christlicher Schatzmeister oder

Pinanzminister Saladins , der Sar Schalom und dessen Sohn als

Steuerschraube der jüdischen Unterthanen Saladins missbrauchte.

Er wird es denn gewesen sein, dessen Abgang nach Palästina neuen

Lebensmut in die Gemüter der Juden Ägyptens gebracht haben

dürfte. Welche Härte in der Behandlung der Juden durch christ¬

liche Beamte in Ägypten veranlasst worden sein kann , zeigt fast

himdert Jahre früher bereits das Beispiel des christlichen Wesirs,

von dem uns der Brief nach Konstantinopel nach dem Tode des

Nagid Meborach (1098—99 ca.) Kunde bringt»).

epoch. Allein '1')2'^N ist kein Armenier und ein Armenier kein Kurde. An Christen unter Saladin zu denken, ist aber eben gerade am Orte.

1) Weil, Geschichte der Chalifen III, 428 n. 1.

2) Vgl, die reichen Nachweisungen bei Zunz, Synagogale Poesie p. 438.

3) S. oben p. 446.

(18)

Uber zwei arabische Codices sinaitici der

Strassburger Universitäts- und Landesbibliothek.

Von Dr. J. Oestrnp.

Der grosse Schatz christlicher arabischer Handschriften, welcher

seit Jahrhunderten in den Bücherschränken des Sinaiklosters auf¬

gespeichert liegt, und von welchem zuerst Tischendorf Proben nach

Europa mitbrachte'), ist uns neuerdings durch die von Mrs. Gibson

veröffentlichte Eeihe von Studia Sinaitica') und insbesondere durch

ihren Katalog (Nr. DI der Serie) näher bekannt geworden. Bei

dem ziemlich oberflächlichen Charakter der Kompilationen der ge¬

lehrten*) englischen Dame sind wir trotzdem über manches im

imklaren geblieben, sowohl hinsichtlich des Inhalts der Handschriften als der stark vulgarisierenden Sprachform, welche, wie es scheint,

die meisten — vielleicht alle — darbieten. Gerade diese Sprach¬

form hat aber für uns das grösste Interesse.

Um so wertvoller ist es, dass durch eine neuliche Erwerbung

der Strassburger Universitäts- und Landesbibliothek zwei grosse

Specimina dieser Kategorie der europäischen Forschung näher zu¬

gänglich geworden sind*). Während meines Aufenthaltes in Strass¬

burg im Winter 1896—97 habe ich Gelegenheit gehabt alle beide

genauer zu untersuchen , und bei der grossen Bedeutung dieser

Handschriftenklasse für die Kenntnis der Entwicklungsstufen des

Vulgärarabischen glaube ich eine nicht imnütze Arbeit zu thun,

wenn ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen den Pachgenossen

imterbreite.

1) Vgl. ZDMG. I, 148 ff. und VHI, 584.

2) Cambridge 1894—96, I—V, 4».

3) Diesen Beinamen darf man ihr nicht verweigern; bat sie doch — wohl nur um recht gelehrt auszusehen — den Handscbriftenkatalog in griechi¬

scher Sprache und mit griechischen Zahlbuchstaben herausgegeben ;* englisch, oder auch lateinisch, das wäre doch gar zu einfach — und zu praktisch — gewesen!

4) Die Handschriften sind — man weiss nicht wie — vom Sinai nach Kairo gekommen und dort durch Vermittelung des Dr. Reinhardt, Dragoman am deutschen Generalkonsulat, für die Strassburger Bibliothek erworben.

3 15 «

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