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Die Wasserversorgung der Herrscher

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Academic year: 2022

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Die Wasserversorgung der Herrscher

Peter Pfälzner

Feuchtholzablagerung

Sie bildet den bisher größten und bedeutends­

ten Fund von Feuchtholz aus der Bronzezeit in den eher trockenen Ländern des Vorderen Orients.

Verstürzte Holzbalken

Die einzelnen Balken verbrannten bei der Zer­

störung des Palastes nur teilweise und haben sich aufgrund der hohen Feuchtigkeit in dem Brunnenschacht ausgezeichnet erhalten.

< Blick in den Palastbrunnen

An den Wänden des 9 m x 9 m messenden Fels­

schachtes entlang führen gleichmäßig verlegte 1,5 m breite Stufen aus Basalt in eine Tiefe von mindestens 14 m hinab.

Im nordwestlichen Teil des Königspalastes von Qatna liegt der Palastbrunnen. Er diente der zentralen Wasser­

versorgung der königlichen Residenz. Es handelt sich jedoch nicht um einen einfachen, rein funktionalen Brun­

nenschacht, sondern um eine Anlage monumentalen Ausmaßes - die größte und aufwendigste Brunnenan­

lage, die bisher in einem bronzezeitlichen Palast Vorderasiens entdeckt wurde. Der Brunnen ist ein annähernd quadratischer Raum von 10 m x 11m Größe. Ringsum war er von Lehmziegelmauern eingefasst, die gleich­

zeitig die Fundamente für die im Westen, Süden und Osten angrenzenden Räume bildeten, während diejeni­

ge im Norden die Palastaußenmauer darstellte. Einst standen die Mauern 5 m hoch um den Brunnenraum.

Darunter war der Brunnen auf nur leicht verminderter Größe senkrecht in den anstehenden Fels eingeschnit­

ten. Der in der Fläche 9 m x 9 m messende Schacht reichte ehemals mindestens 14 m tief hinab, womit der Brunnenraum eine gesamte Tiefe von 19 m, gemessen von den Fußböden der umgebenden Palasträume aus, besaß.

1999 begann die Ausgrabung des Palastbrunnens und dauert nun schon mehr als zehn Jahre an, ohne dass bisher die Sohle erreicht worden wäre. Mittlerweile ist die Freilegung auf einer Tiefe von 17 m angelangt, wobei die Arbeiten aufgrund der zunehmenden Tiefe immer schwieriger und zeitintensiver werden. Zahlreiche über­

raschende Funde und Befunde im Brunnenraum entschädigen allerdings für derartige Mühen und machen die­

se Stelle zu einer der ergiebigsten und bedeutendsten des gesamten Palastbereichs.

Die architektonische Gestaltung der Anlage beeindruckt durch die monumentale Treppenanlage, die den Schacht bis unten hin zugänglich machte. Sie besteht aus gleichmäßig verlegten Basaltstufen; diese sind auf treppenartig abfallende Absätze in der Felswand aufgelegt. Die 1,5 m breite Treppe beginnt an der Ostseite des Brunnens und zieht in mehrfach abknickendem Verlauf entlang der vier Seitenwände nach unten, bis sie an der Ostseite für einen fünften Treppenlauf ein weiteres Mal umbiegt.

Demnach konnte das Brunnenwasser nicht nur mit hülfe von Seilen nach oben gezogen werden, sondern es war zudem möglich, auf bequeme Weise bis zur Sohle hinabzusteigen. Wahrscheinlich befand sich dort un­

ten eine Wasserquelle, die sorgfältig gefasst gewesen sein dürfte. Davon zeugt eine riesige Basaltschaie mit einem steinernen Ausguss, die auf halber Höhe der Treppe gefunden wurde. Dort war sie liegengeblieben, nachdem man - offenbar erfolglos - versucht hatte, sie aus dem Brunnen herauszuschaffen.

Der Brunnen wurde bei der Zerstörung des Palastes um 1340 v. Chr. bis zu seinem Rand mit Bau- und Brand­

schutt angefüllt. Ganze Mauerteile sind in großen Stücken hinabgestürzt. Dazwischen fanden sich auch 3000 Fragmente von kunstvollen, farbigen Wandmalereien, die einst den Raum N östlich des Brunnens geschmückt haben müssen. Sie waren mit Mauer- und Fußbodenresten dieses Raumes in den Brunnenschacht gerutscht.

Die Hotzfunde

Ab einer Tiefe von 14,5 m wird die Erde der Schachtfüllung wegen des nahen Grundwasserspiegels schlagartig feucht. Hier konnte eine umfangreiche Ablagerung von Feuchtholz aufgedeckt werden. Die einzelnen Holz­

balken sind nicht verbrannt und haben sich aufgrund des hohen Feuchtigkeitsgehaltes ausgezeichnet erhalten.

Es handelt sich um den bisher größten und bedeutendsten Fund von Feuchtholz aus der Bronzezeit in den ariden Ländern des Vorderen Orients.

Innerhalb der chaotisch verstürzten Holzablagerung stieß man auf mächtige Dachbalken von bis zu 5 m Länge und 800 kg Gewicht, aber auch auf regelmäßig geschnittene Holzbohlen sowie Kanthölzer mit Zapflöchern, die vielleicht von Türen oder Möbeln stammen könnten. Besondere Aufmerksamkeit verdienen drei profilier­

te Holzstangen mit Seilabdrücken, die möglicherweise Teile von Seilwinden gewesen sein könnten. Alle diese Hölzer sind bei der Zerstörung des Königspalastes aus dem Erdgeschoss in den Brunnenschacht gestürzt und waren sicherlich Teile des Daches, aber auch Teile der früheren Einrichtung des Raumes über dem Brunnen.

Sie stellen ein einmaliges Zeugnis bronzezeitlicher Zimmermannstechnik im Alten Orient dar.

175 > Qatna - Die Paläste

Originalveröffentlichung in: Schätze des Alten Syrien. Die Entdeckung des Königreichs Qatna ; [das Buch erscheint anlässlich der Großen Landesausstellung im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart ...], Stuttgart 2009, S. 174-175

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