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TU Darmstadt Fachbereich Mathematik Jakob Creutzig SS 2004 20.04.04

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TU Darmstadt Fachbereich Mathematik

Jakob Creutzig

SS 2004 20.04.04

Musterl¨osung zum 1. Aufgabenblatt

”Stochastische Analysis“

Gruppenaufgabe:Wir betrachten den folgenden stochastischen Prozeß auf [0,∞[: Es sei (εi)i∈N eine Bernoullifolge (also i.i.d. mitP(εi = +1) =P(εi =

−1) = 1/2). F¨urt ∈[n, n+ 1[ setzen wir Xt:=

n

X

i=1

2−iεi .

1. Skizzieren Sie eine ,typische’ Trajektorie von X, und untersuchen Sie den Prozeß auf Stetigkeitseigenschaften. Was hat limt→∞Xt f¨ur eine Verteilung?

L¨osungsvorschlag:X ist ein cadlag–Prozeß, ist aber nicht linksstetig.

Sei t >0, t∈[n, n+ 1[. Weil f¨ur s > t gilt:

|Xt(ω)−Xs(ω)| ≤

X

i=n+1

2−ii(ω)|= 2−n≤2−t+1,

ist Xt(ω) P–f.s. konvergent. Weiter ist die Verteilung von limt→∞Xt

die Gleichverteilung auf [−1,1]; um dies zu sehen, betrachten wir Y = (X+ 1)/2:

(Xt+ 1)/2 =

n

X

i=1

2−i(1 +εi)/2.

Nun ist f¨ur ein dyadisches Intervall ]k/2n,(k+ 1)/2n] mit 0 ≤k ≤ 2n leicht nachzurechnen, daß

t→∞lim Yt∈ ]k/2n,(k+ 1)/2n]⇔

n

X

i=1

2−i(1 +εi)/2∈]k/2n,(k+ 1)/2n] und damit folgt sofort, daßP(limtYt∈]k/2n,(k+ 1)/2n]) = 1/2n; wei- ter ist P(limYt = 0) =P(εi = 0 immer) = 0 (Borel–Cantelli). Folglich stimmt die Verteilung von limtYt auf der Menge der dyadischen Inter- valle mit der Gleichverteilung ¨uberein, und damit auch auf B([0,1]) (schnittstabiles Erzeugendensystem).

(2)

2. Bestimmen Sie die kanonische Filtration FXt .

L¨osungsvorschlag: F¨ur t ∈ [n, n + 1[ ist FXt = σ({εi : i ≤ n}).

Denn einerseits ist Xt eine meßbare Funktion der εi, andererseits ist Xt−Xt−1 = 2−nεn.

3. Pr¨ufen Sie, welche der folgenden Prozesse adaptiert sind bez¨uglich FXt : (a) ¯Xt =Pn

i=12−iεi f¨urt ∈[n/2,(n+ 1)/2[.

L¨osungsvorschlag:Nicht adaptiert, die Filtration w¨achst zu schnell.

(b) ˆXt =Pn

i=12−iεi f¨urt ∈[2n,2n+ 1[, Xt = 0 sonst.

L¨osungsvorschlag:Adaptiert.

(c) ˇXt =Pn

i=12−iξi f¨urt ∈[n, n+ 1[ mit (ξi)i∈N einer i.i.d. standard- normalverteilten Folge.

L¨osungsvorschlag:Nicht adaptiert; die σ–algebren von ˇXt sind offenbar ¨uberabz¨ahlbar, nicht endlich wie f¨ur Xt.

(d) ˘Xt =Qn

i=1exp{(log(1 +πi)2+εi} f¨urt ∈[n, n+ 1[ mitπi als i–ter Stelle der 27–adischen Entwicklung von π.

L¨osungsvorschlag: Adaptiert; Xt h¨angt meßbar von ε1, . . . , εn ab.

(e) ˜Xt :=Pn

i=12−iε˜if¨urt ∈[n, n+1[, mit ˜εieiner vonεiunabh¨angigen Bernoullifolge.

L¨osungsvorschlag:Nicht adaptiert, z.B. istσ(˜ε1)6⊆σ(ε1). Denn diese σ–Algebren sind nach Voraussetzung unabh¨angig, und der Schnitt zweier unabh¨angiger σ–Algebren besteht stets nur aus Mengen des Maßes 0 oder 1 (da diese Mengen ja von sich selbst unabh¨angig sein m¨ussen).

(3)

Aufgabe 1:

1. Es seien X, Y stochastische Prozesse auf [0,∞); beide Prozesse m¨ogen rechtsstetige Pfade haben.

Zeigen Sie: Y ist eine Modifikation von X ⇔ X, Y ununterscheidbar.

L¨osungsvorschlag: “ ⇐ “ ist trivial, “ ⇒ “ : Es sei D ⊆ T eine abz¨ahlbare, dichte Teilmenge. Wegen der Rechtsstetigkeit von X −Y gilt: Xt−Yt = 0 f¨ur alle t ∈T ⇔ Xt−Yt = 0 f¨ur alle t ∈D. Nun ist aber

P(Xt−Yt= 0 ∀t ∈D) =P \

t∈D

{Xt−Yt = 0}

= 1,

und also auchP(Xt−Yt = 0 ∀t∈T) = 1 (man beachte, daß hier das Ereignis “Xt−Yt= 0 ∀t∈T“ sogar meßbar ist).

2. Geben Sie ein Beispiel f¨ur zwei ProzesseX,Y auf [0,1] an, welche zwar Modifikationen voneinander sind, aber nicht unterscheidbar.

L¨osungsvorschlag: Sei τ eine auf [0,1] gleichverteilte Zufallsgr¨oße, und setze Xt= 0, und

Yt=

(1, t =τ, 0 t 6=τ .

Dann ist f¨ur jedes feste toffenbar P(Xt=Yt) = P(τ 6=t) = 1; anderer- seits gibt es f¨ur jedes ω ein t(ω) = τ(ω), an welchem Yt(ω)(ω) = 1 ist;

also folgt sogar sicher, daß Xt6=Yt f¨ur ein t ∈T.

Aufgabe 2:Es sei (ξt)t∈Reine Familie von unabh¨angigen, identisch verteilten Zufallsvariablen mit P(ξ0 = c) < 1 f¨ur alle c ∈ R. Zeigen Sie, daß der stochastische Prozeß Xt:=ξt P–f.s. in keinem Punkt t ∈Rstetig ist.

Hinweis: Zeigen Sie mit Hilfe des Borel–Cantelli–Lemmas: Es gibt ε0 > 0, sodaß f¨ur jedes δ >0 P–f.s. gilt:

sup

t,s∈[kδ,(k+1)δ[

|Xt−Xs|> ε ∀k ∈Z.

L¨osungsvorschlag: Sei ε0 > 0 so klein, daß P(Xt − Xs > ε0) > 0 f¨ur alle t, s ∈ R. Sei nun k ∈ Z gegeben. Aus dem Lemma von Borell–Cantelli folgt, daß f¨ur jede Folge von verschiedenen Indicest1, s1, t2, s2, . . . mit ti, si

(4)

[kδ,(k + 1)δ[ gilt: P(|Xti −Xsi| < ε0 u.o.) = 0, insbesondere P(supi|Xti − Xsi|< ε0) = 0. Also gilt f.s. supt,s∈[kδ,(k+1)δ|Xt−Xs|> ε0, und also existiert eine meßbare Menge Ωε0 vom Maß 1, sodaß

∀ω∈Ωε0 ∀k ∈Z sup

t,s∈[kδ,(k+1)δ[

|Xt−Xs|> ε0 . Wir bilden nun Ω0 := T

m∈Nε0,2−m und behaupten, daß auf Ω0 jeder Pfad von X unstetig in jedem Punkte ist. G¨abe es n¨amlich ein ω ∈ Ω0, sodaß X·(ω) in einem Punkte r stetig w¨are, so g¨abe es ein δ > 0, sodaß f¨ur alle s mit |r−s|< δ gelten w¨urde |Xt−Xs|< ε0/2. Dann w¨urde aber folgen:

sup

t,s∈[kδ,(k+1)δ

|Xt(ω)−Xs(ω)| ≤ sup

t∈[kδ,(k+1)δ

|Xt(ω)−Xr(ω)|+ sup

t∈kδ,(k+1)δ

|Xr(ω)−Xs(ω)|; was im Widerspruch zur Definition von Ω0 st¨unde.

Aufgabe 3:Beweisen oder widerlegen Sie: Falls ein stochastischer ProzeßX auf [0,∞[ stetige Pfade besitzt, so ist seine kanonische Filtration FXt rechts- stetig.

L¨osungsvorschlag:Die Behauptung ist falsch; eine Gegenbeispiel ist z.B. fol- gender Prozeß: Sei Ω ={h, r},A=P(Ω), und setzeXt(h) :=t,Xt(r) :=−t.

Offenbar ist X stetig, und FX0 = {∅,Ω}, w¨ahrend f¨ur jedes t > 0 gilt, daß FXt =P(Ω).

Aufgabe 4:

(a) SeiI 6=∅und (S,S) ein Meßraum. Dieσ–AlgebraSIist die kleinsteσ–

Algebra aufSI, bez¨uglich der alle Projektionenπs :SI →S,f 7→f(s), meßbar sind. Zeigen Sie, daß eine Abbildung U : (Ω0,A0) → (SI,SI) meßbar ist genau dann, wenn alle Abbildungen πs ◦ U : (Ω0,A0) → (S,S) meßbar sind.

L¨osungsvorschlag:Sei zun¨achstU meßbar bez¨uglichA0,SI. Weil die Projektionenπs SI–S–meßbar sind, sind die Kompositionenπs◦U of- fenbarA0–S–meßbar. Sei nun umgekehrt f¨ur jedes s∈I die Abbildung πs◦U eine A0–S–meßbare Abbildung. Wir betrachten nun

T:=n

A⊆SI : U−1(A)∈A0o . Dies ist eine σ–Algebra, weil U−1(S

iAi) =S

iU−1(Ai), U−1(T

iAi) = T

i(U−1Ai) und U−1(Ac) = [U−1(A)]c. Nun sind die σ–Algebren σ(πs)

(5)

Teilmengen von T: F¨ur A ∈σ(πs), A = π−1s (B), B ∈ S ist U−1(A) = (πs ◦U)−1(B) ∈ A0 nach Voraussetzung. Da SI aber die kleinste σ–

Algebra ist, welche alle σ–Algebren σ(πs) enth¨alt, folgt SI ⊆ T, und damit ist U meßbar.

(b) Es sei X ein stochastischer Prozeß auf [0,∞[ von dem Wahrscheinlich- keitsraum (Ω,A, P) in den Zustandsraum (S,S). Folgern Sie aus (a) f¨ur die Abbildung U : Ω→S[0,t], U(ω) = (Xs(ω))s≤t daß σ(U) =FXt . L¨osungsvorschlag: Nach Teil (a) ist f¨ur jede σ–Algebra A0 die Ab- bildung U A0–S[0,t]–meßbar genau dann, wenn die Abbildungen (πs◦ U)(ω) = Xs(ω) alle A0–S–meßbar sind. Die kleinste σ–Algebra σ(U), bez¨uglich derU σ(U)–S[0,t]–meßbar ist, ist also die kleinsteσ–Algebra, bez¨uglich der alle Zufallsvariablen Xs, s ≤t, meßbar sind, und das ist nach Definition gerade FXt .

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