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Kanadische Studien zur deutschen Sprache und Literatur 48. Tiere als Chiffre. Natur und Kunstfigur in den Novellen Theodor Storms. von Ingrid Schuster

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Kanadische Studien zur deutschen Sprache und Literatur 48

Tiere als Chiffre

Natur und Kunstfigur in den Novellen Theodor Storms von

Ingrid Schuster

1. Auflage

Tiere als Chiffre – Schuster

schnell und portofrei erhältlich beibeck-shop.deDIE FACHBUCHHANDLUNG

Peter Lang Bern 2003

Verlag C.H. Beck im Internet:

www.beck.de ISBN 978 3 03910 111 5

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Vorwort

Die Spezies Homo sapiens hat die heute noch frei lebenden Tiere gros- senteils zum Aussterben verurteilt und die Nutztiere zur Ware degra- diert; täglich werden Tiere ausgerottet und abgeschlachtet, täglich wird ihnen ein weiteres Stück Lebensraum genommen.1 Wir behandeln Tie- re nicht als „arme Stiefgeschwister des Menschen“2, sondern als wären sie Schädlinge und Konkurrenten im Kampf ums Überleben.

Gleichzeitig stossen Filme und Bildbände über die letzten natürli- chen Landschaften der Erde und die letzten Exemplare gefährdeter Tier- arten auf grosses, nostalgisches Interesse; wir verwöhnen unsere Haus- tiere oft masslos (auch wenn es mit der artgerechten Haltung hapert), und Comics und Bücher über Katzen, Hunde und andere „herzige“

Tiere verkaufen sich gut. Auch Anthologien von Tiergeschichten fin- den zahlreiche Leser.3

Storms Einstellung zu Tieren war frei von dieser Paradoxie;4 er war sich der elementaren Gemeinsamkeiten von Mensch und Tier be- wusst. Er schrieb auch keine anrührenden Tiergeschichten wie Spie- gel, das Kätzchen (Gottfried Keller) oder Krambambuli (Marie von

1 Vgl. z. B. den Artikel „Umstrittene Bisonjagd in den USA“. Neue Zürcher Zeitung vom 11. Februar 2003, S. 52.

2 Der Ausdruck stammt von Adalbert Stifter (vgl. seinen Aufsatz „Zur Psychologie der Tiere“) und wurde von Hans Schumacher zum Titel eines Buches über Tiere in der Literatur gewählt (s. Anm. 6).

3 Die Anthologien sind nach unterschiedlichen Gesichtspunkten zusammengestellt;

neue reizvolle Erzählungen nicht nur über Katzen und Hunde bietet Irmgard Heil- mann in Die Nachtigall stieg herab. Frauen schreiben über Tiere. München, Zü- rich: Droemer/Knaur 1982. Anspruchsvoller ist das „Lesebuch aus Literatur und Wissenschaft“, das von Renate Böhme und Katrin Meschkowski herausgegeben wurde: Lust an der Natur. München, Zürich: Piper 1986. Das Buch stellt neben Texte von Naturforschern Naturgedichte aus Japan, China, Russland und aus der romanischen und deutschen Literatur. Von Storm werden „April“, „Abseits“, „Die Nachtigall“, „Hyazinthen“ und „Meeresstrand“ abgedruckt.

4 Eine Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden (2002/2003) trägt sogar den Titel „Mensch und Tier – eine paradoxe Beziehung“.

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Ebner-Eschenbach);5 in seinen Novellen zeigte er mit Hilfe der Tiere die kreatürliche Seite des Menschen auf, die offen zu beschreiben sei- ner Auffassung von Poesie widersprochen hätte und politisch oder ge- sellschaftlich inopportun gewesen wäre. In etwa der Hälfte der rund fünfzig Novellen Storms kommen Tiere vor; wir begegnen verschiede- nen Arten von Vögeln und Insekten, Hunden, Katzen, Pferden, einem Stier, Wölfen, Schlangen, Mäusen und Ratten. Stets sind sie Menschen oder Menschengruppen zugeordnet und spiegeln deren Charakter, Ge- fühle oder Wünsche.

Die Interaktion von Mensch und Tier in Storms Novellen, die Be- deutung der Tiere als Spiegel und Katalysator ist von der Stormfor- schung bisher nicht beachtet worden;6 die vorliegende Studie vertieft und erweitert die Forschungsergebnisse, die ich in meinem Aufsatz

„Tiere als Begleiter und Alter ego des Menschen: Zu vier Novellen von Theodor Storm“ dargelegt habe.7 Im ersten einführenden Teil kom- men Storms persönliches Verhältnis zu Tieren, sein Interesse an didak- tischen und wissenschaftlichen Büchern über Tiere und seine Einstel- lung zur Natur zur Sprache. Im Hauptteil werden, ausgehend von den jeweils beschriebenen Tieren und Tierszenen, vierundzwanzig Novel- len neu analysiert. Im letzten Teil gehe ich auf Storms Erzähltechnik,

5 Spiegel, das Kätzchen. Ein Märchen beschliesst den ersten Band von Gottfried Kellers Die Leute von Seldwyla (1856); Marie von Ebner-Eschenbachs berühmte Erzählung von einem Hund erschien zuerst in ihren Dorf- und Schlossgeschichten (1883).

6 Hans Schumacher stellte in seinem Buch Die armen Stiefgeschwister des Men- schen. Das Tier in der deutschen Literatur (Zürich, München: Artemis 1977) für ausgewählte Tiere und Tiergruppen Zitate aus der Literatur zusammen, ohne auf den Kontext dieser Zitate einzugehen. Von Storm wählte er Passagen aus den Ge- dichten „Von Katzen“ und „In Bulemanns Haus“, sowie aus dem Märchen Bule- manns Haus; die Texte finden sich in den Kapiteln „Die Katze“ und „Die Maus“.

Nach derselben Methode verfuhr Rudolf Schenda in seinem Buch Who’s who der Tiere. Märchen, Mythen und Geschichten. München: dtv 1998. Schenda listet eine Vielzahl von Tieren und literarischen Belegstellen auf; Storm wird nicht erwähnt.

David Artiss beschäftigt sich in seinem Aufsatz „Theodor Storms symbolische Tierwelt – dargestellt an seinen Vorstellungen von Wolf, Hund und Pferd“ (STSG 45 [1996], S. 7–22) mit Storms Werk, geht aber ebenfalls nicht auf den spezifi- schen literarischen Kontext ein, in dem die Tiere auftreten, sondern versucht, sie nach allgemeinen Kriterien zu typisieren.

7 Der Aufsatz erschien in Seminar 36 (2000) H. 2, S. 182–193.

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die Rolle der Tiere als „Kunstfigur“ ein. Nicht berücksichtigt werden die Tiere in den Gedichten Storms – sie verdienen eine gesonderte Untersuchung.

Zahlen in Klammern nach Zitaten beziehen sich auf Band und Sei- tenzahl der von Karl E. Laage und Dieter Lohmeier besorgten Storm- ausgabe; für die in den Anmerkungen verwendeten Abkürzungen wird auf das Abkürzungsverzeichnis auf S. 7 verwiesen. Zum Schluss ein herzlicher Dank an Professor Rodney Symington für das Lesen des Manuskripts und seine konstruktive Kritik.

April 2003 Ingrid Schuster

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Storms persönliches Verhältnis zur Tierwelt

Ich habe eben einer Spinne zugesehen, wie sie eine kleine zappelnde Fliege einwickelte und anbiss, und begreife aufs Neue immer wieder nicht, wie denkgeschulte Menschen die Erschaffung dieser grausamen Welt einem alliebenden und barmherzigen Gotte zuschreiben können.

Storm, Was der Tag gibt (IV, 529).

Heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, können wir uns kaum noch vorstellen, wie gut die Menschen früherer Zeiten über die Pflanzen- und Tierwelt ihrer Region Bescheid wussten. Im ganzen 19. Jahrhun- dert lebte und arbeitete der Grossteil der Bevölkerung auf dem Land;

das Wissen um Nutzpflanzen und Tierhaltung, Blumen und Insekten, Wild und Vögel war eine Selbstverständlichkeit. Auch in kleinen Städ- ten wie Husum wurden in Storms Jugend noch Nutztiere gehalten; an einem Weg hinter der Neustadt, so erinnerte sich Storm später, lagen Ställe und Scheuern und „ein Düngerberg reihte sich an den andern“

(IV, 435). Gleichzeitig entwickelte das Bildungsbürgertum nach dem Vorbild der Naturforscher Linné, Oken und Brehm (Vater und Sohn) eine „wissenschaftliche“ Vorliebe für die Natur.1 Man zog mit der Bo- tanisiertrommel aus und legte Käfer- und Schmetterlingssammlungen an, stellte Herbarien zusammen, stattete Studierzimmer mit ausgestopf- ten Tieren aus und setzte Wassertiere in Aquarien und Vögel in Käfi- ge.2 Dass man die Tiere damit zu einer qualvollen Existenz verdamm- te, scheint kaum jemandem bewusst geworden zu sein; auch der Naturfreund und Dichter Mörike, den Storm 1855 in Stuttgart besuch-

1 Der heute vergessene Naturforscher Lorenz Oken lehrte von 1832 bis zu seinem Tod (1851) an der Universität Zürich; er veröffentlichte u. a. eine Allgemeine Na- turgeschichte für alle Stände (1833–45). Storm erwähnt seinen Namen in der No- velle Waldwinkel.

2 Carl von Linné hatte ein Herbarium mit über 7000 Arten zusammengetragen; der Ornithologe Christian Ludwig Brehm hielt zu Beobachtungszwecken zahlreiche Tiere in Käfigen und hinterliess bei seinem Tod (1864) eine Sammlung von 9000 präparierten Vögeln. Vgl. die entsprechenden Stichworte im Brockhaus.

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te, hielt sich in einem Bauer vor dem Fenster zwei Rotkehlchen, wie Storm in seinen Erinnerungen an diese Reise nicht zu erwähnen ver- gass.3 Zwar hatte Adolph Freiherr von Knigge schon Jahrzehnte zuvor versucht, die Sitten im gesellschaftlichen Leben durch seine Ratschlä- ge Ueber den Umgang mit Menschen zu heben, und hatte es auch für nötig gefunden, einen kritischen Essay „Ueber die Art mit Thieren umzugehn“ anzufügen.4 Aber seine Mahnungen, keine Vögel in Käfi- gen zu halten und überhaupt Tiere besser zu behandeln, blieben im 19. Jahrhundert unverändert aktuell und sind es leider heute noch.

Gerade im Umgang mit Tieren sind Selbstsucht, Profitgier und Rück- sichtslosigkeit des Menschen gewöhnlich stärker als seine „Humani- tät“; der Tierschutzgedanke setzt sich nur langsam durch. Die ersten Tierschutzvereine wurden in Dresden (1839), Hamburg (1841), Mün- chen und Berlin (1842) gegründet; wie Knigge waren sie vor allem darum bemüht, grobe Tierquälereien zu verhindern.

Storm wuchs in einem grossen Haus mit Garten und mit Haustie- ren auf; noch 1845 gab es dort einen Kater Franz, eine zahme Möwe und eine zutrauliche Henne, die Storms kleiner Bruder Aemil Ingeborg getauft hatte. Sobald Storm von seinem Vater das Haus in der Neustadt erhalten hatte, hielt er sich selbst ein Haustier, einen Angorakater (der sich dann allerdings als Katze entpuppte), „ein kleines hübsches ka- ninchengraues Thier mit seidenweichen Haaren“.5 In der Skizze Von Kindern und Katzen, und wie sie Nine begruben hat Storm diese Ge- fährtin seiner letzten Monate als Junggeselle beschrieben:

Diese Katze, welche einen weissen Kragen und vier weisse Pfötchen hatte, hiess die „Manschettenmiesse“. Während ihrer Kindheit hatte ich sie oft, wenn ich ar- beitete, vorn in meinem Schlafrock sitzen, so dass nur der kleine hübsche Kopf hervorguckte. Höchst aufmerksam folgten ihre Augen meiner schreibenden Feder, die bei dem melodischen Spinnerlied des Kätzchens gar munter hin und wider glitt (IV, 225).

Mehr als Katzen faszinierten Storm jedoch Vögel – eine Vorliebe, bei der sicherlich das Beispiel des Vaters nachwirkte. Johann Casimir Storm

3 Vgl. LL IV, 481.

4 Knigges Essay, erstmals 1788 erschienen, wird als Anhang in diesem Buch abge- druckt. Storm lernte Knigges „Anstandsbuch“ im Juni 1880 kennen; bezüglich der Tiere sprach ihm der Autor sicherlich aus dem Herzen. Vgl. Petersen, S. 75.

5 BB II, S. 16.

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war nämlich „ein Müllersohn vom Dorfe“, der „von seiner Jugend her eine Liebhaberei für Vögel“ hatte und auch später als Rechtsanwalt in Husum „mit Behagen dem Treiben der Stare um die ausgehängten Brut- kästen“ zuschaute (IV, 481). Am 10. Mai 1854 schrieb Storm aus Pots- dam an die Eltern:

Gestern abend verlor ich mich allein in die einsamsten, feuchtesten und grünsten Partien des Parks von Sanssouci; die Eichhörnchen sassen am Wege, richteten sich auf und guckten mich an, die grauen Baumspechte, deren hier sehr viele sind, waren an den Baumrinden geschäftig, in der Ferne hörte man die Nachtigall und den Vogel Bülow [Pirol]. Nur ein einziger Mensch begegnete mir. Ich dachte im- mer an Euch und wünschte Euch zu mir; bei jeder schönen Aussicht dachte ich an Mutter, bei jedem Vogelschrei an Dich, lieber Vater. […] Wie glücklich wär ich, könnte ich so recht in und mit der Natur leben; das ist wohl ein Erbteil, und diese Neigung nimmt mit jedem Jahr zu.6

Storm schätzte Haustiere ihrer Zutraulichkeit, ihrer besonderen Fähig- keiten oder ihrer Possierlichkeit wegen – also eigentlich aufgrund ih- res menschenähnlichen Verhaltens. Freilebende Tiere dagegen nahm er als Geschöpfe der Natur wahr, begriff sie als Teile eines wunderba- ren Ganzen, zu dem auch er sich zugehörig fühlte:

Eben komme ich aus dem Garten. O wie ist die Welt voll Sonnenschein; wie wun- derherrlich ist die Natur; alle Büsche hängen voll Blüthen und die Blüthen voll Bienen; rings umher in den Lüften ein Summen, Trillern und Pfeifen, so recht eine Sommerlust.7

Dieses Gefühl des Verbundenseins mit der Natur erstreckte sich auch auf Tiere, die vom Menschen gewöhnlich als abstossend oder unnütz empfunden werden:

Eben klettert wieder die grosse Spinne auf meinen Papieren umher, ich hab sie aber hinausgetragen, ich mag das Thier nicht mehr in der Stube leiden; tödten kann ich sie nicht; mich dünkt es verräth immer Gedanken- oder Gefühllosigkeit, mehr wohl das erstere, wenn so viele Menschen alle diese Thiere, die ihnen grade in den Weg kommen, ohne Weiteres zertreten. – Raum für alle hat die Erde.8

6 Briefe 1, S. 234.

7 BB I, S. 50.

8 Ebda, S. 84.

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Ohne auf Schönheit oder Nützlichkeit zu achten, erkannte Storm allen Lebewesen das Recht auf Leben zu, und so überrascht auch nicht, dass er sich nie für den Jagdsport begeistern konnte. Der Satz „Raum für alle hat die Erde!“ – ein Zitat aus Schillers Gedicht „Der Alpenjäger“ – bedeutet im Grunde eine Verurteilung der Jagd, denn in dem Gedicht fällt mit diesen Worten ein Alpengeist einem fanatischen Jäger in den Arm und hindert ihn am Schiessen. Trotzdem wäre es falsch, Storm auf eine idealistisch-romantische, wirklichkeitsferne Einstellung zur Natur festzulegen. Da er schon in seinen jüngeren Jahren das Weltbild und die Weltordnung des Christentums ablehnte, konnte er weder an eine göttliche Vorsehung noch eine transzendente Bestimmung des Menschen glauben. Mensch und Tier waren seiner Ansicht nach glei- cherweise den Naturgesetzen ausgeliefert: „In allem, woran die Sinne Theil haben, sind wir unfrei, gefesselt, von etwas Anderm ausser uns,

– von den Naturgesetzen abhängig.“9 Und lange bevor Darwins On the Origin of Species by Means of Natural Selection (1859) der Diskus- sion um die Entwicklungsgeschichte des Menschen eine neue Rich- tung gab, charakterisierte Storm den Menschen als Rädchen im Mecha- nismus der Natur:

[…] weil die Natur zu ihrem grossen Mechanismus der Mutterliebe bedarf, so hat sie auch den unüberwindlichen sklavischen Trieb danach eingepflanzt, es ist ein Beweis, dass wir keine freien selbständig geistigen Wesen sind, sondern nur Thei- le in dem grossen Ganzen der Welt, nicht eigenem sondern dem Zwecke dieses Ganzen untergeordnet und dienend, auftauchend aus demselben, zurückschwin- dend in dasselbe.10

Storm schrieb diese Sätze im Jahr 1846; fast fünfundzwanzig Jahre später, nachdem er aus nächster Nähe die bewaffneten Auseinanderset- zungen um die staatliche Zugehörigkeit Schleswig-Holsteins erlebt und anhand von Presseberichten auch den Krieg Deutschlands gegen Frank- reich mitverfolgt hatte, fügte Storm seinem Bild vom Menschen und von der Natur einen weiteren illusionslos-deterministischen Zug hinzu:

Mir erscheint im Kriege, trotz alles Erhabenen, was dabei gelegentlich vorkommt, der Mensch, oder besser, die Menschheit in ihrer tiefsten Erniedrigung; denn er,

9 BB II, S. 153.

10 Ebda, S. 266.

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oder sie, erscheint hier als das willenlose – trotz alledem willenlose – Werkzeug der Natur, die ohne Vernichtung nicht balancieren kann und deshalb ihre Kreatu- ren aneinanderhetzt.11

Nach Storms Überzeugung basiert Leben für Mensch und Tier auf von der Natur auferlegten Funktionen wie der Futtersuche, der Fortpflan- zung, der Aufzucht der Nachkommen und der Vernichtung des Schwä- cheren durch das Mächtigere: „Das Bestehen der Welt beruht darauf, dass alles sich gegenseitig frisst […].“12 Der Versuch des Menschen, seine Ideen und seinen Willen gegen die Natur, gegen ihre Gewalt und ihre Gesetze durchzusetzen, bzw. der vergebliche Widerstand des Men- schen gegen die übermächtigen Naturkräfte sind von 1870 an ein im- mer wichtigeres Motiv in den Novellen Storms.

Doch zurück zu den Tieren. Haustiere, Nutztiere, frei lebende Tie- re – es gibt noch eine Gruppe von Tieren, die Storm faszinierten und die er beobachtete, sooft er die Möglichkeit dazu hatte: Tiere aus frem- den Ländern, Tiere von exotischem Reiz, die in herumziehenden „Me- nagerien“ und später in zoologischen Gärten zur Schau gestellt wur- den. So besuchte Storm 1845 in Husum – es war gerade Jahrmarkt – die „Wilde Thier-Bude“, wo ihn besonders „ein kleines Igneumon“, d. h. ein Mungo, interessierte: „das Thierchen, das die Krokodilleier [sic] aussäuft“.13 Und noch im April 1888, wenige Monate vor seinem Tod, liess er sich die Gelegenheit nicht entgehen, eine Menagerie in Husum zu besuchen: „ging in die treffliche Menagerie von Scholz“.14 Eine neue Phase in Storms Einstellung zu Tieren begann, als er Vater dreier Söhne geworden war. Auch seine Kinder sollten mit Tie- ren aufwachsen, sollten durch sie „Natur“ kennenlernen. So kamen in Husum zu der kaninchengrauen Angorakatze eine weisse Katze und ein schwarzer Kater, ein kleiner weisser Pudel, eine weisse Taube und das Kaninchen Nine hinzu;15 in Potsdam und Heiligenstadt gehörten zur Familie eine Wachtel im Käfig, eine weiss und schwarz gefleckte

11 Brief vom 31. Oktober 1873 an Oskar Horn, Briefe 2, S. 74.

12 Brief vom 3. August 1870 an den Sohn Ernst, Briefe 2, S. 19.

13 BB I, S. 315.

14 LL IV, 563. Es handelt sich vermutlich um den Menagerie-Besitzer August Scholz, von dem auch Carl Hagenbeck – damals noch Tierhändler – in seinen Jugenderinne- rungen berichtet. Vgl. Carl Hagenbeck, Von Tieren und Menschen. Leipzig: Paul List 1928, S. 29.

15 Vgl. LL IV, 225 ff.

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Katze, Kaninchen und weitere Vögel. Es war vor allem Storms ältester Sohn Hans, der Tiere liebte und sich um sie kümmerte. Storm hatte diese Tierliebe schon früh mit entsprechenden Spielsachen und Bü- chern gefördert. So hatte Hans 1854 zu Weihnachten eine Menagerie erhalten, an der offensichtlich auch der Vater grosse Freude hatte – an den „süperben Tieren aus Papiermaché und Käfichten mit Messing- stangen, die hinten eine Tür haben“.16 Für Hans und seinen Bruder Ernst gemeinschaftlich (die beiden waren damals sechs bzw. knapp vier Jahre alt) war ein grosses Bilderbuch Die Säugetiere bestimmt,

„der erste Band eines vierbändigen Werkes, das vom Ministerium zum Anschauungsunterricht in den Schulen eingeführt [worden war]“.17 Der Jüngste wurde in diesem Jahr mit einem „Schaukellamm“ beschenkt.18 Ebenfalls ein Geschenk für Hans war das Buch Was da kriecht und fliegt, Bilder aus dem Insektenleben von Ernst Ludwig Taschenberg, das Storm 1862 anschaffte; die Publikationen dieses Entomologen gal- ten als „populär und gemeinnützig“.19

Im Jahr 1863 war Storms Interesse an Tieren besonders lebhaft;

über die Gründe können wir nur spekulieren. Hatte er damals bereits von Darwins On the Origin of Species by Means of Natural Selection Kenntnis erhalten, das 1863 in 2. Auflage auf deutsch erschien? Oder veranlasste ihn die Situation in der eigenen Familie, über die Lebens- bedingungen der Tiere nachzudenken? Constanze konnte sich von ih- rem letzten Kindbett nicht erholen, wurde krank und litt unter krampf- artigen Schmerzen. Prompt erkrankten auch die beiden jüngsten Kinder.

Aus dieser bedrückenden Atmosphäre scheinen sich sowohl Storm wie sein fünfzehnjähriger Sohn Hans in die Tierwelt geflüchtet zu haben.

Storm schrieb damals seinen Eltern:

Hans beschäftigt sich jetzt mit allen möglichen Tieren. Morgens, wenn ich aufwa- che, höre ich ihn mitunter in der Nebenstube schon im Bett seinen jungen Buch- fink füttern. Heute erwartet er die Niederkunft seines weissen Kaninchen’s; seine Katze hat ihm vor etwa 8 Wochen auf die Brust und vor 8 Tagen wiederum ins Bett gejungt, alles Viehzeug, was in seine Nähe kommt, bleibt an ihm hängen.20

16 Brief vom 22. Dezember 1854 an die Schwiegereltern Esmarch, Briefe 1, S. 255 f.

17 Brief vom 19. Dezember 1854 an die Eltern, BH, S. 50.

18 Ebda.

19 Brockhaus, Bd. 15, S. 625.

20 BH, S. 195.

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Storm selbst verwirklichte trotz grosser finanzieller Nöte einen Som- merurlaub in der Heimat; die ersten acht Tage verbrachte er in Altona und Hamburg und beschäftigte sich vornehmlich mit der Tierwelt. Als erstes besuchte er eine offenbar viel besprochene Landwirtschaftsaus- stellung, die er „wirklich imponierend“ fand; besonderer Höhepunkt:

„eine Kuh, die 36 Kannen Milch gibt“.21

Darauf folgte eine Hundeausstellung, an der, wie er mit Genugtuung feststellte, tatsächlich zwei Möpse zu sehen waren: „[…] ich begreife nicht, weshalb man dies originelle und nicht unzierliche Geschlecht aussterben lässt.“22 Daran schloss sich ein Besuch des Zirkus Renz an.

Die „köstlichen Pferde“ begeisterten Storm, ebenso die „tolle Reiterin“

Adele Leonhard.23 Auch eine Löwennummer wurde geboten, wobei

„der Löwenbändiger seine Flinte nahm, um über die Bestie wegzuschies- sen“.24 In Hamburg stand schliesslich der neu eröffnete Zoologische Garten auf dem Programm; Storm kannte bereits den Berliner Zoo, der seit 1844 bestand, und fand den Hamburger „ungleich schöner“: „Die Wasservögel, hunderte umschwärmen in völliger Freiheit einen grossen Teich, ebenso tummeln sich in einem andern Seehunde.“25 Seinen Kin- dern brachte Storm von dieser „zoologischen“ Reise eine lebendige Schildkröte mit; das „Menagerietier“ machte „einen grossen Eindruck“.26 Nicht erfüllt hatte sich auf der Reise anscheinend der Wunsch Storms, die Bekanntschaft Alfred Edmund Brehms zu machen, des Direktors des neuen Zoos. Der Name des weitgereisten jungen Zoolo- gen aus Thüringen war Storm ein Begriff;27 er las vermutlich seine Beiträge in der Gartenlaube; vielleicht kannte er sogar sein Werk Das Leben der Vögel (1861). Brehms Tierleben, das zum Klassiker der Tier- schilderung werden sollte,28 begann von 1864 an in sechs Bänden zu

21 BF, S. 156.

22 BF, S. 158.

23 BF, S. 157.

24 BF, S. 157 f.

25 BH, S. 199. Gertrud Storm hat den Brief an dieser Stelle gekürzt.

26 Ebda.

27 Vgl. BH, S. 197.

28 „,Brehms Tierleben‘ war von Anfang an als Volksbuch gedacht und angelegt, und da sein Verfasser, der Forscher und Jäger, der Kenner der Tiere und Freund der Tiere, zugleich ein Meister der Feder war, so ist auch ein Volksbuch daraus gewor- den.“ Carl W. Neumann in der Einführung zu einer Neuausgabe von Brehms Tier- leben, Bd. 1: Das Leben der Säugetiere. Leipzig: Reclam 1924, S. 8.

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erscheinen; da aber Bücher über Tiere gewöhnlich viele Abbildungen enthielten, waren sie teuer und Storm konnte das Werk damals wohl nicht erwerben. Zwei sehr erfolgreiche Bücher, die Hans 1863 und 1864 zu Weihnachten erhielt – Tiere des Waldes von Charles Boner29 und Das Tierleben der Alpenwelt von Friedrich von Tschudi30 – hatte sich Storm als Zugabe zu seinem Honorar für Abseits und Bulemanns Haus vom Herausgeber der Leipziger Illustrierten Zeitung ausbedungen. Auch bei diesen beiden Bänden können wir davon ausgehen, dass Storm sie nicht nur für Hans, sondern auch aus eigenem Interesse ausgewählt hatte; in den siebziger Jahren beschaffte er sich ein weiteres einschlä- giges Werk: Deutschlands Tierwelt nach ihren Standorten (1873/74).

Der Verfasser Gustav Jäger hatte in Wien ein Seewasseraquarium und einen Tiergarten gegründet und war seit 1867 als Zoologieprofessor in Hohenheim und Stuttgart tätig.

Neue wissenschaftliche Impulse erhielt Storms Vorliebe für Tier- beobachtung während seines Aufenthalts in Würzburg. Der Zweck die- ser Reise war, Storms ältesten Sohn zum Abschluss seines Medizin- studiums zu bewegen, aber Storm begegnete in diesen Februarwochen des Jahres 1877 auch einer Reihe sehr aufgeschlossener und geistig anregender Menschen, allen voran dem jungen Germanisten Erich Schmidt. Storm logierte im Haus der Professorenwitwe Lina Strecker, mit deren Tochter Wally Erich Schmidt verlobt war; in ihrem Hause erhielt Storm „jede Stunde Freundlichkeit u. Theilnahme vollauf“.

Gleichzeitig kümmerten sich drei Professoren um ihn: „der Zoologe Semper (Altonaer), der Mathematiker Prym, Rheinländer, u. der Jurist Held, Würzburger, halten nebst ihren Frauen zu jeder berufsfreien Stun- de das Innerste ihres Hauses für mich offen.“31

Welche Themen in dieser Runde diskutiert wurden, kann man na- türlich nur vermuten; Brehms Tierleben, das von 1876 an in zweiter, erweiterter Auflage erschien, gehörte zweifelsohne dazu. Brehm nahm gegenüber Mensch und Tier einen revolutionären Standpunkt ein: ei- nerseits ordnete er den Menschen in die oberste Klasse der Säugetiere

29 Seltsamerweise schreibt Storm, Hans bekäme das Buch Tierleben von Boner, ver- wechselt also den Titel von Brehms Werk mit dem Boners. S. Briefe 1, S. 434.

Charles Boners Forest Creatures (1861) war soeben übersetzt worden.

30 Vgl. Briefe 1, S. 463.

31 Petersen, S. 36.

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ein, andererseits erkannte er den Tieren „Gedächtnis, Verstand und Gemüt“ zu.32 Auch der Vater Erich Schmidts, Oscar Schmidt, war Zoo- loge (er lehrte in Strassburg), und wie sich bald herausstellte, war er dabei, den letzten Band der auf zehn Bände angelegten Neuausgabe von Brehms Tierleben zu verfassen. Im August 1877 schrieb Storm seinem neuen Freund: „Ihren Papa werde ich demnächst aus Brehm’s Thierleben als Schriftsteller kennen lernen, wo er ja die Darstellung der Weichthiere übernommen hat.“33 Storm scheint also die Absicht gehabt zu haben, alle zehn Bände der Neuausgabe zu erwerben.34 Nach- dem 1879 das Werk abgeschlossen war, bewies Storm durch die Tat, wie sorgfältig er gerade den Beitrag Oscar Schmidts zum Tierleben studiert hatte: „Schreiben Sie Ihrem Vater gelegentlich, dass wir den Phreoryctes Menkeanus [eine seltenere Regenwurmart] neulich in Ha- demarschen gefangen haben, in einem Keller; ich hab ihn hier leben-

32 Brehm schreibt: „Das Säugethier besitzt Gedächtnis, Verstand und Gemüth und hat daher oft einen sehr entschiedenen, bestimmten Charakter. Es zeigt Unter- scheidungsvermögen, Zeit-, Ort-, Farben- und Tonsinn, Erkenntnis, Wahrnehmungs- gabe, Urtheil, Schlussfähigkeit; es bewahrt sich gemachte Erfahrungen auf und benutzt sie; es erkennt Gefahren und denkt über die Mittel nach, um sie zu vermei- den; es beweist Neigung und Abneigung, Liebe gegen Gatten und Kind, Freunde und Wohlthäter, Hass gegen Feinde und Widersacher, Dankbarkeit, Treue, Ach- tung und Missachtung, Freude und Schmerz, Zorn und Sanftmuth, List und Klug- heit, Ehrlichkeit und Verschlagenheit. Das kluge Thier rechnet, bedenkt, erwägt, ehe es handelt, das gefühlvolle setzt mit Bewusstsein Freiheit und Leben ein, um seinem inneren Drange zu genügen. Das Thier hat von Geselligkeit sehr hohe Begriffe und opfert sich zum Wohle der Gesammtheit; es pflegt Kranke, unter- stützt Schwächere und theilt mit Hungrigen seine Nahrung. Es überwindet Begier- den und Leidenschaften und lernt sich beherrschen, zeigt also auch selbständigen Willen und Willenskraft. Es erinnert sich der Vergangenheit jahrelang und ge- denkt sogar der Zukunft, sammelt und spart für sie. Die verschiedenen Geistesga- ben bestimmen den Charakter.“ Brehm, Bd. 1, S. 23.

33 Schmidt I, S. 55. In der 2. Auflage behandeln die ersten drei Bände die Säugetiere, drei weitere die Vögel; ein Band ist den Kriechtieren und Lurchen gewidmet, ein weiterer den Fischen. Der 9. Band, Insekten, Tausendfüssler und Spinnen, wurde von Ernst Taschenberg verfasst, der 10. Band von Oscar Schmidt.

34 In der Folge wurden Briefe zwischen Oscar Schmidt und Storm gewechselt; Storm dankte für einen Sonderdruck, Schmidt informierte Storm über den Stand der Ar- beit für den Brehm-Band. Sonderdrucke von den einzelnen Heften für Band 10 scheint Storm nicht erhalten zu haben. Vgl. Schmidt I, S. 153.

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dig in Wasser.“35 Bei Brehm fand Storm seine eigenen Ansichten über die Natur in grundlegenden Punkten bestätigt; beide Männer lehnten das christlich-mosaische Bild vom Menschen – der Mensch als einzig- artiges Geschöpf Gottes, auserwählt und hoch erhaben über alle ande- ren Lebewesen – ab; beide gingen in ihren Werken von einer Gleich- wertigkeit und Vergleichbarkeit menschlichen und tierischen Lebens aus.Auf seinem Alterssitz in Hademarschen lebte Storm mit und in der Natur, so wie er es sich einst in Potsdam gewünscht hatte. Im letzten Brief an Paul Heyse, den Storm wenige Wochen vor seinem Tod schrieb, schilderte er noch einmal eine Gartenszene, realistisch und symbolisch zugleich, die sowohl seine Freude an der Natur und seine besondere Liebe zu Vögeln erkennen lässt wie auch sein Bewusstsein, dass jedes Aufblühen von Absterben begleitet ist, dass die Gesetze der Natur er- barmungslos sind:

Wie köstlich es gestern, unser Frühlingsanfang-Tag, in meinem Tannengarten war!

[…] Alles voll Vogelgesang, und der thut merkwürdig wohl, wenn man selber matt und sangberaubt sich in der Sonne wärmt. Gartenlaubsänger, Buchfink, Mei- sen, Hänfling – alle waren sie da und sangen um mich her; sie bauten sich dabei wohl ihre Nester in den dichteren Tannenbeständen; sogar der Staar, der Spitzbub, kam und liess sich, wohl nur um die Gelegenheit zu besehen, auf einem Kirsch- baum nieder, der noch mit unaufgebrochenen Knospen stand. Frau Nachtigall sang freilich am 1. Mai den ganzen Tag in meinen Tannen, u. dann noch zweimal spä- ter; aber es waren nur Höflichkeitsvisiten, und gestern Abend schrie der Waldkauz aus den Tannen, der nur dem einen Gedanken nachgeht, all meine Künstler aufzu- fressen; bei Tage u. auch wohl später, schleicht ein schwarzer Kater hier herum; so steht der Tod an allen Freuden und wir dürfen ihn nicht ausser Rechnung lassen.36

Storm starb am 4. Juli 1888.

35 Vgl. Brehm, Bd. 10, S. 88 und Schmidt II, S. 46. Zu Storms Interesse für Botanik vgl. LL IV, S. 862.

36 Heyse III, S. 174. Sehr ähnlich schreibt Storm einen Tag später (18. Mai 1888) an Erich Schmidt.

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