• Keine Ergebnisse gefunden

eGov Präsenz: Ist E-Government rentabel?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "eGov Präsenz: Ist E-Government rentabel?"

Copied!
84
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Wo Wissen wirkt

10 Jahre BFH

ISB-Chef Peter Fischer: «In der Verwaltung

gibt es einen Strukturwandel wie in der Wirtschaft.»

Politische Perspektiven: Fünf Nationalrätinnen stehen Red und Antwort

«In Brüssel nachgefragt ...» – Interview

mit Frans de Bruïne, Europäische Kommission

Ist E-Government rentabel?

Wo Wissen wirkt

10 Jahre BFH

«eGov Präsenz»

Berner Fachhochschule

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Fachzeitschrift «eGov Präsenz»

Ausgabe 2/2007

(2)
(3)

«eGov Präsenz» 2/07

1

Keine Stabilität ohne Innovation und Wandel – Keine Innovation ohne ganzheitliche

Kosten-Nutzen-Analyse

Reinhard Riedl

Liebe Leserin, lieber Leser

Platos Grundsatz lautete: «Jede Rolle im Staat soll von dem besetzt werden, der dafür am besten geeignet ist.»

Die Staatsaufgaben sind viel komplexer geworden und bei Nichtregierungsorgani- sationen und in der Privatwirtschaft gibt es ebenfalls attraktive gesellschaftliche Ge- staltungsmöglichkeiten. Von Platos Grund- satz übrig bleibt das Prinzip, dass jede Aufgabe des Staates bestmöglich erledigt werden soll – nach Massgabe von verfüg- baren Finanzen und relativer Wichtigkeit.

Die postplatonischen Ordnungsprinzipien der Verwaltungspraxis heissen «Sparen»

und «Priorisierung». Die Politik ergänzt dies durch ideologische Diskussionsbei- träge von «mehr Verwaltungsmitarbeiten- de» bis «weniger Staat». Solche Imperative vermögen aber nicht das fundamentale Problem zu lösen, dass die Aufgaben des öffentlichen Sektors durch den wirtschaft- lichen, sozialen und kulturellen Fortschritt viel komplexer werden. Mehr und bessere Leistungen von Exekutive, Legislative und Judikative sind der Preis für unsere Hoch- leistungsgesellschaft, knappe mensch- liche Ressourcen eine Einschränkung, die durch die abnehmende Attraktivität der Behördenkarriere für junge Talente weiter verschärft wird.

Der IKT-Impact

Die Nutzung der modernen IKT (Informa- tions- und Kommunikationstechnologien) bringt hier dringend benötigte Gestal- tungsoptionen. Sie macht die Behörden- arbeit für junge Talente attraktiver. Vor allem aber ermöglicht sie neue Flexibilität bei der Wahl der Ausführungsressourcen, indem sie die notwendige Bindung der Be- hördenstruktur an die Geografie aufhebt

und Spielraum schafft für Sourcing, Public Private Partnerships und Shared Service Centers (Public Public Partnerships) – nicht nur bei IKT-Diensten, sondern auch bei Kernaufgaben, bspw. bei konsula- rischen Diensten. Mit dieser Flexibilität können wir Platos Idealen wieder näher kommen, insofern viele Aufgaben von der bestqualifizierten Instanz, z.B. einem spe- zialisierten Shared Service Center, ausge- führt werden können. Durch IKT-unter- stützte Trennung von Ausführung und Kontrolle wird dies möglich, ohne an der Substanz des Subsidiaritätsprinzips etwas zu ändern. Gleichzeitig können bislang zentrale Kontrollfunktionen dezentralisiert werden, um Verwaltungsmitarbeitende und Teams mehr Verantwortung und Optimie- rungsspielraum zu übertragen – und um die grossen Vorteile des Föderalismus zu nutzen, ohne die Nachteile mittragen zu müssen. Nebenbei zeigt sich, dass die IKT-Engineering-Prinzipien für Echtzeit- Systeme häufig mit den politischen Ge- staltungsprinzipien der Schweiz überein- stimmen: Die ereignisbasierte Verwaltung steht ante portas!

Das «alte» E-Government wollte den Staat ans Netz anschliessen. Daran lag viel schlaue Antizipation, aber es war trotzdem mehr Zweck als Mittel. Das

«neue» E-Government geht weit darüber hinaus und ist auf Effektivität, Qualität und Effizienz ausgerichtet. Es zielt darauf ab, das IKT-Potenzial für die Vereinfachung der Verwaltungsarbeit im ganzen Tätig- keitsbereich der öffentlichen Verwaltung zu nutzen. Redundanzen und Medienbrü- che sollen beseitigt, Routine soll automati- siert und für komplexe Einzelfälle soll das notwendige Wissen bereitgestellt werden.

Der technische Fokus liegt heute auf der Akten- und Archivführung sowie auf der Geschäftsprozessunterstützung. In Zu- kunft wird er vor allem auf der Unterstüt- zung der Zusammenarbeit durch entspre- chende Werkzeuge für Kollaboration in Teams und in CoPs (Communities of Practice) und auf Frameworks für die Durchführung flexibler, organisationsüber- greifender Prozesse liegen. Ziel ist eine föderierte E-Government-Infrastruktur, die den Kantonen und Gemeinden eine freie Zusammenarbeit mit Behörden- und Wirt-

Prof. Dr. Reinhard Riedl Herausgeber «eGov Präsenz»

und Leiter Kompetenzzentrum Public Management und E-Government reinhard.riedl@bfh.ch

Leitartikel

schaftspartnern ermöglicht. Dafür ist eine Government-Architektur Schweiz notwen- dig, die Leitplanken liefert, ohne die lokale Implementierungsautonomie zu stark ein- zuschränken. Im Anwendungsfokus sind neben den alten E-Government-Diensten die Unterstützung der Legislative sowie der Wahrnehmung sozialer und volkswirt- schaftlicher Aufgaben. Es geht letztlich um ein sinnvolles Sparen: Die IKT soll die In- put-Output-Relation stetig verbessern hel- fen: mehr Leistung und Leistungsqualität für weniger Steuergeld durch bessere Ab- lauforganisation!

Kein Sparen ohne genügend Ressourcen

Eine Volksweisheit sagt: Um sparen zu kön- nen, muss man reich sein. Um vom E-Go- vernment-Nutzen zu profitieren, muss man zuerst investieren. Die Anfangsjahre von ch.ch haben gezeigt, dass coole Konzepte nicht ausreichen, wenn die organisatorische Machbarkeit nicht gegeben ist. Beim neuen E-Government sind die Ansprüche noch grösser. Es funktioniert durch ein konstruk- tives Zusammenspiel von Technik-, Organi- sations- und Rechts-innovation – oder es funktioniert gar nicht. Es funktioniert durch Zusammenarbeit und die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Behörden auf allen Verwaltungsebenen – oder es funktioniert gar nicht. Es funktioniert durch die ganzheitliche Planung von Aufga- ben und auf der Basis von Roadmaps, die allen Beteiligten Zeit, Möglichkeiten, aber auch Druck geben, die für komplexe Inno- vationen notwendigen Lernkurven zu durch- laufen – oder es funktioniert gar nicht. Und weil die logische Konsequenz daraus ist, dass es nicht funktionieren kann … ent- scheiden letztlich Commitment, Professio- nalität – und Fortune!

Die Widerstände sind gross, viele haben etwas zu verlieren: Politikerinnen und Poli- tiker können sich schlechter ideologisch profilieren, wenn es pragmatisch um tat- sächlichen Output geht und nicht um mehr oder weniger Staat. Die Verwaltungs- mitarbeitenden müssen auf ihre alten Arbeitsroutinen und ihre etablierten Macht- positionen verzichten, wenn Informa- tionsorientierung die Arbeitsorganisation bestimmt und die Dominanz der Aufbau-

(4)

2

organisation schwächt. Die lokalen IKT- Dienstleister riskieren sichere Aufträge, wenn zentrale IKT-Infrastrukturen die de- zentralen Systeme ablösen. Und so weiter.

Dem steht die vage Aussicht auf Gewinn gegenüber: Geringere Steuern, wenn das Eingesparte nicht anderweitig ausgege- ben wird. Mehr politische Gestaltungs- möglichkeiten, wenn die Realisierung nicht am politischen Hickhack um symbolische Details scheitert. Eine spannendere beruf- liche Verwaltungsarbeit in attraktiveren Ar- beitsumgebungen, wenn der kulturelle Wandel gelingt. Doch die Investitionskos- ten sind hoch: Hardware und Software, Planung und Engineering, Führung des Wandels, Projektmanagement, Koordinati- on der Partner sowie von Anfang an Kom- munikation mit allen Stakeholdern – das alles kostet Geld und braucht Menschen.

Doch gerade Verwaltungsinformatiker und für die Führung von E-Government-Pro- jekten ausgebildete Kaderleute fehlen.

Angesichts solcher Probleme, Kosten und Risiken fragt sich, ob neues E-Go- vernment wirklich Sinn macht. Die Antwort ist: Ein Abkoppeln der öffentlichen Verwal- tung von Wirtschaft und Gesellschaft ist keine valable Option. Die Stabilität des Staats würde erodieren, wenn die Behör- den aus der Vergangenheit ohne Informa- tik eine zu wahrende Tradition machen, während die Wirtschaft ihre Arbeitstätig- keit durch IKT immer effizienter gestaltet.

Die wirkliche Tradition der Schweizer Ver- waltung ist ihre hohe Qualität gemessen am Nutzen für unsere Hochleistungsge- sellschaft. Solche Qualität hat nur Be- stand, wenn sie immer wieder neu erfun- den wird, wenn ihre erprobten Prinzipien im Kontext der gegenwärtigen Ansprüche von Gesellschaft und Wirtschaft immer wieder neu interpretiert werden, d.h. wenn sie sich stetig wertorientiert wandelt und ihr Input-Output Verhältnis verbessert.

TBO – Total Benefit of Ownership E-Government-Projekte sind Vehikel dieses Wandels, denen aber von vielen misstraut wird. Um verständlicher zu machen, wor- um es dabei wirklich geht, sollte für jedes Projekt vorgängig und nachgängig die Kosten-Nutzen-Perspektive aufgezeigt wer- den. Monetäre Kosten-Nutzen-Perspekti- ven sind für Bürgerinnen und Politiker wichtig, für Verwaltungsmitarbeitende zäh- len eher ganzheitliche Kosten-Wert-Per- spektiven. Bei E-Government-Projekten geht es ums Sparen, aber es gilt zu kom- munizieren, dass dies nicht ein Sparen bei der Leistungsqualität ist und nicht ein

«Mehr-Druck-Aufsetzen» für Verwaltungs- mitarbeitende, sondern ein Sparen beim Einsatz von menschlichen Ressourcen für Routinearbeiten: Die Arbeit soll durch den

intelligenten IKT-Einsatz und eine intelli- gente Reorganisation vereinfacht werden.

Eine natürliche Darstellung der Kosten- Nutzen-Perspektive ist der TBO. Er be- rechnet sich als Erwartungswert der Dif- ferenz aus Nutzen und Kosten. Im einfachsten Fall sind das Einsparungen minus Innovations- und Betriebskosten, doch solch eine rein monetäre Betrach- tungsweise hat Mängel. Wünschenswert wäre eine ganzheitliche TBO-Bewertung, die die immateriellen Werte und alle Rand- effekte mit einbezieht. Statt Zukunft mit Gegenwart zu vergleichen, sollte sie eine Zukunft mit E-Government mit einer ohne vergleichen. Beim Vergleich sollte sie alle nichtmonetären Formen von Mehrwert be- rücksichtigen: u.a. höhere Dienstleistungs- qualität, weniger operationelles Risiko, das Potenzial für die Durchführung weite- rer Projekte, Lerneffekte bei den Beteilig- ten, der kulturelle Wandel, grössere Attraktivität für junge Talente etc. Insbe- sondere sollte die technische, organisa- torische und kulturelle Nachhaltigkeit Eingang in den TBO finden und bei Inves- titionsentscheidungen sollten die Projekte als Realoptionen in einem Ausgabenkon- text betrachtet werden.

Entsprechend der Nutzenperspektive sollte auch die Kostenperspektive um nichtmonetäre Aspekte erweitert werden:

u.a. die Investition von Kreativität, Leader- ship und Commitment sowie das Bean- spruchen von nicht beliebig zukaufbaren Management- und Expertenressourcen.

Begeisterung ist ein Gut, das nicht nach Belieben produziert werden kann. Für ein gutes Projekt eingesetzt vermehrt sie sich, für ein schlechtes Projekt eingesetzt geht sie schnell verloren, und nicht eingesetzt schwindet sie langsam. Leadership ver- langt seltene, nicht erlernbare Fähigkeiten.

Dieser Einsatz von immateriellen Gütern sollte in den TBO Eingang finden, um falsche Hypes zu vermeiden. Er ist aber kaum quantifizierbar. Deshalb empfiehlt sich, mehrdimensionale Darstellungen zu wählen und die Integration der materiellen und immateriellen Kosten- und Nutzenas- pekte dem Entscheider zu überlassen.

Die vielleicht dramatischste Bedeutung von E-Government-Projekten wird aber auch mit solch umfassenden Analysen nicht erfassbar. Behörden sind Teil der Ge- sellschaft. Steigt die Produktivität des ei- nen Teils, wie wir es in der Wirtschaft be- obachten, die des anderen aber nicht, entwickelt letzterer (aus sozialen und öko- nomischen Gründen) das Verhalten einer Parallelgesellschaft – reaktionäres Denken und Verlust der Leistungsqualität nicht nur relativ, sondern absolut sind die Folge.

Dieses Phänomen ist aber nur schwer darzustellen, ohne den falschen Eindruck

zu vermitteln, dass die Behörde an der Wirtschaft gemessen wird. Trotzdem ist es wichtig, den dynamischen Wandel der Dienstleistungsansprüche in die TBO-Ana- lyse mit einzubeziehen. Weil Einzelprojekte häufig erst im Zusammenspiel mit anderen ihre volle Wirkung entfalten, empfiehlt es sich, den Betrachtungsfokus auf ganze Programme zu legen. Nicht jeder einzelne investierte Franken muss sich rechnen, sondern die Summe aller investierten Franken muss sich gut rechnen!

Nicht vergessen werden sollte, dass für Vertrauen vor allem Transparenz wichtig ist. In der Vergangenheit haben einige IKT- Projekte die Behördeneffizienz nicht ver- bessert, sondern verschlechtert, weil sie die Grundsätze des Transparenz-Enginee- rings missachteten und weil ihnen eine mangelhafte Architekturplanung zugrunde lag. Öffentlich gemacht oder auch nur in- tern zugegeben wurde das selten bis nie.

Solche Erfahrungen führen dazu, dass so- gar viele Kaderleute Net Present Value- Analysen für Alibiübungen halten. Wendet man die Resultate der GDI-Studie Ver- trauen 2.01 auf E-Government an, könnte mehr Vertrauen mit Evaluationen unab- hängiger Fachleute und durch eine breite Diskussion des Themas in den Medien und in Web 2.0 Communities geschaffen werden. Wichtig scheint mir vor allem, dass Nutzen, Kosten und Nebeneffekte offen, annähernd objektiv und verständlich diskutiert werden. Die Verweigerung von öffentlicher Diskussion ist mitverantwort- lich für das Misstrauen. Umgekehrt bietet die Kommunikation von Innovationspro- jekten die Chance, Behörden für junge Ta- lente wieder attraktiver zu machen.

Die neue «eGov Präsenz»

Wir haben einige Ressourcen eingesetzt, um die «eGov Präsenz» weiterzuentwi- ckeln und attraktiver zu machen. Wir hof- fen, dass Ihnen der neue Magazinteil ge- fällt und er im Sinne einer ganzheitlichen Perspektive den Fachteil wertvoll ergänzt.

Unser Ziel ist es, das fachliche Networking in der Schweiz und den Erfahrungsimport zu fördern. Ohne finanzielle Unterstützung unserer Praxispartner ist das nicht mög- lich. Wir hoffen, dass es uns in den nächs- ten Monaten gelingen wird, Abgänge von Partnern durch neue Partnerschaften zu kompensieren! Allen Partnern, die uns über das von Umstrukturierungen ge- prägte letzte Jahr hinweg die Treue gehal- ten haben, und natürlich auch Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, herzlichen Dank!

Ihr Reinhard Riedl Leitartikel

1 http://www.gdi.ch/fileadmin/user_uploads/pdf_media/

studien/Vertrauen_2007_Deutsch.pdf

(5)

«eGov Präsenz» 2/07

3

Berner Fachhochschule

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government Call for Papers

eGov Präsenz 1/08: «Geschäftsprozesse und SOA»

«eGov Präsenz» ist DIE Schweizer Fachzeitschrift für E-Government. Die nächste Ausgabe 1/08 beschäftigt sich mit dem Thema «Geschäftsprozesse und SOA in der öffentlichen Verwaltung». Wir laden Sie ein, bis am 12. Oktober einen Abstract zu diesem Thema einzureichen und bei angenommenem Abstract einen Artikel im Umfang von ungefähr 15 000 Zeichen zu verfassen. Die Ausgabe 1/08 erscheint Ende Februar 2008, Redaktionsschluss ist der 8. Januar.

Themenschwerpunkt:

«Prozessorientierte Organisationsgestaltung und serviceorientierte Architekturen in der öffentlichen Verwaltung»

Wir wollen einen breiten Zugang zum Thema wählen. Insbesondere – aber nicht ausschliesslich – möchten wir folgende Punkte behandeln:

– Nutzen und Nutzenpotenziale von prozessorientierter Organisationsgestaltung und von serviceorientierten Architekturen in Behörden, differenziert nach Stakeholdern

– Erfolgreiche Einführung von Geschäftsprozessen und/oder SOA in der Verwaltung – Praxisbeispiele, Lessons learned etc.

– Organisationsübergreifende Geschäftsprozesse in der öffentlichen Verwaltung und Interoperabilität – demonstriert an Praxisbeispielen

– Beschreibung der besonderen Anforderungen, Risiken und grössten praktischen Schwierigkeiten bei der Einführung von komponentenbasiertem Geschäftsprozessmanagement in der Verwaltung – demonstriert an Praxisbeispielen

– Wie wichtig sind Frameworks für die Realisierung von SOA? – demonstriert an Praxisbeispielen – Arten der Geschäftsprozessmodellierung

– SOA-Konzepte und Einsatzmöglichkeiten in der Praxis

Wir freuen uns auf Beiträge aus der Forschung und aus der Praxis. Ihre Beiträge können die aufgezählten Aspekte beleuchten oder einen anderen Aspekt des Themenkreises «Geschäftsprozesse und SOA». Wir sind offen für eine Ausweitung des Themas.

Einreichung der Beiträge

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge (Abstract, ca. 1000 Zeichen) bis am 12. Oktober 2007 an raphael.scherrer@bfh.ch.

Sie werden bis am 22. Oktober über die Annahme/Ablehnung informiert.

Annahme der Artikel

Die Beiträge müssen Fachartikel und dürfen keine PR-Artikel sein, eine gewisse Praxisrelevanz aufweisen und Aussagen sollen wo immer möglich an Praxisbeispielen illustriert werden. Weitere Kriterien für die Annahme sind Klarheit, Innovations- grad und Aktualität. Es besteht keine Garantie für die Aufnahme eines Beitrages in die Zeitschrift.

Sprache

Es werden Artikel in deutscher, französischer und englischer Sprache akzeptiert.

Wo Wissen wirkt

10 Jahre BFH www.egov-praesenz.ch

(6)

4 Inhaltsverzeichnis

Leitartikel

1 Keine Stabilität ohne Innovation und Wandel –

Keine Innovation ohne ganzheitliche Kosten-Nutzen-Analyse

Reinhard Riedl, Herausgeber «eGov Präsenz» und Leiter Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Call for Papers

3 «eGov Präsenz» 1/08: Geschäftsprozesse und SOA Zu dieser Ausgabe

6 «eGov Präsenz» – neues Kleid, erweitertes Inhaltskonzept

Raphael Scherrer, Chefredaktor «eGov Präsenz», Kompetenzzentrum Public Manangement und E-Government

7 Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe Interview

8 «In der Verwaltung gibt es einen ähnlichen Strukturwandel wie in der Wirtschaft.»

Peter Fischer, Delegierter Informatikstrategie Bund, ISB 24 In Brüssel nachgefragt ... E-Procurement

Interview mit Frans de Bruïne, Europäische Kommission, Direktor,

IKT für gesellschaftliche Herausforderungen, Generaldirektion Informationsgesellschaft und Medien 26 «Das ‹E› in E-Government steht bei uns auch für Effizienz und Effektivität»

Hans Stöckli, Nationalrat und Stadtpräsident von Biel-Bienne Kolumne

22 «Aus anderer Warte»

Das wohltemperiertE-Klavier – play Bach im E-Government Jürg Römer

30 E-Government und der Maria Theresien-Orden Josef Makolm

Perspektiven

15 E-Government im Bundeshaus – Perspektiven aus dem Nationalrat Alessia C. Neuroni

Veranstaltungen

32 E-Gov Fokus «E-Dokumentenmanagement in der öffentlichen Verwaltung»

Raphael Scherrer

34 Best of Swiss Web 2007 Andreas Kühn

36 Vorschau E-Government-Symposium 2007 Reinhard Riedl

37 Highlights der E-Government-Konferenz an der Donau-Universität Krems Silke Weiss, Josef Makolm

40 «Advancing eGovernment» – Chancen für Europas Verwaltungen Reinhard Riedl

«eGov Präsenz» 2/07

Magazinteil

(7)

«eGov Präsenz» 2/07

5 Inhaltsverzeichnis

Analyse / Forschung – Schweiz

42 Die Wirtschaftlichkeit von E-Government-Projekten analysieren – eine neue Methode

Lukas Summermatter, Philip Sommer 45 E-Government Schweiz:

Wie man mit wenig Aufwand viel Geld sparen kann Amr Huber, unter Mitarbeit von Thomas Berger und Marc Schaffroth 48 Richtige Prioritäten für E-Government-Vorhaben setzen

Marc Schönholzer, Rolf Busch

50 Forschungsprojekt Nutzenportfolioanalyse:

Methodik zur Beurteilung des nicht monetären Nutzens Sami Hamida

54 Kosten-Nutzen von E-Government: Ergebnisse einer Umfrage in der Schweiz Wolfgang Polasek, Richard Sellner

Analyse / Forschung – International

56 E-Government-Software bringt vielfältigen Nutzen Oliver Koch

59 Neue Ansätze für den «Public Return on Investment»

Christoph Krammer

62 Wie wirken sich Informations- und Kommunikationstechnologien auf Verwaltungsprozesse aus?

Ergebnisse aus dem EU-Forschungsprojekt PICTURE Lars Baacke, René Fitterer, Peter Rohner, Florian Stroh

65 Messung des Erfolges von IT-Investitionen im öffentlichen Sektor Christian Ihle, Kurt Promberger, Veronika Schuler

Praxis – Schweiz

68 Serviceorientierte Architektur: Bestandsschutz und Flexibilität für E-Government Marco Loprete

70 Strafregisterauszug online bestellen und bezahlen Adrian Blöchlinger, Daniel Schmid

Praxis – International

72 3rd Generation E-Government: Verteilte und mobile Lösungen anhand eines Beispielprojektes des deutschen Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) Peter F. Fellinger

75 Ist der elektronische Akt (ELAK) wirtschaftlich?

Johann Siegl

Die Artikel spiegeln die persönliche Meinung des Autors/der Autorin und nicht die Meinung der Berner Fachhochschule wieder.

Über Manuskripte, die der Redaktion unaufgefordert zwecks Veröffentlichung zugeschickt werden, wird keine Korrespondenz geführt.

Mitglied der

Die Berner Fachhochschule ist Mitglied der European Foundation for Quality Management, EFQM

Fachteil: Ist E-Government rentabel?

(8)

Zu dieser Ausgabe 6

«eGov Präsenz» – neues Kleid, erweitertes Inhaltskonzept

Raphael Scherrer

Liebe Leserin, lieber Leser

Die Fachzeitschrift «eGov Präsenz» prä- sentiert sich in neuem Kleid und wurde durch einen Magazinteil ergänzt. Der Fachteil mit Schwerpunktthema wurde in bewährter Form und gleichem Umfang beibehalten. Der neue Magazinteil mit In- terviews, Kolumnen und Veranstaltungs- berichten soll eine noch grössere Leser- schaft ansprechen und zusätzlich zum Wissenstransfer auch etwas unterhalten.

Dank der Unterstützung durch unsere Praxispartner ist die «eGov Präsenz» kos- tenlos erhältlich. Sie soll als öffentliche Dienstleistung E-Government fördern, in- dem sie innovative Forschungs- und Pra- xisprojekte aus dem In- und Ausland vor- stellt, Schlüsselfiguren im E-Government eine Informations- und Kommunikations- plattform bietet und den Fortschritt im E- Government dokumentiert.

Wenn wir Sie noch nicht zu unserer re- gelmässigen Leserschaft zählen dürfen, abonnieren Sie die «eGov Präsenz» kos- tenlos unter www.egov-praesenz.ch.

«eGov Präsenz» Magazin

Es freut mich, Ihnen in dieser Ausgabe ein Interview mit Peter Fischer, dem neuen Delegierten der Informatikstrategie des Bundes, zu präsentieren. Peter Fischer schätzt an seinem neuen Job die Heraus- forderung und die Chance, etwas zu be- wegen und die Schweiz im E-Government vorwärts zu bringen. Weiter spricht er un- ter anderem über europäische E-Govern- ment-Rankings, über das «Huhn-Ei-Pro- blem» bei digitalen Identitäten und über das papierlose Büro, das niemals Realität werden wird (S. 8).

Ein Highlight insbesondere im Hinblick auf die kommenden nationalen Wahlen sind die Vergleichsinterviews zum Thema E-Government mit fünf Nationalrätinnen der grössten Parteien des Landes. Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung zu den poli- tischen E-Government-Perspektiven der Schweizer Parteien … (S. 15).

Im Rahmen der Interviewreihe mit Stadt- präsidenten nimmt der Bieler Stadtpräsi- dent und Nationalrat Hans Stöckli Stellung.

Er ist überzeugt, dass die elektronischen Dienstleistungen im Interesse der Schweiz und ihrer Bürgerinnen und Bürger ausge- baut werden müssen (S. 26).

In der Kolumne «Aus anderer Warte» be- trachtet und hinterfragt Jürg Römer, Leiter Bachelorstudiengang Wirtschaftsinforma- tik an der Berner Fachhochschule und Präsident von eCH, Entwicklungen und Trends im E-Government aus unterschied- lichen Blickwinkeln (S. 22).

Den Blick ins Ausland öffnend nimmt in der Rubrik «In Brüssel nachgefragt …»

Franz de Bruïne von der Europäischen Kommission Stellung zu E-Procurement in Europa (S. 24) und der österreichische E-Government-Experte Josef Makolm be- trachtet in seiner Kolumne das Thema E-Government auf eine eher unkonven- tionelle Art und Weise (S. 30).

Abgeschlossen wird der Magazinteil mit ausgewählten Veranstaltungsberichten, wie z.B. von der Tagung E-Gov Fokus «E-Do- kumentenmanagement in der öffentlichen Verwaltung» (S. 32), und Veranstaltungs- ankündigungen wie die Vorschau auf das E-Government-Symposium 2007 (S. 36).

Fachteil: Kosten und Nutzen im E-Government

Im Fachteil finden Sie Beiträge zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe «Kos- ten und Nutzen im E-Government».

Die ganzheitliche Kosten-Nutzen-Analy- se von E-Government-Projekten ist eine komplexe und für die Legitimation der zum Teil beachtlichen Investitionen wichtige Angelegenheit. Dabei ist es entscheidend, auch nichtmonetäre Aspekte zu berück- sichtigen, welche beispielsweise in den vorgestellten Methoden von SAP (S. 59) und PricewaterhouseCoopers (S. 42) ein- fliessen. Als wertvolle Ergänzung wird die Anwendung der PwC-Methode am Er- folgsprojekt SHAB-online illustriert. Des Weiteren stellt ein Team der Universität St. Gallen eine im Rahmen eines EU- Forschungsprojektes im Entstehen begrif- fene Methodik zur Abschätzung möglicher Einsparungs- und Nutzenpotenziale von Investitionen in Informations- und Kom- munikationsmittel vor (S. 62).

Analysen und Thesen zur Wirtschaftlich- keit von E-Government runden das Thema

Raphael Scherrer Chefredaktor «eGov Präsenz»

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government raphael.scherrer@bfh.ch

ab. Amr Huber, Leiter der Sektion elektro- nischer Behördenverkehr Web BK der Bundeskanzlei, analysiert in seinem Bei- trag, wie E-Government in der Schweiz rentabel werden kann (S. 45). In die glei- che Richtung zielen Marc Schönholzer und Rolf Busch der CSP AG. In ihrer Ana- lyse zum Entwicklungsstand des Schwei- zer E-Government formulieren sie Thesen, wie E-Government zum Durchbruch ver- holfen werden kann und welche Rolle dabei Kosten-Nutzen-Analysen spielen (S. 48). Oliver Koch von Fabasoft zeigt in seinem Beitrag das Nutzen- resp. Einspa- rungspotenzial der Einführung medien- bruchfreier Vorgangsbearbeitung in der öffentlichen Verwaltung auf (S. 56).

Wie das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei einzelnen E-Government-Projekten aus- sieht und wie die Kosten- und Nutzen- komponenten dieser Projekte berechnet wurden, lesen sie im Praxisteil. Ein Schwei- zer Beispiel ist die kürzlich eingeführte On- line-Bestellung des Strafregisterauszuges, welche den Benutzenden Erleichterung und der Verwaltung eine messbare Effizi- enzsteigerung bringt (S. 70). Johann Siegl, Leiter des ELAK Competence Center in Österreich, betrachtet in seiner Wirtschaft- lichkeitsanalyse des elektronischen Akten- systems ELAK die budgetwirksamen und die nicht direkt budgetwirksamen Einspa- rungen durch die ELAK-Einführung und stellt sie den Investitionskosten gegenüber (S. 75).

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse und wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

Freundliche Grüsse Raphael Scherrer

Ausblick «eGov Präsenz» 1/08

Die nächste Ausgabe der «eGov Präsenz» erscheint im Februar 2008 mit dem Titel «Geschäftsprozesse und SOA».

Sie sind dazu eingeladen, Ihre Vorschläge für Fachartikel zum Thema «prozessorientierte Organisationsgestaltung und serviceorientierte Architekturen in der öffentlichen Verwaltung» bis am 12. Oktober an mich einzureichen.

Weitere Informationen unter www.egov-praesenz.ch/cfp Ihre Meinung interessiert uns!

Wir wollen unsere Fachzeitschrift stets weiterentwickeln.

Sie können uns gerne Ihre Meinung zur «eGov Präsenz»

mitteilen: e-government@bfh.ch

(9)

«eGov Präsenz» 2/07

Zu dieser Ausgabe 7

Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe

Prof. Dr. Reinhard Riedl Herausgeber,

Leiter Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Raphael Scherrer Chefredaktor,

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Dr. Alessia C. Neuroni Forschungsfeldleiterin, Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Sami Hamida

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Andreas Kühn

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Lars Baacke

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität St. Gallen, Institut für Wirtschaftsinformatik

René Fitterer

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität St. Gallen, Institut für Wirtschaftsinformatik

Christian Ihle

Ministerialrat, Bundesministerium für Finanzen, Österreich

Peter F. Fellinger Managing Director, jambit GmbH

Amr Huber

Leiter Sektion Elektronischer Behördenverkehr Web BK in der Bundeskanzlei

Oliver Koch Kommunikation, Fabasoft

Christoph Krammer verantwortlich für den Auf- und Ausbau von strategischen Geschäftsfeldern bei SAP (Schweiz) AG

Silke Weiss Projektassistentin,

Bundesministerium für Finanzen, Österreich

Josef Makolm

Ministerialrat, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Finanzen, Österreich

Marco Loprete Technical Account Manager, Software AG Schweiz

Prof. Dr. Wolfgang Polasek Prof. für Statistik an der Universität Basel und Mitarbeiter in der Ökonomie-Abteilung am Institut für Höhere Studien in Wien

Richard Sellner Mitarbeiter in der Ökonomie- Abteilung am Institut für Höhere Studien in Wien

Dr. Jürg Römer Leiter Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik an der Berner Fachhochschule und Präsident von eCH

Adrian Blöchlinger Fachbereich Rechtsinformatik und Informatikrecht, Bundesamt für Justiz

Daniel Schmid

New Business Development, yellowworld AG

Marc Schönholzer Projektleiter, CSP AG

Rolf Busch Partner und Mitglied der Geschäftsleitung, CSP AG

Johann Siegl

Leiter ELAK Competence Center, Bundesrechenzentrum GmbH

Dr. Lukas Summermatter Berater bei

PricewaterhouseCoopers AG

Philip Sommer Berater bei

PricewaterhouseCoopers AG Prof. Dr. Kurt Promberger

Lehr- und Forschungsbereich Verwaltungsmanagement, E-Government und Public Governance, Leopold-Franzens- Universität Innsbruck

Mag. Veronika Schuler Institut für Verwaltungsmanage- ment GmbH

Dr. Peter Rohner Projektleiter des «Competence Center Health Network Enginee- ring, Universität St. Gallen, Institut für Wirtschaftsinformatik

Florian Stroh

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität St. Gallen, Institut für Wirtschaftsinformatik

(10)

8 Interview

«In der Verwaltung gibt es einen ähnlichen Strukturwandel wie in der Wirtschaft.»

«eGov Präsenz»: Sie sind seit dem 1. Mai Delegierter des Informatik- strategieorgans Bund. Was hat Sie dazu bewogen, vom BAKOM zum ISB zu wechseln?

Peter Fischer: Ich habe in meiner langjäh- rigen Tätigkeit beim BAKOM die Marktöff- nung in der Telekommunikation konzipiert, den damit verbundenen politischen Pro- zess begleitet und das Ganze auf Seiten der Behörden umgesetzt. Nach mehreren Phasen der Marktöffnung und nach der Entbündelung, dem Fall der letzten Meile, ist ein grosses Werk abgeschlossen und damit die Gelegenheit gekommen, etwas Neues anzufangen. Ich war als Stellvertre- tender Direktor des BAKOM auch verant- wortlich für die neue Strategie für eine In- formationsgesellschaft in der Schweiz, in deren Rahmen die E-Government-Strate- gie erarbeitet wurde, welche nun vom ISB umgesetzt wird. Ich habe also vom Allge- meinen ins Konkrete gewechselt, in ein konkretes Handlungsfeld, wo einiges ge- tan werden muss und getan werden kann.

Dieser Handlungsbedarf im E-Government und die anstehenden Herausforderungen reizen mich an meiner neuen Stelle. Ich möchte etwas bewegen und beim ISB habe ich die Chance dazu.

Was wollen Sie in Ihrer neuen Tätig- keit erreichen, was sind Ihre Ziele?

Ich möchte in Zusammenarbeit mit den Kantonen und Gemeinden erreichen, dass die Dienstleistungen der Schweizer Ver- waltung online und medienbruchfrei von Firmen, Bürgerinnen und Bürger in An- spruch genommen werden können. Das betrifft die Produktion und vor allem auch die Distribution.

Peter Fischer hat am 1. Mai 2007 vom Bundesamt für Kommunikation BAKOM zum Infor- matikstrategieorgan Bund ISB gewechselt. Im Schweizer E-Government sieht er grossen Handlungsbedarf. Er schätzt an seinem neuen Job die Herausforderung und die Chance, etwas zu bewegen und die Schweiz im E-Government vorwärts zu bringen. Die Unterstützung durch den Bundesrat sei dabei sehr wichtig und auch vorhanden. Überhaupt sei das

politische Bewusstsein für E-Government heute viel höher als vor ein paar Jahren, sagt Fischer im Interview. Weiter spricht er über europäische E-Government-Vergleiche, über das «Huhn-Ei-Problem» bei digitalen Identitäten und über das papierlose Büro, das niemals Realität werden wird.

Peter Fischer, Delegierter Informatikstrategie Bund ISB Interview: Raphael Scherrer

Die Schweiz schneidet beim E-Go- vernment im europäischen Vergleich sehr schlecht ab, obwohl sie bei der Nutzung von Internettechnologien zu den weltweit führenden Nationen zählt. Ist die Situation des E-Go- vernment in der Schweiz wirklich so schlecht?

An und für sich wären die Vorausset- zungen ausgezeichnet. Wir haben eine der besten Breitbanddichten und eine hohe Internetnutzung, eine hohe Kaufkraft und weltweit wird in der Schweiz pro Kopf am meisten für Informations- und Kommuni- kationstechnologien ausgegeben. Die E- Government-Vergleiche sind immer etwas heikel, da aufgrund einzelner untersuchter Dienstleistungen ein Gesamtbild vermittelt werden soll. In einzelnen Gebieten ist die Schweiz Weltspitze, aber kaum je flächen- deckend. Deshalb führen sämtliche Ver- gleiche die Schweiz im E-Government in der Schlussgruppe. Wir müssen daraus lesen, dass wir einen grossen Handlungs- bedarf haben und aufholen müssen.

«So kann das E-Government in der Schweiz gewaltig vorwärts gebracht werden.»

Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für das schlechte Abschneiden der Schweiz im europäischen Vergleich?

Der Hauptgrund sind wohl die zersplit- terten, föderalen Strukturen in der Verwal- tung. Sie haben zwar den Vorteil einer sehr ausgeprägten Bürgernähe und grossen In- novationskraft, von denen andere Länder nur träumen können. Der Nachteil ist aber, dass im Schweizer E-Government alles 26 oder gar 2800 Mal entwickelt respektive versucht wird.

Was muss unternommen werden, damit nicht jeder seine eigene Lö- sung entwickelt und das Rad neu erfindet?

Dazu braucht es ein gemeinsames, schweizweites E-Government-Rahmenpro- gramm. Deshalb wurde die neue nationale E-Government-Strategie entwickelt, wel- che einen Katalog mit priorisierten Vorha- ben beinhaltet. Das ISB konnte die Rah- menvereinbarung für den institutionellen Rahmen zur Umsetzung der Strategie mit den Kantonen bereinigen, die Verabschie- dung durch den Bundesrat steht kurz be- vor. Das Ziel ist ein koordiniertes Vorgehen unter Respektierung bzw. Nutzung der föderalistischen Strukturen. Dadurch kann das E-Government in der Schweiz gewal- tig vorwärts gebracht werden.

Wie sollen die einzelnen priorisier- ten Projekte konkret koordiniert werden, so dass es keine Doppel- spurigkeiten gibt?

Es ist zentral, dass sich alle Beteiligten auf ein Gesamtbild einigen und die einzelnen Vorhaben richtig in dieses Gesamtbild ein- gepasst werden. Es geht darum, einen ge- meinsamen Plan, eine gemeinsame Road- map zu zeichnen, diese schweizweit zu verankern und die einzelnen Module abge- stimmt zu realisieren; abgestimmt, jedoch durchaus von verschiedenen Partnern umgesetzt: einmal ein Bundesamt, einmal ein Kanton, vielleicht gibt es einmal eine Stadt, welche die Federführung für ein ein- zelnes Vorhaben übernimmt. So wollen wir die Vorteile und auch den Innovations- und Wettbewerbsgeist des Föderalismus nut- zen. Damit sich die Vorhaben zudienen bzw. untereinander interoperabel sind,

(11)

«eGov Präsenz» 2/07

Zu dieser Ausgabe3 Interview 9

(12)

10

gremium der E-Government-Strategie zu präsidieren. Aber auch die Kantons- und Gemeindeexekutiven müssen mit- ziehen. Heute ist allgemein eine viel höhere politische Bereitschaft für E-Go- vernment vorhanden als vor ein paar Jah- ren. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von E-Government ist deutlich stärker ge- worden.

Die Kantone haben anfänglich zur Umsetzung der E-Government-Stra- tegie eine Finanzierung des Bundes gefordert. Jetzt geben sie sich mit der Definition von Finanzierungs- modellen und mit dem Abschliessen von Verträgen zufrieden. Sind für die erfolgreiche Realisierung der E-Government-Strategie finanzielle Mittel vom Bund nicht essenziell?

Von nichts kommt nichts, das ist klar. Es braucht Geld für die Umsetzung. Wir ha- ben bereits heute im Bund ein IKT-Budget von rund 700 Mio. CHF pro Jahr, was schlussendlich auch E-Government-Mittel sind. Wenn ein Teil dieser Mittel gezielt auch für die priorisierten E-Government- Projekte eingesetzt werden, kann bereits viel bewirkt werden. Ob noch zusätzliche Gelder möglich bzw. nötig sind, wird sich beim Detaillieren der Roadmap zeigen.

Sollten tatsächlich zusätzliche Mittel für Infrastrukturleistungen vom Bund nötig sein, müssten diese Mittel wohl refinan- ziert werden. Im föderalistischen System muss schliesslich jeder seine eigene Infra- struktur bezahlen.

Was halten Sie davon, dass die Pri- vatwirtschaft einzelne der priori- sierten Projekte realisiert?

Ich bin davon überzeugt, dass die Privat- wirtschaft bei der Realisierung der priori- sierten Vorhaben eine zentrale Rolle spie- len wird. Der Staat muss und soll nicht alles selber machen. Zentral sind klare Verhältnisse und damit eine klar geregelte Rollenverteilung zwischen Staat und Wirt- schaft.

«Der Staat muss und soll im E-Government nicht alles selber machen.»

Welche Chancen bieten Public Private Partnerships?

Wenn eine Dienstleistung eingekauft wird, z.B. bei einem externen IT-Dienstleister, hat dieser meist Vorinvestitionen getätigt und man bezahlt diese über den einge- kauften Service sukzessive ab. Flexible Finanzierungsmodelle dieser Art können es auch der öffentlichen Hand erleichtern, schneller vorwärts zu kommen.

Wo sehen Sie Gefahren in Public Private Partnerships?

Sind die Verhältnisse nicht klar geregelt, besteht die Gefahr der Rollenvermischung und von unerwünschten gegenseitigen Abhängigkeiten. Die Flexibilität und Unab- hängigkeit muss jederzeit beidseitig ge- währleistet sein. Es darf nicht sein, dass mit dem Schlagwort Public Private Part- nership das öffentliche Beschaffungswe- sen unterwandert wird.

Was halten Sie von internationalen Kooperationen mit Ländern, die in der E-Government-Entwicklung wei- ter sind?

Sicher kann man von «best practices» so- wie von Fehlern anderer Länder viel lernen, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht die gleichen sind. Wir haben bereits ge- wisse internationale Kooperationen und müssen diese auch haben, wie beispiels- weise bei der Umsetzung des Abkommens Schengen/Dublin. Diese Government to Government Anwendungen sind europa- weit ausgestaltet und müssen miteinander vernetzt sein. Und die Schweiz ist bekannt- lich ein Teilchen davon. Abgesehen davon habe ich jedoch Zweifel, dass man länder- übergreifend eine gemeinsame Infrastruk- tur bauen soll. Enge Zusammenarbeit ist nur sinnvoll, wenn Länder wirklich ein ge- meinsames «Geschäftsinteresse» haben – braucht es eine zentrale Koordinations-

stelle. Das wird die Geschäftsstelle der E- Government-Strategie Schweiz sein, wel- che am ISB angesiedelt sein wird.

«Die elektronische Identitäts- karte ist nicht einfach ein Zauberwort, welches alle E-Government-Probleme löst.»

Das ISB arbeitet zurzeit an verschie- denen Architekturkonzepten und -prinzipien. Braucht die Schweiz eine E-Government-Architektur?

Eine E-Government-Architektur Schweiz ist als Hilfsinstrument nützlich. Sie erlaubt, die verschiedenen Vorhaben der Strategie koordiniert zu realisieren und Vorhaben von Kantonen oder Gemeinden in eine Gesamtlandschaft einzubetten. Ich mache diesbezüglich gerne den Vergleich mit der Zonenplanung beim Bauen. Jede Stadt, jeder Kanton hat eine Zonenplanung, da- mit Infrastrukturen gemeinsam genutzt werden können, damit Kommunikationsin- frastrukturen koordiniert gebaut werden, und damit beispielsweise eine neu ge- baute Firma über die nötigen Zugänge zu Strom, Kommunikation, Abwasser etc.

verfügt. Dafür braucht es einen Gesamt- plan und die einzelnen Projekte müssen in diesen hineinpassen. Es geht aber nicht ums Planen, damit geplant ist. Die einzel- nen zu realisierenden Projekte müssen ei- nen Nutzen aus der Planung ziehen kön- nen. Und das ist unsere Absicht.

Was soll die künftige Rolle des Ko- ordinationsorgans eVanti und des Standardisierungsorgans eCH sein, wie kann deren «Impact» erhöht werden?

eCH wird eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der E-Government-Strategie Schweiz spielen. Mit der Rahmenverein- barung mit den Kantonen erhalten die Standards von eCH eine grössere Ver- bindlichkeit, wodurch wichtige Skalenef- fekte im E-Government erreicht werden und E-Government zu einer wirtschaft- licheren Verwaltung führt. eVanti ist eher eine Kommunikationsplattform für den Informationsaustausch und für «best prac- tice» Projekte. Sie soll im Rahmen der Strategieumsetzung entsprechend neu po- sitioniert werden.

Wie wichtig ist die bundesrätliche Unterstützung für die Entwicklung von E-Government?

Die Unterstützung durch den Bundesrat ist sehr wichtig und sie ist auch vorhan- den. Bundesrat Merz hat sich bereit er- klärt, das künftige politische Steuerungs-

Interview

Peter Fischer

Peter Fischer (46) wurde am 24.01.2007 vom Bundesrat zum neuen Delegierten für die Informatikstrategie des Bundes gewählt. 1984 schloss er das Studium der Rechtswissen- schaften an der Universität Genf und 1986 das Fürsprecherexamina an der Universität und am Obergericht Bern ab. Anschliessend war Fischer fünf Jahre lang persönlicher Mitarbeiter des Generalsekretärs im Eidg. Verkehrs- und Energie- wirtschaftsdepartement. 1992 nahm er die Arbeit als Vizedirektor im Bundesamt für Kommunikation auf. 1994 wurde ihm die Funktion stellvertretender Direktor und Leiter Abteilung Telecomdienste übertragen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit amtet er seit 1999 als Dozent an der Universität Freiburg.

Das Informatikstrategieorgan Bund nimmt die Querschnittsfunktionen für die Informatikvorgaben in der Bundesverwaltung (Strategie, Architektur, Standards und Sicherheit) wahr und führt Regie beim E-Government.

(13)

«eGov Präsenz» 2/07

11 Interview

wie bei Schengen/Dublin. Um so wichtiger ist die Interoperabilität der Systeme.

Österreich gilt zurzeit als Vorzeige- beispiel Europas in Sachen E-Go- vernment. Grundlage für diese Ent- wicklung waren unter anderem ein E-Government-Gesetz und die Bildung eines Chief Information Office. Sind ein E-Government-Gesetz und ein CIO auch für die Schweiz sinnvoll?

Österreich hat in relativ kurzer Zeit mit dem entsprechenden politischen Willen und den nötigen Finanzen einen riesigen Fortschritt im E-Government gemacht. Diese Entwick- lung ist jedoch eine länderspezifische An- gelegenheit, welche sich nicht einfach auf unsere föderalistische Struktur und Kultur übertragen lässt. In der Schweiz hätte eine vom Bund gesteuerte und verordnete Di- gitalisierung der Verwaltung keine Chance.

Dessen ungeachtet ist ein Erfahrungsaus- tausch mit Österreich für uns nützlich.

Zentrales Element des österrei- chischen E-Governments ist ein um- fassendes Konzept für digitale Iden- titäten, woraus die Bürgerkarte und das zentrale Melderegister entstan- den. Wie ist in der Schweiz der Stand der Überlegungen zu diesen Elementen?

Die Bundesämter für Statistik und für Jus- tiz arbeiten zurzeit mit den Kantonen an

einigen Registerharmonisierungsprojekten.

Ein zentrales Thema ist auch die einheit- liche Personennummer, die über die Sozi- alversicherungsnummer realisiert werden wird. Zum Unternehmensidentifikatoren hat der Bundesrat gerade im Juni das BFS beauftragt, ein Konzept inklusive Migrati- onsszenarien für bestehende Nummern zu erarbeiten. Diese Entwicklungen sind Vor- aussetzungen für die Vereinfachung von Produktionsprozessen und daraus können sich Quantensprünge im Schweizer E-Go- vernment ergeben. Mit dem Gesetz über die digitale Signatur hätten wir zudem auch einen Rahmen für den Umgang mit digitalen Identitäten.

«Die Voraussetzungen sind gegeben, dass sich die Schweiz in fünf bis sieben Jahren im E-Government in der europäischen Spitzen- gruppe befindet.»

Wieso ist trotz diesem gesetzlichen Rahmen die Entwicklung der digi- talen Identität nicht weiter vorange- schritten?

Wir haben diesbezüglich ein Huhn-Ei-Pro- blem: Ein Zertifikat für die digitale Signatur, das eine Form von digitaler Identität dar- stellt, kostet relativ viel. Solange die Bevöl- kerung die digitale Signatur nicht ausrei- chend häufig und sinnvoll einsetzen kann,

wird die Nachfrage danach klein bleiben.

Umgekehrt entwickeln die Wirtschaft und die Verwaltung keine Anwendungen mit digitalen Signaturen, solange die Vertei- lungsdichte nicht genügend hoch ist.

Wie kann die Akzeptanz der digi- talen Signatur erhöht werden?

Solange Bürgerinnen und Bürger pro Jahr 90 Franken für eine digitale Signatur be- zahlen müssen und sie diese vielleicht ein- mal pro Jahr für eine Verwaltungsdienst- leistung einsetzen können – und vielleicht künftig noch viermal für E-Voting – wird sich die elektronische Identitätskarte (E-ID) nicht durchsetzen. Digitale Signaturen müssen entweder billiger oder die Einsatz- möglichkeiten müssen umfassender wer- den, z. B. durch den Einsatz im E-Banking.

Ich erhoffe mir, durch mehr Anwendungs- möglichkeiten den Durchbruch zu schaffen.

Wieso nicht elektronische Identi- tätskarten durch den Staat kosten- los zur Verfügung stellen, um die Verteilungsdichte zu erhöhen?

Da kann grundsätzlich das österreichische Modell ein mögliches sein. Aber wie Bei- spiele aus anderen Staaten zeigen: Eine hohe Verteilungsdichte garantiert noch keine Nutzung durch die Bevölkerung. E- ID ist nicht einfach ein Zauberwort, wel- ches alle E-Government-Probleme löst. Es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht

(14)

12 Interview

überall für alle Anwendungen komplexe oder qualifizierte Identitätsmodelle braucht.

Eine moderne Verwaltung mit ge- steigerter Effizienz braucht weniger unqualifiziertes und dafür mehr hoch- qualifiziertes Personal. So schafft sie weniger Arbeitsplätze für weni- ger Qualifizierte und muss mit der Wirtschaft um topqualifizierte Arbeits- kräfte konkurrieren.

Die öffentliche Verwaltung tritt im Arbeits- markt seit je her in Konkurrenz zur Privat- wirtschaft auf und hat einen sehr hohen Anteil hoch qualifizierter Arbeitskräfte. In der Verwaltung gibt es einen ähnlichen Strukturwandel wie in der Wirtschaft. Tat- sächlich werden zum Teil mehr qualifizierte Arbeitskräfte nachgefragt und weniger un- qualifizierte Massentätigkeitsstellen ange- boten. Trotzdem gibt es insgesamt nicht weniger Arbeitsstellen. Die IKT werden niemals das menschliche Denken erset- zen. Der Mensch ist immer noch am bes- ten dafür geschaffen, mit komplexen The- men umzugehen.

Wie kommt die mit der Privatwirt- schaft in Konkurrenz stehende öf- fentliche Verwaltung zu hochqualifi- ziertem Personal?

Tatsache ist, dass je nach konjunktureller

Lage die Verwaltung am Arbeitsmarkt mehr oder weniger Chancen hat. Als Ar- beitgeberin kann die Verwaltung attraktiv bleiben, indem sie mit den Löhnen der Wirtschaft mitzieht, attraktive und flexible Arbeitsbedingungen sowie spannende Stel- len anbietet. Das ist für die Personalpolitik in der Verwaltung und speziell beim Bund eine Herausforderung. Gerade durch die wachsende Komplexität und den Einsatz der IKT, werden Arbeitsplätze attraktiver.

«Es sollen in Zukunft weit- gehend alle Verwaltungspro- zesse digitalisiert sein und möglichst – so hoffe ich – medienbruchfrei ablaufen.»

Wo soll die Schweiz im europäischen Vergleich in fünf Jahren stehen?

Was wird sich verändern?

Ich hoffe, dass die Schweiz in fünf bis sie- ben Jahren im E-Government in der euro- päischen Spitzengruppe ist. Ich denke, die Voraussetzungen dafür sind gegeben. Der politische Wille ist da, muss sich aber noch in konkreten Umsetzungen zeigen.

Es sollen in Zukunft weitgehend alle Ver- waltungsprozesse digitalisiert sein und möglichst – so hoffe ich – medienbruchfrei ablaufen. Dadurch wird eine neue Art des Zusammenarbeitens über die verschiede-

nen föderalistischen Ebenen hinweg reali- siert werden können. Eine zentrale Rolle spielen die Gemeinden. Sie sind die Schnittstelle zur Bevölkerung. Ich denke, künftig werden Bürgerinnen und Bürger auf der Gemeinde dank E-Government sämtliche Verwaltungsdienstleistungen in Anspruch nehmen können. Dies wird den Gemeinden ermöglichen, online wie auch offline eine viel umfassendere Dienstleis- tungsrolle übernehmen zu können.

Wie wird sich der Alltag der Behör- denmitarbeitenden in dieser Zeit verändern?

Man redet immer wieder vom papierlosen Büro, welches meiner Meinung nach nie vollständig Realität werden wird. Ich gehe davon aus, dass der Alltag der einzelnen Verwaltungsmitarbeitenden stark durch den Einsatz von festen und mobilen infor- mationstechnischen Mitteln geprägt sein wird. Trotzdem wird auch in fünf, zehn Jahren von den Verwaltungsmitarbeiten- den gefordert werden, selbstständig zu denken, Informationen zu sammeln, zu verarbeiten, mit einem Mehrwert zu verse- hen und dem richtigen Empfänger zu überreichen.

Besten Dank für das Interview, Herr Fischer.

(15)

Berner Fachhochschule

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Tagung E-Gov Fokus

Geschäftsprozesse und SOA in der öffentlichen Verwaltung

Freitag 31. August 2007, 8.30–14.00 Uhr, Hotel Ador, Bern

Das Thema SOA (serviceorientierte Architektur) ist derzeit in aller Munde. Nicht nur in der Industrie sondern auch und gerade in der öffentlichen Verwaltung finden sich fast täglich neue Ansätze, neue Ideen und neue Einsatzmöglichkeiten.

Referenten aus der Schweiz und Deutschland vermitteln konzeptionelle Grundlagen und Praxiserfahrungen im Bereich Geschäftsprozesse und serviceorientierte Architekturen in Behörden und präsentieren die Vorteile und Nutzeneffekte von komponentenbasiertem Geschäftsprozessmanagement. Im Rahmen einer Diskussionsrunde sprechen Vertreter der Verwaltung und der Wirtschaft über Anforderungen und Probleme bei der Einführung von Geschäftsprozessen und bei der SOA-Implementierung in Behörden.

Weitere Informationen, Programm und Anmeldung unter www.e-government.bfh.ch/soa

www.e-government.bfh.ch

Wo Wissen wirkt

10 Jahre BFH

Wir danken unseren Praxispartnern

für die freundliche Unterstützung der Fachzeitschrift «eGov Präsenz», der Tagungen E-Gov Fokus und des E-Gov Newsletters

Informationen zum Partnerschaftskonzept des Kompetenzzentrums Public Management und E-Government unter www.e-government.bfh.ch/praxispartner

Berner Fachhochschule

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

(16)

Hier könnte

Ihr Inserat stehen.

So erreichen Sie die Entscheidungsträger der öffentlichen Verwaltung.

Weitere Informationen und Preise: www.egov-praesenz.ch/mediadaten

(17)

«eGov Präsenz» 2/07

15

E-Government im Bundeshaus

Perspektiven aus dem Nationalrat

E-Government und der Nationalrat

Als das Parlament im Herbst 2002 die um- strittene Vorlage «Gentech-Food auf un- seren Tellern» behandelte, motivierte das ideologische Ringen den Regisseur Jean- Stéphane Bron zu seiner Politposse «Mais im Bundeshuus – le génie helvétique»

(2003). Das Thema E-Government hinge- gen scheint nur Wenige zu inspirieren. In den parlamentarischen Debatten werden wenige Voten zur Thematik abgegeben und in den Kammern setzt sich nur eine kleine «Pressure-Group» damit auseinan- der. Ist die Thematik nicht attraktiv für die Bundespolitik? Werden die Chancen einer staatlichen Digitalisierung nicht themati- siert, weil die Entscheidungsträgerinnen und -träger sie nicht kennen? Wird die De- batte abgewürgt, weil bisherige Strategie- papiere die politische Logik nicht mitbe- rücksichtigen? Die Thesen, welche die interviewten Nationalrätinnen aufstellen, sind in diesen Punkten sehr heterogen.

Die Frauen sind sich aber einig, dass ne- ben Verwaltung, Wirtschaft und Wissen- schaft auch die Politik zur Debatte der Di- gitalisierung des Staates etwas beizutragen habe. Einige Nationalrätinnen wünschen sich, neben administrativen auch die Be- rücksichtigung demokratischer Aspekte.

In ihren Überlegungen stehen Bürgerin und Bürger im Zentrum.

Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz bezeichnete an den Telematiktagen Bern 2007 den fehlenden politischen Druck als eines der Hauptdefizite für die Entwicklung von E-Government.

Politik und E-Government scheinen in der Schweiz eigene Wege zu gehen. Was hat das Parlament zur Digitalisierung des Staates zu sagen? Fünf Nationalrätinnen der grössten Parteien des

Landes beantworten Fragen zur neuen E-Government-Strategie, äussern sich zu Problemen, die mit der Implementierung von E-Government-Projekten verbunden sind, und thematisieren

technologische sowie politische Aspekte.

Alessia C. Neuroni

Digitalisierung des Staates Damit E-Government zur Erfolgsgeschich- te wird, soll es gemäss den interviewten Nationalrätinnen politische Unterstützung bekommen und – noch wichtiger – Chef- sache werden. So wie das Vorbild Öster- reich zeigt, ist der Bundesrat sowohl auf der Ebene der Visionsbildung wie auch im operativen Bereich gefordert.

Grosse Chancen einer Digitalisierung werden zunächst in der Effizienz- und Qua- litätssteigerung der öffentlichen Dienst- leistungen gesehen. Informationen und Wissen sollen für alle zugänglich und die Arbeitsbedingungen flexibler sein. Als Ri- siken werden Datenschutz, Zweiklassen- gesellschaft, Individualisierung, Vereinsa- mung sowie Informationsflut identifiziert.

Die Interviewten haben klare Vorstellungen der zu priorisierenden Projekte: Zunächst soll eine klare Aussage über Führung und Finanzierung der E-Government-Strategie als Ganzes sowie der einzelnen Projekte stattfinden. Zum Teil begrüssen sie die Di- gitalisierung von Daten wie AHV-Nummer, Betreibungsauskünften, Bürgerdaten, Pen- sionskassen sowie Melde- und Mutations- wesen. Eine digitale Identität steht hinge-

Dr. Alessia C. Neuroni leitet das Forschungsfeld Führung des ICT-basierten Wandels in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen am Kompe- tenzzentrum Public Management und E-Government

alessia.neuroni@bfh.ch

gen quer in der Landschaft; Vorbehalte in Anbetracht des Datenschutzes kommen in mehreren politischen Lagern zum Tragen.

Fünf Parteien im Wahljahr Ziel dieses Beitrags ist, eine Bühne für eine politische Perspektive zu bieten, die bis heute zu wenig berücksichtigt wurde.

Um der Meinungsvielfalt im Parlament ge- recht zu werden, wurden fünf Nationalrä- tinnen der grössten Parteien interviewt.

Einige kandidieren im Herbst erneut für den Nationalrat, die anderen für den Stän- derat. Die Gemeinsamkeit: Sie haben sich mit dem Thema in ihrer politischen Tätig- keit bereits auseinander gesetzt. Die Rolle von E-Government in der eigenen Partei wird in der Regel als nicht besonders kon- trovers eingeschätzt, wobei einige sich dafür einsetzen und sich damit profilieren möchten. Nach dem «Internethype» in den französischen Präsidentschaftswahlen wurden unsere Nationalrätinnen im Hin- blick auf ihre Wahlkampagne im Herbst befragt: Sie setzen aufs Web, aber mode- rat. Internet ist eine nette Ergänzung, aber man geht trotzdem auf die Strasse Flyer verteilen.

Perspektiven

(18)

16

Edith Graf-Litscher, SP Franziska Teuscher, Grüne

Was verstehen Sie unter E-Government?

Was soll Ihrer Meinung nach das Ziel davon sein?

E-Government ist nach innen ein Instrument für die Effizienz- und Qualitätssteigerung der öffentlichen Dienstleistungen. Nach aussen ist es ein Element einer kundenfreundlichen Verwaltung. Eine leis- tungsfähige Verwaltung ist ein Standortvorteil eines Landes. Das Ziel sollte sein, Abläufe zu optimieren.

Politisch wird vor allem über das elektronisch Wählen und Abstimmen diskutiert. Dieses hat in Zukunft ein Potenzial. IT muss man nutzen, wenn wir damit das Ziel einer besseren Beteiligung am demokratischen Prozess erreichen können. Was sonst politisch noch relevant ist? Da bin ich nicht Spezialistin.

Welche Chancen und Gefahren sehen Sie in der Digitalisierung der Gesellschaft und des öffentlichen Sektors?

Als grosse Chance sehe ich die Effizienz- und Qualitätssteigerung. E-Government ist zunächst eine teure Strategie. Die öffentlichen Körperschaften müssen beachtliche Ressourcen investieren, bevor ein Ertrag sichtbar wird. Diese können einen Nutzen erbringen, wenn die Prozesse angepasst werden.

Eine Chance ist, dass Wissen für alle – unabhängig von Herkunft, Wohnort etc. – schnell und überall zugänglich ist. Dafür muss man allerdings über die technische Ausrüstung verfügen. So kann es zu einer Zweiteilung der Gesellschaft kommen, was aus Sicht Chancengleichheit problematisch ist. Eine weitere Gefahr ist, dass mit der Digitalisierung die Individualisierung zunimmt und dass persönliche Daten gespeichert werden.

Trotz besten IT-Rahmenbedingungen ist die Schweiz in europäischen E-Government-Rankings ganzen hinten zu finden – Wie erklären Sie sich das?

Verwaltung, Bevölkerung und Wirtschaft sind infor- mationstechnisch «hochgerüstet». Staatliche Ebe- nen nutzen die technischen Voraussetzungen für die Effizienzsteigerung in den übergreifenden Prozessen nur unzureichend. Hier ist etwas falsch gelaufen.

Dies muss rasch und nachhaltig verbessert werden.

Aus der Sicht einer Politikerin fällt mir auf, dass wir über dieses Thema noch wenig diskutieren.

Einstieg

E-Government-Strategie 2007

In der Zielformulierung werden drei Gruppen nach Prioritäten erwähnt:

Wirtschaft, Verwaltung und Bevölkerung.

Was halten Sie von dieser Priorisierung?

Wo ist die Politik?

Die Priorisierung sollte mit den Qualitätsmerkmalen Verlässlichkeit und Transparenz ergänzt werden.

Der Erfolg einer E-Government-Strategie steht und fällt mit der Akzeptanz durch die Nutzenden. Eben- so wichtig für die Akzeptanz ist eine regelmässige Information von Bevölkerung und Wirtschaft.

Die Politik muss auch eine Ansprechpartnerin sein. Es ist falsch, der Wirtschaft oberste Priorität einzuräumen.

Wirtschaft und Politik müssen gleichberechtigt sein.

Die Bevölkerung soll miteinbezogen werden. Um die Strategie erfolgreich umzusetzen, müssen alle diese Partner gleichwertig berücksichtigt werden.

Die Strategie sieht priorisierte Vorhaben vor: Wo sehen Sie auf Projektebene die wichtigsten Prioritäten?

E-Government-Projekte müssen darauf aufbauen, dass das Behördenhandeln auch unter geänderten Prozessen nachvollziehbar bleibt und die Rechen- schaftsfähigkeit verbessert wird. Prioritär erachte ich auch eine Aussage über die Führung und Finan- zierung der Strategie als Ganzes und der Projekte.

E-Voting soll voran getrieben werden. Bei den AHV-Daten hat das Parlament die Digitalisierung beschlossen. Vielerorts habe ich Vorbehalte wegen des Datenschutzes, z.B. bei der Gesundheitskarte.

Wie gewährleisten wir bei sensiblen Gesundheits- daten den Persönlichkeitsschutz? Die Politik ist sich der Gefahren zu wenig bewusst. Das bestätigt auch die Kritik der Datenschützer an der Gesund- heitskarte.

Perspektiven

(19)

«eGov Präsenz» 2/07

17 Perspektiven

Kathy Riklin, CVP Christa Markwalder, FDP Jasmin Hutter, SVP

Die Schweiz hat die Chancen noch nicht erkannt:

Die IT ist nicht nur für persönlichen und beruflichen Informationsverkehr bekannt, sondern auch für die Politik. Die Politik ist in den gesellschaftlichen Ent- wicklungen immer etwas langsamer. Problematisch für die Entwicklung ist, dass kein politischer Druck vorhanden ist – es ist keine Priorität, da es auch ohne weiter gehen kann.

Die Hauptursache liegt in unserem Milizsystem.

Infolge der Zusammensetzung des Parlaments wird E-Government nicht gefördert. Sehr viele Parla- mentarier sind mehrheitlich ältere Leute. Da viele eine Sekretärin haben, ist ihnen nicht bewusst, welche Vereinfachungen die Digitalisierung bzw.

eine Kommunikationsplattform bringen kann.

Ich unterscheide zwischen der Digitalisierung der Gesellschaft und dem E-Government, d.h. der Digitalisierung der Arbeit. Die Risiken der Digitali- sierung der Gesellschaft stehen für mich um einiges höher. Es besteht die Gefahr einer Vereinsamung.

Bei der Digitalisierung der Verwaltung sehe ich mehr Vor- als Nachteile. Es gibt hier eine Verein- fachung, wie z.B. dass die Papierflut abnimmt.

Schnelligkeit, Direktheit und Effizienz sind Chancen.

Gefahren sind mit der Frage des Datenschutzes verbunden, des «gläsernen Menschen», allenfalls der Datensammlung. Allgemein ist die Kommunikation viel einfacher und direkter – die Informationsflut nimmt zu.

Ein Problem ist sicher der Föderalismus. Die österreichische Regierung hat innerhalb von zwei Jahren ein Programm von oben nach unten entwickelt und umgesetzt. Wir haben uns noch nicht entschieden, wo wir beginnen wollen (top down oder bottom up). Es braucht eine von oben lenkende Stelle, die Rahmenbedingungen setzt; unten (auf kommunaler Ebene) soll dann die operative Umsetzung stattfinden.

Die Digitalisierung ermöglicht einen effizienteren und schnelleren Staat. Man ist als Bürger «vernetzt». Der Arbeitsplatz wird flexibler – für Frauen mit Familien- pflichten beispielsweise ist dies ideal. Gefahren sehe ich in einer Zweiklassengesellschaft. Ich sehe auch Ängste vor dem «gläsernen Menschen» insbesondere im Bereich des Aktenschutzes. Aus einer sozialen Perspektive finde ich es schade, dass menschliche Kontakte abnehmen.

E-Government soll die Beziehung «Bürger-Staat»

unterstützen – elektronisch, unkompliziert und 24h pro Tag. Ziel ist das Vereinfachen dieses Prozesses.

Unter E-Government verstehe ich eine elektroni- sche Administration. Das Ziel von E-Government ist für mich eine Vereinfachung des Informations- flusses wie auch der Kommunikation untereinander.

Unter E-Government verstehe ich vor allem den elektronischen Austausch zwischen Bürgern und Behörden. Ziel sollte sein, diesen Informations- austausch zu erleichtern und zu beschleunigen.

Die Behörden sollen somit näher beim Bürger sein.

Der Staat soll kundenfreundlich sein, eine Grund- konzeption des E-Governments.

Im Informationsfluss zur Wirtschaft und Bevölke- rung. Sie sollten aus erster Hand vom Bund mittels einer Plattform oder per E-Mail über die neusten Beschlüsse und Gesetze informiert werden. Sobald es um persönliche Daten geht, habe ich Mühe damit. Unproblematisch finde ich hingegen Betrei- bungsauskünfte. Die elektronische Bestellung wäre eine enorme Erleichterung für die Wirtschaft.

Zentral ist das Sozialversicherungswesen, also z.B.

einen elektronischen AHV-Ausweis fände ich dringlich. Höchste Priorität haben auch das Melde- bzw. das Mutationswesen; dafür braucht man aber eine digitale Identität. Das wäre für die Arbeitge- benden sehr kundenfreundlich.

Wenn man die Bevölkerung in diesen Prozess mit- einbeziehen will, dann sollte diese auch an erster Stelle stehen. Die Politik gehört sicherlich auch in die Gruppe.

Die Strategie sollte zunächst an die Bürgerinnen und Bürger adressiert sein. Nicht nur die Wirtschaft ist wichtig, sondern bspw. auch kulturelle und ge- sellschaftliche Aufgaben. Es muss nicht alles immer nur Gewinn abwerfen. Punkto Politik: Das erkläre ich mir mit der Zusammensetzung des Bundes- rates – im Rentenalter, notabene. Die Leute, die das Programm bewilligt haben, kennen die grossen Chancen nicht.

An zweiter Stelle sollte die Bevölkerung kommen.

Die Repräsentanten würde ich dann zur Gruppe der Bevölkerung zählen.

Allgemein die Digitalisierung aller Daten, so z.B. die AHV-Nummer, Bürgerdaten und Pensionskasse.

Die Möglichkeiten einer E-Health-Karte sollten aus- geschöpft werden.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

In den Fällen einer Interessenkollision, die sich zum Beispiel aus der amtlichen Stellung des/der Behördenbetreuers/Behördenbetreuerin bei der Verfolgung des Interesses des/der

Wer wünscht sich nicht, er könnte seine Umwelt lenken und mitbestimmen? Wohl alle Menschen haben den Drang, ihre Um- gebung nach ihren Vorstellungen zu ge- stalten. Im Schweizer

Es darf nicht sein, dass eine erfinderische Verwaltung, weil sie im Kerngeschäft dank E-Government entlastet wird, neue Aufgaben «erfindet» und zur Konkurrenzanbieterin auf dem

Es besteht weiter ein Unterschied zwi- schen dem Kommunikationsmedium (Schal- ter, Telefon, Fax, Webportal etc.) und dem Kommunikationskanal (Kombination von