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eGov Präsenz: Geschäftsprozesse und SOA

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Wo Wissen wirkt

10 Jahre BFH

«In Brüssel nachgefragt ...» – Interview mit EU-Kommissarin Viviane Reding ICTswitzerland-Präsident Stefan Arn:

«Mehr Unternehmertum in der Bundesverwaltung!»

E-Government-Pionier Arthur Winter:

Österreichs Erfolge, Herausforderungen und Visionen

Fachzeitschrift «eGov Präsenz»

Ausgabe 1/2008

Geschäftsprozesse und SOA

«eGov Präsenz»

Berner Fachhochschule

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

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«eGov Präsenz» 1/08

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Mit Unternehmergeist an die Spitze!

Reinhard Riedl

Liebe Leserin, lieber Leser

Fast jedes Jahr schneidet die Schweiz im europäischen E-Government-Benchmar- king schlechter ab. Der Grund ist simpel:

Es nehmen mehr Länder daran teil! Immer- hin scheint jetzt die Talsohle erreicht. Die Hoffnung besteht, dass im nächsten Ver- gleich ein Platz unter den besten 30 knapp gehalten werden kann. Im Skiweltcup gäbe das noch Punkte. Doch wieso schneidet ein Land, das sowohl bezüglich der Behör- denqualität als auch bezüglich der wirt- schaftlichen und privaten IT-Nutzung zu den besten der Welt zählt, bei der IT-Nut- zung in der Verwaltung so schlecht ab?

Stefan Arn, der Präsident von ICTswitzer- land, lobt im Interview in dieser Ausgabe das schlechte Abschneiden als Ausweis von Sparsamkeit. Beim letzten E-Govern- ment-Symposium hörte man oft die Mei- nung, dass die Benchmarking-Studie we- nig aussagekräftig sei, weil die angewandte Methodik die Schweiz benachteilige. Trotz- dem wurde bei der politischen Podiums- diskussion zuversichtlich prophezeit, die Schweiz werde bald den Benchmarking- Spitzenreiter Österreich überholen. Die- ses Ziel soll mit der Implementierung der E-Government-Strategie Schweiz erreicht werden – mit gut drei Dutzend gesamt- schweizerischen E-Government-Projekten und mit grosser Sparsamkeit: Geld gibt es dafür vom Bund keines.

Behörden als General­

unternehmer

Die federführenden Behörden haben die Aufgabe bekommen, kreative Geschäfts- modelle zur Finanzierung zu erfinden.

Dabei stehen ihnen ein politisches Steue- rungsgremium mit zwei Bundesratsmit- gliedern und ein Expertenrat aus Behör- denpraktikern beratend zur Seite. Die Wissenschaft ist im Expertenrat durch den New Public Management-Spezialisten Prof. Dr. Kuno Schedler vertreten, die Wirtschaft durch den CEO von le-shop, Christian Wanner. Anders als in Österreich oder Deutschland hat man sich gegen eine operative Führung durch einen CIO

und den Aufbau eines grösseren Spezia- listen-Teams entschieden, weil man auf die Selbstorganisation und die Fach- und Führungskenntnisse der Regierungsmit- glieder setzt.

Das ist kühn konzipiert. Immerhin wird die legendäre Charakterisierung eines sehr prominenten, nationalen CIO durch einen nicht minder prominenten Super-Chefbe- amten «Wir nennen ihn unseren Elektri- ker» (O-Ton bei der Europäischen Ministe- rialkonferenz in Lissabon) in Zukunft in der Schweiz zwei leibhaftige Bundesratsmit- glieder ehren. Diese Aussicht hat Charme, ist aber mit Risiken verbunden.

Der «billigbessere» Staat

Das Beispiel FinanzOnline des «Europa- meisters» Österreich zeigt exemplarisch, dass in der ausländischen Praxis ein ganz anderes Sparprinzip bislang die überzeu- gendsten Erfolge zeitigte: Der damalige Finanzminister befahl die Reduktion der Personalkosten und die Einsparung von über 1000 Mitarbeitenden. Einzige Mög- lichkeit, die Vorgaben einzulösen, war der Einsatz von Internettechnologie. Das Er- gebnis ist ein Exempel für den «billigbes- seren» Staat dank Investition in moderne Technologien: Die österreichischen Fi- nanzbehörden bieten nun bessere Leis- tungen zu weniger Kosten (siehe Interview mit Sektionschef Dr. Winter). Personal- einsparung ist zusammen mit der Auf- wandsminimierung für Bürgerinnen, Bür- ger und Unternehmen ein Hauptziel des modernen E-Government. Grosse Erfolge konnten bisher auch im Ausland nur durch radikale Orientierung an den Bürger- bedürfnissen oder durch gezielte Inves- titionen in die Produktivitätssteigerung erzielt werden. Investitionen durch gross- zügige Ratschläge zu ersetzen, hat sich hingegen weniger bewährt. Allerdings stellt die vom Bundesrat beschlossene Zuweisung von unternehmerischen Auf- gaben an Behörden einen interessanten neuen Weg dar. Hat er Erfolg, ist der Schweiz als Vorreiterin eines neuen Behör- denunternehmer-Modells internationaler Beifall sicher.

Erfolgsfaktor ganzheitliche Professionalität

Erfolg setzt aber professionelles, transdis- ziplinäres Programmmanagement voraus, insbesondere das Beachten der Erfolgs- faktoren:

Prof. Dr. Reinhard Riedl Herausgeber «eGov Präsenz», Leiter Kompetenzzentrum Public Management und E-Government reinhard.riedl@bfh.ch

Leitartikel

– Rechtzeitige Schaffung gesetzlicher Grundlagen (basierend auf Architektur- Grundsatzentscheidungen).

– Klare Konzepte für den Umgang mit Legacy-Systemen und der rechtlichen, prozessualen und technischen Hetero- genität.

– Dediziertes Projektrisiko-Management und externes Projekt-Auditing.

– Konsequentes Qualitätsmanagement bis hin zu den Endprodukten und engagiertes Deployment der entwi- ckelten Lösungen.

– Unnachgiebiger Fokus auf der Verein- fachung von Arbeitsmethoden und Ablaufstrukturen.

– Konsequentes Einführungsmanage- ment, das bewusst persönliche und organisatorische Lernkurven fördert.

Ich habe die Sorge, dass man mehr von den Marketingpraktiken anderer Länder lernt als von deren tatsächlichen Erfolgen und Misserfolgen. Vor allem Produkt- qualität, Deployment und Prozessadap- tierung haben sich im Ausland oft als Achillesfersen erwiesen. Überdies hat die Schweizer Behördenheterogenität wahr- haft europäische Ausmasse, und viele Legacy-Systeme befinden sich hierzulande in schlechtem Zustand – nicht, weil die Computer verrostet sind, sondern die Soft- ware instabil läuft.

Das Subsidiaritätsprinzip steht zwar im Einklang mit den Designprinzipien von ver- teilten Computersystemen – Kleinstgemein- den würden sogar am meisten von einer E-Government-Service-Infrastruktur pro- fitieren –, aber die effektive Nutzung der neuen technologischen Vereinfachungs- möglichkeiten verlangt trotzdem eine Ad- aptation der aktuellen Subsidiaritäts- architektur. Das gewaltige Sparpotenzial kann nur genutzt werden, wenn Recht, Technik und Management als gleich wich- tig angesehen und gemeinsam weiter- entwickelt werden. Da stellt sich schon die Frage: Ist es überhaupt notwendig, in E-Government zu investieren? Sind wir nicht reich genug, um auf die Kostenein- sparungen zu verzichten? Birgt schlechtes E-Government nicht auch grosse Risiken?

Ziel ist staatliche Stabilität

Es stimmt, die Risiken sind hoch. Es geht aber auch um viel: Ziel des E-Government ist es nicht, das Internet mit Staatspor- talen und auch nicht die Amtsstuben mit

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Computern zu füllen. Ziel ist es, die wach- sende Komplexitätsflut der Behördenauf- gaben zu managen und so die Stabilität des Staats zu sichern.

Die Qualität – und verglichen mit dem Ausland auch die Effizienz – der Behörden- arbeit ist in der Schweiz hoch. Aber wir haben ein kritisches Problem: Die Kom- plexität der Verwaltungsaufgaben wächst ständig. Dies ist eine Folge der technologi- schen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen. Da die Schweiz zum Glück ein ziemlich freies Land ist, in dem die Rechte des Einzelnen gross sind, kann man das Anwachsen der Komplexität der Anforderungen an die staatliche Verwal- tung nicht verhindern. Viele einzelne Aufga- ben stehen zwar (je nach politischer Per- spektive) sehr wohl zur Disposition, aber an der Natur des Phänomens wachsender Komplexität respektive an dessen Auswir- kungen könnten nur politische Extrem- perspektiven etwas ändern: Eine dramati- sche Erhöhung der Verwaltungsausgaben, eine extrem autoritäre Einschränkung der Rechte des Einzelnen, eine radikale Re- duktion des Staats auf die Polizei – das wären mögliche Lösungen. Doch alle die- se Konzepte werden von mindestens 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung abge- lehnt. Es bleibt eine einzige potenziell mehrheitsfähige Möglichkeit, mit der wach- senden Komplexität der Staatsausgaben umzugehen: Einsatz moderner Techno- logien und strukturelle Reorganisation.

Der Fluch richtiger Theorien

Viele haben freilich die Erfahrung machen müssen, dass mit Technologie die Arbeit ineffizienter ist als ohne. Es ist ähnlich wie in der Ehe: Man muss mit der Technologie Probleme lösen, die man ohne gar nicht hatte. Der Nutzen zeigt sich spät und liegt mehr in der Effektivität als in der Effizienz.

Einige Ökonomen vertreten sogar die Theo- rie, dass die Informatik bislang nirgendwo Produktivitätssteigerungen gebracht habe.

Das ist grober Unfug. Richtig ist aber, dass Technologie ohne Veränderung der Arbeitsorganisation alleine wenig aus- richtet. Diese ist aber in aller Regel nicht trivial und verlangt viel Bereitschaft zur Veränderung.

Ein blindwütiges Bereitstellen von In- formationen oder Zentralisieren aller an- spruchsvollen Arbeiten verstösst gegen die Engineeringprinzipien für verteilte Systeme und «muss» deshalb theoretisch Schaden anrichten. Leider hält sich die Praxis in die- sen Dingen meist an die Theorie: Die E-Government-Welt ist voll von Projekten, die theoriegemäss gescheitert sind. Darum ist ein Verständnis der Prinzipien des Komplexitätsmanagements in verteilten Systemen ebenso von entscheidender

Bedeutung wie alle anderen «theoreti- schen» Erfolgsvoraussetzungen: Einsatz benutzerfreundlicher, auf den Arbeits- kontext abgestimmter Technologie; aus- giebige Motivation und Schulung der Be- nutzerinnen und Benutzer; Einbezug der Kreativität der Mitarbeitenden zur Vereinfa- chung der Arbeitsmethoden; und dedi- ziertes Management der Nutzenmateriali- sierung. Es klingt simpel, es ist schwer zu realisieren, aber es ist fast der einzige Weg zum Erfolg!

Produktivitätssteigerung durch Geschäftsprozessmanagement

Zentral für einen nutzbringenden Techno- logieeinsatz sind die Strukturierung der Abläufe in Geschäftsprozessen und der Umbau der Applikationslandschaften zur serviceorientierten Architektur (SOA). Di- ese Themen stehen deshalb in dieser Aus- gabe der «eGov Präsenz» im Zentrum des Fachteils.

In Geschäftsprozessen ist die Arbeit in Arbeitsschritte von überschaubarer Kom- plexität zerlegt, um sie einfacher optimie- ren zu können. Jede Ausführung einer konkreten Aufgabe generiert eine Prozess- instanz, die gesteuert von einem Work- flowmanagement-System alle Arbeits- schritte durchläuft. Die Optimierung der einzelnen Arbeitsschritte geschieht durch ein Bündel von Massnahmen: Für jeden Arbeitsschritt werden notwendige Infor- mationen proaktiv zur Verfügung gestellt, die Arbeitsmethoden werden standardi- siert vorgegeben, wiederkehrende Pro- bleme werden durch ein Monitoring identi- fiziert und die korrekte Dokumentation und die Termineinhaltung werden kontrolliert.

Durch das «Teilen» von Datenressourcen zwischen verschiedenen Geschäftspro- zessen werden Redundanzen in der Infor- mationsbeschaffung beseitigt. Und das Ausführen von Prozessinstanzen wird auf die «Kundschaft» hin orientiert, durch Pro- zessverknüpfung in One-Stop-Portalen, durch kontextabhängige Prozess-Short- cuts und durch Ad-hoc-Variantenbildung.

So wird zugleich der Aufwand für Leis- tungsbeziehende (Bürger/-in, Unterneh- men) und Leistungserbringende (Behör- denmitarbeitende) reduziert, ohne dass die Rechtssicherheit eingeschränkt wird.

POA oder SOA?

Darauf aufbauend kann eine SOA imple- mentiert werden. Fachlich eng ausgelegt, bedeutet dies die Wiederverwendung von ausführbaren, automatisierten Prozess- schritten: Generisch nutzbare Funktionali- tät wird in digitale Dienste gekapselt – z.B.

den Dienst «Steuerbescheid versenden» – , die bei der Ausführung einer Prozess- instanz aufgerufen werden. In einem fach-

lich weiteren Sinn ist SOA ein Synonym für ein Zur-Verfügung-Stellen von fachlichen Leistungen über eine Dienst-Schnittstelle, d.h für eine prozessorientierte Architektur (POA). Damit kann eine Amtsstelle von Menschen ausgeführte fachliche Leistun- gen für andere Behörden so bereitstellen, dass diese sie in ihre eigenen Geschäfts- prozesse einbinden können.

SOA im engeren Sinn meint also eine prozessbezogene Wiederverwendung von Software, während POA ein Konzept für eine prozessbezogene Wiederverwendung von allen Arten von fachlichen Leistungen ist. SOA folgt dem Prinzip «Einmal bauen, oftmals nutzen», während POA einen neu- en Schritt in der Entwicklung der Arbeits- teilung in Organisationen darstellt. Beide sind «Kinder» des Komplexitätsmanage- ments der Informatik, erfunden im Geist des «Information Hiding» (= Transparenz- Management) mit so berühmten Verwand- ten wie den «virtuellen Maschinen». Beide ermöglichen eine einfache aufgaben- spezifische Zusammenarbeit über Orga- nisationsgrenzen hinweg, sofern sich Organisationen auf gemeinsame Organi- sationsontologien zu einigen vermögen.

Die E-Government-Strategie Schweiz zielt auf die Wiederverwendung, erwähnt aber die gemeinsame Nutzung von Fach- leistungen nicht explizit. Also SOA ja, POA nein? Nein, denn das grösste Einspa- rungspotenzial liegt mittelfristig im Teilen von Fachressourcen! Die Zusammenarbeit von Generalisten an der Peripherie und Spezialisten in Fachleistungszentren fördert zudem die Professionalisierung. Sammeln die Sachbearbeitenden damit positive Er- fahrungen, wird der Druck von der Basis her wachsen, gesetzliche Harmonisierun- gen vorzunehmen, die ihrerseits das Ein- sparungspotenzial erst richtig erschliessen.

Wichtig vor allem anderen ist darum, dass im Zentrum der E-Government- Planung nicht nur die Bürgerinnen und Bürger stehen, sondern auch jene, die mit den Systemen am meisten arbeiten: die Verwaltungsmitarbeitenden. Es ist toll, dass hier der Bundesrat mit eigenem Bei- spiel vorangeht: Er wird bis 010 sein ganzes Geschäft digitalisieren! Das ist das richtige Signal für den langen Weg an die Weltspitze des E-Government!

Apropos: Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen, sagt ein prominenter deut- scher Raucher und Ex-Kanzler. Leute mit Visionen im E-Government sollten aber direkt zu uns kommen: Wir bauen unser multidisziplinäres Team weiter aus!

Ihr Reinhard Riedl

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«eGov Präsenz» 1/08

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Berner Fachhochschule

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government Call for Papers

«eGov Präsenz» 2/08: Shared Services und Outsourcing

«eGov Präsenz» ist DIE Schweizer Fachzeitschrift für E-Government (www.egov-praesenz.ch).

Die nächste Ausgabe /08 beschäftigt sich mit dem Thema Shared Services und Outsourcing. Wir laden Sie ein, bis am 11. April einen Abstract zu diesem Thema einzureichen und bei angenommenem Abstract einen zwei- bis dreiseitigen Artikel zu verfassen. Die Ausgabe /08 erscheint Ende August 008, Redaktions- schluss ist der 16. Juni.

Themenschwerpunkt:

Shared Services und Outsourcing in der öffentlichen Verwaltung

Wir wollen einen breiten Zugang zum Thema wählen. Insbesondere – aber nicht ausschliesslich – möchten wir folgende Punkte behandeln:

– Aufgaben und Funktionen, welche besonders geeignet sind für Outsourcing oder für Shared Service Center (SSC), mit Begründung

– Vor- und Nachteile von SSC gegenüber Outsourcing und umgekehrt – Nutzen und Nutzenpotenziale von SSC oder Outsourcing

– Erfolgreiche Implementierung von SSC oder Outsourcing – Praxisbeispiele, Lessons learned etc.

– Anforderungen, Risiken und grösste praktische Schwierigkeiten beim Outsourcing und bei dem Aufbau von SSC – demonstriert an Praxisbeispielen

– Umgestaltung der Prozesse bei der Einführung von SSC/Outsourcing

– Kritische Erfolgsfaktoren für den Aufbau und den Betrieb von Outsourcing/SSC – Sourcing-Konzepte

Wir freuen uns auf Beiträge aus der Forschung und aus der Praxis. Ihre Beiträge können die aufgezählten oder andere Aspekte behandeln. Wir sind offen für eine Ausweitung des Themas.

Einreichung der Beiträge

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge (Abstract, ca. 1000 Zeichen) bis am 11. April 008 an raphael.scherrer@bfh.ch.

Sie werden bis am 1. April über die Annahme/Ablehnung informiert.

Annahme der Artikel

Die Beiträge müssen Fachartikel und dürfen keine PR-Artikel sein, sie müssen eine gewisse Praxisrelevanz aufweisen und die Aussagen sollen wo immer möglich an Praxisbeispielen illustriert werden. Weitere Kriterien für die Annahme sind Klarheit, Innovationsgrad und Aktualität. Es besteht keine Garantie für die Aufnahme

eines Beitrages in die Zeitschrift.

Sprache

Es werden Artikel in deutscher, französischer und englischer Sprache akzeptiert.

www.egov-praesenz.ch

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Leitartikel

1 Mit Unternehmergeist an die Spitze!

Reinhard Riedl, Herausgeber, Leiter Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Call for Papers

3 «eGov Präsenz» 2/08: Shared Services und Outsourcing Zu dieser Ausgabe

6 Geschäftsprozesse und SOA in der öffentlichen Verwaltung

Raphael Scherrer, Chefredaktor, Kompetenzzentrum Public Manangement und E-Government 7 Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe

Interview

8 «In Brüssel nachgefragt …» EU­Kommissarin Dr. Viviane Reding Viviane Reding, EU Commissioner for Information Society and Media 1 «Mehr Unternehmertum in der Bundesverwaltung!»

Stefan Arn, Präsident von ICTswitzerland

18 «Die Stadt Zürich will kunden­ und ressourcenorientierter werden»

Elmar Ledergerber, Stadtpräsident von Zürich

E­Government in Österreich: Status, Visionen und Herausforderungen Arthur Winter, Leiter der Sektion für Informationstechnologie

im österreichischen Bundesministerium für Finanzen Kolumne

16 «Aus anderer Warte» Steilvorlage: Euro 08 und SOA Jürg Römer

8 Die Kunst, ein Auto zu bauen Josef Makolm

Veranstaltungen

30 E­Government­Symposium 2007 Thomas Jarchow - von Büren

3 E­Gov Fokus «Geschäftsprozesse und SOA»

Raphael Scherrer

3 E­Société fabriquée en Suisse Alessia C. Neuroni et Alain Sandoz

36 Prestigedenken als Motor – ein Bericht von der 4. E­Government­

Ministerkonferenz in Lissabon Peter Koval und Reinhard Riedl

38 e­CITES – eine Win­win­Situation für Wirtschaft und Verwaltung –

Diplomauszeichnung an den European eGovernment Awards 2007 in Lissabon Mathias Lörtscher

E­Gov­Strategie Schweiz

1 E­Government Schweiz: Startschuss zur Umsetzung der Strategie Jean-Jacques Didisheim

E­Gov EU

Europäisches E­Government 2005­2007: Bestandesaufnahme von «good practices»

und der Implementierungsfortschritte des i2010­E­Government­Aktionsplans Sami Hamida

«eGov Präsenz» 1/08

Magazinteil

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«eGov Präsenz» 1/08

5 Inhaltsverzeichnis

Forschung / Analyse

6 HERA: A Service Oriented Approach to Cross­organisational E­Government Processes Alexandra Collm, Ralitsa Hristova, Till Janner, Ulrich Reimer, Roland Ritsch, Christoph Schroth 9 Referenzarchitektur für E­Government (RAfEG):

eine computergestützte Realisierung prozessbasierter Verwaltungsvorgänge Raphael Kunis und Gudula Rünger

5 DYONIPOS: proaktive Unterstützung von Wissensprozessen Silke Weiss, Josef Makolm, Doris Reisinger

5 Möglichkeiten und Grenzen der konzeptionellen Trennung von Front­ und Back­Office im E­Government

Thomas Jarchow - von Büren und Konrad Walser

58 SOA und Government­Lösungen: effektiver Nutzen für alle Beteiligten Marcel Luginbühl und Thomas Schild

61 Umrisse eines E­Government­Geschäftsprozess­Referenzmodells Konrad Walser

6 The normalization of processes is a critical success factor for the implementation of Process Management and SOA

Alexandre Nobs Praxis – Schweiz

67 SOA in der Bundesverwaltung mit Fallbeispielen aus dem Fachbereich Geoinformation

Willy Müller und Hans Ulrich Wiedmer

70 Open eGov – SOA­Plattform für E­Government und E­Justice Adrian Blöchlinger und Igor Metz

7 VEKTOR – vers une conduite plus entrepreneuriale des représentations suisses à l’étranger

Martin Dahinden und Alain Gaschen Praxis – International

76 Die «eGovernment­Diensteplattform» des ITDZ Berlin Axel Richrath

79 DataClearing NRW – erfolgreiches verwaltungsübergreifendes E­Government in der Bundesrepublik Deutschland

Frank Helmer und Lars van der Grinten

8 Das Projekt ISBJ – ein Beispiel für eine serviceorientierte E­Government­

Infrastruktur im Land Berlin E. Ulrich Kriegel und Michael Richter

Die Artikel spiegeln die persönliche Meinung des Autors/der Autorin und nicht die Meinung der Berner Fachhochschule wider.

Über Manuskripte, die der Redaktion unaufgefordert zwecks Veröffentlichung zugeschickt werden, wird keine Korrespondenz geführt.

Mitglied der

Die Berner Fachhochschule ist Mitglied der European Foundation for Quality Management, EFQM

Fachteil: Geschäftsprozesse und SOA

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Bundesverwaltung Geodatendienste be- ziehen kann. Da 60 bis 80 Prozent aller Entscheidungen einen räumlichen Bezug haben, hat die Geoinformation ein grosses Potenzial für SOA (S. 67).

Referenzarchitekturen

Implementierungshilfen für grenzüber- schreitende Prozesse auf Komponenten- basis bieten generische Referenzarchi- tekturen. Ein interdisziplinäres Team der Universität St. Gallen und der Hochschule für angewandte Wissenschaften St. Gallen entwickelt mit HERA eine Referenz- architektur für medienbruchfreie, organi- sationsübergreifende E-Government-Pro- zesse, wobei die HERA-Architektur auf dem Konzept des Event Bus Schweiz auf- baut und die E-Government-Standards von eCH berücksichtigt (S. 6).

Die an der Technischen Universität Chemnitz entwickelte Referenzarchitektur für E-Government (RAfEG) stellt einen ganzheitlichen Ansatz für E-Government- Anwendungen dar und soll Behörden bei der Abarbeitung grosser hierarchischer, langlebiger Prozesse unterstützen. Die zugrundeliegende RAfEG-Softwarearchi- tektur wurde komponentenbasiert als Workflowmanagementsystem konzipiert, wodurch auch behördenübergreifende Pro- zesse bearbeitet werden können (S. 9).

Erfolgreiche SOA­

Implementierung in der Praxis

Praxisbeispiele aus dem In- und Ausland zeigen, wie Geschäftsprozesse und/oder SOA erfolgreich in Behörden implemen- tiert wurden und welcher Nutzen daraus entstanden ist.

In der Schweiz haben das Bundesamt für Justiz und das Staatssekretariat für Wirtschaft unter dem Namen «Open eGov»

sukzessive eine serviceorientierte Platt- form für den Aufbau von Onlineprozessen mit der Verwaltung geschaffen. Die service- orientierte Architektur von Open eGov und der Baukasten von generischen Kompo- nenten und Services erlauben es, neue Onlineprozesse schneller, effizienter und kostengünstiger aufzubauen (S. 70).

Ulrich Kriegel vom Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik in Berlin und Michael Richter, Senatsverwaltung Berlin, präsentieren ein Beispiel für eine service- orientierte E-Government-Infrastruktur im Land Berlin (S. 8).

Raphael Scherrer Chefredaktor «eGov Präsenz»

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government raphael.scherrer@bfh.ch

Deutschland hat mit der Einführung der elektronischen Rückmeldung zwischen allen Meldebehörden einen Meilenstein für verwaltungsübergreifendes E-Government gesetzt. Im Bundesland Nordrhein-West- falen erarbeiteten die beiden Rechenzen- tren citeq – Stadt Münster und Kommu- nales Rechenzentrum Niederrhein – das Umsetzungskonzept DataClearing NRW.

Mittlerweile ist DataClearing NRW die grösste deutsche Clearingstelle für Kom- munen (S. 79).

«eGov Präsenz» Magazin:

hochkarätige Interviewpartner

Ein Highlight im Magazinteil ist das Inter- view mit EU-Kommissarin Viviane Reding, einer der treibenden Kräfte hinter den IKT- Förderprogrammen der EU-Kommission.

Wir haben sie zu ihren persönlichen Visi- onen und zur Ministerialdeklaration von Lissabon befragt (S. 8). Wertvolle Inputs gibt ein E-Government-Pionier des euro- päischen Klassenprimus Österreich. Arthur Winter, Sektionschef im österreichischen Finanzministerium, spricht im Interview über den aktuellen Stand und die Vision des österreichischen E-Government und geht auf die Herausforderungen ein, die bisher überwunden wurden, und jene, die es noch zu meistern gibt (S. ).

Weitere interessante Interviews haben wir geführt mit dem Zürcher Stadtpräsi- denten Elmar Ledergerber (S. 18) und mit ICTswitzerland-Präsident Stefan Arn, der zum Jahr der Informatik «informatica08»

und zur E-Government-Entwicklung in der Schweiz aus Unternehmersicht Red und Antwort steht (S. 1).

Der Beginn einer neuen Reihe bildet die Rubrik E-Government-Strategie Schweiz.

Damit möchten wir Sie stets auf dem Lau- fenden halten, wie die Implementierung der Strategie vorankommt und wie der aktuelle Stand der Arbeiten ist (S. 1).

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und wün- sche Ihnen eine bereichernde Lektüre.

Freundliche Grüsse Raphael Scherrer

Ausblick «eGov Präsenz» 2/08

Die nächste Ausgabe der «eGov Präsenz» erscheint im August 008 mit dem Titel «Shared Services und Outsourcing». Sie sind dazu eingeladen, Ihre Vorschläge für Fachartikel zum Thema bis am 11. April an mich einzureichen.

Weitere Informationen unter www.egov-praesenz.ch/cfp

Geschäftsprozesse und SOA in der öffentlichen Verwaltung

Raphael Scherrer

Liebe Leserin, lieber Leser

Zentrale Ziele der nationalen E-Govern- ment-Strategie sind, dass Wirtschaft und Bevölkerung den Verkehr mit den Behör- den mehrheitlich elektronisch abwickeln, die Behörden ihre Geschäftsprozesse modernisieren und sie untereinander elektronisch verkehren.

Um diese Ziele zu erreichen, bietet sich die Implementierung einer serviceorientier- ten Architektur (SOA) an. Ein Lösungskon- zept, welches auf technisch voneinander unabhängigen, fachlich lose gekoppelten Services basiert, ermöglicht die Wieder- verwendung von einzelnen Prozessschrit- ten und eine aufgabenspezifische Zu- sammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg und vereinfacht den Umgang mit Legacy-Systemen. Eine durchgängige Serviceorientierung führt zu einem fle- xiblen Fundament für kontinuierliche Innovationen, erhöhte Agilität und Kosten- effizienz sowie zur Reduktion der Fehler im Behördenalltag.

SOA­Strategie Bund

Kein Wunder, dass die IKT-Strategie des Bundes dieses ambitiöse Ziel setzt: «Die Bundesarchitektur ist serviceorientiert:

Die IKT-Leistungen werden, wo sinnvoll, in modularen, wiederverwendbaren Pa- keten angeboten.» Die SOA-Strategie des Bundes ist eine Teilstrategie zur E-Government-Strategie Schweiz und zur IKT-Strategie der Bundesverwaltung.

Sie präzisiert deren Aussagen und macht dazu konkrete Vorgaben zur Umsetzung.

Die SOA-Strategie des Bundes wird in dieser Ausgabe von Willy Müller, Informatikstrategieorgan Bund, und Hans Ulrich Wiedmer, swisstopo, thematisiert und am Beispiel Geodaten illustriert: Ein in der E-Government-Strategie priorisier- ter Basisservice ist eine Geodaten-Ser- viceplattform, über welche die Kund- schaft von innerhalb und ausserhalb der

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«eGov Präsenz» 1/08

Zu dieser Ausgabe 7

Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe

Adrian Blöchlinger Bundesamt für Justiz, Fachbereich Rechtsinformatik

Alexandra Collm wissenschaftliche Assistentin, Universität St. Gallen, Institut für öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

Dr. Martin Dahinden Botschafter,

Direktor im Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten

Dr. Jean­Jacques Didisheim Bereichsleiter E-Government, Informatikstrategieorgan Bund

Alain Gaschen

Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten

Dr. Lars van der Grinten Projektleiter, Kommunales Rechenzentrum Niederrhein

Sami Hamida

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Frank Helmer Projektleiter, citeq – Stadt Münster

Ralitsa Hristova wissenschaftliche Assistentin, Universität St. Gallen, Institut für öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

Till Janner

wissenschaftlicher Assistent, Universität St. Gallen, MCM Insitute und SAP Research CEC St. Gallen

Dr. Thomas Jarchow ­ von Büren Forschungsfeldleiter,

Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Peter Koval

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Dr. E. Ulrich Kriegel wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik in Berlin

Raphael Kunis

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Praktische Informatik der Technischen Universität Chemnitz

Dr. Mathias Lörtscher Bundesamt für Veterinärwesen, Leiter CITES-Vollzugsbehörde

Marcel Luginbühl Managing Consultant Public Sector, IBM Schweiz

Josef Makolm

Ministerialrat, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Finanzen, Österreich

Willy Müller

Projektleiter IKT-Architekturen, Informatikstrategieorgan Bund

Dr. Alessia C. Neuroni Forschungsfeldleiterin, Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Axel Richrath

Gesamtprojektleiter eGovernment- Diensteplattform, IT-Dienstleis- tungszentrum Berlin

Michael Richter

Projektleiter ISBJ, Senatsverwal- tung für Bildung, Wissenschaft und Forschung von Berlin

Prof. Dr. Reinhard Riedl Herausgeber, Leiter Kompetenz- zentrum Public Management und E-Government

Prof. Dr. Jürg Römer Leiter Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik an der Berner Fachhochschule und Präsident von eCH

Prof. Dr. Gudula Rünger Professorin, Praktische Informatik an der Technischen Universität Chemnitz

Dr. Alain Sandoz Vauban Technologies Dr. Igor Metz

Geschäftsführer Glue Software Engineering AG

Thomas Schild

IT-Architekt, IBM Schweiz Christoph Schroth wissenschaftlicher Assistent, Universität St. Gallen, MCM Insitute und SAP Research CEC St. Gallen

Dr. Konrad Walser wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kompetenzzentrum Public Management und E-Government

Silke Weiss

Projektassistentin, Bundesministe- rium für Finanzen, Österreich

Hans Ulrich Wiedmer Bundesamt für Landestopografie swisstopo/KOGIS,

Leiter BGDI Webinfrastruktur Prof. Dr. Ulrich Reimer

Leiter angewandte Forschung und Technologietransfer, Hochschule für angewandte Wissenschaften St. Gallen, Institut für Informations- und Prozessmanagement

Doris Reisinger Konsortialführerin im Use-Case-Projekt Dyonipos, mn – consulting and development gmbh, Österreich

Prof. Dr. Roland Ritsch Leiter Kompetenzbereich Software- Architekturen, Hochschule für ange- wandte Wissenschaften St. Gallen, Institut für Informations- und Prozessmanagement Dr. Alexandre Nobs

Consultant, BPM Consult

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«In Brüssel nachgefragt …»

EU­Kommissarin Dr. Viviane Reding

«eGov Präsenz»: Mrs Reding, what is your personal vision of the European Knowledge and Information Society in 2020?

Viviane Reding: Fully electronic govern- ments interacting openly and transparent- ly, in a user-friendly way with ordinary people and businesses are an essential part of my vision of the information society by 00. But this will require a rethink of how governments work today and how they will interact with citizens in the future.

Information and Communication Technol- ogies (ICTs) clearly have the potential to radically transform the delivery of public services and improve their quality and usability. By 00 we should be able to seamlessly interact with authorities local, regional and national administrations, not only in our own country, but also as we move around the EU.

«On an EU­wide scale, we need a much greater interoperability between IT systems.»

The key question is how we do this. Resol- ving key interoperability issues is essential.

Databases in different government depart- ments will have to work with each other, so information could be immediately acces- sed and updated quickly and easily, without compromising high levels of secu- rity and protection of personal data. On an EU-wide scale, we need a much greater interoperability between IT systems in

Commissioner Viviane Reding is one of the driving forces behind the EU Commission’s ICT support programmes. She believes that ICT is the foundation of a modern economy and

an important source of innovation. She is committed to everyone being able to enjoy the benefits of the information society, irrespective of their state of health, income, or place of residence. For the preparation of the «Ministerial eGovernment Conference» it was of special importance to her, that stock should be taken of what has truly been achieved. We asked her about her personal vision of the future and the Lisbon Ministerial Declaration.

Dr. Viviane Reding, EU Commissioner for Information Society and Media Interview: Prof. Dr. Reinhard Riedl

Member States, so that people can ac- cess administrative services wherever they are in Europe. It should become simply routine for a pensioner in the south of Spain to electronically get a birth certifi- cate from Slovakia and a marriage certifi- cate from Sweden using his or her electro- nic identity via a mobile phone.

We also see new governance models emerging. ICT opens up new opportuni- ties for people to get involved in decision- making. Information about local to Euro- pean political issues can reach a wider range of people, who will have access to new tools to voice their opinion and to get involved in debating and influencing poli- cies. New types of online communities will be built around specific issues allowing people to have a greater say on issues that concern them.

How has e­government so far con­

tributed to the implementation of the European Freedoms and what will be its contributions in the fu­

ture? What is the actual benefit for citizens and enterprises?

E-government has great potential to un- derpin and reinforce European freedoms, and especially the free movement of goods, people and services, so that busi- nesses and citizens can benefit from the single Market.

The 006 «eGovernment Action Plan»

sets out a number of objectives which will contribute to this goal. For example, by

010 all public administrations have agreed to put in place the capability to carry out 100 percent of public procurement electro- nically and use e-procurement for at least 50 percent of their tenders. Increasing the use of electronic public procurement will make it easier for companies to respond to public tenders across borders and to in- crease competition. This will ultimately im- prove their public value.

«E­government has great potential to underpin and reinforce European freedoms.»

We are also supporting an important Euro- pean initiative on electronic identities, e-ID, so that we can travel, live and work in other EU countries and easily access local government support services, so that businesses can set up offices or market their goods and services in other Member States. The objective here is to ensure an EU-wide interoperable system for re- cognition and authentication of e-IDs.

Another example concerns the 006

«Services Directive». It requires Member States to implement single contact points for the electronic registration of commer- cial services. Clearly these national con- tact points have to be able to register cross border applicants. It is therefore vitally important that we can authenticate certificates and documents issued by or- ganisations from any Member State. This is a complex issue that will require close

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«eGov Präsenz» 1/08

Zu dieser Ausgabe 9

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future. The Lisbon declaration recognises this and channels national resources to- wards avoiding exclusion.

Thanks to ICT, we can communicate speedily and from almost anywhere, which offers us incredible opportunities to build communities and to discuss issues that matter to all of us. The young generation has quickly embraced Web .0 tools and built online communities using video, text, etc. They share experiences and contri- bute to a new form of society. We can also harness these tools to offer greater trans- parency and accountability to government.

We have started to experiment with these tools under the e-participation initiative that was proposed by the European Par- liament. We still have to develop and learn

«new rules» so that we can fully benefit from its potential. These tools offer new opportunities for politicians to better in- form citizens of their policies and for ordi- nary people to learn and participate in decision-making. The challenge is how to make the most of these technologies to really engage with people and make them feel fully involved in the political process, especially those that currently feel dis- connected. Astute politicians have already recognised the potential.

It is clear to me that Member States have already made significant progress in reaching the i010 e-government goals and that the new Lisbon declaration shows their ongoing commitment to fully achieve the ambitious goals of the «eGovernment Action Plan».

«Research is an important point rightly recognised by the Ministers who adopted the Ministerial Declaration.»

So far, in the European Union most e­government activities take place on a national, regional, or local level.

In the Ministerial Declaration, minis­

ters have invited the European Com­

mission to implement 10 high profile activities, several of which relate to supporting and facilitating coop­

eration among European Member States. What are the potential ben­

efits of improved cooperation among member states and what has to be done to achieve these benefits?

I’ve already outlined the lines of coopera- tion and the support we have mobilised to ensure fruitful cooperation. Clearly the Ministers that agreed to the declaration want the Commission to continue to sup- port their endeavours and to facilitate their continuing cooperation. They also recog- nise that by far the lion’s share of the work is in the hands of the Member States.

But in terms of cooperation, I would like to highlight another of our recent activities that build on and extend the notion of sha- ring good practices. We all recognise that a wealth of ideas and experiences have already been accumulated in e-govern- ment. If we provide a simple means to share this knowledge, public administra- tions can find out about and use practices that have already been successfully tried and tested in other countries. The

«ePractice.eu portal», supported by the Commission, gives access to over 600 e-government, e-inclusion and e-health case studies. The website attracts thousands of visits per month and since 007 has started to use Web .0 style tools. For years now it has been relatively easy to build showcases on a website, but our goal is more than this. We aim to build communities of professionals around good practice cases so that they can sha- re their experiences online. We are only at the start of this initiative but already the results look very promising. We must also remember that the «ePractice portal» plays an important role in the international com- munity as it displays European e-govern- ment practices across the world.

cooperation between governments. Hence it has been included as a priority item in the «eGovernment Ministerial Declaration»

agreed in Lisbon in September 007.

«Cooperation in the two crucial areas e­ID and e­procurement is already underway funded under the ICT Policy Support Programme.»

In this Ministerial Declaration four policy priorities have been identi­

fied: cross­border interoperability, reduction of administrative burden, inclusive e­government as well as transparency and democratic en­

gagement. What are the biggest challenges to implement these poli­

cies and how likely is their success­

ful implementation by 2010?

The Lisbon Ministerial Declaration rein- forces and prioritises work in the Member States as well as the support work pro- vided by the Commission. The document is a powerful political statement that spells out the areas where Member States have reached a common agreement on key topics. It is not surprising that the declara- tion highlights the need for more work on interoperability. As already mentioned, cooperation in two crucial areas, e-ID and e-procurement, is already underway funded under the ICT Policy Support Pro- gramme, a part of the Competitiveness and Innovation Framework Programme, earmarked to support large-scale-pilots.

The declaration also highlights the need to reduce administrative burdens. This cannot be achieved simply by forcing a greater use of ICT, but in many cases will require a more systematic approach of restructuring services’ concepts, public administrations, and a review and change of laws and regulations. That’s what we must do if we want to simplify and make public services easily accessible, and more efficient and effective. In short we are looking for fundamental change aided by ICT. At EU level, the Commission has already initiated «better regulation» to streamline existing and future EU legis- lation and to remove unnecessary burdens on business and citizens.

At the same time we must also face the challenge of ensuring that electronic ser- vices do not create greater levels of exclu- sion. Clearly online services must meet real users’ needs. But putting services online is not enough. They must be easy to use and accessible to everyone. They must also provide best quality support to the about 30 percent of today’s society that are not online at the moment and are unlikely to be online in the foreseeable

Dr. Viviane Reding

Dr. Viviane Reding has a PhD in Humanities from the Sorbonne in Paris. She began her professional career as a journalist at the «Luxemburger Wort».

From 1979 to 1989, she was a member of Luxembourg Parliament and from 1989 to 1999 a member of the European Parliament. She was also a local councillor in her home town Esch-sur- Alzette for eighteen years and deputy chairman of her party, the Parti Chrétien-Social, for four years.

She has been a member of the European Commission since 1999. When Romano Prodi was President of the European Commission, she was responsible for Education, Culture, Youth, Media and Sport; her remit included the Erasmus Programme, which was awarded the Prince of Asturias Prize. Since 00, under Commission President José Manuel Barroso, she has been Commissioner for Information Society and Media.

In the course of her career, Dr. Viviane Reding has received numerous honours for her commitment to international cooperation: she is a member of the French Légion d’Honneur and holds honorary doctorates from Hu-Chen, Genoa and Turin Universities.

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11 Interview

The Ministerial Declaration also in­

vites the Commission to define and support research activities. What are the expected contributions from research to the development of e­government and how do you rate the importance of these contribu­

tions?

Public administrations are huge custom- ers of IT infrastructure and systems. IT is now an essential tool for both implement- ing new public services and improving ex- isting services. Governments buy and use a wide range of technologies and there- fore benefit from the full spectrum of research carried out under Community re- search Programmes. We need to ensure these feed the public sector. However, public services must be robust and en- during. Consequently the public sector is not an early adopter of new innovations.

At the same time, there are technologies which are essential for e-government. For example: technologies that protect priva- cy and security, or technologies for com- plex, shared, knowledge management systems. Since governments have to ser- ve all their citizens, they must also deliver services that are accessible through multi- ple platforms to everyone including those suffering disability.

I also recognise that the majority of pu- blic services are delivered locally and regi- onally, and therefore we have to structure our future e-government services to work seamlessly at all levels including the EU.

If we now reconsider the interoperability issues then it is clear that we need a com- mon knowledge structure – a semantic web based structure – that transcends national boundaries.

«The ePractice.eu portal gives access to over 600 e­government, e­inclusion and e­health case studies and attracts thousands of visits per month.»

Finally, we simply must look at citizenship and new modes of interactions. Web .0 tools have not just emerged out of the blue. The research communities were among the first to identify their potential, and started to build and use innovative applications. There is clear potential for developing transparent open, interactive governments. In this respect we must ex- plore new governance models.

So where do we go from here? And what kind of society do we want to be in 00? To answer these questions we are currently reflecting on how to carry out

research that drives forward new and in- novative e-government applications and build scenarios that are actively debated by decision makers in the Member States and by their supply industry. Research is an important point rightly recognised by the Ministers who adopted the Ministerial Declaration.

Thank you very much for this interview!

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«Mehr Unternehmertum in der Bundesverwaltung!»

«eGov Präsenz»: ICTswitzerland und Partnerorganisationen haben be­

schlossen, 2008 unter dem Label informatica08 das Jahr der Informa­

tik durchzuführen. Was dürfen wir erwarten?

Stefan Arn: Um das Image der Informatik zu verbessern, führen wir eine schweiz- weite Informationskampagne durch. Sie soll Awareness schaffen: mit Inseraten, Plakaten, redaktionellen Beiträgen sowie den drei Hauptveranstaltungen IT-Summit, dem Tag der Informatik am 9. August und einer IT-Konferenz an der École Polytechnique Fédérale in Lausanne. Dazu kommen acht bis zehn Regionalevents von Basel bis Bellinzona. Weiter konnten wir zahlreiche Konferenzveranstalter über- zeugen, ihre Events unter dem Namen informatica08 anzubieten. Und über Aus- schreibungen und den «call for participa- tion» wurden Keyplayer aus der Branche motiviert, unter dem Label informatica08 Projekte durchzuführen.

Warum braucht es ein Jahr der In­

formatik?

Wir haben in der Informatik ein Nach- wuchsproblem: Seit mehreren Jahren sin- ken die Studierendenzahlen an den Uni- versitäten und Fachhochschulen wie auch die Anzahl der Lehrlinge signifikant. Das stellt für die Schweiz und insbesondere für die Schweizer Wirtschaft ein Problem dar. Der Hauptauslöser für informtica08 waren schliesslich die jüngsten, alarmie- renden Zahlen zu den nochmals stark zu- rückgegangenen Studienbeginnenden in der Informatik. In der Schweiz hat der Informatikberuf ein Imageproblem, im Ge- gensatz zu Ländern wie Indien, die USA oder China. Dies liegt auch daran, dass

Stefan Arn, Präsident des Dachverbandes ICTswitzerland, wirbt 2008 für ein besseres Image der Informatik, um das Nachwuchsproblem in der Branche zu entschärfen. E­Government sei für ICTswitzerland ein zentrales Thema, Investitionen sollten jedoch stets auf deren Verhältnis­

mässigkeit geprüft werden. Arn nimmt bezüglich E­Government eine überraschende Position ein und zeigt sich mehrheitlich zufrieden mit der bisherigen E­Government­Entwicklung in der Schweiz. Er gewinnt ihrem schlechten Abschneiden im europäischen Vergleich auch Positives ab und ist davon überzeugt, dass die Schweiz nie an die Spitze kommen wird.

Stefan Arn, Präsident von ICTswitzerland Interview: Raphael Scherrer

man den Beruf zu wenig kennt und die Entlassungen nach dem Platzen der Dotcom-Blase noch immer in den Köpfen stecken. Das Jahr der Informatik will hier Abhilfe schaffen.

Der Bund hat ein offensichtliches Interesse daran, dieses Nachwuchs­

problem in der Informatik abzu­

schwächen, sei es als Arbeitgeber oder aus Gründen der Standortat­

traktivität. Wieso beteiligt sich der Bund nicht an der informatica08?

Der Bund als Organisation macht zwar nicht mit, aber im Patronatskomitee sind namhafte Persönlichkeiten der öffentlichen Hand vertreten: z.B. Bundesrätin Doris Leuthard.

Ich weiss jedoch nicht, mit wem wir beim Bund Verhandlungen geführt haben.

Vielleicht war nicht klar, wen man beim Bund am besten angehen sollte, und wahr- scheinlich hat man nicht mit vielen Per- sonen des Bundes gesprochen. Ich denke nicht, dass der Bund kategorisch gegen eine Beteiligung gewesen wäre.

«Belegt die Schweiz in E­Government­Vergleichen den zweitletzten Platz, sage ich als Steuerzahler:

Hervorragend, dann geben sie in diesem Bereich etwas weniger aus.»

Neben der informatica08 findet 2008 auch die Fussball­Europameisterschaft statt. Besteht nicht die Gefahr, dass Informatik neben der Euro 08 im Ab­

seits steht, die Medienberichte und die Ausgaben der Marketing­Ab­

teilungen zu stark auf diesen Event ausgerichtet sind?

Das ist eine berechtigte Frage. Die Spon- sorensuche hat dies auch belegt. Wir ha- ben einige Absagen erhalten mit dem Hin- weis, dass man an der Euro 08 engagiert sei. Bereits 006, als wir diskutierten, ob wir das Jahr der Informatik initiieren sollen, ist diese Problematik aufgetaucht. Die Meinungen waren geteilt. Ich gehörte zur Fraktion, welche meinte, dass die Euro 08 nicht schaden würde. Immerhin hat das Jahr 365 Tage und ist nicht auf den Juni beschränkt. Es sind komplementäre Ereig- nisse und wir gehen deshalb nicht davon aus, dass das Thema durch die Euro 08 verdrängt wird. Schliesslich haben wir es geschafft, viele Sponsoren zu gewinnen, womit sich die Strategie zu bestätigen scheint.

Wie begegnen Sie der Kritik, das Jahr der Informatik sei eine Inves­

tition in temporäre Strukturen und die Nachhaltigkeit der Aktionen sei nicht gewährleistet?

Diese Kritik ist in Teilbereichen sicherlich berechtigt. Die Informationskampagne fin- det nur einmal statt und wird dann wieder verschwinden. Es werden jedoch mehrere Programme gestartet, die das Jahr der Informatik überdauern. Zwei Sponsoren or- ga nisieren z.B. Technikwochen für Schul- klassen, Lehrpersonen und potenzielle Studienbeginnende, welche alljährlich wie- der stattfinden sollen. Ich glaube, in gewis- ser Hinsicht wird das Jahr der Informatik überleben und die Sensibilität gegenüber der Nachwuchsproblematik gesteigert. So haben wir es zumindest nach der Medien- konferenz zur Lancierung der informati- ca08 erlebt: Von einigen Personen haben wir das Feedback erhalten, dass sie nun die Ernsthaftigkeit der Situation erkannt

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haben. Auch z.B. im Umfeld der Banken hat man erkannt, dass man für das Image der Informatik etwas tun muss, und zwar längerfristig.

Die Wirtschaft hat handfeste Inter­

essen an der Förderung von ICT in der öffentlichen Verwaltung, sei es, um die administrative Belastung im Behördenverkehr zu reduzieren oder im Falle der IT­Firmen die öffentliche Verwaltung als Kundschaft von Infor­

matikprodukten und ­dienstleistun­

gen zu gewinnen. Was macht ICT­

switzerland für die Förderung von E­Government in der Schweiz?

Die öffentliche Hand ohne IT ist längst nicht mehr denkbar. Entsprechend ist E-Government für uns als IT-Dachverband ein sehr zentrales Thema und wir haben es in unser Programm aufgenommen. Wir versuchen gezielt, aktiv bei Vernehm- lassungen zu partizipieren, und fordern unsere Mitgliederverbände auf, sich in entsprechende Themen einzubringen. Sei es bei der Gesundheits-Charta oder bei der bevorstehenden, neuen Volkszählung.

Weiter ist das ICTswitzerland-Vorstands- mitglied Ruedi Noser einer der Initianten der parlamentarischen-wirtschaftlichen In- itiative ePower, welche auch für E-Govern- ment Lobbying betreibt.

«Der Bund bietet einem KMU elektronisch alles an, was es braucht.»

Welche Haltung nimmt ICTswitzer­

land inhaltlich gegenüber E­Govern­

ment ein?

ICTswitzerland vertritt die Position, dass es richtig ist, in der öffentlichen Verwaltung ICT vermehrt einzusetzen, jedoch in einem sinnvollen Masse. Fast noch wichtiger ist, vor der Einführung von neuen ICT ein «pro- cess reengineering» durchzuführen.

Was bei der Einführung neuer ICT sowieso gemacht werden sollte … Richtig, wenn es korrekt gemacht wird.

Aber ich habe einige E-Government- Projekte gesehen, bei denen mit neuer Software alte Prozesse zementiert wurden.

Welchen Platz nimmt E­Government im Programm der informatica08 ein?

Beim Regionalevent Bern soll E-Govern- ment einen Schwerpunkt einnehmen. Zu- dem soll es zwei bis drei Projekte geben, welche sich diesem Thema widmen. Z.B.

will die Stiftung Risikodialog zum Thema Datenschutz, Öffentlichkeitsschutz etc.

ein Projekt machen. Weiter wird es wieder ein Parlamentarier-Seminar geben, im Rahmen dessen die Volksvertreterinnen und -vertreter ans Thema herangeführt

werden, indem «best practices» aus ande- ren Ländern vorgestellt werden. Einer der schönsten Erfolge, welcher mit informati- ca08 verknüpft werden kann, ist, dass das Bundesamt für Statistik wahrscheinlich ICT am Ende dieses Jahres das erste Mal als eine separate Branche ausweisen wird.

Es gibt eine Statistik, welche Obst- von Weinbauern trennt, aber die IT-Branche wird nicht als eigenständige Branche auf- geführt! Obwohl die IT schätzungsweise für 8 Prozent des BIP der Schweiz verant- wortlich ist. Die neue Statistik hilft der IT- Branche, ihre Interessen zu artikulieren.

Was halten Sie von der neuen natio­

nalen E­Government­Strategie?

Die E-Government-Strategie steht zurzeit im Vorstand zur Diskussion. Deshalb kann ich dazu noch nicht detailliert Position be- ziehen. In meinen Augen ist die Tatsache, dass wir eine nationale E-Government- Strategie haben und uns koordiniert in eine Richtung bewegen, schon per se positiv. Unabhängig davon, ob kleinere inhaltliche Korrekturen nötig wären oder nicht. Die Lancierung der Strategie ist ein positives Zeichen aus Bundesbern, sie hat die Diskussion wieder neu entflammt und die Awareness fürs Thema gesteigert.

Welche Rolle spielt ICTswitzerland bei der Umsetzung der nationalen E­Government­Strategie?

Wir haben im Vorstand mehrere Personen, welche gut vernetzt sind in Bundesbern.

Wir wollen aktiv Einfluss auf dieses Thema nehmen und unsere Meinung dazu äus- sern. Da in der Bevölkerung kaum Inte- resse und Awareness für E-Government feststellbar ist, wollen wir Interesse und Wissen bei den Bürgerinnen und Bürgern erhöhen. Vor diesem Hintergrund hat ICTswitzerland zusammen mit einem Sponsor ein Booklet herausgegeben, das die zwölf Grundsätze des E-Government verständlich darstellt. Die Sicht von ICTswitzerland ist darauf ausgerichtet, dass eine gute E-Government-Strategie und -Entwicklung für die Schweiz wichtig sind, und nicht wie viel wir für unsere Branchenverbände an Umsatz heraus- holen können.

Welche wichtigen Erleichterungen für Unternehmen im Verkehr mit den Behörden wurden mit E­Government in der Schweiz bereits erreicht?

Allen Unkenrufen zum Trotz und aus mei- ner persönlicher Erfahrung als Firmen- gründer und Unternehmer bin ich der Mei- nung, dass der Bund einem KMU mit dem Portal www.kmu.admin.ch alles anbietet, was es braucht. Auf Bundesebene ist die Schweiz im E-Government weit fortge-

schritten, das Problem liegt allenfalls bei den Kantonen und Gemeinden, mit denen die KMU mehr interagieren müssen als mit dem Bund. Auf Kantons- und Gemeinde- ebene sind die Angebote extrem unter- schiedlich. Da muss sicherlich noch etwas geschehen.

Ist es nicht bedenklich, wie schlecht die Schweiz im europäischen Ver­

gleich abschneidet?

Bei der Diskussion «die Schweiz ist im E-Government hinten» müsste vermehrt zwischen kantonaler und eidgenössischer Ebene differenziert werden. Auf eidgenös- sischer Ebene sind wir weit fortgeschrit- ten. Auf kantonaler Ebene ist die Entwick-

Stefan Arn

Der 6-jährige Informatiker Stefan Arn ist Präsident von ICTswitzerland, dem Dachverband der Schweizer Informatik- und Telekomverbände.

Arn gründete während seines ETH-Studiums die Firma Adnovum Informatik. Unter seiner Leitung hat sich das Unternehmen zu einem der führenden Software-Häuser entwickelt. Stefan Arn wurde von Ernst & Young zum «Entrepreneur of the Year 003» in der Kategorie Handel/Dienst- leistungen gekürt. Anfang 007 wechselte er zur Grossbank UBS, wo er das Ressort «Stream Delivery Unit Clients & Products» im Geschäfts- bereich IT des «Global Wealth Management &

Business Banking» leitet.

ICTswitzerland

ICTswitzerland ist die Dachorganisation der wich- tigsten Verbände und Organisationen des schweizerischen Informatik- und Telecomsektors und vereint unterdessen 0 Fachorganisationen.

Die Hauptzwecke von ICTswitzerland sind die Förderung der Informationsgesellschaft und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Schweiz.

ICTswitzerland versteht sich primär als Sprachrohr der ICT-Branche gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik und den Behörden sowie als Synergie- Plattform für Anliegen und Projekte gemeinsamer Interessen. www.ictswitzerland.ch

2008 – das Jahr der Informatik

ICTswitzerland hat zusammen mit dem Schweizer- ischen Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik (SWICO) und der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) beschlossen, 008 das Jahr der Informatik durchzuführen.

Alles zum Jahr der Informatik unter:

www.informatica08.ch

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lung sehr unterschiedlich. Bei gewissen Diensten kann die Schweiz gar nicht an die Spitze kommen, weil sie kein zentralis- tischer Staat ist, und das ist auch gut so.

So werden wir nie wie beispielsweise Frankreich ein zentrales Register aller Bür- gerinnen- und Bürgerdaten haben. Aber damit können wir leben. Und wenn man nun jammert, dass die Schweiz den zweit- letzten Platz belegt, sage ich als Steuerzah- ler nüchtern: Hervorragend, dann geben sie in diesem Bereich etwas weniger aus.

«Ich habe einige E­Govern­

ment­Projekte gesehen, bei denen mit neuer Software alte Prozesse zementiert wurden.»

Was erwartet die Wirtschaft in den nächsten Jahren von der öffentli­

chen Verwaltung?

Ich als Steuerzahler finde, die Verhältnis- mässigkeit von Kosten und Nutzen sollte bei Investitionen in die Verwaltung gewähr- leistet sein. Man kann auch zu viel investie- ren. Der Fokus der Anstrengungen sollte beim Bund auf die eigenen Prozesse und auf Automatisierungsmöglichkeiten ge- richtet sein. Die Bundesverwaltung ist ein grosses Unternehmen mit ungefähr 0 000 Mitarbeitenden. Sie sollte bei Engineering- und Automatisierungsfragen vermehrt wie ein Unternehmen betrachtet werden. Es würde Sinn machen, etwas in die Effizienz zu investieren und die Abläufe zu optimie- ren, was sich in tieferen Steuern nieder- schlagen würde.

Schlüsseltechnologien wie die E­ID lassen in der Schweiz auf sich war­

ten. Das Beispiel Österreich zeigt

aber, dass selbst wenn man der Be­

völkerung Smartcards schenkt, hat sie keine Lust, diese für Behörden­

kontakte zu verwenden. Wie soll es hier weitergehen?

Beispiele wie Österreich oder Finnland zei- gen, dass es bei Bürgerinnen und Bürgern fundamentale Vorbehalte gegenüber der E-ID gibt, z.B. bezüglich Datenschutz. Es braucht noch einiges an Aufklärungsarbeit und mehr Nutzungsmöglichkeiten. Denn bis jetzt werden zu wenige E-ID-Dienste angeboten. Das iPhone beispielsweise hat viele Zusatzleistungen, deshalb interes- siert es alle, und das Telefonieren wird zum Nebenprodukt. Auch die E-ID sollte zu einem Nebenprodukt werden, das etwas ermöglicht, was alle wollen. Das würde je- doch einen kooperativen Approach zwi- schen Staat und Privatwirtschaft bedingen.

«Das Bundesamt für Statistik wird ICT am Ende dieses Jahres das erste Mal als eine separate Branche aus­

weisen.»

Welches Potenzial hat eine einheit­

liche, breit akzeptierte E­ID?

Eine datenschutzkonforme E-ID mit ein- deutiger Identifizierung, welche für ver- schiedene Zusatzleistungen benutzt wer- den könnte, wäre sehr interessant. Ideal wäre eine Karte, welche gemeinsam vom Staat und von verschiedenen priva- ten Institutionen organisationsübergrei- fend herausgegeben würde. Die öffent- liche Hand wäre dann der Träger, welcher diesen «Device» zur Verfügung stellt, und die anderen könnten Zusatzleistungen programmieren. So könnte die Karte für die Identifizierung und Registrierung bei

verschiedenen staatlichen und privatwirt- schaftlichen Diensten benutzt werden, aufwändige Registrierungsprozesse wür- den wegfallen.

«Die E­ID sollte zu einem Nebenprodukt werden, das etwas ermöglicht, was alle wollen.»

IT­Dienstleistungs­KMU befürchten, dass lokale IT­Dienstleistungen bei den Behörden nicht mehr gefragt sind, wenn eine zentrale Infrastruk­

tur entsteht, die von den Grossen angeboten wird. Wie wird sich der Behörden­Markt für IT­Dienstleis­

tungs­KMU entwickeln? Ist die Angst begründet?

Ein gewisser Respekt der KMU ist absolut begründet. Bei Ausschreibungen für grös- sere Dienstleistungen, bei welchen auch Standardsoftware gefordert wird, kann ein KMU nicht mehr mithalten. Der Bedarf an individuell entwickelter Software ist jedoch in der Schweiz immer noch – auch in der öffentlichen Verwaltung – sehr hoch. Es wird weiterhin auch für kleinere, lokale Anbieter, die den Kulturkreis und das Um- feld kennen, einen Markt für spezifische Lösungen geben. Aber als KMU muss man sich dennoch gut überlegen, in welcher Ni- sche man sich positionieren möchte. Viel bedrohlicher finde ich die momentane Nachwuchssituation. Ich kenne mehrere KMU, welche einen Auftrag nicht anneh- men konnten, weil sie kein Personal dafür hatten und zu einem bezahlbaren Preis keines rekrutieren konnten.

Besten Dank für das Interview, Herr Arn.

Interview

Referenzen

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