• Keine Ergebnisse gefunden

3. Bindungssymposium. Bindung im Kliniksetting. Dr. med. Yonca Izat 04.Juni 2021

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "3. Bindungssymposium. Bindung im Kliniksetting. Dr. med. Yonca Izat 04.Juni 2021"

Copied!
24
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

3. Bindungssymposium

Bindung im Kliniksetting

Dr. med. Yonca Izat 04.Juni 2021

(2)

-2-

Begriffsklärung

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Bindung

Bindungsstörung Beziehung

Bonding

Attachment Beziehungsprobleme

Bindungstypen

Beziehungsstörung

(3)

-3-

Beziehung

Allgemeiner Sprachgebrauch:

a) Verbindung zu jemandem oder etwas

b) Wechselseitiges Verhältnis, innerer Zusammenhang Soziale Beziehungen:

In der Soziologie bezeichnet man eine Beziehung zwischen zwei

Menschen oder einer Gruppe, bei denen ihr Denken und Handeln und Fühlen gegenseitig aufeinander bezogen ist.

Dabei hat eine Beziehung verschiedene Qualitäten (positive und negative koexistierend) und verschiedene Aspekte/ Komponenten, z.B.

Kontaktaufnahme (wie, wann), Beziehungsgestaltung (feindselig, wohlwollend, mütterlich….) – ein Teil dieser Beziehungsgestaltung entwickelt sich aus unseren frühen Bindungserfahrungen

Eine Beziehung besteht aus vielen einzelnen Interaktionen miteinander

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

(4)

-4-

Beziehungsprobleme

Beziehungen unterliegen Schwankungen- je nachdem was die beiden Teile der Beziehung in dem Moment mitbringen- wir sprechen auch von Passung – wobei die Verantwortung für die Gestaltung/ Passung immer beim Erwachsenen liegt

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Erwachsenenstatus:

Körperlich Psychisch

Entwicklungsaufgaben Belastungen

Ressourcen

Kindstatus:

Körperlich Psychisch

Entwicklungsaufgaben Belastungen

Ressourcen

(5)

-5-

Beziehungsstörung

Beziehungsstörung ist eine dauerhafte, kaum mehr veränderbare

Interaktionsstörung zwischen zwei Menschen- häufig geht es hier um eine Persönlichkeitsakzentuierung zumindest von einem der Beteiligten

Das heißt, dass die Wahrnehmung und Interpretation einer Person

verzerrt ist und sie wird daher immer auf die gleiche Weise reagieren, ein flexibles Denken (könnte es auch eine andere Ursache haben als ich

denke) ist nicht möglich

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

(6)

-6-

Bindungsstörung

• Ein medizinischer Begriff aus dem ICD-10 (Diagnosemanual), der eine Krankheit benennt

• Für dieses Störungsbild müssen mehrere Diagnosekriterien erfüllt sein

• Eine seltene Erkrankung mit zwei Unterformen

• Prävalenz in Hochrisikopopulation von massiv vernachlässigten Kindern: Reaktive Bindungsstörung: weniger als 10% und

Bindungsstörung mit Enthemmung 20%

Dt.Ges.f. Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie u.a. (Hrsg.): Leitlinien zur

Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter.

Deutscher Ärzte Verlag, 3. überarbeitete Auflage 2007 - ISBN: 978-3-7691-0492-9, S. 311 - 317 - aktuell in Überarbeitung

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

(7)

-7-

Bindung

Allgemeiner Sprachgebrauch:

a) Bindende Beziehung, Gebundensein, Verpflichtung (es bestehen vertragliche Bindungen)

b) Innere Verbundenheit (er hat eine enge Bindung zu seiner Familie)

In der Psychologie bzw. Bindungstheorie:

Ist Bindung ein unsichtbares, flexibles Band zwischen Kind und

Bezugsperson, dass je nach Stressniveau des Kindes kürzer oder länger ist.

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

(8)

-8-

Bindungstypen

1958 postulierte Bowlby ein biologisch angelegtes

Bindungssystem.

Bowlbys Theorie besagt, dass der Säugling das angeborene Bedürfnis hat, in bindungsrelevanten

Situationen (Stress) die Nähe, die Zuwendung und den Schutz einer vertrauten Person zu suchen.

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

(9)

-9-

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Bindungstypen

Bindungsperson: Quelle emotionaler Sicherheit und externer Hilfe zur Regulation

Trennung,

Unvertraute Situation, (körperliche, emotionale)

Überforderung

Belastetheit, Verunsicherung,

(Herzfrequenz- Anstieg)

Entlastung,

Interesse an Erkundung

(Absinken Herzfrequenz)

Bindungsperson

Quelle: Fr. Prof. Gloger-Tippelt

(10)

-10-

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Bindungstypen

Bindungs- Explorations-Balance

Bindung Exploration

Quelle: Fr. Prof. Gloger-Tippelt

(11)

-11-

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Bindungstypen

Bindungstheoretische Grundannahmen

Individuelle Unterschiede in der Organisation von Bindung (Strategien)

- sicher (Typ B)

- unsicher – vermeidend (Typ A)

- unsicher – ambivalent (Typ C)

(Fremde Situationstest Ainsworth 1978)

(Anpassungs-) Strategien im Umgang mit Belastung und emotionaler Verunsicherung

Ergebnis feinfühligen/wenig feinfühligen

elterlichen Verhaltens (deWolff & van IJzendoorn, 1997)

Quelle: Fr. Prof. Ziegenhain

(12)

-12-

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Bindungstypen

Desorganisierte Bindung Typ D

(1986: Mary Main, Judith Solomon, T. Berry Brazelton)

Fehlende (Anpassungs-) Strategien bei Kleinkindern - Zusammenbruch kindlicher Bewältigungsstrategien

- Bizarr anmutendes Verhalten gegenüber der Bindungsperson - Verhaltensstrategien ohne Anpassungswert bei älteren Kindern - Kontrollierende Strategien

Furcht als durchgängige Beziehungserfahrung - Furcht vor der Bindungsperson

(direkte ängstigende Interaktionserfahrung) - Furcht der Bindungsperson

(indirekte Auswirkung elterlicher traumatischer Beziehungserfahrung)

Konflikt zwischen Bedürfnis nach Sicherheit durch die Bindungsperson und Furcht vor ihr

Quelle: Fr. Prof. Ziegenhain

(13)

-13-

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Bindungstypen

Bindungsperson: Quelle emotionaler Sicherheit und externer Hilfe zur Regulation

Trennung,

unvertraute Situation, (körperliche, emotionale)

Überforderung

Belastetheid, Verunsicherung,

(Herzfrequenz- Anstieg)

Entlastung,

Interesse an Erkundung (Absinken

Herzfrequenz)

Bindungsperson

Quelle: Fr. Prof. Gloger-Tippelt

(14)

-14-

A

ufschlüsselung des sicheren Bindungsverhaltens

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Wahrnehmung vom negativen Gefühl (Stressauslöser)

Angst

(Weggang der Bezugsperson) Deutliche Äußerung des Gefühls Weinen

(Sprechen)

Aktiver Versuch Gefühl zu regulieren Zur Tür laufen – Versuch Nähe wieder herzustellen

(Unterstützung holen) sofortiges „Abschalten des

Alarmsystems“ bei Beruhigung des Bindungssystems (durch exklusive Bezugsperson)

Kann sofort wieder spielen (explorieren) als Bezugsperson zurück ist

(15)

-15-

allmählicher Aufbau eines „inneren Arbeitsmodells von Bindung“

Bindungsrepräsentationen

bewusste und unbewusste Vorstellungen von engen Beziehungen - vom Selbst und von relevanten Anderen – von Gefühlen und Erwartungen in diesen Beziehungen

entwickeln sich aus frühen Bindungserfahrungen mit engen Bezugs- personen (meist Mutter und Vater)

Bindungssicherheit: nicht mehr ausschließlich

Aufrechterhalten von körperlicher Nähe / Bindungsqualität als Bindungsstrategie verinnerlicht

Veränderung von Sicherheit/ Schutz im Entwicklungsverlauf:

Von körperlicher Nähe zur inneren Repräsentation von Bindungssicherheit

(16)

-16-

Aufbau eines inneren Arbeitsmodells von Bindung über Meta-Kognitionen

(Gabriele Gloger-Tippelt)

Ich bin liebens-

wert meine Mutter ist eine liebevolle

Person

Wenn ich mich verletze, tröstet sie mich immer

und versorgt mich

Meine Mutter ist für mich da, wenn ich sie

brauche Ich werde

liebevoll umsorgt, z.B bei Krankheit

(17)

-17-

Mentale Bindungsmodelle

• organisieren und regulieren (wie Eltern/ frühe

Beziehungserfahrungen) bindungsrelevante Erfahrungen (stressinduzierende Situationen)

• verarbeiten Gefühle und Erinnerungen

• beeinflussen elterliche Einstellungen und Gefühle sowie den Umgang mit dem Kind

Transgenerationale Weitergabe von Bindung

(Bowlbys inneres Arbeitsmodell)

(18)

-18-

Verhaltensaufschlüsselung des unsicher- vermeinendes Bindungsverhaltens

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Wahrnehmung vom negativen Gefühl (Stressauslöser)

Nicht von Außen sichtbar

(Weggang der Bezugsperson) Deutliche Äußerung des Gefühls Keine Äußerung

(kein Sprechen)

Aktiver Versuch Gefühl zu regulieren Wirkt als ob er spielt - pseudoautonom (kein Unterstützung holen)

sofortiges „Abschalten des

Alarmsystems“ bei Beruhigung des Bindungssystems (durch exklusive Bezugsperson)

Wirkt weiter spielend als Bezugsperson zurück ist – ist aber innerlich weiter mit Stressregulation beschäftigt

(19)

-19-

Bildung von Meta-Kognitionen über sich Selbst und Andere

Ich bin….?

meine Mutter ist….?

Wenn ich mich verletze, schimpft

sie mich, weil ich immer so dumm

bin nicht aufzupassen

Es ist besser Probleme mit mir selbst auszumachen,

weil meine Mama so viele andere Sorgen

hat Wenn ich

krank bin, ist meine Mutter böse auf mich,

weil sie nicht zur Arbeit gehen kann

(20)

-20-

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Verhältnis von Meta-Kognition und Verhalten

Meta-Kognitionen bestimmen unser Verhalten und aus dem Verhalten kann man auf Meta-Kognitionen schließen

• Ich bin dumm und nicht liebenswert – die Anderen werden mir nicht helfen/ sind keine Unterstützung/ interessieren sich nicht wirklich für mich – (Kontrollgedanke: ich

interessiere mich auch nicht für Andere)

• Vorsichtige, eher vereinzelte Beziehungsgestaltung – eher dyadische Beziehungen – Gruppen werden nicht gut ausgehalten, wirken im Kontakt teilweise kalt, unempathisch oder auch wenig kränkbar

• Bei Stress – negativen Gefühlen: eher drüber hinweg gehen – was anderes machen ––

holen keine Hilfe – machen Sachen mit sich aus

• Reagieren ärgerlich (wütend) auf Autonomie-Einschränkungen - auf vermeintliches „klein machen“ – wirken vorgereift und nehmen Co-Aufpasser/ Lehrer-Rollen ein – diskutieren gerne

Wenn man wiederkehrende Verhaltensmuster in der Kontaktaufnahme, in der

Beziehungsgestaltung und in Reaktionen auf stressige Situation erkennt, kann man auf die Kognitionen/ Erwartungen dahinter Rückschlüsse ziehen

(21)

-21-

Was hilft mir das im klinischen Alltag?

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Ein besseres Verständnis zum Erleben des Kindes lässt uns passender auf das Kind reagieren – je mehr passende Reaktion das Kind erlebt, um so eher können Meta-

Kognitionen hin zu funktionaleren Gedanken und Strategien verändert werden – hin zu sicherer Bindung (korrigierende Beziehungserfahrung)

Gemeinsames Verständnis und gemeinsame Haltung im Team – am Beispiel des vermeidend gebundenen Kindes

Nicht gemeinsam Gefühle vermeiden Auf innere Zustände ansprechen: Du siehst gestresst, gelangweilt, erschöpft, gut gelaunt, überrascht, etc…aus- ist das so?

Nicht in Diskussionen verstricken lassen

Lieber Sachen gemeinsam erleben – ok, so siehst Du das – dann lass uns mal was ausprobieren

Nicht weiter Vorreifung unterstützen Du kannst schon viele Sachen gut alleine, was könntest Du denn mit anderen zusammen üben? Bei was könnte ich Dich unterstützen?

(22)

-22-

Übertrag in die Familienarbeit/ Elternarbeit

Anhand von Instrumenten zur Erfassung des Bindungstyps z.B. Geschichten-Ergänzungsverfahren zur Bindung (GEV-B) Stressige Situation wird angespielt:

• Nimmt das Kind das Gefühlsthema auf?

• Mit welcher Strategie reguliert es dieses Gefühl?

• Wie werden die Erwachsenen wahrgenommen? Hilfreich?

Unterstützend?

• Wie sicher fühlt sich das Kind stressige Situation „gelöst“ bzw.

„reguliert“ zu bekommen?

Die Videoaufzeichnung der Spielantworten des Kindes eignen sich gut zur gemeinsamen Reflektion mit den Eltern

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

(23)

-23-

Fazit

Perspektive auf Bindung (Verhalten, inneres Arbeitsmodell) unverzichtbar in kinder- und jugendpsychiatrischer Arbeit:

- bei unterschiedlichen psychischen Störungen (nicht nur bei Bindungsstörungen!)

- Diagnostik und Intervention

- in der Arbeit mit Familien

- für die Arbeit aller Berufsgruppen

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

(24)

-24-

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Yonca.Izat@vivantes.de

Bildquelle: peanuts attachement - Bing images

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das Team Mitte arbeitet in der kinder- und jugendpsychia- trischen Beratungsstelle am Gesundheitsamt Bremen (KIPSY) und das Team Bremerhaven kooperiert mit dem Diakonischen Werk

Es bietet Ihnen die Voraussetzungen für alle diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen – orientiert an den verschiedenen Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen. Neben

Michael Kölch ist Chefarzt der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Vivantes Netzwerk für Gesundheit Berlin GmbH

In dieser Studie wurden schwerere psychische Erkrankungen erhoben, leichtere Formen psychischer Erkrankungen (zum Bei- spiel depressive Episoden mit weniger als 7 erfüllten

Auf der Akutstation werden in der Regel Jugendliche (in seltenen Fällen auch Kinder) aufgenommen, die in akute Krisensituationen geraten sind (z.B. schwere Selbst-

In der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Katholischen Krankenhauses Erfurt steht die gemeindenahe stationäre, tagesklinische und ambulante Behandlung

vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Station, die inner- halb der Klinik den psychosomatisch-psychotherapeuti- schen Schwerpunkt vertritt?. Im Folgenden möchten wir Sie kurz

Gab es -medizinische oder emotionale- Probleme während der Schwangerschaft, oder große Sorgen (zB. für die Entwicklung des Kindes, Beziehung der Eltern zueinander). ☐ Nein ☐