Klinikmanual Kinder- und Jugendpsychiatrie
und -psychotherapie
Jörg M. Fegert
Michael Kölch (Hrsg.)
Klinikmanual Kinder- und
Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
2., überarbeitete und erweiterte Auflage
Mit 22 Abbildungen und vielen Arbeitsmaterialien online
123
Herausgeber
Prof. Dr. Jörg M. Fegert Universitätsklinikum Ulm Priv.-Doz. Dr. Michael Kölch Universitätsklinikum Ulm
Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH Berlin
ISBN-13 978-3-642-29898-1
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Springer Medizin
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Planung: Renate Scheddin, Heidelberg Projektmanagement: Renate Schulz, Heidelberg Lektorat: Karin Dembowsky, München
Projektkoordination: Heidemarie Wolter, Heidelberg Umschlaggestaltung: deblik Berlin
Fotonachweis Umschlag: © FotoLyriX, fotolia.com
Satz: Fotosatz-Service Köhler GmbH – Reinhold Schöberl, Würzburg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
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V
Vorwort
Die Tatsache, dass dieses Buch etwas über ein Jahr nach seinem ersten Er- scheinen schon fast ausverkauft war, hat die Herausgeber sehr gefreut, zeigt es doch, dass das Buch angenommen wurde. Nach so kurzer Zeit standen wir vor der Frage: Soll das »Klinikmanual« einfach nachgedruckt werden, oder sollen wir eine Revision und echte Neuauflage angehen? Wir haben uns für die kom- plette Überarbeitung entschieden und wollten dabei die vielfältigen Anmer- kungen aufgreifen, die wir zur ersten Auflage erhalten hatten.
Gerade der Bereich der Entwicklungsstörungen wurde von Lesern der ersten Auflage vermisst, und tatsächlich spielen diese Störungen in der Praxis und auch in der Zusammenarbeit unseres Faches mit Schule und Jugendhilfe eine große Rolle. Deshalb wurde hierzu ein eigenes neues Kapitel aufge nommen.
In der Zwischenzeit gab es, neben der für unser Fach einflussreichen Diskussion am »Runden Tisch sexueller Kindesmissbrauch«, auch weit reichende gesetz- liche Veränderungen wie z. B. das Bundeskinderschutzgesetz, sodass, um hier bei einem stets handlungsrelevanten Thema aktuelle Orientierung zu geben, die Kapitel, welche mit Kinderschutz zu tun haben, erweitert und spezifische neue Kapitel aufgenommen wurden. Klinisch ist in diesem Zusammenhang die kom- plexe Traumatisierung von Kindern, mit und ohne sexuellen Missbrauch, ver- stärkt in den Blick unseres Fachgebiets getreten, weshalb sich die Kinder- und Jugendpsychiatrie wie die Jugendhilfe der Thematik, wie diese Kinder am besten zu versorgen sind, auch konzeptionell stellen müssen. Hierzu wurde ein Kapitel aufgenommen. Manches, wie die Veränderung des Entgeltsystems, ist noch so im Fluss, dass nur skizzenhaft der aktuelle Stand dargestellt werden kann. Sollten durch die anstehende Revision der Klassifikationssysteme ICD und DSM bereits Änderungen absehbar sein, so haben wir versucht, auf diese hinzuweisen. Nach- dem einer der Herausgeber seine klinische Tätigkeit an eine Klinik verlegt hat, die u. a. einen Schwerpunkt in der Behandlung von Jugendlichen mit Sucht- störungen hat, wurde der Autorenkreis um einige Berliner Kollegen erweitert.
In einer Universitätsklinik mit häufiger Rotation von Mitarbeitern, mit dem Einsatz Studierender aus unterschiedlichen Fächern sowie Ärzten und Psycho- loginnen in Aus- und Weiterbildung stellt sich die Aufgabe, Basiswissen und grundsätzliche therapeutische Strategien in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie auf leicht erfassbare Weise anzubieten. Gerade jüngere Kol- leginnen und Kollegen sind immer wieder mit der Breite und Vielfalt unseres Fachgebiets konfrontiert und gefordert, sich schnell Orientierung zu verschaf- fen. In den letzten Jahren ist das Wissen im Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie durch klinische Studien rasch ange stiegen. Es besteht die
VI Vorwort
Notwendigkeit evidenzbasierten ärztlich-psychotherapeutischen Handelns, das gleichzeitig den komplexen Situationen in der Praxis, welche sich nicht immer 1:1 durch Studienergebnisse abbilden lassen, gerecht werden muss.
Am Universitätsklinikum Ulm bemühen wir uns darum, den Übergang vom Studium in die Facharztausbildung möglichst gut vorzubereiten und zu begleiten. Die PJ-Fortbildung, aber auch die Facharztweiterbildung, erfolgt orientiert an Log-Büchern. Nachdem das klinische Weiterbildungsangebot der Klinik in Ulm von den Teilnehmern immer überdurchschnittlich positiv evaluiert wurde, bildet es wieder die Grundlage dieses Buches. Die Kapitel wurden weiterhin im Tandem aus eher noch jungen Autoren und einem er- fahrenen Kinder- und Jugendpsychiater/Kinder- und Jugendlichenpsycho- therapeuten geschrieben, wenn inzwischen auch einige ehemals »junge« Kol- legen selbst kurz vor der Facharztprüfung stehen.
Das Klinikmanual soll weder die Nutzung eines komplexen Lehrbuchs (z. B. Fegert/Eggers/Resch: Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, 2. Auflage, 2011) noch die stets notwendige aktuelle Recherche in der wissenschaftlichen Literatur ersetzen. Es kann aber in einem praktischen und für den Leser zeitsparenden Überblick schnelle Informationen zum aktu- ellen Evidenzstand, zur leitliniengerechteten Diagnostik und Therapie sowie zu modernen pharmakotherapeutischen Interventionsstrategien bieten. Kinder- und jugendpsychiatrisches Grundwissen, einschließlich der zugehörigen inter- disziplinären Aspekte wie rechtliche und forensische Fragen, Kooperation mit der Jugendhilfe etc., sind in diesem Buch vereint, verbunden mit zahlreichen praxisnahen Hinweisen. Es wurden typische Fallbeispiele und hilfreiche Fra- gen, die ganz besonders für den Anfänger nützlich sind, eingefügt.
Anknüpfend an das jeweilige Fallbeispiel wird bei den Störungsbildern, bei denen sich nach Meinung der Herausgeber typischerweise eine Jugend- hilfemaßnahme an die Behandlung anschließt, ein Auszug aus einer ärztlichen Stellungnahme zur Hilfeplanung präsentiert. Dieser Auszug wird jeweils durch ein Schema der Teilhabebeeinträchtigung ergänzt. Diese Art der gra phi- schen Darstellung entstand aus einem Projekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und veranschaulicht Beeinträchtigun- gen, aber auch Ressourcen, in den wichtigsten Lebensbereichen des Kindes oder Jugendlichen. Wir verwenden diese Schemata inzwischen routinemäßig in der Kommunikation mit der Jugendhilfe, sie erleichtern das Abfassen der Stellungnahme für die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist ein eigenstän- diges Fachgebiet; psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen sind zum großen Teil in ihrer Phänomenologie sehr verschieden von den entsprechenden Störungen im Erwachsenenalter, und entsprechend unterscheiden sich auch die Diagnostik und die Interventionsstrategien. Das Einbeziehen der Familie ist ein
VII Vorwort
unerlässliches Element, die Möglichkeit mit der Jugendhilfe als Partner zu inter- agieren eine Besonderheit der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Auf diese Aspek- te wird in jedem Kapitel eingegangen. Die pharmakotherapeutischen Inter- ventionsstrategien sind in einem eigenen Beitrag zusammengefasst, innerhalb der Kapitel zu psychiatrischen Störungen werden nur spezifische Aspekte hierzu erläutert. Während in der Psychiatrie die Stoffgruppe der Antipsychotika (auch als Neuroleptika bezeichnet) tatsächlich hauptsächlich zur Behandlung schizo- phrener Psychosen eingesetzt wird, stellt sich in der Kinder- und Jugendpsych- iatrie die Besonderheit dar, dass diese Stoffgruppe eher zur Verhaltenssteuerung (zur Erhöhung der Impulskontrolle) dient. Obwohl der Begriff Antipsychotika in der Kinder- und Jugendpsychiatrie demzufolge irreführend ist, haben wir uns entschieden, ihn zu verwenden, um Einheitlichkeit zu erzielen mit der interna- tionalen Klassifikation und Terminologie, bei der sich immer mehr die Begriffe
»first- und second-generation antipsychotics« durchgesetzt haben.
Die Herausgeber danken dem Leitungsteam der Klinik dafür, dass dieser Text neben der alltäglichen klinischen Routine und dem wissenschaftlichen Arbeiten, zusammen mit den jungen Autorinnen und Autoren entstehen konnte. Dabei musste bei allem Ringen um Vollständigkeit auch Mut zur Lücke bewiesen werden. Das Buch trägt eine Ulmer Handschrift, und inzwi- schen auch einige Berliner Züge.
Dem Springer-Verlag sei Dank für unterstützende Begleitung und kom- petente Umsetzung des Buchprojekts. Insbesondere bedanken wir uns bei Renate Scheddin (Planung) und Renate Schulz (Projektmanagement) sowie bei Karin Dembowsky (Lektorat) für ihren engagierten Einsatz bei der Aufbe- reitung und Homogenisierung der Kapitel. In der Kliniken sei den Sekreta- riatsmitarbeiterinnen gedankt, die wir letztes Mal nicht ausdrücklich erwähnt hatten: Claudia Gürntke, Wilma Lehnhardt, Melanie Lipp und Petra Weisen- heimer (Ulm) sowie Petra Florin (Berlin), die uns immer effizient unterstüt- zen. Christa Lohrmann, unsere Diplom-Dokumentarin, hat alle technischen Probleme bei Graphiken etc. gelöst und nicht nur dafür großen Dank verdient.
Medizinisches Wissen ist ständig im Fluss. Manche Vorgehensweise charak- terisiert den Stil unserer Klinik und kann andernorts eventuell anders gesehen werden. Wir sind deshalb gespannt auf die Rückmeldungen und Wünsche der Leserinnen und Leser dieses Buches und würden uns freuen, wenn dieses Taschenbuch auch in einem Fach, in dem gar nicht mehr so viele Arztkittel außerhalb von medizinischen Untersuchungssituationen getragen werden, für junge Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Arbeit in unserem immer wieder herausfordernden und spannenden Fach zum ständigen Begleiter würde.
Jörg M. Fegert, Michael Kölch Ulm, im Herbst 2012
IX
Inhaltsverzeichnis
I Externalisierende Störungsbilder
1 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung . . . . 2 Andrea G. Ludolph und Ann-Kathrin Pfalzer
Weiterführende Literatur . . . 15
2 Störungen des Sozialverhaltens . . . 17 Paul L. Plener und Jörg M. Fegert
Weiterführende Literatur . . . 29
II Internalisierende Störungsbilder
3 Emotionale Störungen bei Kindern und Jugendlichen . . . 32 Michael Kölch und Paul L. Plener
Weiterführende Literatur . . . 42
4 Angststörungen und phobische Störungen im Kindes-
und Jugendalter . . . 43 Laura Weninger, Judith Nestler und Ulrike Schulze
Weiterführende Literatur . . . 62
5 Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter . . . 63 Judith Nestler und Laura Weninger
Weiterführende Literatur . . . 81
6 (S)elektiver Mutismus . . . . 82 Paul L. Plener und Nina Spröber
Weiterführende Literatur . . . 89
7 Umschriebene Entwicklungs rückstände . . . . 90 Hannerose Liebsch, Regula Kuhn, Judith Nestler und Michael Kölch
Weiterführende Literatur . . . 101
X Inhaltsverzeichnis
III Störungen mit somatischen Symptomen
8 Somatoforme Störungen . . . . 104
Yonca Izat und Michael Kölch Weiterführende Literatur . . . 116
9 Dissoziative Störungen . . . 117
Marc Allroggen Weiterführende Literatur . . . 129
10 Ausscheidungsstörungen . . . 130
Linda Sprenger und Michael Kölch 10.1 Enkopresis (Einkoten) . . . 130
10.2 Enuresis . . . 135
Weiterführende Literatur . . . 140
11 Chronische Tic-Störungen und Tourette-Syndrom . . . 142
Andrea G. Ludolph Weiterführende Literatur . . . 153
12 Essstörungen – Anorexia und Bulimia nervosa . . . . 154
Ulrike M.E. Schulze und Michael Kölch Weiterführende Literatur . . . 169
IV Störungsbilder mit kategorial unterschiedlicher Psychopathologie 13 Schizophrenie . . . 172
Sabine Müller und Michael Kölch Weiterführende Literatur . . . 195
14 Affektive Psychosen: Major Depression, Manie und bipolare Störungen . . . 196
Michael Kölch und Jörg M. Fegert 14.1 Depressive Erkrankungen bei Minderjährigen . . . 196
14.2 Manie und bipolare Störung . . . 212
Weiterführende Literatur . . . 221
15 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen . . . 222
Marc Allroggen und Michael Kölch Weiterführende Literatur . . . 238
XI Inhaltsverzeichnis
V Coping, Lerngeschichte und Persönlichkeitsentwicklung
16 Reaktionen auf schwere Belastungen . . . . 240
Veronica Kirsch und Yonca Izat Weiterführende Literatur . . . 258
17 Komplex traumatisierte Kinder, Jugendliche und Heranwachsende . . . 260
Marc Schmid, Jörg M. Fegert und Michael Kölch Weiterführende Literatur . . . 276
18 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen . . . . 278
Tobias Hellenschmidt und Andrea G. Ludolph Weiterführende Literatur . . . 294
19 Bindungsstörungen . . . 295
Ute Ziegenhain und Jörg M. Fegert Weiterführende Literatur . . . 305
20 Persönlichkeitsentwicklungs störungen, Persönlichkeits störungen . . . 306
Michael Kölch, Marc Allroggen und Paul L. Plener Weiterführende Literatur . . . 318
21 Störungen der Sexualität . . . . 319
Tobias Hellenschmidt und Michael Kölch 21.1 Entwicklung der Sexualität . . . 319
21.2 Psychische und Verhaltensstörung in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung . . . 322
21.3 Störungen der Geschlechtsidentität . . . 324
21.4 Sexuelle Funktionsstörungen . . . 328
21.5 Störungen der Sexualpräferenz . . . 330
21.6 Pornographie und Internet . . . 334
Weiterführende Literatur . . . 336
XII Inhaltsverzeichnis
VI Spezielle Situationen
22 Der suizidale Patient . . . . 338 Ulrike M.E. Schulze und Anja K. Voit
Weiterführende Literatur . . . 348
23 Der agitiert-aggressive Patient . . . . 349 Michael Kölch und Paul L. Plener
Weiterführende Literatur . . . 357
24 Der unklare, z. B. desorientierte Notfallpatient . . . 358 Michael Kölch und Paul L. Plener
Weiterführende Literatur . . . 362
25 Der somatisch kranke Patient . . . . 363 Michael Kölch und Jörg M. Fegert
Weiterführende Literatur . . . 369
26 Besondere Aspekte der Kinder- und Jugendpsychiatrie
bei Intelligenzminderung . . . 370 Elisabeth Mayer und Andrea G. Ludolph
Weiterführende Literatur . . . 378
27 Kindesmisshandlung und Vernachlässigung . . . . 379 Jörg M. Fegert, Ute Ziegenhain und Anne Künster
Weiterführende Literatur . . . 386
28 Sexueller Missbrauch . . . 387 Jörg M. Fegert, Lilith König und Nina Spröber
Weiterführende Literatur . . . 397
29 Der selbstverletzende Patient . . . 399 Paul L. Plener und Michael Kölch
Weiterführende Literatur . . . 409
VII Mutter und Kind als Patienten
30 Regulationsstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern
zwischen 0 und 3 Jahren . . . 412 Melanie Pillhofer und Ute Ziegenhain
Weiterführende Literatur . . . 425
XIII Inhaltsverzeichnis
31 Psychische Störungen post partum . . . 426 Nina Spröber und Michael Kölch
Weiterführende Literatur . . . 435
VIII Rechtliche Rahmen bedingungen, ethische Haltung und Handlungs kompetenz
32 Pharmakotherapie – Psychopharmaka in der Kinder-
und Jugendpsychiatrie . . . 439 Michael Kölch, Paul L. Plener, Alexandra Kranzeder und Jörg M. Fegert
Weiterführende Literatur . . . 467
33 Rechtliche Aspekte und ethische Fragen in der Kinder
und Jugendpsychiatrie . . . 468 Michael Kölch, Marc Allroggen und Jörg M. Fegert
Weiterführende Literatur . . . 476
34 Bundeskinderschutzgesetz und Kinder- und Jugendpsychiatrie . . 477 Thomas Meysen und Jörg M. Fegert
Literatur . . . 485
35 Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Kindesmissbrauch
in Institutionen . . . 486 Jörg M. Fegert und Andrea Kliemann
Literatur . . . 505
36 Forensische Fragen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie . . . 506 Michael Kölch, Marc Allroggen und Jörg M. Fegert
Weiterführende Literatur . . . 512
37 Kontakt mit der Jugendhilfe –Sozialarbeit in der Kinder-
und Jugendpsychiatrie . . . 514 Michael Kölch, Marc Allroggen und Jörg M. Fegert
Weiterführende Literatur . . . 521
38 Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie und Schule . . . . 522 Ulrike M.E. Schulze und Dorothée Blaumer
Weiterführende Literatur . . . 525
XIV Inhaltsverzeichnis
39 Neues Entgeltsystem . . . 526
Michael Kölch und Jörg M. Fegert 40 Was tun, wenn dieses Buch meine Fragen nicht beantwortet? . . 530
Laura Weninger, Michael Kölch und Jörg M. Fegert Weiterführende Literatur . . . 542
Anhang A1 Wichtige Arzneimittel wirkstoffe in der Kinder- und Jugend psychiatrie und Untersuchungen . . . 544
A1.1 Arzneimitteltabelle . . . 544
A1.2 Wichtige Voruntersuchungen . . . 563
A2 Intoxikationen und Notrufadressen . . . . 565
A3 Normenliste . . . 568
A4 Länderspezifische Regelungen . . . . 575
A5 Schemata zur Erfassung von Teilhabebeeinträchtigung . . . 578
A6 Liste wichtiger Internet-Links . . . . 592
Stichwortverzeichnis . . . 594
XV
Autorenverzeichnis
Für die Autoren gelten, wenn nicht anders angegeben, die folgenden Post adressen:
1 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Universitätsklinikum Ulm
Steinhövelstraße 5 89075 Ulm
2 Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Vivantes Netzwerk für Gesundheit Berlin GmbH Landsberger Allee 49
10249 Berlin
Allroggen, Marc, Dr. med.1 marc.allroggen@uniklinik-ulm.de
Blaumer, Dorothée Hans-Lebrecht-Schule
Schule für Kranke am Universitätsklinikum Ulm Steinhövelstraße 3
D-89075 Ulm kranke-son@ulm.de
Fegert, Jörg M., Prof. Dr. med.1 joerg.fegert@uniklinik-ulm.de
Hellenschmidt, Tobias, Arzt2 tobias.hellenschmidt@vivantes.de
Izat, Yonca, Dr. med.2 yonca.izat@vivantes.de
Kliemann, Andrea, Dr. jur.1 andrea.kliemann@uni-ulm.de Kirsch, Veronica, Dipl.-Psych.1 veronica.kirsch@uniklinik-ulm.de
XVI Autorenverzeichnis
Kölch, Michael, Priv.-Doz. Dr. med.2 michael.koelch@vivantes.de
michael.koelch@uniklinik-ulm.de
König, Lilith, Dr. Dipl.-Psych.
Abteilung für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie Erziehungswissenschaftliches Institut
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstraße 1
D-40225 Düsseldorf koenig@bindungsdiagnostik.de
Kranzeder, Alexandra, Ärztin1 alexandra.kranzeder@uniklinik-ulm.de
Kuhn, Regula, Logopädin2 regula.kuhn@vivantes.de
Künster, Anne-Katrin, Dr. Dipl.-Psych.1 anne-katrin.kuenster@uniklinik-ulm.de
Liebsch, Hannerose, Dipl.-Psych.2 hannerose.liebsch@vivantes.de
Ludolph, Andrea G., Priv.-Doz. Dr. med.1 andrea.ludolph@uniklinik-ulm.de
Mayer, Elisabeth, Dr. med.1 elisabeth.mayer2@uniklinik-ulm.de
Meysen, Thomas, Dr. jur.
Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.
Poststraße 17 69115 Heidelberg thomas.meysen@dijuf.de
Müller, Sabine, Ärztin1 sabine.mueller@uniklinik-ulm.de Nestler, Judith, Dr. Dipl.-Psych.1 judith.nestler@uniklinik-ulm.de
XVII Autorenverzeichnis
Pfalzer, Ann-Kathrin1 ann-kathrin.pfalzer@uniklinik-ulm.de
Pillhofer, Melanie, Dipl.-Psych.1 melanie.pillhofer@uniklinik-ulm.de
Plener, Paul L., Dr. med.1 paul.plener@uniklinik-ulm.de
Schmid, Marc, Dr. biol. hum. Dipl.-Psych.
Kinder und Jugendpsychiatrische Klinik der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel Schanzenstrasse 13
CH-4056 Basel marc.schmid@upkbs.ch
Schulze, Ulrike M.E., Priv.-Doz. Dr. med.1 ulrike.schulze@uniklinik-ulm.de
Sprenger, Linda, Dipl.-Psych.
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Universitätsklinikum Gießen und Marburg – Standort Marburg Schützenstraße 49
35039 Marburg
linda.sprenger@med.uni-marburg.de
Spröber, Nina, Dr. Dipl.-Psych.1 Nina.Sproeber@uniklinik-ulm.de
Voit, Anja K., Dipl.-Psych. (ehemals 1) anja.prestel@gmx.de
Weninger, Laura, Ärztin1 laura.weninger@uniklinik-ulm.de Ziegenhain, Ute, Dr. phil.1 ute.ziegenhain@uniklinik-ulm.de
Abkürzungsverzeichnis
AACAP American Academy of Child and Adolescent Psychiatry ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADI-R Diagnostisches Interview für Autismus – Revidiert ADOS Diagnostische Beobachtungsskala für Autistische Störung AFS Angstfragebogen für Schüler
AMG Arzneimittelgesetz
AN Anorexia nervosa
APA American Psychiatric Association APS attenuierte psychotische Symptome ARMS at risk mental state
ASD autism spectrum disorder
ATC anatomisch-technisch-chemische Klassifikation AVT apparative Verhaltenstherapie
AWMF Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.
BAG Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V.
BAKO 1–4 Basiskompetenzen für Lese-Rechtschreibleistungen Bayley II und -III Bayley Scales of Infant Development
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BISC Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreib- schwierigkeiten
BKJPP Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V.
BLIPS brief limited intermittent psychotic symptoms
BN Bulimia nervosa
BPRS Brief Psychiatric Rating Scale
BSABS Bonner Skala für die Beurteilung von Basissymptomen
BUEGA/BUEVA Basisdiagnostik Umschriebener Entwicklungsstörungen im Grund- schulalter/ Vorschulalter
CAARMS Comprehensive Assessment of At-Risk Mental States CAB Checkliste zur akuten Belastungssymptomatik
CBCL Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen CBIT Comprehensive Behavioral Intervention for Tics
CBITS Cognitive Behavioral Intervention for Trauma in Schools CDC The Child Dissociative Checklist
CDRS-R Child-Depression Rating Scale– Revised
CDT carbohydrate-deficient transferrin (Kohlenhydratmangel-Transferrin) CRIES 13 Children’s Impact of Event-Scale
XIX Abkürzungsverzeichnis
CTSQ Child Trauma Screening Questionnaire
CY-BOCS Children’s Yale-Brown Obsessive-Compulsive Scale
DAT Dortmunder Aufmerksamkeitstest DBT dialektisch-behaviorale Therapie
DBT-A dialektisch-behaviorale Therapie für Adoleszente DGKJP Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie e. V.
DIKJ Depressions-Inventar für Kinder und Jugendliche
DIMDI Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information DMB Diagnostisches Inventar motorischer Basiskompetenzen bei lern- und
entwicklungsauffälligen Kindern DRT Diagnostischer Rechtschreibtest DSHI Deliberate Self Harm Inventory
DTVP-2 Developmental Test of Visual Perception, Second Edition
EbM evidenzbasierte Medizin EDE-Q Eating Disorders Examination EDI-2 Eating Disorder Inventory
EDNOS eating disorders not otherweise specified EKT Elektrokrampftherapie
ELFRA Elternfragebögen für die Früherkennung von Risikokindern EMDR Eye Movement Desensitization and Reprocessing
EMKK Erfassung der Einstellungen der Mutter zu ihrem Kind
EOS early onset
EPDS Diagnostik einer postpartalen Depression EPS extrapyramidalmotorische Störungen ERP Exposition mit Reaktionsverhinderung ET 6–6 Entwicklungstest sechs Monate bis sechs Jahre
FamFG Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegen- heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit
FASM Assessment of Self-Mutilation
FBB-HKS Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen für Eltern und Erzieher
FGA first-generation antipsychotics (konventionelle, klassische Anti- psychotika)
FRAKIS Fragebogen zur frühkindlichen Sprachentwicklung FSK Fragebogen zur Sozialen Kommunikation
GABA γ-Aminobuttersäure
GABHS β-hämolysierende Streptokokken A GAF Global Assessment of Functioning GBB-KJ Gießener Beschwerdefragebogen
GG Grundgesetz
XX Abkürzungsverzeichnis
GIS Geschlechtsidentitätsstörung γ-GT γ-Glutamyltransferase
HKI Heidelberger Kompetenz-Inventar HRT Habit Reversal Training
HSP Hamburger Schreib-Probe 5-HT Serotonin
HZI Hamburger Zwangsinventar
IBS-A-KJ Interview zu Belastungsstörungen – akute Belastungsstörung Kinder und Jugendliche (dt. Version des CAPS-CA)
IBS-P-KJ Interview zu Belastungsstörungen – posttraumatische Belastungs- störung Kinder und Jugendliche (dt. Version des CAPS-CA) InEK Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus
IPT interpersonale Psychotherapie
IRAOS Interview for the Retrospective Assessment of the Onset of Schizophrenia
KAT-II Kinder-Angst-Test
KHG Krankenhausfinanzierungsgesetz
KICK Gesetz zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe KiTAP Kinderversion der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung KJHG Kinder- und Jungendhilfegesetz
KKG Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz KTK Körperkoordinationstest für Kinder
KVT kognitive Verhaltenstherapie
LOS KF 18 Lincoln-Oseretzky-Skalen – Kurzform LRS Lese-Rechtschreib-Störung
MBT mentalization-based therapy MDD Major Depression
MFED Münchener funktionelle Entwicklungsdiagnostik MOT 4–6 Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder MOUSI Modifiziertes Ottawa-Ulm Selbstverletzungs-Inventar MPH Methylphenidat
MSFT Multi-Systemic Family Therapy
MYPICMH Maryland Youth Practice Improvement Committee for Mental Health
NADA Nationale Anti Doping Agentur Deutschland NICE National Institute for Health and Clinical Excellence NIMH National Institute of Mental Health
NMDA N-Methyl-D-Aspartat
NNH number needed to harm
NNT number needed to treat
NSVV nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten
XXI Abkürzungsverzeichnis
OEG Opferentschädigungsgesetz
OPS operationalisierter Prozedurenschlüssel OTZ Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung
PANDAS pediatric autoimmune neuropsychiatric disorders associated with streptococcal infections
PANS pediatric acute-onset neuropsychiatric syndrome PANSS Positive and Negative Syndrome Scale PE-A Prolonged Exposure – Adolescents PET Psycholinguistischer Entwicklungstest PHOKI Phobiefragebogen für Kinder und Jugendliche PMID PubMed-Identifikationsnummer
PsychEntG Psychiatrie-Entgeltgesetz PsychKG Psychisch-Kranken-Gesetz Psych-PV Psychiatriepersonalverordnung PTBS posttraumatische Belastungsstörung
RTKM Runder Tisch sexueller Kindesmissbrauch
SBB-Angst Selbstbeurteilungsbogen
SBB-HKS Selbstbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen SD Standardabweichung
SET Sprachstandserhebungstest
SGA second-generation antipsychotics (atypische Antipsychotika) SGB Sozialgesetzbuch
SHBQ Self-Harm Behavior Questionnaire
SIPS Structured Interview for Prodromal Symptoms SLRT Salzburger Lese- und Rechtschreibtest SNRI selektiver Noradrenalinwiederaufnahmehemmer SPAIK Sozialphobie und Angstinventar für Kinder SPFH sozialpädagogische Familienhilfe
SPI-A Schizophrenia Prediction Instrument – Adult Version SSRI selektiver Serotoninwiederaufnahmehemmer SSV Störungen des Sozialverhaltens
StGB Strafgesetzbuch
TAS 26 Toronto Alexithymia Scale
TBGB Testbatterie für geistig behinderte Kinder TDM Therapeutisches Drug Monitoring TEA-Ch The Test of Everyday Attention for Children
TEACCH Treatment and Education of Autistic and Related Communication- Handicapped Children
TF-CBT trauma-focussed cognitive behavioral therapy
TFP transference-focussed psychotherapy (übertragungsfokussierte Psychotherapie)
XXII Abkürzungsverzeichnis
THOP Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten
TMAP Texas Medication Algorithm Project
TRF Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen TSK10 dt. Version des Child Trauma Screening Questionnaire (CTSQ) TÜKI Tübinger Luria-Christensen Neuropsychologische Untersuchungs-
reihe für Kinder
TZA tri- und tetrazyklische Antidepressiva
UAW unerwünschte Arzneimittelwirkungen UBG Unterbringungsgesetz
UCLA Trauma/Grief Program for Adolescents VEOS very early onset
WET Wiener Entwicklungstest
WRT Weingartener Grundwortschatz-Rechtschreib-Test
Y-BOCS Yale-Brown Obsessive-Compulsive Scale YGTSS Yale-Globale-Tic-Schwereskala YMRS Young Mania Rating Scale YSR Fragebogen für Jugendliche YTSSL Yale-Tourette-Symptomliste
ZAREKI-K Neuropsychologische Testbatterie für Zahlenverarbeitung und Rechnen bei Kindern
ZAREKI-R Testverfahren zur Dyskalkulie bei Kindern ZNM Zürcher Neuromotorik
XXIII
Hinweise zum Buch
Der Klinikalltag stellt Berufseinsteiger vor eine Fülle neuer Aufgaben. Mit großem theoretischem Wissen ausgestattet, aber ohne praktische Erfahrung, ist die Betreuung von Patienten oft eine besondere Herausforderung. Sehr häufig sind junge Assistenzärzte bereits nach kurzer Einarbeitungszeit auf sich allein gestellt. Die neue Reihe »Klinikmanual« möchte in diesen Situationen helfen: Auf den Punkt gebracht und übersichtlich dargestellt, wurden nur praxis relavante Themen zusammengestellt – ohne theoretischen Ballast und Kleingedrucktes. Auch der klinisch erfahrene Arzt erhält Informationen, die er nicht immer parat hat und die er im Klinikmanual schnell nachschlagen kann. Die Gliederung des Buches orientiert sich an den wichtigsten Themen- komplexen der Praxis und ist in folgende Teilbereiche aufgeteilt:
4 Externalisierende Störungsbilder 4 Internalisierende Störungsbilder 4 Störungen mit somatischen Symptomen
4 Störungsbilder mit kategorial unterschiedlicher Psychopathologie 4 Coping, Lerngeschichte und Persönlichkeitsentwicklung 4 Spezielle Situationen
4 Mutter und Kind als Patienten
4 Rechtliche Rahmenbedingungen, ethische Haltung und Handlungs- kompetenz
Die übersichtliche Gestaltung in Aufzählungen ermöglicht das rasche Auf- finden von Informationen, ohne großes Umblättern und langes Suchen.
!Cave
Hinweise auf Gefahrensituationen und Fallstricke Praxistipp
Hinweise zu praxisnaher Vorgehensweise und Besonderheiten
?Hilfreiche Fragen für die Diagnostik
Fallbeispiele mit Auszügen aus ärztlichen Stellungnahmen nach § 35a sowie Schemata zur jeweiligen Teilhabebeeinträchtigung, ausführliche Tabellen zu Medikamenten und Normen, Musterdokumente über www.springer.com/978- 3-642-29898-1
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Mögliche Interessenkonflikte der Herausgeber
Jörg M. Fegert ist Professor an der Universität Ulm und Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Univer- sitätsklinikums Ulm. In den letzten 10 Jahren seit Gründung der Klinik in Ulm bekam er unrestricted grants von nationalen und internationalen Fördergebern und Regierungsorganisationen und von der Volkswagen Stiftung, der Eber- hardt-Stiftung, der Eli Lilly International Foundation, von Janssen und von Celltech/USB. Er führte klinische Studien für Janssen, Medice, Lilly und Astra Zeneca durch. In dieser Zeit erhielt J. M. Fegert Reiseunterstützung von und arbeitete als Berater für Aventis, Bayer, Bristol-MS, J&J, Janssen-Cilag, Celltech/USB, Lilly, Medice, Novartis, Pfizer, Ratiopharm, Sanofi-Synthelabo, Servier, VFA & Generikaverband, den Vatikan, NIMH, AACAP, DFG, EU und die Europäische Akademie. Kein Aktien- oder in Anteilsbesitz eines Unter- nehmens der Pharmaindustrie.
Michael Kölch ist Chefarzt der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Vivantes Netzwerk für Gesundheit Berlin GmbH und Forschungsgruppenleiter an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikum Ulm. In dieser erhielt er einen unrestricted grant von der Eli Lilly International Foundation zur Durchführung von Studien zur Informationslage Minderjähriger in klinischer Forschung. Weitere Drittmittel erhielt M. Kölch von nationalen und interna- tionalen Fördergebern und Regierungsorganisationen (BMBF). Er arbeitete als klinischer Forscher und Forschungsleiter in Studien von Eli Lilly, Astra Zeneca und Janssen Cilag, Lundbeck. M. Kölch erhielt Reiseunterstützung oder Dozentenhonorare von Janssen Cilag, der Universität Rostock, der Deut- schen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie e.V.
(DGKJP), UCB, der Europäischen Akademie und einigen gemeinnützigen Organisationen. Kein Aktien- oder in Anteilsbesitz eines Unternehmens der Pharmaindustrie.
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Externalisierende Störungsbilder
Kapitel 1
Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung – 2 Andrea G. Ludolph und Ann-Kathrin Pfalzer
Kapitel 2
Störungen des Sozialverhaltens – 17 Paul L. Plener und Jörg M. Fegert
2 Kapitel 1 · Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
1 Einfache Aktivitäts-
und Aufmerksamkeitsstörung
Andrea G. Ludolph und Ann-Kathrin Pfalzer
. Tab. 1.1
.Tab. 1.1 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung – ICD-10
Erkrankung ICD-10- Kodierung
Definition Therapiestrategie
Einfache Aktivitäts- und Aufmerksam- keitsstörung
F90.0 Eindeutiges Vorliegen eines abnormen Ausma- ßes von Unaufmerksam- keit, Überaktivität und Unruhe; die Symptome müssen situationsüber- greifend und andauernd bestehen
Multimodale Therapie mit insbesondere Psychoedukation, Elterntraining, medi- kamentöse Therapie des Kindes/Jugendli- chen und kognitiver Verhaltenstherapie Hyperkinetische
Störung des Sozialverhaltens
F90.1 Hyperkinetische Störung verbunden mit einer Stö- rung des Sozialverhaltens
s.oben; 7 Kap. 2, Störungen des Sozialverhaltens Sonstige
hyperkinetische Störungen
F90.8 Kein spezielles Kriterium definiert
s.F90.0
Nicht näher bezeichnete hyperkinetische Störungen
F90.9 Nicht empfohlene Rest- kategorie, nur verwenden, wenn allgemeine Kriterien erfüllt, eine Unterschei- dung zwischen F90.0 und F90.1 nicht möglich ist
s.F90.0 und F91 (7 Kap. 2, Störungen des Sozialverhaltens)
Aufmerksam- keitsstörung ohne Hyper- aktivität
F98.8 Fällt unter sonstige näher bezeichnete Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend; entspricht dem rein unaufmerksamen Typ im DSM-IV
Multimodale Therapie mit Psychoedukation, Konzentrationstrai- ning, medikamentöser Therapie mit Psycho- stimulanzien oder Atomoxetin
J. M. Fegert, M. Kölch (Hrsg.), Klinikmanual Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-37309-1_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
1 · Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
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Fallbeispiel
Max ist 9 Jahre alt und besucht die 4. Grundschulklasse. Die Eltern stellen ihren Sohn wegen erheblicher Schulprobleme und Schwierigkeiten zu Hause vor. Aktueller Anlass für die Vorstellung sei ein Gespräch mit der Lehrerin gewesen, zu dem diese gebeten und in dem sie berichtet habe, dass Max massiv störe, indem er während des Unterrichts in der Klasse umherlaufe und ständig dazwischenrufe. Zudem sei er sehr häufig in Ausei- nandersetzungen mit seinen Mitschülern verwickelt. Seine Leistungen seien schwankend und hingen sehr davon ab, ob das jeweilige Thema Max interessiere. Er sei sehr unordent- lich und vergesse häufig seine Schulbücher und Hausaufgaben. Zudem sei seine Schrift kaum leserlich, und er mache viele Flüchtigkeitsfehler. Im Einzelkontakt sei Max deutlich aufmerksamer und zugänglicher. Er wirke in der Schule teilweise sehr bedrückt und leide darunter, dass er überall anecke. Zu Hause, so erzählen die Eltern weiter, gebe es eben- falls etliche Probleme. So lasse Max überall seine Sachen liegen und benötige z. B. sehr lange Zeit beim Anziehen morgens und beim Ausziehen abends. Ihm falle immer wieder etwas anderes ein, das er tun könnte. Beim Essen ärgere der Junge ständig seine kleine Schwester, und er habe Probleme, still sitzen zu bleiben. Die täglichen Hausaufgaben seien für Max und seine Mutter zunehmend unerträglich. Er müsse andauernd von seiner Mutter zu alltäglichen Aufgaben angehalten werden, wobei es immer wieder zu Streitig- keiten komme. Max sei nach der Schule meistens zu Hause, da seine Klassenkameraden sich von ihm zurückgezogen haben. Er könne stundenlang ruhig vor dem PC sitzen und spielen.
Max selbst wünschte sich, nicht mehr in die Schule gehen zu müssen, weil er ungerech- terweise für alles beschuldigt werde und ständig Streit mit der »blöden« Lehrerin und seinen Mitschülern habe.
jEpidemiologie
4 Für die einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung hat sich im allgemei- nen Sprachgebrauch die Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts- störung (ADHS) etabliert
4 Prävalenz: 3–5%, eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter
4 Jungen fallen eher aufgrund externalisierender Verhaltensweisen auf und werden daher häufiger diagnostiziert; Geschlechterverteilung Jungen:Mädchen in den klinisch-epidemiologischen Angaben 4:1 bis 8:1, in schulbasierten Untersuchun- gen 2:1 bis 4:1
4 Kapitel 1 · Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
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jSymptomatik und KlassifikationDrei Leitsymptome bestimmen das Bild einer hyperkinetischen Störung:
Leitsymptome einer hyperkinetischen Störung
4 Hyperaktivität
4 Aufmerksamkeitsstörung
4 Übermäßig gesteigerte Impulsivität
4 Die Symptome (7 Leitsymptome) sollten definitionsgemäß laut Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie vor dem Alter von 6Jahren (Vorschlag im DSM-5: vor dem Alter von 12Jahren) und in mindestens zwei Lebensbereichen (z.B. in der Schule, in der Familie, in der Untersuchungssituation) über mehr als 6Monate auftreten
4 Aufgrund ihrer z.T. schwerwiegenden Verhaltensauffälligkeiten sind Kinder und Jugendliche mit einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung 5häufig in ihrer psychosozialen Entwicklung gefährdet
5oftmals trotz guter Intelligenz nicht altersadäquat beschulbar
5sie entwickeln unbehandelt häufig Komorbiditäten wie Depression oder dis- soziales Verhalten und
5weisen ein erhöhtes Suchtrisiko auf
4 Ab dem Jugendalter verliert sich meist die hyperkinetische Symptomatik; im Vordergrund steht dann v.a. eine Desorganisation im Alltag, innere Unruhe- zustände und impulsive Verhaltensweisen
Alterstypische Symptome bei jüngeren Kindern
4 Mangelhaft regulierte und rastlose motorische Aktivität
4 Geringe Ausdauer, v.a. bei fremdbestimmten Tätigkeiten (wie z.B. Hausauf- gaben) und somit häufige Handlungswechsel
4 Starke Ablenkbarkeit und Unaufmerksamkeit im Unterricht
4 Probleme damit, abzuwarten und Bedürfnisse aufzuschieben (z.B. Herausplatzen mit einer Antwort)
4 Erhebliche Stimmungsschwankungen in kurzer Zeit Alterstypische Symptome bei älteren Kindern/Jugendlichen 4 Verminderung der motorischen Unruhe
4 Mühe, Aufgaben zu planen und zu Ende zu bringen 4 Vergesslichkeit
4 Unaufmerksamkeit
4 Impulsive Verhaltensweisen (nicht warten können, Mittelpunktstreben)
1 · Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
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4 Zunehmend oppositionell-aggressives Verhalten 4 Ablehnung durch Gleichaltrige
4 Zunehmende psychosoziale Folgen/Auffälligkeiten: zunehmende Ängste und Depressionen, Neigung zu dissozialem Verhalten, Alkohol- und Drogenmiss- brauch
4 Emotionale Labilität
ICD-10 und DSM-IV Einteilung nach ICD-10:
4 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F90.0)
4 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (F90.1), bei der definitionsgemäß sowohl die Kriterien für eine hyperkinetische Störung als auch für eine Störung des Sozialverhaltens erfüllt sein müssen
4 Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F98.8) Einteilung nach DSM-IV:
4 Vorwiegend unaufmerksamer Typus 4 Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typus 4 Gemischter Typus
In beiden Klassifikationssystemen sind zwar dieselben Kriterien für diese Störung ausschlaggebend, allerdings gibt es Unterschiede bei der Kombination und Anzahl dieser Kriterien, die für eine Diagnosestellung notwendig sind.
4 Nach ICD-10 wird das Vorliegen aller drei Leitsymptome (s.oben, 7 Leitsymp- tome) gefordert und die »Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität« nur unter »sonstige näher bezeichnete Verhaltensstörung« aufgeführt
4 Nach DSM-IV werden verschiedene Subtypen unterschieden; daraus ergeben sich nicht nur unterschiedliche Prävalenzzahlen (in der Regel liegen diese in den USA deutlich über den 3–5%, die für Europa angegeben werden), sondern mitunter auch Schwierigkeiten in der Vergleichbarkeit von Studien
Als Ausschlusskriterien gelten bislang in beiden Klassifikationssystemen die Diag- nosen einer Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung sowie einer tief greifenden Entwicklungsstörung. Da bei Kindern mit autistischer Spektrumstörung sehr häufig Symptome einer ADHS auftreten, wird dieses Ausschlusskriterium in den überarbeiteten Versionen (DSM-V und ICD-11) nicht mehr angegeben werden.
Nach ICD-10 sind weiterhin eine depressive Episode und eine Angststörung aus- zuschließen, nach DSM-IV »wenn nicht durch eine andere psychische Störung besser beschrieben«.
6 Kapitel 1 · Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
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jÄtiologieDie Ursache ist bisher nicht gänzlich geklärt, die genetische Disposition spielt eine erhebliche Rolle.
4 Die aktuelle Studienlage ergibt deutliche Hinweise auf eine verzögerte und fehl- regulierte Hirnreifung, im DSM-5 wird die Einordnung der Störung daher unter
»Neuronale Entwicklungsstörung« erfolgen
4 Es wird weiterhin von einer Dysregulation im monoaminergen Stoffwechsel ausgegangen, insbesondere erscheint der frontostriatothalamofrontale Kreislauf gestört zu sein
4 Des Weiteren spielen prä-, peri- und postpartale Risikofaktoren eine Rolle:
5Alkohol- oder Substanzabusus in der Schwangerschaft 5Frühgeburtlichkeit
5Hirnschädigungen, perinatale Hypoxie
4 Auch Umwelteinflüsse und psychosoziale Faktoren können den Grad der Aus- prägung beeinflussen:
5Gewalt in der Familie
5Vernachlässigender Erziehungsstil 5Geringer sozioökonomischer Status 5Hoher Fernsehkonsum
5Unvollständige Familien
5Psychische Erkrankungen der Eltern jKomorbiditäten
4 Bei hyperkinetischen Störungen sind komorbide Störungen eher die Regel als die Ausnahme
4 umschriebene Entwicklungsstörungen (v.a. Lese-Rechtschreib-Störungen und Störungen der motorischen Entwicklung) und Störungen des Sozialverhaltens sind dabei am häufigsten
4 Im Jugendalter entwickeln sich des Weiteren auch häufig affektive Störungen sowie Angststörungen
4 Ebenfalls gehäuft treten Tic-Störungen auf jDiagnostik
Grundlegend bei der Diagnostik von hyperkinetischen Störungen ist eine detaillierte Exploration des Patienten sowie der Angehörigen.
4 Mitunter ist eine ausgeprägte hyperkinetische Störung bereits in der ersten Untersuchungssituation erkennbar (nicht still sitzen können, im Zimmer he- rumlaufen, Spielsachen aus den Regalen reißen etc.)
4 Manche Kinder sind in der Einzelgesprächssituation jedoch noch ausreichend strukturiert und erst nach mehreren Kontakten auch für den Untersucher er- kennbar auffällig