Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
Haller Lokalanzeiger. 1919-2006 1927
28.5.1927
ErscheintSamstag früh. — Bezugspreis: vierteljährlich
Mit Post oder Austrägerin 82.8V, Deutschland 8 3.—. übriges Ausland 8 4.—. — Einzelnummern: 20 g.
Redaktion und Verwaltung: Hall i.T., Eugenstraße 12.
Am Gr»
zeL-Abourtemerrt «nd KtratzerrverKanf 20 Groschen.
V , b . b.
Nnzeigenvreis: per Millimetereinspaltig 8 Groschen
1 Seite 120 8., Seite 60 8., */4 Seite 80 S Außerhalb Tirol alleinige Änzeigen-Annahme: Werbe¬
dienstfürösterreichischeZeitungen,Wien I,Wollzeile 16
Ur . 21 Hall . 28 . Mai 1927 9 . Jahrgang
♦Die große Urämie der Klaffenlolterie y
2Million Schilling
(S 500
.000)
und
Itttri)der große Haupttreffer
V
4Million Schilling
(S 250
.000)
wieder gewonnen non glücklichen Knuden der „ GLricksteüe Klein"
Wiederholt schon wurden beim Bankhaus Stein die große Prämie und der große Haupttreffer der Klassenlotterie gewonnen.
In
jedemFamilien
-Schrein
ein
Klassenlos
der „GlückstelleStein ".
Einladung
der „Glückstelle"
zur Teilnahme an
derneuen XVII
.Klaffenlotterie
Prämie 500
.000 S Haupttreffer 250
.000 S
Vs
Los S 4
.—
1/4Los S 8
.— 7i Los S 32
.—
Ziehung
I. Klasse:21
. u.23
.Juni 1927.
Umgehende
Bestellung per Postkarte an:
Geschäftsstelle derKlassenlottrrir
Wien
»1.»Mipptingersteatze 21 an
dev »Hohen Krücke".
Haller Neuigkeiten.
*
Promenade
-Konzert
.Heute Samstag
,8 Uhr
abends, im
Musikpavillon Promenade
-Konzert
derStadt¬
kapelle.
Programm
: 1. „Aus
eigenerKraft
", Marschvon
Rupprecht
.2
. „Wenn
ichKönig wäre
".Ouvertüre zur
Operette
von Adam. 3. „Wiener Blut"
,Walzer von I
.Strauß
.4
.Phantasie
zu demSchauspiel
„ „Preciosa"
von
Weber
. 5.a
) „Ja
,ja
, derWein
istgut
",d
) „Das
war
inPetersdorf
",Wiener
Lieder vonStrecker
. 6. „Im
Wiener Volkston
",Potpourri
vonBednarz
.— Zutritt
30 Groscken
für
Erwachsene wiebisher
.Schülerinnen,
Schüler und Studenten
bezahlen ab heute bei denKon¬
zerten der
Stadtkapelle nur mehr 10 Groschen.
*
Die Sternkorona Hall hält
morgenSonntag im
Gasthof „zum
Löwen"
einenFamilienabend
ab, beidem
nur Geladene Zutritt haben.
*
Kludsky in Hall
.Die
weltbekannteRaubtierschau
(
Menagerie) Gottlieb Kludsky
ist inHall
eingetroffenund
hat auf
der Ptetzerwieseam Kugelanger Aufstellung ge-
Der Kanzler von Tirol.
Geschichtlicher Roman von Hermann S chm i d. (7) Nach einer
Weile
erschien der blindeAlte
amFenster
wieder. „
Afra "
, sagte er, nachdem er einen
Augenblick
horchend gestanden
hatte
, „Afra —
ichhöre
dichnicht,
bist
du da
?"
Das Mädchen bejahte
, indem es sich bemühte,in
dem
Tone ihrer Stimme
ihreErschütterung
nichtdurch¬
klingen zu
lassen.
„
Ist es
schonNacht
?"fuhr
derGreis
wiederfort.
„
Es
istmir
,als wenn
schon die feuchteTauluft durch
die
Bäume
ginge ?"
„
Es fängt
zudämmern an
", erwiderteAfra
, „auf
unserer
Seite
ist' s
schon dunkelund
kühl,aber drüben
ist'
s
noch leidlich hell; ich seh' das
Kreuz nochschimmern
auf der Kirche von
Heiligenwaffer
!"
„
So
komm zumir
herein, eswährt
Wohl nocheine
Weile,
bis
deinVater
nachHause
kommt.Wir können
noch ein
Wort
reden vonGott
und gottseligenDingen;
draußen ist
' s
nicht sicher, dieOhren
derLästerer und
Horcher sind offen
überall
. . ."
„
Ich
komme!"
sagte
das Mädchen
aufstehend. „Der
Vater könnte schon
lange
dasein, ich begreife nicht,was
ihn so
lang verhält
; esmuß
wieder wichtigeDinge ab¬
geben
drüben
in derBurg
.Ich
komme",wiederholte sie,
sich umsehend, „
mir
ist' s
so schwerums
Herz—
ichHab'
ein gottseliges
Wort vonnöten und
einfrommes
Gebet."
Sie trat ins Haus
,hielt
aberan
derSchwelle inne,
denn die
Berggaffe herauf
ließ sich derLaut herannahender
Tritte
vernehmen. „Es
kommtjemand "
, flüsterte sie
dem
Alten
durchs Fenster
zu, „ichwill
erst sehen, weres
ist
— das
ist nicht desVaters Gang
!"Der Blinde
verschwand in der dunklen
Stube
,das Mädchen
blieb,an
das
Türgerüst
sich lehnend, stehen, undauf
demSträßchen,
zwischen den
Bäumen und entlang
derMauer des Kirch¬
hofes
wurde
die rasch heranschreitendeGestalt eines
Mannes sichtbar.
nommen.
Die Schau enthält
noch nie gesehenePracht¬
exemplare
aus
derFauna
der ganzenWelt
.Wir machen
unsere Leser aufmerksam,
daß Vorstellungen nur
nochheute Samstag
und morgenSonntag stattfinden
; eineVerlän¬
gerung
ist ausgeschlossen.Näheres
sieheInserat.
*
Rege Bautätigkeit in Hall
.Die
zweiGebäude
des
.Leopoldinums
derFranziskaner erhalten
eineVer¬
bindung
durch eingroßes
Zwischengebäude.Den Bau
führt
unseregrößte Baufirma Pümpel
&Söhne auf
.Mit
gewohnter
Raschheit kletterten dieMauern
empor ,kaum
daß der Grund ausgehoben war
, undnun
istdas ganze
imposante Bauwerk
beinahe fertig.— Eine Freude bereitete
uns
endlich derGasthof
zumBären
, indem er seinHaus
wie neu Herrichten ließ.
Der alte Gasthof präsentiert sich
nun
wieder sehr schön.In
Anbetracht der großenReklame,
die
für das Salinen
-Städtchen
imAuslande gemacht
wurde
, und dernun
einlangenden vielenAnfragen möchten
wir
dem Wunsche Ausdruck geben,daß
auch dieInnen¬
einrichtung möglichst den modernen
Anforderungen ange¬
paßt
werde,damit Hall als Fremdenherberge
einenguten Ruf
erwerbe.Die Investitionen
werdendann
sicherihre
Rente
abwerfen.— Der Pavillon
amunteren Stadtplatz
geht der
Vollendung
entgegenund
bietet besondersvon
der Ostseite her ein
prachtvolles Bild mit
denhohen
Bäumen
imHintergründe
.Die Bauarbeiten
besorgteBau¬
meister
Dworak
, dieZimmermannsarbeiten Zimmermeister Mairamhof.
*
Eine Lanze für
unsereMusik
-Kapellenwill ein
Besucher von
Hall
in unseremBlatte
einlegen.Er schreibt
uns
: „Vor
Kurzemhatte
ichGelegenheit
, wiedereinmal
eine der ganz
hervorragenden Haller
Musikkapellenge¬
legentlich
eines Pavillon
-Konzertes
zuhören
.Die Art,
wie in
Hall Musik
gemachtwird
,hat
michals ehemaligen
Wiener Musiker
in ehrlicheFreude
versetzt undmuß ich
gestehen, daß ich noch selten Blechmusik in
derartiger Voll¬
endung
gehört
habe. Aberdas Publikum —
eshat mich
entrüstet und
ich finde keineWorte
, um einderartiges
Verhalten
richtig zu kennzeichnen.Statt
dieMusik
,die
Zeit und Geld
demIdeal
der höchstenVollendung ihrer
Leistungen
opfert
, ein wenig zu unterstützenund mit
Freuden
den kleinenBetrag
von30
GroschenEintritts¬
gebühr
, der wirklichgering
ist imVerhältnis
zudem,
was
gebotenwird
, zuzahlen
, schämen sich die „musik¬
liebenden
"
Znhörer
nicht, sich scharenweisevor
demabge¬
sperrten
Platz
anzusammelnund
befinden sichgut
2/3des
Publikums unter
den Nichtzahlenden .Ich
kannmir nicht
versagen, zu
behaupten
,daß
diese Menschen einesolche
Musik nicht verdienen und dürfen sich die
Haller Bürger
nicht
wundern
,daß man
dieHaller
Musikenüberall öfter
Afra
erkannte denNahenden
; siewollte
imersten
Augenblicke
ins Haus
hineinschlüpfen, besann sichaber
ebenso schnell
und verharrte
inihrer Stellung
,als
obsie
den Ankömmling nicht bemerkte.
Es war
einhochgewach¬
sener
junger Mann
in dunklemWams
, eineringsum auf-
gekrempte Mütze ans dem kräftig
emporgetragenen Kraus¬
kopfe. Auch er schien
nur
raschvorübereilen
zuwollen, als
er aber in dieNähe
desHauses
kam,ward sein
Schritt
wie unwillkürlich langsamer, erlüftete
dieMütze
und
riefAfra
zumGruße das landesübliche
„Gelobt sei
Jesus Christus
!"zu.
„
In
Ewigkeit!"
sagte
das
Mädchen.Der junge
Mann
blieb stehen, er schienauf
eine weitere Anredezu
sinnen oder eine solche
erwartet
zu haben; so kam es,daß
die beiden einen Augenblick sich schweigend
gegenüberstanden.
„
Er hat wohl
ein Geschäft,Meister
", begannendlich
Afra
, „weil er nochabends bis
zuuns herauf
kommt?"
„
Wie man
's
nehmenwil
,Jungfer
!" erwiderteder
Mann
,sichtbarerfreut
. „Ich
Hab'allerdings
ein Geschäft,geh'
aber
auchgar
gern dieHöhen bis zur Weiherburg hinauf.
Der
Ausblickauf
dieZeit
undaufs
ganzeTal
istwun¬
derlieb
da
droben,und
wennman
denlangen Tag an
der
Efi
' und am Amboß gestandenhat
,tut es gar zu
wohl
, wennman abends
ausschnaufen und sich inder
Kühle
erlustieren kann."
„
Ja
, es ist schönauf
derHöh
'", nickteAfra
,„ und
der
alte Spruch
sagtnit
umsonst: Nach geschehenerArbeit
ist
gut ruhen
.Wenn man
sohinausschaut
, wie dieSonn'
hinuntergeht
, und wie's
immer dunklerwird
,und
wiedie
Wälder
immer schwärzer werden und immer stiller,daß
einem ist,
als hörte man
's
, wie die ganzeWelt unsichtbar
niederkniet und
anfängt
zubeten
. . ."
„
Ja
,ja
", rief der Meister freudig, „das
istgerad,
was
ich auch verspür', wenn ich'
s
auch nicht so schönund
rechtsinnig sagen kann wie
Sie
,Jungfer
. . . ichkann
mit der
Hand
besserfort als mit
derZung
'!Das
istdas
einzige,
was mir
abgeht, wenn ich so still undallein
durch
all
dieSchönheit
dahingeh',
daß
ich niemandbei
mir
Hab', deroas
sagt,was
ichmir
denke, oder dermich
versteht, wenn ich'
s
selber sagenwill
in meinerunbehol-
hört
,als
inHall
selbst.Jeder Haller
sollte stolz seinau
den Kulturbesitz, den diese
Musik
bedeutet, sollteaber auch
einsehen,
daß man
solche Leistungen auchunterstützen
muß , um sie beanspruchen zu
dürfen
. Hoffentlichkommen
die
Betreffenden zur
Einsicht.P
.H
."
* Schützengilde
Hall
. 2. Gesellschaftsschießenund
Ehrenscheibe „
Baugewerbe "
am22
.Mai 1927
.Best¬
gewinner
: 1.Bader Jakob
, 2.Plattner Franz
, 3.Dr.
Wurzer
,4
. LocherGeorg
, 5. AnkerJosef
, 6.Kornprobst
Karl
, 7.Plattner Josef
sen. ,8
. KirchnerFranz
, 9.Brunner
Romed
,10
.Schlögl Anton
, 11.Hornfteiner Alois jun
.,
12
.Junker Robert
,13
.Eliskases Josef
.14
.Rief Johann
15
.Saurwein Johann
,16
.Steinlechner Stefan
,17.
Bader
Benedikt,18
.Kornprobst Hans
,19
.Dir
.Egg,
20
.Hornsteiner Alois
sen., 21. LechleitnerFranz
,22.
Feldkircher
Ignaz
,23
. AnkerJosef jun
.,24
.Plattner
Heinrich,
25
.Gögl Alois
.—
Hauptscheibe: 1 .Anker
Josef
sen., 2.Brunner Romed
, 3.Steinlechner Stefan,
4
.Hornsteiner Alois
sen., 5.Eliskases Josef
, 6.Dr.
Wurzer
, 7. KirchnerFranz
, 8.Bader Jakob
, 9.Rief Johann
,10
.Kornprobst Hans
, 11.Dir
.Egg
,12
.Korn¬
probst
Karl
,13
. LechleitnerFranz
,14
.Junker Robert,
15. Locher
Georg
.—
Schleckerscheibe: 1. LocherGeorg,
2.
Bader Jakob
, 3.Plattner Franz
,4
.Dr
.Wurzer,
5.Anker
Josef
sen ., 6.Kornprobst Karl
, 7.Brunner Romed,
8
.Plattner Josef
sen., 9.Saurwein Johann
,10
.Kirchner
Franz
, 11.Schlögl Anton
,12
.Hornsteiner Alois jun
.^
13
.Junker Robert
,14
.Steinlechner Stefan
,15
.Rief Johann
.—
Kreisscheibe: 1.Bader Jakob
,2
. AnkerJosef
sen. , 3.
Plattner Josef
sen. ,4
.Brunner Romed
, 5.Junker
Robert
, 6.Kornprobst Karl
, 7. KirchnerFranz
, 8.Plattner
Franz
, 9.Hornsteiner Alois
sen.,10
. LocherGeorg,
11
.Dr
.Wurzer
,12
.Rief Johann
,13
.Schlögl Anton
».
14
.Bader
Benedikt,15
.Saurwein Johann
,16
.Korn»
probst Hans
, 17.Steinlechner Stefan
,18
.Eliskases
Josef
,19
.Hornsteiner Alois jun
. ,20
.Gögl Alois
.—
Jungschützen: 1.
Plattner
Heinrich, 2. AnkerJosef jmr.
* Geschäftseinbruch.
In
derNacht auf Freitag ist
in Ampaß das
Gemischtwarengeschäft derFrau Priller
von Einbrechern heimgesucht worden.
Es wurden verschie¬
dene
Gegenstände und
auchLebensmittel
gestohlen.Die
Gendarmerie hat
die Untersuchung eingeleitetund dürfte
der
Täter
baldhabhaft werden.
*
Verhaftung
.Vom Gendarmerieposten Hall wurde
Wilhelm Nagel
,am 28
.Mai 1902
inWien geboren,
Buchhalter
, wegenBetrugs
undVeruntreuung auf Grund
mehrerer
Ausschreibungenverhaftet.
*
Selbstmord eines Offiziers
.Der
in derVilla
Lindenhof
(Cornet
) imVolderwald wohnhafte pensionierte
I fenen Weis
'
.
Da fallen mir
immer dieandern
, dieältern
Meister und Bürger
ein,und
wiegut
sie' s
haben.Wenn
's
Feierabend
ist,dann wartet
dieFrau
schonunter der
Werkstattür und hängt
sich demMann an
denArm
,und
die
Kinder drängen
sich hinzuund
nehmenVater und Mutter an
derHand und
so geht der ganzeZug hinaus
ins Freie
,und alle
freuen sichmiteinander
,und jedes
freut
sichfür
sich,und was
jedes einzelnefreut
,das
..
Ueber
Afras Züge
flog bei denWorten
desMeisters
eine leichte
Verwirrung
. „Habt Ihr nit
gesagt,"unter¬
brach sie ihn, „
Ihr hättet
ein Geschäft . . .?"
„
Das
Hab' ichauch,Jungfer "
, entgegnete derMeister,
„
und
ich binnit
sogar weit
von ihm weg,als Sie vielleicht
meint
.Sie
weißwohl
schon,daß
ich's herausbekommen
Hab' von der
Regierung
, michals Schmied einzurichten.
Ich
hab's
getan und habemir
meinHaus gebaut
,ober¬
halb
derJnnbrücke — nun
, sie kenntja
denPlatz
. ..
das
istnun
fertig und steht so stattlichda
,daß einem
das
Herz im Leibe lachen muß, wennman vorbeigeht
daran
. . . undda
Hab'
ich
mir nun
gedacht . . .da
wollt'
ichnun
. . .da
mein ' ich, weilIhr Vater immer
so freundschaftlich
mit mir
gewesen ist , eswürd
' ihnauch
freuen, wenn er sieht,
was
ichvor
mich gebracht, undda
wollt'
ichihn
einladen,daß
er beimir
einkehren sollund
soll
das Haus und
die Werkstatt besehen . . ."
„
Ich
dank' Ihm
,Meister
!"war
desMädchens
Antwort
. „Ich will
's
demVater wohl ausrichten
,denn
es
wird
ihm feinFreud
' machen, mein ' ich!"
„Und
dann
",fuhr
derSchmied mit merklichem
Zögern fort
, „dann
Hab'
ichfragen wollen
, ob ichdie
Jungfer nit
auch einladen dürfte ?"
„
Ich will
kommen—
mit demVater
", sagteAfra
befangen, „wenn es
Ihm Freude
macht . . ."
„
Wenn
esmir Freude
macht,Jungfer
?"
riefhastig
der
Meister
, indem er einenSchritt näher trat
. „Kann Sie
auchnur fragen
, ob esmir Frende
machenwürde, Sie
beimir
, in meinem Hause zu sehen?— Ich habe,
wie'
s Brauch
ist in einem christlichenBürgerhaus
,einen
Spruch
inStein
graben undüber
dieTür
setzen lassen—
einen
Spruch
, den ichmir
selberzusammengeschmiedet
Seite 2 Haller Lokal -Anzeiger Rr . 21 Major Walter Schmidt hat sich Mittwoch in seiner Woh¬
nung durch einen Herzschuß entleibt . Der Verstorbene ist seit Jahren kränklich gewesen und dürfte der Verdruß über seinen Zustand ihm die Waffe in die Hand gedrückt haben.
Auch vorübergehende Sinnesverwirrung dürfte ihm die Tat erleichtert haben - Die Leiche wurde nach Innsbruck überführt . Der Verstorbene war noch verhältnismäßig jung , nämlich 41 Jahre alt.
* Kritisches . Zu dieser Notiz aus dem Leserkreise erhalten wir folgende Erwiderung : „ Bezugnehmend auf die Kritik in Ihrem geschätzten Blatte Nr. 20 vom 21 . Mai fühlen sich die Gefertigten in Betreff der Kriti- sierung des angeblich monatelangen verdeckten Altarbildes des berühmten Malers Erasmus Quellinus betroffen.
Dieser Kritiker scheint die Pfarrkirche nur dann zu be¬
suchen. wenn der sogenannte goldene Festtagsaltar aufge¬
stellt erscheint, das ist zu Weihnachten . Ostern . Pfingsten und Fronleichnam ; in diesem Zeitraum ist das Altarbild in die eingebaute Nische zurückgeschoben , mit dem in Falten gezogenen „ geschmacklosen Vorhang "
, der zwar
aus altem schweren dunkelroten Samt besteht, verdeckt.
Die Zeitdauer des Verdecktseins beträgt aber nicht Monate, sondern im Höchstfälle zirka 14 Tage , wie dies jetzt wieder der Fall sein wird, und zwar in der Zeit vom 4. bis 20 . Juni . Da kann sich dann dieser Kritiker einfinden und den Gefertigten Ratschläge erteilen , wie sie den Hochaltar der kirchlichen Lithurgie entsprechend , ohne das Altarbild zu verdecken, zieren sollen. Die Arbeiten be¬
ginnen am 4 . Juni 9 Uhr vormittags . Was die Auf¬
stellung des Auferstandenen betrifft , wurde derselbe nach fast 25 jährigem Dornröschenschlaf im Jahre 1923 genau sy 8 Tage nach Ostern aufgestellt , wie er heute aufge¬
stellt ist und auch in Zukunft aufgestellt wird, solange die Gefertigten eben in ihrer Eigenschaft in der Stadtpfarr¬
kirche tätig sind." — Wie man sieht, hat es der Kritiker aus dem Leserkreise mit dieser Kritik nicht sehr gut ge¬
troffen . Dagegen besser mit einem anderen Teil seiner Zuschrift , auf die wir folgende Erwiderung erhalten:
„ Als man eine Reihe hundertjähriger Prachtbäume wegen einer einzigen vom Sturm zerstörten Pappel zerstörte . .. bravo Kritikus ! Aber deine Frage , ob man den Verschö- uecungsverein gefragt hat, trifft ins Schwarze , denn höre und staune : just der Verschönerungsverein soll diesen Wandalismus angeraten haben "
. — Eine dritte Zuschrift sagt folgendes : „ In anderen Orten , besonders aber in Wien , kontrolliert das städtische Bauamt das äußere Aus¬
sehen der Wohnhäuser und beauftragt den Hausbesitzer, stark vernachlässigte Fassaden Herrichten zu laffen . Bei uns beleidigt manche „ Wohnbaracke " das Auge des primitivst Denkenden , und die Stadt sagt nichts dazu. Ganze Wand¬
teile sind heruntergefallen und die nackten Ziegel schauen heraus , aber gerichtet wird nichts . Da , löblicher Stadt¬
magistrat . da greif zu! Das ist eine Schande für die ganze Stadt vor den Fremden . Und was das Bauen an- belangt , auch da ein Wort . Bei vielen Häusern sieht man Wochen , ja Monate lang die Gerüste , die Schutthäufen und die Arbeiter herumstehen , es geht nichts vorwärts.
Mit anderthalb Arbeitern fummelt man monatelang her¬
um und erhält die Stadt in Unordnung . Da fehlt es auch bei den Baufirmen ! Man fange nicht 50 Arbeiten zugleich an, sondern nehme einen Bau nach dem andern her mit einer gehörigen Anzahl von Arbeitern und unter persönlicher Aufsicht des Meisters , dann wird die Sache vorwärts gehen und die Unordnung dauert nicht ewig."
— Wir haben diesen Zuschriften nichts hinzuzufügen . Es ist manches Wahre dran , von dem wir wünschen , daß es sowohl am Magistrat , wie auch von den Baufirmen und von den Hausbesitzern berücksichtigt werde, bevor auch der Schriftleiter eine schärfere Feder zur Hand nimmt.
Hab'
, und der ' s aussprechen soll, wie ich' s halten will in meinem Haus und meinem Handwerk . Der Spruch heißt:
Segen ströme über dieses Haus von oben, Alle Hammerstreich '
sollen den, der segnet, loben!
Sieht Sie , Jungfer , wenn Sie zu mir kommt, dann weiß ich, daß ich das nit umsonst geschrieben Hab'
. . . das ist mir dann ein Unterpfand und Zeichen , daß der erste Teil des Spruchs sicher in Erfüllung geht . . ."
Die Verwirrung und Befangenheit Afras stieg un¬
verkennbar . „ Was könnt ' ich dazu tun . . .? " flüsterte sie.
„ Oh, Sie kann !"
rief der Schmied , immer wärmer werdend . „ Sie kann, wenn sie nur will ! Denn wenn Sie nun käm'
, und es gefiel'
Ihr bei mir ... wenn es Sie gar anhei¬
meln tät'
, tote an einem Ort , wo man sich denkt, da ist ' s gut sein, da möcht'
ich bleiben . . . mir dringt ordentlich das Blut zum Herzen , wenn ich mir das nur denke . . . dann gäb' es keinen glücklicheren Menschen in ganz Tirol, dann sollten die Hammerstreiche in der Schmiede klingen, daß man es ihnen von weitem anhört , wie auch der zweite Teil meines Spruches in Erfüllung gegangen ist . . ."
Der eifrige junge Mann war im besten Zuge , seinem Herzen noch weiter Luft zu machen , aber er unterbrach sich selbst, da Afra nicht einen Laut erwiderte und in so sichtbar peinlicher Verwirrung zuhörte , daß es auch einem minder begeisterten Beobachter nicht entgehen konnte.
„ Sie redet gar nichts , Jungfer !" begann er dann mit stockendem Atem wieder . „ Bin ich Ihr so zuwider, oder ist das, was ich Ihr sage, gar keine Antwort wert?
— Ich kann mir ' s nit einbilden ; Sie ist ja sonst lieb und gut und fromm mit jedermann — aber wenn '
s auch wär ', es muß einmal herunter von meinem Herzen , und ich muß eine Antwort haben . . . Ich will es Ihr daher sagen, Jungfer , wenn Sie 's noch nicht weiß, daß ich Sie in mein Herz eingeschlossen Hab' — daß ich Sie für ein braves , liebes Mädel halt '
, das einen ehrlichen Kerl so glücklich machen kann, als ein Christenmensch nur sein und werden kann — und daß ich Sie gern in mein Haus einführen möchte als meine liebe Frau und christliche
* Elektrische Hochspannung . Wie uns vom Bahn amt mitgeteilt wird , wird die elektrische Speiseleitung
„ Unterwerk Hall "
zu „ Unterwerk Wörgl " am 30 . Mai 1927 unter Spannung ( 50.000 Volt ) gesetzt. Vor Be¬
rührung der Leitungsteile wird gewarnt ! Die Speise¬
leitung läuft über die Felder und seien daher die Landwirte und deren Bedienstete besonders darauf aufmerksam gemacht.
* Ein Kuto - Zahrplan für ganz Bsterreich . Eine bisher unangenehm empfundene Lücke.Das Fehlen eines besonderen Fahrplanes aller , auch der privaten Auto¬
buslinien füllt in glänzender Weise der neue Auto- Lins -Zwei -Drei , ein spezieller Fahrplan aller staatlichen und privaten Autobuslinien Österreichs aus . Die An¬
ordnung ist in der bekannt übersichtlichen Weise der Eins -Zwei -Drei -Fahrpläne gehalten und macht so das lästige Herumblättern und Suchen der Strecke über¬
flüssig . Auf den ersten Blick findet man gleich die ge¬
wünschte Strecke , was mit dazu beiträgt , den neuen Auto -Eins -Zwei -Drei -Fahrplan zum unentbehrlichen Begleiter jedes Reisenden zu machen . Der Auto -Eins- Zwei -Drei -Fahrplan ist zum Preis von 8 1.40 in allen Buchhandlungen , Tabaktrafiken , Zeitungsverschleißen, auf allen Bahnhöfen oder direkt beim Verlag I .Rafael, Wien I., Graben 28 erhältlich.
* Begünstigungen für jedermann bei Vahn- und Schiffahrten im In - und Kuslande . Unter diesem Titel ist im österreichischen Verkehrsbureau eine Zusam¬
menstellung derjenigen Begünstigungen erschienen , welche die einzelnen Bahn - und Schiffahrtsdirektionen den Gesellschafts - und Einzelreisenden im In - und Auslande gewähren , wobei auf Kinder , Iugendwanderer und Teil¬
nehmer an Schulausflügen besondere Rücksicht genom¬
men wurde . Ein besonderes Kapitel ist den Gesellschafts¬
und Pauschalreisen sowie der Angabe empfehlenswerter Reisewege in Österreich mit lohnenden Fahrtunter¬
brechungen und Wegänderungen gewidmet . Die Broschüre ist zum Preise von 1 Schilling im österreichischen Ver¬
kehrsbureau in Wien , I., Friedrichstraße 1 , sowie in dessen Zweigstellen und im Buchhandel erhältlich.
* Die osterr . Staatswohltätlgkeitslotterie . Rach dem Ende März 1927 amtlich verlautbarten Spielplan werden bei der am 9.Juni 1927 öffentlich stattfindenden Ziehung dieses um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zu Gunsten der öffentlichen Wohltätigkeit errichteten staatlichen Lotterieunternehmens 40.000 Geldgewinne im Gesamtbetrag von 569 .000 Schilling ausgelost . Mit einem Los , dessen Preis 3 Schilling beträgt , kann man zwei Gewinne , darunter den ersten Haupttreffer von 100 .000 Schilling gewinnen . Der Käufer eines Staats¬
loses , welches auch als preiswertes Oster - und Pfingst- geschenk beliebt ist , sichert sich nicht nur die Beteiligung an dieser .überaus günstigen Geldverlosung , sondern trägt auch zur Unterstützung von notleidenden Wohl¬
tätigkeitsanstalten und Karitaswerken ein Scherflein bei.
Näheres siehe Inserat.
Absam.
* Ein guter Gast . In einem hiesigen Gasthaus mietete sich ein junger Mann ein, der sich als stud. phil.
Gustav Fröhlich aus Graz , 1806 geboren , eintrug . Er verlangte vom Stubenmädchen eine alte und eine neue Zehnschillingnote angeblich zum Abzeichnen , weil er sich die Zeit vertreiben wollte . Das Geld hat ihm das Stu¬
benmädchen nicht gegeben , dafür begehrte er Zigaretten und Getränke . Am nächsten Morgen war der Mann , der über zuviel Zeit verfügte , verschwunden . Natürlich hat er
„ vergessen"
, seine Schulden zu bezahlen.
Ehewirtin . . . Mit Ihrem Vater Hab'
ich schon gespro¬
chen , Jungfer . . . sollt' er Ihr noch nichts davon gesagt haben ?"
Afra atmete tief auf und strebte danach , sich zu fassen ;da das gefürchtete entscheidende Wort ausgesprochen war , fühlte sie sich freier und vermochte dem Meister offen ins Gesicht zu sehen.
„ Mein Vater hat wohl schon mit mir gered't ", sagte sie dann , „ Ich dank ' Ihm auch von Herzen , Meister , für die gute Meinung und die Ehr '
, die er mir antut , aber . .
„Aber . . .? Sie hat ein Aber ?"
sagte der Schmied verdüstert . . . „ Dann weiß ich meine Antwort schon! Sie will nicht . .
„ Versteh ' Er mich recht, Meister . . . vom Wollen ist gar nit die Red ' . . . aber ich kann Seine Frau nit werden . . ."
„ Sie kann nit ? Und darf ich wissen, warum ? "
Afra zögerte einen Augenblick und sah zu Boden, dann schlug sie das immer klarer werdende Auge auf und sagte ruhig : „. . . Weil ich ledig bleiben will meiner Lebtag und als eine christliche Jungfrau sterben — ich hab'
s Gelübd ' so getan . . ."
„ Sag ' Sie das nit !"
rief hastig der Meister . „ Das kann ja nit sein und soll nit sein! Ich weiß wohl , daß Sie eine fromme und gottesfürchtige Person ist, aber sie hat Herz und Kopf auf dem rechten Fleck und weiß, daß sie das auch als Frau sein und bleiben kann . . . Und Sie sollt' allein und ledig bleiben und sollt'
verblühen und verkommen wie ein einschichtigs Blümel . . .? — Nein , nein ! Sie meint wohl, Sie will mir nit weh tun . . . Sie sagt nur so, weil Sie mir den bittern Trank versüßen möcht'
. . . Ich bin der Jungfer wohl zu gering ?"
„ Das wär '
sündliche Hoffart von mir !"
rief Afra rasch. „ Ich Hab nichts gegen Ihn , Meister — er ist eine viel bessere Frau wert als mich . . ."
„ Eine bessere ? Die gibt's nicht ! Und wenn 's eine gibt, die der Jungfer das Wasser reichen kann — ich kann doch keine andere so lieb haben wie Sie . . . So " , schloß er dann , sich abwendend und mit der Hand über
Mattens
* Motorrad -Unglück . Letzten Montag , gegen 4 Uhr nachmittags , fuhr der Gemeinvearzt Dr . Wieser von War¬
tens mit seinem Motorrad und Beiwagen von Volders nach Hall . Im Beiwagen fuhr als Begleiter der Sohn des ersten Gemeindearztes in Wattens , Ernst Steiner , mit.
Dr . Wieser fuhr vorschriftsmäßig links und in einem soliden Tempo . Kurz außerhalb Volders näherte sich ein Jenbacher Auto . Infolge der Unübersichtlichkeit der betref¬
fenden Strecke nahm der Lenker des Auto das Vorfahren zu scharf, wobei er das Motorrad des Arztes zur Seite schleuderte . Dr. Wieser wurde im Bogen hinausgeworfen und am Kopfe und Händen ziemlich schwer verletzt, er konnte sich jedoch noch selbst zum Gasthaus „ Bräu " be¬
geben, wo ihm ein Notverband angelegt wurde . Sein Be¬
gleiter konnte sich noch rechtzeitig durch einen Sprung aus dem Beiwagen in Sicherheit bringen . Das Motorrad wurde stark beschädigt und mußte vom Platze mittels Fuhrwerk wegtransportiert werden.
Gerrreiudrrals Sitzung in Hall
am Mittwoch den 25.Mai 1927.
Bürgermeister Schlögl eröffnet um 6 Uhr die Sitzung und teilt die eingerückten Ersatzmänner für die entschuldigt abwesenden Gemeinderäte mit. Zu Pcotokoll- unterfertigern werden bestimmt die GR . Zelenka und Schürtelkopf.
Sodann erstattet der Bürgermeister für den er¬
krankten Obmann des Armen Komitees Medizinalrat Dr . Schumacher den Bericht über das erste Vierteljahr 1927 . Darnach wurden ausbezahlt für augenblickliche Hilfe 499 Schilling , fortlaufende Unterstützungen 2.761 Schilling , fortlaufende Erziehungsbeiträge 2194 Schilling, Verpflegskosten für die Pfründner 9.785 Schilling , Ver- pflegskosten an verschiedene Anstalten 1.457 Schilling, für Medikamente 5 Schilling . Gesamtausgaben in 3 Mo¬
naten Schilling 15.665 .21 g.
Hierauf erstattet der Bürgermeister über den gegen¬
wärtigen Bauzustand in Hall einen Bericht und erklärt, daß alle Arbeiten im Offertwege vergeben wurden:
In der Knabenvolksschule die Maurerarbeiten an Benedikt Bader um 8 1584 .30, die Zimmermannsarbeiten dortselbst an Posch um 8 588 .80, die 54 Schulbänke an Julius Hilbert um 8 2.430 , Fensterstöcke an Menardi um 648 Schilling , Türen an Gombocz um 232 Schil¬
ling, die Anschlagarbeiten an Josef Bader um 1406 Schil¬
ling, Fensterstöcke an Steinlechner um 1.110 Schilling, Türen an Redinger und Kornprobst um 1.133 Schilling, weitere Maurerarbeiten an Dworak um 8 49.433 .72 g.
Zur Abortanlage am unteren Stadtplatz wurden vergeben die Schlofferarbeiten an Anton Waltl am 8 413 .80 , die Tischlerarbeiten an Josef Norz um 647 Schilling ,die Jnstallationsarbeiten an Ghedina um 8 917 .70.
Beim Wohnungseinbau im Schüttkasten wurden vergeben die Bauarbeiten an Pümpel & Söhne um 8 101 .778 .40,die Zimmermannsarbeiten an Mairamhof und Posch geteilt um 8 12.489 .80, die Tischlerarbeiten an Menardi , Mühlhofer , Eberl , Ebenbichler , Hornsteiner, Gombocz , Schuster , Norz , Bader , Steinlechner . Redinger, Kornprobst und Leitner zusammen 8.641 8, die Schlos¬
serarbeiten an Brentel , Bader , Waltl und Dumbowitsch geteilt um '8 6.130 .70. Der Gesamtbetrag dieser unsere Wirtschaft so stark befruchtenden Ausgaben ist 8 189 .683 .58, also fast 2 Milliarden.
Weiter berichtet der Bürgermeister über den Bau¬
rekurs Karrer , der bekanntlich eine Lagerungshütte in seinem die Stirn fahrend , „ so — nun ist' s — gesagt und aus ist es auch, ich habe meine Antwort und kann gehen . .."
„ Geh ' Er nit im Unwillen von mir, Meister !"
sagte Afra , ihm treuherzig die Hand bietend . „ Gott ist mein Zeug '
, daß ich Ihm die reine Wahrheit gesagt Hab' . . . und trag ' Er mir 's nit nach, daß ich' s so grad heraus . .
„ Ich dank'
Ihr dafür , Jungfer !"
sagte der Meister, indem er die dargebotene Hand ergriff und festhielt . Eine männliche Rührung zuckte über sein Gesicht ; er biß sich auf die Unterlippe , um ihrer mächtig zu bleiben . „ Leb' Sie denn wohl , Jungfer Afra !"
sagte er dann . „ Gott behüt ' Sie , und es soll Ihr immer recht gut geh'
n Ihr Leben lang . . . ich geh'
. Ich will Ihr nit vorlamentieren, wie schwer mir ums Herz ist, und wie leicht es war, wie ich die Gassen heraufgegangen bin . . . es tät ' mir wohl auch nit ansteh' n . . . aber das ist gewiß , Jungfer , und darauf kann Sie leben und sterben . . . mit mir wär' Sie gewiß auch nit schlecht . . ."
Die Stimme brach ihm ; heftig schüttelte er noch einmal Afras Hand und eilte den Höhen zu.
Langsam , sinnend trat Afra in die dunkelgewordene Hausflur und in die völlig verfinsterte Stube des Alten.
„ Dort auf dem Ofengesims "
, sagte er zu der Eintretenden,
„ liegt Stahl , Zunder und Feuerstein , wenn du dir Licht machen willst — ich weiß, du bist nicht gern im Dunkeln, und ich bin'
s schon gewohnt , zu sitzen in den Finsternissen wie in den Schatten des Todes . . ."
Das Mädchen tastete nach dem bezeichneten Ofen;
nach einigen Schlägen glimmte der Zunder , und eine kleine Oellampe , wie die Bergleute sie in den Schächten zu tragen pflegen , warf ihren mattrötlichen Schein auf die weißen schmucklosen Wände der kleinen Stube , auf die braune niedrige Balkendecke und die dürftige Einrichtung.
Sie bestand nur aus einem hölzernen Bettgestell in der Ecke mit dem ärmlichen Lager des Alten . Darüber waren eine Bergmannsmütze und unter dieser Fäustel und Ham¬
mer kreuzweise aufgehangen , dem Eintretenden ein Zeichen, welchem Stande der Bewohner früher angehört hatte.
( Forschung folgt .)