Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
Haller Lokalanzeiger. 1919-2006 1927
18.6.1927
Erscheint Samstag früh . — Bezugspreis : vierteljährlich mit Post oder Austrägerin 8 2 . 50 , Demschland 8 3 . — .
übriges Ausland 8 4 .— . — Einzelnummern : 20 g.
Nrdaktion und Verwaltung : HaÜ i . T . , Eugenstraße 12.
Im Girrzel - Abourrrmeut rrnd StratzerrvevKauf
20 Groschen.
V . b . b.
Anzeigenrreis : per Millimeter einspaltig 8 Groschen 1 Seite 120 8 . , 1/2 Seite 60 8 . , 1/4 Seite 30 S Außerhalb Tirol alleinige Änzeigen -Annahme : Werbe¬
dienst für österreichische Zeitungen , Wien I , Wollzeile 16
M . 34 HaU , 18 . Juni 1937 9 . Jahrgang.
Haller Neuigkeiten.
* Medizinalrat Dr . Fritz Angerer f . Gestern
nachmittags erhielten wir von Innsbruck die Trauerkunde,
daß Doktor Fritz Angerer , der sich im Krankenhause in
Innsbruck einer Operation unterziehen mußte , gestorben ist.
Im Bkstnden Dr . Angerers war , nachdem die Operation
gut verlief , ein besorgniserregender Zustand eingetreten.
Der Patient wurde Donnerstag abends von Herzschwäche
befallen . Freitag vormittags ( zur Stunde , da wir unsere
Information von der Innsbrucker Klinik einholten ) , be¬
fanden sich die Gattin und Kinder am Krankenbette.
Die Herzschwäche hielt bedenklich an . Nachmittags kam
dann die Nachricht von seinem Tode . Der Heimgang
Dr . Angerers ist nicht nur für die Familie , sondern für
ganz Hall ein großer Verlust . Die allgemeine Teilnahme
möge der Familie ein gelinder Trost sein!
* Personalie . Dr . Schumacher befindet sich bereits
in häuslicher Pflege und ist zu hoffen , daß er völlig
ausgeheilt wird.
* Eine Urenkelin Speckbachers gestorben . Mittwoch
dieser Woche wurde in Innsbruck die letzte Urenkelin des
Freiheitskämpfers Spcckbacher , Frl . Luise Stolz , begraben.
Die Speckbacherkapelle von Hall beteiligte sich korporativ
mit Bürgermeister Schlögl und Kapellmeister Kraus am
Begräbnis . Das Land Tirol legte einen Kranz nieder,
ebenso die Speckbacher - Kapelle Hall . Sodann hielt Herr
Neuner jun . eine kurze , markige Ansprache . Hierauf spielte
die Spcckbacher - Kapelle das Andreas Hoferlied . Um halb
6 Uhr rückte die Musikkapelle wieder in Hall ein.
* Promenadekonzert . Samstag den 18 . Juni Konzert
des Orchestervereines „ Harmonie
"
am Speckbachergraben.
Eintritt 30 Groschen , für Lehrlinge , Schüler « und Schü¬
lerinnen 10 Groschen . Vortragsfolge : 1 . „ Hortstein "
, Marsch von Fucik . 2 . „ Immer oder nimmer "
, Walzer von Wald¬
teufel . 3 . Ouvertüre zu „ Pique Dame "
von Suppee.
4 . Phantasie aus der Oper „ Lohengrin
"
von Wagner.
5 . „ In der Waldschmiede "
, Charakterstück von Eilenberg.
6 . Potpourri aus dem Ballett „Die Puppenfee "
von Bayer.
7 . Schlußmarsch.
* Konzert . Morgen , Sonntag , findet im Gasthof
„ Neuwirt
"
bei jeder Witterung ein Konzert des Harmonie-
Orchesters statt . Beginn 8 Uhr abends . Näheres siehe
Inserat.
* Kaiserschützenbund , Ortsgruppe Hall . Sonntag
den 19 . Juni 1927 um 3 Uhr nachmittags Gartenfest
Der Kanzler von Tirol.
Geschichtlicher Roman von Hermann S ch m i d . ( 10 )
„ Wie ein Rabe , Vater Schildhofer ? Das wär '
ein Unglücksvogel , und der seid Ihr nicht ! Ihr seid wohl eher ein rüstiger , streitiger Hacht , der mit Krallen und Schnabel sein Nest und seine Brut verteidigt !"
„ Ich will justament nit Nein sagen zu dem Gleichnis
— aber wenn du das weißt , was willst nachher da vor
meinem Nest ?"
„ Mich gehen Krallen und Schnabel nicht an — denn
ich bringe weder dem Neste Gefahr noch der Brut !"
„Das muß der besser wissen , dem sie gehören ! Was
fliegst herum ums Nest , justament zur selbigen Zeit , wo
der alte Hacht nit daheim ist ?"
Der junge Mann schien sich einen Augenblick zu
besinnen . „ Laßt uns ein ernsthaftes , ruhiges Wort mit¬
einander reden , Vater Schildhofer !"
sagte er dann . „ Ich
will es Euch nur gestehen ; wie ich den Schuß bekommen
hatte , da in dem Arm , da war '
s mein einziger Gedanke,
wieder ins Tirol , nach Innsbruck zu gehen . Ich meinte,
die paar Jahre , die seitdem vergangen sind , haben bei mir
so viel anders gemacht ; so könnte es ja bei Euch auch
der Fall sein . Ihr könntet euch anders besonnen haben,
und es könnte sein , daß Ihr mich nicht so unfreundlich
aufnehmen würdet , als Ihr mich fortgeschickt habt . . . So
geradeheraus aber , als ich Euch das sage , sag '
ich Euch auch — wie ich Euch neulich zum erstenmal in der Scharnitz
wiedersah und Euch so offen und freudig entgegenkam , wie
mir ums Herz war , und wie Ihr mich dann wie einen ver¬
dächtigen Landläufer vom Kopf bis zu den Füßen ge¬
mustert und nicht einmal den Handschlag angenommen
habt , den ich Euch ehrlich anbot — da ist mir der Zorn
zu Kopf gestiegen , und ich Hab mir gedacht und vorge-
uommen , ich wollte meinen Weg gehen unb mich zwingen,
mich nicht um die Leut '
zu kümmern
, die doch einmal nichts wissen wollen von mir . . ."
„ Es wär '
wohl das beste gewesen , du hättest es
getan, "
sagte Schildhofer ernst.
unter Mitwirkung der Salinenmusikkapelle im Gasthaus
„ Thresl "
in Heiligkreuz . Zur Belustigung der Gäste ist
Tanz auf der Alm , Schießbude , Ring - und Froschwerfen
vorgesehen . Die Mitglieder wollen zu diesem Gartenfeste
mit ihren Angehörigen und Bekannten erscheinen.
* Aus der Geschäftswelt . Matthias Klöpfinger , ehe¬
mals in der Tischlerei Zoglauer beschäftigt , der als tüchtiger Handwerker bekannt ist , eröffnete in der Agramsgasse Nr . 95 eine Tischlerei - Werkstätte . Näheres siehe Inserat.
* Die Tiroler Krankenkasse , Bezirksstelle Hall hat
am 13 . Juni d . I . ihre Geschäftsstelle in Hall , Eugen¬
straße ( Gafthof Schwarzer Adler ) eröffnet und ist in der
Zeit von 8 — 12 Uhr vormittags und von 2 — 3 % Uhr
nachmittags für den Parteienverkehr geöffnet . Die Tiroler Krankenkasse ist auf Grund des Gesetzes vom 28 . Dezember
1926 berechtigt , die gesetzliche Krankenversicherung der
Arbeiter zu bewirken . Darunter fallen alle gewerblichen
Arbeiter und Lehrlinge sowie Hausgehilfen . Freiwillige
Mitglieder werden nach Vorschriften des § 5 c der Sat¬
zungen in die Tiroler Krankenkasse ausgenommen . Wir
empfehlen allen Unternehmern , die noch nicht übergetreten sein sollten , den Uebertritt zu dieser Krankenkasse.
*
„ Jedermann " im Gesellenvereins - Theater . Die
Aufführung am Fronleichnamstage hätte besser besucht sein
können . Das
„ Spiel vom Sterben des reichen Mannes"
von Hugo von Hoffmannstal ist durch die Freilicht - Auf-
führungen des berühmten Max Reinhardt in Salzburg
weltbekannt geworden . Es wäre daher nützlich für jeder¬
mann , sich „ Jedermann "
anzuseyen . Es ist ja natürlich,
daß man bei einer Studentenaufführung künstlerisch nicht
befriedigt werden kann . Die Hellen Stimmen , die jungen
Gesichter , die schmächtigen Gestalten und die jugendliche
Behendigkeit können uns die Gestalten des Dichters nicht
Vortäuschen . Aber schließlich kommen aus unserem Städtchen nicht viele nach Salzburg , um „ Jedermann
"
mit Hofburg¬
schauspielern zu sehen , und «.2 wäre Gelegenheit gewesen,
das Mysterienspiel kennen zu lernen . Die jugendlichen
Darsteller taten , was sie konnten , besonders ist der Dar¬
steller von „ Jedermann
"
zu loben , und dann der Darsteller des Todes , dessen Maske wirklich grauenerregend war . Dem
Gesellenverein ist zu danken , daß er diese Aufführung er¬
möglichte und uns so mit einem Stück bekannt machte,
von dem die ganze gebildete Welt spricht.
* Ausgleichsverfahren . Der zwischen dem Schlosser¬
meister Johann Waltl in Hall und seinen Gläubigern
abgeschlossene Ausgleich wurde vom Gerichte bestätigt.
* Noch einmal die gefällten Pappeln . Wir erfahren
zu dieser Angelegenheit , daß der Verschönerungsverein tat-
„ Jch hab '
s auch getan !"
entgegnete Hartmann fest.
„ Es hat mich in den paar Tagen wohl öfter herüber¬
gezogen über den Inn . . ., ich hab '
s aber überwunden und bin standhaft geblieben . . ."
„ Aber jetzt ? Heut abend ?"
fragte Schildhofer.
„ Heut abend — ich bin auch nit Euretwegen her¬
gekommen ."
„ Das Hab '
ich zuvor gewußt !"
lachte der Alte spöttisch.
„ Oh — auch nicht der Afra wegen . . . ich Hab'
ein Geschäft und Gesuch bei dem Kanzler Biener . . . ,
das ist doch wohl sein Ansitz , das Büchsenhaus genannt ?"
„Das ist das Büchsenhaus . . ., aber dem Kanzler
Biener gehört es nicht . Es gehört der Frau Herzogin,
die hat ihm eingeräumt , daß er da wohnen kann während
der guten Jahreszeit . Die Exzellenz ist aber noch nicht
zu Haus , und dann bist du auch viel zu gescheit , Hart¬
mann , als daß du den Herrn mit deinem Geschäft bei
nachtschlafender Zeit aufsuchst . . . Du mußt dir schon eine bessere Ausred '
ausstudieren , wenn ich dir glauben soll ."
„ Warum ? Es ist doch so . Ich bin heut morgens
beim Kanzler gewesen und habe ihm mein Gesuch vor¬
getragen . Zu Anfang hat er mich wohl ganz freundlich
angehört , obwohl er schon auf dem Wege war in die
Session und ich ihn so geradezu auf dem Vorplatz an der
Stiege abgepaßt hatte — aber es kam mir doch vor , als
ob er andere Gedanken im Kopfe hätte , und als ob die
Aussichten für meine Bitte nicht gerade sehr glänzend seien
— wie ich aber so nebenher erzählt hatte , daß ich einen
lahmen Arm hätte , und daß ich ihn in Breisach davonge¬
tragen , da war er auf einmal ganz umgewandelt . Er sah
mich an wie ein Oberst oder ein General
, der seine Reiter mustert , und sagte dann : , Jch habe jetzt keine Zeit , aber
ich will Ihn hören . Komm '
Er heut abend und meld '
Er
sich bei mir in meiner Wohnung im Büchsenhaus . . T Er
ging , ich verbeugte mich bis auf den Boden — und da
bin ich nun . . ."
„ Ja , ja , so ist er !"
murmelte Schildhofer vor sich
hin . „Gönnt sich keine Rast und Ruh '
und ist die gute Stunde selber . . !"
„ Das weitere könnt Ihr Euch wohl selber erklären,
sächlich für die Fällung der Pappeln war . Die Pappeln
sind ja sonst sehr schön , sie haben aber den Fehler , daß
sie , wenn sie älter werden , gerne faulen . Jeder konnte
sich an dem Holze überzeugen , daß die meisten Pappeln,
die gefällt wurden , faul waren . Nun ist die Starkstrom¬
leitung neben den Pappeln und man kann sich leicht aus¬
rechnen , was für ein Unglück geschehen könnte , wenn so
eine faule Pappel , im Sturm geknickt , auf die Starkstrom¬
leitung fallen würde . Aus diesen Gründen hat sich der
Verschönerungsverein mit der Entfernung der Pappeln ein¬
verstanden erklärt.
* Schützengilde Hall . Vergangenen Sonntag stand
unser Schießstand im Zeichen des Festes ; galt es ja , den
Oberschützenmeister Bürgermeister Schlögl zu ehren . Böller¬
schüsse kündeten dessen Erscheinen an und als derselbe die
Schießhalle betrat , waren die zahlreich erschienenen Schützen zu festlichem Empfange bereit . Schützenrat Plattner brachte die Sympathien der Gilde zum Ausdrucke , beglückwünschte
den Jnbilar zu seiner 25jährigen Tätigkeit als Schütze und
gratulierte anläßlich des Namensfestes . Nach Worten des
Dankes für alle Mühe und Arbeit und dem Wunsche , den
Gildenmitgliedern möge es gegönnt sein , noch viele Jahre
unter bewährter Leitung des Oberschützenmeisters ^ Schlögl
zusammenarbeiten zu können , schloß Redner mit einem drei¬
fachen Schützenhoch auf den Gefeierten und überreichte im
Aufträge des Schützenrates als Erinnerungszeichen ein
Gemälde von Frau Hornsteiner - Tiefentaler . In kurzen
kernigen Worten dankte der Jubilar , worauf noch ein zu
dieser kleinen schlichten Feier von Dr . Wurzer verfaßtes,
humorvoll gehaltenes Gedicht zum Vortrage gebracht
wurde . Dann forderte der Stutzen sein Recht und als¬
bald konnte man den ersten Schuß auf Stand Eins , der
mit Latschen geschmückt , für den Oberschützenmeister reser¬
viert war , knallen hören . Am gleichen Tage wurde das-
3 . Gesellschaftsschießen mit der Ehrenscheibe „Solbad "
abr- gehalten.
* Zimmerfeuer . In der Nacht auf Sonntag entstand
im Dirktionszimmer der Volksschule in Hall ein Brand.
Um 1 Uhr nachts ging , von einem Krankenbesuche heim¬
kehrend , Dr . Viktor Schumacher vorüber , und sah deu
Feuerschein . Er rief Polizei und Leute von der Saline herber und es gelang , des Feuers , das zuerst glimmte , aber dann
bei Oeffnung der Zimmertüre in hellen Flammen heraus¬
schlug , Herr zu werden . Es waren auch Feuerwehrleute,,
ohne daß die gesamte Wehr alarmiert zu werden brauchte^
gleich zur Stelle und halfen beim Löschen mit . Das Feuer
dürfte durch einen weggeworfenen Zigarettenstummel ent¬
standen sein.
Vater Schildhofer !"
fuhr Hartmann fort . „ Wie ich des
Weges kam und das Haus ansichtig ward , wendete ich
die Augen ab und wollte dran vorüber — es ging aber
nicht so leicht , es zog und drehte mir den Kopf nach deu
Fenstern zu , und die Füße wollten nicht mehr von der
Stelle . Wie ich dann droben das Licht sah und die Schatten
an der Decke und hörte die Stimmen von fern — da Hab'
ich meinen Vorsatz vergessen . . . Ob sie dich noch erkennt?
Hab '
ich mir gedacht und Hab '
, ohne so recht zu wissen, was ich tu '
, das Schwarzplattl singen lassen . . ."
Er schwieg ; auch Schildhofer fand nicht sogleich
Worte der Erwiderung . „ Wann
's so ist, "
sagte er nach einer Weile , „kann ich'
s freilich nit schelten . . . aber es
bleibt doch bei dem Franz , was ich vorhin und vor zwei
Jahren gesagt Hab '
. . . , wenn du auch in der Stadt bleibst
Franz — es ist doch für dich und mich und noch für je¬
mand am besten , wenn du vergißt , daß eine Bruck über
den Inn führt . . ."
„ Ich will tun , was ich kann, "
sagte Hartmann , „aber
eins müßt Ihr mir zuvor sagen , Schildhofer ; auf eine.
Frag '
müßt Ihr antworten , redlich und ehrlich , daß ich' s nehmen darf , wie man sagt : Ein Mann , ein Wort !"
„ So frag ' ."
„ Wie geht '
s der Afra ?"
sagte Hartmann mit ge¬
drückter Stimme . „ Ist sie gesund . . . ? Heiter ? Ist sie
glücklich . . . ? Sagt mir , Vater Schildhofer , daß sie glück¬
lich . . . sagt mir nur , daß sie ruhig , daß sie nicht
unglücklich ist . . . und Ihr sollt nie wieder von mir
hören . . ."
Der Alte schwieg ; er vermochte nur mühsam einen
schweren Seufzer zu unterdrücken.
„ Ihr sagt nichts ?"
fuhr Hartmann fort . Afra ist -
also nicht glücklich ? Ist nicht ruhig ? Wohl gar Unglück,
lich und krank dazu ? . , . Dann bleibt '
s bei dem , was
ich gesagt habe — ich verspreche nur , was ich kann . . .
und das sag '
ich Euch rundheraus . . . ruhig zuschauen,
wie das Mädchen , das ich liebhabe wie meine eigene
Seel '
, wegen Eurem Eigensinn verkommt und vergeht —
das ist etwas , was ich nit kann . . . !"
„ So tu '
, was du meinst, "
sagte Schildhofer kurz,,
„ ich werd '
dann auch wissen , was ich zu tun Hab '
!"
Seite 2
Rr . 24
* Bestgewinner vom 3 . Gesellschaftsschießen der
Schützengilde Hall . Ehrenscheibe : 1 . Gögl Alois , 2 . Stein- lechner Stefan , 3 . Bader Benedikt , 4 . Lechner Karl jun ., 5 . Kornprobst Hans , 6 . Hornsteiner Alois sen . , 7 . Recheis Karl , 8 . Plattner Franz , 9 . Bader Jakob , 10 . Dr . Wurzer, 11 . Plattner Josef jun ., 12 . Handle Franz , 13 . Kirchner Franz , 14 . Schwarz Hermann , 15 . Anker Josef , 16 . Tie-
fenthaler Franz , 17 . Rief Johann , 18 . Plattner Josef
sen ., 19 . Kornprobst Karl , 20 . Wittenberger Michl , 21.
Schlögl Anton , 22 . Saurwein Johann , 23 . Anker Josef,
jun . , 24 . Eliskases Josef . 25 . Feldkircher Ignaz sen ., 26 . Locher Georg . 27 . Kornprobst Franz , 28 . Feldkircher Ignaz jun . , 29 . Ester Johann , 30 . Dir . Egg . — Hauptscheibe : 1.
PlattnerFranz,2 . Tiefenthaler Franz . 3 . Schwarz Hermann , 4.
Dr . Wurzer , 5 . Plattner Josef jun . , 6 . Feldkircher Ignaz, 7 . Bader Jakob , 8 . Gögl Alois , 9 . Bader Benedikt , 10.
Kornprobst Hans , 11 . Anker Josef , 12 . Plattner Josef
sen . , 13 . Kirchner Franz , 14 . Lechner Karl , 15 . Horn¬
steiner Alois . — Schlecker : 1 . Saurwein Johann , 2 . Gögl Alois.
3 . Plattner Franz , 4 . Plattner Josef sen ., 5 . Steinlechner
Stefan , 6 . Bader Benedikt , 7 . Schwarz Hermann , 8.
Handle Franz , 9 . Lechner Karl jun ., 10 . Ester Johann,
11 . Kornprobst Hans , 12 . Hornsteiner Alois sen . , 13.
Plattner Josef jun . , 14 . Recheis Karl , 15 . Anker Josef, 16 . Bader Jakob , 17 . Dr . Wurzer , 18 . Kirchner Franz.
19 . Tiefenthaler Franz , 20 . Rief Johann . — Kreisscheibe:
1 . Schwarz Hermann , 2 . Anker Josef , 3 . Plattner Josef
jun ., 4 . Bader Jakob , 5 . Plattner Franz , 6 . Handle
Franz , 7 . Schlögl Anton , 8 . Kornprobst Hans , 9 . Lechner Karl jun ., IO . Wirtenberger Michl , 11 . Kornprobst Karl, 12 . Eliskases Josef , 13 . Hornsteiner Alois sen . , 14 . Tie¬
fenthaler Franz , 15 . Plattner Josef sen . , 16 . Dr . Wurzer, 17 . Steinlechner Stefan , 18 . Bader Benedikt , 19 . Gögl
Alois , 20 . Kirchner Franz . — Jungschützen : 1 . Korn¬
probst Fritz , 2 . Anker Josef jun . ,'
3 . Feldkircher Ignaz.
Airsarn.
* Theater . Ein Theaterbesucher schreibt uns : Sonn¬
tag den 12 . Juni fand in Absam beim Ebnerwitt die
Uraufführung „ Nächstenliab
"
oder der „ Leidensweg einer Arbeiterswitwe "
von Simon Holzhammer statt . Diese
schöne Volkstragödie so ganz der Wirklichkeit des Lebens
entnommen , ist eine Glanzleistung des Verfassers sowohl
in der Dichtung als Darstellung , der selbst in meisterhafter
Weise die schwierige Rolle des Eggerhofers wiedergab.
Der Theatersaal war trotz der heißen Jahreszeit bis aufs
letzte Plätzchen besetzt . Wir können Holzhammer zu dem
glücklichen Erfolge nur gratulieren und wünschen , daß er
uns noch öfter mit solch schönen Stücken erfreuen möchte.
Polders.
* Von der Kreissäge verletzt . Der im Sägewerke
am Volderer Wildbach beschäftigte 49 jährige Arbeiter
Franz Winscheck verunglückte am 11 . Juni gegen abends
an der Kreissäge . Er erlitt schwere Verletzungen und wurde
in das allgemeine Krankenhaus nach Innsbruck überführt.
Winschek erlitt auch eine Verletzung des linken Auges,
das nach Aussage des Arztes verloren sein dürfte.
Mallens.
* Das Fest der silbernen Hochzeit feierte in voller
Rüstigkeit am 7 . Juni Matthias Starchl mit seiner Frau
Anna , geb . Danzl . Da Starchl pensionierter Briefträger
ist , haben ihm besonders die hiesigen Postangestellten die
Feier verherrlicht . Der Jubilant steht im 84 . Lebensjahre.
* Abgängig . Seit 7 . Juni ist die Krämerstochter
Anna Schmid von Wattens abgängig ; sie wurde Dienstag
Haller Lokal - Anzeiger
zur Besorgung von geschäftlichen Angelegenheiten mit dem
Frühzug nach Innsbruck geschickt , und angeblich am Abend¬
zuge vom Bahnhofe Innsbruck noch gesehen . Das Mädl
ist 14 Jahre alt , kräftig , hat schwarze Haare , trägt blaues Wollkleid , schwarze Strümpfe , blaugeftreifte Jacke , Lack¬
halbschuhe mit Spangen . Zweckdienliches ist an die Gen¬
darmerie Wattens mitzuteilen.
Terfens
* Todesfall . Hier starb an einem Schlaganfall Alt¬
bürgermeister Oswald Klingler.
Meerbers»
* Almenbrand . In der Nacht vom Pfingstsonntag
auf Montag brannte in der Alpe Stalln die dem Neu-
wirth in Kolsaß gehörige Alphütte und ein Hoag nieder.
Der '
Schaden ist bedeutend.
HUI.
* Rauferei . Am 11 . Juni gegen Mitternacht kam
es nach der Polizeistunde vor dem Gasthause zum Planken¬
hof in Pill zwischen Arbeitern der Bauunternehmung
Ing . Berger zu einem Streit , welcher in eine arge Schlä¬
gerei ausartete . Bei diesem Kampfe wurde der Hilfsarbeiter
Alexander Prinz zu Boden geworfen und arg zugerichtet.
Die Gendarmeriepatrouille benachrichtigte sofort die frei¬
willige Rettungsgesellschaft Schwaz , die sofort per Auto
erschien und den ziemlich schwer Verletzten in das städt.
Krankenhaus Schwaz überführte . Der Bewußtlose trug
aus dieser Rauferei eine Gehirnerschütterung sowie einen
Nasenbeinbruch davon.
Ient
»ach.
* Tod durch Ertrinken . Ein bei der Familie Sü߬
bauer auf Besuch weilender fünfjähriger Junge , Neffe der
Frau Süßbauer , stürzte bei dem Sägewerk der Sensen-
Union in den Kasbach . Unglücklicherweise hatte sich der
Körper in der halboffenen Schleuse festgeklemmt , so daß
sich trotz sofortiger Hilfe die Bergung verzögerte und der
arme Knabe nur mehr als Leiche geborgen werden konnte.
* Badeverbot . Durch eine Kundmachung der Be¬
zirkshauptmannschaft Schwaz wird das Baden in den
Teichen des fürstbischöflichen Tiergartens in den Gemein¬
degebieten von Jenbach und Wiesing aus Gründen der
öffentlichen Ordnung verboten.
Ache « kirch.
* Verscheuchte Einbrecher . Beim Bauer Alois Sojer
im Achental erschien vor einigen Tagen abends ein zirka
22 bis 24 jähriger Mann , der um ein Nachtquartier bat.
Er erzählte , er sei ein Niederösterreicher und wolle nach
Bayern auswandern . Man gewährte ihm Unterkunft im Hause.
Nachts versuchte der Bursche im Hause einen Einbruch
zu verüben . Er wurde jedoch verscheucht und ist dann
verschwunden , ohne ewas gestohlen zu haben.
ZeU a . Z.
* Amtstag . Montag den 20 . Juni findet im Be¬
zirksgerichte Zell am Ziller von 8 bis 12 Uhr mittags
ein Amtstag statt . Referent Oberkommiffär Obrist wird in
allen Fragen über Vormundschafi , Ziehkinderwesen usw.
Auskunft erteilen.
Fügen.
Das Ausgleichsverfahren wurde eröffnet über das
Vermögen des Händlers Alois Hörhager in Hart bei
Fügen . Ausgleichskommissär ist Hofrat Eccher , Ausgleichs¬
verwalter RA . Dr . Ludwig Rainer in Zell a . Z . Forde-
rungsanmeldetermin bis 7 . Juli , erste Tagsatzung am
14 . Juli.
Mayrhofen.
* Vermählung . Am 3 . Juni vermählte sich der
hiesige Baumeister Kajetan Hotter mit Frl . Cäcilie Weg¬
scheider .
_
Neuigkeiten aus aller Welt
— Heuer in Schwaz . Am 11 . Juni um 3 Uhr
früh wurden die Bewohner von Schwaz durch Sirene
und Hornsignale aus dem Schlafe geweckt . Im Hause
Lendstraße 35 brannte es in der Schleiferwerkstätte des
Herderzeugers Josef Heiß . Die Nachtwache der Kabel¬
legung entdeckte diesen Brand zuerst und alarmiette
sofort die Polizei , die hierauf den Turmwächter sowie
die freiwillige Feuerwehr verständigte . Die sofort am
Brandplatze erschienene Feuerwehr brauchte nicht mehr
in Aktion zu treten , da der Brandherd bereits von
Kabelarbeitern und einigen benachbarten Feuerwehr¬
männern lokalisiert worden war . Als Ursache des
Feuers betrachtet man glühenden Schleifstaub , der am
Boden liegende Olfetzen entzündete . Die Eigentümettn
des Hauses , Frau Maria Lichtmanegger , erleidet
keinen Schaden , da sie durch Versicherung gedeckt ist;
dagegen Josef Heiß zirka 2 .000 Schilling durch Un¬
brauchbarkeit der Schleifmaschinen , die leider arg mit¬
genommen wurden und nicht versichert waren.
— Die Steuer auf Luxuswohnungen in Ungarn.
Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht eine Verordnung,
wornach für Wohnungen , die aus mehr als sechs Räumen
bestehen , eine Luxussteuer eingeführt wird , deren Ertrag
den Städten und Gemeinden überlassen wird . Diesen ist
es anheimgestellt , die Steuer auszuschreiben . Die Steuer,
welche bis zu 60 Prozent des Mietzinses , bezw . des
Nutzungswertes betragen kann , ist für solche Wohnungen
zu entrichten , deren Größe den Bedarf der Bewohner über¬
steigt oder die mit Komfort und Luxus eingerichtet sind.
( Luxussteuern sind immer Blödsinn , die Idee von Leuten,
die von der Wirtschaft keine blaffe Ahnung haben ; be¬
sonders aber dann , wenn sie die Kunst und Kultur be¬
treffen . Wohnkultur soll nicht geknebelt werden ; sie fördert
die Kunst und gibt jenen Brot , die man Künstler nennt.
Wer , zum Teufel , soll den Künstlern Arbeit geben , wenn
es keinen Hof mehr gibt , wenn man den Adel abgeschafft
hat und den Wenigen , die sichs noch leisten würden , durch
Steuern es unmöglich macht ? Wir ereifern uns hierüber
deswegen , weil in unserer Zeit der ärgsten Demagogie von
Kurzsichtigen allzugerne auf solche Dummheiten eingegangen wird .)
— Sechs Personen von Marmorplatteu erschlagen.
Wie aus Leningrad gemeldet wird , stürzten in der Isaak-
Kathedrale zwei große Marmorplatten auf eine kommu¬
nistische Touristengruppe , die sich das in ein
„ Proletarisches Museum der Kulte "
nmgewandeltes Gotteshaus ansehen
wollte . Sechs Personen wurden von den Steinplatten
getötet , vier andere schwer verletzt.
— Dollar - Segen in Aussicht . Am 12 . Juni sind
von New - Iork aus acht Dampfer mit insgesamt 10 . 000
Touristen nach Europa in See gegangen.
— Vierzig Eisberge im Atlantischen Ozean . Ein
Dampfer berichtete bei seiner Ankunft in Halifax , daß er
im Atlantischen Ozean zirka vierzig Eisberge angetroffen
habe in einer Größe , wie sie seit langem nicht gesehen
wurden.
In einiger Entfernung wurden Fußtritte hörbar.
Franz hielt den Alten , der sich dahin wenden wollte , am
Rockärmel fest . „ Kann sein , daß Jhr 's wißt, "
sagte er,
„ kann sein , daß es doch nichts schaden würde , wenn Ihr
erst noch mit jemand darüber zu Rat gehen wolltet . . .
Wenn Ihr mit dem Pater Erasmus reden wolltet . .
„ Pater Erasmus ?"
rief Schildhofer mit lebhafter
Verwunderung . „ Der Kapuzinerguardian ? Mit dem soll
ich über dich reden , Franz ? Na , die Müh '
kann ich mir
sparen , denn was der antwort '
t , weiß ich voraus !"
„ Vielleicht doch nicht . Ich war erst gestern bei
ihm und weiß auch , was er für eine Meinung hat . Ver¬
suchte einmal !"
„ Du warst beim Pater Guardian ?"
rief Schildhofer mit steigender Verwunderung , „ Ja kehrt sich denn die Welt um oder . . ."
Er konnte nicht vollenden , denn die Fußtritte waren
nun ganz nahe herangekommen . Von der Bergseite her
kam Kanzler Biener in dem behaglichen Schritte eines
Spaziergängers , mit ihm ein junger Mann , der sich ehr¬
erbietig zu seiner linken Seite hielt.
„ Ich werde schon erwartet , wie es scheint, "
sagte der Kanzler freundlich , indes Hartmann nnd Schildhofer grüßend
die Hüte abnahmen . „ Hast mir wohl noch etwas zu sagen,
Alter ?"
fuhr er fort , indem er Schildhofer nötigte , den Hut wieder aufzusetzen . „ Und das ist ja der Breisacher Invalide von heut morgen ? Nicht wahr ?"
Hartmann verbeugte sich , während Biener fortfuhr:
„ Ich habe Ihn warten lassen ; es geschah , weil ich meinen
Spaziergang weiter als gewöhnlich ausgedehnt habe . Er
soll aber den Weg nicht umsonst gemacht haben . Geh'
Er ins Haus — ich werde Ihn rufen lassen . Sie aber
aber , junger Freund, "
wandte er sich zu seinem Begleiter,
„Sie will ich auch nicht länger zurückhalten . Sie haben
mir genug von Ihrer Muße geopfert ."
„ Es war mir eine außerordentliche Ehre und Aus¬
zeichnung , Exzellenz begleiten zu dürfen !"
entgegnete der junge Mann.
„ Lassen Sie das !"
lächelte Biener . „ Es hat mich
gefreut , Sie bei diesem Begegnen näher kennengelernt zu
haben , als es im Dienste und im Geschäfte möglich ist.
Ich habe Sie lang genug Ihrer gewohnten Abendgesell¬
schaft entzogen . . . Ah , was fällt mir ein ! Ist nicht
heute große Tafel bei unserm lebenslustigen dicken Kammer¬
präsidenten ?"
„ Allerdings ; das ganze Kollegium ist geladen —
wenn ich recht berichtet bin , wird der Geburtstag des
Herrn von Schmauß gefeiert . . ."
„ Ich weiß ."
rief Biener lachend , „ er hat mich ja
auch geladen , aber ich bin ständig entschuldigt bei solchen Gelegenheiten ! — Geburtstag . . . ? Ja , ja , der edle Herr
von Schmauß auf Kolbenturm und Angerzell hält etwas
auf solche Feste . Da wird kein Geburts - und kein Namens¬
tag übersehen , von Vater und Mutter und Tochter bis
zum Ahnherrn seligen Andenkens zurück . Das gibt jede
Woche einen Geburtstag zu zelebrieren , und wenn die
Aszendenten nicht mehr ausreichen oder die Deszendenten,
dann müssen die Kollateralen herhalten bis zum siebenten
Grad ! Warum auch nicht ? Der Vorzug ist allen mit¬
einander nicht abzustreiten , daß sie geboren worden sind,
und es gibt doch einen untadelhaften Anlaß zu einer
Schmauserei ! Ich bedauere nur , daß ich Sie um das Ver¬
gnügen gebracht habe , Herr Sekretär !"
„ Ich kann Exzellenz versichern , daß ich ebenfalls
nicht sehr portiert bin für die Freuden der Tafel und für
solche Gesellschaft . Ich ziehe eine Stunde bei einem guten
Buche , einen Gang in die freie Natur , ein vertrautes Ge¬
spräch bei einem Glase Wein bei weitem vor ."
„ Ja,
"
entgegnete Biener wohlgefällig , „ ich habe es
auf dem Spaziergange bereits mit Vergnügen wahrge¬
nommen . Sie sind kein kruges consumere nutu8 , Sie
haben Sinn für Natur und Wissenschaft . Bleiben Sie so,
und Sie sind vor den Hauptkrankheiten verwahrt , die in
den Kanzleien epidemisch sind , vor der Verknöcherung und
vor der Versumpfung . Wir haben ein Beispiel an unserm
Herrn von Schmauß : der ist nahe daran , ganz Sumpf zu
werden ; es ist fast nichts Festes mehr an ihm , alles ist
angesaugt und schwammig ."
Der Sekretär lachte laut auf und zog den Hut , um
sich zu verabschieden , denn während dieses Gespräches waren
sie an den Toren vom Büchsenhaus angekommen . Biener
lüftete den Hut und rief ihm zu : „ Gute Nacht , Herr
Sekretär — ich danke nochmals für die angenehme Be¬
gleitung !"
Der junge Mann entfernte sich mit ehrfurchtsvoller
Verbeugung : Biener trat mit Schildhoser durch die spitz-
bogige Tür in die geräumige Halle , deren ziem ^ ch niedriges
Gewölbe mit den schmalen sich kreuzenden Rippen nur
schwach von der Kerze beleuchtet wurde , welche eine alte
Frau auf schwerem Eisenleuchter emporhob . „ Grüß
' Sie Gott , Frau Sepha !"
sagte Biener , indem er an ihr vor¬
über der Türe zuschritt , welche durch eine Art Vorgemach
in sein Wohnzimmer führte . „Sie macht ja ein Gesicht
wie neun Tage Regenwetter ! Ich bin Ihr wohl zu lange
ausgeblieben . . . ? Stelle Sie mir einen Krug frisches
Wasser ins Zimmer , und dann kann Sie schlafen gehn . . ."
„ Schlafen gehn !"
brummte die mürrische Alte , indem
sie die Wachslichter an dem Arbeitstische des Kanzlers an¬
zündete . „Wie kann man schlafen gehn ! Draußen sitzt
ja noch ein Kerl und sagt , die Exzellenz habe ihn her¬
bestellt . . ."
„ Das habe ich allerdings !"
sagte Biener , der die
Alte scharf betrachtete und Hut und Degen ablegte . „Sie
wird dem
. Kerll , den ich noch zu mir bestellt habe , einen
Becher Rotwein geben ; dann geht Sie in Ihre Kammer,
riegelt sie hinter sich zu und merkt sich , daß ich der Herr
im Hause bin und weder schiefe Mäuler sehen noch un¬
willige Worte hören will . . ."
Die Alte schien etwas erwidern zu wollen , wagte
es aber nicht vor dem Gebieterblicke , mit welchem der
Kanzler nach der Tür wies , und zog sich mit der kriechen¬
den Unterwürfigkeit einer grollenden Katze zurück.
„ Dir kommt es auf ein halbes Stündchen Schlaf
nicht an !"
sagte Biener zu Schildhofer , als sie die Türe
geschlossen hatte . „ Du wartest wohl mit dem , was du
mir zu sagen hast , bis ich den Mann draußen abgefertigt habe . Das Gespräch wird nicht lange dauern , denk '
ich . . •
*
( Fortsetzung folgt . )
Nr . 24 Haller Lokal - Anzeiger Sette 8
— Bluttat und Selbstmord im Trunk . Die drei
Brüder August , Martin und Josef Reinartz gerieten auf
riner Bierreise in einer Stehbierhalle in Düsseldorf in
Streit . Plötzlich zog August eine Pistole und schoß auf
'
seine Brüder . Dann richtete er die Waffe gegen sich selbst j und tötete sich durch einen Kopfschuß . Der eine der Brüder
hat einen Schuß durch die Brust , der andere Schüsse in
den Bauch und den Oberschenkel erhalten . Beide liegen
schwer verletzt im Krankenhaus . — Gift bekommt man
nur mit behördlichem Ausweis zu kaufen . Waffen kann
jeder Schuljunge kaufen.
— Schriftstellerelend . Am 13 . Juni früh wurde
der 58 Jahre alte Schriftsteller uud Herausgeber der Wirt¬
schaftlichen Tagesberichte Richard Calwer nnd seine Ehe¬
frau in ihrer Wohnung in Berlin mit Gas vergiftet tot
aufgefunden . Den Grund zu dem gemeinsamen Selbst¬
morde sollen wirtschaftliche Sorgen bilden.
— Liebestragödie eines Großvaters . Die traurige
Tatsache , daß zwei Ehegatten im Altern nicht gleichen
Schritt halten , und daß ein Teil dahinwelkt , während des
andern Sinne noch manches vom Leben fordern , hat wieder
zu einer erschütternden Katastrophe geführt . In Wien be¬
wohnte der 59jährige Metallschleifer Franz Krones eine
aus Zimmer und Küche bestehende Wohnung . Während
Franz Krones ein für seine Jahre noch gut erhaltener
fescher Mann war , kränkelte seine Gattin beständig und
mußte kürzlich in das Versorgungshaus gebracht werden.
Das Eheleben in der Familie war das denkbar beste.
Franz Krones betreute mit rührender Sorgfalt seine Gattin.
Als er nun allein in der Wohnung war , führte er sich
selbst die Wirtschaft , doch kamen abwechselnd die Kinder
seines Stiefsohnes zu ihm , damit er nicht ganz allein sei.
Trotzdem empfand der gesunde , rüstige Mann die Ein¬
samkeit schwer und suchte Anschluß an Frauen , was ihm
die Mißbilligung der Nachbarn eintrug . So unterhielt er
angeblich ein Verhältnis mit einer etwa 30jährigen Kassierin,
die er vor etwa sechs Wochen kennengelernt hat . Nach
einer anderen Version verzehrte sich der Alternde in hoff¬
nungsloser Liebe zur 25jährigen Gattin eines beschäftigungs¬
losen Arbeiters . Die junge Frau kam oft zu Krones , der
auch zu ihrem Gatten in freundschaftlichen Beziehungen
stand . Sonntag nun hätte Krones mir seinen Enkelkindern,
dem genannten Arbeiter und dessen Frau einen Ausflug
in die Umgebung Wiens machen sollen . Am frühen Morgen
kamen zwei der Enkelkinder , um den Großvater und dessen
13jährigen Lieblingsenkel Hermann Fischer , der bei ihm
die Nachl verbracht hatte , zu wecken . Als auf wieder¬
holtes Pochen niemand öffnete , dachten die beiden Kinder,
der Großvater läge noch in tiefem Schlafe und gingen
wieder fort . Um 10 Uhr vormittags kamen sie abermals
uud gleichzeitig fand sich auch der mit Krones befreundete
Arbeiter ein . Als das Pochen wieder vergeblich blieb,
zertrümmerte der Arbeiter ein Fenster und stieg durch die
Fensteröffnung in die Wohnung ein , aus der ihm starker
Leuchtgasgeruch entgegenschlug . In den Ehebetten , die im
Zimmer stehen , lagen Franz Krones und sein Enkel Her¬
mann Fischer , beide leblos . Die schnell herbeigerufene
Rettungsgesellschaft konnte nur mehr den Eintritt des
Todes feststellen . Die Türe vom Zimmer nach der Küche
stand offen und die Leitung des Gasherdes war aufge¬
dreht . Alle Zweifel schwanden , als man noch zwei Ab¬
schiedsbriefe fand , die an die Frau des Freundes gerichtet
sind und in denen Krones seine Liebe als Motiv der Tat
bezeichnet . „ Verzeih ' mir, "
heißt es dort , „ ich scheide aus dem Leben ."
Warum Krones seinen Lieblingsenkel mit
in den Tod nahm , ist nicht ganz klar . Vielleicht dachte
der sicherlich in einer gewissen psychischen Verwirrung be¬
fangene Mann gar nicht daran , daß auch das Kind sterben
werde . Vielleicht auch war es ihm ein Trost , gerade diesen Lieblingsenkel auf den Weg ins Jenseits mit sich zu nehmen.
Franz Krones galt als sehr tüchtiger und braver Arbeiter
und verdiente 80 Schilling wöchentlich . Er war ein lebens¬
lustiger Mann , der gegen Ende der Woche manchmal ein
wenig über den Durst trank und in diesem Zustande auch
leicht erregt werden konnte.
— Eine blutige Namenstagseier . In einem Gast¬
haus in Meidling ( Wien ) ist in der Nacht auf Sonntag
bei einer Namenstagfeier ein gewisser Christ von dem
Hilfsarbeiter Prikrill gestochen worden . Die Stichwunde
führte direkt ins Herz . Der Gestochene brach lautlos zu¬
sammen und verschied , ehe die Rettungsgesellschaft eintraf.
Der Täter flüchtete in seine Wohnung und suchte sich dann
bei Nachbarsleuten zu verbergen . Er wurde erst nach
längerem Suchen gefunden . Eine große Menschenmenge
wollte den Verhafteten der Polizei entreißen , um ihn zu
lynchen , was das richtigste gewesen wäre . Die Menge
stürmte wiederholt gegen das Haus vor , so daß die Poli¬
zisten mit blanker Waffe die erregte Menge zurücktreiben mußte.
— Zwischen zwei Omnibussen erdrückt . Am 10 . Juni
vormittags geriet der Karlsbader Eisen - und Waffenhändler
Eppstein mit seinem Rade zwischen zwei Omnibusse und
wurde von ihnen erdrückt . Er starb nach wenigen Minuten.
— Jtuf üer weide ein Kalb geschlachtet . Am
12 . Juni erstattete der Bauer Johann Lettenbichler in
Gallzein die Anzeige , daß ihm von der Weide Zint-
berg ein 8 Monate altes Kuhkalb abhanden gekommen
ist und daß sich einzelne Teile ( Kopf und Füße ) auf
der Weide vorgefunden haben . Es wurde daher richtig
vermutet , daß Rohlinge resp . Diebe das Kuhkalb an
Ort und Stelle schlachteten . Wie die Spuren ergaben,
mußten sich die Täter in der Richtung nach Schwaz
begeben haben . Durch die eifrigen Nachforschungen der
Rayonsinspektoren Lintner und Scheucher konnten die
Täter anläßlich einer Effektendurchsuchung ermittelt
werden , wobei ein Rucksack , der noch Kalbfleischreste
barg , zum Verhängnis wurde . Karl und Rudolf Ober-
lechner , beide 1896 in Schwaz geboren , Unter - Freunds-
berg wohnhaft , gestanden nach anfänglichem Leugnen
die Tat ein und sagten aus , daß sie am 11 . Juni in
der Nacht behufs Vogelfang nach dem Zintberg gingen.
Da gerade die Kälber weideten , so kam dem Karl
Oberlechner der Einfall , man solle sich Fleisch beschaffen
und eines der Kälber töten . Gesagt getan ! Einem
Kuhkalb wurde der Hals durchschnitten , die Haut abge¬
zogen und das beste Fleisch in einen Rucksack verpackt,
während man die Innereien , Kopf , Füße und Haut
fortwarf . Da den beiden Oberlechner scheinbar der
Rucksack mit dem Inhalt zu schwer wurde , so schleiften
sie ihn am Boden weiter und dies erzeugte eine Spur,
die zu ihrer Entdeckung führte . Der arme Bauer erlei¬
det einen Schaden von zirka 300 Schilling . Die beiden
Täter werden auf eine exemplarische Strafe gefaßt sein
müssen.
— Schwere wachebelelölgung . Am 12 . Juni,
8 Uhr abends , stand beim Gasthof Lamm in Schwaz
ein Pferd , das dem Besitzer Friedrich Oberlechner ge¬
hörte . Er wurde von dem aufsichthabenden Gendarm
dahin beanständet , daß er das Pferd von der Bundes¬
straße entfernen solle . Oberlechner , aufgebracht , daß ihn
der Gendarm beanständete , benahm sich frech und be¬
schimpfte überdies in gröblichster Weise das Aufsichts¬
organ . Bei der hierauf erfolgten Verhaftung benahm
sich Oberlechner derart , daß ihn die Gendarmen mit
Hilfe von Passanten und Gästen des Gasthauses schließen
mußten , wobei der Verhaftete die Gendarmerie mit
Gauner , Teppen und Trotteln betitelte . Die ganze
Geschichte wäre mit einer kleinen Geldstrafe abgetan
gewesen , wenn sich Oberlechner nicht derart renitent
benommen hätte . Er wird wahrscheinlich diese Heldentat
zu bereuen haben und dafür einige Wochen still und
ruhig sitzen müssen.
Aus dem Grrichtsjaale.
Verhandlung am 15 . Juni 1927 . LGR . Dr . Pescollderungg.
§ Anfrrkorkination . Der 20 jährige Feldjäger
Alois Hofer aus St . Johann in Tirol , der seit 2 Jahren
beim Radfahrbaon Nr . 6 in Hall dient , hatte sich , wie
bereits berichtet wurde , wegen Subordinationsverletzung,
begangen durch Nichtbefolgung eines Dienstbefehles am
10 . März und durch äußerst freches Benehmen beim Rap-
Porte gegenüber seinem Kompagniekommandanten , zu ver¬
antworten . Die neuen Zeugenaussagen brachten nicht viel
Neues
, nur in der Verteidigungsrede des Anwaltes wurde
die einigermaßen interessante Behauptung vorgebracht , daß
den Anlaß des Schreiens beim Rapporte nicht der Sol¬
dat Hofer , sondern der Kommandant gab . Der Richter
schritt zu einem Schuldspruch und verurteilte den Ange¬
klagten Alois Hofer zu 1 Monat strengen Arrest , jedoch
auf 1 Jahr bedingt , weil er noch unbescholten ist . Dagegen
konnte vom außerordentlichen Milderungsrechte kein Ge¬
brauch gemacht werden , weil das Verhalten des Hofer
immerhin zersetzend wirkte . Da die Berufung angemeldet
wurde
, wird sich mit diesem Fall noch das Berufungs¬
gericht zn befassen haben.
§ Mehr denke « « ud weniger reden . Der
Fabriksarbeiter Konrad Muglach in Wattens meinte
vielleicht , weiß der Kuckuck , wie gut er es gemacht hatte,
als er am 7 . April auf der Straße mit dem Fabriksar¬
beiter Josef Rathgeber in Wattens Nr . 16 bei einem
Streit , der sich hinsichtlich der Nichtbeistellung eines
Pferdes zum Holzführen drehte , viele Worte verlor und
ihn auch einen
„Sauloter "
, „ Trottel
"
und „ Lausigen"
nannte . Deswegen wurde natürlich geklagt und durch
stramme Zeugen die Sache geklärt . Der Geklagte leugnete
die inkriminierten Aeußerungen und stellte die Sache so
hin , als wenn er nur „ Schäme dich , du schöner Rathgeber"
gesagt hätte . Es kam wegen Ehrenbeleidigung zu einer
Verurteilung , die auf 20 Schilling Geldstrafe und Ersatz
der Vertretungskosten des Klägers lautete.
§ In gehobener Stimmung tun manche Leute
gerne zuviel reden und sich über die Fehler der lieben
Nebenmenschen unnütz aufregen . Dies passierte am 11 . Mai
auch dem Hermann Kirchbichler in Hall , indem er im
Gasthause „ Zur Traube "
den Gutsbesitzer Johann Junker
mit der Redewendung : „Du Schuft , bei dir kann es ein
Dienstbote wegen der schlechten Kost nicht aushalten "
be¬
leidigte und dies nicht beweisen konnte . Bei der ungün¬
stigen Prozeßlage blieb dem Kirchbichler nichts anderes
als ein Rückzug oder Vergleich übrig . Er mußte sein Be¬
dauern über die unbegründete Beleidigung zum Ausdrucke
bringen und die Prozeßkosten bezahlen.
§ Streit zwischen Dienstherr « « nd Knecht.
Es ist zwar eine veraltete Methode , aber sehr einfach,
wenn man Meinungsverschiedenheiten im Handgemenge
erledigt , wie es am 26 . April zwischen dem Schaffer Karl
S . inMils und dessen Knecht JosefStrickner geübt wurde.
Etwas frech ist es schon , wie es Strickner machte , indem er , erst
8 Tage im Dienste stehend , sagte , daß ihm die Kost zu
schecht ist und er den Lohn von 10 Schilling verlange.
Karl S . geriet in Wut und wurde „ handgreiflich ."
Die beiden Hitzköpfe rauften zuerst im Stalle und dann
noch im Hausgange , wo sich auch Max S . daran betei¬
ligte . Strickner scheint die Faustschläge weniger gut ver¬
tragen zu haben , denn er wurde am Kopfe leicht verletzt.
Da Strickner erst ausfindig gemacht werden muß , wurde
die Verhandlung vertagt.
8 Wie man stch in gewissen Kreisen das Kchuidenzahien norsteUt
»davon gibt ein Gerichtsfall,
bei dem ein gewisser Wilhelm Egger wegen Betrug ange¬
klagt war . einigermaßen Aufschluß . Dieser Mann war
seinerzeit bei Andreas Lechtaler in Hall mit einer Kost-
und Wohnungsschuld und Zahlung für Wäsche von 45 8
rückständig geworden und legte sich bei der Verhandlung die Sache dahin zurecht , daß er wöchentlich 2 8 abzahlen
wollte , was natürlich derartig geringfügig gewesen wäre,
daß die Zahlung sich zu lange hingezogen hätte und die
Auslagen bei den Zahlungen nicht billig gekommen wären,
da der Schuldner in Ampaß wohnt . Er mußte sich zur
Zahlung von 5 8 wöchentlich verpflichten , wurde aber
dafür vom Betrug freigesprochen.
§ Kngen hake « meistens kurze Keine . Wenn
man unversehens einen Rock anzieht , worin sich keme
Geldtasche befindet und auch die anderen Taschen leer
sind , dann ist es fatal und wird ein guter Rat teuer,
sobald man „ auswärts
"
dennoch ein Geld benötigt . In
dieser Lage befand sich am 26 . März ein gewisser Alois
Plattner aus Ampaß , als er beim Hause des Andreas
Praxmarer in A b s a m vorüberging und zu einer verflucht
schlauen Lüge Zuflucht nahm , indem er dem Praxmarer
vormachte , daß er der „ Hühndlbauer
"
sei Und 20 8 brauche
und die Frage stellte , ob er ihm diesen Betrag leihen
möchte , wenn er ihm das Geld an einem bestimmten Tag
am Kirchplatze in Hall wieder zurückgebe . Der angebliche
„ Hühndlbauer
"
unterschrieb eine Empfangsbestätigung mit
Alois Spieltenner . ließ sich aber zum Geldzurückgeben
nicht mehr sehen und der Schwindel kam auf . Die 20 S
wurden wohl inzwischen zurückgezahlt . Der Richter wies
jedoch auf die große List hin , die der Täter anwendete
( man möchte das einem Landmann gar nicht zutrauen)
und verurteilte denselben wegen Betrug zu 14 Tagen
Arrest , weil er bereits rückfällig wurde.
§ Kaken wäre fein . Am 16 . März wurde
von mehreren Arbeitern der Jnnbauleitung im Inn ein
zirka 10 Kilogramm schwerer Huchen wahrgenommen , der
dem Zimmermann Michael Gstrauntaler so in die Augen
stack », daß er eine Eßgabel an eine Stange band und gegen
den Fisch einen zielsicheren Stich führte . Dadurch kam er
in den Verdacht des versuchten Fischdiebstahles , obwohl
sich der Fisch vielleicht von einem solchen „ Tupfer nicht
viel daraus gemacht haben dürfte und eigentlich keme
Möglichkeit bestand , den König des Jnnflusses ans Land
zu bringen . Es erfolgte ein Freispruch , weil keine An¬
eignungsabsicht vorhanden war . Der in Betracht kommende
Fischereiverein begnügte sich schon früher mit einem
Revers , wonach der Genannte „ soetwas
"
mcht mehr
tun dürfe . , . ^ , . . . r
§ mm Gegenklage
.Mzzi Valentin : mHall
klagte nun wieder die Antonie Klapka wegen Ehren¬
beleidigung , weil ihr dieselbe am 7 . Mai als Nachbarin
den Vorwurf machte , daß sie in gewissen Dingen „ des
Guten "
zu viel tue . Die Geklagte wurde zu 20 8 Geld¬
strafe verurteilt , gleich wie es in der letzten Verhandlung
umgekehrt der Fall war . Jetzt haben beide Telle ihre
Strafe.
ß Das Stehlen dringt wenig Glück . Im
vergangenen Herbste wurden aus den Jnteressentschafts-
waldungen Bold erb erg sehr viele zur Abfahrt berellge-
stellte ogenannte „ Stiefler
"
in einer Länge von zirka 2 m
entwendet . Karl W . , 1903 in Hall geboren und dort zuständig,
Knecht in Mils . hatte geständigermaßen 7 Stiefler ge¬
stohlen und wurde deshalb zu 24 Stunden Arrest verurteilt.
8 Warum nicht zahlen , wenn es früher dach schone Stunden gak ? Stefan W
.m Wattens,
30 Jahre alt , nach Güttaring in Kärnten zuständig , hat seit bald 5 Jahren durch Verletzung seiner Unterhaltspflicht sein
außereheliches Kind Wilhelmine in Witing der Not und
Verwahrlosung ausgesetzt . Strafe 48 Stunden Arrest , die
immer steigt , wenn der Genannte seiner Verpflichtung auch
fernerhin nicht Nachkommen sollte , weil eben wegen einer
Bestrafung die Haftungspflicht gleich weiterbesteht . ( Man
muß doch mit so einem armen Wurm , wenn er schon da
ist , auch Mitleid haben , oder es bei kinderlosen Leuten
unterbringen !) _ _ _ _ _ _
8 rnn „ angehender Künstler
"
. Der 1901
in Hall geborene Franz Graf war als absolvierter Staats¬
gewerbeschüler bis Ende 1926 längere Zelt als Arbeiter
im Tonwerk in Fritzens beschäftigt und hatte sich neben-
zu mit einigem Geschick auch mit Modellieren befaßt und
ganz nette Sachen ( Keramik ) hergestellt , so daß er die¬
selben zweimal im Taxishof in Innsbruck zur Ausstellung
bringen konnte . Er errichtete dann in Wattens als „ Bild¬
hauer "
ein kleines „ Atelier
"
und verfertigte unter anderem
auch einen überlebensgroßen Christus für den Friedhof m
Fritzens . Der Genannte soll durch einen Lehrling , den
er aufnahm ( so sonderbar dies auch klingt ) leichtsinnig geworden sein und lieh sich zum „ Jnselfeste
"
in Wattens
von einem Kellner in Innsbruck einen Frackanzug aus,
den er nicht mehr zurückgab , sondern bis zur Wertlosigkeit strapazierte . Zum „ Nobelsein
"
gehörte auch Geld und
wieder Geld und so nahm er zuerst von der Magd Klara
Hochstaffler , die zuerst in Fritzens und dann in Schwaz
bedienstet war , ein Darlehen von 250 Schilling und lockte
dann in der Folgezeit unter verschiedenen falschen Vorspie¬
gelungen in Künstlerkreisen ganz namhafte Beträge heraus,
so daß die Schadensumme 1000 Schilling überstieg und
bei der am 10 . Juni stattgefundenen Schöffengerichts¬
verhandlung der Vorsitzende die Frechheit des Angeklagten
mit den Worten : „Alle hat er gefunden
"
kennzeichnet^
Seine Kunst bestand schließlich nur mehr darm , daß er
das in kurzer Zeit erschwindelte Geld mit seinem ,' Lehrling
auf flotte Weise verjubelte und immer wieder neue Geld¬
quellen suchte . Er kam einmal noch um 10 Uhr nachts
zu Dr . Grüner , um denselben anzupumpen . Bei der
Verhandlung schilderte die betrogene Magd , wie der „ blau¬
äugige Franzl "
, den sie nur vom Sehen aus kannte , nach
dem großen Darlehen , das er mit doppelten Zinsen bald
zurückzuzahlen versprach , auch noch in den Besitz ihres
Sparkassabuches gelangen wollte und zu diesem Zwecke
zu ihren Eltern nach Fügen fuhr , aber dort mit einem
Mißerfolg abziehen mußte . Franz Graf , der schon einmal
wegen Diebstahles vorbestraft ist und es vorgezogen hat,
zur Verhandlung nicht zu erscheinen , wurde wegen Be¬
truges zu 4 Monaten Kerker verurteilt.
Seite 4 Haller Lokal
-Anzeiger
Kleinanzriger.
Preise für Loko : Vis 10 Worte 70 g , jedes
wertere Wort 3 g . Auswärtige Inserenten
Millimetertarif . Auskünfte kostenlos : Eugenstr . 12.
Doppelschlafzimmer
nuß imitiert , ist um 450 Schilling zu verkaufen.
Tischlerei Redinger , Absam Nr . 1 . 832
Zimmerkredenz
Zirbel , ist sehr preiswert zu verkaufen . Tischlerei
Redinger , Absam Nr . 1 . 832
Herren - Fahrrad
sehr gut erhalten , billig zu verkaufen . Näheres Wallpachgasse 138 , 1 . Stock , Aichingerhaus . 837
Körbe
zum Holztragen per Stück 1 Schilling , sowie eine große Partie Schaffeln billig abzugeben . Centa
Lun , langer Graben . 840
Reichsdeutscher
sucht zum Juli sonniges , ruhiges Zimmer mit separatem Eingang . Gute Bezahlung . Offerte an die Verwaltung unter „ Reichsdeutscher "
. 639
Gut erhaltenes Motorrad
ist billig zu verkaufen . Gasthof Walderbrücke,
Absam . 838
Billig zu verkaufen:
3 Bettstellen alt , 2 Stehkästen , 1 Anzug , 3 Feder¬
betten , 3 Matratzen , 2 Nähmaschinen , 3 Ueber- zieher , 10 Kleiderrechen für Gasthöfe , 2 Küchen¬
kredenzen , 4 Bilder , groß , Landschaften , 1 Orche- strion , 1 Kinderbettstattl , neu , 2 Sessel bei Hauser
Eduard , Münzergasse 253 , Hall . 834
5000 Liter
50v/oiger Trebernbranntwein , garantiert naturecht, in Fässern zu 100 bis 300 Liter ab meinem Lager hier , tief unter dem heutigen Tagespreis , abzu¬
geben . Brezina , Altezollstraße 388 . 613
Wohnung
gegen Friedenszins zu mieten gesucht . Anträge gesucht untee „ sofort " die Verwaltung . 821
Apfelmost
1 Liter 80 Groschen . Brezina , Altezollstraße 388
Aelterer Beamter
sucht für sofort oder später ein gut möbliertes Zimmer auf ständig . Offerte unter „ K . Nr . 841"
an die Verwaltung des Blattes . 481
Martinischeibenstutzen
neuer Schaft , neuer Lauf , um 120 Schilling zu verkaufen . Eberl , Hall , Schwaighoferstiege . 45
Teppiche , Läufer
Bettvorlagen , Diwanüberwürfe , Tischdecken zu billigsten Preisen , da kein Gassenladen . Auch Mo¬
natsraten . Lottersberger , Andreas Hoferstraße 14,
3 . Stock , Innsbruck . 812 — 74
Tiroler Spezialgeschäft für
Solo - Guitarren
Und Konzert -Zithern Anton Haßlwanter , Innsbruck, Kiebachgasse 12 . Fachmännische Bedienung . Verkauf der Glas -Konzert - und Harfen -Zithern.
Hadern , Knochen
und Altmetall kaufe ich zu den höchsten Tages¬
preisen . Wird auch abgeholt . Anna Haunholter,
Schmiedgasse 199 . 724
Offeriere frisch eingetroffene 826
Alpenbutter
feinste Tafelbutter im Detail und zum Wieder¬
verkauf zu billigsten Preisen . Täglich frische sowie gestockte Milch , Maibutter und Schlagrahm . Amalie Mautner , Reichsstraße 239 , vormals Maler Gollner.
Leghennen
und junge Hühner zu verkaufen . Adresse : Kugel¬
anger Nr . 283 . 812
Eckvertäfelung
braun gebeizt , wenig gebraucht , 200 und 160 cm breit , 200cm hoch samt Bänke um 150 Schilling zu verkaufen . Näheres bei Hans Redinger , Tisch¬
lerei , Absam Nr . 1.
Sehr preiswert zu verkaufen
vollständiger Frackanzug , Jackett , Gehrock , beide mit Weste , sehr gut erhallen , 2 Paar Schuhe, alles für Herren mittlerer Statur . Ferner ein tadelloses englisches Damenkostüm für schlanke Figur . Hall , Villa Feldeck , Hochparterre . 815
Ein Mädchen
vas selbständig kocht und Liebe zu Kindern hat, wird bis 15 . Juni ausgenommen . Adresse in der
Verwaltung . 820
Offeriere
schöne neue Kartoffel per kg S — .45
editer Bauernspeck „ „ „ 7.—
frische Butter „ „ „ 5.40
Touristen - Proviant
Ida Wirtenberger , unterer Stadtplatz gegenüber der Mädchenschule.
| Theater - Kino Hall
: Besitzer : Gustav Bolz.
Fernruf Nr . ss . Räuber ätzk Königs Schlücbt . |
- Wildwestdrama in 6 Äkten mit den neuesten
/ k besten Sensationen des Kinolieblings und
y Reiterkünstlers Tom Mix . ;
i
fö
..-
. ..
..
..
..
. ..
..
..
..
. ..
. . . .. ..
. ..
..
.. ..
....
...
..
..
., . I
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Tode unseres lieben unvergeßlichen Gatten
,bezw
.Vaters
,Bruders usw
.,des Herrn
Johann Sperl
Sattler - « nd Tapesierermeister in Hall
sowie für die ehrende
,außerordentlich zahlreiche Begleitung zur letzten Ruhestätte danken wir allen und jedem aufs herzlichste.
Ganz besonders aber sei der Vorstehung und den Mitgliedern der gewerblichen Vereinigung von Hall und Umgebung , dem Genos¬
senschaftssekretariat , den Mitgliedern der Genossenschaften der Satt¬
ler und Tapezierer Innsbruck
,sowie den Spendern der schönen Kränze und Blumen tiefempfundener Dank gesagt.
Die lieflranernden Familien Sperl - Dmorak.
Leder - Geldtascherln für alle Geldsorten
von 8 2 . 40 aufwärts.
Damen -Tascherln in Samt und Wichs
von 4 Schilling aufwärts.
Kinder -Tascherln in Wichs , gemustert Lederwarenmagazin Zelenka , Kalt,
Kundmachung an alle Möbelkäufer!
IHT Möbel!
Sensationeller Sommer - Räumungs - Verkauf.
Nie wiederkehrende Angebote bei Zahlungserleichterungen.
Schlafzimmer , Goldesche ä S 495 .— , Schlafzimmer , voll Sockel ä 8 595 . — , Schlafzim¬
mer , Vollblau ä S 695 .— , Speisezimmer , Nuß , Eiche ä S 595 .— , Speisezimmer , Pali¬
sander ä S 795 . — , Herrenzimmer , Nuß , Eiche ä S 595 . — , Einzelmöbel , Hotels , Villen- und Eisenmöbel , Tapezierer - und Küchenmöbel.
Prachtvolle Schlaf -, Speise - und Herrenzimmer wegen Umbau u . Räumung zu fabelhaft billigen Preisen . Dieser Verkauf dauert vom 15.Juni bis 1 . August 1927 . Preiskataloge mit Abbildungen gegen S 1 .— in Marken . Möbel-
-S3 -« album mit Interieuraufnahmen Saison 1927 gegen S 3 . — in Marken.
Haas
,Möbel - Etablissement
,Wien VI
., Mariahilferstrasse Nr . 79
neben dem Hotel Münchnerhof.
Remington
amerikanische Schreibmaschine sowie Reise - und Büromaschine
„ Remington - Portable “ für zahlungskräftige Personen auch auf
12 Monatsraten erhältlicn
.Anfragen von Interessenten an die
Schreibmaschinen - Niederlage Zelenka
,Hall
,Eugenstraße Nr
.12.
Nr
.24
Sonntag , den 19 . Juni 1927
Garten - Konzert
des Harmonie - Orchesters
im Gasthof „ Neuwirt ” inflall
Beginn 8 Uhr abends . * Eintritt 40 g.
Bei jeder Witterung .
"WF
RESTE
per Meter 1 Schilling.
Gratis versende ich meine großen Preislisten und Zusammenstellungen von Zephire sür Hem¬
den und Kleider . Oxsorde , Modedrucke, Chiffons , Kloth , Kanavase , iärbiges Bett¬
zeug , Blaudrucke . Flanelle , Barchente , Tuch, Cheviote , Molino , Inlette , Halbleinen, Lüster versende ich per Nachnahme . Bei Nichtgefallen Geld retour . Bestellen Sie ein Probepaket von obigen Maren nach Ihrem Wunsch . Länge der fehlerfreien Reste zwei bis zehn Meter.
25 Meter um 25 Schilling!
Josefine Weiß , CQienlZ . Bezirk,Porzellan¬
gasse Nr . 14 . — Bestellen Sie noch heute ein Probepaket und Sie werden zufrieden sein . dE
Geschäfts - Eröffnung.
Beehre mich der Bevölkerung von Hall und Umgebung bekannt zu geben , daß ich in hall, slgramsgasse Nr . 95, eine eigene
eröffnet habe , Och werde bestrebt sein , auch als Meister meinem Grundsätze treu zu bleiben , nur gediegene Handwerksarbeit in einfachster wie feinster Ausführung zu liefern.
Hochachtungsvoll empfiehltfich Matthias Klöpfinger
I Abzeichen „ Ein Volk
, ein Reich ” I
5 von Äl . Wurnig , für Änschlußfreunde , $
<3 erhältlich bei Riepenhausen u . Moser . 5
aufGrund astrologischer tilissenschaft . Verlan¬
gen Sie kostenfreien Prospekt . E . 0 . Fluss, Wien III . , Wasser¬
gasse 20 |57.
WM M » ^ r
Rotwein , Spezial , Liter . 8 1 .90 weinschnaps , hochgradig , Z. S 3
.20 flpfeljchnaps ,
„Z. S 3 . 20
^ eerum . . . . L S 2 .60
Bierpuher , echt . . . Z. S 3 . 80 sowie : Enzian , Kranewitter , Sligo-
wih , holler etc . empfiehlt
0 . Brezina/
Mtezollstraße 388 , neben Hofreiter.
Zur Wiederverkäufer Vorzugs - greife l
An unsere Leser!
Da es sich oft trifft , daß der Lokal - Än- zeiger aus irgend einem Grunde an einzelnen Äbholstellen völlig vergriffen ist , trotzdem an
manchen Orten mehrere 100 Exemplare auf¬
liegen , und dies die Meinung aufkommen
läßt , als ob nur eine beschränkte Äuflage
davon vorhanden wäre , teilen wir nach¬
stehend die Äbholstellen mit und bitten , sich gegebenen Falles in der nächstbefindlidien, Äbholstelle mit dem Lokal - Hnzeiger versor¬
gen zu wollen . Das Blatt ist außer unserem
Verkaufslokal in der Eugenstraße 12 noch
an folgenden Stellen zu haben:
Papierhandlung Moser , oberer Stadtplatz.
Papierhandlung Riepenhausen , langer Graben.
Frau Niedrist , Krippgasse.
Frau Schiestl , neben dem Kino - Theater.
Frau Delazzer , gegenüber der Kaserne.
Dignösbötin , unterer Stadtplatz.
Frau Gritsch , Kugelanger.
Frau Riedmüller , Heiligkreuz.
Monika Kraus , Fuxmagengasse.
Fräulein Höcher , mittlere Fassergasse.
Kassian Recheis , Thaur.
Ädolf Streicher , Volders.
Kaufmann Köfler , Wattens.
Ferner bei unseren ständigen Äusträgern iß’
Äbsatn und Wattens . — Bestellungen kür
direkte Postzusendung werden im Verkaufs¬
raum : Eugenstraße 12 , entgegengenommem Verwaltung des Haller Lokal - Änzeiger
Eigentümer , Drucker und Verleger , fowie verantwortlicher Redakteur : Ferdinand Zelenka , Hall i . T.