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Archiv "Transzendentale Meditation — Hilfe oder Gefahr? Erfahrungen aus der psychotherapeutischen Sprechstunde" (04.01.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen THEMEN DER ZEIT

Für die Menschen der ethnischen Gruppen, die auch als primitive oder als traditionsgebundene Kulturen bezeichnet werden, drückt sich das dem Menschen innewohnende me- ditative Bedürfnis in der archai- schen Ekstase aus. Sie läßt sich bis in die Jungsteinzeit (etwa bis 40 000 v. Chr.) zurückverfolgen. Aus diesen archaischen Ekstasen ist dann etwa 2000 bis 1000 v. Chr. im nordindi- schen Raum der Yoga entstanden.

Damals fand man sich in kleinen Ge- meinschaften zusammen, übte die Atemtechnik, sang religiöse Lieder und versenkte sich in den Urgott, den man unter verschiedenen Na- men und Gestalten erlebte.

Der Yoga hat dann als „kulturschöp- ferische Kraft erster Ordnung", wie Hauer sich ausdrückt, oder als die

„spezifische Dimension indischen Geistes" (nach Eliade) den ganzen indischen und darüber hinaus asiati- schen Raum befruchtet. So läßt sich eine geschichtlich lückenlose Kette verfolgen von den Anfängen des Yo- ga bis in die Gegenwart und eine Ausbreitung im ganzen asiatischen Raum über den Yoga im Djainismus und den tibetischen Lamaismus, die

„buddhistische Versenkung", wie Heiler sie nannte, die „taoistische Meditation" und das „Zen", um nur die wichtigsten zu nennen. Bei all diesen „asiatischen Meditationen", wie ich sie gerne zusammengefaßt nenne, läßt sich die Gemeinsamkeit und damit die Verbindung zum Yoga nachweisen durch den achtstufigen Pfad im Aufbau dieser asiatischen Selbstversenkungsmethoden. Er ist zwar im Yoga am klarsten durchge-

bildet, läßt sich aber ebenso bei den anderen asiatischen Meditationen nachweisen.

Die asiatischen Glaubensformen sind so eng an die Meditation ge- bunden wie die theistischen Religio- nen, und damit auch die christlichen Glaubensformen, an das Gebet. Der asiatische Mensch braucht schon wegen seiner Glaubensform eine entsprechende Meditation; denn er erlangt seine Befreiung ausschließ- lich durch eigenes Bemühen, „da außer ihm selbst kein Gott ist, der ihm helfen oder mit dem er sich ver- einigen könnte" (Zaehner). Die Selbstversenkung ist somit der Weg, durch den der asiatische Mensch entsprechend seiner monistischen Glaubensform zu einem religiösen Erlebnis kommen kann.

Hier wird der Leser sich fragen, wo- hin gehört die transzendentale Me- ditation, über die hier im wesentli- chen berichtet werden soll? Die transzendentale Meditation ist als eine Sonderform des tibetischen Yo- ga anzusehen (Langen, 1963). Dafür spricht außer einigen zeitgeschicht- lichen Aspekten die große Bedeu- tung des „Mantra" bei der transzen- dentalen Meditation. Auch im tibeti- schen Yoga lernen die Mönche, sich auf ein ihnen aufgetragenes Mantra zu konzentrieren.

Analog meint Haack: „Transzenden- tale Meditation ist eine vom hindu- istischen Welt- und Menschenbild her verstehbare und annehmbare re- ligiöse Selbsterlösungstechnik (Re- generationstechnik). Ihre Wirkun-

Das Meditieren entspricht ei- nem allgemeinen menschli- chen Bedürfnis und äußert sich je nach kultureller Ent- wicklung, Kulturkreis und dem Alter der Angesproche- nen sehr unterschiedlich. Ein aktueller Diskussionsbeitrag - erhärtet durch Erfahrungen der Wissenschaft und der psy- chologischen Sprechstunde - konzentriert sich in erster Li- nie auf die transzendentale Meditation als die zur Zeit wichtigste Form der Medita- tion in einer ,,religiösen Sub- kultur - . Dabei wurden auch die für dieses Verfahren typi- schen Verzerrungen darge- stellt. Gleichzeitig werden im- mer wieder die weitgehend ähnlichen psychophysiologi- schen Phänomene bei den einzelnen Meditationsformen hervorgehoben. Drei typische Folgeerscheinungen werden analysiert. Sie betreffen die soziale und religiöse Aus- stiegsmöglichkeit bei Jugend- lichen, die nicht wieder kom- pensierbaren Wahnentwick- lungen von Gefährdeten und die Dekompensation einer ve- getativen Dysregulation.

gen entsprechen dem Welt- und Menschenverständnis sowie den Gottesvorstellungen, die von seiten der hinduistischen Religion folge- richtig angenommen werden"

(Haack).

All das ist bei den theistischen Glau- bensformen anders, da hier der Gläubige sich bereit machen muß für eine außer ihm stehende göttli- che Instanz. Hierzu gehören die Kabbalah der jüdischen Mystik und der Sufismus der islamischen My- stik. Ähnliches gilt für die christliche Meditation, die alle christlichen Zeit- alter allerdings in unterschiedlicher Wertigkeit durchzieht. Speziell in der christlichen Ostkirche spielt von Anfang an die Meditation eine be- sonders starke Rolle. Im westlichen Christentum ragen einzelne Persön-

Transzendentale Meditation — Hilfe oder Gefahr?

Erfahrungen aus der psychotherapeutischen Sprechstunde

Dietrich Langen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 1 vom 4. Januar 1979 35

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Transzendentale Meditation

lichkeiten wie Augustinus, Bernhard von Clairvaux, Hildegard von Bin- gen, Mechthild von Magdeburg, Tauler, Seuse und besonders Mei- ster Eckhart hervor. Eine Hochblüte christlicher Meditation findet sich besonders im 14. und 15. Jahrhun- dert. Erst wenn man die ganze abendländische Entwicklung beach- tet, erkennt man, daß es lediglich darauf ankommt, „das verschüttete meditative Erbe wieder freizulegen und neu zu beleben" (Lotz). Das ist offensichtlich seit einiger Zeit in Gang. Der im westlichen Christen- tum bekannteste Mystiker, der auch eine systematische Meditationstech- nik beschrieben hat, ist lgnatius von Loyola. In seinen „Exerzitien" zeigt er Wege und damit auch hier einen stufenweisen Aufbau des Medita- tionsweges.

Religiöse Subkultur

Ein mindestens ebenso großer Be- reich der Meditation spielt sich heu- te ab in einer „religiösen Subkul- tur", wie Lenz einen Beitrag über dieses Thema betitelt. Der Grund hierfür ist das Bedürfnis, eine „Be- wußtseinserweiterung" ohne Dro- gen zu erreichen. Hier bietet sich die Meditation an. „Es meditieren: ek- statische Hippies und asketische Nonnen, orthodoxe Theologen und ästhetisierende Mystiker. Es gibt heute Industrielle, die sich in Schlössern und Klöstern mit Medita- tion bekannt machen lassen, um nach Entspannung und Erholung ih- ren Job wieder konzentrierter aus- üben zu können, und es gibt junge Linke, die meditieren, weil sie Medi- tation als ein nützliches Element der sozialistischen Lebensauffassung verstehen" (R. Lenz).

Eine Form dieser Meditation in der religiösen Subkultur stellt nun die transzendentale Meditation des

„Maharishi" Mahesh Yogi dar. (Den Beinamen „Maharishi" sollte man eher vermeiden. Er bedeutet nach der Auffassung von Lotz soviel wie

„beinahe heilig". Entweder hat Ma- hesh Yogi sich ihn selber zugelegt, oder er wurde ihm von seinen An- hängern „verliehen". Neuerdings

hört und liest man öfters die Be- zeichnung „His Holiness" [Seine Heiligkeit].) Bei seinem Verfahren der transzendentalen Meditation kürzt Mahesh Yogi den anspruchs- vollen klassischen Weg der Medita- tion auf eine einzige Entspannungs- übung. Damit kam er dem westli- chen Menschen so entgegen, daß er nichts anderes von ihm forderte, als zweimal am Tage für etwa 20 Minu- ten diese Tiefenentspannung mit Hilfe eines „Mantras", das ist eine Lautkombination von sinnlos anein- andergereihten Silben, zwanglos zu üben. Westlichen Menschen wird dabei als Lohn die Überwindung von Streß, eine Erholung und damit Lei- stungssteigerung, eine Aktivierung seiner schöpferischen Intelligenz und damit ein zweihundertprozenti- ges Leben versprochen.

Durch eine geschickte Kombination von Werbesprüchen, Erfolgsberich- ten und insbesondere dadurch, daß Mahesh Yogi mit einer Regel jeder Yogaphilosophie und jedem spiritu- ellen Leben brach, hat er den We- sten mit seinen eigenen Waffen ge- schlagen und dadurch einen in man- chem zweifelhaften Erfolg errungen:

Mahesh Yogi nimmt Geld für die Einweisungen, die er durch Instruk- toren ausführen läßt. Damit hat er erkannt, daß man mit Geld einen größeren Einfluß auf die Gesell- schaft erreicht. Dazu schreibt Lenz:

Mahesh Yogi „macht die Meditation inmitten der Leistungsgesellschaft zum Erfolg, und zwar mit deren Mit- teln!" Der allgemeinen Teuerung entsprechend werden erhebliche Gebühren erhoben: 300 DM je Per- son, Schüler und Studenten 175 DM.

In jüngster Zeit mehren sich auch Beiträge in medizinischen Fachzeit- schriften, die die transzendentale Meditation aus therapeutischer Sicht zu befürworten versuchen.

Sieht man sich die darin geschilder- ten Befunde genauer an, so läßt sich von den meisten feststellen, daß sie mit denen des autogenen Trainings weitgehend übereinstimmen. Das gilt ganz besonders von den EEG- Befunden, die von Befürwortern der transzendentalen Meditation als so besonders außergewöhnlich ge-

schildert werden. Kugler hat in meh- reren Arbeiten die große Ähnlichkeit der EEG-Befunde bei allen Techni- ken der Meditation hervorgehoben.

Sie bewirken eben alle einen Zu- stand, den Wachsmut geschickt als

„ruhende Wachheit" bezeichnet hat.

Ähnliches gilt von allen anderen ve- getativen Befunden. Die psychologi- sche Bezeichnung der „Schöpferi- schen Intelligenz" oder des „Vierten Bewußtseinszustandes" müssen als Übertreibungen gewertet werden.

„Samadhy" im Yoga, „Nirwana" der buddhistischen Versenkung, „An"

in der taoistischen Meditation und

„Satori" im Zen dürften für die Be- zeichnung der „Schöpferischen In- telligenz" Pate gestanden haben.

Vergleicht man den mühevollen Weg eines Übenden einer derartigen asiatischen Meditation mit den Ver- sprechungen, die denen, die die transzendentale Meditation üben, gemacht werden, so spürt man die ganz erhebliche Diskrepanz. Ähnlich wie es der Autor vor Jahren mit Blick auf den Yoga formuliert hat, kann es noch schärfer und ultimativer für die transzendentale Meditation gesagt werden:

Weil wir das autogene Training ha- ben, brauchen wir die transzenden- tale Meditation nicht. Sie bringt uns psychophysiologisch das gleiche wie das bei uns seit Jahrzehnten wohlerprobte autogene Training.

Sie liefert die Übenden aber der Ge- fahr einer für unseren Kulturraum fremden Ideologie aus, die, wenn sie noch dazu mit militanter Dynamik vorgetragen wird, nicht ungefährlich sein kann.

Komplikationen möglich

Hier sollen nur noch drei Gruppen von Komplikationen bei transzen- dentaler Meditation beschrieben werden, wie sie in den letzten Jah- ren in einer psychotherapeutisch- psychiatrischen Sprechstunde zu beobachten waren:

1. Bei Jugendlichen ist die Gefahr, von einer bis dahin geradlinigen in- neren und äußeren Entwicklung ab-

36 Heft 1 vom 4. Januar 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Transzendentale Meditation

zuweichen, besonders groß. Dabei sind die besonders gefährdet, die die transzendentale Meditation zum alles beherrschenden Prinzip ma- chen und dadurch die Verbindung zur Wirklichkeit ganz verlieren. So kommt es zu nicht wiedergutzuma- chenden Abknickungen von Le- bensentwicklungen, die dann an ei- ner Stelle enden, die weder in ir- gendeiner Form vorher geplant war noch vorhergesehen werden konn- te. Ähnliches kann auch immer wie- der einmal ganz gelegentlich bei der unqualifizierten Vermittlung des au- togenen Trainings vorkommen. Das ist ja auch einer der entscheidenden Gründe, weshalb die meisten mit diesem Verfahren Vertrauten seine Vermittlung in ärztliche Hand oder zumindest in unmittelbarer Nähe ei- nes fachkundigen Arztes durchge- führt wissen wollen.

Aus mehreren, zum Teil erschüttern- den Beobachtungen sollte man da- her allen Eltern raten: Wenn man überhaupt eine transzendentale Me- ditation befürworten will, sollte dies erst nach abgeschlossener Puber- tätsentwicklung, wenn nicht gar nach abgeschlossener Vorbereitung auf einen Beruf hin, erfolgen. Das also würde heißen, daß für sehr viele jüngere Menschen eine transzen- dentale Meditation nicht vor dem 25. Lebensjahr begonnen werden darf.

Eine andere Gruppe von Jugendli- chen, die durch das „kritische Sta- dium der Pubertät" stärker labilisiert ist, wählt den Weg der transzenden- talen Meditation wegen der „schein- baren Bewußtseinserweiterung", der aber in Wirklichkeit ein abstei- gender Weg der Bewußtseinseinen- gung ist, oft gefolgt von Einengung der persönlichen Freiheit.

Das geht aus einer neuen Untersu- chung von Haack „Die neuen Jugendreligionen" hervor, in denen fünf derartige Gruppierungen neben der transzendentalen Meditation be- schrieben werden. In dem Kapitel

„Die neuen Jugendreligionen als so- ziale und religiöse Ausstiegsmög- lichkeiten" werden auf Grund einer breiteren Erfahrung genau die Phä-

nomene beschrieben, denen ich in meiner eigenen Sprechstunde im- mer wieder begegne.

Aus dem Abschnitt „Ratschläge an Jugendliche" sollen folgende Teile zitiert werden, da sie als praktische Nutzanwendung gut verwertbar sind: „Wir akzeptieren die Glau- bens- und Religionsfreiheit jedes einzelnen, aber wir sind der Mei- nung, daß die neuen Jugend-,Reli- gionen' eine Gefahr für die Jugendli- chen darstellen. Der jeweilige Abso- lutheitsanspruch und die strenge isolierte Lebensweise vereinnahmen die Jugendlichen völlig und lassen kaum Möglichkeiten, sich mit Alter- nativen auseinanderzusetzen.

Einmal Mitglied, so ist es ungeheuer schwer, sich von der Gruppe zu trennen. Hat man der Gemeinschaft erst einmal alles geopfert, ist man ohne abgeschlossene Ausbildung und gegebenenfalls innerhalb der Gemeinschaft als Partner und Kin- der gebunden, so bedarf es großer Anstrengung, sich unter diesen er- schwerten Bedingungen wieder den gesellschaftlichen Realitäten zu stellen" (F. Haack, 1977).

In letzter Zeit häufen sich positive Erfahrungen mit autogenem Trai- ning bei Kindern (zum Beispiel Bier- mann, Eberlein, Kruse — was in die- sem Zusammenhang nicht interes- siert — dagegen bei Jugendlichen in den letzten Jahren des Oberschul- abschlusses (Biermann, lversen). Da gerade in diesem puberalen Lebens- alter die Anfälligkeit für außerge- wöhnliche Verhaltensweisen beson- ders groß ist, ist auch die Anfällig- keit gegenüber den verführerischen Anpreisungen der transzendentalen Meditation nicht gering.

Hier scheint es wichtig, eine nicht nur warnende Stimme zu erheben, sondern die drohende Gefahr auf- zuzeigen. Da wir im autogenen Trai- ning eine exzellent entwickelte Selbstversenkungsmethode haben, sollten wir, mehr als das bisher ge- schieht, sie der transzendentalen Meditation gerade gegenüber Ju- gendlichen entgegenstellen. Das hier noch ungelöste Problem der

Vermittlung des autogenen Trai- nings müßte von den dafür Verant- wortlichen bald und intensiv durch- dacht werden. Vereinzelte positive Erfahrungen bei der Vermittlung der Grundübung des autogenen Trai- nings durch Lehrer ermuntern den Autor, sich diesem Problem in dieser Form zuzuwenden.

2. Eine zweite Gruppe von Kompli- kationen im Zusammenhang mit un- qualifizierter Weitergabe der trans- zendentalen Meditation bewegt sich um folgende Probleme: Gerade bei labilen Persönlichkeiten — und diese drängen ja häufig eher zur transzen- dentalen Meditation als in sich Gefe- stigte und Gereifte — ist die Gefahr einer seelischen Entgleisung durch transzendentale Meditation ganz be- sonders groß. Es mehren sich in den letzten Jahren Beispiele dafür, daß entsprechend labile Menschen in ei- ne dann nicht wieder kompensierba- re Wahnentwicklung kamen. Gerade bei diesen Krankheitsbildern zeigt sich, daß den Übenden völlig sach- unkundig immer wieder geraten wird: „Sie müssen noch intensiver, länger und tiefer meditieren!"

3. Bei etwas älteren Menschen, die vielleicht auch erst später zur trans- zendentalen Meditation gekommen waren, zeigt sich der Schwerpunkt der Schädigung mehr im Bereich von Störungen der vegetativen Re- gulation. Dann kommt es entweder zu sehr unangenehmen körperli- chen Beschwerden wie Schmerzen oder anderen Unregelmäßigkeiten, die sich bis zur Behandlungsbedürf- tigkeit steigern können. Regelmäßig ist auch bei all diesen so behand- lungsbedürftig krank Gewordenen zu beobachten, daß es auch hier zu einem Hochspülen aus den Tiefen der Persönlichkeit kommt, mit dann meist sehr unangenehmen Erlebnis- sen, deren sachkundige Verarbei- tung aber nie erfolgt.

Die wesentlichen Konsequenzen . . .

Die wesentlichen Konsequenzen, die aus diesen drei Gruppen von Komplikationen gezogen werden,

38 Heft 1 vom 4. Januar 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Transzendentale Meditation

sind folgende: Die Meditation an sich ist ein sehr differenter Weg zu tieferen Schichten der eigenen Per- sönlichkeit, einer der Wege zum

"Selbst". Als solche bedarf sie aber, gerade weil es sich hier um einen derartig differenten Vorgang han- delt, immer einer sachkundigen Führung. Dies muß gerade bei Iabi- Ieren Menschen nicht nur in einer meditativ-sachkundigen Führung, sondern auch ebensosehr aus einer med izi n-psychologisch-psychiatri- schen Sachkunde heraus erfolgen. Das soll nicht heißen, daß nur Psychiater zur Vermittlung der Me- ditation geeignet wären. Medizin- psychologisch-psychiatrische Er- fahrungen aber und damit eine ent- sprechende randständige Schulung sollte in jedem Fall gefordert wer- den. Das gilt in einem ganz beson- deren Maße bei der Vermittlung von Meditation an Jugendliche.

Auf die transzendentale Meditation speziell angewandt heißt das:

~ Man muß sich in jedem Falle ei- nen kritischen Abstand bewahren. Jedes auch nur halbwegs differente Verfahren besitzt ja eine Reihe von Indikationen und Kontraindikatio- nen. Beachtet man sie nicht - und gerade alle nichtärztlichen Berufe sind ja sehr häufig unzureichend für das Stellen von Indikationen und Kontraindikationen geschult - wird eine unter Umständen im Prinzip se- gensreiche Maßnahme zum Ver- hängnis. Wer all das gar bewußt nicht wahrhaben will, handelt gewis- senlos.

Literatur beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med. Dietrich Langen Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie an der Johannes Gutenberg- Universität Mainz

Langenbackstraße 1 6500 Mainz 1

FREIE NIEDERLASSUNG

Eine Zuschrift zum Brief von Dr. Wilhelm Lösche "Die Freiberuflichkeif schützen- aber wie?'' in Heft 32/1978.

Meine Erfahrungen

1972 gab ich meine in einem Haus gemieteten Praxis- und Wohnräume auf, um 200 Meter weiter in ein selbstgebautes Haus mit Praxisräu- men einzuziehen. Für den Praxisbau investierte ich 100 000 DM. 1974 er- fuhr ich dann, daß hinter meinem Rücken mein Arztsitz als vakant von der KV mit Umsatzgarantie ausge- schrieben wurde, um der Dame, die mir vorher Praxis und Wohnung ver- mietet hatte, zu einem Nachfolger zu verhelfen. Man hatte weder den hier ansässigen praktischen Arzt noch mich vorher diesbezüglich um mei- ne Meinung gefragt, noch uns infor- miert. Dagegen ist ein drei Kilometer weiter peripher wohnender Kollege gefragt worden und hat sein Einver- ständnis gegenüber der KV geäu- ßert. Man siedelte dann einen persi- schen Kollegen nicht in dessen Pra- xisbereich, sondern im Zentrum meines Praxisbereiches an. So hat- ten wir von 1975 an mit einem ca.

20prozentigen Patientenrückgang und dem entsprechenden Umsatz- verlust fertig zu werden, für den uns die KV bis heute keinen Lastenaus- gleich angeboten hat. Im Gegenteil!

Da unsere Scheinzahl nun niedriger war, wurden unsere Durchschnitts- werte bei den Abrechnungen un- günstiger, so daß laufende Honorar- kürzungen von der KV zusätzlich vorgenommen wurden. Wie Sie, Herr Kollege, sehr richtig ausführen, handelt es sich bei dem, was man uns da von seiten der KV aufbürdet, natürlich nicht um das Risiko eines freien Berufes, sondern um Plan- wirtschaft, durch die viele niederge- lassene Kolleginnen und Kollegen in ihrer Existenz bedroht werden, ohne daß die KVen sich Gedanken dar- über machen, welche Ersatzleistung den Betroffenen von den sich auf unsere Kosten Niederlassenden zu- gestanden wird, bzw. welchen La- stenausgleich dieser Kreis bekom- men soll. Auch in unserem Fall war dieser Praxis-Hausbau eine Fehlin-

Spektrum der Woche Aufsatze · Notizen BRIEFE AN DIE REDAKTION

vestition. Wir hätten für private Zwecke an dieser Stelle niemals ein Haus gebaut. Mit meinen 14jährigen Kindern gehe ich nun mit dem vor- weggenommenen KV-Aderlaß in das Kostendämpfungsgesetz bei Jung- gesellenversteuerung!

Dr. med. Ute Behnert-Breitländer Fachärztin für innere Medizin Poststraße 4

4500 Osnabrück-Gretesch

LETZTER WILLE

Der Verfasser regt an, etwa ab dem 70.

Lebensjahr ein "Sterbetestament" mit- zuführen, in dem festgelegt ist, mit wel- chen Maßnahmen (lntensivmedizin ... ) man nicht mehr einverstanden ist. Der Arzt, der einen Bewußtlosen oder nicht Zurechnungsfähigen behandelt, sollte sich nach einem solchen Willen zu rich- ten haben. Diese Frage, die sich wohl manchem schon einmal gestellt hat, be- dürfte sicherlich einer weiteren, im Rah- men eines Leserbriefes nicht zu leisten- den Abklärung. Daher lediglich folgende:

Anregung

Durch Praxiserleben immer wieder konfrontiert dürfte den Arzt nicht gleichgültig lassen, wie er selbst be- handelt wird, falls er in die Sterbens- möglichkeit durch Unfall, Opera- tionsnotwendigkeit oder Dauer- krankheiten bzw. -leiden gerät.

Nicht jedem Arzt liegt es (und des- halb kann das auch keinem irgend- wie vorgeschrieben werden), etwa ein Dokument wie seinen letzten, persönlichsten Willen für solche Fäl- le in der Brieftasche mit sich zu füh- ren. Ohne Zweifel dürfte aber die

"Hilfspflicht" eines ärztlichen Kolle- gen wie auch für die nächsten Ange- hörigen des betroffenen Arztes jede Entscheidung unkompliziert regeln, wenn ein Arzt seinen letzten (per- sönlichsten) Willen zugänglich mit sich führt. Bekanntlich ist juristisch einwandfrei nur ein handgeschrie- benes und unterschriebenes Testa- ment mit Orts- und Datumsan- gaben ...

Dr. Ernst Schneider Nervenarzt

Thomannstraße 4 6500 Mainz

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 1 vom 4. Januar 1979 39

Referenzen

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