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Archiv "Mit Maos Sprüchen auf neuen Wegen" (16.08.1979)

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Auf dem Tai shan, dem heilig- sten der heiligen Berge des alten China. Der neue Tag bricht an.

Hunderte von Chinesen erwarten ihn schweigend. Symbolisch für einen Neubeginn im Neuen Chi- na? Dem Alten und ersten Anzei- chen des Neuen galt eine Reise, die von Peking über Tsingtao, Tsinan, Tai an, Shanghai und Kanton nach Hongkong führte.

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Mit Maos Sprüchen auf neuen Wegen

Über chinesische Kombinationen des Alten mit dem Neuen und des Privaten mit der Politik berichtet Norbert Jachertz

Als wir in Kowloon Station aus dem Zug stiegen und in das wirbelnde Hongkong entlassen wurden, fühlten wir uns wie niedergebombt.

Einen krasseren Unterschied gibt es nicht als den zwischen Rot- china und der britischen Kronkolonie, zwischen Gelassenheit und Hektik, zwischen Armut und Konsumorgie, zwischen freundlicher Neugier und desinteressiertem Vorbeihasten. Der Westen hatte uns wieder, noch dazu an einem Platz, auf dem der Uralt-Kapitalismus triumphiert: Wachstum über alles.

Noch vor wenigen Monaten hätte man glauben können, auch die Rotchinesen hätten es eilig, genau diesen Wachstumskurs einzu- schlagen. Inzwischen wissen wir, daß die neue Führung in Peking, die ja so neu nun auch nicht mehr ist, ihren Kurs der „Vier Moderni- sierungen" zwar fortsetzt, aber nicht in dem Tempo, das mancher im ersten Überschwang erwartet hatte. Und „Neuer Kurs" heißt keines- wegs, daß nun der Westen und die Marktwirtschaft ins Land der Mitte einziehen. Denn über allen Nachrichten von der Öffnung zum Westen hatte so mancher übersehen, daß Rotchina rot bleiben will und sich nach wie vor als sozialistisches Entwicklungsland ver- steht — und das, bei aller Achtung vor einer fast 4000 Jahre alten Zivilisation, auch ist.

Dies hier ist ein Bericht über eine dreiwöchige Reise durch China.

Sie fand gerade während der Zeit statt, in der in Peking Ende Juni der Volkskongreß tagte. Übrigens eine Tagung, die im Straßenbild überhaupt nicht auffiel, obwohl sich doch am „Platz vor dem Tor des himmlischen Friedens" an die 4000 Delegierte und Gäste eingefun- den hatten. Die Bedeutung des Kongresses auch für den Mann auf der Straße wurde jedoch dem Beobachter allmählich deutlich: Dis- kussionen unter den chinesischen Begleitern und ein auffallendes Interesse für die aushängenden Zeitungen. Als die ersten Ergebnisse der Rede Hua Guofengs bekannt wurden, waren die Schaukästen mit der Volkszeitung von Menschentrauben umlagert.

Nach dem neuen, jetzt immer deutlicher in den Vordergrund treten- den Führer — er kommt Ende Oktober auf seiner ersten Reise nach Westeuropa auch nach Bonn — ist in China mit der neuen Führungs- spitze seit Oktober 1976 und der Bestätigung ihres Programmes jetzt

Heft 33 vom 16. August 1979 2073

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20 Tage China

auf dem Volkskongreß in Peking eine „historische Wende" einge- treten. Das ist gewiß mehr als nur ein Selbstlob des neuen Führers über seinen neuen Kurs. Denn tat- sächlich werden mit der Politik der Vier Modernisierungen (der Land- wirtschaft, der Konsumgüterindu- strie, der Verteidigung und der Wissenschaft und Technologie) Akzente für die künftige Entwick- lung gesetzt. Doch die Vergangen- heit ist nicht tot.

Die „Viererbande" ist an allem schuld, und die Partei hat immer noch recht

Tagtäglich wird in China zwar der jüngsten Vergangenheit abge- schworen, werden die Erzböse- wichte der „Viererbande" ver- dammt; sie, an ihrer Spitze Maos Witwe, sind die Sündenböcke, de- nen jegliche Fehlleistung der letz- ten 15 Jahre, ob zu Recht oder zu Unrecht, zugeschoben wird. Ande- rerseits aber — Mao lebt; seine Ge- danken und klugen Sprüche wer- den dem Besucher immer noch zi- tiert. Ohne ihn und seine Ideen scheint auch die neue Führung nicht auskommen zu wollen. In China werden Anstrengungen un- ternommen, demokratische For- men einzuführen, den Bürgern so etwas wie Rechtssicherheit zu bie- ten, aber von unseren Vorstellun- gen von Demokratie und Rechts- staatlichkeit ist man wahrhaftig noch weit entfernt. Auch wenn die Zeitungen heute freier berichten, wenn es an der „Mauer der Demo- kratie" in Peking die freimütigen Wandzeitungen gibt, auch wenn der Volkskongreß in diesem Jahr offener diskutieren konnte und die Führung so offen Rechenschaft ablegte wie noch nie zuvor — den- noch ist China kein demokrati- sches, sondern nach wie vor ein sozialistisches Land mit einer ver- staatlichten oder sozialisierten Wirtschaft, einem sozialisierten Gesundheitswesen, mit staatlicher Planung und mit einer Partei, die dem normalen Mann auf der Stra- ße immer noch gottgleich vor- kommt, mit einer undurchsichti-

gen Verwaltung, deren Beschlüsse er ergeben hinnimmt.

Das Gesundheitswesen ist gewiß nicht das schlechteste Studienob- jekt, um Aufschluß über das rote China, über die Änderungen seit der Befreiung im Jahre 1949 zu gewinnen. Hier gibt es Erfolge, die eindeutig dem neuen System, der Mobilisierung des Volkes durch ei- ne allgegenwärtige Partei zuzu- schreiben sind. Das Stichwort da- zu heißt: Kampagne. Soeben erst wurde eine neue angekündigt, diesmal eine gegen das Rauchen in der Öffentlichkeit. In einem Land der Kettenraucher hat sich die Partei da viel vorgenommen.. . Meine ersten Eindrücke vom Ge- sundheitswesen des Neuen China hat mir der englische Chirurg Joshua Horn vermittelt. Horn gab 1954 seinen sicheren Beruf in England auf und zog samt Familie nach China. Sein Vorbild war der kanadische Arzt Norman Bethune, der in Maos Revolutionsarmee ar- beitete und der heute in China wie ein Heiliger verehrt wird.

Gesundheitskampagnen mit

„revolutionärem Humanismus"

und „Überzeugungsarbeit"

Bethune prägte auch die Vorstel- lungen vom „revolutionären Hu- manismus", der jeden Mediziner durchdringen soll. Für die Praxis kann das schlicht mit „Mitleid"

übersetzt werden. Chinesischen Ärzten wird jedenfalls nachge- rühmt — gerade auch von westli- chen Patienten, die mit ihnen zu tun hatten — sich aufopfernd, sanft und mit-leidend um ihre Patienten zu kümmern. Davon zeugt auch das Buch von J. Horn, in dem er 1969 seine China-Erfahrungen wiedergab. Darin ist sehr anschau- lich beschrieben, was sich ge- sundheitspolitisch in China seit 1949 wirklich getan hat:

Es gelang, das ganze Land mit ei- nem Netz medizinischer Basisein- richtungen zu überziehen. Es ge- lang weitgehend, die traditionellen Heilkundigen in das Gesundheits-

wesen zu integrieren. Es gelang schließlich, die China seit Jahrtau- senden plagenden Seuchen unter Kontrolle zu bringen. Die entschei- dende Rolle spielte dabei die Kom- munistische Partei: Sie setzte die Ziele und kontrollierte deren Ein- haltung. Ihre Ideen, oft sehr prag- matisch und wenig ideologisch, haben die Bevölkerung wirklich durchdrungen — durch Aufklärung („Überzeugungsarbeit" genannt) aber auch dank sanfter— und auch harter — Gewalt.

Es empfiehlt sich in China immer, den Vorher-nachher-Vergleich zu versuchen: vor der Befreiung, nach der Befreiung. Vergleiche mit unserem Land oder „dem We- sten" führen fast regelmäßig an der Realität vorbei.

Shanghai, vorher: „Ich suchte nach von Skorbut gezeichneten Kindern, nach Kindern, die von Läusen geplagt werden, nach sol- chen mit rotentzündeten Augen, blutendem Zahnfleisch, geblähten Leibern und spindeldürren Armen und Beinen. Tag und Nacht suchte ich auf den Gehsteigen nach Kin- dern, die von Bettlern absichtlich verstümmelt worden waren, nach Bettlern, die sich an gutgekleidete Passanten hängten, um Mitleid und Geld zu erpressen, indem sie behaupteten, das verunstaltete Kind sei ihres. Ich suchte nach Kindern, auf deren schrecklichen Ekzemen Fliegen saßen. Nach Kin- dern, die auf der Straße ihren Darm entleerten und auch nach großer Anstrengung nichts als Bandwürmer hervorpreßten. - Das schrieb ein kanadischer Ge- schäftsmann, der vor der Befrei- ung in Shanghai arbeitete und die Stadt 15 Jahre später wieder be- suchte. Er fand nichts von alldem mehr vor. Auch wir haben derarti- ges nicht gesehen, weder in Shanghai noch sonstwo, in keiner Stadt, auf keinem Dorf. In China gibt es Armut, aber kein Elend, keine Bettler, keine zur Schau ge- stellten Krankheiten! Ich habe Mir an mehreren Tagen einige Stun- den Zeit für aufmerksame Straßen-

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Die chinesische Ge- sundheitspolitik ist auf Gesundheitserziehung und Vorbeugung sehr bedacht. Die gemeinsa- men Turnübungen gehö- ren zum täglichen Pflichtpensum in Kinder- gärten und Schulen (Bild oben). „Schließen wir uns zusammen, um noch größere Siege zu errei- chen" steht auf dem Transparent über dem Eingang zu diesem Sa- natorium (Mitte). Die er- sten Ergebnisse des Volkskongresses, Ende Juni, hängen aus. Das Interesse an den Aus- hängen ist überall sehr groß (unten)

20 Tage China

bummel genommen. Bei einer China-Reise wird man von den chinesischen Begleitern nämlich keineswegs „an die Leine genom- men". Man kann sich frei bewe- gen; wegen der Sprachschwierig- keiten ist das zwar etwas umständ- licher als sonst bei einer Reise, aber mit etwas Unternehmungs- lust und Phantasie geht das schon.

Also — in der Dämmerung durch Shanghais Straßen:

In den Außenbezirken niedrige Häuser, ein- bis zweistöckig, so wie sie in China auch sonst üblich sind, zu den Straßen meist abge- schlossen. Erst, wenn man durch ein Tor tritt, öffnet sich ein Gewirr von ineinandergeschachtelten In- nenhöfen. Die Wohnungen an den Hauptstraßen sind allerdings gleich von der Straße aus zu betre- ten — so auch in Shanghai. Dort zieht sich die Nanking Road, der wir folgen, über viele Kilometer von den Außenbezirken bis hinun- ter zum „Bund" mit den auch heu- te noch sehr britischen Geschäfts- häusern in der ehemaligen engli- schen Konzession.

Nicht nur die Hauptstraßen der Städte sind heute in China asphal- tiert, auch die meisten Nebenstra- ßen. Auf dem Dorf allerdings sind sie meist noch mit Lehm ge- stampft. Die Straßenreinigung funktioniert ausgezeichnet. In den großen Städten werden abends die Bürgersteige mit Wasser ge- sprengt, Müll wird täglich abge- fahren, Schmutz auf den Straßen ist kaum zu sehen, auch deshalb, weil es in Chinas Städten über- haupt keine Hunde gibt.

In südlichen Gegenden, wie in Shanghai, verbringen die Men- schen ihre Feierabende auf dem Bürgersteig. Da werden Tische herausestellt und Sessel, da ste- hen die Kinderwagen. Die Männer spielen Schach (zur Zeit der Kul- turrevolution verboten), immer umringt von einer Schar sachkun- diger Zuschauer. Junge Leute drängen sich vor Kinos: Charlie Chaplin.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 33 vom 16. August 1979 2075

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20 Tage China

Ein Blick in die Wohnungen: Eine Familie hat zwei, allenfalls drei Räume, jeder durchweg mit zwei Schlafstätten belegt. Wohnungen sind nämlich sehr knapp. Die Aus- stattung ist einfach; an der Decke hängt eine nackte Glühbirne von 15 Watt (bei uns gibt es so etwas schon gar nicht mehr), ein Tisch, ein paar Stühle oder Sessel. Der Stolz eines jeden Chinesen steht oft mitten im Wohnzimmer — das Fahrrad. Wer es noch weiter ge- bracht hat, hat dann auch noch eine Nähmaschine und, ganz sel- ten, einen Fernsehapparat. Flie- ßendes Wasser in den Wohnungen ist nicht die Regel, meistens findet sich auf einem der Innenhöfe oder auf dem Bürgersteig eine Wasser- stelle. Das Wasser gilt allgemein als trinkbar. Die Küche wird von mehreren Familien gemeinsam benutzt, ebenfalls die Toilette und, wenn überhaupt vorhanden, das Bad.

Nach Einbruch der Dämmerung wird es in chinesischen Städten dunkler als bei uns. Das liegt nicht nur an der samtenen Dunkelheit südlicher Nächte, sondern ist schlicht ein Zeichen von Energie- knappheit. Die Straßenlaternen stehen in weiten Abständen aus- einander. Lange Gassen sind oft nur mit einem einzigen Mast be- stückt; und auch die große Nan- king Road ist in Dämmer gehüllt.

Die wenigen Autos, die es gibt, meist Taxis, fahren aus einem un- erklärlichen Grunde immer mit Standlicht. Die Hunderte und Aberhunderte Fahrräder sind un- beleuchtet.

Eigentlich also eine Gegend für Liebespärchen. Doch nicht so in China. Seit der „Zerschlagung der Viererbande" dürfen zwar Paare wieder Händchen halten, und sie tun es auch — aber mehr auch nicht. In dieser Hinsicht geht es in China mehr als gesittet zu. Hier ist schon eher Prüderie zu spüren;

und die wird von oben auch be- wußt gefördert. Das hat mit der Familienplanung zu tun. Junge Leute in China sind nämlich gehal- ten, spät zu heiraten. Männer tun-

lichst mit 28, Frauen mit 25 Jahren.

Voreheliche Beziehungen sind verpönt; auch Kontrazeptiva wer- den (offiziell jedenfalls) nur an ver- heiratete Paare ausgegeben. Jun- ge Leute tun also gut daran, sich in Prüderie zu üben — oder er- satzweise mit Geschlechtsgenos- sen(innen) Händchen zu halten.

Die „Pille" gibt es

kostenlos beim Barfußarzt in der Sanitätsstation

Die Propaganda für die Familien- planung ist umfassend; jeder, der von uns darauf angesprochen wird, weiß Bescheid. Die „Pille" ist in den Sanitätsstationen kostenlos erhältlich, auch mechanische Ver- hütungsmittel. Die „Pille" hat sich allerdings weitgehend durchge- setzt, vor allem in der Stadt. Auch die Sterilisation, meist der Frau, ist weit verbreitet, und zwar nach dem zweiten Kind. Abtreibung — bis zum dritten Monat — wird sehr großzügig gehandhabt und ist ebenfalls mit keinen Kosten ver- bunden.

Theoretisch könnte ein Chinese mit 20, eine Chinesin mit 18 Jahren heiraten, das sieht jedenfalls das Heiratsgesetz vor. Warum tut er oder sie das aber nicht?

Wer so früh heiraten wollte, hätte in seiner Familie, in seinem Be- trieb, im Straßenviertel gegen gro- ße Widerstände zu kämpfen, denn die Gruppe bestimmt in China in- formell vielerlei, was in westlichen Ländern per Gesetz festgelegt ist.

Über das Heiraten (und über die Scheidung) wird im Einwohner- komitee geredet, in der Arbeits- gruppe des Betriebes, auch über das Kinderkriegen oder die Verhü- tungspraxis. Man braucht zwar niemanden ausdrücklich um Er- laubnis zu fragen, wenn man noch ein weiteres Kind möchte, aber schon das Reden darüber vor den Kollegen kann verhütend wirken, genauso wie die Gruppe zuverläs- sig Scheidungen verhindert. Nach dem Gesetz ist das Scheiden zwar ganz einfach, praktisch aber kaum möglich.

Die Kombination eines sehr groß- zügigen Angebots der verschie- densten Verhütungsmittel mit der informellen Kontrolle durch die Gruppe hat in Chinas Städten Er- folg gehabt, auf dem Lande weniger.

Gegen Ende unserer Reise wurde zum ersten Mal seit über 20 Jahren eine absolute Zahl über die Bevöl- kerungsbewegung bekannt: Heute gibt es 960 Millionen Einwohner in der VR China. Das ist nicht nur eine gewaltige, sondern auch eine überraschend hohe Zahl. Denn noch während unserer Reise war nur von „über 800 Millionen" die Rede. Damit hatten auch Experten gerechnet. Nun sind es also über 150 Millionen mehr, als man ge- rechnet hatte; das spricht dafür, daß die Familienplanung in den letzten 20 Jahren in China insge- samt nicht eben sehr erfolgreich gewesen ist; und das liegt wahr- scheinlich nur an der Landbevöl- kerung, die aber immerhin 80 Pro- zent der Einwohner ausmacht.

Allerdings gibt es auch eine ande- re erstaunliche Zahl. Der Bevölke- rungszuwachs im Jahre 1978 be- lief sich — auch das wurde gerade bekannt — auf 1,2 Prozent; Exper- ten hatten bisher eine Zunahme von 1,8 angenommen. Mit anderen Worten: während also in den letz- ten 20 Jahren offensichtlich er- hebliche Geburtenüberschüsse zu verzeichnen waren, hat sich die Si- tuation jetzt erheblich verbessert, denn 1,2, das ist ein Ergebnis, das weitaus besser ist als in fast allen Entwicklungsländern sonst.

Bevölkerungszuwachs 1,0 bis zum Jahr 2000

— ein realistisches Ziel

Das von Hua proklamierte Ziel, bis zum Jahre 2000 den Bevölke- rungszuwachs auf unter 1,0 zu drücken, scheint somit realisierbar zu sein, vorausgesetzt die Millio- nen junger Leute, die sich in den überraschenden zusätzlichen 150

• Fortsetzung auf Seite 2081

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BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER

DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION

DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT INFORMIERT:

Verzicht auf Zulassung methapyrilenhattiger Arzneimittel

Das Bundesgesundheitsamt hat am 2. August 1979 den von den nachgenannten Herstellern ausgesprochenen Verzicht auf die Zulassung für die im folgen- den jeweils aufgeführten me- thapyrilenhaltigen Fertigarznei- mittel bestätigt. Das BGA trifft die nach § 31 (Erlöschen der Zulassung) Abs. 4, Satz 2 Arz- neimittelgesetz gebotene Fest- stellung mit Wirkung zum 1.

September 1979.

1. Menley u. James Laborato- ries (Pharma) GmbH, Hilde- brandtstr. 12, 3400 Göttingen:

Contac (Liquid, Schnupfen- spray)

2. Eli Lilly GmbH, Postfach 27 20, 6300 Gießen 2:

Copyronilum (Kapseln, Suspen- sion), Histadyl (Kapseln, Sirup), Hista-Clopane (Kapseln), Hista- dyl kompositum (Kapseln) 3. Woelm Pharma GmbH u. Co., Postfach 840, 3440 Eschwege:

Sedanoct (Tabletten)

4. Tiffapharm, Pharmazeutische Präparate, Ap. Dr. med. G.

Knüss, Friedberger Landstr. 72, 6000 Frankfurt am Main:

Tiffaforte (Kapsel-Zäpfchen, Salbe)

5. Frede Weiskopf KG, Pharma- zeutische Präparate, Wiener Str. 42, 6000 Frankfurt am Main:

Sedakolat (Tabletten) NACHRICHTEN

Pflegesatzverordnung:

Forderungen der

Krankenhausgesellschaft

Der längst angekündigte Referen- tenentwurf einer geänderten Bun- despflegesatzverordnung (BPf IV) läßt immer noch auf sich warten.

Das federführende Bundesmini- sterium für Arbeit und Sozialord- nung ist damit beschäftigt, die zu ändernden Punkte aufzulisten und Bilanz von Expertengesprächen zu ziehen, die mit Betriebswirten, Krankenhaus-, Krankenkassen- und Wirtschaftsprüfern sowie Re- - präsentanten der Ärzteschaft statt-

gefunden haben.

Im wesentlichen geht es bei der notwendigen Synchronisierung von novelliertem Krankenhausfi- nanzierungsgesetz (KHG) und der Pflegesatz-Novelle um fünf Pro- blemkomplexe Die Pflegesatzge- staltung, den Gewinn- und Ver- lustausgleich, die Betriebsmittel- ausstattung, die Leistungsgestal- tung und -abrechnung sowie die gesondert berechenbaren Lei- stungen.

Anläßlich der Mitgliederversämm- lung -des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV) am 15. Juni in Timmendorfer Strand hat der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesell- schaft_(DKG), Prof. Dr. med. Hans- Werner Müller, Düsseldorf, die Es- sentials seiner Organisation präzi- siert. Danach soll das bereits in § 25 der KHG-Novelle (Entwurf) ver- ankerte Recht, zu Jahresbeginn die Pflegesätze (vorab) linear an- zuheben (wie dies bereits in eini- gen Bundesländern der Fall ist), durch präzise Regelungen in der Pflegesatzverordnung weiter kon- kretisiert werden. Dieses Verfah- ren sei für Krankenhäuser wie Kas- sen gleichermaßen vorteilhaft. Ei- nerseits würden Liquiditätseng- pässe bei den Krankenhäusern vermieden, andererseits könnten die Krankenkassen aufgrund einer nachträglichen Ausgleichsrech- nung die tatsächlichen Selbstko-

sten nachprüfen und aufgrund si- cherer Zahlen kalkulieren.

In der Selbstkostenrechnung sol- len die gesondert berechenbaren ärztlichen (Wahl-)Leistungen ge- trennt erfaßt und bewertet werden.

Um Doppelzahlungen zu vermei- den, sollte ein bundeseinheitlich geregelter Arztkostenabschlag (Vorschlag: acht Prozent) vorge- schrieben werden. Es sei un- zweckmäßig, die Wahlleistung

„Arzt" und damit die „Liquida- tionskette" nur auf die angestell- ten Ärzte des Krankenhauses zu beschränken. Auch die Möglich- keit der Rückkopplung, das heißt, die Wahl des Arztes in Verbindung mit der gleichzeitigen Wahl eines Komfortzimmers sollte beibehal- ten werden.

Weiter wünscht die Krankenhaus- gesellschaft, die Ambulanzleistun- gen klar von den stationären Lei-

stungen abzugrenzen. Insbeson- dere seien die institutionellen Lei- stungen und Kosten des Hauses von denen der Ambulanzleistun- gen der Chefärzte zu trennen. In keinem Falle dürfe die privatärztli- che Ambulanz den allgemeinen Pflegesatz kostenmäßig belasten.

Besonders teure diagnostische und therapeutische Verfahren so- wie kostenintensive Heil- und Hilfsmittel sollten neben dem allgemeinen, vollpauschalierten Pflegesatz ohne zeitliche Begren- zung berechnet werden. Dazu un- terbreitet die DKG einen Katalog von zwölf Leistungskomplexen, deren „Preise" frei berechnet und deren Erlöse im Selbstkostenblatt zu isolieren sind. Die Kosten sollen jedoch nicht so hoch angesetzt werden, daß solche Möglichkeiten nur für wenige Spezialkliniken in Frage kommen. Als Grundrege- lung der Pflegesatzform wird —>

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 33 vom 16. August 1979 2077

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NACHRICHTEN

trotz aller Mängel — der vollpau- schalierte Pflegesatz befürwortet.

Alternative Berechnungsformen, etwa degressive Pflegesätze, Fall- und Kostenpauschalen sollen auf freiwilliger Basis nur dann gegen- über den tagesgleichen Pflegesät- zen zum Zuge kommen, soweit sich diese Verfahren bewähren und das Kostendeckungsprinzip gewahrt bleibt. Der Gewinn- und Verlustausgleich sollte abge- schafft und Überschüsse sollten den Häusern belassen werden (nicht vertretbare Verluste sind je- doch auszugleichen).

Kostenübernahme-Erklärungen, wie sie von der PKV angestrebt werden, könnten nur dann akzep- tiert werden, wenn gleichzeitig Vorschußzahlungen vereinbart würden. (Ähnliches gilt für den RVO-Kran kenkassensektor.) Im Gegensatz zu den Kassen lehnt es die Deutsche Krankenhausge- sellschaft ab, die Kosten der In- standhaltung und Instandsetzung künftig dem Investitionskostenbe- reich und damit den von der öf- fentlichen Hand zu übernehmen- den Vorhaltekosten zuzuschla- gen. HC

Behinderte Kinder:

Keine Fahrtkostenerstattung für beide Eltern

Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen so zu ändern, daß künftig auch Fahrtko- sten für beide Elternteile erstattet werden müssen, die bei der ärztli- chen Betreuung körperlich behin- derter Kinder anfallen. Dies erklär- te Staatssekretär Hermann Busch- fort in der Fragestunde des Bun- destages. Die §§ 194 und 182 b der

Reichsversicherungsordnung (RVO) ließen den Krankenkassen einen hinreichenden Ermessens- spielraum, um diese Fragen eigen- ständig lösen zu können, erklärte der Staatssekretär des Bundesmi- nisteriums für Arbeit und Sozial- ordnung. WZ

Pflegeberufe:

Jede zehnte Stelle unbesetzt

Der Behauptung, die Krankenhäu- ser hätten sich in den vergange- nen Jahren „mit Personal vollge- sogen", ist jetzt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), Düsseldorf, als Spitzenorganisa- tion der 3416 bundesdeutschen Krankenhäuser mit konkreten Ge- genbeweisen entgegengetreten:

Eine im Auftrag des Bundesmini- steridms für Jugend, Familie und Gesundheit durchgeführte Unter- suchung über den gegenwärtigen und künftigen Bedarf an Pflege- kräften in der Bundesrepublik Deutschland (sogenannte Kran- kenpflege-Enquete) ergab, daß heute bereits jede zehnte bedarfs- notwendige Stelle in den Kranken- häusern unbesetzt sei. Gegenwär- tig gebe es 262 000 Pflegeperso- nen, der Bedarf hingegen sei auf 290 000 Planstellen zu veranschla-

-ZITAT

Kein Dogma

„Die Kosten in Grenzen zu halten — trotz Krankenver-

sicherungs-Kostendämp- fungsgesetz—ist eine dauern- de Aufgabe. Dabei darf das Prinzip der einnahmenorien- tierten Ausgabenpolitik nicht als Dogma mißverstanden werden. Notwendige Ratio- nalisierungen im kosten- trächtigen Gesundheitswe- sen dürfen sich nicht zu La- sten der Humanität für die Betroffenen (Patienten und Beschäftigte) auswirken."

Werner Vitt, Mitglied des SPD-Parteivorstandes und stellvertretender Vorsitzen- der der IG Chemie, Keramik vor dem 16. Bundeskongreß der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Ge- sundheitswesen (ASG).

gen. Nach Berechnungen der DKG steige der Bedarf an Pflegekräften in den Krankenhäusern bis 1985 um weitere 30 000 auf 320 000 an.

Bezogen auf den heutigen Be- stand, seien danach in den näch- sten Jahren 60 000 zusätzliche Krankenschwestern und Kranken- pfleger erforderlich. Die Kranken- hausgesellschaft führt diesen Zu- satzbedarf im wesentlichen auf die in den Krankenhausbedarfsplänen erwartete und unterstellte weitere Verkürzung der Verweildauer zu- rück. Diese sei jedoch nur dann zu verwirklichen, wenn die pflegeri- sche Versorgung intensiviert und der Personalaufwand vermehrt werde.

Die Krankenpflege-Enquete zeigt für 1985, daß der Pflegebedarf bis auf 12 000 Pflegek-räfte reduziert werden könne, wenn der Zugang zu den pflegerischen Berufen in den nächsten Jahren in dem Maße weiter zunimmt, wie er in den letz- ten Jahren beobachtet wurde. Vor- dringlich sei aber, die bestehen- den Ausbildungsstätten an den Krankenhäusern der erwarteten Nachfrage anzupassen. Zuvor müsse aber eine kostendeckende Finanzierung der beruflichen Bil- dung im Rahmen des Kranken- hausfinanzierungs- und Pflege- satzrechtes sichergestellt werden.

Spätestens 1990 wird eine erneute Zuspitzung der Personalprobleme der Krankenhäuser erwartet. Vor- aussichtlich ab Mitte der achtziger Jahre nehmen die Schülerzahlen stark ab. Auch bei einem verlän- gerten Mutterschutz von acht Wo- chen auf sechs Monate (Gesetzes- vorlage der Bundesregierung) würden mehr als 4000 Kranken- pflegekräfte zusätzlich benötigt.

Hinzu kämen weitere 3200 zusätz- lich einzuplanende Pflegekräfte, wenn, ein gesetzlicher Bildungsur- laub auf breiter Front realisiert würde. Noch utopischer wäre der Personalaufwand, wenn die 35- Stunden-Woche generell einge- führt würde: Geschätzter Zusatz- bedarf bis 1985 dann: 45 000 Pfle- gekräfte! HC

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AUS DEN BUNDESLÄNDERN

BADEN-WÜRTTEMBERG

Mehr Patientennähe in der Psychiatrie

Die Landesregierung von Baden- Württemberg will an der in ih- rem Psychiatrieplan vorgesehenen stärkeren Dezentralisierung der stationären Versorgung psychisch Kranker festhalten. Nachdem das Land in den vergangenen Jahren vor der Aufgabe gestanden habe, die historisch gewachsenen regio- nalen Ungleichgewichte der sta- tionären psychiatrischen Versor- gung auszugleichen, seien nun seit den Arbeiten zum Psychiatrie- plan beachtliche Anstrengungen unternommen worden, den Kran- ken wohnsitznahe Behandlungs- möglichkeiten anzubieten.

Nach Meinung von Sozialminister Annemarie Griesinger sollte sich die gemeindenahe Versorgungs- struktur allerdings nicht nur auf den stationären, sondern vor allem auch auf den teilstationären und ambulanten Bereich beziehen. Ge- rade diese Dienste seien in den vergangenen Jahren in Baden- Württemberg ausgebaut worden und würden in der Zukunft noch wesentlich erweitert. Zum teilsta- tionären Bereich zählt die Ministe- rin die sogenannten komplemen- tären Dienste wie Übergangshei- me, Wohnheime, Einrichtungen für Mehrfach- und Schwerstbehin- derte, beschützende Wohngrup- pen, Tagesstätten, Patientenclubs und beschützende Werkstätten. Im ambulanten Bereich — so die Mini- sterin — seien neben dem nieder- gelassenen Arzt vielfältige offene Hilfen wie zum Beispiel Bera- tungsdienste der Kliniken und freien Träger, Gemeindeschwe- stern und Laienhelfer zu nennen.

Diesem Angebot im teilstationären und ambulanten Bereich müsse ein gleichwertiges Therapie- und Rehabilitationsangebot im statio- nären Sektor gegenübergestellt werden. Da nur Behandlungszen- tren ab einer bestimmten Größe dieses gewährleisten können, soll-

ten neue Zentren etwa 200 Plätze umfassen, von denen 80 bis 120 auf den klinischen und der Rest auf den nichtklinischen Sektor entfallen. Diese Größe entspräche den Empfehlungen der Psychia- trie-Enquete des Bundes.

Frau Griesinger hat Vorstellungen zurückgewiesen, künftig könne an jedem Allgemeinkrankenhaus ein psychiatrisches Behandlungszen- trum betrieben werden. In der Re- gel seien dort die • notwendigen wirtschaftlichen und personellen Voraussetzungen nicht gewährlei- stet. dr

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Früherkennung: Wie wirkt sich der Wegfall der Altersgrenze aus?

Die Allgemeine Ortskrankenkasse Lübeck ist nach Abschluß der Ab- rechnung für das Jahr 1978 der Auffassung, daß sich der Wegfall der Altersgrenze auf die Beteili- gung der Versicherten an den

Krebsfrüherkennungs-Untersu- chungen positiv auswirkt. Die AOK Lübeck hatte im vergangenen Jahr für die Zeit vom 1. April bis 31.

Dezember 1978 ihre Satzung da- hingehend geändert, daß Untersu- chungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen nach § 181 Abs. 1, Nr. 2 und 3 RVO auch dann bezahlt werden, wenn die Alters- grenzen noch nicht erreicht sind.

Nach Mitteilung der AOK Lübeck stieg die Gesamtzahl der Früh- erkennungsmaßnahmen von 1976 auf 1978 bei Frauen von 8349 auf 10 247, bei Männern von 1967 auf 2656. Bei den Personen außerhalb der Altersgrenzen (Frauen bis 29 Jahre, Männer bis 44 Jahre) war eine überproportionale Zunahme verzeichnet. Der Anteil der teilneh- menden Frauen bis 29 Jahre stieg von 1,1 Prozent im Jahre 1976 auf knapp 5,0 Prozent im Jahre 1978;

bei den Männern bis 44 Jahre stieg dieser Anteil im gleichen Zeitraum von 4,3 auf 7,4 Prozent. gb

NORDRHEIN-WESTFALEN

Ratgeber für die

Aufnahme ins Krankenhaus

Die Anfang 1978 von der Ärzte- kammer Nordrhein auf Initiative des Ärztekammerpräsidenten Dr.

Friedrich-Wilhelm Koch gestartete Aktion „Mehr Menschlichkeit im Krankenhaus" hat jetzt ein Falt- blatt „Ratgeber Ihres Arztes für die Aufnahme ins Krankenhaus" erar- beitet. Der Grundgedanke ist, daß bereits der niedergelassene Arzt im Gespräch mit dem ins Kranken- haus einzuweisenden Patienten mit der menschlichen Begleitung des Krankenhauspatienten begin- nen kann, um ihm die Ängste vor dem Unbekannten zu nehmen und ihn über die Besonderheiten des Krankenhauses zu unterrichten.

Das Merkblatt bittet um Verständ- nis für die Besonderheiten des Krankenhauses (wie frühes Wek- ken, ungewohnte Essenszeiten, Besuchsregelungen), fordert den Patienten dazu auf, auch an die Mitarbeiter des Krankenhauses Fragen zu stellen, und enthält im übrigen eine Check-Liste für das, was vor einer Krankenhauseinwei- sung zu erledigen und was ins Kran- kenhaus mitzunehmen ist. — Text, Grafik, Druck und Papier für die- ses Merkblatt wurden ausnahms- los gespendet beziehungsweise ehrenamtlich erarbeitet. Interes- sierte Ärzte können das Merkblatt bei der Pressestelle der Ärztekam- mer Nordrhein anfordern. ÄK-No

PRESSESTIMME

„Abtreibung als

grauenhafte Wirklichkeit gebrandmarkt"

„Der Pressesprecher des erzbi- schöflichen Ordinariates in Mün- chen, Domkapitular Curt Gene- wein, hat sich hinter die Äuße- rungen des Münchener Arztes und CSU-Mitgliedes Hartwig Holz- gartner gestellt, der kürzlich das

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 33 vom 16. August 1979 2079

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PRESSESTIMME

Abtreibungsgeschehen in der Bundesrepublik einen ,brutalen Massenmord' genannt hatte. In der ,Ordinariatskorrespondenz' schreibt Genewein, vielen möge erst diese starke Formulierung be- wußt gemacht haben, daß es tat- sächlich so ist. Ob man formalju- ristisch von Mord oder Tötung spreche, im Endeffekt laufe es auf das gleiche Ergebnis hinaus: ,Le- galisierte und organisierte Ver- nichtung eines vornehmlich aus sozialen Gründen als lebensun- wert erachteten und damit zum Tode durch ärztlich nicht zu recht- fertigenden Eingriff verurteilten Lebens'.

Wörtlich heißt es in diesem Zu- sammenhang weiter: ‚Solches ,Ethos', das in der Tat die Mentali- tät der gottlosen Machthaber des Dritten Reiches heraufbeschwört, mochten manche natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Man ging

Frankfurter Rundschau

sogar daran, den Tötungsvorgang zu einem Akt der Befreiung zu sti- lisieren, eine besonders üble Ver- brämung der Vulgärparole ‚Mein Bauch gehört mir'. So hatte etwa 1976 in öffentlicher Werbung die SPD erklärt: ,Bei uns sind Frauen freier. Paragraph 218: Schluß mit der Bevormundung.' Wer in so arglistiger Weise die ethische und rechtliche Problematik der Abtrei- bung verschweigt, der verwirrt nicht nur die Gewissen, sondern der trägt bei zur Zerstörung der Grundwerte unserer Gesellschaft und zum Abbau der Grundrechte.

Genewein erinnert an den Appell Julius Kardinal Döpfners vom Ok- tober 1973 anläßlich des Ärzteta- ges in München an alle deutschen Ärzte, sich der Freigabe der Ab- treibung zu widersetzen. Dieser Appell sei aktuell geblieben, denn die allein 1978 vorwiegend mit so- zialen Gründen motivierten mehr als 73 000 Abtreibungen in der Bundesrepublik seien eine grau- enhafte Wirklichkeit." KNA

AUS ALLER WELT

VEREINIGTE STAATEN

Der Wechsel im

Gesundheitsministerium

Es hat in Washington einiges Er- staunen hervorgerufen, daß unter den „Opfern" der umfassenden Regierungsumbildung, die Präsi- dent Carter Ende Juli überra- schend vornahm, sich auch Jo- seph Califano, Chef des Riesenmi- nisteriums für Gesundheit, Erzie- hung und Wohlfahrt (HEW), be- fand. Denn Califano galt als einer der fähigsten Männer, die dieses Ministerium in den letzten Jahren geleitet haben. Allerdings : Auf dem umstrittenen Hauptgebiet der amerikanischen Gesundheitspoli- tik, der Frage nämlich, ob ein um- fassendes Krankenversicherungs- system eingeführt werden soll, hat Califano nichts bewegt.

Offensichtlich ist der Grund, der Jimmy Carter dazu bewegte, sich von Califano zu trennen, der, daß er ihn in politischem Sinne für nicht ausreichend „loyal" hielt – man kann auch andersherum sa- gen: Califano war zu selbständig.

Carter hatte beispielsweise zu Be- ginn seiner Amtszeit den Plan ver- fochten, das Riesenministerium dadurch beweglicher zu machen, daß sein Teil „Erziehung" heraus- gelöst und zu einer selbständigen Behörde verwandelt würde. Califa- no tat nichts in dieser Richtung.

Dafür handelte er sich im nach den letzten Wahlen konservativer ge- wordenen Kongreß den Ruf ein, zuviel Geld ausgeben zu wollen.

Etwas bösartig, aber nicht ganz von der Hand zu weisen ist aller- dings auch die Annahme, daß Car- ters engster Berater, der zum

„Stabschef" des Weißen Hauses avancierte 35jährige Hamilton Jordan, bei Califano hauptsäch- lich an Wählerstimmen im ameri- kanischen Südwesten dachte: Ca- lifano war mit zahlreichen Aktio- nen energisch gegen das Rauchen vorgegangen (und hatte selbst das Rauchen eingestellt), was die Ta- bakpflanzer in Virginia und ande- ren Südstaaten gegen ihn auf-

brachte. Immerhin: In Anlehnung an die auf jede amerikanische Zi- garettenschachtel gedruckte War- nung gab es in dieser Gegend in- zwischen Autoaufkleber mit dem Text „Califano is dangerous to your health". Der gefeuerte Ge- sundheitsminister ist in seine ein- trägliche Rechtsanwaltspraxis in Washington zurückgekehrt, nicht ohne dem Präsidenten noch eins auszuwischen: In seinem Rück- trittsbrief schrieb er, es sei ihm eine Freude gewesen, an der Ver- wirklichung einiger Projekte in der Zeit beteiligt gewesen zu sein, als Lyndon Johnson noch Präsident war – Califano gehörte damals zum Stab des Weißen Hauses.

Califanos Nachfolgerin ist die bis- herige Ministerin für den Woh- nungsbau, Patricia Harris. Jeder- mann in Washington stimmt zu, daß Carter damit keinesfalls einen schlechten Griff gemacht hat. Sie hat in ihrem bisherigen Amt vieles insbesondere zugunsten von Un- terprivilegierten und Minderheiten erreicht. Der soziale Wohnungs- bau wurde stark gefördert, und Frau Harris setzte sich erfolgreich dafür ein, städtische Bausubstanz nicht, wie bisher in den USA üb- lich, rücksichtslos abzureißen, sondern zu sanieren. Im übrigen hat der Präsident des Rechnungs- hofes ihr bescheinigt, daß ihr Mini- sterium eines der erfolgreichsten in der Bekämpfung von Korruption sei. Frau Harris ist 55 Jahre alt. Ihr Vater war Schlafwagenschaffner.

Nach dem Studium der Rechte hat sie als Anwältin gearbeitet, war Mitglied des Vorstandes mehrerer großer Firmen und US-Botschafter in Luxemburg. Die farbige Ministe- rin ist mit einem Richter verheira- tet; ihr Hobby ist das Kochen. bt

BLÜTENLESE

Urteilskraft

„Die Größten wagten es, auf das eigene Urteil zu bauen.

Die Dümmsten auch." (Ma- chiavelli, 1469-1527) Du rrak

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20 Tage China

Mit

Maos Sprüchen auf

neuen Wegen

• Fortsetzung von Seite 2076 Millionen ausdrücken, werden ebenfalls so konsequent Familien- planung betreiben, wenn sie ein- mal heiratsfähig sind, wie das in den chinesischen Großstädten heute schon ist. In einem Stadtbe- zirk im Westen von Peking wurde uns eine Zuwachsrate von 0,6 Pro- zent genannt, in Shanghai und Kanton soll die Nullrate schon fast erreicht sein.

Im Augenblick werden rigorose Forderungen für die Familienpla- nung diskutiert. Ziel ist die Ein- Kind-Familie. Die Zwei-Kinder-Fa- milie wird gerade noch geduldet, drei oder mehr Kinder zu haben ist unsozial. So jedenfalls die Propa- ganda. Die Wirklichkeit auf dem Lande sieht anders aus; das lehrt ein Besuch in einem chinesischen Dorf. Dort kann man am Feier- abend, wie vermutlich schon seit Jahrtausenden, die chinesische Großfamilie erleben. Im Mittel- punkt die Alten, umgeben von Söhnen und Töchtern und einer großen Zahl von Enkeln. Denn vie- le Söhne zu haben bedeutet immer noch Ehre und ein gesichertes Le- ben. Diese Haltung hat zum Teil ganz praktische Gründe. Im Unter- schied zur Stadt gibt es nämlich auf dem Land keine Altersversor- gung. Für die Alten sorgt die Ge- meinschaft, sie teilt sie zum Bei- spiel zu weniger schweren Arbei- ten ein oder — wenn sie wirklich nicht mehr arbeiten können — sorgt für Wohnung und Ernäh- rung. Praktisch ist es aber so, daß die alten Leute, wie jedermann bei einem Gang durch die Felder se- hen kann, bis ins hohe Alter mitar- beiten und die arbeitsunfähigen Alten in der Familie versorgt wer- den. Und kann man es da einem Chinesen verdenken, wenn er

nach wie vor glaubt, eine große Zahl kräftiger Nachkommen sei die beste Sicherung für ein sor- genfreies Alter?

Die Kampagne zur Familienpla- nung hatte mithin bisher ein sehr zwiespältiges Ergebnis. Auch die neuen Maßnahmen, über die auch hier bei uns berichtet wurde, dürf- ten wahrscheinlich nicht so viel ändern. Geplant ist Kindergeld für das erste Kind, schon nicht mehr für das zweite und Rückzahlung des Kindergeldes, wenn das dritte kommt. Familien mit einem Kind sollen bei der Wohnungszuwei- sung behandelt werden, als hätten sie zwei Kinder; sie bekämen also eine relativ größere Wohnung. Da- zu sollen Kinder aus Ein-Kind-Fa- milien bei der Zuweisung eines Studienplatzes bevorzugt werden.

Vor allem aber soll die Reisration (Reis gehört zu den wenigen Nah- rungsmitteln, die noch rationiert werden, allerdings ist die Zutei- lung von 18 kg pro Kopf und Mo- nat ausreichend) für das dritte Kind entfallen. Bereits in China ha- be ich mehrfach Zweifel gehört, ob sich dieses Programm durchfüh- ren läßt. Außerdem ist das wieder ein Programm, das vor allem in der Stadt ziehen wird: dort ist die Wohnungszuweisung von Belang, dort wird man sich über die Reis- rationierung Gedanken machen.

Auf dem Lande, wo die Familien durchweg noch in eigenen Häu- sern wohnen (wenn auch der Grund und Boden formaliter so- zialisiert ist) und privat bebautes Land durchaus noch die Regel ist, wirken solche drakonischen Dro- hungen gar nicht so bedrohlich.

Mit Enthusiasmus

gegen die „vier Pestilenzien"

und die „vier Alten"

Weitaus erfolgreicher war die chi- nesische Gesundheitspolitik mit Kampagnen zur Verbesserung der öffentlichen Hygiene. Hier gibt es seit der Befreiung dramatische Er- folge. Zu den ersten Kampagnen, die in China durchgeführt wurden, zählte die gegen die „vier Pestilen-

zien": Ratten, Fliegen, Moskitos und Wanzen. Sie hatte einen durchschlagenden Erfolg. Jeder Chinese, so wird scherzhaft be- hauptet, habe Fliegen gejagt, als gehe es gegen einen persönlichen Feind. Offenbar ist auch diese Hy- giene-Kampagne mit jenem En- thusiasmus betrieben worden wie so vieles im Neuen China. Als wäh- rend der Kulturrevolution die Pa- role ausgegeben wurde: „Beseiti- gung der vier Alten" (alte Gedan- ken, Kultur, Sitten, Bräuche), da wüteten die „Roten Garden" ge- gen Tempel, Bonzen und Skulptu- ren genauso wie zuvor das Volk gegen die Fliegen. Heute wird über die „Viererbande" hergezo- gen wie früher über die Ratten.

Für Besucher aus dem Westen sind solche kompromißlosen Feld- züge, die mal gegen die alten Göt- ter und dann wieder gegen die Gegner der alten Götter geführt werden, nur schwer verständlich.

Aber solche Kampagnen, die auch den letzten Mann auf der Straße auf ein einziges Ziel ausrichten und ihm keine Abweichung erlau- ben, haben Erfolg.

Triumph über den

„Seuchengott" — Mao schreibt ein Gedicht

Wie die Kampagne gegen die vier Pestilenzien. Heute gelten Chole- ra, Pest und Pocken in China als ausgerottet. Andere Krankheiten, die über Jahrhunderte ganze Landstriche entvölkerten, sind un- ter Kontrolle. Das eindrucksvollste Beispiel ist die Kampagne gegen die Schistosomiasis japonica, die in Südchina weit verbreitet war.

Sie ist auch heute noch nicht aus- gerottet, tritt aber nur noch in Ein- zelfällen auf, wie mir mehrfach versichert wurde. Welche Leistung hier vollbracht wurde, ahnt man bei einem \Flug über Südchina: ein amphibisches Land, Flüsse, Kanä- le, Seen, Weiher und vor allem das endlose Schachbrett der Reisfel- der. Hier mußte nach dem Zwi- schenwirt des Erregers, diesem kleinen, etwa einen halben Zenti-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 33 vom 16. August 1979 2081

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China — Eindrücke aus einem bäuerlichen Land

China ist ein Land der Bauern.

Über 80 Prozent der Bevölke- rung leben auf dem Land.

Doch auch die Städte wirken selten einmal wie westliche Großstädte: kaum Hochhäu- ser, kein brandender Verkehr;

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statt dessen ein- bis zweige- schossige Bauten aus Ziegeln, Holz und Lehm, oft um Innen- höfe gruppiert. Die Fotos auf der linken Seite: in einem Dorf in der Nähe von Qingdao (frü- her Tsingtau), die Großfamilie gibt es immer noch (oben).

Unten: Straße und Innenhöfe in Peking. Auf dieser Seite:

Das Plakat mit dem wonnigen Kind mahnt, „die Familienpla- nung gut durchzuführen".

Kontrazeptiva und Beratung gibt es bei Hebammen, Fami- lienbesucherinnen (Hausfrau- en, die geschult werden, ihre Mitbürgerinnen in Vorsorge und Verhütung zu beraten), beim Barfußarzt auf dem Lan- de und in der Sanitätsstation des Viertels (oben rechts). Bild Mitte: Fremde Besucher sind schnell von einer neugierigen Menschenansammlung umge- ber). Das wiedererwachte, lan- ge zurückgestaute Interesse der Chinesen an allem Neuen ist für jeden Besucher aus dem Westen frappierend. Unten: Im Himmelstempel in Peking, heute eine der großen Touri- stenattraktionen, betete der Kaiser einmal im Jahr um gute Ernten. Fotos: Jachertz

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 33 vom 16. August 1979 2083

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20 Tage China

meter großen Egel, gefahndet wer- den. Das verseuchte Land mußte praktisch völlig umgegraben wer- den. Die Reisfelder wurden ent- wässert, die obersten Boden- schichten abgetragen und ausge- trocknet, um den Egel zu vernich- ten. Wo nicht umgegraben werden konnte, wurden Suchtrupps ein- gesetzt. Der Erreger selbst wurde bekämpft, indem in den Dörfern für eine Sammlung und fachkun- dige Aufbereitung der Exkremente gesorgt wurde, Dorf für Dorf.

Das Zurückdrängen dieser Plage hat Mao so beeindruckt, daß er dem zwei seiner 39 Gedichte ge- widmet hat: „Lebwohl Seuchen- gott", ein Gedichtpaar; dessen er- ster Teil beschreibt den Zustand

„vorher":

Grün die Wasser, blau die Berge — umsonst ihre Vielfalt;

Hua — ratlos vor winzigen Egeln, was er tun soll.

Tausend Dörfer grasüberwuchert, die Menschen verschwunden, zehntausend Häuser öde und leer, es geistern Gesänge.

Auf Erden: täglich zu reisen acht- mal zehntausend Meilen;

rund um den Himmel: fernhin zu sehen eintausend Ströme.

Der Kuhhirt, möcht er erfragen des Seuchengottes Treiben:

gleich-gültig Trauer, Freude; sind dahin mit den Wellen.

Hua T'o ist ein bekannter Medizi- ner aus dem 2. Jahrhundert; auch die traditionellen Ärzte — deren Kunst Mao durchaus schätzte — vermochten also nichts auszurich- ten. Die Änderung kam erst mit dem Neuen China. Der zweite Teil des Gedichtpaares:

Frühling; im Wind die Weiden, Weiden, zahllose Zweige;

sechshundert Millionen in China—

allesamt Shun und Yao.

Roter Regen, nach Herzenslust flatternd als Blütengewoge, blaue Berge, nach Plänen umge- wandelt zu Brücken.

Himmelnahe fünf Firne — Silber- hacken drauf fallen, erdbewegend drei Ströme — Eisen- arme dran rütteln.

Erlaub die Frage, Seuchenfürst:

Willst wohin denn fortgehn — Papierboote, Kerzenlicht — leuch- tende Himmelsbrände.

Yao und Shun sind zwei chinesi- sche Herrscher aus urgeschichtli- chen Zeiten, die als „Regulierer der Flüsse" und „Ordner des Rei- ches" gerühmt werden. An ihre Stelle ist heute das Volk getreten.

Joachim Schicke!, der die Gedich- te übersetzte, erläutert den politi- schen Gehalt so: „Jeder Chinese ein Yao, jeder ein Shun . — die Kaiser wiedergekehrt in den co- munards. Denn das ist das Jahr, das die Volkskommunen institu- tionalisierte. Genau zum 1. Juli 1958, an dem Mao Tse-tung sein Gedicht schreibt, werden Wort wie Sache [nämlich die Volkskommu- ne, der Verf.] erstmals genannt."

Hua appelliert an die Wissenschaftler: „Schafft Chinas neue Medizin"

Die neue chinesische Führung knüpft in zwei Punkten an die schon zu Maos Zeiten verfolgte Gesundheitspolitik an: in der Be- tonung der Prävention, im Sinne von Gesundheitserziehung und öf- fentlicher Hygiene, und in der Ver- bindung der traditionellen Heilwei- sen mit der westlichen Medizin.

Auf der Titelseite dieses Heftes ist ein Spruch Huas wiedergegeben, den er vor einem Jahr an die Natio- nale Konferenz der medizinischen Wissenschaften gerichtet hat:

„Bleibt auf dem Weg, die traditio- nelle chinesische Medizin und die westliche Medizin zu verbinden.

Schafft Chinas neue Medizin und neue Pharmakologie und kämpft, um die Volksgesundheit zu ver- bessern!" Der Stil des Aufrufes gleicht bekannten Mao-Sprüchen, wie dem: „Lernt in der Landwirt- schaft von Dadschai", dessen schlichte Größe die Bauern an- spornen sollte, oder dem: „Lernt in der Industrie von Datjing!", dem Pendant für die Industrie.

Stil und Inhalt lehnen sich zwar an Bekanntes an; die neue Führung geht aber weiter. Kaum merklich werden die alten Parolen um neue Inhalte ergänzt. Die Chinese Medi- cal Association weist heute betont darauf hin, es gelte, die Kombina- tion der beiden medizinischen Me- thoden wissenschaftlich zu erfor- schen. Unter Maos Ägide lag die Betonung hingegen auf der Prakti- zierung beider Methoden im All- tag. Heute, so sagt es der Präsi- dent der chinesischen Akademie der medizinischen Wissenschaf- ten, Huang Chia-ssu, seinen Kolle- gen, gehe es nicht nur darum, „die Punkte für das Nadeln zu kennen und zu wissen, wie man die Nadeln handhaben muß, um einen guten analgetischen Effekt zu erreichen, sondern außerdem müssen wir den Mechanismus der Akupunk- turanästhesie selbst verstehen".

Der neu-alte Schwerpunkt „Prä- vention" dient nicht zuletzt dem Wiederaufbau einer Dispensarien- organisation, die durch „Vierer- bande" und Kulturrevolution zer- stört wurde. Zentren zur Bekämp- fung von Epidemien, von Tuberku- lose, endemischen Krankheiten sollen wiederbegründet werden, so wie sie bis 1966/67 bestanden haben. Zwei Beispiele für eher vor- sichtige Kurskorrekturen.

Unverändert bleibt der Primat der Politik auch über das Private. Die moralischen Auffassungen des einzelnen haben den politischen Vorgaben zu entsprechen. Ob in der Familienplanung oder im Kampf gegen die Fliegen. „Denkt daran, daß es ehrenvoll ist, sauber zu sein, und daß es beschämend ist, unsauber zu sein, und schließt diese Vorstellung ein in euren neuen Kodex der Sozialethik", mahnte Vizepremier Li, als er vor einem Jahr die neue Präventions- kampagne einläutete. NJ Anmerkung: In China wird eine neue Um- schrift chinesischer Namen in lateinische Buchstaben eingeführt. Selbst gebildete Chinesen haben damit ihre Schwierig- keiten. In diesem Artikel wird weitgehend noch die alte, geläufigere Schreibweise verwandt. Ausnahme: Hua Guofeng, der Name ist neu.

• Wird fortgesetzt

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