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Archiv "Neue Optionen zur symptomatischen Therapie" (05.06.1998)

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Jedes dritte Schulkind lei- det heute bereits an allergi- scher Rhinitis. Nach den neuesten Daten hat sich die Prävalenz des Heuschnup- fens innerhalb der letzten 20 Jahre etwa verdoppelt. Über die Ursachen wird zur Zeit noch spekuliert. Wenn die epidemiologisch gestützte Hypothese richtig ist, daß sich bei etwa der Hälfte der Patienten aus der allergi- schen Rhinitis ein Asthma bronchiale entwickelt, muß mit einem deutlichen Zu- wachs an Behandlungskosten gerechnet werden. Schon jetzt wachsen jährlich welt- weit die Ausgaben für die Asthmamedikation mit elf Prozent stärker als für die Pharmakotherapie insgesamt (neun Prozent).

Mit der ETAC-Studie (Early Treatment of the Atopic Child) und drei weite- ren großen Untersuchun- gen unter der Bezeichnung PREVENTIA wird zur Zeit geprüft, ob das wissenschaft- lich begründete Konzept ei- ner antihistaminergen/anti- entzündlichen Behandlung mit den Antiallergika Cetiri- zin beziehungsweise Lorata- din das Fortschreiten der pa- thophysiologischen Prozesse aufhält.

Nachdrücklich wies Prof.

Ralph Mösges (Köln) anläß- lich der „Rheinischen Ge- spräche zur Allergologie und Umweltmedizin“ darauf hin, daß viele Patienten mit Heu- schnupfen erst gar nicht ei- nen Arzt konsultierten, son- dern Zuflucht suchten zu al- ternativen Verfahren wie bei- spielsweise Akupunktur, Bio- resonanz oder Eigenblut,

„bei denen wohl die Suggestiv- kraft des Therapeuten der stärkste Wirkstoff ist“.

Das Mißtrauen der Pa- tienten gegenüber der Schulmedizin, Tablettenun-

lust oder Medikamentenpho- bie sind zum Teil sicherlich auch hausgemacht. Unzurei- chende Informationen über die immunologischen Hinter- gründe der Allergie, ober- flächliche oder unrealistische Aufklärung über Chancen, Nutzen und Risiken der ver- schiedenen therapeutischen Möglichkeiten behindern den Aufbau einer vertrauens- vollen Arzt-Patienten-Bezie- hung.

Für die Therapie nach in- dividuellen Gesichtpunkten steht inzwischen eine große Auswahl (siehe Kasten) von Alternativen zur Verfügung.

Bei Antihistaminika – oral oder topisch verabreicht – setzt die Wirksamkeit am

schnellsten ein, und es ist des- halb auch eine Medikation nach Bedarf möglich. Welche Substanz oder Applikations- art man auswählt, hängt von der Art und Schwere der Symptome ab.

Geraume Zeit bis zur Wirkung Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure oder Ne- docromil sind Prophylaktika, und der Einsatz ist nur dann erfolgreich, wenn die Einnah- me Tage oder Wochen vor der erwarteten Allergenex- position beginnt. Bis die volle Wirkung der topischen Stero- ide einsetzt, bedarf es eben- falls einer gewissen Zeitspan-

ne, und nur eine gute Compli- ance gewährleistet einen kon- tinuierlichen entzündungs- hemmenden Effekt.

Für nicht minder schäd- lich hält Mösges die zum Teil auch unter Wissenschaftlern unkritisch geführten Diskus- sionen um die „Gefährlich- keit“ der Antihistaminika und topischen Steroide. Um Scharlatanen nicht Tür und Tor zu öffnen und „uns nicht unsere wertvollen therapeuti- schen Optionen kaputtzuma- chen“, forderte er alle in der Allergologie praktisch und wissenschaftlich Tätigen auf, viel mehr zu kommunizie- ren, daß beispielsweise den spektakulären 34 Herztodes- fällen, die bisher unter der Therapie mit Terfenadin und Astemizol dokumentiert worden wären, mehrere Mil- liarden Behandlungen welt- weit gegenüberständen. Ähn- liches gelte für Loratadin, das jetzt ebenfalls „am Pranger stünde“. Gleiche Aufmerk- samkeit wie den Hinweisen

A-1476 (72) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 23, 5. Juni 1998

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Allergien

Antihistaminika gehören in die Hand des Arztes

Neue Optionen zur symptomatischen Therapie

Oft sind es nur kleine Veränderungen – molekularchemisch oder galenisch –, die den Fort- schritt in der Allergologie im Sinne einer besseren Differentialtherapie vorantreiben. Bei den

„Rheinischen Gesprächen zur Allergologie und Umweltmedizin“ wurden neue Therapieop- tionen vorgestellt. Die wesentlichen Charakteristika in Stichworten:

cFexofenadin (Telfast®) ist der aktive Metabolit von Terfenadin. Der nichtsedierende H1-Rezeptor-Antagonist wird im Gegensatz zur Muttersubstanz nicht über das Cytochrom- P-450-System verstoffwechselt und beeinflußt nicht das kardiale Reizleitungssystem.

c Mizolastin (Mizollen®) ist ebenfalls ein hochselektiver Histamin-Blocker ohne sedie- rende Effekte. Merkmale sind die lange Halbwertszeit, die eine tägliche Einmalgabe möglich machen, und die zusätzlichen leukotrienantagonistischen Eigenschaften, die beim Symptom

„nasale Obstruktion“ eine größere Erfolgschance versprechen.

cDas seit mehr als 30 Jahren eingeführte Antihistaminikum Dimetinden steht als Feni- stil®-24 Stunden jetzt auch als Retardformulierung zur Verfügung. Aufgrund der kontinuier- lichen Wirkstoff-Freisetzung aus mehrschichtigen Mikropellets fehlt die sedierende Kompo- nente.

cLoratadin (Lisino®) gibt es jetzt auch als Brausetablette. Der Vorteil der neuen Darrei- chungsform dieses nichtsedierenden Antihistaminikums liegt im schnellen Wirkbeginn – in- nerhalb von zehn bis 15 Minuten.

cMit Azelastin-Augentropfen (Allergodil®) haben Patienten mit alleiniger allergischer Konjunktivitis oder besonders ausgeprägter okulärer Symptomatik neben Levocabastin (Li- vocab®) eine weitere antihistaminerge Alternative zur gezielten topischen Applikation.

cDas Glukokortikoid Triamcinolonacetonid kann jetzt auch als Nasenspray (Nasacort®) eingesetzt werden. Das Besondere ist die thixotrope Galenik. Die Suspension läßt sich fein- vernebelt in der Nase verteilen, gelangt aber nach Kontakt mit der Schleimhaut wieder zu höherer Viskosität. Die lange Haftung des Wirkstoffs an den Zielstrukturen gewährleistet ei- ne lange Wirksamkeit bei einmal täglicher Anwendung.

cAuch das Glukokortikoid Mometason steht jetzt als Nasenspray (NasonexTM) – in wäs- seriger Lösung – zur Verfügung. Wie bei Triamcinolonacetonid ist die tägliche Einmalgabe möglich, und bereits zwölf Stunden nach Erstanwendung ist eine Symptomverbesserung zu

beobachten. bl-ki

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auf Risiken sollte jedoch auch den Quellen gewidmet werden. Denn häufig liegen ihnen, wie beispielsweise auch den Meldungen über die sedierende Wirkung von Cetirizin oder die wachs- tumsretardierenden Effekte der nasal zu applizierenden Steroide, Studien zugrunde, deren Ergebnisse oder Schlußfolgerungen von je- dem Statistiker demontiert werden könnten.

Aufgrund einer solchen potentiellen Überbewertung von Nebenwirkungen ver- zichtet jetzt das pharmazeuti- sche Unternehmen Rhône- Poulenc Rorer darauf, das be- reits zugelassene Ebastin auch in Deutschland auf den Markt zu bringen, berich- tete Mösges. „Die Fürsorge des BfArM hat dazu geführt, daß ein vielversprechendes Antihistaminikum den deut- schen Patienten vorenthalten bleibt. Es hätte eingeführt werden müssen mit Formulie- rungen im Beipackzettel, die jeden normal denkenden Menschen davon abhalten würden, das Medikament ein- zunehmen. Dabei ist Ebastin schon in anderen Ländern millionenfach eingesetzt wor- den, ohne daß die vielen Ne- benwirkungen dokumentiert wurden, vor denen uns das Amt schützen will.“

Für den Pharmakologen Prof. Wolfgang Schmutzler (Aachen) ergibt sich aus der Diskussion die Forderung, al- le systemisch wirksamen An- tihistaminika wieder unter die Verschreibungspflicht zu stellen: „Antihistaminika gehören in die Hand des Arz- tes und nicht in den Handver- kauf der Apotheke.“

Fast alle Antihistaminika – nicht nur die in die Diskus- sion geratenen – haben schwach ausgeprägte, kli- nisch für die überwiegende Zahl der Patienten nicht rele- vante, lokalanästhetische Ei- genschaften. Unter ungünsti- gen Bedingungen jedoch, wie beispielsweise bei massiver Überdosierung, entsprechen- der kardialer Disposition, Störungen der Leberfunktion oder des Elektrolythaushalts

sowie besonderer Konstel- lation einzelner Isoenzyme des für die Verstoffwech- selung zuständigen hepati- schen Cytochrom-P-450-Sy- stems können Herzrhythmus- störungen auftreten.

Obwohl dieses Risiko sehr gering ist – etwa 300 Fäl- le wurden weltweit bisher un- ter den spezifischen nicht se- dierenden Histamin-H1-Ant- agonisten, die auch als Sub- stanzen der zweiten Genera- tion bezeichnet werden, do- kumentiert –, sollte doch der Einsatz nach Schmutzlers Dafürhalten keinesfalls in das Ermessen des Patienten gestellt werden und nicht oh- ne entsprechende Erkran- kungs- und Medikamenten- anamnese erfolgen.

Gabriele Blaeser-Kiel

Vitamin K bei Neugeborenen

Die Prophylaxe des klas- sischen Morbus Haemorrha- gicus neonatorum wurde bis- her entweder mit Konakion® MM 2 mg oder mit der fett- löslichen Konakion®-N-Lö- sung durchgeführt. Aus Arz- neimittelsicherheitsgründen hat Hoffman-La Roche die entsprechende Indikation für die Konakion-N-Lösung ge- strichen. Die jetzt noch zur Verfügung stehende Darrei- chungsform Konakion®MM 2 mg ist eine Gallensäure- Lecithin-Misch-Mizellenlö- sung. In dieser Formulierung wurde das lipophile Vitamin K wasserlöslich zubereitet und wird gegenüber der Konakion-N-Lösung besser resorbiert.

Konakion® MM 2 mg wird allen gesunden Neuge- borenen oral jeweils am er- sten Lebenstag (U1), an ei- nem Tag im Zeitraum vom dritten bis zehnten Lebenstag (U2) und an einem Tag in der vierten bis sechsten Lebens- woche (U3) gegeben. Die Lö- sung wird aus einer lichtge- schützten Glasampulle mit einem Dispenser aufgezogen und direkt in den Mund des Säuglings appliziert. EB

A-1477 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 23, 5. Juni 1998 (73)

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