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Archiv "Pari-Ravan: Wolken zum Träumen" (10.10.1997)

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In Europa bemerkt man viel zu wenig, daß in London ein an Größe einmaliges Ge- bäude vor der Einweihung steht: die zentrale Nationalbi- bliothek, die British Library.

Die Größe bezieht sich auf die Kosten: 1962 erstmals in Planung genommen, verdrei- fachten sich die Baukosten in rund 30 Jahren Konstrukti- onszeit auf 511 Millionen Pfund Sterling. Der Archi- tekt, Professor Colin St. John Wilson, konnte diese Ent- wicklung nur mittels eines keltischen Sinnes für Absur- ditäten durchhalten. Die Zahl der Gentlemen und La- dies, die sich in die Bauge- schäfte eingemischt und wie- der zurückgezogen haben, ist ihm entfallen. Geblieben ist ein verknäultes Chaos, verur- sacht durch Kurswechsel und Korrekturen, Geldvergeu- dung und Einsparungen, Inkompetenz und Klein- mütigkeit, genug, um einem 75jährigen, der drei Jahr- zehnte den Bau leitet, das Gruseln beizubringen.

25 Millionen Bücher

Das Gebäude steht auf dem ehemaligen Rangier- gelände des Bahnhofes von St. Pancras, der ein monströ- ses Beispiel britischer „Eisen- bahn-Gotik“ genannt wurde.

Für den Neubau gab es eben- falls wenig lobende Worte. Er sei so angelegt, daß er zusätz- lich zur künstlichen Beleuch- tung sein Inneres „an einem sonnigen Morgen wie eine Blume öffne“. Leider ver- birgt sich die Londoner Son- ne sehr häufig hinter dem Smog, der über der Millio- nenstadt hängt. Dennoch:

Die Außenansicht verrät nicht alles.

Die erste Nationalbiblio- thek Englands wurde 1753 gegründet, mit der ausdrück- lichen Auflage, keine Bücher auszugeben. Offenbar kann- te man seine Pappenheimer!

Zu einem Aussehenswandel kam es 1831 erst, als ein ita- lienischer Einwanderer die Sache in die Hand nahm. Aus dieser Zeit stammt der berühmte runde Lesesaal, der dem eindrucksvollen Bri- tischen Museum abgemietet wurde. Ein Russe auf Besuch verlangte von einem Aufse- her, ihm den Platz zu zeigen, wo einst Karl Marx, später Lenin ihre Studien trieben.

Der wackere Brite nahm den Neugierigen an die Tür, schob den Fuß vor und sagte:

„Bis hierher. Ein Blick nur.“

Und auf die Verwunderung des Neugierigen, daß weder Plakette noch Blumenkränze irgendwo zu sehen seien, setzte der Wärter hinzu: „ Ih- re Bolschies konnten sich hinsetzen, wo immer Platz war – wir haben hier nämlich eine Demokratie.“

Zu diesem Lesesaal, den jetzt Pläne für eine andere Verwendung (ein Bürger- Center unter Teflonbe- deckung!) bedrohen, wurden Studenten und Wissenschaft- ler nur mit einer Einlaßkarte zugelassen. Die beschränkte Sitzzahl, die altmodischen Regale und oft zweitägige Wartezeiten, bis ein ge- wünschtes Buch erhältlich war, spornten eine Verände- rung an. Seither ist die Be- schäftigung mit dem Projekt

„British Library“ zum Beob- achten einer Tragikomödie geworden, wie sie offenbar alle öffentlichen Bauvorha- ben Englands unvermeidbar begleitet.

Der Prince of Wales, be- kannt für architektonische Interessen, nannte 1982 den aufsteigenden Bau eine

„Akademie für Geheimpoli- zisten“. Ein Minister schlug sogar vor, einzuhalten, alles in ein Parkhaus zu verwan- deln, und, falls Kultur schon unbedingt sein müßte, einen Buchladen einzurichten. Ei- ne von der Regierung einge- setzte „Tüchtigkeits-Kom- mission“ stellte fest, daß die- selbe Mangelware war: das amtliche Gremium, dem das Vorhaben unterstand, traf sich in drei Jahren einmal!

Als John Major noch Schatzkanzler war, bot er das um den Neubau liegende Gelände, das begrünt dem Ganzen zu besserem Anse- hen hätte verhelfen kön- nen, Privatinteressenten zum

Kauf an. Die letzte Entschei- dung darüber ist immer noch nicht gefällt. Allerdings er- hielten bereits 200 Angestell- te die Entlassung „angebo- ten“. Der Raum für die beab- sichtigten 25 Millionen Bü- cher, die man unterbringen wollte, wurde beschränkt. Es entsteht der Eindruck, daß die neue Nationalbibliothek der Briten um einige Num- mern zu groß geraten sei.

Durch den Verkauf von „Ser- vice“ versucht man, das nöti- ge Kleingeld in die Hand zu bekommen, das der Unter- halt benötigt. Bis 1999 sollen die Benutzer jedenfalls „voll befriedigt“ werden.

Arno Reinfrank

A-2668 (76) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 41, 10. Oktober 1997

V A R I A FEUILLETON

Britische Nationalbibliothek

Die Tragikomödie

eines Bauvorhabens

Pari-Ravan

Wolken zum Träumen

Schon als Kind war Pari- Ravan nach eigenen Anga- ben für ihre künstlerischen

Talente bekannt. Mit 14 Jah- ren wurde sie mit dem ersten Preis bei einem Jugendkunst- wettbewerb im Iran ausge- zeichnet. Danach wurde sie als Meisterschülerin von Prof.

Sadgpoor von der Universität der Schönen Künste in Tehe- ran unterrichtet.

Mit 17 Jahren siedelte Pa- ri-Ravan nach Deutschland um. Dort besuchte sie die Kunstgewerbe- schule in Mainz.

Von 1976 bis 1979 war sie Schülerin von Baruch-Elron, dem israeli- schen Maler des phantastischen Surrealismus, dessen Werke von verschiede- nen europäi- schen und au- ßereuropäischen Museen ange- kauft wurden.

Pari-Ravan beziehungswei- se Dr. med. Par- win Lenhard, Ärztin für Psych- iatrie und Neu- rologie in Köln, malt in Öl in alt- meisterlicher Technik. Ihr Malstil wird als romantischer Surrealismus bezeichnet.

Unter dem Titel „Wolken zum Träumen“ stellte sie ih- re Bilder bis Ende Juli in Köln aus. Zur Zeit bereitet sie eine Ausstellung in New York vor. EB Pari-Ravan: „Die Mondsüchtige“, Öl auf Leinwand, 70 x

85 cm, 1995 Repro: Pari-Ravan

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