DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Skoliosebehandlung
vorzustellen, um einesteils die Wahrscheinlichkeit einer Krüm- mungszunahme der Skoliose ab- zuklären und zweitens einen Be- handlungsplan festzulegen. Die Behandlung sollte dann wieder gemeinsam mit dem ortsansässi- gen Arzt für Orthopädie erfolgen.
Operative Behandlung der Skoliose
In der operativen Skoliosebehand- lung stehen uns heute neben der bekannten Technik nach Harring- ton noch drei andere Verfahren zur Verfügung. Gemeint sind die ventrale Derotationsspondylodese nach Zielke, die segmentale spina- le Instrumentation nach Luque und eine FOrtentwicklung der Technik nach Harrington in Form der CD-Technik. Die Auswahl des einzelnen Verfahrens und seine Kombination mit Ergänzungen in Form von Pedikelschrauben mit
Kompressionsstäben, dem Kypho- seaufrichtungsinstrumentarium nach Slot oder dem Distraktions- stab nach Ascani-Zielke gestattet eine individuelle Anpassung der Technik an die Problemstellung des einzelnen Patienten.
Ein wesentlicher neuer Aspekt der CD-Technik liegt darin, die seg- mentale Instrumentation so stabil vorzunehmen, daß die Versorgung der Patienten mit einem Rumpf- gips nach der Operation überflüs- sig wird. So verlockend diese technische Weiterentwicklung ist, so sehr muß es in der nächsten Zu- kunft Sache des Operateurs blei- ben, ob er sich im Einzelfall für die Anwendung der CD-Technik ent- scheidet. Es wurde dringend da- vor gewarnt, den Patienten vorei- lig Hoffnung auf eine gipsfreie postoperative Weiterbehandlung zu machen. Die Entscheidung über die anzuwendende Opera- tionstechnik erfordert ein hohes
Maß an Erfahrung mit dem Ziel ein Optimum an dauerhafter Korrek- tur mit einem Minimum in der Län- ge des Versteifungsbezirkes zu kombinieren.
Jenseits der Frage nach operativer oder konservativer Skoliosebe- handlung galt die Aufmerksamkeit auch den Schul- und Ausbildungs- problemen der Jugendlichen wäh- rend und nach der Skoliosebe- handlung. Die derzeitige Beurtei- lung der Sportfähigkeit und Er- werbsfähigkeit konservativ und operativ versorgter Skoliosepa- tienten wird neu überdacht.
Literatur beim Verfasser Dr. med. Peter Edelmann Chefarzt der
II. Orthopädischen Klinik Norddeutsches Skoliosezentrum Seehospital Sahlenburg
der Nordheim-Stiftung 2190 Cuxhaven
FÜR SIE GELESEN
Digoxin-Langzeit- Behandlung
nach Myokardinfarkt?
Jüngste Studien haben zu der Kontroverse geführt, ob eine Di- goxin-Langzeit-Therapie nach be- stätigtem oder vermutetem Myo- kardinfarkt die Letalitätsrate er- höht oder nicht.
Die Autoren analysierten die von 903 Patienten in dem Multicenter Investigation of Limitation of In- farct Size (MILIS) aufgezeichneten Letalitätsdaten. Insgesamt starben (Nachuntersuchungsintervall zwi- schen 6 Tagen bis 36 Monate nach der Entlassung; Mittel: 25,1 Mona- te) 145 Patienten, davon 80 wäh- rend der akuten Hospitalisations- phase.
Wie bereits in früheren Studien wurde die Entscheidung für oder gegen eine Digoxin-Behandlung
von dem behandelnden Arzt auf der Grundlage der üblichen klinischen Indikationen durchgeführt. Eine kumulative Letalität von 28 Prozent zeigte sich bei den 281 mit Digoxin behandelten Patienten, verglichen mit 11 Prozent bei den 622 Patien- ten ohne Digoxin-Behandlung (p< 0,001). Mit Digoxin behandel- te Patienten wiesen jedoch mehr auf die Letalität hindeutende Basis- Charakteristika auf.
Eine Anpassung der bestehenden Unterschiede mit zwei unter- schiedlichen Applikationen der Cox-Methode (proportionale Risiko-Regression) lieferte P-Wer- te von 0,14 und 0,34 bei den Unter- suchungen des Letalitätsunter- schieds, mit dem Ergebnis, daß mit bereinigten Daten kein signifi- kanter Unterschied mehr nachge- wiesen werden konnte.
Die Autoren sind der Meinung, daß aufgrund dieser Ergebnisse die
Behauptung, eine Digoxin-Thera- pie nach einem Infarkt sei äußerst gefährlich, nicht haltbar ist. Das Bestehen eines bisher nicht ent- deckten schädigenden Effekts könnte jedoch nur durch eine ran- domisierte Studie ausgeschlossen werden.
Solange diese Daten nicht vorlie- gen, empfehlen die Autoren, sorg- fältig abzuwägen, ob eine Behand- lung mit Digoxin bei Kammer-Dis- funktion wirklich erforderlich ist, und ob eine andere Therapie wohl ein besseres Risiko-Nutzen-Ver- hältnis aufweisen könnte. Lng
Muller, J. E.; Turi, Z. G.; Stone, P. H.; Rude, R.
E.; Raabe, D. S.; ,Jaffe, A. S.; Gold, H. K.; Gu- stafson, N.; Poole, W. K.; Passamani, E.; Smith, T. W.; Braunwald, E.; MILIS Study Group: Dig- oxin Therapy and Mortality alter Myocardial In- farction: Experience in the MILIS Study, The New England Journal of Medicine. 314 (1986) 5, 265-271
Dr. J. E. Muller, Harvard Medical School, 164 Longwood Ave., Bost—, , MA 02115, U.S.A.
2030 (60) Heft 28/29 vom 11. Juli 1986 83. Jahrgang Ausgabe A