M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 26½½29. Juni 2001 AA1757
Bei den endoprothetischen Verfahren ist in Abhängigkeit vom Patientenalter die Versorgung nur mit einem Ersatz des Femurkopfs oder bei jüngeren Patienten mittels einer Totalendoprothese, und so- mit Ersatz von Femurkopf und Pfanne, indiziert.
Operativ ist es notwendig, die Patien- ten möglichst schnell zu mobilisieren.
Dies stellt jedoch wegen der Fraktur und der Tatsache, dass ein Großteil der Pati- enten bereits vor der Schenkelhalsfrak- tur in ihrer Mobilität eingeschränkt ist, ein wesentliches Problem dar. Aufgrund der hohen Morbidität und des schlechten mentalen Status beobachteten Marottoli et al. in ihrer Studie, dass sechs Monate nach der Fraktur noch 25 Prozent der Pa- tienten institutionalisiert waren, wäh- rend 18 Prozent verstarben, sodass bei ungefähr der Hälfte der Patienten von ei- nem nicht zufrieden stellenden Ergebnis nach einer Hüftgelenkfraktur auszuge- hen ist (18). Minimal traumatisierende und frühzeitige operative Versorgung lassen aber auch aufgrund der im Vorher- gehenden gemachten Ausführungen nur eine begrenzte Besserung der Ergebnisse erwarten. Ebenso ist sicherlich der Ein- fluss einer frühzeitig, intensiven post- operativen Nachbehandlung mit Kran- kengymnastik, Gehschule und Bewe- gungsbädern dringend notwendig. Es sei abschließend nochmals hervorzuheben, dass die wichtigste Aufgabe im Umgang mit Schenkelhalsfrakturen darin besteht, durch präventive Maßnahmen die Inzi- denz der Schenkelhalsfrakturen zu sen- ken. Zusätzlich gilt es zu bedenken, dass nicht selten die Fraktur das erste Sym- ptom einer Osteoporose darstellt. Sie sollte deshalb in jedem Fall ein Anlass zu weitergehender Diagnostik mit gegebe- nenfalls Einleitung einer spezifischen Osteoporose-Therapie sein.
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2001; 98: A 1751–1757 [Heft 26]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Michael Pfeifer Prof. Dr. med. Helmut W. Minne
Klinik „Der Fürstenhof“ und Institut für Klinische Osteologie „Gustav Pommer“
Am Hylligen Born 7, 31812 Bad Pyrmont E-Mail: iko_pyrmont@t-online.de
Die Wirksamkeit von niedrigdosiertem Aspirin (100 mg/Tag) zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen und Todesfälle bei Patienten mit definierten Risikofaktoren (Bluthochdruck, Hyper- cholesterinämie, Diabetes, Überge- wicht, positive Familienanamnese auf frühe Myokardinfarkte oder hohes Al- ter) wurde in einer italienischen Studie, die überwiegend von Allgemeinärzten durchgeführt wurde, bestätigt. Auch Pa- tienten, die bisher nur risikofaktoren- spezifisch behandelt wurden, sollten in dieser Untersuchung, nach Abwägung des Blutungsrisikos (1,1 Prozent unter Aspirin gegenüber 0,3 Prozent in der Kontrollgruppe), prophylaktisch Aspi- rin einnehmen. Wie bereits aus anderen Studien bekannt, zeigte die Gabe von
Vitamin E (300 mg/Tag) keinen Effekt auf das Risiko kardiovaskulärer Er- krankungen.
Die Durchführung dieser Studie zeigte, obwohl sie nach Vorliegen der positiven Ergebnisse aus der Interims- Analyse nach 3,6 Jahren vorzeitig abge- brochen wurde, schon durch ihr Design, die Notwendigkeit für praxisnahe For- schung, so die Autoren. Präventions- möglichkeiten wurden dort untersucht, wo sie benötigt werden, nämlich in der allgemeinärztlichen Praxis. goa Collaborative Group of the Primary Prevention Project (PPP): Low-dose aspirin and vitamin E in people at car- diovascular risk. Lancet 2001; 357: 89–95.
Maria Carla Roncaglioni, Istituto di Ricerche Farmacologi- che „Mario Negri“, Via Eritrea 62, 20157 Milano, Italien.
Aspirin und Vitamin E zur Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen
Referiert
Referiert
Bei Patienten mit Nierenarteriensteno- sen existierten bislang keine Parameter, anhand derer man den Therapieerfolg einer Korrektur der Stenosen vorhersa- gen konnte. Eine Arbeitsgruppe an der Medizinischen Hochschule Hannover untersuchte nun mittels Dopplersono- graphie, ob durch Bestimmung eines Schwellenwerts der Widerstand-Indices der Nierensegmentarterien bei diesen Patienten eine Vorhersage über den The- rapieerfolg möglich ist.
Bei 5 950 Patienten mit arterieller Hypertonie konnten durch die Farb- dopplersonographie 138 Patienten mit mindestens 50-prozentigen uni- oder bi- lateralen Nierenarterienstenosen er- fasst werden. Von diesen Patienten wurden 131 (95 Prozent) erfolgreich chirurgisch oder perkutan angiopla- stisch behandelt. Über knapp drei Jah- re wurde bei allen Patienten die Krea- tinin-Clearance sowie der 24-Stun- den-Blutdruck überprüft. Mit einem Schwellenwert von 80 für den Wider- stand-Index ließ sich bei diesen Patien- ten eine sehr gute Vorhersage bezüglich
des weiteren Verlaufs machen: Patien- ten mit Werten über 80 (27 Prozent) wiesen nach Intervention nur eine ge- ringe Reduktion des arteriellen Mittel- drucks sowie eine weitere Verschlechte- rung der Kreatinin-Clearance auf, wo- gegen Patienten mit Werten unter 80 (73 Prozent) signifikante RR-Reduk- tionen sowie meist konstante Nieren- funktionen aufwiesen.
Die Autoren resümieren, dass mit ei- nem Nieren-Widerstand-Index von 80 oder größer Patienten zuverlässig iden- tifiziert werden können, die nicht mehr von einer Intervention der Nieren- arterienstenose profitieren. Als Ursa- che werden irreversible Veränderungen kleiner Nierengefäße (Nephrosklerose) mit hierdurch fixierter nephrogener Hypertonie und Niereninsuffizienz po-
stuliert. acc
Radermacher J et al.: Use of Doppler ultrasonography to predict the outcome of therapy for renal-artery stenosis.
N Eng J Med 2001; 344: 410–417.
Dr. Rademacher, Abteilung für Nephrologie, Medizinische Hochschule Hannover, Postfach 61 01 80, 30625 Hannover.