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Archiv "Bildoffenbarung: Adolf Weis: Die Madonna Platytera," (11.12.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BUCHMAGAZIN

Das Urbild der Madonna Platytera, der Frau, „deren Schoß Gott weiter als die Himmel machte, da sie Gott trägt", liegt tief in vor- christlichen Zeiten. Die ägyptische Himmelsgöttin Nut gebar aus sich heraus den Sonnengott Re. So ist es schon auf einem Ostra- kon aus dem Neuen Reich dargestellt — eine sehr frü- he Darstellung der Jung- frauengeburt. Dieses und viele weitere Bilder aus Ägypten haben eine ver- blüffende Ähnlichkeit mit

Platytera-Darstellungen des Christentums. Der Au- tor, der sich ein wissen- schaftliches Leben lang mit dieser Frage beschäf- tigte, hat dazu ein überrei- ches Bildmaterial zusam- mengetragen.

Die Herkunft der Idee der Jungfrauengeburt aus vor- christlicher Zeit bringt christliche Theologen ge- legentlich in Verlegenheit, müssen sie doch erklären, daß die christliche Jung- frauengeburt trotz allem etwas vollständig Eigen- ständiges ist. Der Theolo- ge Ratzinger etwa tut den Versuch, die Dinge ins Ägyptische zurückzuverle- gen, lakonisch als geschei- tert ab und erklärt, reli- gionsgeschichtliche Paral- lelen zu den neutesta- mentlichen Weihnachtsge- schichten gäbe es letzten Endes nicht.

Adolf Weis ist da ganz anderer Auffassung. Er begründet seine Hal- tung nicht nur aufgrund von Bildvergleichen, er schließt dem bildanalyti- schen Teil seines Werkes vielmehr eine ausführliche biblische Textanalyse an und kommt zu Schlußfol- gerungen, die dem tradi- tionellen christlichen Glau- bensverständnis wider- sprechen. So ist er der

Abbildung aus dem hier be- sprochenen Buche

Meinung, daß Lukas sei- ne Weihnachtsgeschichte (gewiß gutgläubig) der zur Zeit der Abfassung seines Evangeliums herrschen- den Bildwelt entlehnt hat.

Weis macht darauf auf- merksam, daß Johannes und Paulus von keiner hi- storischen Jungfrauenge- burt wissen, das Thema an- scheinend auch nicht für ihre Glaubensüberzeu- gung für relevant hielten.

Weis plädiert schließlich für eine Theologie, in der

Weihnachtsgeschichte und Auferstehungserzäh- lung nicht als historisch, sondern als sinnbildlich verstanden werden.

Selbst dem, der sich mit solchen Vorstellungen nicht anfreunden kann, wird das Buch, was die

Bildvergleiche angeht, dennoch überraschende Aufschlüsse bringen. Viel- leicht wird er dem Autor in- soweit noch folgen kön- nen, als er die uralten Pla- tytera-Bilder als archety- pisch interpretiert. Danach verkörpert die aus sich selbst gebärende Frau

„nichts anderes als das Geheimnis allen Daseins im Geheimnis der weib- lichen Fruchtbarkeit". NJ Adolf Weis: Die Madonna Pla- tytera, Entwurf für ein Chri- stentum als Bildoffenbarung anhand der Geschichte eines Madonnenthemas, Herausge- geben von Elisabeth Weis, Reihe: Die Blauen Bücher, Verlag Karl Robert Langewie- sche Nachfolger Hans Köster, Königstein im Taunus, 1985, 21 x 27 cm, 184 Seiten, 120 Bilder, davon 50 farbig, ge- bunden, 59 DM

Neue

Kultbewegungen

Peter Jennrich: Die Okku- pation des Willens, Macht und Methoden der neuen Kultbewegungen, Hoff- mann und Campe Verlag, Hamburg, 1985, 256 Sei- ten, gebunden, 29,80 DM.

Der routinierte Wissen- schaftsreporter — zur Zeit bei der „Zeit" tätig — hat ei- ne Fülle von Material über die sogenannten Jugend- religionen (die er zu Recht allgemein als Kultbewe- gungen bezeichnet) aufge- arbeitet. Ihm steht offen- bar ein gutes Archiv zur Verfügung. Jennrich be- handelt vor allem die Scientology Church, die Baghwan-Bewegung, die Vereinigungskirche und die Bewegung der trans- zendentalen Meditation. Er ist kritisch, vermeidet aber eine apodiktische Verurtei- lung. Ein gut gemachtes journalistisches Produkt;

die wissenschaftliche Auf- arbeitung (längst überfäl- lig) steht aus. EB

Häuser und Höhlen

E. W. Heine: New York liegt im Neandertal, Bau- ten als Schicksal, Provoka- torische Gedanken zur Kulturgeschichte der Menschheit, Diogenes Ver- lag, Zürich, 1984, 308 Sei- ten, Umschlagillustration und Vignetten vom Verfas- ser, Leinen, 28 DM

Die ganze Welt ist eine Höhle, hat der Kirchenva- ter Augustinus gesagt. Hei- ne beschränkt sich auf die Höhle als die Behausung des Menschen für Hun- derttausende von Jahren, eine Behausung, die er dann für einige tausend Jahre überwunden hat und in die er heute, so die be- wußt provozierende These des gerne provozierenden Heine, zurückkehrt.

Nach der frühen Höhlen- zeit habe der Mensch be- gonnen, seine Umwelt schöpferisch neu zu ge- stalten, indem er baute.

Jahrtausendelang habe der Mensch Steine gegen den Himmel getürmt und Räume geformt als äußere Projektion seines Glau- bens, seiner Macht und seiner Ideale. Und so ent- standen Pyramiden, Pago- den, Tempel, Gottesbur- gen und Kathedralen, Mo- scheen, ja auch das Grand Hotel und die Reichskanz- lei.

Heute aber sinke der Mensch auf die Stufe des Höhlenmenschen zurück.

Er baue nicht mehr. Ein Großstadtbewohner, der auf Wohnungssuche geht, handle wie ein Neanderta- ler, der sich eine passende Höhle sucht. Im Super- markt verhalte er sich wie ein primitiver Jäger und Sammler der Steinzeit. Er backe sein Brot nicht mehr selber, er sammle Fertig- gerichte und Zellstoffhem- den in seinem Korb wie da- mals Beeren, Pilze und eß- bare Wurzeln. NJ

Bildoffenbarung

3802 (76) Heft 50 vom 11. Dezember 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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