• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Essstörungen: Essen spaltet Leib und Seele" (10.11.2000)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Essstörungen: Essen spaltet Leib und Seele" (10.11.2000)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

H

äufige Diäten sind oftmals Ein- stieg in ein gestörtes Essverhalten.

Schätzungen zufolge leiden mehr als 100 000 Frauen zwischen 15 und 35 Jahren an Magersucht. Rund 15 Pro- zent der Betroffenen hungern sich da- bei zu Tode, berichtet die Bundeszen- trale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln.

Von Bulimie sind rund 600 000 Frau- en betroffen. Zunehmend leiden auch Männer (70 000) an der bisher als Frauenkrankheit bezeichneten Störung.

Starkes Übergewicht ist unter den Ess- störungen am häufigsten verbreitet: 20 Prozent der Frauen aller Altersgruppen und 16 Prozent der Männer weisen ei- nen Body-Mass-Index über 29 bezie- hungsweise über 30 auf. An der „Binge- Eating-Disorder“ leiden sechs bis acht Prozent der Bevölkerung.

Diät zerstört das Körperselbstbild

Immer mehr junge Menschen verfielen einem gesundheitsschädlichen Körper- kult und überschlankem Schönheits- ideal, erklärte Dr. med. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale. Bereits 12 Prozent der 11- bis 15-jährigen Jun- gen und 17 Prozent der gleichaltrigen Mädchen gaben einer Bielefelder Stu- die zufolge an, sich zurzeit einer Diät zu unterziehen. Auffallend war, dass aus dieser Gruppe bereits sieben Prozent der Jungen und acht Prozent der Mädchen an Untergewicht leiden. Pott:

„Die Vermutung liegt nahe, dass die Diät bereits dazu geführt hat, ihr Kör- perselbstbild zu stören.“

Warum sind Mädchen und Frauen besonders von Essstörungen betroffen?

Die Psychologin Elvira Figura arbeitet im Mädchenhaus Köln, einer Bera- tungsstelle, seit Jahren mit essgestörten Mädchen: „Magersüchtige verweigern sich mit dem Hungern – sie machen sich wortwörtlich dünn.“ Sie sieht Ess- störungen als Rebellion gegen die enge Rollenzuweisung von Frauen. Dadurch hätten Mädchen wenig Einfluss auf ihr Leben und wenig Spielraum: „Sie blei- ben ein Leben lang hungrig.“ Die Buli- mikerin hingegen identifiziere sich stark mit dem männlichen Ideal. Ihre aggressiven Bedürfnisse (Fressen, Kot- zen) lebe sie heimlich, um nach außen angepasst zu erscheinen. Figura hat be- sonders gute Erfahrungen mit gruppen- therapeutischen Behandlungsansätzen gesammelt. Auch anonyme – weil nie- derschwellige – Angebote würden von den betroffenen Mädchen gut ange- nommen. Die Beratungsstelle arbeitet mit Pädiatern und der Jugendhilfe zu- sammen.

Die Bundeszentrale für gesundheit- liche Aufklärung will über den ver- hängnisvollen Kreislauf aus Diät und Essstörung aufklären. Dazu sind zwei neue Publikationen erschienen: Der

„Leitfaden für Eltern, Partner, Freun- de, Lehrer und Kollegen“ und das

„Praxishandbuch für Gruppenmode- ratorinnen“ für Selbsthilfegruppen.

Eine umfassende Informationsschrift für Ärzte zum Thema Essstörungen wurde zusammen mit der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren

erstellt. Petra Bühring

T H E M E N D E R Z E I T

A

A2994 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 45½½½½10. November 2000

verdoppelt haben. Wie es sich dann mit der Zahl der Patienten mit chronischen Wunden und wie es sich mit den Kosten verhält, ist leicht zu prognostizieren, wenn sich die derzeitige Situation um die chronischen Wunden nicht nachhal- tig ändert.

Verringerung der Inzidenz

Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, ist es notwendig, über die ei- gentliche Therapie der chronischen Wunden hinauszugehen. Der Schlüssel für dieses Problem liegt in einer Verrin- gerung der Inzidenz. Dies ist auf zwei- erlei Weise möglich:

❃ durch eine Intensivierung der Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Grunderkrankung, die das Auftre- ten von chronischen Wunden begün- stigt;

❃ durch eine Prävention, die in vie- len Fällen bereits vor Auftreten der Grunderkrankung liegen muss.

Allerdings fehlt für eine möglichst frühe Intervention noch die politische Weichenstellung.

Höhere Effizienz durch Innovationen

Zurzeit ist die Gesellschaft bereit, allein für die ambulante Behandlung des Ul- cus cruris 1 000 DM pro Patient im Jahr bei einer Wirksamkeit von circa 30 Pro- zent auszugeben. Mit neuen innovati- ven Therapiemaßnahmen ist nach Ex- pertenmeinung eine Verdoppelung der Wirksamkeit möglich, ohne jedoch gleichzeitig die Behandlungskosten zu verdoppeln. Dies würde sogar kurzfri- stig zu einer Entlastung der GKV führen. Die frei werdenden Mittel stün- den dann wiederum präventiven Maß- nahmen zur Verfügung. Vor dem Hin- tergrund der aktuellen und künftigen Ausgabenbelastung der Gesetzlichen Krankenversicherung und den weiteren Belastungen, die der sich verändernde Bevölkerungsaufbau mit sich bringt, stellt sich die Frage, ob sich die Gesell- schaft den Verzicht auf innovative Maß- nahmen noch lange leisten kann. Sind wir auch künftig bereit, viel Geld für nichts zu zahlen? Dr. med. Olaf Pirk

Essstörungen

Essen spaltet Leib und Seele

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung klärt über Ursachen und Prävention von Essstörungen auf. Besonders betroffen sind junge Frauen.

Sämtliche Publikationen sind kostenfrei erhältlich bei:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 51101 Köln, Fax: 02 21 – 89 92 257, E-Mail: order@bzga.de

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Bereits 12 Prozent der 11- bis 15-jährigen Jun- gen und 17 Prozent der gleichaltrigen Mädchen gaben einer Bielefelder Stu- die zufolge an, sich zurzeit einer Diät

Die Medizini- sche Hochschule Hannover hat zusammen mit dem Zen- tralinstitut für die kassenärzt- liche Versorgung (ZI), Köln, eine Machbarkeits- und Eva- luationsstudie zum

[r]

ich l ebe berei ts i m Hei m unter kei nen Umständen Hei mplatz i st bi ll i ger als häus l iche Pflege Verei nsamung zu Hause famil i äre Konfl i kte durch Pfl eges ituati on

Wegfall von gegenstandslosen oder nicht bewährten Übergangs- und Schlussbestimmungen... Wichtige Änderungen im

[r]

Rebecca Whiteley (University of Manchester), Veils and Uterine Membranes Friday 12th June 2020. 3.00-4.00pm Skin,

Wie diese Fragen heute beantwortet werden, hat eine Vorgeschichte, zu der die Bildgeschichte des Urmenschen im 19?. Jahrhundert einen