P
rävention ist eine gesamt- gesellschaftliche Aufgabe, deswegen ist ein „Bundes- präventionsgesetz, ein SGB XII, längst überfällig“, fordert der Initiator des Hauptstadt- kongresses, Ulf Fink. Nur durch Stärkung der Präventi-on könne man sich den „Her- ausforderungen an das Ge- sundheitssystem des 21. Jahr- hunderts“ stellen.
Auch auf dem Hauptstadt- kongress 2004 vom 2. bis 4. Juni in Berlin werde man deswegen über ein solches Präventions- gesetz diskutieren. Denn mit derzeit etwa drei Prozent der Gesamtaufwendungen im Ge- sundheitssystem für Vorbeu- gung seien die Aus- gaben viel zu niedrig.
„Und das, obwohl sich hiermit mittel- bis langfristig 25 bis 30 Prozent der Ge- sundheitsausgaben einsparen ließen“, so Fink.
Neben dem The- ma Prävention sollen aber auch die Än- derungen durch die Gesundheitsreform aufgegriffen und der Arzt in seiner Funk- tion als Heiler be- trachtet werden. Dabei leiste das Deutsche Ärzteforum
„die unentbehrliche Einbin- dung der Mediziner in den Gesamtdiskurs unserer Ge- sundheitsversorgung“, erklärt der wissenschaftliche Leiter des Fachkongresses, Prof. Dr.
med.Axel Ekkernkamp. Somit werde das Forum zur Brücke zwischen theoretischem Wis- sen und praktischer Ausge- staltung.
Die rund 5 000 zum Kon- gress erwarteten Teilnehmer können sich im Hauptstadtfo-
rum Gesundheitspolitik so- wie in drei weiteren Fachkon- gressen für Ärzte, Manage- ment und Pflege informieren.
Weitere Informationen kön- nen im Internet unter www.
hauptstadtkongress.de abge-
rufen werden. TB
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 197. Mai 2004 AA1293
Lebenserwartung
Ungebremste Zunahme
E
wig wird der Mensch in Zukunft zwar nicht leben, aber sehr lange – und länger, als Lebensversicherungsge- sellschaften lieb ist. Wichtigste Voraus- setzung ist allerdings, dass der medizi- nische Fortschritt ungebremst anhält.Die Zahl der älter als 100-Jährigen hat von 1975 bis 2000 um das Zehnfache zugenommen. Die meisten der heute 30-Jährigen würden 95 Jahre alt wer- den, die meisten der heute Geborenen ihren 100. Geburtstag feiern können, sagte Prof. James Vaupel (Rostock) während des Internistenkongresses in Wiesbaden. Voraussagen darüber, wie viele Jahre die Lebenserwartung sich noch steigern könne, hätten sich in der
Vergangenheit konstant nach vier Jah- ren als überholt erwiesen, betonte der Demograph, denn der medizinische Fortschritt in der Zukunft würde regel- mäßig unterschätzt.
S
eit 1840 steigt die Lebenserwartung„konsequent“ in Form einer linearen Kurve. Pro Jahr nimmt sie konstant um drei Monate zu – und es gibt keinerlei Anzeichen für ein „Abknicken“ dieser Geraden. „Wir sind weit von einer De- zeleration entfernt. Die Medizin ist vielmehr auf dem besten Weg, die Le- benserwartung weiter zu erhöhen“, sagte Vaupel. Diese Tatsache werde je- doch von offiziellen Stellen konsequent außer Acht gelassen, die kommenden Ausmaße unterschätzt. Aus demogra- phischer Sicht könnte sich allerdings die derzeitige Politik der restriktiven Mittel für das Gesundheitswesen in Zukunft als Bremse auswirken – ohne Geld für weitere Forschung bestehe
hier eine reale Gefahr für die Stagna- tion des medizinischen Fortschrittes und damit der bisher stetigen Zunah- me der Lebenserwartung. Aus gesund- heitspolitischer Sicht fordert der Ex- perte deshalb radikale Veränderungen und eine Umverteilung der Gelder, da- mit die Menschen nicht nur länger, son- dern dabei auch besser und gesünder leben als früher.
W
arum Männer weltweit eine et- was kürzere Lebenserwartung als Frauen haben, ist für Vaupel in Grenzen offenbar genetisch mitbedingt: Männ- liche Feten werden häufiger abortiert als weibliche. Doch bekanntlich fänden Männer immer Mittel und Wege, ihr Leben vorschnell zu beenden, meinte der Referent mit Blick auf Abenteu- erlust, Kriege, waghalsigen Lebensstil, Alkohol- und Nikotinabusus und an- dere als „männlich“ geltende Verhal- tensmuster. Dr. rer. nat. Renate Leinmüller AkutVerteidigt ihre Reform: Ulla Schmidt hat auch für dieses Jahr ihr Kommen zugesagt.
Hauptstadtkongress
Der Arzt
als Heiler und Manager
Forum als Brücke zwischen Wissen und Weichenstellung
Foto:Hauptstadtkongress
D
ie „Freiwillige Selbstkon- trolle für die Arzneimittel- industrie“ hat am 29. April ih- re Arbeit aufgenommen. Die Einrichtung mit Sitz in Berlin wird Beschwerden nachge- hen, die Verstöße von Phar- maunternehmen gegen den Vereinskodex betreffen. Der Kodex beschreibt die Grenzen legitimer Formen der Zusam- menarbeit von Ärzten und der Arzneimittelindustrie. Wie die„Freiwillige Selbstkontrolle“
mitteilt, können Beschwerden schriftlich von jedermann vor- gebracht werden. Die Schieds- stelle mit ihren zwei Instanzen
bearbeitet diese und ahndet erwiesene Verstöße.
Voraussetzung dafür, dass der im Februar dieses Jah- res gegründete Verein jetzt seine Tätigkeit aufnehmen kann, war eine Entscheidung des Bundeskartellamts. Es er- kannte den Vereinskodex als kartellrechtskonforme Wett- bewerbsregeln an. Die Grün- dungsmitglieder des Vereins sind zugleich Mitglieder des Verbands Forschender Arz- neimittelhersteller. Die Mit- gliedschaft stehe jedoch al- len Pharmaunternehmen of-
fen, hieß es. HK