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Archiv "Tumorzentren: „Unverzichtbar“" (23.05.2003)

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ls „unbewegliche Tanker ohne Zukunft“ hatte der damalige Prä- sident der Deutschen Krebsge- sellschaft (DKG), Prof. Dr. med. Lothar Weißbach, die Tumorzentren auf dem 24. Krebskongress der DKG im März 2000 bezeichnet. Strukturen, Aktivität und Effizienz der Zentren seien zu un- terschiedlich, lautete seine Begrün- dung, eine Evaluation deshalb dringend erforderlich. Der Vorschlag wurde kurz darauf von der DKG, der Deutschen Krebshilfe (DKH) und der Arbeitsge- meinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) aufgegriffen. Seit knapp zwei Jahren berät nun eine gemeinsame Ar- beitsgruppe über ein Instrumentarium, das die Vorgehensweise der Zentren transparent machen soll. Ende letzten Monats berieten DKH, DKG und ADT bereits darüber, wie die Ergebnisse der Arbeitsgruppe vertraglich festgeschrie- ben werden könnten. Trotz der Einsicht der drei Partner in die Notwendigkeit einer Evaluation halten sie die Aussage Weißbachs für voreilig. Prof. Dr. Günter Schott, Vorsitzender der ADT, geht noch einen Schritt weiter: Für ihn sind die Weißbach-Vorwürfe „eine Verun- glimpfung der Leistungen guter Tumor- zentren“. Schließlich, so Schott, sei die Entwicklung der Zentren auf dem be- sten Weg.

Dieser Überzeugung waren auch die Mitarbeiter vieler Tumorzentren auf der Konferenz „Krebsregister und ver- netzte Strukturen in der Onkologischen Betreuung“ Anfang April in Regens- burg. Die breite Nutzung des Gießener Tumordokumentationssystems (GTDS) machte deutlich, dass vor allem bezüg- lich der elektronischen Dokumentation von Behandlungsverläufen große Fort- schritte erzielt wurden. Eine Arbeits- gruppe zur Koordination klinischer Krebsregister, angesiedelt am Institut

für Medizinische Informatik der Justus- Liebig-Universität Gießen, entwickelte das GTDS bereits 1991. Ihr Ziel war, ei- ne einheitliche Software für Klinische Krebsregister bereitzustellen, damit Dokumentationen künftig noch stärker in Behandlungsabläufe integriert wer- den können. Nachdem das System zunächst nur in den neuen Bundeslän- dern angewandt wurde, nutzen es heute rund 70 Prozent aller Tumorzentren. Es finanziert sich über Wartungsverträge.

Dr. med. Udo Altmann, Mitarbeiter am Institut für Medizinische Informatik und innerhalb der dortigen Arbeits- gruppe zur Koordination Klinischer Krebsregister schwerpunktmäßig mit

GTDS beschäftigt, ist vor allem von der umfassenden Funktionalität des Doku- mentationssystems überzeugt: So wur- den Funktionen zur Verbesserung der Kommunikation und der Planung medi- zinischer Maßnahmen wie Protokolle in- terdisziplinärer onkologischer Konsile und Arztentlassungsbriefe erstellt, damit die erhobenen Daten zur Unterstützung der Behandlung verwendet werden kön- nen.„Dadurch“,so Prof.Dr.Joachim Du- deck, bis 2001 Leiter des Gießener Insti- tuts für Medizinische Informatik, gegen- über dem Deutschen Ärzteblatt,„sind die Dokumentationszentren keine bloßen Datenleichen mehr.“ Darüber hinaus ist das System so gestaltet, dass nachträgli- che Anpassungen in Fällen, in denen der Arzt von einer vorgesehenen Maßnahme abweicht, noch möglich sind. Nicht zu- letzt ist GTDS gut zugänglich, weil alle Daten bei entsprechender Berechtigung online zur Verfügung stehen und anders- wo erfasste Patientendaten über Schnitt- stellen leicht zu übernehmen sind.

Die Tumordokumentation zählt ne- ben der Organisation von Fortbildungs- veranstaltungen und Konferenzen, der Erstellung von Leitlinien und der Arbeit in themenbezogenen Projektgruppen zu den Hauptaufgaben der rund 40 Zentren in Deutschland. Nach Ansicht von Alt- mann und Dudeck sind die Zentren und deren Dokumentation „unverzichtbar“, da sie der interdisziplinären Kooperati- on dienten und geeignetes Instrument zur Informationsverteilung seien.

Ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz des GTDS ist die „Online-Do- T H E M E N D E R Z E I T

A

A1418 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2123. Mai 2003

Tumorzentren

„Unverzichtbar“

Ziel der mehr als 40 Tumorzentren in Deutschland ist es, die Dokumentation stärker in den Behandlungsabauf des Arztes zu integrieren. Doch es gibt noch Hindernisse.

Ausgewählte Mitglieder der Arbeits- gemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) mit Telefonnumern:

Tumorzentrum Berlin e.V.

(0 30/2 85 38 90) Tumorzentrum Bonn e.V.

(02 28/2 87 53 93) Tumorzentrum Dresden e.V.

(03 51/3 17 73 02) Tumorzentrum Erfurt e.V.

(03 61/7 81 48 02)

Tumorzentrum Erlangen-Nürnberg (0 91 31/8 53 92 90)

Westdeutsches Tumorzentrum Essen e.V.

(02 01/7 23 11 00) Tumorzentrum Freiburg (07 61/2 70 33 02) Tumorzentrum Köln (02 21/4 78 44 00)

Tumorzentrum Land Brandenburg e.V.

(03 35/5 48 27 60) Tumorzentrum Leipzig e.V.

(03 41/97 11 61 40/41)

TZ Magdeburg/Sachsen-Anhalt e.V.

(03 91/671 57 91) Tumorzentrum Marburg (0 64 21/2 86 62 72/3) Tumorzentrum München (0 89/51 60 22 38)

Internet-Links zum Thema Krebs und Tumordokumentation:

http://www.tumorzentren.de

(Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V.) http://www.krebshilfe.de

(Deutsche Krebshilfe e.V.) http://www.krebsgesellschaft.de (Deutsche Krebsgesellschaft e.V.) http://www.dkfz.de

(Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg) http://www.gtds.de

(Gießener Dokumentationssystem einschließlich Literatur- verzeichnis)

http://www.akkk.de

(Arbeitsgruppe zur Koordination Klinischer Krebsregister – mit Information zur Tumordokumentation)

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kumentation“ von interdisziplinären Tumorkonferenzen am Tumorzentrum Augsburg. Bis zum Einsatz von GTDS waren es immer die gleichen Probleme, die die Konferenzen ineffizient mach- ten: Zum einen funktionierte der Infor- mationsfluss an Ärzte, die während der Konferenz nicht anwesend waren, nicht.

Zum anderen wurde nicht überprüft, ob Ärzte Entscheidungen, die während der Konferenzen getroffen worden waren, auch wirklich umsetzten. Seit Novem- ber 2002 werden Daten zu Diagnosen oder bereits durchgeführter Therapien sowie die Fragestellungen via Intranet an das Augsburger Tumorregister über- mittelt. Dort trägt man im Anschluss die Freitextangaben in die entsprechenden Felder der Konsil-Tabelle des GTDS ein. Während der Tumorkonferenz sind die Daten für alle Teilnehmer sichtbar, und die Entscheidung über das weitere therapeutische Vorgehen wird doku- mentiert. Die Umsetzung der getroffe- nen Maßnahmen ist im Anschluss der Dokumentation im GTDS überprüfbar.

Vorteil der Online-Dokumentation, so Dr. med. Gerhard Schenkirsch vom Augsburger Tumorzentrum, sei vor al- lem die zeitnahe Datenerfassung im Tu- morregister, was die Qualität der Doku- mentation des Krebsregisters und die Behandlung des Patienten verbessere.

Am Tumorzentrum Erfurt ergaben sich bei der eindeutigen Festlegung von Patientendaten, wie zum Beispiel Dia- gnosedatum, Stadium und Therapieart, trotz Basisdokumentation und GTDS häufig große Schwierigkeiten. Variatio- nen in der Dokumentation, die entweder aus dem zu großen Ermessensspielraum der Dokumentierenden oder den diffe- rierenden Angaben verschiedener Mel- der zum selben Fall resultierten, er- schwerten die Auswertungen. Die Folge war, dass das Tumorzentrum das Vorge- hen bei bestimmten, häufig auftretenden Dokumentationsproblemen standardi- sierte. Es wurden so genannte Standard Operating Procedures (SOPs) erarbei- tet, nach denen seit 1999 dokumentiert wird. Nicht nur die Qualität der Doku- mentation verbesserte sich aufgrund der einheitlichen, klaren Struktur und Über- sichtlichkeit, sondern auch der Zeitauf- wand für die Dokumentation sank, so Dr. med. Paul Strecker vom Erfurter Tu- morzentrum.

Trotz verbesserter Dokumentations- strukturen sieht Altmann für die Zu- kunft noch großen Handlungsbedarf, weil die Systeme an vielen Stellen noch nicht „intelligent genug seien“. Hinder- lich für den Ausbau der Dokumentation seien allerdings die gesetzlichen Hin- dernisse durch den Datenschutz eben- so wie der Aufwand, der den Ärzten durch die Aufklärung ihrer Patienten über die Speicherung der Daten in Re- gistern entstehe: „Zusätzlich zur Auf- klärung über die Erkrankung ist die

Aufklärung der Patienten über die Re- gister in der täglichen Praxis schwer zu organisieren“, so Altmann. Gesetzliche Maßnahmen, durch die der Patient pau- schal im Rahmen des Behandlungsver- trages die erforderliche Zustimmung zur Weitergabe seiner Krankendaten erteilt, könnten nach Auffassung Alt- manns die Kooperation vieler Ärzte mit Registern erleichtern. Nicht zuletzt mangele der Ausbau der Tumordoku- mentation aber auch an finanziellen Ressourcen. Martina Merten T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2123. Mai 2003 AA1419

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bseits der Trübsal progredienter Arbeitslosigkeit und kachektischer Wirt- schaftsdaten gab es wieder eine gute Meldung: 99,9 Prozent des menschli- chen Genoms sind entschlüsselt. Nun sind wir auf dem Gipfel des Wissens über uns selbst angekommen und können im Buch des Lebens lesen. Ob das Ver- ständnis dafür reicht, ist eine andere Frage und sei (insbesondere) an dieser Stel- le nicht diskutiert. Ein anderer Punkt ist ungleich interessanter: Genau wie Sie ha- be ich mir die Frage gestellt, was es mit diesen rätselhaften 0,1 Prozent auf sich hat, die sich beharrlich dem sezierenden Zugriff entziehen. Ich hege einen Ver- dacht: Die 99,9 Prozent sind vom Menschen, die 0,1 Prozent vom Arzt. Dieses Gen ist offensichtlich so schwer zu entziffern, weil sich im Laufe der Jahrtausende bestimmte ärztliche Eigenschaften in das menschliche Erbgut hineingemendelt haben, die nicht mehr in die Logik der Phosphate, Ribosen und stickstoffhaltigen Basen passen. So finden Sie bei keiner anderen tagaktiven Spezies die Eigen- schaft, nach 32 Stunden ununterbrochenen Stationsdienstes mit simulierter Vigi-

lanz noch Blinddärme zu bergen oder Gallengänge zu sondieren. Nirgendwo sonst treffen Sie ein der Sprache mächtiges Wesen, das es fertig bringt, über Jahr- zehnte hinweg das Wehklagen der anderen mit schier endloser Geduld an- zuhören. Im krassen Gegensatz dazu ist die mathematische Begabung derart un- terentwickelt, dass es möglich ist, sich für den Job eines leitenden Notarztes mit ein paar Cent pro Stunde abspeisen zu lassen. Gibt es irgendwo noch Wesen in dieser Galaxie, die ihre besten Jahrzehnte damit verbringen, mit unendlicher Be- harrlichkeit allem nachzuspüren, was sauer aufstößt, Schmerz bereitet, dick oder dünn werden lässt? Es ist dieses ärztliche Gen, das Müdigkeit eliminiert, Gehalts- vorstellungen minimiert und Urlaubswünsche eradiziert.

Da heutzutage die Krankenhäuser kaum noch Ärzte finden, die ohne Murren bereit sind, das ganze Wochenende hindurch zu arbeiten, wird es aber höchste Zeit, dieses Gen zu analysieren und zu reproduzieren. Wir haben keine Zeit mehr, die Evolution in bedachtsamen Schritten multiresistente Ärzte formen zu lassen, die refraktär gegenüber Müdigkeit sind, taub für leistungsge- rechte Bezahlung und blind gegenüber Ausbeutung. In unser aller Interesse muss sofort der Ärzteklon geschaffen werden!

Dann haben die Patienten wieder Doktoren, die sieben Tage die Woche rund um die Uhr zur Verfügung stehen, fernab je- des selbstsüchtigen Gedankens an Freizeit und Familie. Nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die Renten wären gesichert.Weil diese Klone nämlich frühzeitig sterben, lange vor Erreichen des Rentenalters. Wie das Klonschaf

Dolly. Dr. med. Thomas Böhmeke

Ärzteklon

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