2. Die Rolle der axillären Lymph- knotenausräumung kann aus den Ergebnissen dieser Studie eben- falls nicht mit eindeutiger Sicher- heit geklärt werden. Rezidive in der nicht ausgeräumten Axilla, die einer Therapie bedürften, kom- men weniger als halb so häufig vor, als man es aufgrund der Er-
gebnisse der prophylaktischen
axillären Lymphknotenausräu- mung vorhersagen würde.
3. Die ermutigenden Schlüsse betreffs der Segmentmastekto- mie, die in dieser Studie gezogen werden, müssen im Kontext be- trachtet werden: Die begrenzte Operation wurde nur bei Patien- ten im Stadium I oder II mit einem Tumordurchmesser von weniger als 4 cm durchgeführt, und bei den 10 Prozent der Patienten, bei denen die Absetzungsränder nicht tumorfrei waren, wurde als zweite Operation eine totale Mast- ektomie durchgeführt. Bei Patien- ten mit positiven Lymphknoten wurde adjuvant eine Chemothera- pie verabreicht. Zudem war die mediane Beobachtungszeit der beteiligten Patientinnen nur 39 Monate.
Demnach muß nach den Ergeb- nissen dieser Studien davon aus- gegangen werden, daß die heuti- gen Konzepte immer noch nicht eindeutig sind und die Chirurgie bei Mammakarzinom neu über- dacht werden muß. rcl
Mueller. C. B .. Surgery for Breast Cancer: Less May Be as Good as More, New Eng!. J. Med., 312(1985)712-714.
Wie gefährlich ist
Passivrauchen-wirklich?
Die Gefährlichkeit des Passivrau- chens ist umstritten. Durch den quantitativen Nachweis von Koti- nin, eines wichtigen Metaboliten des Nikotins, im Urin lassen sich die Mengen des inhalativ aufge- nommenen Giftes besser bestim- men. Auf der Grundlage dieser Methode ergab eine Untersu-
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
chung an 472 Nichtrauchern und der Rauchgewohnheiten ihrer Umgebung die folgenden Ergeb- nisse:
...,. Nichtraucher, die mit Rau- chern zusammenleben, haben hö- here Kotininspiegel im Urin als Vergleichspersonen ohne Rauch- exposition.
...,. Nichtraucher, die mit Rau- chern zusammenarbeiten, haben höhere Kotininspiegel im Urin als Vergleichspersonen ohne Rauch- exposition.
...,. Sind Nichtraucher Zigaretten- rauch in ihrer Arbeits- und Wohn- sphäre ausgesetzt, erhöht sich die Kotininkonzentration im Urin um einen weiteren Faktor.
...,. Nichtraucher in Städten haben höhere Kotininspiegel im Urin als solche in ländlicher Umge-
bung. müb
Matsukura, S.: Effects of Environmental To- bacco Smoke on Urinary Cotinine Excretion in Nonsmokers, New Eng!. J. Med. 1984; 311: 828-832.
Division of Clin. Nutrition, Kyoto University School of Med., Shogoin, Sakyo-ku, Kyoto 606, Japan
... Zweifel und Kritik und eine Antwort
Von verschiedenen Autoren wird in Leserbriefen zu dem 1984 im New England Journal of Medicine erschienenen Artikel von Matsu- kura Stellung genommen. ln einer Studie von Adlkofer an 193 Pro- banden waren bis zu 8mal niedri- gere Werte an Kotinin im Harn der Versuchspersonen gefunden wor- den.
Ferner werden verschiedene an- dere Studien zitiert, die dieses Er- gebnis (keine Korrelation zwi- schen passivem Rauchen und Ko-
tinin-Ausscheidung) bestätigten.
Adlkofer geht davon aus, daß die
Unterschiede gegenüber Matsu-
kura durch Kreuzreaktionen im
FÜR SIE GELESEN
Radioimmunassay der japani- schen Gruppe zu erklären seien. Pittenger wirft dem japanischen Autor verschiedene formale Män- gel in seiner Studie vor: Es seien keine Angaben zu einer Randomi- sierung gemacht, die Selektions- kriterien der Probanden seien nicht erwähnt, es würden keine Angaben über den sozioökonomi- schen Status, den Beruf und an- deren Variablen der teilnehmen- den Kontrollpersonen gemacht.
Zudem sei nicht klar, ob die Pro- banden früher selber geraucht hatten oder nicht. Ein weiterer Mangel der Studie sei das Fehlen einer Kontrollgruppe.
ln einer Antwort stellt Matsukura klar, daß der einfache Vergleich seiner Ergebnisse mit denen an- derer Studien nicht möglich sei, daß die Werte auf verschiedene Größen bezogen seien. Zudem begründet er die höheren Kotinin- Werte bei japanischen Nicht-Rau- chern auf die Tatsache, daß in Ja- pan weniger Nicht-Raucher-Zo- nen existieren und die Menschen im allgemeinen in kleineren Räu- men zusammenleben.
Auf die Kritik von Dr. Pittenger antwortet der Autor, daß auf die genaue Beschreibung des sozio- ökonomischen Status etc. ver- zichtet wurde, da man davon aus- geht, daß diese Faktoren den Koti- nin-Spiegel im Urin nicht beein- flussen können.
Die statistisch zwar signifikante, aber nur relativ geringe Korre- lation zwischen der Zahl der gerauchten Zigaretten und dem Urin-Kotinin-Spiegel bei Rau- chern erklärt Matsukura mit der Tatsache, daß die verschiedenen Rauchergewohnheiten (Inhalie- ren, "Paffen", Wegschmeißen lan- ger Zigarettenstummel etc.) in der einfachen Zahl der gerauchten Zi- garetten pro Tag nicht zum Aus-
druck kommen. rcl
Passive Smoking - Correspondence, New Eng!. J. Med., Vol. 312, March 1985: 719-721.
Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 48 vom 27. November 1985 (57) 3619