Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3315. August 2003 AA2105
S E I T E E I N S
D
ie Gesetzeslage ist eindeutig und lässt – eigentlich – kaum Gestal- tungsspielraum: Die Beiträge der Krankenkassen sind so zu bemessen, dass sie die Ausgaben und die vorge- schriebene Auffüllung der Rücklage decken (§ 220 SGB V). Auf die Rücklagen dürfen die Krankenkas- sen nur zurückgreifen, um Einnah- men- und Ausgabenschwankungen innerhalb eines Haushaltsjahres aus- zugleichen.Als im November 2002 immer mehr Krankenkassen diese gesetz- lichen Vorgaben nicht mehr ohne deutliche Beitragssatzanhebungen einhalten konnten, hat ihnen dies die Bundesregierung kurzerhand verbo- ten. Im Beitragssatzsicherungsgesetz wurde festgeschrieben, dass es den Krankenkassen bis zum 31. Dezem-
ber 2003 untersagt ist, die Beiträge zu erhöhen – es sei denn, sie weisen nach, dass sie ohne Beitragssatzan- hebungen zur Deckung ihrer Lei- stungen Kredite aufnehmen müss- ten. Mit dem Gesetz versuchte Ulla Schmidt ihr Gesicht zu wahren.
Denn sie hatte noch drei Monate zu- vor – es war Wahlkampf – felsenfest behauptet, dass die Krankenkassen- beiträge stabil blieben.
Auch das im Beitragssatzsiche- rungsgesetz (immerhin) noch enthal- tene Verbot für die Krankenkassen, Kredite aufzunehmen, ist mittlerwei- le Makulatur. Als Kassenfunktionäre andeuteten, dass sie die durch die anstehende Gesundheitsreform er- hofften Einsparungen zunächst zum Schuldenabbau statt zur Beitragssatz- senkung verwenden wollten (wie es ja
auch gesetzlich vorgeschrieben ist), bestellte das Bundesgesundheitsmi- nisterium die Kassenchefs zu einem Spitzengespräch ein. Am 30. Juli wur- de ein Kompromiss ausgehandelt:Die Krankenkassen verpflichteten sich, die Einsparungen der Reform größ- tenteils für Beitragssatzsenkungen zu verwenden. Im Gegenzug will die Bundesregierung den Krankenkas- sen gestatten, die in diesem Jahr auf- laufenden Schulden und Defizite von mehr als sieben Milliarden Euro (!) über mehrere Jahre abzubauen.
Somit wird also in den nächsten Jahren ein Teil der Krankenkassen- beiträge für Zinszahlungen an die Banken ver(sch)wendet. Aber dafür kann sich die Bundesregierung – zu- mindest kurzfristig – mit sinkenden Beitragssätzen rühmen. Jens Flintrop
Krankenkassenbeiträge
Verspielter Kredit
Leseranalyse
Hohe Reichweite, hohe Erwartung M
itten im Sommer sorgt die Le-seranalyse medizinischer Zeit- schriften (LA-Med) in Verlagen und Redaktionen für heiße Diskussio- nen. So auch in diesem Jahr. Das Deutsche Ärzteblatt konnte seine Spitzenposition erfolgreich verteidi- gen und erzielte bei den befragten Allgemeinärzten und niedergelasse- nen Internisten erneut eine Reich- weite von 70,3 Prozent. Gemeint ist mit dieser Kennziffer, dass 70,3 Pro- zent der befragten Ärztinnen und Ärzte mit einer Ausgabe des Deut- schen Ärzteblattes auf Anhieb er- reicht werden.
In der Reichweite, gemessen als Leser pro Ausgabe, folgen „Arzt und Wirtschaft“ mit 58,3 und „Medical Tribune“ mit 56,6 Prozent. Die
„Ärzte-Zeitung“ kommt auf 40,7 Prozent (eine gewisse Sonderrolle spielt das „Ärztliche Reisejournal“
mit 57,3 Prozent). Gewiss, das DÄ ist offizielles Organ der Ärzteschaft, aber allein deshalb kommt es nicht zu den außergewöhnlich hohen Wer- ten. Die Leser schätzen vielmehr, das zeigen weitere Untersuchungen, Qualität und Aktualität des Deut- schen Ärzteblattes. In beides ist in den letzten Jahren erheblich inve- stiert worden – personell und finan- ziell. Nur so können wir vom DÄ am Markt bestehen und eine Spitzenpo- sition halten.
Bevorzugte Informationsquellen der Ärzte sind unverändert die Fachzeitschriften, gefolgt mit einem gewissen Abstand von Tagungen und von Fachbüchern. Auch das wurde bei der LA-Med eruiert.
Interessant ist die Karriere des Internets. Seine Wertschätzung steigt seit 1998 kontinuierlich, inzwischen nennen 40 Prozent der befragten
niedergelassenen Ärzte das Inter- net als eine ihrer bevorzugten Quel- len. Das Deutsche Ärzteblatt trägt dieser Entwicklung seit langem Rechnung. Der DÄ-Online-Dienst wird Jahr für Jahr erweitert und ver- feinert. Der tagesaktuelle Nach- richtendienst (www.aerzteblatt.de) ergänzt das Angebot des gedruck- ten Heftes – und auch das erscheint inzwischen dank erheblicher An- strengungen von Verlag, Redaktion und der Druckerei Schaffrath sehr zeitnah. Dieser Artikel beispiels- weise wurde am Montagnachmit- tag, dem 11. August, geschrieben.
Schon wenig später beginnt die Auslieferung. Allerdings kann nicht jeder Bezieher am nächsten oder übernächsten Tag das Heft in Hän- den halten. Um 360 000 Exemplare zu versenden, bedarf es halt einiger Tage. Norbert Jachertz