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Archiv "Die Sammlung Heinz Kirchhoff: Symbole des Weiblichen" (19.05.2000)

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A-1398

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icht nur in Mythen und Sagen, sondern auch in der darstellenden Kunst verschiedenster Kultu- ren und Epochen der Welt ist die Frau als Symbol für Fruchtbarkeit und Verkörpe- rung einer lebenspendenden Gottheit zu finden. Neben ab- strakten, auf Symbole redu- zierten Frauenfiguren finden sich von der Altsteinzeit an immer wieder naturalistische Darstellungen, welche die weiblichen Attribute beson- ders betonen.

Globetrotter und Wissenschaftler Prof. Dr. Heinz Kirchhoff (1905 bis 1997), der als Ordi- narius von 1954 bis 1973 die Universitäts-Frauenklinik in Göttingen leitete, hat sich als leidenschaftlicher Sammler mit diesem Themenbereich beschäftigt. Er verstand es, seine Tätigkeit als Wissen- schaftler und Frauenarzt mit dem Wissen anderer Kulturen zu verbin- den. So interessier- te er sich beson- ders für die Ge- burtstechniken anderer Kultu- ren. Den Kon- takt zu anderen Kulturen bekam Kirch- hoff als Globetrotter.

Privat, aber auch beruflich, zum Bei- spiel als Berater der internationalen Fa- milienplanung, kam er nach Afrika, Asien und Südamerika und brachte von diesen Reisen zahlreiche Ob- jekte mit. Auf diese Wei- se ist eine Sammlung von rund 650 Objekten er- wachsen, die einen Quer-

schnitt gibt durch die Ge- schichte des Weiblichen und der – je nach Region und Zeit variierenden – künstle- rischen Umsetzung. Zunächst sammelte Kirchhoff vorran- gig unter ästhetischen Ge-

sichtspunkten, doch mit der Zeit lag ihm immer mehr daran, die facettenreiche Be- deutung und Rolle der Frau zu dokumentieren, „ohne je- doch“, wie er selbst betonte,

„ihre Fähigkeiten und Auf- gaben auf die Schwerpunkte dieser Ausstellung begren- zen zu wollen“.

Universelle Geste Den Exponaten kommen die unterschiedlichsten, bis- lang nicht immer rekonstru- ierbaren Funktionen zu. Ne- ben ihrer Verwendung in Fruchtbarkeitsritualen oder Ahnenkulten dienten einige Objekte als Grabbeigabe, als Begleitung des Toten in die

„neue“ Welt, so zum Beispiel die Mutter-Kind-Figur aus West-Mexiko. Figürliche Dar- stellungen von Mutterschaft tauchen auch in verschiede- nen alltäglichen Lebensbe- reichen an Gebrauchsgegen- ständen – zum Beispiel Gold- staubgewichten oder Wasser- behältern – auf. Aus Ägypten stammen „Graviden-Flaschen“

und Muttermilchkrüglein, die Medikamente für die Schwan- geren enthielten. Auch Spiel- zeuge finden sich in der Aus- stellung: Beispielsweise wur- den Tonfiguren der brasilia- nischen Caraja-Indianer den Kindern gegeben, um sie in die Welt der Erwachsenen einzuführen.

Neben dieser Vielfalt ste- chen auch Gemeinsamkeiten oder sich wiederholende Darstellungsformen ins Au- ge: So ähneln sich zum Bei- spiel die altsteinzeitliche Ve-

nus von Willendorf und die Black Venus von Niki de Saint Phalle in ihren üppigen weiblichen Ausformungen.

Als universelle Geste kann die Brustgeste – das Deuten der Frau auf ihre Brüste – be- zeichnet werden. Sie taucht in beinahe allen Epochen und Kulturen auf und wird als Geste des Stolzes, als Hinweisen auf die leben- spendende Kraft gedeutet.

Seit 1997 präsentiert der Förderverein Sammlung Heinz Kirchhoff e.V., der nach dem Tod Kirchhoffs zur Pflege und wissenschaftli- chen Bearbeitung der Samm- lung gegründet wurde, einen Großteil der Sammlung als Dauerausstellung im Göttin- ger Universitätsklinikum – der ehemaligen Wirkungs- stätte Heinz Kirchhoffs. Dort stoßen die Symbole des Weiblichen vor allem bei den Patienten des Klinikums auf reges Interesse. Ein Teil der Sammlung ist auch in Form einer Wanderausstellung zu entleihen, die mit etwa 50 Objekten einen bei der Alt- steinzeit beginnenden Abriss über die künstlerische Wahr- nehmung und Darstellung der Frau im Kulturvergleich bietet. Ulrike Plentz FEUILLETON

Die Sammlung Heinz Kirchhoff

Symbole des Weiblichen

„Denn das Naturell der Frauen ist so nah mit Kunst verwandt“

(Goethe, Faust II)

Information und Kontakt:

Förderverein Sammlung Heinz Kirchhoff e.V.

Postfach 1912, 37070 Göttin- gen, Telefon: 05 51/39 20 93

Internet: www.kirchhoff- sammlung.de

Abbildungen: Sammlung Heinz Kirchhoff

Anatolien, 5600 v. Chr. (Kopie)

West-Mexiko, 200–900 n. Chr. (Original)

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 20, 19. Mai 2000

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