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Analyse statistischer Zahlen von schwerwiegenden Kohlenmonoxid-Intoxikationen mit und ohne Todesfolge in Deutschland seit 1998

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Thema:

Analyse statistischer Zahlen von schwerwiegenden Kohlenmonoxid-Intoxikationen mit und ohne

Todesfolge in Deutschland seit 1998

– Vergleich und Bewertung verschiedener Quellen –

Abschlussarbeit

Postgradualstudium Toxikologie und Umweltschutz an der Universität Leipzig

Astrid Fege

Diplom-Chemikerin

Berlin, 01.06.2013

(2)

Aufgabenstellung

" Kohlenmonoxid-Unfälle häufen sich. Nach den schweren Fällen von Kohlenmonoxid- Vergiftungen mit Toten und Verletzten empfehlen Experten dringend das Anbringen von CO-Warnmeldern. „Diese Geräte können Leben retten!“, sagt Hartmut Ziebs, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes der Westfälischen Rundschau. Auch im NRW- Innenministerium ist man alarmiert. „Wir beobachten das sehr intensiv“, sagte eine Sprecherin von Innenminister Ralf Jäger. Eine Melderpflicht soll es aber dennoch nicht geben, hieß es gestern aus dem Bauministerium." * ???

Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung und statistische Auswertung der Anzahl von Intoxikationen mit und ohne Todesfolge durch die missbräuliche Anwendung von Kohlenmonoxid als einem Gas mit hohem Gefahrenpotential im Zeitraum von 2004 bis 2012. Dabei soll insbesondere ermittelt werden, ob die Zahl der suizidal CO-Gasvergifteten tatsächlich einen höheren Anstieg in den letzten 5 Jahren verzeichnet als die Zahl der CO- gasverunfallten Personen, wie in diversen Veröffentlichungen dargestellt wird. Zugleich soll eine Vorstellung über den tatsächlichen Anteil der CO-Suizide an den Kohlenmonoxidunfällen insgesamt erarbeitet werden. Hierzu sollen statistische Auswertungen aus verschiedenen Lebensbereichen zusammengeführt werden, in denen Vergiftungen durch Kohlenmonoxid auftreten können und detektiert werden. Diese sollen eine verallgemeinerte Aussage zur tatsächlichen Anzahl der Personen, die an CO- Vergiftung starben und dem Trend, möglich machen. Weiterhin sollen Bereiche des öffentlichen Lebens identifiziert werden, in denen besondere Vorsichtsmassnahmen zur Abwendung entsprechender Gefahrensituationen ergriffen bzw. vorhandene Sicherheitsmassnahmen verstärkt werden müssen.

Außerdem ist es Ziel, diejenigen gesellschaftlichen Einrichtungen und Bereiche herauszuarbeiten, die an der Vermeidung von CO-Unfällen mitwirken können. Gleichzeitig steht die Aufgabe, wie die Öffentlichkeit noch stärker über die Gefahren des Kohlenmonoxids informiert werden muss und kann.

* http://www.derwesten.de/gesundheit/experten-raten-wegen-kohlenmonoxid-vergiftung-zu-co-meldern-id6356490.html,15.02.2012

(3)

I von VI

Inhaltsverzeichnis

Aufgabenstellung ...

Inhaltsverzeichnis... I Abbildungsverzeichnis ... III Tabellenverzeichnis ...IV Grafikverzeichnis...VI

1 Einleitung... 1

1.1 Gasvergiftungen mit Kohlenmonoxid... 1

1.1.1 Stoffeigenschaften von Kohlenmonoxid ... 5

1.2 Pharmakologische und Toxikologische Wirkung der CO-Intoxikation ... 5

1.2.1 Therapie bei CO-Intoxikation... 10

1.3 Vorbeugende Maßnahmen... 12

1.3.1 Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von CO-Vergiftungen ... 12

1.3.2 Kohlenmonoxid-Detektoren ... 12

2 Mit der CO-Intoxikation befasste Institutionen und deren statistische Untersuchungen ... 13

2.1 Feuerwehr und Schornsteinfeger ... 13

2.1.1 Gefahren im Wohnbereich... 13

2.1.2 Gefahrenfall... 14

A) Im häuslichen Umfeld ... 14

B) Im Arbeitsbereich der Rettungskräfte ... 16

2.2 Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes... 21

2.2.1 Von der Todesursachendiagnose bis zur Todesursachenstatistik ... 22

2.2.2 Statistische Daten für Kohlenmonoxid... 24

2.3 Giftinformationszentren in Deutschland... 33

2.3.1 Vergiftungs-Informations-Zentrale – Universitätsklinikum Freiburg (VIZ Freiburg) .. 35

2.3.2 Gemeinsames Giftinformationszentrums der Länder Erfurt (GGIZ) ... 38

A) Suizidversuche durch Autoabgase ... 43

B) Vergiftungen beim Grillen ... 44

2.3.3 Giftinformationszentrum Nord – Universitätsmedizin Göttingen (GIZ-Nord) ... 46

2.3.4 Giftnotruf Berlin (BBGes)... 48

2.3.5 KOMOG-Studie ... 51

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Inhaltsverzeichnis

II von VI

2.4 Rechtsmedizinische Institute ... 53

2.4.1 Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin, Forensische Toxikologie 54 2.4.2 Institut für Rechtsmedizin der Charite – Forensischen Toxikologie... 57

2.4.3 Institut für Rechtsmedizin in Magdeburg ... 58

2.4.4 Institut für Rechtsmedizin Hamburg ... 59

2.4.5 Institut für Rechtsmedizin Universität München ... 60

2.4.6 Brandenburgisches Landesinstitut für Rechtsmedizin... 61

3 Schlussfolgerungen ... 67

4 Literaturverzeichnis ... 77 5 Anhang ... I 6 Eidesstattliche Erklärung ...

(5)

Abbildungsverzeichnis

III von VI

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Produkte eines Verbrennungsprozesses ... 1 Abbildung 2:

... 3 Todesfälle in Deutschland durch Gasvergiftungen und Suizide 1950–2010 in Deutschland

Abbildung 3:

... 4 Häufigkeit von Kohlenmonoxidvergiftungen in der im Bezirk Magdeburg der DDR

Abbildung 4:

... 8 Eintreten von Handlungsunfähigkeit und Tod in Abhängigkeit von den Randbedingungen CO-Konzentration, Expositionszeit, RMV und Sauerstoffbedarf

Abbildung 5:

... 9 Zusammenhang zwischen Kohlenmonoxidkonzentration in der Luft, Expositionsdauer, CO-Hb-Sättigung, Arbeitsschwere und klinischer Symptomatik

Abbildung 6:

... 11 Etablierte Behandlungsstrategie von Kohlenmonoxidvergiftungen am Universitätsklinikum Halle/Saale

Abbildung 7: Kohlenmonoxidquellen in Privathaushalten ... 14 Abbildung 8:

... 47 VIZ Freiburg – Vergiftungsfälle durch Kohlenmonoxid von 1996 bis 2012 in HB, HH, NI und SH

Abbildung 9:

... 52 Anzahl der KOMOG-Fälle und weiteren Fällen mit Personen mit Kohlenmonoxidvergiftungen, ihr relatives Verhältnis in Prozent sowie die Gesamtzahl von beim Statistischen Bundesamt gemeldeten Todesfälle durch Kohlenmonoxid

Abbildung 10:

... 52 Relative Häufigkeit der Symptomschweregrade der KOMOG-Fälle und der allgemeinen Kohlenmonoxidvergiftungen in %,

Abbildung 11:

... 55 Anzahl der Fälle in Abhängigkeit der Höhe der ermittelten CO-Hb Werte (%) in den Jahren 2001-2012 im Grossraum Berlin

Abbildung 12:

... 61 Anzahl der unter Kohlenmonoxideinwirkung tödlich verletzten Personen seit dem Jahre 2005, anteilig zur deklarierten Todesursache

Abbildung 13:

... 65 Geschlechterverteilung der unter Kohlenmonoxideinwirkung tödlich verletzter Personen seit dem Jahre 2005 unabhängig von der deklarierten Todesursache

Abbildung 14:

... 66 Altersverteilung der unter Kohlenmonoxideinwirkung tödlich verletzten Personen seit dem Jahre 2005 unabhängig von der deklarierten Todesursache

(6)

Tabellenverzeichnis

IV von VI

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:

... 7 Symptomatik bei CO-Intoxikationen in Abhängigkeit des CO-Hb und der CO- Konzentration in der Umgebungsluft

Tabelle 2:

... 18 Anzahl der Brandtoten und Brandverletzten als Auszug aus den Jahresberichten der Feuerwehr ausgewählter deutscher Städte

Tabelle 3:

... 25 Prozentualer Anteil der Sterbefälle durch Einwirkung von Kohlenmonoxid an den Gesamtsterbefällen in Deutschland seit 2002 – 2011

Tabelle 4: Sterbefälle nach äußeren Ursachen und ihren Folgen (ab 1998) ... 29 Tabelle 5: Sterbefälle nach äußeren Ursachen und ihren Folgen (ab 1998). ... 30 Tabelle 6: Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000 (Fälle) ... 31 Tabelle 7:

... 36 Erläuterung der standardisierten Schweregradeinteilung bei Vergiftungen – vereinfacht –

Tabelle 8: VIZ Freiburg – Vergiftungsfälle durch Kohlenmonoxid seit 2005 in BW ... 36 Tabelle 9:

... 39 Vergiftungen und Verdachtsfälle in SN, ST, TH und MV unter möglicher Beteiligung von Kohlenmonoxid mit Suchkriterium Hauptnoxe Abgase, beurteilt nach PSS im Zeitraum 2005–2011

Tabelle 10:

... 40 Vergiftungen und Verdachtsfälle in SN, ST, TH und MV unter möglicher Beteiligung von Kohlenmonoxid mit Suchkriterium Hauptnoxe Rauchgase im Zeitraum 2005–2011

Tabelle 11:

... 46 Auszug aus Jahresberichten GIZ-Nord 2006-2011, verantwortlich für HB, HH, NI und SH

Tabelle 12:

... 48 Vergiftungen und Verdachtsfälle beim Giftnotruf Berlin unter Beteiligung von Kohlenmonoxid im Zeitraum 2006–2011 für BE und BB

Tabelle 13:

... 49 Altersverteilung der betroffenen Personen mit Vergiftungen und Verdachtsfälle unter Beteiligung von Kohlenmonoxid im Zeitraum 2006- 2011 in BE und BB

Tabelle 14:

... 54 Untersuchungsergebnisse zu CO-Hb (%) nach Obduktion von Brandtoten im Rahmen der Ermittlung der Todesursache im Zeitraum 2001 bis 2012 im Grossraum Berlin

Tabelle 15:

... 55 Untersuchungsergebnisse zu CO-Hb (%) nach Obduktion von Brandtoten im Rahmen der Ermittlung der Todesursache im Zeitraum 2001 bis 2012 im Grossraum Berlin

Tabelle 16:

... 57 Todesfälle durch CO-Vergiftung unter Verwendung eines Holzkohlegrills im Jahr 2007 im Berliner Raum

Tabelle 17:

... 58 Todesfälle durch CO-Vergiftung unter Verwendung eines Holzkohlegrills im Zeitraum 04/2008 bis 05/2009 im Raum Magdeburg

Tabelle 18:

... 59 Todesfälle durch CO-Vergiftung unter Verwendung eines Holzkohlegrills im Zeitraum 09/2009 bis 10/2010 in Hamburg

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Tabellenverzeichnis

V von VI

Tabelle 19:

... 60 Suizide durch CO-Vergiftung unter Verwendung eines Holzkohlefeuer im Zeitraum 01/2008 bis 04/2010 in München

Tabelle 20:

... 62 Untersuchungsergebnisse zu CO-Hb (%) nach Obduktion von Toten durch Rauchgasvergiftung im Land Brandenburg im Zeitraum 2004 bis 2012

Tabelle 21:

... 62 Anzahl der Toten nach Rauchgasvergiftung pro Jahr und deren durchschnittliche Untersuchungsergebnisse an CO-Hb (%) im Zeitraum 2004 bis 2012

Tabelle 22:

... 63 Untersuchungsergebnisse zu CO-Hb (%) nach Obduktion von Toten im Rahmen der Ermittlung der Todesursache Kohlenmonoxidvergiftung im Land Brandenburg im Zeitraum 2004 bis 2012

Tabelle 23:

... 64 Anzahl der Toten nach Kohlenmonoxidvergiftung pro Jahr und deren durchschnittliche Untersuchungsergebnisse an CO-Hb (%) im Zeitraum 2004 bis 2012

Tabelle 24:

...

Vergiftungen und Verdachtsfälle in SN, ST, TH und MV unter möglicher Beteiligung von Kohlenmonoxid: Übersicht der einzelnen Fälle aus den Kategorien der Hauptnoxe Abgase, beurteilt nach PSS im Zeitraum 2005- 2011

Tabelle 25:

...

Vergiftungen und Verdachtsfälle in SN, ST, TH und MV unter möglicher Beteiligung von Kohlenmonoxid: Übersicht der einzelnen Fälle aus den Kategorien der Hauptnoxe Brandgase, beurteilt nach PSS im Zeitraum 2005- 2011

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Grafikverzeichnis

VI von VI

Grafikverzeichnis

Grafik 1: Bearbeitungsweg der Todesbescheinigung ... 23 Grafik 2:

... 26 Gesamtanzahl der durch die Einwirkung von Kohlenmonoxid Verstorbenen in der Jahresspanne 1998 bis 2011

Grafik 3:

... 27 Äußere Ursachen der durch die Einwirkung von Kohlenmonoxid Verstorbenen in der Jahresspanne 1998 bis 2011

Grafik 4:

... 28 Gesamtanzahl der im Krankenhaus aufgrund Einwirkung von Kohlenmonoxid Behandelten in der Jahresspanne 2000 bis 2010

Grafik 5: Giftinformationszentren mit Rückmeldung auf Datenabfrage der Autorin... 34 Grafik 6:

... 37 VIZ Freiburg, Summe aller aufgenommenen Fälle im Zusammenhang mit Kohlenmonoxid in BW Stand: 02.12.2012

Grafik 7:

... 41 GGIZ Erfurt, Summe aller aufgenommenen Fälle in SN, ST, TH und MV im Zusammenhang mit Kohlenmonoxid aus Rauchgasmeldung Stand:

01.11.2012 Grafik 8:

... 42 GGIZ Erfurt, Summe aller aufgenommenen Fälle im Zusammenhang mit Kohlenmonoxid aus Abgasmeldung Stand: 01.11.2012

Grafik 9:

.. 49 BBbges-Giftnotruf Berlin, Summe aller aufgenommenen Vergiftungs- und Verdachtsfälle im Zusammenhang mit Kohlenmonoxid in Abhängigkeit ihrer Ätiologie im Zeitraum 2006-2011 in BE und BB (Stand 07.12.2012) Grafik 10:

... 50 Altersverteilung der betroffenen Personen mit Vergiftungen und Verdachtsfälle unter Beteiligung von Kohlenmonoxid im Zeitraum 2006- 2011 in BE und BB

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1 von 81

1 Einleitung

1.1 Gasvergiftungen mit Kohlenmonoxid

Kohlenmonoxid, auch Kohlenstoffmonoxid – chemische Bezeichnung CO – entsteht bei der unvollständigen Verbrennung bei hohen Temperaturen von fossilen Materialien, wie zum Beispiel Holz, Kohle, Papier, Benzin, Öl und vielen Kunststoffen, und zwar im Falle einer nicht ausreichenden Sauerstoffzufuhr. Bei einer Verbrennungstemperatur von 1000 °C liegt das chemische Gleichgewicht von Kohlenstoff zu Kohlendioxid (Boudouard-Gleichgewicht) fast vollständig auf der Seite der Bildung von Kohlenmonoxid (C + CO2 zu 2 CO).

Kohlenmonoxid (CO) wird in der chemischen Industrie in größerem Umfang als Synthesegas verwendet, z.B. bei der industriellen Produktion von Methanol, Essigsäure oder Carbonylsäuren. Daher wurde eine CO-Pipeline von Dormagen nach Krefeld errichtet.

Da Verbrennungsreaktionen in der Natur und Technik niemals in allen Bereichen der Flamme das ideale Mischungsverhältnis aus Brennstoff – und Sauerstoff bieten, entsteht zwangsläufig bei jeder Verbrennung kohlenstoffhaltiger Substanzen – zumindest in Spuren – Kohlenstoffmonoxid [34].

Die bei einer Verbrennung entstehenden Emissionen sind in Abbildung 1 dargestellt.

Entscheidend für die Bildung von Kohlenstoffmonoxid ist der dem verbrennenden Kohlenstoff zugeführte Sauerstoff (Sekundärluft). So lassen sich die stofflichen Umsetzungen von Kohlenstoffatomen, in Abhängigkeit der Sauerstoffzufuhr, in vollständige (Sauerstoffzufuhr für die Oxidation ausreichend), wie auch in unvollständige Reaktionen (Sauerstoffzufuhr für die Oxidation nicht ausreichend – Kohlenstoffmonoxid entsteht als Zwischenprodukt) unterteilen.

Abbildung 1: Produkte eines Verbrennungsprozesses [10]

(10)

1. Einleitung

2 von 81

Beispiele für CO-Konzentrationen im Alltag:

Umgebungsluft: 0,1 ppm [36]*

Wohngebäude (mit Verbrennungsheizung): 0,5 – 5 ppm [35]

Gastherme (wenige cm Abstand): 5 – 15 ppm [35]

Kaminoffen mit Holzfeuer (Abgasrohr): 5.000 ppm [38]

Holzkohlengrill in geschlossenen 16 qm Raum: 300 ppm in 6 min [37]

Auspuffgase von Verbrennungsmotoren 5 – 20 Vol % [42]

*(parts per million; 1 ppm entspricht 0,0001% Volumenanteil)

Rauchen sowie Passivrauchen bewirken eine zusätzliche CO-Exposition [28].

Brandrauch ist je nach Brandstoff und Brandbedingungen ein Gemisch aus verschiedenen Bestandteilen (u. a. Gase mit toxischer Wirkung, lungengängige Aerosole, Partikel), dessen toxische Gesamtwirkung bisher unzureichend geklärt ist. Bei ca. 70 % der Brandtodesfälle ist die Rauchgasvergiftung todesursächlich [17]. In den meisten Fällen trägt das beim Brand gebildete Kohlenmonoxid das toxische Hauptpotential im Zusammenwirken mit Sauerstoffmangel sowie der atemfrequenzsteigernden Wirkung des ebenfalls im Brandrauch enthaltenen Kohlendioxids und den unterschiedlichen Anteilen von Nitro- und Chlorgasen und Blausäure im Rauch oder Brand. Dabei zeigt sich jedoch, dass das Vergiftungsgeschehen in der Regel vom Kohlenmonoxid dominiert ist [14].

Nahezu alle Rauchgasvergiftungen mit Todesfolge (ca. 98 %) sind auf den CO-Anteil zurückzuführen [6]. Daher gilt CO als Leitgas für Brandgase [12]. Jedoch ist Brandgas stets ein Gemisch aus giftigen Rauchgasen, die während der Schwelbrandphase entstehen. Die hoch erhitzte Atemluft, aber auch die Sauerstoffarmut spielen bei Rauchgasen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsschädigung eines Menschen im Zusammenhang mit einem Brandgeschehen.

Da Kohlenmonoxid ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas ist und eine vergleichbare Dichte (rel. Gasdichte: 0,967) wie die Luft (rel. Gasdichte: 1) aufweist, kann der Mensch es mit seinen Sinnen nicht wahrnehmen. Der Körper erfährt keine Warnwirkung bzw. keinen Warneffekt. Darin liegt die besondere Gefahr dieses hochgradig giftigen Gases [6].

Die wesentlichen Expositionsursachen für das Auftreten von CO sind:

– unsachgemäßer Betrieb von Hausbrandanlagen (Kohleöfen, Gasheizung), Defekte und Wartungsmängel,

– Betrieb von gasbetriebenen Geräten in geschlossenen Räumen (Heizpilze, Heizstrahler)

(11)

1. Einleitung

3 von 81

– Einsatz von Anlagen mit Verbrennungsmotoren in Räumen mit unzureichender Belüftung (enthalten bis zu 10 % Kohlenmonoxid, wegen Einbau von geregelten Katalysatoren ab EURO 4 Norm zunehmend nicht mehr relevant [15])

– Brände,

– gezielte Selbstmordversuche mit Autoabgasen, Ofenrauch, Grillen in abgedichteten Innenräumen „Indoor-Grillen“.

Die Betrachtung der industriellen großtechnischen Quellen zeigt, dass der Gehalt an CO in den Schwefelgasen der Braunkohlenverbrennung wesentlich höher als der Gehalt an Schwefelgasen aus der Steinkohlenverbrennung ist. Der Gehalt an CO-Gas in PKW- Auspuffgasen ohne Katalysator beträgt ca. 5 – 20 %, jedoch ist er heute aufgrund des Katalysatorseinsatzes bei mehr als 90 % der PKW niedriger als 0,1 % CO. Das bis ca. 1990 verwendete Stadtgas enthielt ebenfalls Anteile von CO in Höhe von bis zu 9 % [33]. Seit der Einführung von Erdgas in Deutschland hat die Zahl der Vergiftungen, die auf CO- Intoxikationen zurückzuführen ist, deutlich abgenommen. Im Jahre 1980 wurde die Zahl der Selbsttötungen durch Vergiftungen mit Haushaltsgasen mit 1291 Personen erfasst. Die Anzahl der Sterbefälle durch (vorsätzlichen) suizidalen Gebrauch in Bezug auf CO betrug im Jahr 2006 wurde mit 183 geführt [3

].

Für einen Überblick stellt die folgende Abbildung 2 den Verlauf von Fallzahlen tödlicher Gasvergiftungen in den vergangenen 60 Jahren nach vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten dar [14].

Abbildung 2: Todesfälle in Deutschland durch Gasvergiftungen und Suizide 1950–2010 in

Deutschland [14]

(12)

1. Einleitung

4 von 81

Der suizidale Gebrauch von Kohlenmonoxid sowie die Todesfälle durch CO und deren Anteil an den Gesamtsuiziden zeigen seit den 1990iger Jahren einen stark abnehmenden Trend im Vergleich zu den Fallzahlen seit 1950, bezogen auf 100.000 Einwohner, an.

Allerdings ist seit dem Jahr 2006 ein leichter Anstieg in der Zahl der CO-Suizide und deren Anteil an den Gesamtsuiziden zu verzeichnen, wie die zitierte Abbildung zeigt. Brüche in den Verläufen der einzelnen Kurven können durch Wechsel der amtlichen Kodierungsverfahren im Laufe der Jahre (letzte Aktualisierung ICD-10 seit 1998) entstanden sein. 2009 und 2010 stieg die Anzahl der Kohlenmonoxid- (CO-)Todesfälle in Deutschland um jeweils ca. 30%. Neuartige Expositionen wie die suizidale Inhalation der Gase z.B. aus Kohlegrills mehren sich.

In der unten beispielhaft dargestellten Abbildung ist die Zahl der unbeabsichtigten Unfälle auch mit Todesfolge im industrienahen Bezirk Magdeburg der DDR dargestellt.

0 20 40 60 80 100

Anzahl der Personen

1979 1980 1981 1982

Jahr

Häufigkeit von

Kohlenstoffmonoxidvergiftungen im Bezirk Magdeburg

Unfall Suizid Summe

Abbildung 3: Häufigkeit von Kohlenmonoxidvergiftungen in der im Bezirk Magdeburg der DDR [5]

Der leicht abnehmende Trend bis zum Jahr 1982 ist möglicherweise auf die Veränderung der Feuerstättensituation in Richtung Fernwärmebeheizung und abnehmende Nutzung von braunkohlenbetriebenden Einzelheizungsanlagen zurückzuführen. Betrug 1979 die Zahl der in Verbindung mit CO-Fällen durchgeführten Sektionen im Institut für Gerichtsmedizin Magdeburg noch 13 % am Anteil der Gesamtaufkommen, so sank diese Zahl bis zum Jahr

(13)

1. Einleitung

5 von 81

1982 deutlich auf 8 %. Diese dargestellte Situation ist durch den Wandel in der Heiztechnik nicht mehr repräsentativ.

1.1.1 Stoffeigenschaften von Kohlenmonoxid

Kohlenmonoxid mit der Molmasse von 28,01 g/mol ist ein farbloses, geruchloses Gas mit einem Schmelzpunkt von – 199 °C und einem Siedepunkt von – 191,5 °C. Es ist mit 30 mg/l in Wasser nur gering löslich [42].

Unter Normalbedingungen (0 °C, 101,3 kPa) weist das Gas eine relative Dichte von 0,967 [42] aus. Es steigt damit langsam auf und wird nur in geschlossenen Räumen eine gefährlich. Die relative Gasdichte gegenüber Luft beträgt 1 und die relative Dichte gegenüber Wasser beträgt 0,79 [43]. Es ist unter Normalbedingungen relativ stabil und wird daher nur sehr langsam (nach Monaten) in Kohlendioxid, dem Endprodukt der Oxidation, umgewandelt. Wärme und UV-Strahlung begünstigen die Reaktion.

Kohlenmonoxid ist toxisch, brennbar, extrem entzündbar und bildet zwischen 12,5 und 75%

Volumenanteil mit Luft explosionsfähige Gemische [34] bei einer Zündtemperatur von 620

°C [43].

Seine molekulare Zusammensetzung definiert sich durch eine starke kovalente Bindung eines Kohlenstoff- mit einem Sauerstoffatom durch eine Dreifachbindung.

CO besitzt ein hohes Diffusionsvermögen durch Decken und Wände [20].

1.2 Pharmakologische und Toxikologische Wirkung der CO-Intoxikation

Kohlenmonoxid gelangt mit der Atemluft über die Atemwege in die Lunge und von dort in die Lungenbläschen, in denen der natürliche Gasaustausch mit dem Blut stattfindet. Während des Gasaustausches binden sich die aufgenommenen Sauerstoffatome an das Hämoglobin.

Kohlenmonoxid besitzt zu Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff, und dessen Eisenbindungsstellen eine etwa 200 bis 300fach höhere Affinität als molekularer Sauerstoff.

So reichen beim durchschnittlichen Anteil in der normalen Atemluft von 21 Vol % O2 nur 0,07 Volumenprozent CO aus (berechnet auf 300fache Affinität), um die Hälfte der Bindungsstellen des Hämoglobins zu besetzen, dass heißt die Hälfte der Sauerstofftransportkapazität einzunehmen. CO wird in derselben molaren Menge an das Eisen des Hämoglobins gebunden wie Sauerstoff (1g Hämoglobin binden 1,34 ml Sauerstoff bzw. CO). Es handelt sich hier also um eine Konkurrenz zweier Moleküle um dieselbe

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1. Einleitung

6 von 81

Bindungsstelle, wobei, wie ausgeführt, das giftige CO die höhere Affinität besitzt. Die O2 Verdrängung aus der Bindung zum Fe2+ im Hämoglobinmolekül verläuft nach folgender Formel: O2 –Hb+ CO  CO-Hb + O2.

Als Indikator für den Sauerstoffmangel gilt der CO-Hb-Wert in Prozent. Er sagt aus, wieviel Hämoglobin (Hb) mit dem Kohlenmonoxid belegt ist und fungiert somit als ein Maß für die Kohlenmonoxidkonzentration im Blut.

Der CO-Hb-Wert im Blut steigt mit zunehmendem Partialdruck des CO in der Luft (steigenden ppm CO) und/oder mit fallendem O

2-Partialdruck in der Luft (verminderter O

2- Konzentration). Das bedeutet, dass eine tödliche Gefahr auch von solchen CO- Konzentrationen ausgehen kann, die im allgemeinen nicht als tödlich gelten, wenn der O

2- Gehalt der Umgebungsluft besonders niedrig ist. Allein ein niedrigerer O

2-Partialdruck bewirkt, dass der CO-Hb-Wert ansteigt.

CO ist besonders gefährlich für geschwächte Personen, Herz-Kreislauf-Patienten, Kinder und Föten. Im menschlichen Körper diffundiert CO frei; selbst die Plazentaschranke stellt kein Hindernis dar [42, 45]. Somit kann CO bei Ungeborenen zu Schäden oder gar zum Tod führen. Eine CO-Konzentration ab 0,05 % in der Umgebungsluft ist für einen Menschen in bestimmten Situationen schon potentiell toxisch [41].

Das genaue Diagnostizieren einer Kohlenmonoxidvergiftung ist aufgrund ähnlicher Krankheitssymptome mit z.B. Magen-Darm-Infekten, grippalen Infekten, Alkohol- und Drogenmissbrauch erschwert und kann zu Fehldiagnosen bzw. Nichterkennen eines CO- Falles führen. Der Grund hierin ist im Fehlen von klaren und eindeutig abgrenzenden Indizien für eine CO-Intoxikation zu finden.

Die entstehende CO-Hb (Carboxyhämoglobin)-Bindung ist reversibel. Bei Abnahme des CO-Partialdruckes oder Zunahme des Sauerstoffpartialdruckes in der Aspirationsluft nimmt die Konzentration an CO-Hb-Bindungen ab. Jedoch wird die Freigabe von gebundenem Sauerstoff O2 durch die teilweise Besetzung des Hämoglobins gehemmt (Haldane-Effekt).

Die Symptomatik einer CO-Intoxikation beruht auf der Gewebehypoxie (Mangelversorgung des Gewebes mit Sauerstoff), deren Folgen zuerst in dem hypoxieempfindlichen zentralen Nervensystem spürbar sind und dann erst in der resultierenden metabolischen Azidose. CO wird im Körper kaum metabolisiert und daher fast unverändert ausgeschieden/abgeatmet.

Neben der sehr hohen Bindungsaffinität zu Hämoglobin weist CO auch eine im Vergleich zu Sauerstoff um 30–40 fach höhere Affinität zum Muskelkurzzeitsauerstoffspeicher Myoglobin auf. Myoglobin ist ein Muskelprotein aus der Gruppe der Globine, welches als einkettiges Protein aus 153 Aminosäuren mit einer Molekülmasse von 17.053 Dalton (17 kDa) die Fähigkeit besitzt, Sauerstoff reversibel zu binden. Bei einem Sauerstoffpartialdruck von größer 60 mm Hg weist CO eine höhere Affinität zum Myoglobin als zum Hämoglobin auf und wandert somit aus dem Blut in das Gewebe.

(15)

1. Einleitung

7 von 81

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Symptomatik bei CO-Intoxikationen in Abhängigkeit vom Carboxyhämoglobingehalt CO-Hb [12, 30], gemessen im Herzblut.

Tabelle 1: Symptomatik bei CO-Intoxikationen in Abhängigkeit des CO-Hb und der CO- Konzentration in der Umgebungsluft

CO-Konz. in Atemluft [Vol%]

CO-Hb [%] Bedeutung Symptomatik

0,005

(50 ppm) 0,5 normal – 0,01

(100 ppm)

10 Exzessive Raucher,

Großstadtverkehr

Geringe Visuseinschränkung (Gesichtsfeldausfall), langfristig chronische Erkrankungen an Herz und Nerven

0,05 (500 ppm)

> 15–20 Akute Vergiftung Kopfschmerz, Schwäche/Schwindel, leichte Dyspnoe (erschwerte Atemtätigkeit), Herzklopfen

> 0,05

> (500 ppm)

> 30–40 Schwere akute Vergiftung

Charakteristische hellrote (kirschrote) Hautfarbe mit rötlichen Fingernagelbetten, Müdigkeit,

Bewusstseinsstörungen, oberflächliche Atmung, erhöhte Krampfneigung

0,1

(1000 ppm) 50–80

~65 % CO-Hb Schwerste akute Vergiftung mit apoplektiformem Verlauf

Koma, Zyanose (Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff), ausgeprägter Schock, Krämpfe, Cheyne-Stokes-Atmung (periodisches An- und Abschwellen der Atemtiefe und des Abstands der einzelnen Atemzüge), Stammhirnsymptomatik, Hypothermie (Unterkühlung)

0,3–0,5 (3000 ppm- 5000 ppm)

> 80 Letaldosis mit Tod in wenigen Minuten Quelle: von Autorin zusammengefasst

Die Bestimmung von CO wird in der Praxis nur bei einem eindeutigen Verdacht auf eine CO-Vergiftung durchgeführt.

Die Ermittlung des CO-Hb Gehaltes erfolgt meist spektralphotometrisch nach der Methode

"Hüfner und Heilmeyer". Ein großer Nachteil dieser spektralphotometrischen Methode ist, dass sie gerade bei degradierten oder postmortal erhobenen Blutproben unter thermischer Belastung ungenau ist und dass sich oft bei solchen Proben spontan Methämoglobin bildet.

Aus diesem Grund ist es vorteilhafter, Analysenmethoden anzuwenden, die das Kohlenmonoxid direkt aus dem Blut freisetzen. So ist es möglich, dass CO mit einer hochselektiven gaschromatographischen Methode mittels Nickel-Katalysator und Flammenionisationsdetektor zu bestimmen.

Der Verlauf einer CO-Vergiftung wird von der CO-Hb Konzentration im Blut bestimmt. Eine klare Veranschaulichung toxischer CO-Hb-Spiegel gibt es nicht. Beeinflussende, jedoch immer individuelle Faktoren sind hierbei:

– Konzentration von CO in der Atemluft – Zeitdauer der Einwirkung

(16)

1. Einleitung

8 von 81

– Art und Weise der Giftaufnahme und dessen Elimination – Sauerstoffbedarf des Körpers

(bei schwerer Arbeit ist die CO-Hb Konzentration kritisch ab 30–40 %) – Hämoglobin-Gehalt im Körper

(es besteht eine erhöhte Toxizität bei Anämie)

– körperliche Konstitution des Exponierten, aber auch Alter, Geschlecht, Vorschädigungen, Body-Maß-Index

– Notfalltherapiemaßnahmen

Nach den in der folgenden beispielhaften Abbildung 4 dargestellten Werte für F

CO =1 ist bei einem 70 kg schweren Erwachsenen, der sich in Ruhe befindet, nach etwa 10,5 min mit dem Eintreten der Bewusstlosigkeit sowie nach etwa 12,5 min mit dem Eintreten des Todes zu rechnen ist. Würde dieser Mensch der gleichen CO-Belastung unter leichter körperlicher Aktivität ausgesetzt sein, wäre nach etwa 3,5 min mit Bewusstlosigkeit zu rechnen und nach gut 5 min mit dem Tod. Für kleine Kinder sind die Zeiten bis zum Eintreten der Bewusstlosigkeit etwa um den Faktor 2 kürzer. Es ist anzumerken, dass sich die zeitliche Prognose unter Einbeziehen der zeitlichen Entwicklung der Sauerstoff- und Kohlendioxidkonzentrationen noch weiter verschlechtern würde [49].

Abbildung 4: Eintreten von Handlungsunfähigkeit und Tod in Abhängigkeit von den

Randbedingungen CO-Konzentration, Expositionszeit, RMV und Sauerstoffbedarf (Legende: FCO effektive Teildosis CO, R Ruhe, A leichte Aktivität, HU

Handlungsunfähigkeit, RMV Atemminutenvolumen) [49]

Auch das Auftreten der Symptome bzw. Erreichen einer bestimmten Konzentration an CO- Hb ist hochgradig variabel und hängt von zahlreichen Faktoren ab, insbesondere von der körperlichen Belastung bzw. Arbeitsschwere und der Expositionsdauer. Einen Überblick

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1. Einleitung

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über diesen komplexen Zusammenhang gibt die vorstehende Abbildung 5. Die einzelnen Kurven zeigen die Sättigungskinetik des Hämoglobins für Kohlenmonoxid in Abhängigkeit von der Kohlenmonoxidkonzentration in der Inspirationsluft FiCO (s. Angaben in %)

Abbildung 5: Zusammenhang zwischen Kohlenmonoxidkonzentration in der Luft,

Expositionsdauer, CO-Hb-Sättigung, Arbeitsschwere und klinischer Symptomatik, Die grauen Kurven zeigen die Sättigungskinetik des Hämoglobins für Kohlenmonoxid in Abhängigkeit von der Kohlenmonoxidkonzentration in der Inspirationsluft FiCO (s. Angaben in %) [52].

Erwähnt werden soll hier jedoch auch folgender Fakt:

Der Mensch bildet endogen »ganz normal« CO, welches als Botenstoff und Enzymmodulator dient. Durch den Stoffwechsel werden pro Stunde unter physiologischen Bedingungen etwa 0,4 ml von CO produziert [45], 15 Prozent entstehen beim Abbau von Proteinen, Photooxidation, Lipidperoxidation oder im bakteriellen Stoffwechsel. Die restlichen 85 Prozent kommen aus dem Abbau von Hämoglobin, dem eisenhaltigen Farbstoff der roten Blutkörperchen, mit Hilfe der Hämoxygenase. Es entstehen Biliverdin und Kohlenmonoxid.

In der Entwicklung von neuen Arzneimitteln mit dem Ziel der Entwicklung verbesserter Wirkprinzipien der Arzneiwirkstoffe werden die physiologisch günstigen Effekte der gefäßerweiternden Wirkung des Kohlenmonoxides ausgenutzt. So wurden CO-freisetzende Arzneimittel entwickelt und in präklinischen Studien eingesetzt.

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1. Einleitung

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1.2.1 Therapie bei CO-Intoxikation

Die Kohlenmonoxidvergiftung ist ein reversibler Prozess. Kohlenmonoxid wird ausschließlich über die Lungen ausgeschieden. Je höher der Sauerstoffdruck in der Atemluft (kurzfristig bis 2 Atmosphären), je besser ist der respiratorische Gasaustausch, je schneller wird das Kohlenmonoxid im Hämoglobin ersetzt. Allgemein ist nach ca. 240 min die Hälfte des Kohlenmonoxids durch die Atmung von "normaler Luft" verdrängt.

Je nach Schwere der Intoxikation sind die folgenden Maßnahmen anzuwenden:

Akute Vergiftung: der Patient muss sofort an die frische Luft verbracht werden und die Gabe von reinem Sauerstoff (künstliche Beatmung) ist indiziert (Halbwertzeit von CO-Hb 4 Stunden bei normaler Atemluft, Halbwertzeit mit reinem Sauerstoff CO-Hb auf 1,5 h). Auf den Eigenschutz des Retters ist besonders zu achten. Ab schwerer akuter Vergiftung:

Intubation und Beatmung bei 100 % Sauerstoff (Sauerstoff verdrängt CO aus der Hämoglobinbindung), optimal ist die hyperbare Oxigenierung in der Druckkammer (HBO), die als Goldstandard bei der Behandlung der CO-Vergiftung gilt, da hier eine schnelle CO- Verdrängung erfolgt. Es gibt für die einzelnen Krankheitsbilder unterschiedliche Therapieschemata. Bei der Behandlung mit 3,0 bar Gesamtdruck, dies entspricht einer Wassersäule von 20 m, verkürzt sich die Halbwertzeit auf 22 Minuten [6]. Leider nimmt die Zahl der einsatzbereiten Druckkammern in Deutschland auch aufgrund hoher Unterhaltskosten ab.

Zusätzlich ist die intensivmedizinische Betreuung zur Linderung der Krämpfe mit zum Beispiel Diazepam sowie die Hirnödemtherapie mit ödemausschwemmenden Mitteln wie Mannitol oder Glycerol, ggf. kombiniert mit Glucocorticoiden (Therapie des Inhalationstraumas, Hirnödemprophylaxe) [7], anzuwenden. Als weitere Maßnahmen kann der Azidoseausgleich mit Bikarbonat angewendet werden.

Die folgenden Abbildung 6 zeigt beispielhaft die im Universitätsklinikum Halle/Saale etablierte Vorgehensweise eines symptombezogenen Behandlungsschemas bei Kohlenmonoxidvergiftungen. Es sollte stets umgehend mit einer adäquaten Giftelimination begonnen werden, um die bei 15 - 40 % aller Überlebenden der CO-Vergiftung auftretenden Spätschäden z.B. Epilepsie, Ataxie, Demenz, Depression, Herzinsuffizienz zu verhindern [41].

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1. Einleitung

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Abbildung 6: Etablierte Behandlungsstrategie von Kohlenmonoxidvergiftungen am Universitätsklinikum Halle/Saale [41]

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1. Einleitung

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Neben der akuten Kohlenmonoxidvergiftung gibt es auch die chronische Intoxikation (Summationseffekt der Symptome), die dazu führt, dass eine an sich akut toxische CO- Konzentration vom Exponierten (z.B. Bergleute) symptomlos vertragen wird. Ursache dafür ist die Anpassung des Körpers an den Sauerstoffmangel durch gesteigerte Blutneubildung, erhöhte Erythrozytenzahl oder Hämoglobinkonzentration im Blut [42].

1.3 Vorbeugende Maßnahmen

1.3.1 Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von CO-Vergiftungen

● Überprüfung aller Geräte einschließlich Öl- und Gas-Öfen, Gasherde, Gasheizungen, Kerosin-Raumheizer, Kamine und Holzöfen von Fachleuten jährlich bzw. am Anfang jeder Heizperiode, Sicherstellen, dass die Verbindung der Schornsteine nach draußen einwandfrei, in gutem Zustand und nicht verstopft ist,

● Ordnungsgemäße Installation und Pflege von Neugeräten entsprechend den Bedienungsanleitungen,

● Benutzung von vorgeschriebenen Brennstoff und Offenhalten der Türen und Fenster im ganzen Haus, um genug Luft für den ordnungsgemäßen Verbrennungsvorgang zu gewährleisten,

● Kein Laufenlassen eines Autos in der Garage, auch nicht bei geöffneter Garagentür, da sich die Abgase schnell ansammeln können; keine Benzin betriebenen Geräte in Innenräumen (Rasenmäher, Unkrauttrimmer, Schneeschleudern, Kettensägen, kleine Motoren oder Generatoren) benutzen,

● Niemals Gas-Backöfen zum Heizen des Hauses/Wohnung nutzen, niemals einen Holzkohle-Grill in Innenräumen verwenden,

● Nicht in einem wenig- oder unbelüfteten Raum mit einer Gas- oder Kerosin- Raumheizung schlafen.

1.3.2 Kohlenmonoxid-Detektoren

Kohlenmonoxid-Detektoren sind in Heimwerker-Geschäften erhältlich. Sie dienen als zusätzliche Sicherheit vor CO-Vergiftungen. Diese Geräte sind jedoch kein Ersatz für die ordnungsgemäße Handhabung von Geräten und die Einhaltung von Wartungen und Sicherheitsvorschriften (siehe 1.3.1). Die Technologie für Kohlenmonoxid-Detektoren befindet sich noch in der Entwicklung und die Geräte sind nicht so zuverlässig wie z.B.

Rauchmelder. Es gibt sehr unterschiedliche Geräte hinsichtlich Preis, Zuverlässigkeit und Zweckbestimmung, weshalb vor Einbau eine Beratung von angeraten wird. Diese dient auch dazu, entsprechend der Zertifizierungen der Geräte die spezifischen Anwendungsmöglichkeiten zu nutzen sowie die Empfehlungen der Hersteller hinsichtlich Platzierung, Warngrenzwerten, Handhabung und Wartung sicher umzusetzen.

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2 Mit der CO-Intoxikation befasste Institutionen und deren statistische Untersuchungen

Ziel dieser Arbeit ist die Evaluierung validen Zahlenmaterials als Grundlage der Erhebung und tendenziellen Bewertung von Todesfällen und schweren Vergiftungsfällen im Zusammenhang mit dem Auftreten von Kohlenmonoxid.

Als wichtige Institutionen der Gesellschaft, in denen Statistiken zur Überwachung und Analyse von Todesursachen erhoben werden, fungieren unter anderem folgende Behörden:

– das Statistische Bundesamt mit der jährlichen Todesursachenstatistik, in welcher die Zahlen der Statistischen Landesämter zusammengeführt werden,

– die Giftinformationszentren der Länder,

– die Rechtsmedizinischen Institute der Universitäten und Länder.

– ausgewählte Berufsfeuerwehrzentralen großer deutscher Städte,

Diese Institutionen führen jeweils aus etwas unterschiedlichen Zielsetzungen heraus eigene Sammlungen und Auswertungen zu Todesursachen, die jedoch in keiner deutschen Behörde zusammengeführt werden.

Ziel dieser Arbeit ist es, institutionsübergreifende Aussagen für durch Kohlenmonoxid verursachte Todesfälle zu erarbeiten und durch die Analyse des Informationsflusses die Zahlen der Institutionen miteinander zu vergleichen.

Wichtig ist dabei ebenfalls, Überschneidungen zu charakterisieren, in denen Daten mehrfach in Übersichten eingehen. Dabei ist es ebenso wichtig, die Bereiche zu charakterisieren, in den statistische Erhebungen (noch) nicht durchgeführt werden und die demzufolge zur sogenannten „Dunkelziffer“ beitragen.

2.1 Feuerwehr und Schornsteinfeger

2.1.1 Gefahren im Wohnbereich

Ein Umlufterhitzer im Schrank unter dem Handwaschbecken ohne Anschluss an einen Abzug, der funktionierende oder erloschene Grill oder der Gasstrahler/Heizpilz auf dem Balkon oder im Inneren der Wohnung oder ein brennender Kamin im Wohnzimmer, sie alle haben eins gemeinsam: Sie produzieren das Kohlenstoffmonoxid bei Funktionalität.

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2. Mit der CO-Intoxikation befaßte Institutionen und deren statistische Untersuchungen

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Abbildung 7: Kohlenmonoxidquellen in Privathaushalten [10]

Üblicherweise wird das Kohlenmonoxid durch Ab- und Zuluft aus der Wohnung transportiert.

Sind diese Abzüge jedoch nicht voll funktionsfähig, defekt, verstopft oder entsprechen den neuen Bauvorschriften (Energiesparprogramme, Wärmedämmungsmaßnahmen), die neuen Fenster zu dicht (gewünschte geringe ständige Durchlüftung fehlt), dann sammelt sich das CO unbemerkt in der Wohnung. Es diffundiert sogar durch Betonwände und Decken hindurch oder auch in Nebenräume.

Weiterhin setzen benzinbetriebene Rasenmäher oder weitere benzinbetriebene Gartengeräte mit Verbrennungsmotoren CO frei und dürfen in geschlossenen Keller– oder Garagenräumen nicht betrieben, repariert oder getestet werden.

2.1.2 Gefahrenfall

A) Im häuslichen Umfeld

Die jährliche Abgasmessung (Feuerstätten, Rauchfänge, Abzüge) durch den verantwortlichen Schornsteinfegermeister bei einer privaten oder gewerblichen Heizanlage dient dazu, die mit dem Abgas in die Atmosphäre abgegebenen Schadstoffe inklusive des CO-Gehaltes und die mit dem warmen Abgas verlorene Heizenergie zu ermitteln. Neben der Überprüfung, die der Betriebs- und Anlagensicherheit dient, soll der Schornsteinfeger auch Emissionsmessungen durchführen. Den Umfang dieser Messungen, sowie Fristen für die wiederkehrenden Messungen gibt die 1. Bundes- Immissionsschutzverordnung (1. BImSchV) vor.

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Ein über den spezifizierten Grenzen liegender CO-Gehalt bei Heizanlagen resultiert einerseits von einem zu geringem Luftüberschuss, von verunreinigten Brennern oder von nicht ausreichender Frischluft- und Sauerstoffzufuhr am Aufbauort des Wärmekessels, z.B.

durch Vogelnester oder unzureichende Lüftungsschlitze in den Türen. Der von der Schornsteinfegerinnung deklarierte CO-Gehalt soll im unverdünnten Abgas (wird mit Lambda errechnet) unter 80 ppm (0,008 %) betragen, bei 500 ppm (0,05 %) ist dringend eine umfangreiche Inspektion durchzuführen. Die Überschreitung des Grenzwerts 1000 ppm (0,1 %) Kohlenmonoxid hat zunächst eine Beanstandung durch den Bezirks- Schornsteinfeger zur Folge und nach einer Frist von 10 Tagen ist eine Nachuntersuchung vorzunehmen. Bei einem hohen CO-Gehalt und Abgasrückstau wird die Heizungsstätte unter Mitwirkung der jeweiligen Stadtwerke (Gaslieferant) stillgelegt. Gefahrenabwehr!

Ein zweiter Gefahrenpunkt im häuslichen Umfeld ist das oft unterschätzte Grillen in geschlossenen Räumen, das "Indoor Grillen". In vielen Fällen sind Holzkohlegrills unsachgemäß in Räumen, Garagen und Lauben aufgestellt worden, um möglicherweise dem schlechten Wetter zu trotzen, ohne dabei auf dauerhafte, hinreichende Luftzirkulation zu achten. Selbst bei teilweise geöffneten Fenstern und Türen führt die immer noch unzureichende Luftzirkulation zur Erhöhung der Konzentration von Kohlenmonoxid, auch dann, wenn der Grill bereits erloschen ist.

Eine weitere Gefahrenquelle bildet auch das Abgas im Verbrennungsmotoren von PKWs.

Durch die ab EURO 4 Norm geforderten Katalysatoren mit Lambda-Regelung werden die Schadstoffe jedoch erheblich reduziert. Während ohne Katalysator eine CO-Konzentration von 10 % und mehr im Auspuffgas gemessen wird, sind nun aufgrund der in Deutschland geforderten Abgasuntersuchung für Fahrzeuge mit Ottomotor und geregeltem Katalysator Grenzwerte von maximal 0,3 Vol% im Leerlauf gesetzlich vorgeschrieben. Die tatsächlich ermittelten CO-Konzentrationen liegen in der Regel deutlich unter 0,1 % [32]. Mit realistischen CO-Konzentrationen von 0,02 % beim betriebwarmem Motor (und nachfolgender Aufnahme in der Atemluft) sind auch bei einer Dauerexposition an Autoabgas von über 10 Stunden nur CO-Hb-Spiegel von weniger als 20 % erreichbar. Ausnahme bildet hier der Beginn der Fahrtätigkeit im Leerlauf mit kaltem Motor. Hier können in den ersten Laufminuten höhere Messwerte erreicht werden. Bei Dieselmotoren treten ohnehin nur Messwerte von ca. einem Zehntel der Messwerte der Ottomotoren auf.

Neben dem Zigarettenkonsum hat auch der Konsum von Shisha oder Wasserpfeife in den letzten Jahren zugenommen. Auch hier können durch die unvollständige Verbrennung der verwendeten Kohlestückchen sehr hohe Konzentrationen von Kohlenmonoxid auftreten und somit die Nutzer vergiften.

Ein weiterer, aus Japan, Hong Kong bzw. anderen Staaten Südostasiens kommender Trend ist der Einsatz von Kohlenmonoxid als Hilfsmittel, Suizid zu begehen. Der Anteil an Kohlenmonoxidvergiftungen von Suizidwilligen in Hong Kong stieg von 1998 mit noch 3 % bis zum Jahr 2002 auf 24% an. Es wird berichtet [8], dass in Taiwan im Jahr 2006 33,5 % der Suizide mit Hilfe von Holzkohleöfchen Selbstmord begangen wurden [9, 56]. Dazu

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werden Fenster und Türen eines kleinen Raumes oder Autoinnenraum mit Klebeband versiegelt und damit die Luftzirkulation minimiert. Das aufgrund des fehlenden Sauerstoffes bei der Verbrennung schnell entstehende Kohlenmonoxid führt rasch zum Tode. Diese

"komfortable" Methode für einen Suizid hat sich über das Internet auch in Europa verbreitet.

Die leichte Verfügbarkeit von Holzkohle begünstigt die Zunahme der Suizide. Die Institute für Rechtsmedizin in Magdeburg (siehe 2.4.3), die rechtsmedizinischen Institute der Universitäten München (siehe 2.4.5), Köln, Mainz, der Universität Hamburg (siehe 2.4.4) und der Charite zu Berlin (siehe 2.4.2) veröffentlichten eigene Untersuchungen über die Obduktion von Fällen suizidaler Kohlenmonoxidintoxikationen [1 ,2, 3, 8, 9, 13].

B) Im Arbeitsbereich der Rettungskräfte

Werden die Rettungskräfte der Feuerwehr sowie des Medizinischen Rettungsdienstes zu einem Einsatz entsendet, können sie sich unwissentlich in die Gefahr des Kontaktes mit CO begeben und dadurch sogar in Lebensgefahr geraten. Die Berufsfeuerwehr Wiesbaden vermutet hier eine hohe Dunkelziffer [40]. Sie hatte von 2009 bis 2012 40 Meldungen über Unfälle, in denen durch die Exposition mit Kohlenstoffmonoxid Menschen zu Schaden gekommen sind. Aus den Unfallberichten kristallisieren sich Unfallszenarien heraus, die einen sorglosen, zum Teil fahrlässigen Umgang mit Heizungsanlagen, Grills, Heizpilzen und technischen Defekten als ursächlich für die Kohlenstoffmonoxidexpositon belegen. Um unterstützend valide Zahlen und Antworten zu finden, wurde bei der Feuerwehr in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst in Wiesbaden erstmalig innerhalb eines Projektes im Jahr 2011/2012 eine „Studie zur Bewertung einer Gefahr durch Kohlenmonoxid im Einsatz“ durchgeführt [11].

Studienergebnis:

In dem Zeitraum von August 2011 bis März 2012 kam es im Verantwortungsbereich der Feuerwehr/Rettungskräfte/Hilfsorganisationen von Wiesbaden zu 34 primären Einsätzen, in denen die mitgeführten CO-Warngeräte vor einer gefährlichen Anreicherung mit CO gewarnt haben. Fünf primäre Einsätze lagen im unmittelbaren Verantwortungsbereich der Feuerwehr, 29 Einsätze lagen im Verantwortungsbereich der Rettungsdienste. Bereits während der laufenden Studie führten die Rettungskräfte aus Fürsorge- sowie arbeitsschutzrechtlichen Gründen in Rettungswagen, Notarztfahrzeugen und Feuerwehrfahrzeugen bei jedem Einsatz standardmäßig Gaswarngeräte zur Messung der Konzentration von CO am Unfallort mit sich. Zeigt das Messgerät ablesbare Konzentrationen von CO im ppm-Bereich an, werden die verantwortlichen Leitstellen informiert und die Evakuierung des Gebäudes eingeleitet. Dieses Warngerät schlägt sofort Alarm, sobald ein Wert von 30 ppm (parts per million) überschritten wird. 30 ppm ist der in Deutschland gültige Maximalwert für die CO-Konzentration am Arbeitsplatz. Der Normalwert

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2. Mit der CO-Intoxikation befaßte Institutionen und deren statistische Untersuchungen

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in einer Wohnung liegt zwischen 0,5 und 5 ppm. Ein Holzfeuer im Kaminofen kann jedoch schnell bis zu 5000 ppm Kohlenmonoxid freisetzen.

Wie hoch die bisher durch verschiedene, ländergeführte oder städtegeführte Feuerwehrinstitutionen deklarierten Unglücks-/Todesfälle unter Beteiligung von Kohlenmonoxid sind, wird aus den veröffentlichten Jahresberichten der Feuerwehren ausgewählter Städte dargestellt. Die Zahlen sind in der Tabelle 2 zusammengefasst, stellen Einzeldaten dar und gehen leider in keine zusammenfassende deutschlandweit gültige spezielle Statistik der Toten nach Brand ein [19].

Als einziges, vergleichbar auszuwertendes Kriterium aller betrachteter Jahresberichte der Feuerwehren wird die Zahl der Brandtoten/Rauchtoten in den Berichten ausgewiesen. Aus dieser Zahl kann immer eine CO-Intoxikation abgeleitet werden, da Brandrauch je nach Brandstoff und Brandbedingungen ein Gemisch aus verschiedenen Bestandteilen (u. a. Gase mit toxischer Wirkung, lungengängige Aerosole, Partikel) ist [14, 17]. In den meisten Fällen trägt das immer beim Brand gebildete Kohlenmonoxid das toxische Potential im Zusammenwirken dem auch stets gebildeten Zyanwasserstoff, dem Sauerstoffmangel sowie der atemfrequenzsteigernden Wirkung des ebenfalls im Brandrauch enthaltenen Kohlendioxids. Die toxische Gesamtwirkung des Brandrauches ist bisher unzureichend geklärt. Mehrere Studien in verschiedenen europäischen Ländern haben unter anderem die Behandlung schwerer Rauchvergiftungen zum Studieninhalt [14].

Aus der Tabelle 2 ist ersichtlich, dass aus den Jahresberichten der Feuerwehren ausgewählter deutscher Städte, keine eindeutigen Trends abzuleiten sind. Nur wenige Jahresberichte veröffentlichen Zahlen zu Brandtoten und Brandverletzten. Eine sichere lückenlose statistische Betrachtung in jeder Jahresscheibe seit dem Jahr 2004 ist daher nicht möglich.

Die Zahl der Toten als Folge von Bränden, so angegeben, in den ausgewählten Städten weisen einen leichten Rückgang seit dem Jahr 2006 aus. Bei der Auswertung zu berücksichtigen ist jedoch, dass, da die jeweiligen Todesursachen nicht genannt sind, die Vergiftungen durch das Einatmen von CO mit Todesfolge aus dem Brandrauch nur eine der möglichen Todesursachen der Brandgeschehnissen darstellt. Die Anzahl der Verletzten aus Bränden wird nicht immer gesondert ausgewiesen.

Das Verhältnis von Brandtoten zu Brandverletzten, sofern diese Angaben dargestellt werden konnten, errechnet als Quotient B1, schwankt sowohl innerhalb der Angaben einer Stadt als auch in den Angaben der Städte untereinander von bis zu 66 %. Das Verhältnis der Brandtoten zur Einwohnerzahl der Stadt im betrachteten Jahr, errechnet als Quotient B2, zeigt jedoch in fast allen ausgewählten Städten einen Abfall an. Dieser jeweils errechnete Quotient B2 stellt sich in vergleichbarer Größenordnung im Bereich von maximal 12,98 x10-6 bis minimal 1,71 x10-6 dar.

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Tabelle 2: Anzahl der Brandtoten und Brandverletzten als Auszug aus den Jahresberichten der Feuerwehr ausgewählter deutscher Städte [19]

Stadt 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Berlin [Brandverletzte/[Rauchvergiftete] 403 505 431 540 505 90 – – Berlin [Brandtote/[Rauchtote] 44 44 32 27 27 27 27 30

B1 0,11 0,09 0,07 0,05 0,05 0,30 – –

B2 [x10-6] 12,98 12,95 9,40 7,90 7,86 7,84 7,80 8,57

Hamburg [Brandverletzte] 186 197 176 – – 153 350 403

Hamburg [Brandtote] 21 17 17 15 20 17 10 12

B1 0,11 0,09 0,10 – – 0,11 0,03 0,03

B2 [x10-6] 12,24 9,88 9,81 8,61 11,52 9,81 5,72 7,19 Köln [Brandverletzte] 194 122 210 209 117 192 119 –

Köln [Brandtote] 5 11 6 5 5 7 6

B1 0,03 0,09 0,03 0,02 0,04 0,04 0,05 – B2 [x10-6] 5,16 11,19 6,06 5,02 5,02 7,01 5,96 –

Cottbus [Brandtote] 1 0 0 0 0 1 1

B2 [x10-6] 9,40 – – – – – 9,99 10,00

Dresden [Brandtote] 0 4 4 2 3 0 4 1

B2 [x10-6] – 8,08 7,92 3,94 5,86 – 7,65 1,89

Dortmund [Brandtote] 1 3 2 2

B2 [x10-6] – – – – 1,71 5,16 3,45 3,44

Bremen [Brandtote] – – 2 – 5 1 0 4

B2 [x10-6] 3,65 9,13 1,83 – 7,30

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Tabelle 2: Anzahl der Brandtoten und Brandverletzten als Auszug aus den Jahresberichten der Feuerwehr ausgewählter deutscher Städte (Fortsetzung)

Stadt 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Pforzheim [Brandtote] 0 0 1 0 0 0 0 0 Pforzheim [Brandverletzte] 18 8 6 35 3 2 14 6

B1 – – 0,167 – – – – –

B2 [x10-6] – – 8,40* – – – – –

München [Brandtote] 8 2 9 4 2 2 3 4

München [Brandverletzte FW+PP**] 259 4 255 170 159 177 206 174 B1 0,03 0,5 0,035 0,023 0,013 0,011 0,014 0,023 B2 [x10-6] 6,40 1,59 6,95 3,05 1,50 1,50 2,22 2,90

Münster [Brandtote] 2 0 1 1 1 1 0 0

B2 [x10-6] 7,40 – 3,68 3,66 3,65 3,63 – –

* Einwohnerzahl von 2005 gerechnet

** FW+PP Feuerwehrleute und Privatpersonen

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Der meist abnehmende Verlauf der deklarierten Brandtoten im Verhältnis zu der zumeist steigenden Bevölkerungsanzahl in den ausgewiesenen Städten führt zu einem sinkenden Quotienten B2 in der Jahresbetrachtung seit dem Jahr 2004. Die Betrachtung bezieht sich aus Mangel entsprechend veröffentlichter Statistiken nur auf die Verhältnisse in deutschen Großstädten mit größerer Bevölkerungsdichte. Die Verhältnisse im ländlichen Bereich stellen sich möglicherweise aufgrund der deutlich geringeren Einwohneranzahl hiervon abweichend anders dar.

Inwieweit sich die neue vorgeschriebene Überprüfung jeder Gasfeuerstätte (Abgaswegeüberprüfung nach Kehr- und Überprüfungsordnung KÜO 16.06.2009) in Deutschland durch den zuständigen Bezirksschornsteinfeger(meister) nach der Abschaffung des Kehrmonopols ab 01.01.2013 auf die Zahl der CO-Verunglückten auswirken wird, ist im Moment durch die Autorin nicht einschätzbar. Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks, dessen Mitglieder bisher die Abgaswegeprüfung jeder Feuerstätte nach strengeren Kriterien als es die EU-Norm vorschreibt, vorgenommen haben, weist darauf hin, dass durch die Europäisierung eine Veränderung des Prüfstatus, der Prüfgüte, des Qualifizierungsstandes der Prüfer und der Preise für die Prüfung möglich sind.

Das Institut der Feuerwehr Sachsen-Anhalt hat sich innerhalb einer Studie mit der Entwicklung von Kohlenmonoxid bei Bränden in Räumen beschäftigt, um Ableitungen hinsichtlich von Fluchtzeiten und Überlebenschancen darin befindlicher Personen sowie erforderlicher Einsatzzeiten zu ermöglichen. In einer Versuchskammer wurde die Bildung von Kohlenmonoxid in Abhängigkeit von den sich mit Brandverlauf einstellenden Randbedingungen Ventilation und Temperatur untersucht. Im Vordergrund der Untersuchungen standen die Untersuchungen zu den Überlebenschancen von im Brandraum befindlichen Personen bei Wohnungsbränden [49]. In der Auswertung werden Lösungswege, die die Selbstrettung von Personen unterstützen, aufgezeigt, wie z.B. der Einbau von automatischen Löschanlagen und die zwingende Installation von CO- Brandmeldern.

Neben der Analyse des jeweiligen Brandgeschehens und der Gefahren, welche die Rettungskräfte vor Ort bei Brandeinsätzen vorfinden, sollte eine wichtige Aufgabe jeder örtlichen (freiwilligen) Feuerwehr in der Aufklärung der Bevölkerung vor Gefahrensituationen in Verbindung mit Brand- und Grillgeschehen liegen, sollten Empfehlungen für die Deklaration der Handelsverpackungen an Kohlen deutlich ausgesprochen werden.

Die Erstellung eines Jahresberichtes, der die Arbeit der örtlichen und freiwilligen Feuerwehr Jahr für Jahr resümiert, ist in Städten und Kreisen verbreitet und üblich. Der Inhalt dieser Berichte weist allerdings größere Differenzen in seiner Aussagekraft auf. Die Recherchen zeigten, dass neben der Darstellung der technischen und personellen Ausstattung der jeweiligen Einheit eine detaillierte statistische Beschreibung der Ursachen von Feuerwehreinsätzen häufig nicht vorzufinden ist. Die systematische Auswertung von Brandgeschehen und Unfallursachen mit/ohne Auswirkungen auf betroffene Personen

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2. Mit der CO-Intoxikation befasste Institutionen und deren statistische Untersuchungen

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sowie die Weiterverfolgung der Informationen zu Verletzten/Verunglückten nach Einlieferung in das jeweilige Krankenhaus, ist innerhalb dieser Jahresberichte nicht standardisiert vorhanden. Obwohl als örtliche Feuerwehr dezentral organisiert, sollte deren überregional arbeitende Verbände der Feuerwehr, wie z.B. der Deutsche Feuerwehrverband DFV anregen, dass jedes Brandgeschehen mit Unfall- oder Todesfolge eines Menschen so gut wie möglich auch in den jeweiligen Jahresstatistiken dokumentiert und veröffentlicht werden müssen. Diese Daten könnten dann nach Veröffentlichung als ein Instrument zur Aufklärung der Bevölkerung genutzt werden kann.

2.2 Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes

Die Todesursachenstatistik der Statistischen Landesämter ist das Instrument, welches zur Ermittlung und Erhebung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung sehr wichtige Daten liefert. Aus- und Bewertungen in den Kategorien Sterbeziffern, gesundheitsbedingte vermeidbare Sterbefälle, verlorene Lebensjahre, Todesursachen können und werden dazu genutzt, um zeitliche, regionale, aber auch länderübergreifende Vergleiche, Einflussfaktoren und weitere Gesundheitsindikatoren hinsichtlich der Mortalität (Anzahl der Todesfälle im Verhältnis zur Bevölkerung) und deren zeitliche Veränderung möglich zu machen. Aus den Ergebnissen können dann Schlussfolgerungen zur Verbesserung der Lebenserwartung und Lebensqualität im Bereich Prävention, Handlungsempfehlungen in Bereichen, wie der verbesserten Gesundheitspolitik, und Gesundheitsvorsorgestrategien abgeleitet werden. Ein weiterer Aspekt wird in der Möglichkeit gesehen, den Gefährdungsgrad von Krankheiten in Abhängigkeit verschiedener Parameter wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Region zu analysieren. Die Verpflichtung zur Erhebung oben genannter Daten basiert auf dem Gesetz über die Statistik der Bevölkerungsbewegung und die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes in der Fassung der Bekanntmachung vom 14.3.1980, zuletzt geändert durch Art. 2 Abs. 8 des Gesetzes vom 19.2.2007 (BGBl. I S. 122).

Die Krankenhausdiagnosestatistik führt Diagnosedaten der Krankenhäuser unter anderem über die Art der Erkrankung und ausgewählte soziodemografische Merkmale wie Alter, Geschlecht und Wohnort der Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen.

Die Todesursachenstatistik, für die aussagekräftiges und vergleichbares Datenmaterial unerlässlich ist, zählt als amtliche Vollerhebung. Hier werden durch die Landesämter die Todesursachen aller Verstorbenen erfasst. Dafür notwendig ist das einheitliche Vorgehen bei Erhebung der Daten, z.B. der Codierung in die ICD 10 Klassifikation und die kontinuierliche Erhebung der Daten in immer gleicher, sorgfältiger Art und Weise und Systematik.

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Grundlage für den Eingang der Daten eines Verstorbenen in die Todesursachenstatistik ist das Vorhandensein einer Todesbescheinigung, die den Tod einer Person dokumentiert und die durch den für die Leichenschau verantwortlichen Arzt ausgestellt werden muss.

Dazu wird im Folgenden in der Grafik 1 der mehrstufige Weg der Todesbescheinigung bis zum Eingang in die Statistik hier dargestellt.

2.2.1 Von der Todesursachendiagnose bis zur Todesursachenstatistik

Im Regelfall stellt der für die jeweilige Leichenschau verantwortliche Arzt nach dem Landesbestattungsgesetz des jeweiligen Bundeslandes, in dem der Mensch verstarb, nach verpflichtender Leichenschau die Todesbescheinigung (Totenschein) aus. Diese besteht aus dem vertraulichen, die Todesursache enthaltenden und dem nicht-vertraulichen, die Kopfdaten (Name, Geburtsdatum, Sterbedatum, Anschrift e.t.c) des verstorbenen Menschen enthaltenden Teil. Das zuständige Standesamt erstellt aus den Daten des nicht- vertraulichen Teiles, der auch im Standesamt verbleibt, die Todesbescheinigung (Sterbeurkunde). Zusätzlich erfolgt hier zum Zwecke der Registrierung die Vergabe einer Sterbebuch/Registriernummer auch auf dem vertraulichen Teil des Totenscheins, damit die statistischen Landesämter, die die Angaben zum Sterbefall und zu den Todesursachen und den Umständen des Todes auf getrenntem Weg erhalten, diese Angaben im späteren statistischen Aufbereitungsprozess wieder zusammenführen können. Die so erhobenen Kopfdaten gehen in die Bevölkerungsstatistik ein, die laut Bevölkerungsstatistikgesetz (von 1957, zurzeit in grundlegender Überarbeitung) erhoben und monatlich aktualisiert wird (1.

Teil des Datensatzes). Das Standesamt leitet den Umschlag mit dem vertraulichen Teil des Totenscheins und den genannten Ergänzungen an die für den Empfang des vertraulichen Teils des Totenscheins zuständige Stelle, das jeweilige Gesundheitsamt weiter. Hier erfolgt die Prüfung der Aussagen des Totenscheins. Diese Institution leitet die für die Todesursachenstatistik bestimmten Angaben des Totenscheins (Todesursache, Umstände) an das statistische Landesamt weiter. Die statistischen Landesämter werten die Angaben zu den Todesursachen und den Umständen des Todes entsprechend der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ der WHO (ICD Teilausschnitt im Anhang) [44] für die Zwecke einer multikausalen Todesursachenstatistik aus. Für diese Codierung wird ausschließlich die Angabe des Grundleidens entsprechend ICD 10 (die Krankheit oder Verletzung, die den Ablauf der direkt zum Tode führenden Krankheitszustände auslöste) auf der Todesbescheinigung (Abschnitt Ic) herangezogen (2. Teil des Datensatzes) [48]. Weitere, in der Kausalkette aufgetretene, den Tod verursachende oder wesentliche andere Krankheiten werden statistisch nicht berücksichtigt.

Die statistischen Landesämter fassen ihre Ergebnisse der Todesursachen zu einem Landesergebnis zusammen und übermitteln jährlich ihre Statistik an das Statistische Bundesamt.

Der Bearbeitungsweg des Totenscheins ist in nachfolgender Grafik dokumentiert [4].

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Grafik 1: Bearbeitungsweg der Todesbescheinigung [4]

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2.2.2 Statistische Daten für Kohlenmonoxid

Die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes enthält auf der Basis der kategorisierten Grundleidensdefinition alle Daten zu beurkundeten Sterbefällen durch Vergiftungen.

Mit der 10. Revision der ICD im Jahr 1998 wurde das für die statistischen Auswertungen zu beachtende Regelwerk überarbeitet. Bei der regelgerechten Auswahl des Grundleidens kann es, bei identischen Eintragungen in den Todesbescheinigungen, nun zu einer anderen Entscheidung kommen, so dass Vergleiche mit den Ergebnissen der Todesursachenstatistik vor 1998 für zahlreiche Todesursachen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt vorgenommen werden können

In dem Kapitel XIX der ICD – Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen – werden in den Untergruppen T51–T65 alle Sterbefälle aufgrund von toxischen Wirkungen durch vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen erfasst.

Die Aussagen zu Vergiftungen durch Kohlenmonoxid werden in der Rubrik T58 zusammengefasst. Darüber hinaus sind weitere Aussagen zu Kohlenmonoxid in der Rubrik T59.8/T59.9 – Toxische Wirkung sonstiger Gase, Dämpfe oder sonstigen Rauches – möglich, nämlich immer dann, wenn es sich zum Beispiel um eine multidimensionales Brandgeschehen handelt, in dem im Brandgas nicht nur Kohlenmonoxid enthalten ist. Diese Kategorien werden deswegen auch mit berücksichtigt. [44]. Eine Abfrage nach der Kategorie T58 inklusive T59.8/T59.9 enthält die Gesamtzahl aller Verstorbenen unter Kohlenmonoxideinwirkung unabhängig von der Todesursache (Brand, Suizid, Unfall....) in Tabelle 4.

In dem Kapitel XX der ICD – Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität – sind die Zahlen der Sterbefälle in Abhängigkeit von den äußeren Ursachen und Folgezuständen eines Verstorbenen dargestellt. In diesen Kategorien sind die Ursachen für das Ableben eines Menschen beschrieben.

In den nachfolgenden Tabellen 3-6 und Grafiken 2,3 sind einige grundlegende Auswertungen der Sterbefälle in Bezug auf die Vergiftungen durch Kohlenmonoxid aus der Todesursachenstatistik seit 1998 bzw. 2002 und der Krankenhausdiagnosestatistik dargestellt [18].

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Tabelle 3: Prozentualer Anteil der Sterbefälle durch Einwirkung von Kohlenmonoxid an den Gesamtsterbefällen in Deutschland seit 2002 – 2011

Tote durch Kohlenstoffmonoxid T.58 Jahr DE Einwohner Gesamtzahl

Verstorbene Anzahl absolut Anzahl [%]

2002 82.537.000 841.686 408 0,048

2003 82.532.000 853.946 385 0,045

2004 82.501.000 818.271 354 0,043

2005 82.438.000 830.227 372 0,045

2006 82.315.000 821.627 321 0,039

2007 82.218.000 827.155 282 0,034

2008 82.002.000 844.439 286 0,034

2009 81.802.000 854.544 373 0,044

2010 81.752.000 858.768 481 0,056

2011 81.903.000 852.328 494 0,058

Quelle: von der Autorin zusammengestellt

Der absolute und prozentuale Anteil der Verstorbenen, klassifiziert in der Kategorie T.58 nach ICD 10, stieg in den Jahren 2010 und 2011 deutlich an, hatte aber zuvor eher eine fallende Tendenz. Das Verhältnis zu der Gesamtzahl der Verstorbenen ist in den Jahren 2010 und 2011 ebenfalls leicht angewachsen, nicht jedoch in der Zeit 2002 – 2009.

Gemessen an der seit dem Jahr 2009 relativ konstanten Gesamtanzahl der Verstorbenen entfallen auf die Todesfälle der Kategorie T58 nur 0,05 % bis 0,06 %. Die Abbildung 3 (siehe 1.1) stellt den Verlauf der CO-Todesfälle, CO-Suizide (auch anteilig) im Zeitraum 1950 bis 2010 detailliert dar.

In den folgenden Tabellen 4 und 5 wird diese Aussage detaillierter untersucht.

Die Tabelle 4 sowie die Grafik 2 zeigt die Gesamtanzahl der durch die Einwirkung von Kohlenmonoxid Verstorbenen in der Jahresspanne 1998 bis 2011. Einbezogen wurden, wie vorn angeführt, neben der Basiskategorie T.58 auch die Kategorien T59.8 und T59.9 der ICD-10. Die Werte einer jeden Jahresscheibe wurden aufaddiert. Hier zeigt sich der oben genannte Trend ebenfalls. Wesentlich ist auch hier, nachdem zuvor die in der Kategorie T 58 erfassten Sterbefälle rückläufig waren, jedoch die unter T59 Erfassten bereits seit dem Jahre 2005 stetig zunahmen, die seit dem Jahr 2010 deutlich angestiegene Zahl der CO- Verstorbenen. Der Anteil der unter Wirkung toxischer Gasgemische Verstorbenen

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beeinflusst diesen Trend nicht wesentlich, da die Daten relativ konstant, für T59.9 sogar fallend waren.

Ob dieses erhöhte Niveau von 2010 und 2011 beibehalten wird oder sich zu einer weiter steigenden Tendenz entwickelt, ist gegenwärtig noch nicht eindeutig abschätzbar.

Grafik 2: Gesamtanzahl der durch die Einwirkung von Kohlenmonoxid Verstorbenen in der Jahresspanne 1998 bis 2011

Eine detailliertere Betrachtung, aus welchem todesursächlichen Bereich die steigende Anzahl der CO-Toten resultiert, ist in Tabelle 5 sowie der Grafik 3 dargestellt. Betrachtet werden hier nur, wie oben ausgeführt, die Angaben aus der Kategorie T.58.

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Grafik 3: Äußere Ursachen der durch die Einwirkung von Kohlenmonoxid Verstorbenen in der Jahresspanne 1998 bis 2011

Die Daten zeigen, dass der Anteil der CO-Unfalltoten (V01-V99 Transportmittelunfälle, Sonstige äußere Ursachen von Unfallverletzungen) um ein konstantes Niveau von 135 ± 20 Tote schwankt. Die Zahl der Suizide ist im Jahr 2010 und 2011 stark um zirka ein Drittel angestiegen. Dieser Anstieg verursacht damit das Anwachsen der unter CO-Wirkung Verstorbenen sehr stark. Alle weiteren Kategorien (Tätliche Angriffe, unbestimmte Umstände) sind bei der Betrachtung der Gesamtverunfallten nicht bedeutsam, da die Anzahl im betrachteten Zeitraum relativ konstant ist.

Diese Entwicklung ist ebenfalls in der Krankenhaus-Diagnosestatistik zu beobachten. Wie die Tabelle 6 und die Grafik 4 verdeutlichen, ist die Anzahl aller Behandelten (nicht der Verstorbenen) in Krankenhäusern in Deutschland aufgrund des Kontaktes mit Kohlenmonoxid relativ stetig angestiegen. Der gegenläufige Trend ist bei den behandelten Patienten, die aufgrund Kontakt mit "Toxische Wirkungen von vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen" im Krankenhaus behandelt wurden, zu beobachten. Im Jahr 2010 wurde ein Tiefststand dazu seit 1998 verzeichnet.

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Grafik 4: Gesamtanzahl der im Krankenhaus aufgrund Einwirkung von Kohlenmonoxid Behandelten in der Jahresspanne 2000 bis 2010

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