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B) Im Arbeitsbereich der Rettungskräfte

2.2 Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes

2.2.2 Statistische Daten für Kohlenmonoxid

Die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes enthält auf der Basis der kategorisierten Grundleidensdefinition alle Daten zu beurkundeten Sterbefällen durch Vergiftungen.

Mit der 10. Revision der ICD im Jahr 1998 wurde das für die statistischen Auswertungen zu beachtende Regelwerk überarbeitet. Bei der regelgerechten Auswahl des Grundleidens kann es, bei identischen Eintragungen in den Todesbescheinigungen, nun zu einer anderen Entscheidung kommen, so dass Vergleiche mit den Ergebnissen der Todesursachenstatistik vor 1998 für zahlreiche Todesursachen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt vorgenommen werden können

In dem Kapitel XIX der ICD – Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen – werden in den Untergruppen T51–T65 alle Sterbefälle aufgrund von toxischen Wirkungen durch vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen erfasst.

Die Aussagen zu Vergiftungen durch Kohlenmonoxid werden in der Rubrik T58 zusammengefasst. Darüber hinaus sind weitere Aussagen zu Kohlenmonoxid in der Rubrik T59.8/T59.9 – Toxische Wirkung sonstiger Gase, Dämpfe oder sonstigen Rauches – möglich, nämlich immer dann, wenn es sich zum Beispiel um eine multidimensionales Brandgeschehen handelt, in dem im Brandgas nicht nur Kohlenmonoxid enthalten ist. Diese Kategorien werden deswegen auch mit berücksichtigt. [44]. Eine Abfrage nach der Kategorie T58 inklusive T59.8/T59.9 enthält die Gesamtzahl aller Verstorbenen unter Kohlenmonoxideinwirkung unabhängig von der Todesursache (Brand, Suizid, Unfall....) in Tabelle 4.

In dem Kapitel XX der ICD – Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität – sind die Zahlen der Sterbefälle in Abhängigkeit von den äußeren Ursachen und Folgezuständen eines Verstorbenen dargestellt. In diesen Kategorien sind die Ursachen für das Ableben eines Menschen beschrieben.

In den nachfolgenden Tabellen 3-6 und Grafiken 2,3 sind einige grundlegende Auswertungen der Sterbefälle in Bezug auf die Vergiftungen durch Kohlenmonoxid aus der Todesursachenstatistik seit 1998 bzw. 2002 und der Krankenhausdiagnosestatistik dargestellt [18].

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Tabelle 3: Prozentualer Anteil der Sterbefälle durch Einwirkung von Kohlenmonoxid an den Gesamtsterbefällen in Deutschland seit 2002 – 2011

Tote durch Kohlenstoffmonoxid T.58 Jahr DE Einwohner Gesamtzahl

Verstorbene Anzahl absolut Anzahl [%]

2002 82.537.000 841.686 408 0,048

2003 82.532.000 853.946 385 0,045

2004 82.501.000 818.271 354 0,043

2005 82.438.000 830.227 372 0,045

2006 82.315.000 821.627 321 0,039

2007 82.218.000 827.155 282 0,034

2008 82.002.000 844.439 286 0,034

2009 81.802.000 854.544 373 0,044

2010 81.752.000 858.768 481 0,056

2011 81.903.000 852.328 494 0,058

Quelle: von der Autorin zusammengestellt

Der absolute und prozentuale Anteil der Verstorbenen, klassifiziert in der Kategorie T.58 nach ICD 10, stieg in den Jahren 2010 und 2011 deutlich an, hatte aber zuvor eher eine fallende Tendenz. Das Verhältnis zu der Gesamtzahl der Verstorbenen ist in den Jahren 2010 und 2011 ebenfalls leicht angewachsen, nicht jedoch in der Zeit 2002 – 2009.

Gemessen an der seit dem Jahr 2009 relativ konstanten Gesamtanzahl der Verstorbenen entfallen auf die Todesfälle der Kategorie T58 nur 0,05 % bis 0,06 %. Die Abbildung 3 (siehe 1.1) stellt den Verlauf der CO-Todesfälle, CO-Suizide (auch anteilig) im Zeitraum 1950 bis 2010 detailliert dar.

In den folgenden Tabellen 4 und 5 wird diese Aussage detaillierter untersucht.

Die Tabelle 4 sowie die Grafik 2 zeigt die Gesamtanzahl der durch die Einwirkung von Kohlenmonoxid Verstorbenen in der Jahresspanne 1998 bis 2011. Einbezogen wurden, wie vorn angeführt, neben der Basiskategorie T.58 auch die Kategorien T59.8 und T59.9 der ICD-10. Die Werte einer jeden Jahresscheibe wurden aufaddiert. Hier zeigt sich der oben genannte Trend ebenfalls. Wesentlich ist auch hier, nachdem zuvor die in der Kategorie T 58 erfassten Sterbefälle rückläufig waren, jedoch die unter T59 Erfassten bereits seit dem Jahre 2005 stetig zunahmen, die seit dem Jahr 2010 deutlich angestiegene Zahl der CO-Verstorbenen. Der Anteil der unter Wirkung toxischer Gasgemische Verstorbenen

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beeinflusst diesen Trend nicht wesentlich, da die Daten relativ konstant, für T59.9 sogar fallend waren.

Ob dieses erhöhte Niveau von 2010 und 2011 beibehalten wird oder sich zu einer weiter steigenden Tendenz entwickelt, ist gegenwärtig noch nicht eindeutig abschätzbar.

Grafik 2: Gesamtanzahl der durch die Einwirkung von Kohlenmonoxid Verstorbenen in der Jahresspanne 1998 bis 2011

Eine detailliertere Betrachtung, aus welchem todesursächlichen Bereich die steigende Anzahl der CO-Toten resultiert, ist in Tabelle 5 sowie der Grafik 3 dargestellt. Betrachtet werden hier nur, wie oben ausgeführt, die Angaben aus der Kategorie T.58.

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Grafik 3: Äußere Ursachen der durch die Einwirkung von Kohlenmonoxid Verstorbenen in der Jahresspanne 1998 bis 2011

Die Daten zeigen, dass der Anteil der CO-Unfalltoten (V01-V99 Transportmittelunfälle, Sonstige äußere Ursachen von Unfallverletzungen) um ein konstantes Niveau von 135 ± 20 Tote schwankt. Die Zahl der Suizide ist im Jahr 2010 und 2011 stark um zirka ein Drittel angestiegen. Dieser Anstieg verursacht damit das Anwachsen der unter CO-Wirkung Verstorbenen sehr stark. Alle weiteren Kategorien (Tätliche Angriffe, unbestimmte Umstände) sind bei der Betrachtung der Gesamtverunfallten nicht bedeutsam, da die Anzahl im betrachteten Zeitraum relativ konstant ist.

Diese Entwicklung ist ebenfalls in der Krankenhaus-Diagnosestatistik zu beobachten. Wie die Tabelle 6 und die Grafik 4 verdeutlichen, ist die Anzahl aller Behandelten (nicht der Verstorbenen) in Krankenhäusern in Deutschland aufgrund des Kontaktes mit Kohlenmonoxid relativ stetig angestiegen. Der gegenläufige Trend ist bei den behandelten Patienten, die aufgrund Kontakt mit "Toxische Wirkungen von vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen" im Krankenhaus behandelt wurden, zu beobachten. Im Jahr 2010 wurde ein Tiefststand dazu seit 1998 verzeichnet.

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Grafik 4: Gesamtanzahl der im Krankenhaus aufgrund Einwirkung von Kohlenmonoxid Behandelten in der Jahresspanne 2000 bis 2010

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Tabelle 4: Sterbefälle nach äußeren Ursachen und ihren Folgen (ab 1998) [18].

Die Tabelle bezieht sich auf:

Region: Deutschland, Alter: Alle Altersgruppen, Geschlecht: Beide Geschlechter, Nationalität: Alle Nationalitäten, ICD10 (V-Y): S00-T98 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen

Jahr (aufsteigend) ICD10 (S-T)

2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 S00-T98 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere

Folgen äußerer Ursachen 32.988 33.312 31.832 31.511 30.650 32.212 33.024 33.309 34.606 34.296 34.201 34.523 34.063 34.578 T51-T65 Toxische Wirkungen von vorwiegend nicht

medizinisch verwendeten Substanzen 1.296 1.271 1.082 1.057 881 991 1.018 1.002 1.059 1.059 1.123 980 959 1.110 T58 Toxische Wirkung von Kohlenmonoxid 494 481 373 286 282 321 372 354 385 408 503 451 440 477

T59 Toxische Wirkung sonstiger Gase, Dämpfe oder

sonstigen Rauches 230 253 239 270 218 233 204 191 189 194 183 143 170 181

T59.8 Toxische Wirkung: Sonstige näher bezeichnete Gase,

Dämpfe oder sonstiger näher bezeichneter Rauch 69 61 50 68 66 83 77 52 53 55 44 46 26 59 T59.9 Toxische Wirkung: Gase, Dämpfe oder Rauch, nicht 107 148 166 166 128 123 115 121 119 132 124

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84 128 105

Gesamtanzahl aller Sterbefälle in Kategorie T58, T59.8, T59.9 670 690 589 520 476 527 564 527 557 595 671 581 594 641 Die Tabelle wurde am 14.01.2013 14:42 Uhr unter www.gbe-bund.de von der Autorin zusammengestellt.

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Tabelle 5: Sterbefälle nach äußeren Ursachen und ihren Folgen (ab 1998). [18]

Die Tabelle bezieht sich auf:

Jahr: 1998-2011, Region: Deutschland, Alter: Alle Altersgruppen, Geschlecht: Beide Geschlechter, Nationalität: Alle Nationalitäten, Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität

T58 Toxische Wirkung von Kohlenmonoxid ICD10 (V-Y)

2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998

Morbidität und Mortalität 494 481 373 286 282 321 372 354 385 408 503 451 440 477

V01-V99 Transportmittelunfälle 2 - 1 - - 2 - 3 2 2 6 3 3 4

Ursachen von Unfallverletzungen 136 137 140 99 100 138 160 134 139 140 158 151 139 161

X60-X84 Vorsätzliche

Selbstbeschädigung (Suizide) 317 282 197 160 146 151 180 180 209 226 297 266 259 275

X85-Y09 Tätlicher Angriff 1 6 1 1 3 1 - - 1 - 8 2 3 2

Y10-Y34 Ereignis, dessen nähere

Umstände unbestimmt sind 38 56 34 26 33 29 32 37 34 40 34 29 36 35

Y35-Y36 Gesetzliche Maßnahmen und

Kriegshandlungen - - -

medizinischen und

chirurgischen Behandlung

- - -

Ursachen von Morbidität und Mortalität sowie zusätzliche Faktoren mit Bezug auf andernorts

klassifizierte Ursachen von Morbidität und Mortalität

- - - - -

Die Tabelle wurde am 14.01.2013 16:43 Uhr unter www.gbe-bund.de von der Autorin zusammengestellt.

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Tabelle 6: Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000 (Fälle) [27]

Die Tabelle bezieht sich auf:

Wohnsitz: Deutschland, Behandlungsort: Deutschland, Sachverhalt: Anzahl aller Behandelten in Krankenhäusern DE

Jahr (aufsteigend) ICD10

2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000

18.412.372 18.161.581 17.869.451 17.497.678 17.078.859 16.971.194 17.159.828 17.244.316 17.332.319 17.183.987 17.110.006

vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen

24.873 27.949 27.088 26.350 34.667 23.778 30.438 26.781 29.001 32.567 35.955

T58 Toxische Wirkung von

Kohlenmonoxid 4.135 3.925 3.897 3.920 3.694 3.952 3.565 3.588 3.143 2.852 1.403

Die Tabelle wurde am 14.01.2013 16:21 Uhr unter www.gbe-bund.de von der Autorin zusammengestellt.

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Schwächen der amtlichen Todesursachenstatistik

Statistiken sollten dem Nutzer wichtige Daten, Fakten und Trends in möglichst genauer Widerspiegelung der Realität liefern. Auch die Todesursachenstatistik sollte präzise und qualitativ belastbare Daten liefern können, um daraus sinnvolle Schlüsse und Handlungsanweisungen ableiten zu können. Die amtliche Todesursachenstatistik wird jedoch hinsichtlich ihrer Validität und Aussagefähigkeit von einer Reihe von Autoren kritisiert (Köning 1988, 1990, Delf 1988). Gründe für die Ungenauigkeit der Daten in den Statistiken sind für mehrere Kategorien festzustellen. Zum Einen können Fehler beim Ausstellen des Totenscheines durch den die Leichenschau durchführenden Arzt passieren. Die genaue ärztliche Diagnose, die Auswahl des Grundleidens aus einer möglichen Reihe von gesundheitlichen Beeinträchtigungen (Multimorbidität) und das Signieren kann von Fehlern behaftet sein [4]. Nicht selten besteht sogar allgemeine Unklarheit über die Todesursache eines verstorbenen Menschen. Es liegt die Vermutung nahe, dass das Ausfüllen eines Totenscheines von den örtlichen Gegebenheiten oder der Fachspezialisierung des ausstellenden Arztes abhängen kann. Denkbar ist dabei, dass ein Hausarzt mit Kenntnis der Vorerkrankungen bzw. genauen Anamnese eines Menschen durch die Krankenakte den Totenschein mit anderen Gesichtpunkten ausfüllt als ein Arzt in der Notfall- und Rettungsmedizin, der auf das Unfallereignis fixiert ist und umfangreiche Daten über Vorerkrankungen nicht vorliegen hat. Selbst eine Obduktion findet nicht immer die Antwort auf die genaue Todesursache oder wird diese gar nicht erst durchgeführt, so geht der Todesfall mit der Diagnose "unklar" in die amtliche Statistik (R99) ein. Weiterhin zwingen die teils unvollständigen oder unlesbaren Diagnosen in der Todesbescheinigungen die Gesundheitsämter zu Rückfragen, die häufig nicht zeitnah beantwortet werden. Aus diesen Gründen kommt es möglicherweise zu Verzerrungen des summierten Todesursachenbildes.

Eine weitere Verzerrung tritt beim Übergang von der alten zu der neuen Revision der ICD-Richtlinien auf. Diese sind immer dann zu beachten, wenn der Betrachtungshorizont einen langen Zeitraum umfassen soll, um so Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Folge der oben genannten Gründe ist deshalb die eingeschränkte internationale Vergleichbarkeit der aus diesen Statistiken gewonnenen Aussagen.

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