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Archiv "Neurosen: Häufigkeiten und Verlaufsformen" (30.10.1980)

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Aktuelle Medizin

Timolol bei

postoperativ erhöhtem intraokularem Druck

Der ß-Blocker Timolol ist aus der Behandlung des chronischen Weit- winkelglaukoms nicht mehr wegzu- denken. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, daß dieses Medikament auch zur Senkung erhöhten Drucks nach intraokularen Operationen speziell nach Katarakt-Extraktionen einzusetzen ist. Der Augendruck zeigt sich nach extrakapsulärer Lin- senextraktion sowie nach Implanta- tion von Kunststofflinsen stärker er- höht als normal, die Anwendung von Timolol scheint hier also besonders indiziert. Der schnelle drucksenken- de Effekt und die fehlende pupillo- motorische Wirksamkeit machen dieses Medikament zum idealen Senker des intraokularen Drucks bei transitorischen Druckerhöhungen sowie anderen Formen des Sekun- därglaukoms. Srm

Obstbaum, A.; Galin, M. A.: The Effects of Timolol an Cataract Extraction and Intraocular Pressure, American Journal of Ophthalmology 88 (1979) 1017-1019

Neurosen:

Häufigkeiten und Verlaufsformen

Auf dem Gebiet der psychiatrischen Epidemiologie wurden in den letzten Jahren, dank methodischer Fort- schritte, wichtige Erkenntnisse ge- wonnen. Insbesondere auf dem schwer vom Gesunden abgrenzba- ren Gebiet der Neurosen lassen epi- demiologische Untersuchungen und Verlaufsuntersuchungen jetzt ver- läßlichere Aussagen zu. Die zum Teil auch heute noch zitierten hohen und überhöhten — im allgemeinen nur geschätzten — Häufigkeitswerte für neurotische Störungen wurden durch verläßliche Zahlenwerte abge- löst. In der Bevölkerung ist mit ei- nem Vorkommen (Prävalenz) von 10 bis 12 Prozent Neurosepatienten (leichte Form und Grenzfälle abge- zogen) zu rechnen. Etwa die Hälfte dieser Kranken hat nie einen Arzt aufgesucht. Von den behandelten

FÜR SIE GELESEN

Patienten weist ein Drittel bereits das Stadium einer chronifizierten Neurose auf. Bei diesen Kranken werden neben den neurotischen Störungen häufig auch körperliche Befunde festgestellt, es besteht eine allgemein erhöhte Morbidität. Me- thodisch exakte und kontrollierte Studien haben den eindeutigen Be- weis erbracht, daß die Psychothera- pie bei Neurosen wirksam ist; dies gilt für die verschiedenen psycho- therapeutischen Verfahren, auch wenn die Behandlungsdauer relativ kurz ist. Lyr

Ernst, K.: Chronische Neurosen und ihre Be- handlung, Schweiz. Arch. Neurol. 126 (1980) 255-267 — Ernst, K.: Verlaufstendenzen der Neurosen, in: Schimmelpenning, G. W.

(Hrsg.): Psychiatrische Verlaufsforschung; Hu- ber, Bern/Stuttgart/Wien (1980) 230-242

Chronische Pankreatitis:

Lactoferrin und Albumin im Bauchspeichel erhöht

Die Suche nach einfachen Scree- ningverfahren, um eine chronische Pankreatitis ausschließen zu kön- nen, geht unverändert weiter. Viel- versprechend erscheint die Bestim- mung von Lactoferrin und Albumin im reinen Pankreassekret mittels ra- dialer Immunodiffusion. Die Lacto- ferrinkonzentration war bei allen Pa- tienten mit chronisch kalzifizieren- der Pankreatitis eindeutig erhöht, während andere Pankreaserkran- kungen und ein Normalbefund mit sehr geringen Lactoferrinkonzentra- tionen einhergingen. In Verbindung mit der Albuminbestimmung im Pan- kreassaft kommt der Lactoferrinkon- zentration im Rahmen der Diagno- stik große Bedeutung zu, da sich nur bei der chronisch kalzifizierenden Pankreatitis erhöhte Werte finden.

Die Albuminkonzentration ist bei ei- ner Reihe von Pankreaserkrankun- gen, nicht jedoch bei Erkrankungen anderer Organe erhöht.

Multigner, L.; Figarella, C.; Sahel, J.; Sarles, H.: Lactoferrin and Albumin in Human Pan- creatic Juice. A Valuable Test for Diagnosis of Pancreatic Diseases, Digestive. Diseases and Sciences 25 (1980) 173-178, Unite de Re- cherche de Pathologie Digestive, U 31 1N- SERM: 46 Boulevard de la Gaye, 13009 Mar- seille, France

AUSSPRACHE

Zystitis

Zu dem Beitrag von

Dr. med. Wolfgang Neugebauer Dr. med. Ronald Komm und Professor Dr. med.

Jürgen Sökeland

in Heft 17, Jahrgang 77 (1980), Seite 1097 ff.

Die Kollegen Neugebauer, Komm und Sökeland schreiben: „Eine ord- nungsgemäße Harngewinnung ist nicht gewährleistet, wenn man dem Patienten lediglich ein sauberes Harnglas überreicht, um später ei- nen Harn in Empfang zu nehmen, der unter völlig unkontrollierten Be- dingungen gelassen wurde."

Sind die Bedingungen des Harnlas- sens wirklich kontrollierbar?

Arzt oder Helferin müßten sich mit dem Patienten in der Toilette aufhal- ten und Vorbereitungen und Vor- gang des Harnlassens beobachten.

Allein wegen der psychischen Hem- mungen des Patienten wohl kaum praktikabel.

Weiter liest man: „Nach entspre- chender Unterrichtung ist die Mittel- strahlharngewinnung beim Mann und bei der Frau das übliche Ver- fahren."

Dieses Postulat erkennt jeder Arzt an.

Nicht anerkennen aber tut er die in Tabelle 1 und 2 genannten Anwei- sungen für Patienten zur Gewin- nung von Mittelstrahlurin:

„Vorbereitung: (für die Frauen) C) Genitale mit Wasser und Seife ausgiebig waschen (Bidet). Abtrock- nen ( Womit?)

0

Hände mit Wasser und Seife wa- schen und mit Einmalhandtuch ab- trocknen.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 44 vom 30. Oktober 1980 2615

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Aktuelle Medizin AUSSPRACHE

Ausführung:

C) Unterhose ganz ausziehen (Wo- hin legen?)

© Rittlings auf die Toilette setzen

® Harnröhreneingang mit einem vorbereiteten, mit Desinfektionsmit- tel getränktem Tupfer von vorn nach hinten waschen.

© Lassen Sie eine kleine Harnmen- ge, welche die Harnröhre reinigt, in die Toilette fließen.

Harnstrahl stoppen! (Bei akuten In- fektionen überhaupt möglich?)

® • • 2 '

Fragen:

C) Ist so etwas überhaupt praktika- bel? Für jeden Arzt, mindestens je- den Urologen seine eigene Wasch- anlage!

© Ist ein solches Vorgehen über- haupt notwendig? Eine reine Bakte- riurie im schlicht, wie üblich, gewon- nenen Mittelstrahlurin ohne Leuko- zyturie bei fehlender klinischer Sym- ptomatik ist nur selten pathogen.

Auch ein Eintauchnährboden kann bei der Bakteriurie im Mittelstrahl- urin oft durch Nachweis nichtsignifi- kanter Keimzahlen nachhelfen.

Bestehen dann noch Unklarheiten, wird Katheterurin gewonnen und so- wohl mikroskopisch als auch bakte- riologisch untersucht.

Die mikroskopische Untersuchung des Katheterurins ist dabei sehr wichtig und wird leider oft unter- lassen.

® Die zitierten Anweisungen zur Uringewinnung fördern meines Erachtens die Gefahr einer Verbrei- tung von Pilzinfektionen, Trichomo- naden und anderer Erreger.

Dieser Teil der zitierten Veröffentli- chung ist auch nach Meinung ande- rer Kollegen ein Unding!

Ich erbitte Stellungnahme eines Hy- gienikers.

In einer urologischen Zeitschrift kann man über derartige überspitzte und sogar gefährliche Forderun- gen lächelnd hinwegsehen, in einer allgemeinmedizinischen Zeitschrift aber nicht.

Der Allgemeinmediziner könnte glauben, er dürfte ohne eine solche Waschanlage für die Genitalregion gar keine Urine mehr untersuchen.

Weiter heißt es in dem Artikel:

„Geachtet werden sollte auch auf Trichomonaden, Candidapilze und Mykoplasmen in frischgelassenem Harn."

Im warmen Harn lassen sich zwar Trichomonaden, Sproßpilze und Hy- phen erkennen, Mykoplasmen aber wohl nicht.

Selbst deren Kulturen sind ja so klein, daß man sie mikroskopisch oft schwer erkennt.

Privatdozent Dr. med.

P. Breitwieser Facharzt für Urologie Weender Straße 80/82 3400 Göttingen

Schlußwort

Die unkontrollierte Harnabnahme führt — wie der erfahrene Urologe weiß — durch Verunreinigung des Präputiums oder der Schamlippen häufig zu falsch-positiven Befunden und damit zu einer Reihe von unnö- tigen Folgeuntersuchungen.

Daher wurde das beschriebene Ver- fahren zur Harnentnahme — das si- cher modifiziert werden kann — auf- geführt, da dieses Verfahren seit Jahrzehnten im anglo-amerikani- schen Raum üblich ist und sich bewährt hat. — Es ist vor Jahren von P. Piazolo angegeben und von C. M. Kunin modifiziert.

Daß bei der Harnabnahme die Ärzte umdenken müssen (auch die Urolo- gen) und nicht einfach kritiklos falsch-positive Befunde überneh- men oder ausschließlich zu diagno- stischen Zwecken einfach Katheter legen, war auch ein Ziel dieses Bei- trages.

Hygienische Voraussetzungen auf Toiletten sind im allgemeinen in mo- dernen Arztpraxen üblich, ein- schließlich der Möglichkeit, Unter- kleider abzulegen und sich zu wa- schen. Für diese einfachen Maßnah- men dürften keine Waschanlagen nötig sein. Im übrigen sind die bean- standeten Passagen Gegenstand von Richtlinien einiger Kassenärztli- cher Vereinigungen für niedergelas- sene Ärzte.

Die Behauptung, hygienische Maß- nahmen — Waschen des Genitales — förderten die Verbreitung von Pilzin- fektionen, Trichomonaden und von anderen Erregern, widerspricht al- len Erfahrungen vom Operationsbe- reich bis in die Arztpraxis.

Mißverständlich wurde der Satz

„zum Nachweis von Mykoplasmen"

interpretiert: Mykoplasmen sind zur Zeit nur kulturell nachweisbar.

Eine zuverlässige Mittelstrahlunter- suchung ist nur bei Einhaltung rich- tiger Abnahmebedingungen mög- lich.

Nur durch einwandfreies Sammeln des Harns ist eine sichere Unter- scheidung zwischen Harninfektion und Verunreinigung gegeben.

Dazu gehört die sorgfältige Reini- gung, gegebenenfalls Desinfektion des äußeren Genitales, da anderen- falls falsch-positive Befunde und un- nötige Folgeuntersuchungen ent- stehen.

Professor Dr. med.

Jürgen Sökeland

Direktor der Urologischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten Dortmund

Westfalendamm 403-407 4600 Dortmund 1

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 2616 Heft 44 vom 30. Oktober 1980

Referenzen

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