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Archiv "Hausärztliche Versorgung: Streit über Barmer-Vertrag verschärft sich" (07.04.2006)

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ffene Briefe gelten als probates Mittel, den Adressaten und viele tausend andere Menschen wissen zu lassen, was man mitteilen möchte.

Derzeit haben offene Briefe in der Ge- sundheitspolitik Konjunktur. Jüngstes Beispiel: ein Schreiben von Dr. med.

Werner Baumgärtner, dem Vorsitzenden von Medi Deutschland, an den Vorstand der Barmer-Ersatzkasse, Klaus H. Rich- ter. Baumgärtner nimmt darin Bezug auf ein Rundschreiben der Barmer zum an- geschlagenen Hausarztvertrag – und ruft damit zugleich Rainer Kötzle, den Vor- sitzenden des Deutschen Hausärztever- bandes, zum munteren Schlagabtausch auf den Plan.

Der Hintergrund der öffentlich aus- getragenen Korrespondenz ist ein Urteil des Sozialgerichts Gotha vom 8. März, mit dem die Barmer zur Rückzahlung von 400 000 Euro an die Kassenärzt- liche Vereinigung (KV) Thüringen ver- pflichtet wird. Diesen Betrag hatte die Kasse als Anschubfinanzierung für den Integrationsvertrag mit Hausärz- ten und Apothekern von der KV-Ge- samtvergütung abgezogen. Das Gericht vertrat jedoch die Auf-

fassung, dass es sich bei dem Barmer-Ver- trag nicht um Integra- tionsversorgung im ge- setzlichen Sinne handele, die Anschubfinanzie- rung mithin zu Unrecht einbehalten wurde (DÄ, Heft 12/2006).

Barmer-Vorstand Richter hatte daraufhin die Ärzte per Rundbrief auf die Vorzüge des Ver- trages hingewiesen –

unter anderem darauf, dass die Hausärz- te im Bundesgebiet durchschnittlich 7,7 Prozent zusätzliches Honorar über den Barmer-Vertrag erwirt-

schaften. Werner Baum- gärtner hält dies für Etikettenschwindel. Er schreibt an Richter: „Sie suggerieren damit, dass die Hausärzte bundes- weit 7,7 Prozent ihrer

Gesamtvergütung mehr erwirtschaften würden, was circa 850 Millionen Euro bedeuten würde. Sie haben sicher aus- drücken wollen, dass die beteiligten Ärz- te 7,7 Prozent mehr an Barmer-Ver- gütung erhalten.“ Viele Ärzte, so der Medi-Chef weiter, würden diesen relativ geringen Betrag als Judaslohn für die Aufgabe der Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Fach- ärzten verstehen.

Mit einem Judaslohn habe all dies nichts zu tun, entgegnet Rainer Kötzle in einem Brief an Baumgärtner. „Be- reits im Jahr 2005 erhiel-

ten die Hausärzte bundesweit circa 45 Millionen Euro netto. Davon wurde der absolut größte Anteil aus dem Krankenhausbudget beziehungsweise extrabudgetär durch die Barmer finan- ziert“, argumentiert der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes.

Kötzle hält Baumgärtner vor, „die hervorragende Zusammenarbeit mit den Fachärzten auch und gerade im Rahmen dieses Vertrages“ zu negieren. Im Übri- gen zeigt sich der Hausärztevertreter überzeugt, dass das Gothaer Urteil ei- ner Überprüfung durch das Bundes- sozialgericht nicht standhalten werde.

„Die hausarztbasierte Integrationsver- sorgung“, prognostiziert Kötzle, „wird sich trotz allen politisch motivierten Ge- genwindes aus manchen KVen und von Ihnen als Medi-Vorsitzenden nicht aufhalten lassen.“

Der Gegenwind aus den KVen könnte tat- sächlich stärker wer- den, nachdem der Vor- sitzende der Kassen- ärztlichen Bundesverei- nigung (KBV), Dr. med.

Andreas Köhler, die KV-Vorsitzenden auf- gefordert hat, den Bar- mer-Vertrag in ihren Regionen vor dem Hin- tergrund des Gothaer Urteils zu über- prüfen. Köhler hatte zudem bei eventu- ell folgenden Klagen der KVen die Un- terstützung durch die KBV zugesagt.

Auch dagegen protestiert Kötzle. Der Hausärztechef meint, dass „eine auf schwachen Füßen stehende Entschei- dung eines Thüringer Sozialgerichts zum Anlass genommen wird, den erfolg- reichen Hausarzt-Vertrag erneut poli- tisch zu bekämpfen und zu verunglimp- fen“. Er fordert die KV-Vorsitzenden auf, nicht gegen den Vertrag zu klagen:

„Gerade angesichts der Notwendigkeit eines gemeinsamen politischen Han- delns aller ärztlichen Gruppen bei den Reformvorhaben der Bundesregierung ist dies ein katastrophales Signal an die Hausärzte und ihre Interessen.“

Wohin eine solche Konfrontation führen könnte, ließ Kötzle ebenfalls durchblicken: „Es wird die Bindung der Hausärzte an die gemeinsame Selbst- verwaltung nicht stärken.“ Josef Maus P O L I T I K

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A896 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006

Hausärztliche Versorgung

Streit über Barmer-Vertrag verschärft sich

Medi-Chef Dr. med. Werner Baumgärtner spricht vom Judaslohn.

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Rainer Kötzle, setzt sich dagegen zur Wehr.

Hausärzte-Chef Rainer Kötzle:

Barmer-Hausärzte-Vertrag wird sich vom Gegenwind nicht aufhalten lassen.

Medi-Chef Werner Baum- gärtner: Judaslohn für die Aufgabe der Zusammen- arbeit mit den Fachärzten.

Foto:Bernhard Eifrig Foto:Georg J.Lopata

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