Die Information:
Bericht und Meinung
begibt man sich mit der Verschie- bung der Last auf die Krankenversi- cherung auf den Weg der Einheits- krankenkasse. Denn aus dem Finanz- ausgleich, den man hier unter dem Vorzeichen der Rentnerkrankenver- sicherung zwischen den gesetzli- chen Krankenkassen und den Er- satzkassen anstrebt, kann wohl nichts anderes herauskommen als einheitliche Beiträge und einheit- liche Leistungen. In der Konsequenz bedeutet dies wieder mehr Gleich- macherei und weniger Rücksicht auf Bedürfnisse des einzelnen; ein Prin- zip, das im Gegensatz zu manchen Beteuerungen sofort dann zum Vor- schein kommt, wenn man etwas am Firnis des Sanierungspaketes kratzt.
In diesen Komplex gehört auch die Zerstörung noch verbliebener Ge- staltungsmöglichkeiten der unmit- telbar am sozialen Sicherungssy- stem Beteiligten, was im weiteren Sinn darauf hinausläuft, daß der wohlerworbene Anspruch mehr und mehr durch die Zuteilung ersetzt wird." Gerhard A. Friedl
Leidtragender ist der Patient
„• • • Nun scheint die Gelegenheit günstig, am Honorarhahn der Medi- ziner zu drehen. Die Rentenversi- cherung steht vor dem finanziellen Herzinfarkt. Weil Bonn hier nicht wagt, die Leistungen so zu begren- zen oder die Beiträge so zu erhöhen, daß die Kasse wieder stimmt, wird einfach in den Topf der Krankenver- sicherungen gegriffen. Und die müs- sen ihre Mehrbelastung nun weiter- wälzen — auch auf die Ärzte. Daß sie sich wehren, ist selbstverständlich.
Sie können schließlich darauf ver-
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weisen, daß alles, was sie tangiert, auch mit Nachteilen für die Patien- ten verbunden ist. Verdient der Arzt nicht genug, um seine Praxis mit modernen Geräten zu versehen, so leidet darunter der Patient. Kann sich der Arzt keine Sprechstunden- hilfe mehr leisten, hat der Besucher
„Wollen Sie sich Ihren Plan zur Begrenzung der Honorare nicht doch noch ein- mal überlegen, Herr Ehren- berg?"
Zeichnung: Wolf (nach Rem- brandt) in
„Kieler Nachrichten"
das Nachsehen. Wird die ärztliche Praxis durch die neue Konkurrenz ,Ambulanz im Krankenhaus' ausge- trocknet, so muß der Patient die Fol- gen mangelnder Vielfalt im Gesund- heitswesen tragen. Der Arzt hält sich irgendwie über Wasser — Leidtra- gender falsch angesetzter Maßnah- men Bonns ist der kranke Bürger.
Leidtragender wäre er auch bei ärzt- lichen Kampfmaßnahmen, die hof- fentlich vermieden werden kön- nen." Klaus Kramer
AOK-Direktor verteidigt den Gesetzentwurf
„Der Protest gegen die von Arbeits- minister Ehrenberg geplante Ko- stendämpfung in der Krankenversi- cherung nimmt mit dem Heranna- hen der Kabinettsentscheidung här- tere Formen an. Nach der Pharmain- dustrie und den Apothekern haben gestern die Spitzenvertretungen der 50 000 Kassenärzte ihre Entschlos- senheit bekundet, den geplanten Gesetzesänderungen ,jeden nur möglichen Widerstand' entgegenzu- setzen ... Den gegenteiligen Stand- punkt vertrat am Donnerstag der Bundesverband der Ortskranken- kassen. Direktor Hans Töns gegen- über der WELT: Regierung und Par- lament dürften sich durch ‚Panikma- cher' jetzt nicht beirren lassen, son- dern sollten konsequent und ener- gisch ihr Vorhaben der Kosten- dämpfung im Gesundheitswesen verwirklichen."
Posten für den führenden SPD-Gesundheitspolitiker
„Der saarländische SPD-Vorsitzen- de Friedel Läpple hat angekündigt, er werde im Spätsommer von sei- nem Amt zurücktreten und den Saarbrücker Oberbürgermeister Os- kar Lafontaine als seinen Nachfolger vorschlagen. Damit hat der Streit in der saarländischen SPD einen neuen Höhepunkt erreicht. In den letzten Monaten spitzte sich die Kri- tik an Läpples Führungsqualitäten immer mehr zu.... Zur gleichen Zeit ließ die Umgebung Lafontaines ein Papier in die Öffentlichkeit gelan- gen, das die Spaltung der Saar-SPD
DIE WELT
in eine ,Bonner Gruppe' mit dem parlamentarischen Staatssekretär Alwin Brück an der Spitze, in eine ,Kommunalgruppe` unter Oskar La- fontaine und in eine ,Fraktionsgrup- pe', die Läpple unterstützt, zugibt.
. Lafontaine sicherte Läpple zu, er könne vorerst Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag bleiben, um so sein Gesicht zu wahren. Alle Bemü- hungen, für Läpple einen attraktiven Posten in Bonn zu finden, scheiter- ten bisher. Läpple hatte unter ande- rem versucht, Staatssekretär im Ge- sundheitsministerium zu werden oder mit Herbert Ehrenberg ins Ar- beitsministerium einzuziehen."
G. Dethloff