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Halswelke oder Regenschäden bei Zwetschgen?
Bei den Zwetschgen kann das Schrumpfen der Früchte im Stielbereich – allgemein als Halswelke bezeichnet – zu erheblichen Verlusten führen. Der Befall hängt vor allem von der Witterung und der Sortenanfälligkeit ab. Die Früchte sind qualitativ ungenügend und können nicht als Tafelfrüchte verkauft werden. Welches sind die Ursachen und mit welchen Massnahmen können die Rissbildung und das Schrumpfen verhindert werden?
Albert Widmer, Forschungsanstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW
albert.widmer@acw.admin.ch
Das als Halswelke bezeichnete Schrumpfen im Stielbe- reich ist ein altes Problem, das in den letzten Jahren mit der Verbreitung neuer, ertragreicher Sorten wieder aktu- eller geworden ist. Eine Umfrage bei kantonalen Fach- stellen und Produzenten im Sommer 2002 hat ergeben, dass die Sorte Hanita sehr anfällig ist für Halswelke, in geringerem Ausmass auch beispielsweise Elena und die Fellenberg-Typen. Die Ursachen der Halswelke sind nicht genau bekannt. Der Stand der Kenntnisse und
mögliche Theorien sind in der SZOW Nr. 10/2003 zu- sammengefasst. Aufgrund von Literaturangaben tritt die Halswelke vor allem dann auf, wenn bei beginnen- der Blaufärbung kühle Nachttemperaturen und intensi- ve Sonneneinstrahlungen herrschen. Dies führt zu Spannungen und Rissen in der Fruchthaut im Stielbe- reich. Dadurch wird die Transpiration bei trockener, warmer Witterung erhöht und die Früchte schrumpfen.
Neben der Sortenanfälligkeit ist eine frühe Rissbildung und die Witterung vor der Ernte entscheidend. Die typi- schen Halswelkefrüchte haben einen geringeren Zu- ckergehalt, weniger Geschmack und sind schlecht stein- löslich.
Massnahmen gegen Halswelke
Die Forschungsanstalt Wädenswil Agroscope Changins- Wädenswil ACW führte in den letzten Jahren verschie- dene Versuche in den Versuchsbetrieben Breitenhof und Güttingen, aber auch in Praxisanlagen durch, um Mass- nahmen zur Verhinderung der frühen Rissbildung und der Halswelke zu prüfen. Im Vordergrund standen Ver- suche mit Über- und Unterkronenberegnung, Mg- und Ca-haltigen Blattdüngern, Transpirationshemmern und Wachstumsregulatoren. Bei der Ernte und nach einigen Tagen Kühllagerung wurde der Befall durch Halswelke oder in den Jahren ohne deutliche Halswelke zumindest das leichte Schrumpfen im Stielbereich erhoben. Auf die Veröffentlichung der detaillierten Ergebnisse kann an dieser Stelle verzichtet werden, denn keine der in den Versuchen geprüften Massnahmen hat eine Wirkung ge- gen die Halswelke gezeigt.
Regenschäden und Plastikabdeckung
Rissbildungen und Schrumpfen der Früchte können auch nach kräftigen Niederschlägen vor der Ernte auftreten (Abb. 1). Die Symptome dieser Regenschäden Abb. 1: Risse und
Schrumpfungen bei der Sorte Elena.
sind mit der physiologischen, früher beginnenden Hals- welke vergleichbar. 2007 und 2008 wurde in einer Praxis- anlage im Kanton Thurgau der Einfluss der Plastikabde- ckung auf die Fruchtrisse und das Schrumpfen bei der Sorte Elena untersucht. Von je sechs Bäumen mit und ohne Abdeckung wurden rund 80 Früchte pro Baum ge- erntet, die Fruchtschäden bonitiert sowie Fruchtge- wicht und Zuckergehalt bestimmt. 2007 waren mit der Abdeckung knapp 90% der Früchte gesund, ohne Witte- rungsschutz nur knapp 60% (Abb. 2). 2008 waren die Un- terschiede noch deutlicher. Unter dem Plastik zeigten gegen 90% der Früchte keine Schäden auf und nur 6%
offene Risse. Ohne Abdeckung wiesen über 50% der Früchte deutliche offen Risse auf. In beiden Jahren gab es starke Niederschläge kurz vor der Ernte, vor allem 2008 mit rund 70 mm in vier Tagen (davon gegen 50 mm an einem Tag) unmittelbar vor der Ernte. Dies hat zum Platzen der Früchte geführt. Der Zuckergehalt der ge- schrumpften Früchte war in beiden Jahren nicht tiefer als bei den gesunden. Dies zeigt, dass die Schäden un- mittelbar vor der Ernte entstanden sind.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass gegen die physiologische Halswelke, die bereits bei be- ginnender Blaufärbung mit Rissbildungen beginnt, kei- ne der Massnahmen eine Wirkung gezeigt hat. Die mit der Halswelke vergleichbaren Regenschäden vor der Ernte können mit einer Plastikabdeckung weitgehend
verhindert werden. ■
Dank
Den Betriebsleitern Thomas Schwizer, Steinobstzentrum Breitenhof, und Patrick Stadler, Versuchsbetrieb Güttin- gen, sowie Rolf Angehrn, Häggenschwil, und Bruno Eschmann, Oberbüren, danken wir für die gute Zusam- menarbeit bei der Durchführung der Versuche.
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R É S U M É
Le phénomène de flétrissure des pruneaux dans la zone autour du pédoncule apparaît surtout lorsque les températures sont fraîches la nuit et l’ensoleillement intense le jour pendant la phase initiale de coloration.
La peau des pruneaux se fissure alors autour du pé- doncule et les fruits se ratatinent. Typiquement, un fruit atteint sera moins sucré, moins savoureux et il se détachera difficilement du noyau. Aucune des mesures
étudiées dans le cadre de nos essais n’a été efficace contre la flétrissure. Les fruits peuvent aussi se fissurer et se ratatiner sous l’effet de fortes pluies peu avant la récolte. Les symptômes ressemblent alors à ceux de la flétrissure, une maladie physiologique qui commence cependant beaucoup plus tôt. Un plastique de pro- tection permet de lutter très efficacement contre les dégâts imputables à la pluie.
Flétrissure des pruneaux ou dégâts dus à la pluie?
Abb. 2: Bonitierung der «Halswelke»- bzw. Regenschäden (Risse, Schrumpfun- gen) bei der Sorte Elena ohne und mit Plastikabdeckung in den Jahren 2007 und 2008.
Elena 2007
ohne Abdeckung Elena 2007
mit Abdeckung
Elena 2008 mit Abdeckung Elena 2008
ohne Abdeckung
1 = gesund
2 = leichtes Schrumpfen, kaum sichtbar 3 = deutliches Schrumpfen, deutlich sichtbar 4 = offene Risse