• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die Listeriose der Erwachsenen eine Lebensmittelinfektion?: UVA-Licht: Ein weiterer Risikofaktor?" (18.03.1994)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die Listeriose der Erwachsenen eine Lebensmittelinfektion?: UVA-Licht: Ein weiterer Risikofaktor?" (18.03.1994)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

MEDIZIN

nicht zur Entblockung des Katheters führen, sollte man dann dem be- schriebenen Vorgehen mittels Paraf- finöl-Injektionen in den Füllkanal den Vorzug geben. Hierbei werden primär zehn ml Paraffinöl in den Füllkanal injiziert und gegebenen- falls nach zehn bis 15 Minuten noch- mals fünf bis zehn ml nachgespritzt (2). Wichtig ist jedoch als Präventi- onsmaßnahme die Vorfüllung der

DISKUSSION

Blase mit 100 bis 200 ml physiologi- scher Kochsalzlösung und anschlie- ßend die komplette, möglichst endos- kopische Evakuation von Zerset- zungsresten zur Verhinderung einer Steinbildung.

Literatur

1. Studer, U. E., M. C. Bishop, E. J. Zingg:

How to fill silicone catheter ballon. Uro- logy, 22: (1983) 300-302

2. Murphy, G. F., D. P. Wood: The use of mi- neral oil to manage the nondeflating Foley- Catheter. J. Urol., 149: (1993) 89-90

Priv. Doz. Dr. med. Stephan Roth Leitender Oberarzt der

Urologischen Universitätsklinik der Westfälischen

Wilhelms-Universität Münster

Albert-Schweitzer-Straße 13 48149 Münster

Die Listeriose der Erwachsenen eine Lebensmittelinfektion?

UVA-Licht: Ein

weiterer Risikofaktor?

In ihrer informativen Arbeit über die Listeriosen des Erwachse- nen weisen Hof und Mitarbeiter (2) auf die Bedeutung der immunologi- schen Abwehrlage für die Manifesta- tion der Erkrankung hin. Sie beto- nen, daß die zelluläre Immunabwehr beeinträchtigende Faktoren wie me- dikamentöse Immunsuppression durch Chemotherapie oder Bestrah- lung, Diabetes mellitus oder Ätha- nolabusus, die systemische Manife- station der Listerien-Erkrankung be- günstigen. Wir beobachteten kürzlich eine 50jährige Frau mit einer Listeri- en-Meningoenzephalitis, bei deren Erkrankung ein weiterer, in der Ar- beit von Hof et al. nicht genannter Risikofaktor eine Rolle gespielt ha- ben könnte.

Es handelt sich um eine 50jähri- ge Frau ohne wesentliche Vorerkran- kungen. Ein chronischer Äthanolab- usus wurde glaubhaft verneint. Die Patientin arbeitete seit längerem als Raumpflegerin in einer Badeanstalt, zu deren Einrichtungen sie uneinge- schränkten Zutritt hatte. Im Sommer und vor allem in den Wintermonaten pflegte die Patientin regelmäßig zwei- bis dreimal wöchentlich das der Badeanstalt angeschlossene Solari- um aufzusuchen.

Zwei Wochen vor der Aufnahme im Dezember 1992 klagte die Patien- tin über Unwohlsein, Abgeschlagen-

Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Herbert Hof und Mitarbeitern

in Heft 6/1993

heit, Fieber und anhaltende Kopf- schmerzen. Hinzu traten später Schwindel und Verwirrtheit. Bei Aufnahme zeigte sich eine für die Jahreszeit ungewöhnlich stark ge- bräunte, altersentsprechend ausse- hende, leicht übergewichtige 50jähri- ge Patientin. Auf Rücken und Gesäß wies sie umschriebene hellfarbene Hautareale auf, die den Auflagestel- len bei Ganzkörperbräunung ent- sprachen. Zeichen für eine kardiale oder respiratorische Insuffizienz be- standen nicht. Der Blutdruck betrug 105/65 mmHg bei einer leichten Ta- chykardie von 110 Schlägen/min Die Körpertemperatur lag bei 37,6° C axillär. Die Patientin war verwirrt und zeitlich, örtlich und zur Person nur teilweise orientiert. Neurologisch bestand ein deutlicher Meningismus, ein Schwindel und eine Paraphasie.

Der übrige neurologische und kör- perliche Untersuchungsbefund war unauffällig. Sonographisch ergab sich eine Hepatosplenomegalie bei an- sonsten homogener Organstruktur.

Die Laborparameter ergaben ei- ne beschleunigte BKS von 34/71 mm

nach Westergren, eine Leukozytose von 18,9 109/L mit Neutrophilie von 85,6 Prozent einschließlich sieben stabkernigen Leukozyten sowie eine Lymphopenie von 6,1 Prozent. Dar- über hinaus zeigte sich eine Erhö- hung des Fibrinogens auf 722 mg/dl, des C-reaktiven Proteins auf 13,4 mg/

dl, des Bilirubins auf 3,2 mg/dl sowie eine mäßiggradige Vermehrung der lebertypischen Enzynie sowie der u i

-und a 2-Globulinfraktionen. Die Ana- lyse des Liquors ergab eine deutliche Vermehrung der Zellzahl auf 450/3 Zellen mit einem Lymphozytenanteil von 91 Prozent und eine erhöhte Ei- weißkonzentration von 171 mg/dl.

Kulturell konnten aus dem Liquor Listeria monocytogenes angezüchtet werden. Andere kulturelle und sero- logische Untersuchungen blieben oh- ne Ergebnis.

Unter einer antibiotischen The- rapie aus Aminopenicillin und Certo- mycin bildeten sich die Beschwerden der Patientin langsam zurück. Als Komplikationen traten während des stationären Aufenthaltes passager neurogene Blasenentleerungsstörun- gen und ein paralytischer Subileus auf. Die Patientin wurde nach insge- samt sechs Wochen mit noch leicht fortbestehendem Schwindel zur Re- habilitation in eine Fachklinik verlegt.

Die Bestrahlung mit langwelli- gem ultraviolettem Licht (UV-A, X

= 360 nm) wird als Phototherapie bei der Behandlung der Psoriasis er- folgreich eingesetzt. Sie findet dar-

A-758 (60) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 11, 18. März 1994

(2)

MEDIZIN

über hinaus in der Dermatologie bei Vitiligo und Mycosis fungoides sowie bei der Neugeborenen-Hyperbiliru- binämie in der Pädiatrie therapeuti- sche Anwendung. In den letzten Jah- ren erfreut sich aber darüber hinaus die Exposition mit UV-A-Strahlung (mit geringen UV-B- und UV-C-An- teilen) in Schönheitssalons oder So- larien zur Bräunung der Haut zuneh- mender Beliebtheit.

Auch wenn die Effekte von UV- A-Strahlung, verglichen mit den kurz- welligen ultravioletten Bereichen

(UV-B- und UV-C), als weniger ge- fährlich gelten, haben verschiedene Untersuchungen lokale und systemi- sche Nebenwirkungen einer UV-A- Exposition dokumentiert. So führt die Bestrahlung mit UV-A-Licht über die Beeinträchtigung zellulärer Abwehrmechanismen (1, 4) zu einer lokalen und systemischen Immun- suppression (3, 8), durch die das Ri- siko, an Plattenepithelkarzinomen (5), genitalen Tumoren (7) und ande- ren malignen und infektiösen Krank- heiten (1, 6) zu erkranken, erheblich ansteigt. Als Ursache hierfür wird ei- ne Hemmung der T-Lymphozyten- vermittelten Immunabwehr angese- hen (1, 3, 4, 8).

Die hier dargestellte Kasuistik einer Listerien-Meningoenzephalitis ergänzt die Ausführungen von Hof und Mitarbeitern und deutet darauf hin, daß die überdurchschnittliche Exposition mit UV-A-Strahlung in Solarien zur Bräunung der Haut ei- nen weiteren potentiellen Risikofak- tor für die systemische Manifestation von Listeriosen darstellen könnte.

Die UV-A-Exposition sollte daher bei begründetem Verdacht in die anamnestischen und diagnostischen Überlegungen mit einbezogen wer- den.

Literatur bei den Verfassern

Dr. med. Dr. rer. nat. C. Kroegel Dr. med. P. Deibert

Dr. med. M. Engel Dr. med. A. von Zedtwitz Prof. Dr. med. D. Häussinger Prof. Dr. med. W. Gerok Medizinische Kliniken

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Hugstetter Straße 55

79106 Freiburg

DISKUSSION

Schlußwort

Die Listeriose des Erwachsenen tritt in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle bei Patienten mit definier- ter Abwehrschwäche auf. Dabei ist eben vor allem eine Insuffizienz der Makrophagen und verschiedener Subpopulationen der T-Lymphozy- ten entscheidend.

Man muß allerdings zugeben, daß es dennoch auch Fälle gibt, wo kein manifester Defekt vorliegt, daß also selbst bei einem jungen, bis dato gesunden Menschen eine Listeriose entsteht, weil eben spezielle, hochvi- rulente Stämme von Listeria monocy- togenes, in ausreichend hoher Dosis, auf nüchternen Magen oder eventu- ell gleichzeitig mit einer anderen, bahnenden Infektion aufgenommen, auch eine funktionstüchtige Abwehr überwinden. Folglich ist allein die Tatsache einer Listeriose noch kein Beweis für eine Abwehrschwäche, wenngleich es auch Anlaß genug sein sollte, Hinweise für einen definierten Mangel zu suchen.

Der Fallbericht von Kroegel et al. ist sicherlich eine interessante Be- obachtung und die Koinzidenz von starker und wiederholter UV-Be- strahlung und einer Listeriose, sollte Anlaß geben, die Rolle solcher Be- ziehungen weiterzuverfolgen. Da die exzessive Bestrahlung mit UV in der Tat Einfluß auf Komponenten der entzündlichen Abwehrreaktionen hat, zum Beispiel auf Zytokinproduk- tion, auf Makrophagen und T-Lym- phozyten, könnte im Prinzip eine sol- che Belastung eine Anfälligkeit ge- gen Listerien induzieren. Ob da- durch aber eine klinisch relevante Beeinflussung von entscheidenden Abwehrkomponenten entsteht, er- scheint nicht gesichert, da eine sol- che verstärkte Infektanfälligkeit sich ja auch gegen andere Erreger zeigen müßte, wofür derzeit handfeste Da- ten fehlen. Außerdem sollte man doch erwähnen, daß früher Bestrah- lungen geradezu als Therapiemaß- nahmen zur Unterstützung der Ab- wehr von Infektionen mit Erregern, die — ähnlich wie Listerien — durch zellvermittelte Mechanismen be- kämpft werden, etwa Mykobakterien, eingesetzt wurden. Beweise für eine Beeinträchtigung der Infektabwehr

durch die UV-Bestrahlung oder so- gar Hinweise für spezielle Schäden werden in dieser Falldarstellung je- doch nicht gegeben, so fehlen zum Beispiel Angaben über die Relation von B- und T-Lymphozyten oder über Zytokine, so daß ein kausaler Zusammenhang zwischen UV-Be- strahlung und Anfälligkeit gegen Li- steria monocytogenes nicht belegt ist.

Bei einer Betrachtung der Epi- demiologie der Listeriose fällt auf, daß die Mehrzahl der Fälle in der Tat im Sommer auftreten, zum Bei- spiel bei der heftigen Listerioseepi- demie 1992 in Frankreich mit 293 Er- krankungsfällen (Goulet et al., 1993).

Andererseits traten die meisten Fälle im Elsaß und nicht in der Provence auf; überhaupt fehlen Hinweise über eine geographische Prävalenz der Li- steriose in äquatornahen Ländern.

Literatur

Goulet, V.; Lepoutre, P.; Veit, P.; Rocourt, J.;

Courtien, A.-L.; Dehaumont, P.; Veit, P.: Epi- Umie de listMiose en France. Bilan final et r6- sultats de l'enquete epidemiologique. Bull. E- pid. Hebd. 4 (1993) 13-14

Prof. Dr. med. Herbert Hof Dr. med. Thomas Nichterlein Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Klinikum der Stadt Mannheim Postfach 10 00 23 • 68135 Mannheim

Diskussionsbeiträge

Zuschriften zu Beiträgen im me- dizinisch-wissenschaftlichen Teil — ausgenommen Editorials, Kongreß- berichte und Zeitschriftenreferate — können grundsätzlich in der Rubrik

„Diskussion" zusammen mit einem dem Autor zustehenden Schlußwort veröffentlicht werden, wenn sie in- nerhalb vier Wochen nach Erschei- nen der betreffenden Publikation bei der Medizinisch-Wissenschaftlichen Redaktion eingehen und bei einem Umfang von höchstens zwei Schreib- maschinenseiten (30 Zeilen mit je 60 Anschlägen) wissenschaftlich be- gründete Ergänzungen oder Entgeg- nungen enthalten.

Für Leserbriefe zu anderen Bei- trägen gelten keine besonderen Re- gelungen (siehe regelmäßige Hin- weise). DÄ/MWR A-760 (62) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 11, 18. März 1994

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Gruppe mit OH-Anamnese war sich doppelt so oft über den Nut- zen der Östrogen-Substitution zur Osteoporose-Prophylaxe sicher als je- ne ohne OH-Einnahmeerfahrung (85 Prozent

Listeria monocytogenes ist ein grampositives Bakterium, das häufig in verschiedenen Nah- rungsmitteln zu finden ist; den- noch ist die Listeriose als manife- ste Infektion

Man muß allerdings zugeben, daß es dennoch auch Fälle gibt, wo kein manifester Defekt vorliegt, daß also selbst bei einem jungen, bis dato gesunden Menschen eine Listeriose

In Abhängigkeit davon, ob Makrophagen und Granulozyten wie bei der Listeriose eine herausragende Rolle spielen oder wie bei der Toxoplasmose von unterge- ordneter Bedeutung sind,

Durch Listerien sind Le- bensmittel jedoch nicht verdorben, so dass man eine Kontamination weder durch verän- dertes Aussehen oder an der Farbe oder am Geruch erkennen kann..

Labordiagnostisch sind die Bestimmung der Gesamtleukozytenzahl und das Differentialzellbild im Liquor, die Bestimmung des Proteingehaltes der Cerebrospinal-Flüssigkeit

Bei Ihnen ist wegen einer ektatischen (zu einer Vorwölbung führenden) Erkrankung der Hornhaut des Auges eine Kollagenquervernetzung zur Erhöhung der Stabilität Ihrer Hornhaut mit

Eine klinische Diagno- se ist — wohl mit Ausnahme der angeborenen Listeriose — ohne Er- reger- oder Antikörpernachweis nur schwer möglich, da auch an- dere Erreger