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Prof. Dr. med. habil. Klaus Weisezum 75. Geburtstag

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Personalia

Ärzteblatt Sachsen 3/2004 103

Klaus Weise, geboren am 1. März 1929, hat als einer der praxisverbundensten Hochschul- lehrer für Psychiatrie, wie kein anderer, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Leip- ziger Psychiatrielandschaft bis heute geprägt.

In Freiburg/Breisgau geboren wuchs er seit seinem 2. Lebensjahr in Leipzig auf.

Nach dem Medizinstudium war er ab 1953 Pflichtassistent und später Assistenzarzt an der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik der Universität Leipzig. Im Jahre 1957/58 arbei- tete er als Oberarzt im Fachkrankenhaus Rode- wisch/Vogtl. und dann nach seinem Facharzt- abschluss für Psychiatrie und Neurologie ab 1959 wieder an der Neurologisch-Psychiatri- schen Universitätsklinik. Der Habilitation 1961 zu „Grenzen und Möglichkeiten der Psycho- pathologie“ folgten 1971 die Dozentur, die Funktion des 1. Oberarztes und ab 1973 schließlich die des Direktors der Universitäts- klinik für Psychiatrie Leipzig. Das Direktorat hatte er ebenso wie ab 1974 den Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie bis zu seiner Eme- ritierung 1995 inne.

Bereits in den 60iger Jahren gehörte er in der deutschen Psychiatrie zu den Ersten, die die institutionelle Öffnung, die multiprofessionel- le Teamarbeit, Prinzipien der therapeutischen Gemeinschaft und die Überwindung der in- stitutionellen Geschlechtertrennung auf den Weg brachten. Er erkannte frühzeitig, dass die Öffnung der Psychiatrie wesentlich von ihrer kommunalen Einbindung und ambulant-sta- tionärer Zusammenarbeit im Lebensraum der Hilfebedürftigen abhängt. So realisierte er an der Leipziger Universitätsklinik für Psychiatrie ab 1975 eine stationäre und ambulante Pflicht- versorgung in Kooperation mit der neuropsy- chiatrischen Abteilung der Poliklinik Leipzig- Süd für ca. 110.000 Einwohner im Falle ihrer psychiatrischen Hilfsbedürftigkeit. Mit Einzug der Klinik 1984 in Räume des neu erbauten Bettenhauses gelang nach Klinikzerstörung 1943, der Rückzug ins Universitätsklinikum und

damit die weitere Integration der Psychiatrie.

Noch heute ist bewundernswert, wie es ihm in einer eher staats-sozialistischen Herrschafts- bürokratie der DDR gelang, emanzipatorische Entwicklungen in der Patient-Arzt-Begegnung zu befördern.

Er war es auch, der frühzeitig die therapeu- tisch bewegende Kraft von Kommunikation er- kannte und seit Mitte der 70iger Jahre Leipzig zu einem Zentrum der Gesprächspsychothe- rapie entwickelte, wobei diese ihre endgültige wissenschaftliche Anerkennung erst heute fand.

Seine frühen Bemühungen, Psychotherapie zum integralen Bestandteil psychiatrischen Wirkens werden zu lassen, mündeten 1980 in der Anerkennung als Facharzt für Psychothe- rapie.

In dem 1971 gemeinsam mit Schwarz und Thom herausgegebenen Buch „Sozialpsy- chiatrie in der sozialistischen Gesellschaft“

hat er zusammen mit dem Medizinhistoriker Achim Thom (geb. 1936) eine marxistisch fundierte Theorie der Sozialpsychiatrie vorge- legt, die über die Landesgrenzen hinaus auch in der damaligen Bundesrepublik Deutsch- land Bedeutung erlangte.

Als historisch denkender Mensch, war er sich schon früh des Schuldiggewordenseins von Psychiatrievertretern in den Jahren eines bio- logistisch und ökonomistisch beeinflussten Zeitgeistes, der letztlich in vom Krieg bestimm- ten Problemlösungsstrategien mündete, be- wusst. In seinem Ringen um friedliche Lö- sungen von Menschheitsproblemen wurde er zum Verfechter des Sozialen und der Huma- nisierung im Miteinander im psychiatrischen Wirkungsfeld. Als Inspirator eines Trialogs zwischen Patient, dessen Angehörigen und seinen professionellen Helfern belebt er bis heute die Arbeit von Betroffenen- und Selbst- hilfevereinen mit seinen Lebens- und profes- sionellen Erfahrungen, wobei er immer wieder betont, dass er im Laufe der Jahre mehr über

psychisches Kranksein und Leid von Betrof- fenen als aus der akademischen Psychiatrie lernte.

Als allgemein eher schweigsamer und nach- denklicher Mann veröffentlichte er mehr als 200 Publikationen und war Redaktionsmit- glied verschiedener wissenschaftlicher Fach- zeitschriften.

Anläßlich seines Geburtsjubiläums wünsche ich Herrn Professor Dr. Weise, sicher auch im Namen all derer, die von seinem großen Wissens- und Erfahrungsschatz bei der Ent- wicklung einer menschenwürdigeren Betreu- ungskultur für psychisch Kranke und Hilfe- bedürftige lernen konnten, beste Gesundheit, viel Lebensfreude und, dass er noch lange An- teil nehmen kann, wie sich – seinen sozialen Visionen entsprechend – weitere Keimzellen für ein von den Menschen selbst getragenes Gemeinwesen entwickeln, in dem auch die psychisch Sensibleren und Störbareren ihren menschenwürdigen Platz finden.

Dr. med. Matthias Uhle

Prof. Dr. med. habil. Klaus Weise

zum 75. Geburtstag

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