Strahlenschutz in der Medizin –
die Rolle der Strahlenschutzbehörde
ZHAW, Medizintechnik, FS 2018
• Das Bundesamt für Gesundheit (BAG)
• Medizinische Strahlenexposition der Bevölkerung
• Strahlenwirkungen und Strahlenereignisse
• Strahlenschutzgesetzgebung in der Schweiz
• Aufsichts- und Bewilligungstätigkeit
Inhalt
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG)
BAG Campus Liebefeld (Einzug September 2015)
- Versicherungsaufsicht - Leistungen
- Prävention nichtübertragbare Krankheiten
- Übertragbare Krankheiten - Biomedizin
- Gesundheitsberufe - Gesundheitsstrategien
Eidg. Departement des Innern (EDI)
BR Alain Berset
Bundesamt für Gesundheit (BAG)
Pascal Strupler
Direktionsstab Kommunikation
& Kampagnen
Kranken- und
Unfallversicherung Gesundheitspolitik Öffentliche
Gesundheit Verbraucherschutz Anzahl Mitarbeiter (Dez. 2016) Gesamtes BAG: 565 Mitarbeiter
(456 Vollzeitstellen) Strahlenschutz: 43 Mitarbeiter
Internationales
- Chemikalien - Strahlenschutz
Abteilung Strahlenschutz
Sébastien Baechler
Koordinationsstelle Bewilligungen
Patricia Grimm
NIS und Dosimetrie
Daniel Storch
Radiologische Risiken
Christophe Murith
Forschungsanlagen und Nuklearmedizin
Nicolas Stritt
Strahlentherapie und med. Diagnostik
Philipp Trueb
Umwelt- radioaktivität
Sybille Estier
Aufgabenbereiche
• Erteilen von Betriebsbewilligungen für medizinische Röntgenanlagen.
• Durchführung von Audits und Inspektionen.
• Evaluation der medizinischen Strahlendosen der Bevölkerung.
• Optimierung der medizinischen Strahlendosen von Patienten und Personal.
• Beratung in Strahlenschutzfragen.
Strahlentherapie und medizinische Diagnostik
Philipp Trueb Reto Treier Thomas Theiler Marc Marconato Barbara Ott Jeanne Berg Peter Gehrig
Mittelland, Oberland, Inselspital
ZH-Land
ZH - Stadt
Stadt (ohne Inselspital)
Seeland
Arbeits- beginn 15.04.2018
Jacqueline Metzen Carine Galli
• Projektleiterin OP-Audits
• Externe Fachkraft (2016-2018)
• Projektleiterin klinische Audits
• 70 % Pensum (seit 01.03.2018)
Quelle: Bewilligungsdatenbank BAG, Stand 31.01.2018
6’607 Röntgenanlagen in der Humanmedizin 11’997 Röntgenanlagen in der Zahnmedizin
141 Röntgenanlagen in der Radioonkologie 867 Röntgenanlagen nicht human
(Veterinärmedizin, Rechtsmedizin, Industrie) 19’617 Medizinische Röntgenanlagen
Mammographie Röntgenanlage
Röntgenanlage konventionell
Computertomograf Beschleuniger Fluoroskopie Röntgenanlage
Tubusgerät (dental)
Quelle: Bewilligungsdatenbank BAG, Stand 31.01.2018
23
31
42
38
52
22 16
11
15 16
10
15
5
4
1
2
1 2
1 1 1
7
4 3
9
Quelle: Bewilligungsdatenbank BAG, Stand 31.01.2018
31
4
6
8
6
14 5
2
3
3
2
2
1
4
2 1
1
1
2 3
1 2 1 1
Quelle: Bewilligungsdatenbank BAG, Stand 31.01.2018
1
Quelle: Exposure of the Swiss population by medical X-rays, IRA Lausanne, Stand 2013
3.2 mSv
1.2 mSv
1.4 mSv
1.2 mSv
< 0.1 mSv
Quelle: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall/strahlung- gesundheit/strahlenexposition-der-schweizer-bevoelkerung.html
Quelle: Exposure of the Swiss population by medical X-rays, IRA Lausanne, 1998-2013
Quelle: Exposure of the Swiss population by medical X-rays, IRA Lausanne, Stand 2013
Inhomogene medizinische Strahlenexposition der Bevölkerung
• Viele Personen werden nicht exponiert.
• Einige wenige Patienten werden stark exponiert.
• Das Personal bei interventionellen Eingriffen (z. B. im OP oder HKL) wird immer (mit-)exponiert.
Zahlen zur durchschnittlichen Strahlenexposition der Schweizer Bevölkerung sind mit Vorsicht zu betrachten.
Medizinische Strahlenexposition der Bevölkerung
Energiebereiche in Diagnostik und Therapie
• Diagnostik: 30 kVp (Mammographie) – 140 kVp (CT)
• Therapie: 50 – 300 kVp (Röntgentherapie) – 18 MeV (Teletherapie)
• Als Vergleich: Bindungsenergie Elektron H-Atom: 13.6 eV (~ 22·10-19J)
Direkte Wirkung Indirekte Wirkung
Keimzellen
Genetische Schäden bei Nachkommen
Körperzellen
Früh- oder Spätschäden im bestrahlten
Individuum Chromosom
(Erbinformationen 23 Chrom.paare) H
O
H
Bereiche Physik
< 10-16s
Biochemie Biologie, Medizin
Tage, Wochen, Jahre, Jahrhunderte
< 10-2 s
Bruchbildung (Doppelstrangbruch)
Normale Chromosomen
Vitale Zellen
Reparatur
keine Reparatur
Fragmente, Stückverluste
Zelltod Frühschäden
Translokationen
Mutationen, Krebs Spätschäden Fehlreparatur
Schweregrad der Schädigung nimmt mit der Dosis zu
Deterministische Strahlenschäden
Dosis Schweregrad
des Schadens
Schwellendosis
Beispiel: 40-jähriger Patient, 2 koronare Angiographien, 1 koronare Angioplastie Geschätzte Hautdosis 20 Sv
7 Wochen danach 18 Wochen danach 20 Monate danach 20 Monate danach Nach
Hauttransplantation
Quelle: Wagner L.K. et al., Biomed Imaging Interv J, 2007
Deterministische Strahlenschäden
Schweregrad der Schädigung nimmt mit der Dosis zu
Beispiel: Elektrophysiologische Untersuchung unter biplanarer Fluoroskopie (links) und koronare Angioplastie unter monoplanarer Fluoroskopie (rechts)
Quelle: Wagner L.K. et al., Biomed Imaging Interv J, 2007
Deterministische Strahlenschäden
Schweregrad der Schädigung nimmt mit der Dosis zu
Beispiel: CT Perfusions Scans bei Hirnschlag Patienten in den USA; aufgrund Software Fehler 8-fach erhöhte Dosis (3-4 Sv statt typischerweise 0.5 Sv)
Quelle: Wagner L.K. et al., Biomed Imaging Interv J, 2007
Deterministische Strahlenschäden
Schweregrad der Schädigung nimmt mit der Dosis zu
Eintrittswahrscheinlichkeit einer Schädigung steigt mit höherer Dosis
Stochastische Strahlenschäden
Quelle: Hall E.J., Int J Radiat Biol, 2004
Daten abgeleitet aus Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki
Eintrittswahrscheinlichkeit einer Schädigung steigt mit höherer Dosis
Stochastische Strahlenschäden
Quelle: Hall E.J., Int J Radiat Biol, 2004
Daten abgeleitet aus Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki
a) Lineares Modell ohne Schwellwert b) Risiko wird unterschätzt
Bystander Effekt (Exponierte Zellen senden Signale an Nachbarzellen)
c) Risiko wird überschätzt d) Risiko wird überschätzt
Sarkom (Bindegewebetumor) e) Risiko wird überschätzt
Quelle: Bourguignon M., Radioprotection, 2017
Stochastische Strahlenschäden
Eintrittswahrscheinlichkeit einer Schädigung steigt mit höherer Dosis
Krebsrisiko
Dose and Dose-Rate Effectiveness Factor = 2
Dosis (Sv)
Stochastische Strahlenschäden
Eintrittswahrscheinlichkeit einer Schädigung steigt mit höherer Dosis
Stochastische Strahlenschäden
Basler Zeitung, 18.01.2018
Tagesanzeiger, 27.02.2014 Tagesanzeiger, 28.02.2014
Roguin A, EuroIntervention, 2012
• Die Epidemiologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Verteilung von Krankheiten in einer Bevölkerung beschäftigt.
• Die Strahlenepidemiologie untersucht die Zusammenhänge zwischen ionisierender Strahlung und dem Risiko, an bestimmten Krankheiten (z. B. Krebs, Katarakt, Herz-Kreislauf) zu erkranken.
• Für aussagekräftige Resultate epidemiologischer Studien wird eine sehr grosse Stichprobe benötigt (hohe natürliche Krebsinzidenz).
• Projektion der Daten epidemiologischer Studien auf gewünschte Population (z. B. Überlebende von Hiroshima & Nagasaki und überlebende Liquidatoren von Tschernobyl).
Epidemiologie
• Strahleninduziertes Krebsmortalitätsrisiko ~ 5 % pro Sv.
• Werden 1000 Personen mit je 100 mSv exponiert sterben statistisch gesehen 5 Personen an einer strahleninduzierten Krebserkrankung.
• Weitere Einflussfaktoren
- Alter zum Zeitpunkt der Exposition - Individuelle Strahlensensibilität - Umwelteinflüsse
- …
Quelle: Hanno Krieger, Teubner Verlag, 2002
Epidemiologie
Medizinische Strahlenereignisse
Rev. StSV, Art. 61 Begriff
Ein medizinisches Strahlenereignis ist ein unvorhergesehenes Ereignis, eine unbedachte oder unsachgemässe Handlung mit oder ohne tatsächliche Folgen, welches aufgrund von Mängeln im Qualitätssicherungsprogramm, technischen Fehlfunktionen, Fehlmanipulationen oder anderem
fehlerhaftem Verhalten von Personen zu nicht beabsichtigten Expositionen von Patientinnen und Patienten geführt hat oder hätte führen können.
Rev. StSV, Art. 62 Pflichten
1Die Bewilligungsinhaberin oder der Bewilligungsinhaber muss über die medizinischen Strahlenereignisse Buch führen.
2Sie oder er muss mit einer interdisziplinären Arbeitsgruppe regelmässig die vorgefallenen medizinischen Strahlenereignisse analysieren und die notwendigen betrieblichen Anpassungen zur Verhinderung
ähnlicher Ereignisse vornehmen.
3Sie oder er muss folgende medizinische Strahlenereignisse* innert 30 Tagen der Aufsichtsbehörde melden:
a. Unvorhergesehene Expositionen, die bei der Patientin oder beim Patienten potentiell oder tatsächlich zu einer massiven Organschädigung, einer mässigen Funktionsbeeinträchtigung oder schwereren Schäden geführt haben oder hätten führen können;
b. Patienten- oder Organverwechslungen bei therapeutischen Expositionen oder bei diagnostischen Expositionen im Hochdosisbereich;
c. Unvorhergesehene Expositionen, bei denen die Patientin oder der Patient einer effektiven Dosis von mehr als 100 mSvausgesetzt wurde.
* Klassifikation gemäss CTCAE (Common Terminology Criteria for Adverse Events) National Institutes of Health (NIH), National Cancer Institute (NCI), USA
Medizinische Strahlenereignisse 2014-2017
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Radiotherapie Nuklearmedizin Radiologie
Patienten
beruflich strahlenexponierte Personen Bevölkerung
Grenzwertüberschreitung Röntgentechniker
• Reparaturarbeiten an Durchleuchtungsanlage.
• Techniker schob unbewusst mobile Bleiglaswand auf Bodenpedal und schaltete diese ein.
• Obere Körperhälfte wurde während 5 Minuten bis zur Alarmauslösung bestrahlt.
• Techniker trug Bleischürze, aber kein Dosimeter.
• Rekonstruktion des Vorfalls ergab 5 mSv Ganzkörperdosis, 200 mSv Hautdosis und 700 mSv Extremitätendosis.
• Massnahmen: Striktes Einhalten der internen Vorschriften, neuer Prozess im QM-Handbuch, Schulung der Mitarbeiter.
Medizinisches Strahlenereignis Radiologie
Durchschnittenes Iod-Seed
• Implantation I-125 Seeds in Prostata (t1/2 ~ 60 d, γ-Energie = 35 keV).
• Statt an vorgesehener Stelle des Seed-Fadens wurde ein Seed in der Mitte durchgetrennt.
• Das eine Bruchstück konnte aufgefunden und
in Abschirmbehälter deponiert werden, das andere Bruchstück verblieb im Patienten.
• Medikamentöse Blockierung der Schilddrüse.
• Dosisabschätzung ergab effektive Dosis von ca. 8 mSv.
• Massnahme: Kontrolle durch zweite Person (4-Augen Prinzip).
Medizinisches Strahlenereignis Radiotherapie
Hautschaden eines Patienten in der interventionellen Radiologie
• Komplexe therapeutische Intervention in Lendenwirbelregion eines Patienten (Verödung eines Hämangioms (Blutschwämmchen)).
• Patient sehr adipös → Kontrastmittel in Fluoroskopie Modus nicht erkennbar → Wechsel auf DSA Modus.
• In diesem Modus an Anlage kein Warnhinweis nach 5 Minuten (Durchleuchtungszeit 11.3 Minuten).
• Geschätzte Hautdosis 30 bis 35 Sv.
• Massnahme: Interventionen nur noch im Fluoroskopie Modus, falls Patient dafür geeignet ist.
Medizinisches Strahlenereignis Radiologie
Strahlenschutzgesetz, Art. 2 Geltungsbereich
• Das Gesetz gilt für alle Tätigkeiten, Einrichtungen, Ereignisse und Zustände, die eine Gefährdung durch ionisierende Strahlen mit sich bringen können, insbesondere:
a. für den Umgang mit radioaktiven Stoffen und mit Anlagen, Apparaten und Gegenständen, die radioaktive Stoffe enthalten oder ionisierende Strahlen aussenden können;
b. für Ereignisse, die eine erhöhte Radioaktivität der Umwelt bewirken können;
• Als Umgang gelten das Gewinnen, Herstellen, Bearbeiten, Vertreiben, Einrichten, Verwenden, Lagern, Transportieren, Entsorgen, Ein-, Aus- und Durchführen und jede andere Form des Weitergebens.
Strahlenschutzgesetzgebung in der Schweiz
Strahlenschutzgesetz, Art. 28 Bewilligungspflicht
• Eine Bewilligung braucht, wer:
a. mit radioaktiven Stoffen oder mit Apparaten oder Gegenständen umgeht, die radioaktive Stoffe enthalten;
b. Anlagen und Apparate, die ionisierende Strahlen aussenden können, herstellt, vertreibt, einrichtet oder benutzt;
c. ionisierende Strahlen und radioaktive Stoffe am menschlichen Körper anwendet.
Strahlenschutzgesetzgebung in der Schweiz
Strahlenschutzgesetz, Art. 30 Bewilligungsbehörden
• Der Bundesrat bezeichnet die Bewilligungsbehörden.
Strahlenschutzgesetz, Art. 37 Aufsicht
• Der Bundesrat bezeichnet die Aufsichtsbehörden.
Strahlenschutzgesetzgebung in der Schweiz
Bewilligungsbehörden (2)
• Das Bundesamt für Energie (BFE) ist Bewilligungsbehörde für den Umgang mit ionisierender Strahlung im Kernenergiebereich.
• Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist Bewilligungsbehörde für den Umgang mit ionisierender Strahlung in Medizin, Forschung, Industrie und Lehre.
Strahlenschutzgesetzgebung in der Schweiz
Aufsichtsbehörden (3)
• Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist Aufsichtsbehörde für die medizinischen Betriebe (Spitäler), öffentliche
Forschungsanstalten (Universitäten) und Ausbildungsstätten (Schulen).
• Die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) ist Aufsichtsbehörde für die industriellen und gewerblichen Betrieb (Arbeitnehmerschutz).
• Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) ist Aufsichtsbehörde für die Kernanlagen.
Strahlenschutzgesetzgebung in der Schweiz
Harmonisierung mit EU Gesetzgebung
Revision der Verordnungen im Strahlenschutz
Revision der Verordnungen im Strahlenschutz
Quelle: https://www.strahlenschutzrecht.ch
Revision der Verordnungen im Strahlenschutz
Zeitplan
• 2010: Vorprojekt
• 2011: Projektstart
• 2011-2013: Entwurf der Strahlenschutzverordnung (StSV)
• 2013-2015: Entwurf der technischen Verordnungen mit Erläuterungen
• 2015: 1. Ämterkonsultation
• 2015/2016: Anhörung
• 2016: Revision
• 2016: 2. Ämterkonsultation
• 26.04.2017: Bundesratssitzung → Verabschiedung
• 1.1.2018: Inkraftsetzung
Anhörungsverfahren
• Anhörung der interessierten Kreise vom 14.10.2015 – 15.02.2016
• Teilnahme am Anhörungsverfahren:
Kategorie Total
Begrüsste
Formeller Verzicht
Antworten Begrüsste
Antworten nicht Begrüsste
Total Antworten Behörden (Kantone,
Städte, Konferenzen) 33 3 29 1 33
Politische Parteien 12 1 2 0 3
Dachverbände, Firmen,
Organisationen, Private 115 3 53 50 106
Total 160 6 84 51 141
Revision der Verordnungen im Strahlenschutz
Zunehmende Dosis für Patient und/oder Personal
Revision der Verordnungen im Strahlenschutz
Graded approach → nach Risiko abgestufte Anforderungen
(QS, Ausbildung, Einbezug Medizinphysiker …)
Hochdosisbereich
> 5 mSv
mittlerer Dosisbereich 1 mSv bis 5 mSv Niedrigdosisbereich
< 1 mSv
Revision der Verordnungen im Strahlenschutz
Graded approach → nach Risiko abgestufte Anforderungen
(QS, Ausbildung, Einbezug Medizinphysiker …)
Ausbildung / Fortbildung
• Periodische Fortbildungspflicht
- Alle beruflich strahlenexponierten Personen.
- Mindestens 8 h / 5 Jahre.
- Lehrgänge, interne Fortbildungsveranstaltungen, Konferenzen und Seminare mit Bezug zum Strahlenschutz.
- Betriebliches Fortbildungskonzept
- Beizug Medizinphysiker bildet Bestandteil
• Anpassung an neue Berufe und Techniken
- Operationstechnik HF, Radonfachpersonen, CT Veterinär, DVT dental
Revision der Verordnungen im Strahlenschutz
Rechtfertigung
(StSG, Art. 8)
“Nutzen > Schaden”
Optimierung
(StSG, Art. 9)
“Maximierung des Nutzens (ALARA)”
Dosisgrenzwerte
(StSG, Art. 10 / StSV, Art. 34)
“Überwachung beruflich strahlen- exponierter Personen“
3-Stufen Konzept der Rechtfertigung I) Grundsätzliche Rechtfertigung II) Rechtfertigung von Untersuchungs-
und Therapieverfahren
III) Rechtfertigung der individuellen Anwendung
Diagnostische Referenzwerte Äquivalentdosis Augenlinse 150 mSv/Jahr →20 mSv/Jahr
Klinische Audits
Evaluation der Praxis
Verbesserung der Qualität & des Ergebnisses der Untersuchung /
Behandlung
Definition von Standards Änderungen
notwendig?
Vergleich mit Standards
* EURATOM 97/43, Art. 6.4
«Systematische und kontinuierliche Beurteilung radiologischer Verfahren einer Patientenbehandlung gegenüber vereinbarten Standards»*
Keine Qualitätskontrollen oder Inspektionen, sondern peer-review System
* EURATOM 97/43, Art. 6.4
Klinische Audits
«Systematische und kontinuierliche Beurteilung radiologischer Verfahren einer Patientenbehandlung gegenüber vereinbarten Standards»*
Radioonkologie Radiologie (CT)
Patient identification Allgemeine Informationen
Tumour diagnosis and staging Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten RT indication and treatment decision Gerätepark für Untersuchung
Organisation Personalschulung
Dose prescription Empfehlungen an Zuweiser und Indikationsprüfung Patient positioning/immobilisation Röntgenanforderungen
Data acquisition Patienteninformation
Treatment planning Untersuchungsprotokolle
Mould and beam modification devices Schutzmassnahmen
Treatment delivery Befunderstellung, Befundkommunikation
Institutional and device-specific QA Datenspeicherung
Critical incidence Dokumentation der Strahlendosen
Eigenevaluation
Plattform Klinische Audits
BAG Fachgesellschaften
(Ärzte, Medizinphysiker, MTRA), FMH Steuerungskomitee
Fachkommissionen (nach Bedarf gebildet)
Bewilligungsinhaber (z.B. Spital) Auditorinnen / Auditoren
Wissenschaftliches Sekretariat Erfahrene Vertreter der
Fachgesellschaften und des BAG:
- Definition Strategie - Beschwerdestelle - Bildung von
Fachkommissionen
- Festgegen von Schwerpunkten der Auditprogramme - Erarbeitung von
Auditinhalten
Wissenschaftliche und administrative Unterstützung
Klinische Audits
Quelle: https://www.clinicalaudits.ch
Strahlendosis Bildqualität
Zunahme der Strahlendosis
Verbesserung der Bildqualität
DRW
Diagnostische Referenzwerte (DRW)
=
• DRW sind keine Grenzwerte sondern Referenzwerte.
• Bei optimierter Strahlenanwendung wird erwartet, dass die Patienten- dosen für Standardsituationen unterhalb der DRW liegen.
• Bei Überschreitung der DRW müssen die Ursachen begründet und die Untersuchungs- technik angepasst werden (comply or complain).
Diagnostische Referenzwerte (DRW)
A [MBq]
CTDIvol [mGy]
DLP [mGy·cm]
ED [mGy]
DFP [mGy·cm2] DFP [Gy·cm2]
Durchl.zeit [s]
Anz. Bilder [-]
KD [mGy]
Diagnostische Referenzwerte (DRW)
• DRW repräsentieren Dosisgrössen, welche - eindeutig definiert sind;
- einfach zu messen/berechnen sind;
- charakteristisch für jeweilige Untersuchung sind.
• DRW werden aufgrund von nationalen Erhebungen und internationalen Empfehlungen von der zuständigen Behörde (BAG) festgelegt.
Dosisgrösse
Häufigkeit
Protokoll zu überprüfen DRW = 75. Perzentile
DRW widerspiegeln die (aktuelle) radiologische Praxis in der Schweiz !
Diagnostische Referenzwerte (DRW)
Abgeschlossene DRW-Projekte (Publikation Frühjahr 2018):
- Computertomographie
(Aktualisierung und Neudefinition) - Neuroradiologische CT-Untersuchungen
in der Pädiatrie
- Radiographische Untersuchungen in der Pädiatrie
Quelle: https://www.bag.admin.ch/str-wegleitungen
Diagnostische Referenzwerte (DRW)
Publizierte DRW des BAG
• Aktuelle DRW veraltet (Stand 01.04.2010).
• Datenerhebung vor Ort im Rahmen der Aufsichtstätigkeit.
• Technische Weiterentwicklung der CT-Scanner - Hardware (Detektoren, Röhren, …)
- Software (Dosismodulation, iterative Rekonstruktion, …)
• Beizug Medizinphysiker/-innen.
• Dosismanagement Software.
Neues Projekt gestartet am 01.01.2016 (2 Jahre).
DRW in der Computertomographie
DRW in der Computertomographie
14 radiologische Institute, 50 CT-Geräte, 193’000 Untersuchungen
DRW in der Computertomographie
4 CT-Hersteller, 17 CT-Modelle, 50 CT-Scanner
DRW in der Computertomographie
Dosisgrenzwerte für beruflich strahlenexponierte Personen Personen, welche aufgrund ihrer Tätigkeit oder Ausbildung mehr als 1 mSv/Jahr akkumulieren können oder mindestens einmal pro Woche in Kontroll- oder Überwachungsbereichen arbeiten oder ausgebildet werden, gelten als beruflich strahlenexponiert und müssen dosimetriert werden.
Dosimetrie
Effektive Dosis 20 mSv/Jahr
Effektive Dosis für 16 – 18-jährige 6 mSv/Jahr
Effektive Dosis für ungeborenes Kind bei Schwangeren 1 mSv
Äquivalentdosis Augenlinse 20 mSv/Jahr
Äquivalentdosis Haut, Hände, Füße 500 mSv/Jahr
Das Personal in Zahnarztpraxen, in welchen ausschliesslich Tubusröntgengeräte (< 70 kV) betrieben werden, sind von der Dosimetrie befreit.
Dosimeter
• Thermoluminszenzdosimeter (TLD).
• Abschätzung von Hautdosis und effektiver Dosis.
• Vom BAG anerkannte Personendosimetriestellen
werten die Dosimeter monatlich aus und melden die Resultate an dosimetrierte Personen und an BAG.
• Die Empfindlichkeitsschwelle der Auswertung liegt bei etwa 0.1 mSv (eine Null-Dosis 0 mSv bedeutet nicht, dass das Dosimeter nicht
funktioniert oder keine Dosis akkumuliert wurde, sondern dass die akkumulierte Dosis sehr klein und somit nicht auswertbar ist).
Dosimetrie
Trageweise des Dosimeters
• Unter der Schutzkleidung am Körperrumpf oder auf Brusthöhe (Abschätzung effektive Dosis).
• Schwangere tragen Dosimeter auf Bauchhöhe (Abschätzung effektive Dosis des Fötus).
Dosimetrie
Doppelte Dosimetrie
• In interventioneller Radiologie im Hochdosisbereich muss neu ein zweites Dosimeter über der Schürze getragen werden → Abschätzung der ungeschützten Körperregionen (insbesondere der Augenlinsen).
Dosimetrie
Im Falle von erhöhten Dosiswerten (pro Monat)
Effektive Dosis > 2 mSv administrative Abklärung (Fragebogen BAG)
Effektive Dosis > 20 mSv Abklärung vor Ort durch BAG
Die am häufigsten angegebenen Gründe sind:
- Dosimeter im Bestrahlungsraum liegengelassen.
- Zunehmende Anzahl komplexer Untersuchungen.
- Keine Erklärung (absichtliche Bestrahlung?).
Dosimetrie
Bsp: Grenzwertüberschreitungen einer Pflegefachperson im Notfall (24.4 mSv) und einer MTRA in der Radiologie (24.3 mSv).
Keine Erklärung des Betriebs (es wurde vermutet, dass Dosimeter ins CT gefallen sei und unbewusst exponiert wurde).
Dosimetrie
Quelle: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/service/publikationen/taetigkeitsberichte/jahresberichte- strahlenschutz-umweltradioaktiviaet-und-dosimetrie.html
Quelle: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/service/publikationen/taetigkeitsberichte/jahresberichte- strahlenschutz-umweltradioaktiviaet-und-dosimetrie.html
• Die Einrichtung und der Betrieb jeder medizinischen Röntgenanlage ist bewilligungspflichtig → Gesuch mit Strahlenschutzplan.
• Prüfung auf Richtigkeit und Vollständigkeit folgender Angaben:
- Angaben zum Gesuchsteller
- Sachkundige Person (verantwortlich für Anordnung, Durchführung, Beurteilung der Anwendung ionisierender Strahlung am Menschen)
→ Ärztin/Arzt
- Sachverständige Person (verantwortlich für die Einhaltung der
Strahlenschutzvorschriften) → Ärztin/Arzt, MTRA, Medizinphysiker/-in - Dosimetrie
• Überprüfung Strahlenschutzplan (baulicher Strahlenschutz).
Bewilligungstätigkeit
Röntgenanlage in Röntgeninstitut Panoramaröntgenanlage in Zahnarztpraxis
Bewilligungstätigkeit
Linearbeschleuniger in Radioonkologie
Bewilligungstätigkeit
Linearbeschleuniger in Radioonkologie
Berechnung eines CT Strahlenschutzplanes
in den Übungen
Bewilligungstätigkeit
• Keine Abnahmeprüfung der Röntgenanlage vor Ort durch BAG.
• Verantwortung für korrekte Installation und Inbetriebnahme bei Röntgenfirma (und Medizinphysiker bei Beschleunigern).
• Röntgenfirmen müssen über Bewilligung für Handel, Installation und Wartung von medizinischen Röntgenanlagen verfügen (aktuell
104 Firmen, von Grosskonzernen bis hin zu Ein-Mann-Betrieben).
• Regelmässige Qualitätssicherung durch Firma und Meldung an BAG.
Bewilligungstätigkeit
Aufsicht generell
• Regelmässige Präsenz in Spitälern und radiologischen Instituten.
• Messungen baulicher Strahlenschutz bei neuen Linacs und CT’s.
• Keine systematische Aufsicht im Dentalbereich.
Aufsichtsschwerpunkte bisher
• 2009-2010: Röntgentherapie (alle Betriebe)*
• 2011-2012: Radioonkologie (Teletherapie, alle Betriebe)*
• 2011-2013: Interventionelle Kardiologie (grosse Zentren)*
• 2012-2013: Arztpraxen (64 Betriebe)*
• 2013: Radioonkologie (Brachytherapie, alle Betriebe)*
• 2012-2015: Mammographie (alle Anlagen)
• 2016-2018: OP-Audits (alle Betriebe)** * Schlussberichte verfügbar
** Projekt noch nicht abgeschlossen
Spezielle Situation im OP-Bereich
• Personal befindet sich während Durchleuchtung im OP.
• Team interdisziplinär zusammengesetzt (Chirurgen, Anästhesisten, Pflegepersonal, angelerntes Personal, …).
• Wenig bis keine Kenntnisse im Strahlenschutz.
• Stark ausgeprägte Hierarchie im OP.
OP-Audits
Nicht sterile Pflege
Ärzte (mind.
2 Personen)
Sterile Pflege
weitere Personen (Springer, …)
Anzahl Betriebe (Stand Februar 2018)
OP-Audits
Kantone Betriebe Röntgenanlagen
Deutschschweiz 19 146 554
Romandie 6 52 198
Tessin 1 10 39
Total 26 208 791
Audits bisher 170 (82 %) 655 (83 %)
OP-Audits
Verteilung der Betriebe (Stand Februar 2018)
Praktischer Teil
• Simulation einer Operation mit Wasserphantom und C-Bogen.
• Position und Aufgaben jedes Teammitglieds wie in Routinebetrieb.
• Live Dosimetrie (RaySafe).
OP-Audits
OP-Audits
Resultate und Erkenntnisse - Dosimetrie
Mantelschürze
≥ 0.25 mm Pb-Äq.
Halbschürze
≥ 0.25 mm Pb-Äq.
Halbwertsschichtdicke von Blei für 50-100 kV ~ 0.1 mm
Thyroidschutz,
≥ 0.25 mm Pb-Äq.
(Bleiglasbrille)
OP-Audits
Resultate und Erkenntnisse - Schutzmittel
Mantelschürze
≥ 0.25 mm Pb-Äq.
Halbschürze
≥ 0.25 mm Pb-Äq.
Halbwertsschichtdicke von Blei für 50-100 kV ~ 0.1 mm
Thyroidschutz,
≥ 0.25 mm Pb-Äq.
(Bleiglasbrille)
OP-Audits
Resultate und Erkenntnisse - Schutzmittel
Lagerung Qualitätssicherung
Quelle: Radiologische Physik, Universitätsspital Basel
OP-Audits
Resultate und Erkenntnisse - Schutzmittel
• Wo befindet sich die Röntgenröhre, wo befindet sich der Detektor/BV?
• Wo ist die grösste Strahlenbelastung, in welche Richtung wird primär die Röntgenstrahlung gestreut?
OP-Audits
Resultate und Erkenntnisse - Schutzmittel
Positionierung Röhre
Falsch: Obertisch Richtig: Untertisch
Quadratisches Abstandsgesetz
Positionierung Röhre-BV
Falsch: Röhre- Patient klein, Patient-BV gross
Richtig: Röhre- Patient gross, Patient-BV klein
OP-Audits
Resultate und Erkenntnisse - Schutzmittel
Resultate und Erkenntnisse - Strahlenschutzbewusstsein
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Praktikum 16:00-17:35
Berechnung eines CT-Strahlenschutzplans