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Archiv "Neue Finanzierungsmodelle für die Gesundheitsförderung" (14.10.1994)

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Academic year: 2022

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POLITIK AKTUELL

Neue Finanzierungsmodelle für die Gesundheitsförderung

Es wird zunehmend schwieriger, das Konzept „Kommunale Ge- sundheitsförderung" mit Leben zu füllen und umzusetzen. Denn mit den derzeit aufbrechenden wirtschaftlichen Problemen, mit steigender Arbeitslosigkeit und akuter Wohnungsnot verschärfen

sich auch die gesundheitlichen Probleme. Gleichzeitig schwindet der finanzielle Handlungsspielraum der Kommunen, dem entgegenzu- wirken, und zudem ist er kaum noch vorhanden: Die Gesundheits- etats stagnieren oder schrumpfen gar.

Im „Gesunde Städte-Netz- werk" der Bundesrepublik Deutsch- land (einem freiwilligen Zusam- menschluß von Städten, die sich dafür einsetzen, daß gesundheits- fördernde Bedingungen selbstver- ständlich werden und Breitenwir- kungen erhalten) denkt man daher verstärkt darüber nach, wie man zu einer soliden Finanzierungsbasis dieser Initiativen kommen kann (1). Projekte der Gesundheits- förderung sind darauf angewie- sen, zunächst einmal eine Finan- zierung zu finden, bevor sie dann

„vor Ort" umgesetzt werden können, denn von einer Regelfi- nanzierung ist man in diesem Be- reich noch weit entfernt. Bisher werden Gesundheitsprojekte überwiegend aus öffentlichen Haushalten gefördert, sei es mit kommunalen, sei es mit Landes- fördermitteln. Da keine Planstel- len beziehungsweise keine festen Etats vorhanden sind, führt dies in Zeiten starker wirtschaftlicher Re- zession, wie gegenwärtig, zu erheb- lichen Problemen. Vor diesem Hin- tergrund gewinnen alternative Fi- nanzierungsmöglichkeiten an Be- deutung. Hier kommen vor allem in Frage: öffentliche Spenden, Spon- soring, Fördermöglichkeiten durch Verbandsmitgliedschaften sowie Fi- nanzierungsmöglichkeiten durch den Verkauf selbst erstellter Pro- dukte und Dienstleistungen.

Spenden und

„Sponsoring"

Als „öffentliche Spenden" be- zeichnet man die von Richtern be- stimmten Verwendungszwecken zu- gesprochenen Geldbußen sowie die gemeinnützigen Fonds der Stadt-

sparkassen oder auch die Lotterie- Gelder, die ohne festgelegte Richtli- nien von unterschiedlichen Landes- ministerien vergeben werden. Dem- gegenüber handelt es sich bei

„Sponsoring" um ein normales Ge- schäft auf Gegenseitigkeit mit ver- traglich fixierten Leistungen. Für die Gesundheitsinitiative geht es

Projekt: Gesunde Städte

um die Erhöhung des eigenen fi- nanziellen Spielraums, das spon- sernde Unternehmen profitiert in Form von Imagewerbung gegen- über Kunden und Auftraggebern.

Das gesamte Sponsoring-Volumen in der Bundesrepublik Deutschland wird zur Zeit auf etwa 1,5 Milliar- den DM geschätzt, davon 50 bis 100 Millionen DM für Oko- und Sozial- sponsoring.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist das Gründen von Verbänden und Arbeitsgemeinschaften, um so die Erschließung öffentlicher Förder- mittel, aber auch die Einflußmög- lichkeiten effektiver zu gestalten.

Es geht hier auch um die Organisa- tion von Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung, was sich durchaus finanziell auswirken kann. Besonders entwicklungsfähig scheint die Vermarktung von Dienstleistungen aus dem Gesund-

heitsförderungsbereich zu sein. Zu denken ist an Printmedien (Fach- bücher, Leitfäden, Erfahrungsbe- richte, Reportagen, Archivmaterial und Dokumente), an Fortbildungs- kurse, Beratungsleistungen, aber auch an Produkte gesunder Ernährung oder Körperpflege.

Warum sollte sich ein Gesundheits- zentrum nicht auch über einen angegliederten Betrieb mit fi- nanzieren?

Die aufgezeigten Möglich- keiten haben zunächst einmal den Status von Ideen. Möglicher- weise ist das dafür notwendige Know-how (Lobbyarbeit und Marketing) noch zu wenig ver- breitet.

Was das Vernetzen von Res- sourcen zwecks ökonomischeren Wirtschaftens betrifft, so wurde mit dem „Netzwerk Gesunde Städte" bereits ein Anfang ge- macht. Doch sicher sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.

Verständlicherweise ist aber auch die Bereitschaft, solche unkonven- tionellen Wege zu gehen, nicht übe- rall vorhanden. Denn gegenüber öf- fentlicher Förderung oder der ange- strebten Finanzierung durch die ge- setzlichen Krankenkassen beinhal- ten alternative Ansätze Risiken und Unsicherheiten, die eine langfristi- ge Planung sicher nicht erleichtern.

Dr. phil. Ingbert Weber, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln

(1) Dokumentiert im Tagungsband „Gesun- de Städte-Symposium 1993", hrsg. von der Leitstelle für Gesundheitsförderung des Ge- sundheitsamts Köln, das Veranstalter der Ta- gung war. Vgl. besonders die Beiträge von Diethelm Damm und Roderich Elfert.

A-2732 (28) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 41, 14. Oktober 1994

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