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Archiv "Pflegeeinrichtungen: „Pflege-TÜV“ in der Kritik" (05.06.2009)

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A1180 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 23⏐⏐5. Juni 2009

P O L I T I K

M

anche Erfolgsgeschichten sind kurz. Als das Pflege- weiterentwicklungsgesetz im März 2008 vom Bundestag verabschiedet wurde, da lobten Politiker der Großen Koalition noch, damit wer- de endlich Klarheit und Transparenz über die Qualität von Pflegeheimen geschaffen. Denn – so steht es seit- dem im Gesetz: Die Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Kran- kenversicherung (MDK) finden un- angekündigt statt, die Ergebnisse werden veröffentlicht.

Doch nun, etwas mehr als ein Jahr später, hagelt es Kritik. Voraus- sichtlich ab Juni soll der MDK bei seinen Kontrollen nach einem neu- en Prüfkatalog vorgehen. Aus den Ergebnissen der verschiedenen Testbereiche ergibt sich eine Ge- samtbewertung – in Form einer Schulnote von „sehr gut“ bis „man- gelhaft“. Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) be- zeichnete das Verfahren als „reine Volksverdummung“. Der SPD-Po- litker Karl Lauterbach monierte:

„Nach den Tests werden wir genau- so schlau sein wie vorher.“

Die Kritik richtet sich vor allem dagegen, wie die Note zustande kommt. Der MDK bewertet 64 Kri- terien. Zum Beispiel: Dokumentie- ren die Pflegekräfte das individuel- le Dekubitusrisiko der Bewohner?

Gibt es ein Angebot zur Sterbebe- gleitung? Können die Pflegebedürf- tigen die Uhrzeit, zu der sie essen möchten, innerhalb bestimmer Zeit- korridore frei wählen? Die Prüf- punkte stammen aus vier Bereichen:

>Pflege und medizinische Ver- sorgung

>Umgang mit Demenzkranken

>soziale Betreuung und Alltags- gestaltung

>Wohnen, Verpflegung, Haus- wirtschaft und Hygiene.

Aus den Ergebnissen dieser vier Blöcke errechnet der Prüfer eine Gesamtnote. Das bedeutet: Mängel in einem Bereich kann das Heim mit guten Resultaten in einem ande- ren ausgleichen. „Um im Bild der Schulnoten zu bleiben: Da wird eine Sechs in Mathematik durch eine Eins in Schönschrift zu einer Drei“, sagte Lauterbach. Die Ergebnisse von 18 Kriterien des fünften Be- reichs – der Bewohnerbefragung – gehen nicht in die Endnote ein.

Der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenver- band) weist die Einwände zurück.

„Das ist Transparenz auf hohem Niveau, die zu einer besseren Pfle- gequalität in Deutschland führen wird“, versicherte Klaus-Dieter Voß, Vorstand des GKV-Spitzenverban- des. Mit den Pflegenoten gebe es

erstmals vergleichbare Ergebnisse aller Heime. Dabei stehe die be- wohnerbezogene Pflegequalität im Mittelpunkt. Die Einzel-, die Be- reichs- und die Gesamtnoten wür- den veröffentlicht. Auch der Ge- schäftsführer des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverban- des, Dr. Peter Pick, verteidigte die neuen Tests: „Vor den MDK-Prü- fungen kann sich niemand drücken, die Ergebnisse werden auf jeden Fall veröffentlicht, egal ob sie gut oder schlecht ausfallen.“

Damit die MDK-Kontrollen bald nach dem neuen Schema stattfinden können, hat der GKV-Spitzenver- band bereits mit den Vertretern von Pflegeeinrichtungen eine „Trans- parenzvereinbarung“ geschlossen, darunter auch der Bundesarbeitsge- meinschaft der Freien Wohlfahrts- pflege und des Bundesverbands pri- vater Anbieter sozialer Dienste. Nun müssen die Prüfungsrichtlinien an diese Vereinbarung angepasst wer- den. Dem muss nun noch das Bun- desgesundheitsministerium zustim- men. Zuvor erfolgt eine Anhörung von Pflegeexperten. Auch in der Pflegewissenschaft gibt es aller- dings kritische Stimmen. So erklärte Prof. Dr. phil. Gabriele Meyer, Insti- tut für Pflegewissenschaft, Univer- sität Witten/Herdecke, die Ergeb- nisqualität komme in den Prüfkrite- rien immer noch zu kurz.

Läuft alles nach Plan, dann wer- den im Spätsommer die ersten Transparenzberichte im Internet zu lesen sein. Die Pflegeheime müssen die Prüfergebnisse außerdem an gut sichtbarer Stelle aufhängen. Alle 11 029 Heime sollen bis Ende 2010 einmal und dann jährlich geprüft werden. Ein analoges Verfahren wird es auch für die ambulanten Pflege-

dienste geben. I

Dr. med. Birgit Hibbeler

PFLEGEEINRICHTUNGEN

„Pflege-TÜV“ in der Kritik

Ab Juni sollen Heime und ambulante Dienste nach Schulnoten

bewertet werden. Doch es gibt grundsätzliche Zweifel, ob das Bewertungssystem des MDK die Qualität der Einrichtungen überhaupt korrekt abbildet.

Wie misst man gute Pflege?

Darüber streiten Ex- perten und Politiker.

Foto:Caro

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