Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 24⏐⏐12. Juni 2009 A1261
T E C H N I K
Ein Diagnosesystem für die Be- wegungsanalyse haben Experten vom Lehrstuhl für Mechanik und Robotik der Universität Duisburg- Essen (UDE) und das Biotech- nikunternehmen ITBB entwickelt.
Mit dem System „MobileBody“
lassen sich pathologische Bewe- gungsabläufe diagnostizieren und der Erfolg von Behandlungen kon- trollieren. Es optimiert bisherige Analysemethoden und erleichtert die Arbeit in der Praxis.
Um Störungen festzustellen, klebt man derzeit reflektierende Kugeln auf Stellen am Körper, die für die Bewegung relevant sind. Diese Marker werden von Infrarotkameras verfolgt, während sich der Proband über eine Messstrecke bewegt. Da- durch können anschließend das Ske- lett und die Bewegungsabläufe re- konstruiert und ausgewertet werden.
„Es gibt aber zwei Probleme bei den derzeitig verfügbaren Softwarelö- sungen: Sie haben erstens nur ein Standardskelett, das an die Größe des jeweiligen Probanden angepasst wird und somit nicht die wirkliche Topologie des Patienten wiedergibt.
Zweitens bestehen die Ergebnisse aus Plots und Grafiken, die für Ärzte
meist nur schwer interpretierbar sind und ein großes Erfahrungswis- sen erfordern“, erläuterte Dipl.-Ing.
Dominik Raab (UDE).
Deshalb kombinieren die Wissen- schaftler diese Analyse mit einer Ma- gnetresonanztomografie und Rönt- genaufnahmen. Die Auswertung ist genauer, und man kann am Ende das Originalskelett des Probanden be- trachten. Zudem werden die Ergeb- nisse angepasst an den klinischen Alltag aufbereitet. „Die nach medizi- nischen Kriterien ausgelegte Benut- zeroberfläche liefert direkt verwert- bare Aussagen. Ein Beispiel: Ein Trendelenburg genanntes medizini- sches Syndrom wird je nach Ausprä- gung bei einem Patienten mit Graden von 0 bis 3 bewertet (0 = gut, 3 = schlecht). Unsere Anwendung verar- beitet die Messergebnisse mit einem Algorithmus, und am Ende geht eine von vier Lampen an (grün = 0 = gut, rot = 3 = schlecht). So muss der Arzt keine komplizierten Grafiken aus- werten, sondern kann das Ergebnis direkt sehen“, erklärt Kecskeméthy.
Das System wird derzeit in der medi- zinischen Forschung erprobt (Infor- mationen im Internet unter: www.
uni-due.de/lmr). EB
DIAGNOSESYSTEM
Pathologische Bewegungsabläufe erkennen
Das Trendelenburg-Zeichen (nach Friedrich Trendelenburg) ist die Bezeichnung für das klinische Bild einer Lähmung der Musculi glutei medius et minimus, die aufgrund einer Schädigung des Nervus gluteus superior hervorgerufen wird.
Abbildung aus der Erstbeschreibung des Trendelenburg-Zeichens (1895)
Quelle:Trendelenburg F:Über den Gang bei angeborener Hüftluxation.Deutsche Medizinische Wochenschrift Nr.2,Jg.1895,21–24.