Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Dünndarmbiopsie
anderer Grundkrankheiten (Gastro- enteritis, Morbus Crohn, Zollinger- Ellison-Syndrom u. a.).
Ungeachtet dieser Probleme ist in letzter Zeit mehrfach versucht wor- den, die entzündlichen Duodenallä- sionen hinsichtlich ihres Schwere- grades und ihres Verlaufes zu klassi- fizieren. Brauchbar erscheint uns die Klassifikation von Whitehead et al. (4), die außer der entzündlich- zellulären Reaktion auch die epithe- lialen Veränderungen berücksichtigt (Tabelle 2).
Tumoröse Dünndarmläsionen Der bioptisch-histologische Nach- weis von Dünndarmtumoren kann im täglichen Routinebetrieb allen- falls für den Bereich des Duodenum als einigermaßen effektiv bezeichnet werden. Eine wesentliche Wandlung hat sich hier vor allem durch die gezielte Gewebsentnahme im Rah- men gastroduodenoskopischer Un- tersuchungen ergeben.
Allerdings liefert die Zangenbiopsie gar nicht so selten ein falsch negati- ves Ergebnis, insofern, als Tumoren der Papillenregion sich zum Teil un- ter der Duodenalschleimhaut, im Pa- pillendelta, ausbreiten, die Mukosa zwar polypös vorwölben, sie aber nicht infiltrieren. In solchen Fällen sind zur sicheren diagnostischen Abklärung Schlingenbiopsien indi- ziert.
Tumoröse Läsionen (Polypen, Karzi- nome, mesenchymale Tumoren) des Jejunum und Ileum sind auch heute noch Domäne der Röntgendiagno- stik, wenngleich in Einzelfällen die histologische Sicherung der Dia- gnose und sogar therapeutische Po- lypektomien gelungen sind.
Verschiedene lymphoretikuläre Tu- moren (maligne Lymphome) können zu einer teils diffusen, teils herdför- mig betonten Infiltration des Inte- stinaltraktes führen, gelegentlich mit unterschiedlich schweren Mal- absorptionssymptomen. Der biopti- sche Tumornachweis gelingt vor al- lem bei den diffusen Formen.
Die Dünndarmbiopsie hat als metho- disch einfaches und komplikations- armes Verfahren in der Diagnostik verschiedener Enteropathien eine entscheidende Bedeutung erlangt.
Die Reaktionsmöglichkeiten der Darmschleimhaut auf verschiedene Noxen indessen sind begrenzt. Die- ser Sachverhalt erschwert zum Teil die Interpretation der morphologi- schen Befunde hinsichtlich einer Kausalanalyse.
Es kommt hinzu, daß in der Biopsie nie alle Darmwandschichten (als der eigentlichen Organeinheit) erfaßt werden. Auch das mag ein Nachteil der Methode sein. Die diagnostische Auswertung eines Dünndarmbiop- sates fragt deshalb in erster Linie nach den gestaltlichen Ursachen ei- ner gastrointestinalen Erkrankung.
Insofern handelt es sich um funktio- nelle Morphologie.
Literatur
(1) Gottesbüren, Riecken, E. 0.: Die Dünn- darmbiopsie - Methodik und diagnostische Aussage. Leber-Magen-Darm 7 (1977) 182 - (2) Otto, H. F., Gebbers, Die Dünndarm- biopsie. In: Das gastroenterologische Kompen- dium, Bd. 2. Baden-Baden, Brüssel, Köln, New York: Witzstrock 1977 - (3) Perera, D.
Weinstein, W. M., Rubin, C. E.: Small intestinal biopsy. Hum. Pathol. 6 (1975) 157 - (4) White- head, R., Roca, M., Meikle, D. D., Skinner, J., Truelove, S. C.: The histological classification of duodenitis in fibreoptic biopsy specimens, Digestion 13 (1975) 129
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. Herwart F. Otto Pathologisches Institut
der Universität Hamburg Martinistraße 52
2000 Hamburg 20
FÜR SIE GELESEN
Sulfinpyrazon
zur Prävention nach Myokardinfarkt
Von September 1975 bis Juli 1977 wurden an 21 Kliniken der USA und an 5 kanadischen Kliniken insge- samt 1620 Patienten im Alter von 45 bis 70 Jahren 25 bis 35 Tage nach überstandenem Myokardinfarkt in die Studie eingebracht. Von den 1475 zur Auswertung Akzeptierten erhielten 742 Patienten Plazebo und 733 Patienten 800 mg Sulfinpyrazon täglich. Dropouts gab es insgesamt 214.
Mittels Randomisierung und Schichtung wurde eine gleichmäßi- ge Verteilung der Risikofaktoren auf die beiden Gruppen erreicht, mit Ausnahme der Herzrhythmusstörun- gen, die signifikant häufiger in der Plazebo-Gruppe waren (S 83:P 111).
Zum Zeitpunkt dieser Vorauswer- tung betrug der durchschnittliche Beobachtungszeitraum 8,4 Monate.
Todesfälle aus kardiovaskulärer Ur- sache (plötzlicher Herztod, Reinfarkt und andere kardiovaskuläre Ursa- chen) waren signifikant reduziert (P
= 0,018) in der Sulfinpyrazon-Grup- pe (5,1 Prozent; n = 24) gegenüber der Plazebo-Gruppe (9,5 Prozent; n
= 44), und zwar um 48,5 Prozent.
Bezogen allein auf den plötzlichen Herztod, lag die Reduktion sogar bei 57,2 Prozent.
Keine signifikanten Unterschiede, jedoch positive Trends zugunsten der Sulfinpyrazon-Therapie wurden beobachtet bei überlebtem Rein- farkt (P 41:S 31), Rhythmusstörun- gen (P 25:S 14), zerebrovaskulären Erkrankungen (P 11:S 5) und sonsti- gen kardiovaskulären Erkrankungen (P 17:S 6). Nach diesen Ergebnissen reduziert Sulfinpyrazon innerhalb des ersten Jahres nach Myokardin- farkt die Todesfälle aus kardiovas- kulärer Ursache. Wle
Sulfinpyrazone in the Prevention of Cardiac Death after Myocardial lnfarction. The An- turane Reinfarction Trial Research Group, New Eng. J. of Med. Vol. 298 (1978) Nr. 6, 289-295
1816 Heft 32 vom 10. August 1978