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uf dem hart umkämpften europäischen Markt der oberen Mittel- und Pre- mium-Klasse, der von deut- schen Nobelmarken wie Mer- cedes, BMW und Audi domi- niert wird, muss man Besonde- res bieten, um im Wettstreit um Marktanteile bestehen zu können. Die dritte Generation des Lexus GS (das Kürzel steht für Grand Sedan = großartige Limousine), der seit Ende April beim Händler steht, bietet alle Voraussetzun- gen, die europäische Konkur- renz ordentlich zu ärgern. Im Design leicht verändert (etwas länger – 483 cm, etwas breiter – 182 cm, etwas flacher – 143 cm), wirkt er im Vergleich zu seinem Vorgänger nicht gera- de revolutionär, aber es war nie Sache der Japaner zu pro-vozieren. Lexus bezeichnet sei- ne Designlinie als „L-Finesse“;
vielleicht würde etwas weniger Finesse, dafür etwas mehr Aggressivität (wie beim Audi A6 mit seinem Scheunentor- grill) dem europäischen Ge- schmack (wenn es den über- haupt gibt) mehr entsprechen.
Dennoch: Die Linien sind fließend und doch dynamisch;
das Auto gefällt.
Unterm Blech zeigt der Le- xus seine wahren Stärken.
Das neu entwickelte 3-Liter- V6-Aggregat des GS 300, der den Reihensechszylindermo- tor ablöste, besticht durch sei- ne Laufruhe und Kraft. Der Benzindirekteinspritzer lei- stet 183 kW (249 PS) und bie- tet ein maximales Drehmo- ment von 310 Newtonmetern bei 3 500 Umdrehungen pro Minute. Das immerhin 1,7 Ton- nen schwere Gefährt sprintet in 7,2 Sekunden von null auf 100 km/h, die Spitzengschwin- digkeit liegt bei 240 km/h. Der Normverbrauch wird mit 9,8 Liter Superbenzin auf 100 Ki- lometern angegeben. Auf ei- nem Testgelände beeindruk- ken seine Fahreigenschaften.
Die heckangetriebene Toyota-
Tochter verhält sich auch bei extremen Lastwechseln gut- mütig; kritische Situationen meistert sie souverän. Einen guten Eindruck vermitteln die hervorragend zupacken- den Bremsen.
Im Innenraum geht es ele- gant und komfortabel zu.
Die hochwertige Verarbeitung (kein Knirschen und Knarren) und Anmutung, ein funktio- nelles, formschönes Cockpit, ausreichend Platz (auch im Fond, bei japanischen Fahr- zeugen keine Selbstverständ- lichkeit) und Sitze mit gutem Seitenhalt sorgen für einen an- genehmen Arbeitsplatz. Die üppige Serienausstattung ist ein Plus gegenüber der eu- ropäischen Konkurrenz. Ein Sechsstufen-Automatikgetrie- be inklusive manuellen Schalt- modus (TipMatic) gehört eben- so zur Grundausstattung wie das schlüssellose Fahrzeugbe- dienungssystem (Smart-Key) mit Starttaste. Auch zusätz- liche Knie-Airbags für Fah- rer und Beifahrer, Alarmanla- ge, Klimatisierungsautomatik, Multifunktionslenkrad, Bord- computer, Durchlademöglich- keit, Xenon-Licht mit Ein-/
Ausschaltfunktion und dyna- misch geregeltem Kurvenlicht, 225/50R17-Reifen auf 17-Zoll- Leichtmetallrädern mit elek- tronischer Reifendrucküber- wachung sind nur ein klei- ner Ausschnitt aus der um- fangreichen Serienausstat- tung. Der Kofferraum fasst 430 Liter und ist mit einem
Komfortschließsystem (Elek- tromotor) ausgestattet.
Aus produktionstechni- schen Gründen bietet Lexus beim GS 300 zwei Optionspa- kete an (unter anderem Park- Assist-System, Ledersitze be- ziehungsweise DVD-Naviga- tionssystem mit Heckkamera, Heckspoiler). Als Sonderaus- stattung können Schiebe-He- be-Dach (1 250 Euro) und Metalliclackierung (800 Eu- ro) geordert werden. In der Grundausstattung steht der GS 300 mit 40 400 Euro in der Preisliste.
Mehr Auto muss nicht sein.
Wer es dennoch gerne eine Nummer größer hätte, ist mit dem GS 430 gut bedient. Das Premium-Modell (208 kW/
283 PS) mit dem bewährten 4,3-Liter-V8-Aggregat schafft es von null auf 100 km/h in 6,1 Sekunden, wird in der Spitze bei 250 km/h abgere- gelt und soll 11,4 Liter Super- benzin auf 100 Kilometern verbrauchen. Zusätzlich ver- fügt der 430er über eine va- riable Lenkübersetzung und über das „zurzeit fortschritt- lichste Fahrdynamiksystem DMI“ (Lexus). Der GS 430 ist ab 55 600 Euro zu haben.
Wer es sich leisten kann, aus Prestige- und Imagegrün- den auf eine der drei deut- schen Nobelmarken zu ver- zichten, findet in dem zuver- lässigen und top ausgestatte- ten Lexus GS eine interessan- te, vor allem preiswertere Alternative. Helmut Werner
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A1396 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1913. Mai 2005
V A R I A
Lexus GS 300/430
Angriff auf die obere Mittelklasse
Verändertes Design, neu entwickelter Motor, üppige Serienausstattung – die japanische Offensive hat einen Namen: Lexus GS.
Auto
Fließend und doch dynamisch:
L-Finesse, die neue Designlinie des Lexus GS
GS-Arbeitsplatz vom Feinsten: Holzappli- kationen und siebenmal schnelleres Navi- gationssystem als beim Vorgänger
Fotos:Helmut Werner