17. JAHRGANG HEFT 4
DEZEMBER 1985
ISSN 0344 - 7227 HERAUSGEGEBEN VON DER DELATTINIA
Faunistisch-floristische Notizen aus dem Saarland
ARBEITSGEMEINSCHAFT
FÜR TIER- UND PFLANZENGEOGRAPHISCHE HEIMATFORSCHUNG IM SAARLAND
DIE HERPETOFAUNA DES STADTGEBIETES VON SAARBROCKEN von Joachim SCHMIDT
ZUSAMMENFASSUNG
Vorliegende Arbeit stellt die Ergebniss e der Kartierung der Herpetofauna im Stadtgebiet Saarbrückens vor. 16 Amphibien - und 6 Reptilienarten sind in Saarbrücken nachgewiesen . Aus den computerkartographisch er - stellten Verbreitungskarten für jede einzelne Art erhält man eine flächen - deckende Gesamtübersicht über die herpetologisch besonders schützens - werten Bereiche im sehr heterogenen Untersuchungsgebiet. ( * ) Schließ - lich werden Bioindikator - Qualität einzelner Arten diskutiert und Maß- nahmen zu ihrer Erhaltung vorgeschlagen.
1. EINLEITUNG UND AUFGABENSTELLUNG
Seit 1976 erfolgt durch die Sektion Herpetologie deI" DELATTINIA (Arbeitsgemeinschaft für tier - und pflanzengeographische Heimatfor- schung) eine systematische Kartierung der saarländischen Amphibien - und Reptilienfauna. Eine erste Obersicht der Kartierungsmethodik, des Bearbeitungsstandes sowie der Bestandssituation der vorkommenden Arten findet sich bei GERSTNER (1978 u . 1982).
Der Bearbeitungsstand in unserem Bundesland liegt bei etwas über 50 % der 1 km2 großen UTM - Quadratraster. Wenige Gebiete sind flächen - deckend bearbeitet, während in anderen Regionen noch größere Er - fassungslücken bestehen, die es in Zukunft zu schließen gilt.
Die am besten bearbeitete Region im Saarland ist das Stadtgebi et Saar - brücken, dessen 215 km L Raster intensiv auf ihr Vorkommen an Amphi - bien - und Reptilienarten untersucht wurden.
( * ) Für die fachliche Anleitung zum Zeichnen der Computerkarten möch - te ich mich sehr herzlich bei meinem Kollegen, Herrn Dr. Werner Flacke bedanken.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist zunächst einmal die Darstellung der je - weiligen Verbreitung der Arten auf Computerkarten. Darüberhinaus sollen Raster bzw. Gebiete herausgestellt werden, die sich aüfgrund hoher Artenzahlen als herpetologisch besonders schützenswert erweisen.
Schließlich sollen Schutzmaßnahmen e mpfohlen und die Eignung ver - schiedener Arten als Bioindikatoren für stadtökologische Frag e st e llun - g en in Saarbrücken diskutiert werden .
Die Ergebnisse stellen den Stand der Kartierung bis Ende des Jahres 1984 dar. Der aktuelle Verbreitungsstand soll als Grundlage für we i - terführende Kartierungsarbeiten dienen. Dabei sollten neben d e r Kar - tierung der Verbreitung auch quantitative Untersuchungen zur Popu - lationsdichte und - dynamik einzelner Arten durchgeführt werden. Denn bevor es zum Verschwinden einer Art aus einem Rasterquadrat kommt, e rfolgt ein zunächst nicht erkennbar e r Rückgang der Individuenzahlen der betreffenden Population. Um diese Gegebenheiten und ihre Ursa - c h e n in Zukunft b es se r er g ründen zu können, soll nun e in e inte nsive Kartierun g eingeleitet werden. Zur Mitarbeit sind alle Interessente n aufgerufen, die auf Wunsch weitere Informationen beim V e rfass e r er - halten.
2. MATERIAL UND METHODEN
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit beruhen auf einer Rasterkartie- rung nach dem UTM - System. Alle Fundortmeldungen liegen punktgenau vor und wurden auf speziellen Meldebögen mit zahlreichen weiteren An - gaben (Bearbeiter, Datum, Biotopbeschrei bung, Wetterlage, I ndi viduen - häufigkeiten u.a.) in einer Kartei gespeichert. Aus Gründen der über- sichtlichkeit und Rationalität wurde für die Darstellung der Verbreitungs - situation eine Rastergröße von 1 km2 gewählt, die bezüglich der Aufga - bensteilung als angemessen erscheint. Die Daten stammen zum Teil von den Mitarbeitern der o. g. Arbeitsgemeinschaft, wobei ältere Verbrei - tungsangaben von Herrn Prof. Paul Müller mit ausgewertet wurden.
Die flächendeckende Kartierung erfolgte jedoch erst in den letzten Jah- ren durch Herrn Joachim Gerstner und den Verfasser im Rahmen des Stadtökologie - Projektes Saarbrücken der Fachrichtung Biogeographie.
Die 215 bearbeiteten Raster wurden z. T. mehrmals begangen, so daß die Angaben als gesichert gelten können. Trotzdem sind weitere Infor - mationen erforderlich , um Populationsrückgänge oder Extinktionen von Arten in bestimmten Rastern erkennen zu können. Auch aus diesem Grunde sind die Fundortdaten in "bis 1975" und "ab 1976" (ab hier wurde eine Kartierung auf breiterer Basis begonnen) unterteilt, um Bestandsentwicklungen verfolgen zu können. Arten, deren Vorkommen im Raster aus beiden Zeitkategorien bekannt sind, lassen vermuten, daß es sich um beständige Populationen handelt. Allerdings lassen sich aus den vorliegenden Verbreitungskarten keine Rückschlüsse auf die jeweiligen Populationsgrößen ziehen. Dazu sind weiterführende Unter- suchungen erforderlich, deren teilweise bereits vorliegende Resultate an dieser Stelle nicht diskutiert werden sollen.
Vor - und Nachteile der Rasterkartierung sind in der Literatur vielfach erörtert worden. Für die vorliegende Kartierung bietet sie vor allem den Vorteil der EDV - mäßigen Auswertungsmöglichkeit , wobei Zusammen -
hänge zwischen den Verbreitungsangaben der Amphibien - und Reptilien - arten und den Ergebnissen anderer flächendeckender Untersuchungen
(Geländeklima, Geologie, Luftqualität etc . ) in der Stadt Saarbrücken leichter zu erkennen sind. Nach den Verbreitungsangaben wurden für die Amphibien (Abb. 2), die Reptilien (Abb. 3) sowie die gesamte Her - petofauna (Abb. 4) Rasterkarten gezeichnet, di e erkennen lassen, weI - che Gebiete in Saarbrücken herpetologisch besonders artenreich sind.
Amphibien und Reptilien sind Tiergruppen, d ie aus verschiedenen Grün - den eine größere Beachtung verdienen. Die meisten Arten sind aufgrund ihrer besonderen ökologischen Ansprüche an die Umweltqualität (Laich - gewässer , Sonnenexposition , Temperatur- und Fe uchtigk e itsbedingun - gen, Substrat u.a.) durch vi e lfältige anthropog e ne Tätigke iten in ihr e m
Bestand gefährdet. Hierbei sind vor allem Entwässerungen, Straßenbau, Begrünungen, Bachbegradigungen , Eutrophierung und Verschütten von Laichgewässern, Pestizideinsätze in der Landwirtschaft, Aufforsten mit Monokulturen, Rekultivierung und Bebauung von Ruderalflächen sowie aktiver Fan g zu nennen . Andererseits haben sich Arten als Kulturfolger hervorragend an anthropogen geschaffene Strukturen wie Städte, Rude - ralflächen oder Eisenbahndämme angepaßt und kommen dort in hohen Populationsdichten vor.
Die genannten Gründe und die große Indikatorbedeutung verschiedener Amphibien - und Reptilienarten bezüglich stadtökologischer Fragestellun - gen sprechen für ein e intensivere Beschäftigung mit di e s e n beid e n Ti e r - gruppen.
Die sehr heterogene Struktur des Stadtgebietes Saarbrücken ist in zahl - reichen Publikationen beschrieben worden . An dieser Stelle soll deshalb nur eine übersichtskarte eingefügt werden, anhand derer der Leser die Verbreitungsangaben besser lokalisieren kann (Abb. 1).
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Abb. 1 : übersichtskarte des Stadtgebietes von Saarbrücken
379
3. ERGEBNISSE
Im Kartenanhang sind die Verbreitungskarten der in Saarbrücken vor - kommenden Arten einzeln dargestellt (Karten 1- 22). Die Darstellungen (Abb. 2- 5) verdeutlichen in graphischer Form die Dispersion der Her- petofauna im Stadtgebiet.
AMPHIBIEN
BEARBEl1ER: J . SCHMIOl FUNDORTKATASTER DER STADT SAARBRUECKEN U1 M 1985
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Abb. 2: Artenzahlen pro Raster (Amphibien) im Stadtgebiet Saarbrücken
REPTILIEN
BEARBE IT ER : J. SCHMlor FUNDORTKATASTER DER STADT SAARBRUECKEN U"iM 1985
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Abb . 3: Artenzahlen pro Raster (Reptilien) im Satdtgebiet Saarbrücken
380
HERPETOFAUNA
BEAR BEITER : J . SCH MIDT FUNDOR1KA1A51ER DER 51 AD1 5AARBRUECKEN U1 H 1985
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A bb. 4 : Ar t en zah len pro Raster (gesamte Herpetofauna) im St a dtgebiet Saarbrücken
Repti li e n Amphibien
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Arte n za h l
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Rep ti lien
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Amphibiena:
23 23
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14
2 3 4 5 6 8 9 10 11 12 13 14
Artenzahl
Abb. 5 : Art e n - und Rasterzahlen der Amphib ien und Reptili e n im Stadt- gebi e t Saarbrücken
381
Hierbei zeigt sich, daß in den meisten Rastern sowohl bei den Reptilien, als auch bei den Amphibien nur sehr wenige (1 - 3) Arten nachgewiesen sind (Abb. 5). Dies kann einerseits auf ein Seltenwerden der einheimi - schen Arten hinweisen. Andererseits führen auch die unterschiedlichen ökologischen Valenzen und Biotopansprüche zu dem überw iegend allopatri - schen Verbreitungsbild der untersuchten Arten . Beide Deutungsmöglich - keiten werden durch die Tatsache untermauert, daß es keine Raster gibt, in denen alle potentiell möglichen Arten der beiden Tiergruppen vorkom - men. Es existieren jedoch einige wenige Quadrate, aus denen sehr hohe "
Artenzahlen aus beiden Gruppen bekannt sind. Hierbei handelt es sich vorwiegend um weitgehend naturbelassene Bereiche mit einer hoher Di - versität an Geländestrukturen, die einer Vielzahl von Arten eine Ko - existenz ermöglichen. Als besonders schützenswerte Bereiche im Stadt - gebiet sind folgende zu nennen:
A mphibien
-:: Dudweiler - Herrensohr - Camphausen (11 Arten)
- Weiherbachtal nördlich von Burbach (8 Arten)
- Stiftswald St. Arnual südlich von KlarenthaI (7 Arten)
- St. Arnualer Wiesen (7 Arten)
- St. Ingbert - Stiefel - Sengscheid (7 Arten)
- Staatsforst Fischbach / Neuhaus (6 Arten)
- Bübingen mit Birzberg (5 Arten)
Reptilien - Weiherbachtal
(4 Arten)
- Industriegebiet Süd (4 Arten)
- Hauptbahnhof - Grube Jägersfreude (4 Arten)
- Tiefental - Schönbach (4 Arten)
- Birzberg - Römerberg - Fechingen (4 Arten)
Gesamte Herpetofauna - Bübingen - Birzberg
(9 Arten)
- Stiftswald St. Arnual südlich von KlarenthaI (10 Arten)
- St. Arnualer Wiesen (10 Arten)
- Stiefel - Scheidter Berg (10 Arten)
- Fischbach - Camphausen - Netzbachtal (11 Arten)
- Weiherbachtal (12 Arten)
- Dudweiler - Herrensohr (14 Arten)
Bei den Reptilien liegen aus 18 Rastern, bei den Amphibien aus 43 Rastern und der gesamten Herpetofauna aus insgesamt 9 Rastern keine Artnach - weise vor. Die durchschnittlichen Artenzahlen pro Raster liegen bei 2,0 (Reptilien) bzw. 2,1 (Amphibien) . Für die gesamte Herpetofauna ergibt sich demnach ein Wert von 4,1 Arten pro Raster, wobei auch diejenigen Quadrate in die Berechnung mit einbezogen wurden, für die keine Nach- weise vorliegen. Tab. 1 zeigt die zeitliche Verteilung der Fundortmel - dungen der einzelnen Arten sowie deren Rasterfrequenzen.
FUNDORTME LDUNGEN DOPPELMELDUNGEN GESAMTf.lElDUNGEN
bis 1975 + ab 1976 x bis75/ab76 Jt + x •
RF ( %) RF ( X) RF ( %) RF ( %)
ART E N Raster HnセRQU@ ) Raster HnセRQU@ ) Raster HnセRQUI@ Raster HnセRQUI@
5a 1 amandra sa 1 amandra 6 25 17 71 24 11 ,2
Trituru5 alpestris 21 45 24 51 47 21 , 9
Triturus cristatus 14 93 1 7 15 7,0
Triturus helveticu5 15 35 27 63 43 20 , 0
Triturus vulgaris 25 61 15 37 41 19,1
Alytes obstetricans 6 33 12 67 18 8,4
Bambina variegata 7 26 20 74 27 12,6
Pelobates fuscus 1 100 1 0,5
Bufo bufo 44 45 31 32 23 23 98 45 , 6
Bufo calamita 3 30 7 70 10 4 , 7
Bufo vi r; di 5 8 23 27 77 35 16 , 3
Hyla arborea 1 50 1 50 2 0,9
Rana arval; 5 I 100 1 0 , 5
Rana dalmatina 3 100 3 1,4
Rana escu 1 enta 15 42 18 50 36 16 , 7
Ra na tempora ri a 37 44 41 48 85 39 , 5
AMPHI BIEN insgesamt 207 241 38 486
Anguis fragilis 13 10 106 80 13 10 132 61,4
lacerta a9; 1 i 5 32 39 44 53 7 8 83 38,6
Lacerta ;-lU ra 1 i 5 11 100 11 5,1
Lacerta vivipara 17 16 74 70 14 13 105 48,8
Coronella austriaca 9 30 20 67 1 3 30 14,0
Natrix. natrix 15 25 セ Y@ 64 7 11 61 28 , 4
REPTILIEN insgesamt 86 294 42 422
AMPHIBIEN UND REPTILIEN 293 535 80 908
RF = Rasterfrequenz
N = Gesamtzahl der km 2-Ra ster im Stadtgebiet von Saarbrücken
Tab. 1 : Gesamtübersicht der Bestandssituation der Amphibien und Rep - tilien im Stadtgebiet Saarbrücken
383
Folgendes Beispiel soll der Verdeutlichung dienen :
"Der Kammolch (Trituru s c ri s tatu s ) ist bis zum Jahre 1975 aus 14, ab 1976 nur noch aus einem Raster bekannt. Doppelmeldungen liegen nicht vor. 93 % der Raster - Fundortmeldungen sind ältere, 7% neue re Angaben.
Die aus den 15 Rastern vorliegenden Meldungen entsprechen einer Ge - samtrasterfrequenz (N =215) von 7,0 %. " Neben Arten mit sehr hoh e n Ra - sterfrequenzen ( B ufo bu fo , Rana tempora ri a , A n g ui s frag ili s , L acer la vivipara), großen ökologischen Valenzen und geringem Gefährdungsgrad kommen auch solche mit sehr geringen Rasterfrequenzen (Pe lobates fu s- c u s , Hyla arborea, Rana arvalis , Rana dalmatina, Lace rta murali s
r
vor.Von diesen liegen meistens (mit Ausnahme der Mauereidechse) keine neueren Fundortmeldungen mehr vor , was ihre Bestandsgefährdung aufzeigt.
4. DISKUSSION
Die dargestellten Ergebnisse zeigen, daß man aus den Rasterfrequenzen allein noch keine uneingeschränkten Aussagen über den Gefährdungs - grad einzelner Arten ableiten kann (siehe Mauereidechse). Vielmehr sind dazu spezielle Informationen über die ökologische Valenz und die Raumbindung der betreffenden Arten erforderlich.
Die fehlenden Artnachweise in verschiedenen Rastern lassen sich einer - seits als echte Verbreitungslücken interpretieren . Dies gilt insbesondere für die Bereiche der Burbacher und Halberger Hütte für beide Tiergrup- pen sowie bei den Amphibien für die intensiv landwirtschaftlich genutz - ten und trockeneren Muschelkalkgebiete des Bliesgaus. Andererseits existieren noch einige Raster, die weniger intensiv bearbeitet wurden, aus denen aber aufgrund der Vorkenntnisse weitere Fundnachweise zu erwarten sind. Dazu zählen Flächen an der Grenze des Stadtgebietes sowie potentielle Amphibiengebiete im Bereich von Schafbrücke , Scheidt und Bischmisheim.
Die hohen Artenzahlen im Untersuchungsgebiet lassen sich auf die große landwirtschaftliche Vielfalt von Saarbrücken zurückführen . Unterschied - liche geologische Formationen (Muschelkalk, Buntsandstein) und Vege- tationskomplexe sowie die abwechslungsreiche Topographie erzeugen ein Mosaik verschiedenster Landschaftsstrukturen. Daran sind die Amphi - bien - und Reptilienarten aufgrund ihrer unterschiedlichen ökologischen Valenzen in ihrem Verbreitungstypus angepaßt. Besonders zu erwähnen sind hierbei ausgedehnte Waldgebiete mit zum Teil naturnahen Bachläu- fen (Weiherbachtal , Tiefental , Netzbachtal ) und offene Flächen mit Feuchtbiotopen und l oder sonnenexponierten Hängen (Eisenbahndämme , Halden, Steinbrüche).
Im folgenden sollen alle in Saarbrücken vorkommenden Arten kurz in ihrer Verbreitung, Ökologie und Indikatorbedeutung diskutiert werden, woraus sich Rückschlüsse auf ihren Gefährdungsgrad ziehen und Schutz - ma ßnahmen ableiten lassen.
AMPHIBIEN
Salamandra s alamandra (Feuersalamander) 24 Raster セ@ Rasterfrequenz 11 %
Er bevorzugt kühlere Bachläufe in Laubwäldern mit geeigneten Laichge- wässern ; rezente Verbreitungsschwerpunkte in den nordwestlichen Staats- forsten sowie im Scheidter Tal; Aussagen über Gefährdung sind proble- matisch, da Nachweise infolge verborgener Lebensweise erst bei inten - siver Geländebegehung zu erbringen sind .
Trituru s alp est ri s (B e rgmolch) 47 Raster セ@ RF 22 %
Verbreitungsschwerpunkt in den Wäldern des nördlichen Stadtgebiets ; gemeinsam mit dem Fadenmolch die häufigste Molchart, sehr aquatisch e Lebensweise, an Land meist an kühlen und feuchten Stellen; aus dem südlichen Stadtgebiet nur älter e Fundortme ldung e n ; ein e akute Gefähr - dung ist derzeit nicht gegeben.
Trituru s c ris tatu s (Kammolch) 15 Raster セ@ RF 7%
Seltenste Molchart (überwiegend ältere Fundortangaben ), vorwiegend aquatische Lebensweise, oft Verwechslung mit anderen Molcharten, gefährdet!
T rituru s he lve ti c u s (Fadenmolch) 43 Raster セ@ RF 22 %
Verbreitung und Lebensweise ähnlich wie Bergmolch, vorwiegend terres - trische Biotope mit Laichgewässern aller Art; nicht gefährdet.
Tr ituru s v ulg aris (Teichmolch) 41 Raster セ@ R F 19 %
Terrestrisch, meidet Waldgebiete, bevorzugt offene Flächen und kann bis in die Randgebiete der Innenstadt vordringen; nicht gefährdet.
A Iy tes ab s te tri can s
r
Geburtshelferkröte) 18 Raster セ@ RF 8%Vornehmlich noch in den nördlichen Stadtteilen anzutreffen, dort an sonnige, offene Stellen wie Bergehalden und Ste inbrüch e gebunden;
stark gefährdet, da diese vom Menschen geschaffenen Sekundärbio- tope häufigen Umwandlungen unterworfen sind.
Bamb ina varieg ata (Gelbbauchunke) 27 Raster "' RF 13 %
Vorkommen meist in flachen, periodischen Laichgewässern aller Art (auch Pfützen) ; gefährdet, da solche Biotope leicht austrocknen oder infolge von Bauma ßnahrnen zugeschüttet werden; 3 Verbreitungsschwer- punkte in Saarbrücken: Bübingen (ältere Fundortangaben), Raum
385
Scheidt und Staatsforst St. Ingbert sowie Staatsforst Saarbrücken zwischen Dudweiler und Altenkessel.
Pe/obates fuscus (Knoblauchkröte) 1 Raster セ@ RF 0,5 %
Bindung an offene, lockersandige Tallagen (manchmal auch in Kultur - land - Auen), nachtaktiv und meist nur über Kaulquappen nachzuweisen;
aus Saarbrücken nur ein älterer Fundortnachweis, der heute erloschen ist; vom Aussterben bedroht.
Bufo bufo (Erdkröte) 98 Raster セ@ RF 46 %
Große ökologische Valenz, jedoch Bevorzugung bewaldeter Gebiete, lo - kale Gefährdungen möglich bei Vernichtung der Laichplätze, häufigster Froschlurch in Saarbrücken mit Ausnahme des City - Bereiches; nicht gefährdet.
Bufo ca lamita (Kreuzkröte) 10 Raster セ@ RF 5%
Nachweis vor allem in offenen Biotopen mit flachen Laichgewässern (auch Kiesgruben und Steinbrüche); daher ähnlich gefährdet wie die Gelbbauchunke.
Bufo viridis (Wechselkröte) 35 Raster セ@ RF 16 %
Biotopansprüche ähnlich der Kreuzkröte, jedoch auch in Innenstadtnähe in Ausbreitung begriffen (Kulturfolger), dennoch ähnliche Gefährdung möglich wie bei Gelbbauchunke und Kreuzkröte.
Hyla arborea (Laubfrosch) 2 Raster セ@ RF 1%
Die Art bevorzugt sonnenexponierte Standorte mit seichten Laichgewässern und reichhaltiger Vegetation; nur 1 alte Fundortmeldung ,lneueres Vor - kommen südlich von Klarenthai vermutlich auf Aussetzung beruhend ; sehr gefährdet und vom Aussterben bedroht.
Rana arvolis (Moorfrosch) 1 Raster セ@ RF 0,5 %
Im Saarland wegen seiner besonderen Biotopansprüche (feuchte Tallagen, Auwälder und Moorgebiete) sehr selten; eine ältere Fundortangabe aus dem Bereich Güdingen - Unner konnte nach 1975 nicht mehr bestätigt wer - den; sehr gefährdet und vom Aussterben bedroht.
Rana da/motina (Springfrosch) 3 Raster セ@ RF 1%
Vorkommen meist in Wäldern und feuchten Wiesen; wird häufig mit dem Grasfrosch verwechselt, deshalb Einstufung des Gefährdungsgrades un -
sicher; nur ältere Fundortangaben aus dem Muschelkalk des südlichen Stadtgebietes; neuere Nachweise beruhen auf Aussetzungen.
Rana esc ulenta- Ie sson e (Wasserfrosch) 36 Raster
=
RF 17 %In vielen Stadtbereichen nachgewiesen, fehlt jedoch in der Innenstadt so- wie in den nordwestlichen Muschelkalkgebieten ; nicht gefährdet.
Rana t emporaria (Grasfrosch) 85 Raster
=
R F 40 %Häufigste Froschart, da sie eine große ökologische Valenz bezüglich der Laichplätze aufweist; fehlt in Saarbrücken nur in den Innenstadtbereichen;
nicht gefährdet.
REPTI LIEN
An g ui s fra g ili s (Blindschleiche) 132 Raster
=
Rasterfrequenz 61 %Häufigste Reptilienart, auch in Innenstadtbereichen nachzuweisen; nicht gefährdet.
Lace rta agi/is (Zauneidechse) 83 Raster
=
RF 39 %Die drei in Saarbrücken vorkommenden Eidechsenarten sind im Stadtge- biet aufgrund ihrer unterschiedlichen Temperaturpräferenzen allopatrisch verbreitet, wobei die Zauneidechse eine mittlere Stellung einnimmt; sie besiedelt offene, sonnige Stellen (Steinbrüche, Bahndämme u.ä.) im mittleren und südlichen Stadtbereich ; lokale Gefährdungen infolge von Baumaßnahmen möglich.
Lacerta muralis (heute: Podarc i s muralis ) (Mauereidechse) 11 Raster
=
RF 5%Die extrem wärmeliebende , adriatomediterran verbreitete Mauereidechse kommt im Untersuchungsgebiet nur an den sonnigsten Standorten längs der Eisenbahngleise zwischen Hauptbahnhof und der Grube Jägersfreude vor, dort allerdings in hohen Populationsdichten ; gefährdet vor allem durch Herbizideinsätze sowie Veränderungen des Lebensraumes (Rekul - tivierungen und natürliche Vegetationsentwicklung der Ruderalflächen).
Lace rta v ivipara (Waldeidechse) 105 Raster
=
RF 49 %Häufigste Lacertidenart, meidet die Innenstadt und besiedelt alle WaIdge - biete Saarbrückens; nicht gefährdet.
Co r o n e lla aus triac a (G latt - oder Schi i ngnatter) 30 Raster
=
RF 14 %Die beiden Schlangenarten sind ebenso wie die Eidechsen allopatrisch ver -
387
breitet. Die Glattnatter besitzt ihren Verbreitungsschwerpunkt in offenen, sonnigen Biotopen des südöstlichen Muschelkalkgebietes, wo sie z. T, sehr häufig angetroffen werden kann. Sie wird oft mit der Kreuzotter (Vipera berus) verwechselt, die jedoch im Saarland niemals nachgewiesen wurde ; gefährdet durch direkte Verfolgung.
Natri x natri x (Ringelnatter) 61 Raster セ@ RF 28 %
Die Ringelnatter benötigt im Gegensatz zur Glattnatter feuchte Biotope mit Amphibienvorkommen (Nahrungserwerb) ; Verbreitung hauptsächlich in den Waldgebieten, jedoch auch in Innenstadtnähe, gefährdet durch direkte Verfolgung sowie Umgestaltung von Feuchtgebieten.
Insgesamt ist zu bemerken, daß die Bestandssituation der Amphibien und Reptilien im Stadtgebiet Saarbrückens - abgesehen von den oben erwähnten Ausnahmen - noch nicht als ernst zu bezeichnen ist. Dies ist vor allem auf die abwechslungsreiche Geländestruktur zurückzu - führen. Jedoch muß in Zukunft seitens der Planung angestrebt werden, diese Vielfalt unterschiedlicher Biotope zu erhalten bzw. durch die Schaffung eines Biotopverbundsystems wiederherzustellen. Dies käme nicht nur der Herpetofauna zugute . Ergänzend sind zur Erhaltung ver - schiedener Arten eine Vielzahl an Schutzmaßnahmen (z. B . Gewässer - sanierungen oder gezieltes Einsammeln von Individuen während jahres - zeitlicher Wanderungen über vielbefahrene Straßen) hilfreich. Jedoch halte ich beispielsweise ein gezieltes Aussetzen ortsfremder Individuen in bedrohte Biotope für sehr bedenklich. Denn damit allein läßt sich ein Bestand nicht dauerhaft erhalten und diese Ma ßnahme würde nur von der eigentlichen Ursache des Bestandesrückganges ablenken, die ich in einer zunehmenden Homogenisierung unserer Kulturlandschaft sehe .
5. VERBREITUNGSKARTEN
SALAHANDRA SALAHANDRA
BEARBEITER, J.GERSTNER. J.SCHHIDT ' FUNDORT KATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
13.01.84
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TRITURUS CRISTATUS
BEARBEITER, J.GERSTNER. J.SCHHIDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
16.01.84
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976
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lRllURUS ALPESIRIS
BEARB EI TER, J . GERSTNER. J.SCHMIDT FUNDORT KATASTER DER
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976 STADT SAARBRUECKEN
UTM 11.01 .8 4
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BEARBEI1ER, J . GERSTNER, J.sCHHIDT FUNDORT KATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
11.01.84
+ FUNDE VOR 19 7 6 XFUNDE AB 1976
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BOHBINA VARIEGATA
BEARBEITER, J.GERSTNER, J.SCHHIDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN U1H
16.01.84
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976
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ALYTES OBSTETRICANS
BEARBEITER, J.GERSTNER, J.SCHHIDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
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STADT SAARBRUECKEN UTH
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+ FUNDE VOR 1976 X FUNDE AB 1976
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BUFO YIRIDIS
BEARBEITER. J.GERSTNER. J,SCHHIDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
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+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976
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OG EOGRAPHIE SAARBRUECKEN, WFI
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BUFO CALAt1ITA
BEARBEITER, J.GERSTNER, J.SCHt1IDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
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+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976
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HYLA ARBOREA
BEARBEITER. J.GERSTNER, J.SCHHIDT FUNDORTKATASTER DER
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RANA ARVALIS
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RANA ESCUL=NTA
BEARBEITER, J . GERSTNER. J.SCHHIDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECK=N UTH
11.01.84
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STADT SAARBRUECKEN UTH
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BEARBEI1ER; J.GERSTNER, J.SCHHIDT FUHDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTM
11.01.84
+FUNDE VOR 1976 XFUHDE AB 1976
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BEARBEITER: J.GERSTNER, J.SCHMIDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTII
06.01. 84
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976
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LACERTA HURALI 5
BEARBEITER: J.GERSTNER. J.SCHHIDT
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976 FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
06.01.84
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397
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LACERTA /IGlUS
BEARBEITER: J.GERSTNER, J.SCHHIDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
06.01.84
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE I\B 1976
L -_ _ _ ..l1 5. OKM COHP. -PROG. DEVELOPED BY: BIOGEOGRAPHIE SAARBRUECKEN, IIF
LACERTA VIVIPARA
BEARBEITER: J.GERSTNER, J.SCHHIDT FUNDORTKATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTH
06.01.84
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976
L -_ _ _ ---II 5 .OKM COHP.-PROG. DEVELOPED BYt BIOGEOGRAPHIE SAARBRUECKEN. IIF
CORONELLA AUSTRIACA
BEARBEITER: J.GERSTNER, J.SCHHIDT FUNDOR1KATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTM
06.01.84
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976
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NATRIX NATRIX
BEARBEITER: J.GERSTNER, J.SCHHIDT FUNDORT KATASTER DER
STADT SAARBRUECKEN UTM
06.01.84
+FUNDE VOR 1976 XFUNDE AB 1976
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6. LITERATUR
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Ergebnis einer Erhebung der Amphibien - und Reptilienvorkommen im Saarland unter besonderer Berücksichtigung des Stadtverbandes Saarbrücken sowie der Landkreise Saarlouis und Merzig - Wadern in den Jahren 1976 und 1977. - Abh. Arb. Gern. tier. und pfl. geogr.
Heimatforsch. Saarl. 8, S. 163 - 183
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SCHMIDT, J. (1984): Informationsgehalt von Reptilienpopulationen für die Bewertung der Umweltgüte von Städten - dargestellt am Beispiel von Porto Alegre und Saarbrücken, Dissertation Biogeographie Uni - versität des Saarlandes
Anschri ft des Verfassers:
D r. Joachim Schrnidt Fachrichtung Biogeographie Universität des Saarlandes 6600 Saarbrücken
Schriftleitung: Dr. Harald SCHREI BER
Verlag: Eigenverlag der DELA TT I NI A, Fachrichtung Biogeographie, Universität des Saarlandes, 6600 Saarbrücken 11
Druckerei: Offsetdruckerei Chr. Eschl, Beethovenstraße 5, 6683 Spiesen - Elversberg
Preis: DM 3, --
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