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Zweifel, B. (2007). Lawinenunfälle in den Schweizer Alpen. Winter 2004/05. Personen- und Sachschäden. Davos: Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF.

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Academic year: 2022

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Schnee- und Lawinen- forschung SLF

Lawinenunfälle in den Schweizer Alpen

Winter 2004/05

Personen- und Sachschäden

Lawinenunfälle in den Schweizer Alpen

Winter 2004/05

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Lawinenunfälle

in den Schweizer Alpen Winter 2004/05

Personen- und Sachschäden Benjamin Zweifel

Herausgeber

Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, Davos 2007

Das Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung gehört zur Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Birmensdorf

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Dr. Jakob Rhyner, Standortleiter, Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, Davos Zitierung

Zweifel, B., 2007: Lawinenunfälle in den Schweizer Alpen. Winter 2004/05. Personen- und Sachschäden. Davos, Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF. 118 S.

ISBN 978-3-905-621-38-9 Bezugsadresse

Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF Bibliothek

Flüelastrasse 11 CH-7260 Davos

E-Mail: bibliothek@slf.ch Preis: CHF 32.–

Bewilligung Landestopo: BA071313

© 2007, Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, Davos

Druck: Gonzen Druck AG, Bad Ragaz

Umschlag: Lawinenauslösung durch Variantenfahrer im Leidbachtal, Skigebiet Rinerhorn,

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Ob Skitouren, Freeriden, Schneeschuhlaufen oder Eisfallklettern - das winterliche Gebirge lockt zahl- reiche Leute an. Es birgt aber auch Gefahren, ins- besondere die Lawinengefahr. Experten suchen seit vielen Jahren nach geeigneten Methoden, um die Zahl der Lawinenunfälle einschränken zu kön- nen. Viel Wissen beruht dabei auf Statistiken aus langjährigen Unfalldatenreihen. Das SLF hat alle bekannt gewordenen Lawinenunfälle seit 1970 in einer Datenbank archiviert. Mit über 12’000 qua- litativ hochwertigen Datensätzen liegt heute eine sehr umfassende, weltweit einmalige Schadenlawi- nendatenbank vor. Zahlen und Auswertungen aus dieser Datenbank finden Eingang in unzählige Be- richte über Lawinenunfälle, Schadensbilanzen, Ri- sikobetrachtungen oder Gefahrenzonierungen. Sie dienen aber auch als Grundlage für die Erarbeitung von Lehrmitteln und Instrumenten in der Lawinen- prävention.

Im Winter 2004/05 verloren 26 Personen ihr Leben bei Lawinenunfällen. In diesem Bericht werden die Unfälle mit Unterstützung von Kartenausschnitten, Bildern und tabellarischen Zusammenfassungen über das Wettergeschehen und über die Lawi- nen darstellt. Jeder Unfall hat seine Eigenheiten und zeigt neue, aber auch altbekannte Probleme und Schwierigkeiten bei der Beurteilung der La- winengefahr auf. Dieses Wissen ist für alle, die sich im winterlichen Gebirge bewegen, interessant

und lehrreich. 25 Lawinenunfälle aus dem Winter 2004/05 wurden im vorliegenden Bericht möglichst detailliert beschrieben. In einer Zusammenfassung werden die wichtigsten Ereignisse und Besonder- heiten des Winters beschrieben und auch mit frü- heren Wintern verglichen.

Wir danken allen Personen und Institutionen herz- lich, welche uns Informationen über Lawinenunfäl- le zukommen liessen. Die gute Zusammenarbeit mit den verschiedenen Rettungsorganisationen, mit Polizeistellen, Bergführern, Tourenleitern, Ski- tourenfahrern und Freeridern macht es uns erst möglich, alle relevanten Fakten und Informationen zu sammeln und aufzuarbeiten. Auch in Zukunft sind wir auf diese Unterstützung angewiesen. Zu- sammen können wir einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Lawinenunfällen erbringen!

Eidg. Institut für

Schnee- und Lawinenforschung Davos

Dr. Jakob Rhyner Standortleiter

Davos Dorf, 1. November 2007

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(7)

1 Einleitung 4

2 Zusammenfassung 6

3 Übersichtstabellen und Grafiken 10

4 Auswahl von Unfällen mit Personen- oder Sachschäden 19

Nr. 6: Hockenhorn, Wiler (Lötschen) 20.12.2004 . . . 20

Nr. 8: Forstberg, Oberiberg (SZ) 22.12.2004 . . . 22

Nr. 9: Piz Davo Lais (Fimbertal), Sent 26.12.2004 . . . 25

Nr. 10: Col de Chassoure (Skigebiet Verbier), Riddes 27.12.2004 . . . 27

Nr. 16, 17: Albristhorn, St. Stephan 30.12.2004 . . . 30

Nr. 18: Pigne d’Arolla, Bagnes 30.12.2004 . . . 32

Nr. 22: Schafberg (St. Antönien), Schiers 8.1.2005 . . . 34

Nr. 39: Cabanne du Mont Fort, Bagnes 22.1.2005 . . . 37

Nr. 46: Skigebiet Saas Fee (Ritzi unterhalb Maste 4), Saas Fee 23.1.2005 . . . 39

Nr. 47: Combe de la Chaux (Skigebiet Crans-Montana), Lens/Icogne 23.1.2005 . . . 42

Nr. 77: Gatschieferspitz, Klosters-Serneus 5.2.2005 . . . 45

Nr. 79: Leidbachfurgga, Davos 5.2.2005 . . . 48

Nr. 83: Muntischè, Madulain 6.2.2005 . . . 51

Nr. 86: Selva Alp, Vals 8.2.2005 . . . 54

Nr. 106: Churer Joch (Tschiertschen), Churwalden 20.2.2005 . . . 57

Nr. 113: Rochers de la Croix, Saint-Gingolph 25.2.2005 . . . 60

Nr. 126: Feegletscher, Saas Fee 10.3.2005 . . . 63

Nr. 128: Crap Sais (Val da Siat), Siat 10.3.2005 . . . 65

Nr. 134: Gemschberg, Grindelwald 12.3.2005 . . . 70

Nr. 140: Neuenalp, Alt St. Johann 13.3.2005 . . . 73

Nr. 154: Meerenboden, Obstalden 14.3.2005 . . . 76

Nr. 170: Mägisalp, Hasliberg 20.3.2005 . . . 79

Nr. 183: Bec de la Montau, Hérémence 21.4.2005 . . . 82

Nr. 185: Mont Rogneux, Bagnes 22.4.2005 . . . 85

Nr. 189: Piz Foraz, Tarasp 27.4.2005 . . . 87

Nr. 195: Agassizhorn, Fieschertal 12.7.2005 . . . 91

Anhang 93

A Mess- und Beobachterstationen 93

B Detailtabellen 95

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1 Einleitung

1998 begann das SLF mit der Archivierung aller bekannt gewordenen Lawinen mit Personen- oder Sachschaden seit 1970 in einer Datenbank. Mit über 12’000 Datensätzen liegt heute eine sehr um- fassende, weltweit einmalige Schadenlawinenda- tenbank vor. Dies vereinfacht Abfragen und Ana- lysen über Lawinenunfälle. Langjährige Vergleiche von Personenlawinen sind jetzt bis zum Winter 1970/71 zurück möglich.

Bei jedem beschriebenen Unfall sind die wichtigs- ten Informationen aus dem Lawinenbulletin auf- geführt. Zusätzlich sind in einer Tabelle im An- hang B Bulletininformationen für jeden Lawinen- unfall aufgelistet. Die vollständigen nationalen und regionalen Lawinenbulletins sowie die Gefahren- und Schneehöhenkarten können im Internetportal http://archiv.slf.ch/abgerufen werden.

Beim vorliegenden Bericht über Lawinenunfälle im Gebiet der Schweizer Alpen für das hydrologische Jahr 2004/05 (1.10.2004 bis 30.9.2005) sind fol- gende Punkte zu beachten:

Personenlawinen

Bei den Personenlawinen wird zwischen Lawi- nen mit Todesfolgen, mit Verletzungsfolgen und ohne Folgen unterschieden. Alle uns bekannten Ereignisse, bei welchen Personen von Lawinen mitgerissen worden sind, finden Eingang in un- sere Statistik. Dazu werden auch Personenlawi- nen ohne Verschüttungs- und/oder Verletzungsfol- gen gezählt. Die Dunkelziffer von glimpflich ver- laufenen und nicht registrierten Personenlawinen ist vermutlich gross. Es wäre für aussagekräf- tige Statistiken wichtig, dass wir die Informatio- nen von möglichst vielen Lawinenunfällen erhal- ten. Um diese folgenlosen Lawinenunfälle bes- ser erfassen zu können, wurde der «Fragebogen C» der Fragebogenreihe des SLF geschaffen. In diesem Zusammenhang richten wir die dringen- de Bitte an alle, uns möglichst jeden Lawinenzwi- schenfall zu melden. Fragebogen können über das Internet (www.slf.ch/avalanche/fragebogen/frage- de.html), per Gratis-Fax (Nr. 0800 800 118), per email (lwp@slf.ch) oder per Post (Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung, Lawinenwarnung, Flüelastrasse 11, 7260 Davos Dorf) an uns gesen- det werden. Die Daten werden vertraulich behan- delt.

Sachschadenlawinen

Als Sachschadenlawinen werden alle Lawinen be- zeichnet, die entweder zu einem Sachschaden, zu einer Räumungsaktion (geöffnete Verkehrswe-

ben. Jedes Jahr müssen teilweise grosse und teure Such- und Rettungsaktionen durchgeführt werden, weil Lawinen im Touren- oder Variantenbereich nie- dergegangen sind und unklar ist, ob Personen ver- schüttet wurden; oder weil Lawinen geöffnete Pis- ten, Strassen etc. betroffen haben. Auch diese La- winen können zu einem grösseren volkswirtschaft- lichen Schaden führen.

Tabellen und Grafiken

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die letzten 69 Jahre und ist zusammen mit der Tabelle 2, welche einen Überblick zum beschriebenen Winter gibt, in Kapitel 3 zu finden. Zusätzliche Informationen sind in den Tabellen 3 bis 8 im Anhang B zu finden. Ta- belle 3 gibt Auskunft zu den Schadenlawinen, Ta- belle 4 zu den Personenlawinen des Berichtwinters.

Die Tabelle 5, 6 und 7 zeigen Daten zu Erfassungs- ort, Verschüttungsfolgen und Rettung/Bergung der letzten 24 Jahre. In der Tabelle 8 sind zu allen Un- fällen des Winters 2004/05 die wichtigsten Informa- tionen aus dem Lawinenbulletin aufgeführt.

Für die langjährigen Vergleiche in den Abbildun- gen 9 bis 13 (Seite 15 bis 17) sind die Unfalljah- re zurück bis zum Winter 1970/71 enthalten. Abbil- dung 14 zeigt die Expositionen der Lawinenunfälle des Winters 2004/05 im Vergleich zum langjährigen Mittel. Abbildung 15 zeigt die Hangneigungen von Skifahrerlawinen vom Winter 2004/05 im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Berichte über Lawinenunfälle

Im vorliegenden Bericht werden 25 Unfälle detail- liert dargestellt. Darin werden der Unfallhergang, die Wetter- und Lawinensituation beschrieben. Ei- ne Tabelle mit Angaben zur Lawine, sowie ein Kar- tenausschnitt und – wo vorhanden – Fotos ergän- zen die Beschreibung.

Es wurde versucht, die beschriebenen Unfälle, de- ren Vorgeschichten, Begleitumstände, Rettungsak- tionen etc. möglichst korrekt und objektiv zu schil- dern.

Aus Unfällen und Erfahrungen anderer können im- mer Lehren gezogen werden. Dies ist der eigentli- che Sinn der umfangreichen und aufwendigen Ar- beiten, welche für die Herausgabe des vorliegen- den Berichtes erforderlich sind. Es wurde versucht, die Bemerkungen zu den Unfallbeispielen zurück- haltend und ohne Schuldzuweisungen zu formulie- ren. Allen ins Unfallgeschehen verwickelten Perso- nen muss mit Respekt begegnet werden, und Be- merkungen dürfen nicht zu vorschnellen Verurtei- lungen der betroffenen Personen führen. Die Ur- sachen und Hintergründe, welche zu einem Lawi- nenunfall geführt haben, sind oft komplex und viel-

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nur Teilaspekte beleuchten und sind darum immer unvollständig. Eine Beurteilung im Nachhinein, im Wissen um die Unfallumstände, ist immer etwas anderes als eine Beurteilung vor Ort, mit fehlenden, oft auch widersprüchlichen Informationen und unter möglichem Zeit- und/oder Gruppendruck. Nie ver- gessen werden dürfen die menschliche Tragik und das oft grosse Leid, welches durch Lawinenunfälle verursacht werden kann.

Abkürzungen

SLF Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung

IMIS Interkantonales Mess- und Infor- mationssystem

ENET Automatisches Ergänzungsnetz MeteoSchweiz/SLF

ANETZ Automatisches Messnetz Me- teoSchweiz

LVS Lawinenverschütteten- Suchgerät

RECCO Elektronisches System zur Lo- kalisierung von Lawinenopfern REGA Schweiz. Rettungsflugwacht SAC Schweizer Alpen-Club BE Kanton Bern

FR Kanton Freiburg GL Kanton Glarus GR Kanton Graubünden LU Kanton Luzern NW Kanton Nidwalden OW Kanton Obwalden SG Kanton St. Gallen SZ Kanton Schwyz TI Kanton Tessin UR Kanton Uri VD Kanton Waadt VS Kanton Wallis

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2 Zusammenfassung

Im Winter 2004/05 verloren 26 Personen bei La- winenunfällen ihr Leben. Dies entsprach fast dem langjährigen Durchschnitt von 25 Opfern pro Jahr.

Die Anzahl registrierter Unfalllawinen lag allerdings mit 196 deutlich höher als der Normalwert von 151.

Erfreulicherweise werden dem SLF immer mehr auch Lawinenunfälle ohne schwerwiegende Folgen gemeldet, die auch Eingang in die Statistik finden.

Mit 58 Personen wurden deutlich mehr Leute bei Lawinenunfällen verletzt, als dies im langjährigen Mittel (21 verletzte Personen) der Fall war.

Abbildung 1:Beispiel eines Lawinenunfalls ohne grobe Folgen. Bei dieser Lawinenauslösung durch zwei Vari- antenskifahrer wurde eine Person teilverschüttet, blieb aber unverletzt (Unfall Nr. 14, Foto: SLF/C. Pielmeier).

Der Schneedeckenaufbau war vor allem Anfangs Winter, in den innerlapinen Regionen aber bis in den Februar hinein, ungünstig.

Abbildung 2: Schneebrettlawine am Chörbschhorn (Davos Frauenkirch). In dieser eingewehten kammnahen Mulde lagen bis zu 150 cm Triebschnee, die auf der schwachen Basisschicht abglitten. Die Lawine wurde durch einen Snowboarder ausgelöst, welcher aber nicht erfasst wurde (Foto: SLF/B. Guggenheim, 8.1.05).

Bis Ende Dezember 2004 lag nur wenig Schnee, der stark aufbauend umgewandelt wurde und eine schwache Basis der Schneedecke bildete. Darüber lagen dann störanfällige Triebschneeansammlun- gen, oft vom Grossschneefall vom 17. bis 20.12. Et- wa die Hälfte der Lawinenunfälle im Winter 2004/05 war auf das schwache Schneedeckenfundament zurück zu führen. Eine gefährliche Lawinensituati- on bildete sich auch noch Anfangs bis Mitte März 2005 mit einem eingeschneiten Oberflächenreif, der aufgrund der aussergewöhnlichen Kälte lange erhalten blieb. Lawinen waren bis in ungewöhnlich tiefe Lagen zu beobachten (siehe Unfall Nr. 140, Seite 73).

Personenschäden – Allgemein

Der grösste Teil der Personen, die im Winter 2004/05 von Lawinen erfasst wurden, waren im freien Gelände unterwegs (Tabelle 5 im Anhang B). Das Verhältnis Touren zu Varianten war im Berichtswinter 67:33% und entspricht somit ge- nau dem langjährigen Verhältnis der letzten 26 Jahre. Die 234 erfassten Personen im Winter 2004/05 verteilen sich auf folgende Kategorien, wo- bei nicht nach Touren oder Varianten unterschie- den wird: 158 Skifahrer, 29 Snowboarder, 14 Berg- steiger, drei Eisfallkletterer, zwei Wanderer und ein Schneeschuhläufer (27 unbekannt).

In Tabelle 4 (Anhang B) sind alle Personenlawi- nen mit den wichtigsten Informationen aufgeführt.

Zu beachten ist, dass bei Personenlawinen ohne grössere Verletzungen eine grosse Dunkelziffer von nicht gemeldeten Lawinenunfällen besteht.

Bei den Lawinenunfällen mit Personenschaden sei- en folgende mehr oder weniger glimpflich verlaufe- ne Fälle speziell erwähnt:

– Ein Einzelgänger mit Schneeschuhen wurde am Piz de Mucia, San Bernardino, GR über 300 m mitgerissen, blieb aber unverletzt und konnte sich selber befreien (Nr. 19 Piz de Mu- cia).

– Ein Snowboarder überlebte eine fast einstün- dige Verschüttung dank einer Atemhöhle. Er wurde mit dem Lawinenhund gefunden (Nr.

33, Pischa).

– Ein weiterer Snowboarder überlebte 2 Std. 20 Min. unter dem Schnee (Nr. 38, Le Rotsé).

– Der Hüttenwart-Gehilfe der Cabanne Mont Fort konnte dank seines Handys nach 3 Stun- den Verschüttung lebend geborgen werden.

Eine der unglaublichsten Rettungsgeschich- ten der letzten Jahre (Nr. 39, Cabanne du Mont Fort).

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– Ein Italienischer Skitourenrennläufer überleb- te eine 50-minütige Verschüttung. Er hatte weder LVS, noch Schaufel oder Lawinenson- de bei sich (Nr. 173, Piz Trovat).

– Ein Skitourenfahrer überlebte einen gewalti- gen Lawinenabgang am Piz Foraz im Unte- rengadin (Nr. 189, Piz Foraz).

Personenschäden – Lawinentote

Mit 26 Lawinentoten liegt der Berichtswinter 2004/05 nahe beim langjähren Mittelwert (1936/37 bis 2003/04) von 25 Todesfällen. Alle Opfer wurden im freien Gelände von den Lawinen erfasst (Tabelle 5). Dazu seien folgende Punkte speziell erwähnt:

– 20 Opfer waren auf Touren zu beklagen, wo- bei 17 Personen auf klassischen Skitouren starben. Zwei Personen starben beim Eisklet- tern (Nr. 113, Rochers de la Croix) und eine Person auf einer Schneeschuhtour (Nr. 126, Feegletscher)

– Von den sechs Lawinentoten im Variantenbe- reich waren drei Personen auf Skis und drei Personen mit dem Snowboard unterwegs.

– Im Vergleich zu den 26-jährigen Mittelwer- ten (62% Todesopfer bei Ski- und Bergtouren, 26% Todesopfer beim Variantenfahren, 12%

Todesopfer auf Verkehrswegen und in Gebäu- den) verunfallten im Winter 2004/05 anteil- mässig mehr Tourengänger (77%) und etwas weniger Variantenfahrer (23%) tödlich.

– Auf geführten Touren und Variantenabfahrten kamen keine Personen ums Leben.

– Von den 26 Lawinenopfern starben 17 Perso- nen (65%) an Ersticken, acht Personen auf- grund mechanischer Verletzungen (31%) und eine Person an Unterkühlung (4%).

Schadenlawinen

Die durch Lawinen verursachten Sachschäden im Winter 2004/05 waren eher klein. Einige Lawinen mit Sachschaden gab es nach dem Wintersturm vom 22. bis 26.1. Viele Lawinen konnte künstlich ausgelöst und somit grössere Schäden vermieden werden (siehe Abbildung 3).

Abbildung 3:Künstilich ausgelöste Lawine im Mattertal bei Täsch, die keinen Schaden verursachte (Luegelbach, Foto: B. Jelk).

Am meisten Lawinen mit Sachschaden wurden in der sehr aktiven Nassschneelawinenphase vom 15. bis 22.3. registriert. In Tabelle 3 (Anhang B) sind alle Sachschadenlawinen mit den wichtigsten Informationen aufgeführt.

Ebenfalls zu den Schadenlawinen werden Lawinen gezählt, die zu einer Suchaktion führen, auch wenn keine Personen zu Schaden kommen (wirtschaftli- cher Schaden). Solche Suchaktionen sind teilweise organisatorisch und finanziell sehr aufwändig und kosten vor allem viel Nerven der Rettungsleute. In vielen Fällen könnten Suchaktionen verhindert wer- den. Die Personen, welche die Lawine ausgelöst haben, sollten sich beim Rettungsdienst melden.

Abbildung 4: Diese grosse Lawine wurde im Gebiet Gemsstock durch zwei Variantenfahrer ausgelöst und verschüttete vielbefahrenes Variantengelände. Der Lawinenkegel musste aus Sicherheitsgründen mit dem LVS abgesucht werden (Nr. 73, Foto: C. Danioth).

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Räumliche Verteilung

Eine repräsentative Analyse der räumlichen Vertei- lung von Lawinenunfällen ist nur in den Fällen mög- lich, bei denen Todesopfer zu beklagen waren. Nur dann werden die Informationen sicher ans SLF ge- liefert. Die 26 Lawinentoten des Winters 2004/05 verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen Kan- tone: 11 VS, 8 GR, 3 GL, 2 BE, 1 SG und 1 SZ.

Abbildung 7 (Seite 14) zeigt die geographische Ver- teilung aller Schadenlawinen des Winters 2004/05.

Die Häufung von oft folgenlos gebliebenen Lawi- nenunfällen mit Personenbeteiligung im Raum Da- vos und in der weiteren Umgebung hängt vor allem damit zusammen, dass die Pistenrettungsdienste der Region dem SLF regelmässig alle Lawinen- auslösungen durch Wintersportler und auch alle glimpflich verlaufenen Lawinenunfälle melden. Aus- serdem beobachten und melden Mitarbeitende des SLF sowie andere dem SLF bekannte Personen immer wieder Lawinenabgänge in der Gegend. Aus anderen Regionen sind die Rückmeldungen be- greiflicherweise spärlicher. Von den 122 bekannten Lawinen, die zu Personenschäden geführt haben, entfallen 47 auf den Kanton Graubünden, 35 auf den Kanton Wallis, 14 auf den Kanton Bern und 26 auf die übrigen Kantone.

Zeitliche Verteilung

Aus der Abbildung 8 (Seite 15) ist eine Konzentrati- on der Unfallhäufigkeit in der zweiten Januarhälf- te sowie Mitte März ersichtlich. Bei der Häufung von Lawinenunfällen in einer bestimmten Zeitperi- ode sind neben der aktuell herrschenden Lawinen- gefahr auch immer Faktoren wie Wetter und allge- meine Schneeverhältnisse sowie Hoch- oder Ne- bensaison (Anzahl von Personen, welche sich in potentiell gefährdeten Gebieten bewegen) massge- bend.

Hangexpositionen

Die 122 Lawinen mit Personenbeteiligung können bezüglich Hangexpositionen wie folgt eingeordnet werden (Exposition der Lawinenanrissfläche; z.B.

Nord: ein nach Norden abfallender Hang; eine Ex- position Nordwest zum Beispiel wurde je zur Hälfte den Expositionen Nord und West zugerechnet):

– Nord: 44% (langjähriger Mittelwert: 38%) – Ost: 20% (langjähriger Mittelwert: 26%) – Süd: 16% (langjähriger Mittelwert: 15%) – West: 20% (langjähriger Mittelwert: 21%) In Abbildung 14 (Seite 18) sind die Abweichun- gen vom Winter 2004/05 zum 34-jährigen Mittel der acht Hauptexpositionen ersichtlich. Die Ex-

ungefähr dem langjährigen Mittel. Einzig in nord- exponierten Hängen wurden etwas mehr Lawinen als normal registriert, dafür weniger in Osthängen.

Dies könnte mit dem in Nordhängen lange anhal- tenden schlechten Schneedeckenaufbau, der für viele Lawinenauslösungen verantwortlich war, er- klärt werden (vgl. Abbildung 5). Die wenigen La- winenauslösungen in Osthängen hingegen deuten auf eher unterdurchschnittliche Triebschneebildung durch starke Westwindströmungen hin.

Abbildung 5: Lawinenauslösungen in der schwachen Schneedeckenbasis waren vor allem in Nordhängen sehr typisch (Nr. 74 Davos Parsenn, Foto: R. Pajarola).

Hangneigungen

Bei Lawinenunfällen mit bekannter Anrissfläche wurde im Anrissbereich (innerhalb Anrissfläche) die Hangneigung der steilsten Hangpartie aus der Landeskarte 1:25’000 von Hand gemessen (in fel- sigem Gelände konnte nicht gemessen werden!).

Abbildung 15 (Seite 18) zeigt die Dichteverteilung der Hangneigungen von Lawinen mit Personenbe- teiligung im freien Gelände im 34-jährigen Mittel und im Winter 2004/05. Von den 122 Lawinen mit Personenbeteiligung im Winter 2004/05 können die Hangneigungen wie folgt eingeordnet werden:

– ≤30: 4% (langjähriger Mittelwert: 4%) – 31–35: 17% (langjähriger Mittelwert: 16%) – 36–40: 35% (langjähriger Mittelwert: 35%) – 41–45: 26% (langjähriger Mittelwert: 29%) – 46–50: 14% (langjähriger Mittelwert: 12%) – >50: 4% (langjähriger Mittelwert: 4%)

Verschüttungen

63 Personen wurden im Winter 2004/05 ganz ver- schüttet (d.h. Kopf ganz im Schnee), soviel wie seit dem Winter 1984/85 nicht mehr. Von ihnen haben 37 Personen (59%) überlebt. Dies ist ein hoher

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Durchschnitt die Überlebenschance eines Ganz- verschütteten nur 49% beträgt (Tabelle 6, Anhang B sowie Abbildungen 10 und 11, Seite 16). Die Verschüttungstiefen der 63 Ganzverschütteten (37 überlebt, 26 tot) waren folgende:

Verschüttungstiefen Kopf

Bereich Median

überlebt 0,05 – 2 m 0,3 m

tot 0,05 – 2 m 1 m

Im langjährigen Mittel beträgt die mediane Ver- schüttungstiefe der Überlebenden 0,7 m und der Todesopfer 1 m. Drei Personen haben Verschüt- tungstiefen von über 1 m überlebt. Speziell zu er- wähnen ist der Unfall Nr. 149 (Bannalp), wo eine Person rund 30 Minuten lang 2 Meter tief verschüt- tet war und überlebte.

Die Verschüttungszeiten der 37 lebend geborgenen Ganzverschütteten schwanken zwischen zwei Mi- nuten und 3 Stunden. Sechs Personen haben ei- ne Verschüttungsdauer von 30 Minuten oder mehr überlebt. Besonders zu erwähnen ist der Unfall Nr.

39, wo ein Skitourenfahrer eine Verschüttungsdau- er von 3 Stunden überlebte und mit seinem Han- dy gerettet wurde sowie der Unfall Nr. 38, wo ein Snowboarder 2 Stunden und 20 Minuten unter dem Schnee überlebte und dank seiner sichtbaren Hand gefunden wurde. Die Verschüttungszeiten der 26 tot geborgenen Ganzverschütteten lagen zwischen 8 Minuten und über 4 Tagen (Unfall Nr. 46).

Rettung/Bergung und Auffindemittel

Alle Details sind aus der Tabelle 7 (Anhang B) und aus den Abbildungen 12 und 13 (Seite 17) ersicht- lich. Nur 40% der Ganzverschütteten wurden durch Kameraden aufgefunden. Davon wurden 84% le- bend (21 Personen) und 16% (4 Personen) tot ge- borgen. Dies zeigt deutlich, dass die Kameraden- hilfe sehr wirksam sein kann. Bei den in der Kame- radenrettung eingesetzten Auffindemittel wurden 12 Personen (48%) mit LVS-Geräten geortet, neun davon lebend und drei Personen tot. 11 Personen konnten schnell geortet und lebend geborgen wer- den, weil ein Körper- oder Ausrüstungsteil an der Oberfläche der Lawine sichtbar war.

Durch Rettungsmannschaften wurden fünf ganz verschüttete Personen lebend geborgen. Einer davon dank sichtbaren Körperteilen, eine Person konnte durch Rufen auf sich aufmerksam machen, eine Person wurde mit dem LVS und zwei Perso- nen durch Lawinenhunde gefunden. 22 Personen

konnten durch Rettungsmannschaften nur noch tot geborgen werden. Bei vier Lawinenunfällen waren je eine Personen mit ABS Lawinen-Airbag betei- ligt. Der ABS Lawinen-Airbag führte dazu, dass die Personen rasch sichtbar waren. Eine Person hatte den Kopf im Schnee und war somit ganz verschüt- tet (Nr. 112), blieb aber unverletzt. Eine Person erlitt beim Lawinenabgang eine Knieverletzung (Nr.

133).

Abbildung 6: Dieser Freerider wurde trotz ABS ganz verschüttet, konnte aber von seinen Kameraden in wenigen Minuten unverletzt geborgen werden (Nr. 112, Foto: R. Pajarola).

Dank

Ohne die bereitwillige Berichterstattung durch Au- genzeugen, Unfallbeteiligte, durch Bergführer, Tou- renleiter und Skilehrer, durch die Polizei, Pisten- dienste, SAC-Rettungschefs, SLF-Beobachter, die sofortige Information durch die REGA sowie die Auskünfte der Air-Glacier, Air-Zermatt, Heli Berni- na, Lawinenhundeführer sowie der Kantonsforst- und Tiefbauämter, aber auch immer zahlreiche- ren privaten Touren- und Variantenfahrern, wäre die Verwirklichung der vorliegenden Arbeit unmög- lich gewesen. Ihnen allen danken wir für die Da- ten, die detaillierten Beschreibungen und die gu- te Zusammenarbeit. Ein Dank gebührt auch allen, die sich zur Rettung und Bergung von Verschüt- teten in irgendwelcher Art eingesetzt haben. Ih- re Arbeit ist oft schwierig und nicht ungefährlich.

Der MeteoSchweiz (Witterungsberichte, ANETZ- Daten) sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Institutes, welche bei der Erarbeitung und Review dieses Unfallberichtes mitgeholfen haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt.

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3 Übersichtstabellen und Grafiken

Die Tabelle 1 dient als Übersicht über alle Schadenlawinen der letzten 69 Jahre. Die Tabelle 2 ist eine Zu- sammenstellung aller Lawinenniedergänge mit Personen- und Sachschaden des Winters 2004/05. Die grau markierten Unfälle werden im Kapitel 4 detaillierter beschrieben. Die übrigen Tabellen 3 bis 8 sind im An- hang B zu finden.

Weiter geben in diesem Kapitel die Abbildungen 8 bis 15 einen Überblick über Lawinenunfälle mit Personen- beteilung und ergänzen das Kapitel 2. Sie stellen grafisch die zeitliche Verteilung, Tätigkeit von Lawinenop- fern, Verschüttungsfolgen, Auffindemittel und Geländeeigenschaften dar. Die mehrjährigen Auswertungen gehen jeweils bis zum Winter 2004/05, wobei der Winter 2001/02 noch fehlt und in der Auswertung noch nicht berücksichtigt wird.

Tabelle 1: Zusammenfassung der Lawinenniedergänge mit Personen- oder Sachschäden in der Schweiz 1936/37 bis 2004/05.

Winter Anzahl Anzahl Anzahl Winter Anzahl Anzahl Anzahl

Schadenfälle Todesopfer Verletzte Schadenfälle Todesopfer Verletzte

1936 / 37 17* 20 0* 1972 / 73 128 32 36

1937 / 38 12* 11 0* 1973 / 74 35 14 18

1938 / 39 18* 23 0* 1974 / 75 1022 27 40

1939 / 40 34* 15 2* 1975 / 76 31 16 16

1940 / 41 42 27 34 1976 / 77 92 30 21

1941 / 42 90 56 6 1977 / 78 264 44 49

1942 / 43 19 14 4 1978 / 79 65 38 15

1943 / 44 84 29 14 1979 / 80 133 27 13

1944 / 45 202 39 26 1980 / 81 249 27 34

1945 / 46 49 11 4 1981 / 82 222 20 48

1946 / 47 21 20 8 1982 / 83 99 26 50

1947 / 48 23 10 4 1983 / 84 449 41 55

1948 / 49 8 1 0 1984 / 85 142 55 31

1949 / 50 32 5 4 1985 / 86 325 34 37

1950 / 51 1301 98 62 1986 / 87 88 15 21

1951 / 52 54 17 0 1987 / 88 137 24 27

1952 / 53 61 22 23 1988 / 89 32 16 17

1953 / 54 325 33 26 1989 / 90 46 28 22

1954 / 55 41 13 8 1990 / 91 50 38 21

1955 / 56 30 11 3 1991 / 92 89 13 37

1956 / 57 20 12 6 1992 / 93 49 28 23

1957 / 58 29 18 13 1993 / 94 54 21 52

1958 / 59 18 15 9 1994 / 95 89 20 12

1959 / 60 14 6 5 1995 / 96 97 17 36

1960 / 61 39 28 8 1996 / 97 125 24 26

1961 / 62 54 36 3 1997 / 98 72 14 11

1962 / 63 78 17 17 1998 / 99 1450 36 45

1963 / 64 39 33 15 1999 / 00 132 18 20

1964 / 65 49 24 8 2000 / 01 132 32 26

1965 / 66 73 16 22 2001 / 02 75 24 18

1966 / 67 90 17 10 2002 / 03 271 20 26

1967 / 68 421 37 19 2003 / 04 147 11 38

1968 / 69 43 22 8 2004 / 05 196 26 58

1969 / 70 254 56 23

1970 / 71 62 33 35 Total 69 Winter 10’381 1724 1446

1971 / 72 48 23 18 Mittel pro Jahr 150 25 21

* unvollständige Angaben

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Abbildung 7:Geographische Verteilung der Lawinenniedergänge, die zu Sachschäden oder Suchaktionen (oben) ge- führt haben und der Lawinenunfälle mit Personenbeteiligung (unten) – Winter 2004/05.

(19)

Abbildung 8:Zeitliche Verteilung der Lawinenunfälle mit Personenbeteiligung in der Schweiz im Winter 2004/05

Abbildung 9:Vergleich der Tätigkeit bzw. Erfassungsorte aller Lawinenopfer in der Schweiz seit 1970/71 und im aktuellen Jahr

(20)

asstePersonentotal:4404Personen(100%)Teilverscttet:1478Personen(34%) htverschüttet:1294Personen(29%)Ganzverschüttet:1496Personen(34%) asstePersonentotal:234Personen(100%)Teilverscttet:85Personen(36%) htverschüttet:77Personen(33%)Ganzverschüttet:62Personen(26%) bildung10:VergleichderVerscttungsfolgenallervonLawinenerfasstenPersoneninder chweizindenvergangenen34JahrenundimaktuellenJahr.

AnzahlGanzverscttetetotal:1496 AnzahlGanzverscttetetotal:62 Abbildung11:VergleichderRettung/BergungallerganzverschüttetenPersoneninder Schweizindenvergangenen34JahrenundimaktuellenJahr.

(21)

AnzahlganzverschüttetePersonentotal:1496 AnzahldurchKameradenhilfeaufgefundeneganzverschüttetePersonen:636(=100%) AnzahlGanzverscttetetotal:62 AnzahldurchKameradenhilfeaufgefundeneGanzverscttete:26(=100%) Abbildung12:VergleichderAuffindmittelallerdurchKameradenhilfeaufgefundenenganzve- scttetenPersoneninderSchweizindenvergangenen34JahrenundimaktuellenJahr.

AnzahlGanzverscttetetotal:1496 AnzahldurchRettungsmannschaftenaufgefundeneganzverschüttetePersonen:786(=100%) AnzahlGanzverscttetetotal:62 AnzahldurchRettungsmannschaftenaufgefundeneganzverschüttetePersonen:28(=100%) Abbildung13:VergleichderAuffindmittelallerdurchRettungsmannschaftenaufgefundenen ganzverschüttetenPersoneninderSchweizindenvergangenen34Jahrenundimaktuellen Jahr.

(22)

Abbildung 14:Prozentanteil der Expositionen von Lawinenunfällen mit Personenbeteiligung im freien Gelände (Skifahr- erlawinen) im Winter 2004/05 und im langjährigen Mittel (34 Jahre).

Abbildung 15:Prozentuale Häufigkeit der Hangneigungen (Dichtekurve) von Lawinenunfällen mit Personenbeteiligung im freien Gelände (Skifahrerlawinen) im Winter 2004/05 und im langjährigen Mittel (34 Jahre).

(23)

4 Auswahl von Unfällen mit Personen- oder Sachschäden

Einleitung

Die Unfallberichte sind in einheitlicher Form abge- fasst, mit einem kurzen Ablauf des Unfallgesche- hens und der Rettungsaktion, Informationen zur Wetter- und Lawinensituation mit den wichtigsten Messdaten in einer Tabelle, sowie – falls vorhan- den – Ausführungen zu den rechtlichen Folgen und Bemerkungen. Bei jedem Unfall ist zudem kurz der Inhalt des Lawinenbulletins für die Unfallregion wie- dergegeben. Die wichtigsten Angaben zur Lawine werden in einer Tabelle aufgelistet.

Tabelle «Angabe zur Lawine»

Diese Tabelle enthält die grundsätzlichen Informa- tionen zum beschriebenen Unfall. Diese sind auch in den Tabellen im Anhang B zu finden. Einige Be- griffe werden im Folgenden kurz erklärt:

LK-Nr. Blatt-Nr. der Landeskarte 1:25’000

Länge Distanz zwischen

oberstem Punkt im Anrissbereich und unterstem Punkt in der Ablagerung

Breite Breite der Lawine im

Anrissbereich Anrissmächtigkeit Mächtigkeit der

Anrisskante bei Schneebrettlawinen Exposition N=Nord, E=Ost, S=Süd,

W=West

Hangneigung Karte Aus der Karte 1:25’000 gemessene steilste Hangpartie innerhalb der Anrissfläche

Geländeform Geländeform des Anrissgebietes

Anz. Auslösepersonen Wahrscheinliche Anzahl Personen, welche die Lawine ausgelöst haben

Abstände ja=Abstände zwischen Auslösepersonen von mind. 10 m vorhanden.

Wenn nur eine Person ausgelöst hat, gibt es keine Abstände Tätigkeit Angabe, ob Tour oder

Variante, und ob im Auf- oder Abstieg

Spuren Falls bekannt ist, ob im Anrissbereich Spuren vorhanden waren oder nicht, wird dies vermerkt Viele dieser Begriffe und andere Fachbegriffe aus dem Bereich Schnee und Lawinen sind in einem Online-Glossar aufhttp://glossar.slf.ch/erklärt und mit Bildern illustriert.

Kartenausschnitte

Die Kartenausschnitte sind reproduziert mit Be- willigung von swisstopo (BA071313). Es handelt sich dabei um digitale Pixelkarten ohne Schumme- rung des Reliefs. Dafür konnten Hangneigungsin- formationen, berechnet aus dem digitalen Gelän- demodel (DHM 25), hinterlegt werden. Zu beachten ist, dass bei Waldflächen die Hangneigungsfarben überdeckt werden und somit keine Hangneigungs- information vorhanden ist. Die Hangneigungen sind in die Klassen 30–35, 35–40, 40–45 und >45 eingeteilt worden. Folgende Legende gilt für alle Kartenausschnitte:

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(24)

Nr. 6: Hockenhorn, Wiler (Lötschen) 20.12.2004

Lawinenauslösung beim Präparieren der Piste mit Beschädigung der Pistenmaschine.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Beim Präparieren der Piste am frühen Morgen lös- te sich ein Schneebrett und erfasste die Pisten- maschine. Der Fahrer blieb unbeschadet, während beim Pistenfahrzeug die Frontscheibe eingedrückt wurde.

Abbildung 16: Verschüttete Pistenmaschine unterhalb des Hockenhorns (Foto: P. Henzen).

Der schwierig zu beurteilende Hang wurde nach

diesem Vorfall mit einer Lawinenpfeife (Sprengvor- richtung der Firma Inauen-Schätti AG zum künstli- chen Auslösen von Lawinen) ausgerüstet und kann nun jederzeit gesichert werden.

Wetter- und Lawinensituation

Der erste erwähnenswerte Schneefall des Winters 04/05 im Lötschental war vom 19. bis 21.11. Starke bis stürmische Winde führten kaltfeuchte Luft aus Nordwesten an die Alpen. Dabei fielen im Unfall- gebiet 20 bis 40 cm Schnee. Der Schneefall wur- de von stürmischen, sehr böigen Winden begleitet.

Somit lag der Schnee vor allem in Rinnen und Mul- den. Anschliessend blieb es vorwiegend trocken.

Vor allem in der ersten Dezemberhälfte war das Wetter durch eine stabile Hochdrucklage bestimmt.

Dabei wurde die dünne Schneedecke stark umge- wandelt. Der Schneefall vom 17. bis 20.12. kann als eigentlicher Wintereinbruch im Westen und Norden bezeichnet werden. Mit den beträchtlichen Neu- schneemengen, die auf die instabile, geringmäch- tige Altschneedecke fielen, entstand eine heikle Lawinenlage mit den ersten Unfällen des Winters 04/05.

Auf verschiedenen Messstationen (Übersichtskar- ten aller Stationen befinden sich im Anhang A) wur- den folgende lawinenrelevanten Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Neuschnee [cm] Max. Windspitzen [km/h] Mittlere

8 Uhr 8 Uhr Lufttemperatur [C]

4LA (1975 m) 4WI (1405 m) GAN 2 (3200 m) GAN 2 (3200 m)

17.12.04 4 2 32 –13

18.12.04 20 14 31 –19

19.12.04 28 25 23 –10

20.12.04 37 17 29 –13

Summe 89 58

Angaben zu den Stationen:

– 4LA: Vergleichsstation Lauchernalp 1975 m; 2,9 km entfernt.

– 4WI: Vergleichsstation Wiler 1505 m; 4 km entfernt.

– GAN 2: IMIS-Windstation Gandegg 3200 m; 2 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Erhebliche Lawinengefahr. Gefahrenstellen an Steilhängen der Expositionen Südwest über Nord bis Südost oberhalb von rund 1800 m. Hinweis: Ei-

ne Lawinenauslösung durch Einzelpersonen sowie Fernauslösungen sind möglich. Kleine und mittlere spontane Lawinen sind besonders in den nieder- schlagsreichen Gebieten möglich.

(25)

Angaben zur Lawine Lawine, ca. 6.00 Uhr

LK-Nr. 1268 Anrissmächtigkeit min [cm] –

Länge [m] 250 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 60

Breite [m] 80 Anrissmächtigkeit max [cm] 80

Gelände

Exposition SE Hangneigung Karte [] 47

Höhe ü.M. 3150 Geländeform kammnah, Felswandfuss,

Gletscher Infos zur Auslösung

Auslöseart Pistenfahrz. Abstände –

Anz. Auslösepersonen – Tätigkeit Präparieren der Piste

Anz. erfasste Personen 1 Spuren –

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person unverletzt teilverschüttet –

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Abbildung 17: Umriss der Lawine mit der Einfahrtss- pur der Pistenmaschine und der neuen Bahn zum Hockenhorngrat, welche in der Landeskarte noch nicht eingezeichnet war.

Ebenfalls eingezeichnet ist die IMIS-Windstation GAN 1 und die IMIS- Schneestation GAN 2 (LK 1:25’000, Blatt 1268).

Abbildung 18: Schneebrettlawine mit der verschütteten Pistenma- schine unterhalb des Hockenhorns, 3293 m (Foto: P. Henzen).

(26)

Nr. 8: Forstberg, Oberiberg (SZ) 22.12.2004

Ein Skitourenfahrer stirbt in einer grossen Schnee- brettlawine am Forstberg trotz optimaler Rettung.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Zwei Skitourenfahrer stiegen am Mittwoch, 22.12., bei schönem Wetter auf den Forstberg. Der Mann kannte die Route und übernahm die Führung. Er war auch über die aktuelle Lawinensituation infor- miert. Nach einer kurzen Pause auf dem Gipfel nahmen sie die Abfahrt in Angriff. Der Mann fuhr jeweils voraus und seine Freundin folgte ihm. Beim dritten Halt auf ca. 2100 m, noch oberhalb des en- gen Couloirs lösten sie eine grosse Schneebrettla- wine aus. Beide wurden sofort erfass und über fel- siges Gelände mitgerissen.

Der Lawinenabgang wurde vom Hüttenwart der Drusberghütte beobachtet. Dieser alarmierte un- verzüglich die REGA. Währenddessen konnte sich die Skitourenfahrerin aus dem Schnee befreien.

Sie war glücklicherweise nur teilverschüttet. So- fort begab sie sich mit dem LVS auf die Suche nach ihrem Freund, welchen sie nach rund 10 Mi- nuten orten konnte. Sie begann mit dem Ausgra- ben, als auch die Rettungskräfte der REGA ein- trafen. Der Lawinenhund bestätigte die Verschüt- tungsstelle und der Verschüttete konnte mit ge-

meinsamen Kräften aus 1.8 m Tiefe geborgen wer- den. Er war 40 Minuten verschüttet und konnte lei- der nicht mehr erfolgreich reanimiert werden.

Wetter- und Lawinensituation

Ähnlich wie auch beim Unfall Nr. 6 (S. 20) spiel- te bei dieser Lawinenauslösung der schlechte Schneedeckenaufbau die wesentliche Rolle. Der erste Schneefall in der Unfallregion war vom 20.

bis 22.11., wobei rund ein halber Meter Schnee fiel. Diese dünne Schneedecke blieb dann bis zum eigentlichen Wintereinbruch liegen und wandelte sich stark um. Vom 18. bis 20.12. fiel dann wieder rund ein halber Meter Neuschnee, welcher auf die schwache Unterlage abgelagert wurde. Schneede- ckenuntersuchungen im Unfallhang zeigten rund 40 cm Schwimmschnee mit bereits grossen kantigen Körnern an der Basis überdeckt von einer etwa 60 cm mächtigen, leicht verfestigten Triebschnee- schicht. Der Bruch erfolgte in der schwachen Ba- sisschicht, wobei teilweise die ganze Schneedecke bis zum Boden mitgerissen wurde.

Auf verschiedenen Messstationen (Übersichtskar- ten aller Stationen befinden sich im Anhang A) wur- den folgende lawinenrelevanten Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Neuschnee [cm] Max. Windspitzen [km/h] Mittlere

8 Uhr 8 Uhr Lufttemperatur [C]

2OG (1080 m) SCA 3 (2330 m) GLA 1 (2909 m) SCA 3 (2330 m)

18.12.04 2 39 54 –12

19.12.04 6 36 67 –6

20.12.04 14 24 16 –8

21.12.04 0 0 20 –9

22.12.04 0 0 50 –9

Summe 22 99

Angaben zu den Stationen:

– 2OG: Vergleichsstation Oberiberg 1080 m; 5,4 km entfernt.

– SCA 3: IMIS-Schneestation Schächental Alpler Tor 2330 m; 12,7 km entfernt.

– GLA 1: IMIS-Windstation Glärnisch Schwander Grat 2909 m; 13,2 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Das Unfallgebiet lag genau an der Grenze zwi- schen erheblicher Lawinengefahr in den Urner Al- pen (Gefahrenstellen an Steilhängen der Exposi- tionen Südwest über Nord bis Südost oberhalb et- wa 1800 m) und mässiger Lawinengefahr in den zentralen Voralpen (Gefahrenstellen an Steilhän- gen der Expositionen West über Nord bis Südost oberhalb etwa 1800 m). Für das Gebiet mit mäs- siger Lawinengefahr bestand folgender Hinweis:

Der Triebschnee ist auf dem schlechten Schneede-

ckenfundament auch mit geringen Neuschneemen- gen leicht auslösbar.

Bemerkungen

Es gilt hier zu erwähnen, dass die Gebietsgrenzen im Lawinenbulletin nicht als scharfe Linien sondern als Grenzbereiche zu verstehen sind. Dies sollte in der Tourenplanung berücksichtigt werden. Die beiden Skitourenfahrer waren gut ausgerüstet und galten als erfahrene Berggänger. Am selben Tag

(27)

bis zur Drusberglücke (P. 2109), sonst waren keine Personen am Forstberg unterwegs.

Angaben zur Lawine Lawine, 13.15 Uhr

LK-Nr. 1152 Anrissmächtigkeit min [cm] 50

Länge [m] 370 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 60

Breite [m] 240 Anrissmächtigkeit max [cm] 90

Gelände

Exposition N Hangneigung Karte [] 38

Höhe ü.M. 2120 Geländeform Felswandfuss, kammnah,

felsdurchsetztes Steilgelände Infos zur Auslösung

Auslöseart Ski Abstände –

Anz. Auslösepersonen 2 Tätigkeit Tour, Abfahrt

Anz. erfasste Personen 2 Spuren Hang ausserhalb der

Anrissfläche im Aufstieg begangen

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person unverletzt teilverschüttet –

2. Person tot ganz verschüttet 40 Min

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Abbildung 19:Kartenausschnitt mit der Lawine am Forstberg, die einem Skitourenfahrer am 22.12. das Leben kostete (LK 1:25’000, Blatt 1152).

(28)

Abbildung 20:Übersicht über die Unfalllawine am Forstberg mit der Aufstiegsspur (ge- strichelt) und dem Lawinenumriss (Foto: Kantonspolizei SZ).

Abbildung 21:Nahaufnahme des Auslösebereichs mit der Aufstiegsspur und den bei- den Abfahrtsspuren (Foto: Kantonspolizei SZ).

(29)

Nr. 9: Piz Davo Lais (Fimbertal), Sent 26.12.2004

Eine 47-jährige Skitourenfahrerin stirbt in einer Schneebrettlawine bei der Abfahrt vom Piz Davo Lais im Unterengadin.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Die beiden Skitourenfahrer stiegen am 26.12. um 8.30 Uhr von der Heidelberger Hütte (2264 m) auf der Normalroute auf den Piz Davo Lais (3027 m).

Auf der Abfahrt fuhren sie zuerst entlang der Auf- stiegsspur bis etwa auf 2700 m, wo sie nach Nor- den Richtung Davo Dieu querten. Die Abfahrt über coupiertes Gelände war eigentlich einfach, wegen des diffusen Lichtes waren aber die Hangneigun- gen schwierig abzuschätzen. Auf 2600 m querte der Mann eine mit Triebschnee gefüllte Rinne un- terhalb eines Felsvorsprunges. Seine Frau folgte mit etwa 50 m Abstand, als sie ein etwa 80 m brei- tes Schneebrett auslöste. Sie wurde mitgerissen und ganz verschüttet. Der Mann wurde nicht erfasst und begab sich unverzüglich auf die Suche nach seiner Frau.

Da die beiden Skitourenfahrer weder LVS noch Schaufel und Lawinensonde mit sich trugen, such- te der Mann mit den Skistöcken unterhalb des Ver- schwindepunktes, den er noch beobachten konnte, nach seiner Frau. Als die Suche nicht zum Erfolg führte, brach er diese nach rund 20 Minuten ab, de- ponierte seinen Rucksack beim Verschwindepunkt und fuhr zur Heidelberger Hütte ab, um Hilfe zu or- ganisieren. Dort traf er um etwa 16.20 Uhr ein und schlug Alarm. Wegen der schlechten Sicht und der zunehmenden Dunkelheit war ein Flug nicht mehr

möglich und so stiegen zwei Bergführer und der Hüttenwirt unverzüglich zur Unfallstelle auf. Gleich- zeitig wurde die Bergrettung Ischgl verständigt, die mit Hunden ebenfalls zur Unfallstelle ausrückte.

Die Retter trafen um ca. 17.45 Uhr bei völliger Dun- kelheit an der Unfallstelle ein. Um 18 Uhr konnten sie die Vermisste durch Sondieren orten und aus 80 cm Tiefe bergen. Gemeinsam versuchten sie, die Frau zu reanimieren - leider erfolglos. Der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Wetter- und Lawinensituation

Die Schneehöhen im Unterengadin waren für die Jahreszeit unterdurchschnittlich. Das Gelände war noch schlecht eingeschneit und Skitouren waren wegen vielen Steinen erst eingeschränkt möglich.

Wie bereits in Unfall Nr. 4 (S. 20) und Nr. 6 (S. 22) war auch hier der schlechte Schneedeckenaufbau für die Lawinenauslösung verantwortlich. Allerdings lag hier weniger Schnee und dieser war sehr unre- gelmässig verteilt. Auf Graten und Rücken lag sehr wenig Schnee, während in Mulden heikler Trieb- schnee vorhanden war. Dies waren auch die Stel- len, welche für Lawinenauslösungen hauptsächlich zu beachten waren. Aufgrund der eher kleinen La- winen und der eher geringen Verbreitung der Ge- fahrenstellen war die Lawinensituation allerdings nicht als ausserordentlich kritisch zu beurteilen.

Auf verschiedenen Messstationen (Übersichtskar- ten aller Stationen befinden sich im Anhang A) wur- den folgende lawinenrelevanten Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Neuschnee [cm] Max. Windspitzen [km/h] Mittlere

8 Uhr 8 Uhr Lufttemperatur [C]

7MT (2150 m) SMN 2 (2520 m) NAS 1 (2400 m) NAS 1 (2400 m)

18.12.04 12 10 35 –11

19.12.04 12 19 31 –8

20.12.04 15 18 11 –12

21.12.04 0 0 11 –11

22.12.04 0 0 16 –9

23.12.04 0 0 31 –3

24.12.04 0 0 32 0

25.12.04 0 0 32 –3

26.12.04 6 0 18 –6

27.12.04 11 4 10 –9

Angaben zu den Stationen:

– 7MT: Vergleichsstation Motta Naluns 2150 m; 8,2 km entfernt.

– SMN 2: IMIS-Schneestation 2520 m; 10,2 km entfernt.

– NAS 1: IMIS-Windstation Naluns 2400 m; 7,3 km entfernt.

(30)

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Erhebliche Lawinengefahr. Gefahrenstellen an Steilhängen aller Expositionen oberhalb von rund 1800 m. Hinweis: Rinnen und Mulden, die mit Neu- schnee und frischem Triebschnee gefüllt sind, sind für Schneesportler besonders gefährlich. Am Mor- gen des 26.12. wurde im Regionalen Lawinenbulle- tin für Südbünden die Gefahrenstufe aufgrund der Neuschneemengen, die kleiner als erwartet ausfie- len, auf Stufe mässig eingestuft. Darin wurde vor einer schwachen Schneedeckenbasis und heiklen Nordhängen gewarnt.

Bemerkungen

Dieser Unfall zeigt, dass die Sichtverhältnisse sehr wichtig sind für die Gefahrenbeurteilung. Bei diffu- ser Sicht können Hangneigungen nicht mehr ge- schätzt werden. Die Skitourenfahrer unternahmen seit mehreren Jahren Skitouren, wobei der Mann bereits viermal diese Tour begangen hatte. Bedau- erlicherweise hatten beide Tourenfahrer keine La- winennotfallausrüstung (LVS, Lawinenschaufel, La- winensonde) bei sich.

Angaben zur Lawine Lawine, 15.00 Uhr

LK-Nr. 1179 Anrissmächtigkeit min [cm] –

Länge [m] 120 Anrissmächtigkeit mittel [cm] –

Breite [m] 80 Anrissmächtigkeit max [cm] –

Gelände

Exposition NNE Hangneigung Karte [] 43

Höhe ü.M. 2610 Geländeform Mulde

Infos zur Auslösung

Auslöseart Ski Abstände ja

Anz. Auslösepersonen 2 Tätigkeit Tour, Abfahrt

Anz. erfasste Personen 1 Spuren –

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person tot ganz verschüttet 3 Std



Abbildung 22:Kartenausschnitt aus dem Fimbertal mit dem Piz Davo Lais. Rot gestrichelt ist die Aufstiegs- und die Abfahrtsspur eingezeichnet. Die Lawine ging in einer eher kleinen, nach Norden gerichteten Mulde nieder. Auf der Karte ist kaum zu erkennen, dass die Hangnei- gung beim Anriss bis zu 40 Grad betrug (LK 1:25’000, Blatt 1197).

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