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Archiv "MAO-Hemmerz besser verträgliche Neuentwicklungen" (08.02.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

MAO-Hemmerz besser verträgliche Neuentwicklungen

D

ie MAO-Hemmer

(Mono-amino-oxidase- Hemmer) könnten ei- ne Renaissance erleben.

Trotz erwiesenermaßen sehr guter antidepressiver Wirk- samkeit werden MAO-Hem- mer derzeit nur sehr begrenzt angewendet, da ihr Einsatz mit zum Teil gravierenden Risiken verbunden ist. Die Pharmaforschung konzen- trierte sich deshalb darauf, MAO-Hemmer mit besserer Verträglichkeit zu entwickeln

— ein Ziel, das inzwischen als realisiert gelten kann:

Wie bei einem Symposium.

im Rahmen des VIII. Psych- iatrie-Weltkongresses Ende letzten Jahres in Athen zu er- fahren war, weisen die MAO- Hemmer der dritten Genera- tion deutlich weniger Neben- wirkungen auf, weil sie — im Unterschied zu herkömm- lichen MAO-Hemmern — über einen reversiblen Me- chanismus und mit hoher Se- lektivität nur die Monoami- nooxidase A inhibieren. Un- ter diesen MAO-Hemmern der dritten Generation — auch RIMA (Reversible Inhibitors of Monoaminooxidase A) ge- nannt — am weitesten fortge- schritten ist die Prüfung der von Roche entwickelten Wirksubstanz Moclobemid (Aurorix®), deren Zulassung im Rahmen eines europä- ischen Registrierverfahrens in Kürze erwartet wird.

Prof. Dr. med. Jules Angst, Psychiatrische Univer- sitätsklinik Zürich, leitete das Symposium in Athen und ging zunächst noch einmal auf die Risiken der herkömm- lichen MAO-Hemmer ein:

Meistgefürchtet ist das Risiko krisenhafter Blutdruckanstie- ge, das aus der Interaktion nicht selektiver MAO-Hem- mer mit dem Tyramin-Meta- bolismus resultiert.

Herkömmliche MAO- Hemmer inhibieren nämlich nicht nur die Monoaminooxi- dase A, die den Abbau von Noradrenalin und Serotonin kontrolliert und deren Blok- kade für die antidepressive Wirksamkeit grundlegend ist

— herkömmliche MAO-Hem- mer inhibieren auch die Mo-

noaminooxidase B, verant- wortlich für den Abbau von Phenylethylamin und Benzyl- amin. Substrate beider Mono- aminooxidasen sind darüber hinaus Dopamin und Tyra- min, so daß unter einer The- rapie mit nicht selektiven MAO-Hemmern als uner- wünschter Effekt im Gastro- intestinaltrakt und in der Le- ber der Abbau von Tyramin blockiert wird, welches dar- aufhin in exzessiv hohen Kon- zentrationen in den Kreislauf gelangt und eine Ausschüt- tung von Noradrenalin aus den sympathischen Nerven- endigungen bewirkt. Dadurch kann es zur Vasokonstriktion und in der Folge zu einem — eventuell kritischen — Blut- druckanstieg kommen.

Unter selektiven MAO- Hemmern der dritten Gene- ration ist die Tyramininterak- tion minimiert, da in erster Linie die Monoaminooxidase A blockiert wird, während die Monoaminooxidase B weitge- hend unbeeinflußt für den Abbau von Tyramin zur Ver- fügung steht. Hinzu kommt,

Der positive Effekt des Kalzium-Antagonisten Ve- rapamil (Isoptin®, Knoll AG, Ludwigshafen) auf die stabile Angina pectoris könnte dar- auf zurückzuführen sein, daß die diastolische Ventrikel- funktion verbessert wird.

Yngvar Myreng und Erik Myhre, Oslo, prüften diese These anhand von doppler- echokardiographischen Para- metern (American Heart Journal 1989; 117:870).

Zwanzig Koronar-Patien- ten, die weder unter Hoch- druck noch unter Arrhyth- mien oder Herzinsuffizienz litten, erhielten nach einer Basis-Echokardiographie oral 120 mg Verapamil. Sie wur-

daß herkömmliche MAO- Hemmer irreversible Enzym- hemmer sind und daher eine sehr lang — nämlich bis zur Enzym-Neusynthese — anhal- tende Wirkung besitzen. Die MAO-Hemmer der dritten Generation dagegen führen zu einer reversiblen Enzym- blockade, so daß ihre Wirk- dauer — abhängig von Dosis und Eliminations-Halbwert- zeit — deutlich kürzer ist.

Auch dadurch wird das Risi- ko tyramin-vermittelter Ne- benwirkungen reduziert.

Abgesehen von wenigen ausgefallenen Nahrungsmit- teln mit sehr hohem Tyramin- Gehalt scheinen diätetische Restriktionen bei einer The- rapie mit selektiven und re- versiblen MAO-Hemmern nicht erforderlich zu sein.

Wie Prof. Angst berichtete, wurden bisher mehr als 2300 Patienten mit Moclobemid bei nicht eingeschränkter Er- nährung therapiert — ohne daß krisenhafte Blutdruckan- stiege beobachtet wurden.

Der neue MAO-Hemmer wird dreimal täglich, und

den zwei Stunden später und am Ende der oralen Therapie mit dreimal täglich 120 mg Verapamil über zwölf bis neunzehn Tage erneut echo- kardiographiert. Bei einer Kontrollgruppe mit achtzehn Koronar-Gesunden wurden Echokardiogramme zum Ver- gleich erstellt.

Wie die publizierten Ein- zeldaten beweisen, hatten sich die Füllungsdynamik des linken Ventrikels und die myokardiale Relaxation, zwei wesentliche Parameter der diastolischen Funktion, unter Verapamil deutlich verbes- sert. Systolische Parameter veränderten sich unter Ver- apamil nicht. pe

zwar nach dem Essen, appli- ziert.

Auch Arzneimittel-Inter- aktionen sind bei Moclobe- mid gegenüber den her- kömmlichen MAO-Hemmern deutlich seltener; die somit erweiterten Kombinations- möglichkeiten stellen — vor al- lem auch im Hinblick auf multimorbide ältere Patien- ten — einen weiteren Fort- schritt dar. Als möglicherwei- se therapielimitierende Ne- benwirkungen, die unter Moclobemid auftreten kön- nen, sind Unruhe, Schlafstö- rungen und Nausea zu nen- nen.

Das neue Antidepressi- v-um wurde in zahlreichen kli- nischen Studien bei unter- schiedlichen Depressionsfor- men geprüft, sowohl gegen Plazebo als auch gegen ver- schiedene Standardantide- pressiva. Moclobemid erwies sich dabei mit Response-Ra- ten (deutliche Besserung oder Remission) von rund sechzig Prozent als gleich wirksam wie die trizyklischen Referenzsubstanzen. Die bis- herigen Erfahrungen, so resü- mierte Prof. Angst beim Sym- posium in Athen, sprächen dafür, daß Moclobemid bei allen Formen der Depression

— endogenen ebenso wie neu- rotischen oder reaktiven — wirksam ist. Eine spezielle In- dikation besteht bei Thera- pieresistenz gegenüber trizyk- lischen Antidepressiva.

Die mit der dritten Gene- ration erzielte entscheidende Verbesserung der Verträg- lichkeit könnte dazu führen, daß sich die Einsatzgebiete der MAO-Hemmer in Zu- kunft noch erweitern werden.

Wie Dr. Michael Liebowitz, Department of Psychiatry, Columbia University, New York, in Athen referierte, ist durch klinische Studien eine therapeutische Wirksamkeit von MAO-Hemmern doku- mentiert bei Panikerkrankun- gen, Phobien und gemisch- ten Angst-/Depressionser- krankungen sowie weiterhin bei Eßstörungen, speziell der Bulimie, und bei traumati- schen Neurosen.

Ulrike Viegener

Verapamil fördert

Relaxation des linken Ventrikel

Dt. Ärztebl. 87, Heft 6, 8. Februar 1990 (69) A-401

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