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Archiv "Substitutionsgestützte Behandlung der Opiatabhängigkeit" (11.06.1993)

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MEDIZIN KONGRESSBERICHT

Substitutionsgestützte Behandlung der Opiatabhängigkeit

Markus Gastpar, Clemens Rösinger

A

usgangspunkte für die folgen- de Erklärung zur Methadon- Substitution Drogenabhängi- ger sind die im Rahmen der NUB-Richtlinien sich weiter etablie- rende Behandlungspraxis in der Bun- desrepublik Deutschland sowie die inzwischen verfügbaren wissenschaft- lichen Evaluationsdaten aus den ver- schiedenen Methadon-Projekten.

Unter dieser Voraussetzung tra- fen sich die mit der Durchführung der jeweiligen Programme befaßten Kliniker und Wissenschaftler zu ei- nem ersten „wissenschaftlichen Ar- beitstreffen Methadon" in der Rhei- nischen Landes- und Hochschulkli- nik Essen, Klinik für Allgemeine Psychiatrie.

Sinn und Zweck dieses Treffens war, die verschiedenen Arbeitsgrup- pen erstmals an einem Tisch zu ver- sammeln und die bisherigen wissen-

schaftlichen Ergebnisse in der Bun- desrepublik Deutschland zusammen- zutragen. Dabei wurden die Möglich- keiten gemeinsamer, standortüber- greifender Forschungsstrategien dis- kutiert, die damit zusammenhängen- den Fragen und Probleme erörtert sowie ein erster Schritt in Richtung auf die gemeinsame Erarbeitung ver- gleichbarer Evaluationskriterien ge- macht.

Die aufgrund der Erfahrungen und Erhebungen von Praktikern und Wissenschaftlern (siehe Literaturver- zeichnis) abgeleiteten Empfehlungen sind im folgenden in Form eines Zehn-Punkte-Katalogs zusammenge- faßt. Sie beziehen sich auf mittel- bis hochschwellige, in der Durchführung gut strukturierte und medizinisch ge- leitete Behandlungssettings, die sich als Ergänzung des bisherigen Thera- pieangebotes verstehen. Der Wert drogenfreier Abstinenztherapien bleibt dadurch unberührt.

1. Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit mit sich daraus ergebenden sozialrechtlichen Konsequenzen.

2. Die methadongestützte Therapie der Opiatabhängigkeit ist unter be- stimmten Bedingungen zur Behand- lung des in dieser Weise erkrankten Individuums aus Sicht der Schulme- dizin geeignet und nachweisbar er- folgversprechend.

3. Von daher versteht sich die me- thadongestützte Therapie als eine im Spektrum sämtlicher Therapiemög- lichkeiten differentiell einzusetzende Maßnahme zur Behandlung ausge- wählter einzelner Patienten. Sie ist hingegen primär keine gesundheits- beziehungsweise sozialpolitische Maßnahme beispielsweise zur Be- kämpfung der allgemeinen Drogen- szene, der subgruppenübergreifen- den HIV-Situation allgemein oder der allgemeinen Drogenkriminalität.

Substitution ist nachrangig gegen- über Entzug und Abstinenz.

4. Die Eingangskriterien zur Behand- lung müssen sich an der individuellen Gesamtsituation orientieren, wobei

schwere Zusatzerkrankungen für die Indikationsstellung zwar relevant, nicht aber Bedingung sind.

5. Das Substitut wird als medikamen- töse Hilfe zur Wahrnehmung der übli- chen drogentherapeutischen Thera- piemaßnahmen verstanden (somati- sche, psychiatrische, soziale Thera- pie), wobei die individuelle Bedarfs- ermittlung unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Patienten in der Regel im multiprofessionellen Team zu erfolgen hat. Die dazu nötigen Be- treuungseinrichtungen und personel- len Mittel müssen gemeindenah ge- schaffen werden.

6. Das Therapieziel bleibt — nach Si- cherung des Überlebens — die kör- perliche, seelische und soziale Stabi- lisierung, darüber hinaus die Dro- genabstinenz und schließlich die Ab- stinenz von Methadon. Die Metha- dondosis und die Dauer der Behand- lung müssen dabei auf den individu- ellen Verlauf abgestimmt werden, zu kurze Behandlungszeiträume (weni- ger als ein halbes Jahr) erweisen sich als problematisch.

7. Die Einbettung der substitutions- gestützten Behandlung Drdgenab- hängiger in ein regionales multipro- fessionelles therapeutisches Netzwerk mit geeigneten Maßnahmen zur Ver- hinderung von Mehrfachsubstitution und mit Kontrolle der Durchfüh- rungsstandards, auch unter Einbezie- hung der regionalen Ärztekammer, ist vorzusehen.

8. Die Durchführungsstandards um- fassen insbesondere auch die geeig- nete Kontrolle auf Drogenbeige- brauch zum Ausschluß einer nicht behandelbaren Polytoxikomanie in- klusive Alkoholismus oder eines fort- gesetzten Opiatgebrauchs sowie eine verantwortungsvolle Regelung der jetzt ermöglichten Dosis-Mitgabe-

möglichkeit.

9. Die Fortbildung und das ständige Training der therapeutisch Tätigen muß in geeigneter Form sicherge- stellt werden.

10. Eine fortlaufende Evaluation ge- A1-1742 (54) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 23, 11. Juni 1993

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MEDIZIN

KONGRESSBERICHT / FUR SIE REFERIERT

mäß nationalen und internationalen Standards im überregionalen Rah- men ist notwendig zur Erweiterung der bundesdeutschen Datenbasis mit deren Auswirkungen auf die Versor- gungsstruktur und die klinische An- wendung.

Ziel der Erklärung:

Die Erklärung soll aufgrund der inländisch verfügbaren Daten in der zum Teil noch offenen Diskussion um den Wert der substittutionsge- stützten Behandlung der Drogenab- hängigkeit eine Standortbestimmung des derzeitigen medizinischen Schul- wissens darstellen, formuliert von den mit der Materie seit Jahren aktiv befaßten Klinikern und Wissen- schaftlern.

Sie soll dazu beitragen, daß die Möglichkeiten des verantwortlichen Einsatzes dieser Therapiemethode verbessert werden und ihre Einbet- tung in die etablierten Strukturen der Gesundheitsfürsorge aufgrund ratio- naler Erwägungen ermöglicht wird.

Literatur bei den Verfassern

Anschriften der Verfasser

Prof. Dr. med. Markus Gastpar Dr. med. Clemens Rösinger Rheinische Landes- und Hochschulklinik

Hufelandstraße 55 W-4300 Essen Die „Essener Erklärung" vom November 1992

haben erarbeitet:

Dr. med. S. Bender, Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen

Frau Dr. C. Birkenheier, Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Saarland

Frau Dr. med. E. Chor, Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen

Dr. med. Th. Finkbeiner, Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen

Prof. Dr. med. M. Gastpar, Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen

Dipl.-Päd. R. Gerlach, Indro e. V., Münster Dr. med. E. Heitkamp, Gesundheitsamt der Stadt Köln

Frau C. Jakobowski, Clearingstelle für Substituti- on, Ärztekammer Berlin

Frau Dipl.-Psych. G. Kerscher, Nervenklinik der Universität München, Psychiatrische Klinik und Poliklinik

Dr. med. J. Koc, Univesitätsklinikum Göttingen, Psychiatrische Klinik/Abt. Psychiatrie, Arbeits- gruppe Suchtforschung

Dipl.-Psych. H. P. Lang, Bremer Institut für Prä- ventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) Dipl.-Psych. E. Lodemann, Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen

Prof. Dr. med. B. May, Berufsgenossenschaftliche Krankenanstalten, „Bergmannsheil Bochum"

Priv.-Doz. Dr. med. D. Naber, Nervenklinik der Universität München, Psychiatrische Klinik und Poliklinik

Dr. med. M. Niederecker, Nervenklinik der Uni- versität München, Psychiatrische Klinik und Po- liklinik

Dipl. Psych. B. Pavlekovic, Universität Bremen, Studiengang Psychologie-ZB

Prof. Dr. W. Poser, Universitätsklinikum Göttin- gen, Zentrum für psychologische Medizin, Abt.

Psychiatrie, Arbeitsgruppe Suchtforschung Prof. Dr. phil. P. Raschke, Universität Hamburg, Fachbereich 05 (IPW)

Dr. med. C. Rösinger, Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen

Dr. rer. nat. U. Schall, Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen

Dr. med. N. Scherbaum, Rheinische Landes- und Hochschulklinik Essen

Dr. rer. nat. H. W. Schütz, Universitätsklinikum der Stadt Kiel, Institut für Rechtsmedizin Dr. med. Verthein, Universität Hamburg, Fachbe- reich 05 (IPW)

Frau Dr. med. G. Völkl, Nervenklinik der Univer- sität München, Psychiatrische Klinik und Polikli- nik

Dr. med. Weber, Universität Hamburg, Fachbe- reich 05 (IPW)

Frau Dr. med. Ch. Zenker, Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS)

Brustkrebs bei jeder 4. Frau mit

Mikroverkalkungen

Gruppierte Mikrokalzifikatio- nen, welche mit Hilfe der Mammo- graphie in der weiblichen Brust nach- gewiesen werden, können das erste Hinweiszeichen auf ein invasives Karzinom oder eine präinvasive Ver- änderung sein. Wie die feingewebli- che Untersuchung von 1393 mikro- kalkhaltigen Mamma-Exzidaten zeigt, wird bei jeder 4. Patientin ein Carcinoma in situ oder ein invasiver Brustkrebs diagnostiziert. Vorausset- zung für die Früherkennungsrate von 26,9 Prozent ist die Verwendung mo- derner Diagnosegeräte, die intraope- rative Untersuchung des exstirpier- ten Areals und die qualifizierte histo- logische Diagnostik. Wie Paterok et al. in der bisher größten publizierten Untersuchungsreihe feststellt, sind die radiologischen Kriterien nicht spezifisch genug, um ein malignes Wachstum ausschließen zu können.

Anzahl, Anordnung, Form und Grö- ße der feinsten Verkalkungen erlau- ben lediglich eine Verdachtsdiagno- se. In 45,5 Prozent der Fälle handelt es sich um mastopathische Verände- rungen. Da es ein „wide overlapping of the calcifications in fibrocycstic di- sease and carcinoma" gibt, wird beim Nachweis von Verkalkungen in der weiblichen Brust die Empfehlung ge- geben: „When in doubt, take it out".

ptr

Paterok, E. M. et al.: Occult calcified breast lesions. Eur. Radio]. 3, (1993) 138-144.

Prof. Dr. E. M. Paterok, Universitäts- Frauenklinik, Universitätsstraße 21-23, W-8520 Erlangen

Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 23, 11. Juni 1993 (55) A1-1743

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