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Archiv "Klinikmarkt: Private kaufen Private" (04.11.2011)

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A 2360 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 44

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4. November 2011

KLINIKMARKT

Private kaufen Private

Helios wird nach dem Kauf von Damp zum Marktführer. Und Asklepios ist nun Mehrheitseigner bei MediClin.

D

er Konzentrationsprozess auf dem Klinikmarkt gewinnt an Fahrt: Überraschend hat am 10. Ok- tober die Helios-Kliniken GmbH einen Übernahmevertrag für die Damp-Gruppe unterzeichnet. Da- mit entsteht der mit Abstand größte deutsche Klinikverbund mit mehr als drei Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Bereits im September hatte ein zweiter Branchenriese, die Askle- pios-Kliniken GmbH, seine Markt- position tüchtig ausgebaut. So er- höhte der Hamburger Klinikbetrei- ber seinen Anteil an der MediClin AG von 30 auf mehr als 50 Prozent.

Die Damp-Gruppe betreibt in Norddeutschland elf Kliniken mit mehr als 4 000 Betten. Im vergan- genen Jahr erzielte die Damp-Grup- pe ein operatives Ergebnis von 21 Millionen Euro. Über den Kauf- preis wurde Stillschweigen verein- bart. Bei der Transaktion wechsel- ten knapp 95 Prozent der Anteile den Besitzer. Der bisherige Damp- Eigentümer und Aufsichtsratsvor- sitzende, Walter Wübben, habe sein Aktienpaket aus Gründen der „per- sönlichen Lebensplanung“ abgege- ben, heißt es.

Es geht um Marktmacht Mit dem Kauf der Damp-Gruppe erschließt sich Helios den Markt in Schleswig-Holstein, Mecklenburg- Vorpommern und Hamburg. Die Kartellbehörden müssen allerdings noch zustimmen. Um kurzfristig die Genehmigung zu erhalten, hat Helios angekündigt, eine der Damp-Kliniken direkt weiterzuver- kaufen. Dabei handelt es sich um das Hanse-Klinikum Wismar, in dessen Nähe sich bereits eine He- lios-Klinik befindet. Gegenüber der Presse versicherte Francesco De Meo, Vorsitzender der Helios-Ge- schäftsführung, Entlassungen seien bei Damp nicht geplant.

Auch bei der zweiten Mehrheits- übernahme in diesem Herbst suchte sich der Käufer ein gut aufgestelltes Unternehmen aus. Nachdem Askle- pios seine Anteile bei MediClin sukzessive aufgestockt hatte, kam das weitere Engagement nicht über- raschend. Asklepios kaufte sich da- bei auch gleich einen neuen CEO ein. Ulrich Wandschneider, bislang Vorstandschef der MediClin AG, wechselte zum 1. November zu Asklepios. Dort übernimmt er den Vorsitz der Konzerngeschäftsfüh- rung. MediClin gilt als gesundes Unter nehmen, nachdem Wand- schneider es 2005 aus der Verlust- zone geführt hatte. Der konjunktur- anfällige Rehabereich wurde herun- tergefahren. Schwerpunkt ist nun das Akut-Segment. MediClin be- treibt 34 Kliniken und sieben Pfle- geeinrichtungen. Im vergangenen Jahr legte das Unternehmen ein Be- triebsergebnis von 16,9 Millionen Euro vor.

Mit den Übernahmen von Damp und MediClin bauen gleich zwei Klinikketten in kurzer Zeit hinter - einander ihre Marktmacht aus, in- dem sie sich mit kleineren priva- ten Wettbewerbern zusammentun.

Dass dies gerade jetzt passiere, sei

„schon auffällig“, sagt Prof. Günter Neubauer, Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik in Mün- chen. In der Vergangenheit waren private Klinikketten vor allem da- durch aufgefallen, dass sie schwä- chelnde kommunale Kliniken über- nahmen und dann in die schwarzen Zahlen führten.

Ein Grund für diesen Konzentra- tionsprozess sei der schwieriger werdende Klinikmarkt, sagt Neu- bauer. „Profit-Häuser reagieren da sehr sensibel.“ Zwar konnten sich die Privaten in den vergangenen Jahren auf einen Marktanteil von et- wa 33 Prozent der Krankenhäuser

hocharbeiten, bezogen auf die Bet- ten liegt ihr Anteil aber „nur“ bei 17 Prozent. Verschiedene Faktoren führten dazu, dass auch die Privaten zu kämpfen hätten, sagt Neubauer.

Ihr Geschäftskonzept sei auf Wachs- tum ausgerichtet, gleichzeitig be- wegten sie sich in einem Markt mit Überkapazitäten. Zudem finden vie- le Behandlungen, die früher statio- när ausgeführt wurden, inzwischen in den Praxen niedergelassener Ärz- te statt. Übernahmen hätten den Zweck, die Schlagkraft der Kliniken in dieser Situation zu erhöhen.

„Durch noch mehr Größe versucht man zum Beispiel, einen attraktiven Selektivvertrag mit einer Kranken- kasse zu ergattern und sich auf diese Weise wieder besserzustellen.“

Kommunale holen auf

Dass die privaten Klinikketten über- haupt darauf angewiesen sind, sich im operativen Geschäft derart zu be- haupten, liegt auch am Verkaufsver- halten der öffentlichen Hand. So ist die große Privatisierungswelle nicht eingetreten. Das Geschäftsmodell, marode Kliniken auf Vordermann zu bringen und auf diese Weise hohe Gewinne zu erzielen, hat die Klinik- ketten zwar zu stattlicher Größe heranwachsen lassen, schwächelt aber seit einigen Jahren.

Der große Ausverkauf sei dabei auch für die Zukunft nicht zu erwar- ten, meint Stefan Viering, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die große Privatisie- rungswelle noch kommt.“ Dafür sei- en Krankenhausverkäufe an private Träger in der Bevölkerung zu unbe- liebt. Hinzu kommt, dass sich viele kommunale Krankenhäuser in den vergangenen Jahren professionali- siert haben. Das mindert den Ver-

kaufsdruck.

Andrea Steinert

W I R T S C H A F T

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