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Archiv "Pfeifhähne und Pfeifhennen: Zum Jubiläum der Pepiniöre und zum Jahr der ersten deutschen Ärztinnen als Sanitätsoffiziere der Bundeswehr" (27.11.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen GESCHICHTE DER MEDIZIN

Pfeifhähne und

Pfeifhennen

Zum Jubiläum der Pepiniöre und zum Jahr der ersten deutschen Ärztinnen als Sanitätsoffiziere der

Bundeswehr Gerhard Rose

Die 180. Wiederkehr des Grün- dungsjahres des Päpiniöre wird Ende November 1975 von der Bun- deswehr und ihrer Münchener Aka- demie für das Sanitäts- und Ge- sundheitswesen festlich begangen werden. Ohne Zweifel werden bei den Gedenkfeiern viele Namen gro- ßer Ärzte genannt werden, die durch bedeutende medizinische und naturwissenschaftliche Ent- deckungen einen festen Platz in der Geschichte der Medizin erwor- ben haben und die aus der Pö- pinee hervorgegangen sind. Dar- über hinaus wird sicher auch das Andenken an die großen Sanitäts- offiziere der letzten beiden Jahr- hunderte gewürdigt werden und hoffentlich auch an die große Zahl pflichtgetreuer Militärärzte, Prakti- ker und Fachärzte gedacht wer- den, die als Zierde des ärztlichen Standes der Schule Ehre gemacht haben, aus der sie hervorgegangen sind.

Aus diesem Anlaß sei eine Anekdo- te in Erinnerung gerufen, die es in diesem Jubiläumsjahr, das mit dem Jahr der Frau zusammenfällt, ver- dient, überliefert zu werden:

Auch über den Kreis alter Militär- ärzte (oder, wie wir heute zu sagen pflegen, der Sanitätsoffiziere) hin- aus, ist bekannt, daß der Berliner Volksmund aus Pein, dem Studie- renden der P6pinire, den Spitzna- men „Pfeifhahn" bildete, der später auch auf das Institut und seine Fol- georganisation übertragen wurde.

Auch die „Kaiser-Wilhelms-Akade- mie für das militärärztliche Bil- dungswesen" war schlechthin der

„Pfeifhahn". In ihrem Wappen (s.

Abbildung) führte die Akademie den Hahn des Äskulap, der eine Ton- pfeife in seinen Fängen trug. Auch als im 2. Weltkrieg die klinischen Semester der Akademie vom Stammort Berlin nach Würzburg verlegt wurden, blieben sie bei dem alten Namen und vereinigten ihn mit der Würzburger Tradition zu den „Pfeifhähnen vom Heili- gen Kilian".

Doch ein Sprung zurück zum Jahre 1909. Die Zulassung der Frau zum Medizinstudium an deutschen Uni- versitäten war heiß umstritten. Der Deutsche Ärztetag 1909 hatte sich zu ihm mit großer Skepsis geäu- ßert: „Kein erheblicher Nutzen für Kranke, kein Nutzen für die deut-

sche Wissenschaft, eine Minderung des ärztlichen Ansehens und keine Förderung des allgemeinen Woh- les!" seien von weiblichen Ärzten zu erwarten.

Die seither vergangenen 66 Jahre haben diesen Pessimismus des Ärztetages von 1909 widerlegt. Die deutsche Ärzteschaft, die deutsche Krankenversorgung von heute sind ohne die große Zahl unserer Kolle- ginnen nicht denkbar. Das Amt des Bundesgesundheitsministers scheint zum Reservat der Frau zu werden.

Nachdem deutsche Ärztinnen als Allgemeinärzte, Fachärzte, Univer- sitätsprofessoren und Klinikleiter seit langem Hervorragendes gelei- stet haben, ist ihnen nun im Jahre 1975 durch Beschluß des Deut- schen Bundestages das letzte männliche Naturschutzgebiet unse- res vielseitigen ärztlichen Berufes geöffnet worden. Auch Sanitätsoffi- ziere können Ärztinnen in der Bun- deswehr werden, nachdem Frauen

in der Krankenpflege als Schwe- stern, in den Laboratorien als tech- nische Assistentinnen sich schon lange im Sanitätsdienst der Streit- kräfte unentbehrlich gemacht haben.

Deshalb sei gerade aus diesem Ju- biläumsanlaß der Vergessenheit entrissen, daß schon im Jahre 1910 ein junger Pfeifhahn, der da- malige cand. med. Karl Frehse, als Erst-Chargierter des Pheifhahn- Corps Saxonia Mitglied des Asta der Kaiser-Wilhelms-Akademie, der damaligen Meinung der Standesor- ganisation und älteren Kollegen entschieden widersprach. Zu Kai- sers Geburtstag am 27. Januar fand der traditionelle Festkommers in den berühmten Marmorsälen am Zoo in Berlin statt, bei dem, wie üblich, ein „reicher Damenflor die Ränge schmückte". Frehse war die Aufgabe zugefallen, nach der festli- chen Kaiserrede die Damenrede zu halten. Auch er wählte das Medizin- studium der Frau zu seinem Thema und hieß die künftigen Kommilito- ninnen herzlich willkommen. „Wir Pfeifhähne jedenfalls würden die Pfeifhennen mit einem kräftigen ,Ki- keriki' begrüßen".

Vielleicht wird der nunmehrige Alte Herr, der spätere Lieblings- schüler des Geheimrats von Krehl, Oberfeldarzt a. D. und Kranken- haus-Chefarzt i. R., noch Gelegen- heit haben, einen der neuen weibli- chen Sanitätsoffiziere persönlich auf seinem Alterssitz in Bens- berg-Refrath zu begrüßen — wenn auch nicht mit einem Kikeriki! — und in ihr die späte Erfüllung sei- ner Jugendprophezeiung zu sehen.

Ganz freilich wird diese Voraussa- ge erst dann in Erfüllung gehen, wenn auch die Bundeswehr im Rahmen des Gesamtausbaues ih- rer Akademien die Überlieferung der Päpiniere durch Ausbau der heutigen Akademie für das Sani- täts- und Gesundheitswesen fort- setzt und nicht nur junge Pfeif- hähne, sondern auch Pfeifhennen immatrikuliert.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Gerhard Rose (Pfeifhahn des S. S. 1914) 4962 Obernkirchen Han.

Vor den Büschen 46

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 48 vom 27. November 1975 3335

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