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Komplementarität von Staat und Markt auf wirtschaftlicher Ebene | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Wirtschaftswissenschaftliche Stellungnahmen

33 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 7/8-2009

Im Umfeld eines Wirtschaftswachstums gehen die wirtschaftlichen Akteure mehr Ri­

siken ein, weil sie hinsichtlich der konjunk­

turellen Entwicklung optimistisch sind. Ihr Ausgabenverhalten schafft aber auch die Vor­

aussetzungen für die Bildung und das Plat­

zen spekulativer Blasen in den Bereichen Finanzmärkte, Immobilien, Rohstoffe oder Energieträger.

Staatliche Eingriffe: Nötig zum Ausgleich von Konjunkturschwankungen

Eingriffe des Staates in das Wirtschaftssys­

tem sind nicht nur in Krisenzeiten, sondern unter allen konjunkturellen Bedingungen er­

forderlich. Der Staat muss die Regeln und die Rahmenbedingungen festlegen, in denen sich die Marktkräfte frei entfalten können, um den Wohlstand aller Bewohnerinnen und Bewohner des Landes zu sichern und nach Möglichkeit zu mehren. Zudem muss er die Mängel der Marktwirtschaft durch positive oder negative Anreize ausgleichen. Art und Umfang solcher Interventionen hängen so­

wohl von den wirtschaftlichen Aussichten als auch von einer auf technologische Innova­

tionen und nachhaltige Entwicklung ausge­

richteten Wachstumsstrategie ab.

Das vom Bundesrat am 17. Juni 2009 an­

gekündigte dritte Konjunkturpaket geht in die richtige Richtung, da es positive Anreize für die Ausbildung und Anstellung von Lehr­

abgängern und Langzeitarbeitslosen enthält.

Zumindest zwei Elemente sind in diesem Zusammenhang jedoch problematisch:

– die Verzögerung, mit der diese Massnah­

men beschlossen wurden und ihre Wir­

kungen entfalten werden, angesichts des realwirtschaftlichen Verlaufs und Aus­

masses der Wirtschaftskrise;

– der beschränkte Umfang der eingesetzten öffentlichen Mittel, mit denen die ab Sommer 2009 für eine rasch zunehmende Anzahl von Personen entstehenden Pro­

bleme auf dem Arbeitsmarkt gemildert werden sollen.

Von diesen Problemen werden hauptsäch­

lich Personen mit einem tiefen Bildungsstand und Erwerbstätige ab 55 Jahren betroffen sein. Diese werden nach ihrer Entlassung sehr grosse Schwierigkeiten haben, wieder

eine Stelle zu finden, auch wenn die Wirt­

schaftskrise überwunden ist.

Glaubwürdigkeitsproblem der Regierung Berücksichtigt man den Verlauf der Krise, hat der Bundesrat erst mit einer gewissen Verzögerung reagiert. Bis im Oktober 2008 waren Wirtschaftslage und Konjunkturpro­

gnosen in der Schweiz besser als in anderen Ländern. Vor diesem Hintergrund setzte der Bundesrat darauf, dass diese Ausgangslage bei der Schweizer Bevölkerung Vertrauen schaffen werde. Da im Jahr 2008 nur die Ex­

portindustrie einen erheblichen Rückgang zu verzeichnen hatte, gingen unsere Behör­

den davon aus, dass der öffentliche Sektor die konjunkturelle Entwicklung nicht beein­

flussen könne. Denn die Exporte der Schweiz hängen von der wirtschaftlichen Lage und von den Konjunkturprogrammen ihrer Han­

delspartner ab, auf welche die Schweiz keinen Einfluss hat.

Erst im Frühjahr 2009 erkannten die Bun­

desbehörden das Ausmass der Krise für die Schweizer Wirtschaft. Die Massnahmen des Bundes gehen indes nicht über das Volumen hinaus, das gemäss der Schuldenbremse zu­

lässig ist. Angesichts der bescheidenen Sum­

men, die für die Stützung der Beschäftigung und der Kaufkraft der Schweizer Bevölke­

rung vorgesehen sind, ist zu befürchten, dass dies nicht ausreichen wird, um zu verhin­

dern, dass die Krise den Lebensstandard und die Beschäftigungsaussichten in der Schweiz sehr stark beeinträchtigen wird. Deshalb sollte der Bundesrat ein viertes Massnah­

menpaket zur Stabilisierung der Konjunktur aufgleisen, das allerdings über die Schulden­

bremse hinausgehen würde. Der Bundesrat wäre somit gezwungen, auf seinen früher ge­

troffenen Entscheid zurückzukommen, was mit einem Glaubwürdigkeitsverlust verbun­

den wäre. Doch nur so kann er verhindern, dass die Schweizer Haushalte, die von der Wirtschaftskrise stark betroffen sind, ver­

nachlässigt werden.

Komplementarität von Staat und Markt auf wirtschaftlicher Ebene

Prof. Dr. Sergio Rossi Inhaber des Lehrstuhls für Makroökonomie und monetäre Ökonomie, Universität Freiburg

Von der weltweiten Wirtschafts­

krise ist zunehmend auch die Schweizer Bevölkerung – insbe­

sondere Menschen mit tiefem Bil­

dungsstand – betroffen. Aus die­

ser Krise geht klar hervor, dass die Auffassung falsch ist, der Staat sei immer das Problem, aber nie die Lösung. Wenn keine ge­

eigneten politischen Strategien bezüglich der Marktwirtschaft bestehen, hängen sowohl das Wachstum als auch die konjunk­

turelle Entwicklung ausschliess­

lich von den marktwirtschaft­

lichen Kräften ab, die mit zahl­

reichen Unwägbarkeiten verbun­

den sind. Wachstumshemmende Eingriffe und Verzögerungen im Bereich der staatlichen Massnah­

men können für die Regierung einen Glaubwürdigkeitsverlust zur Folge haben, da sie die erwar­

teten Auswirkungen ihrer Inter­

ventionen zur Stabilisierung der Konjunktur verringern.

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