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Behandlung der Handarthrose

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ARS MEDICI 17 2007 F O R T B I L D U N G

Viele Patienten mit Arthrose in den Gelenken der Hand werden in der Hausarztpraxis be- treut. Die aktuellen EULAR-Empfehlungen zur Behandlung der Handarthrose helfen dem Arzt, die geeignete Therapie auszuwählen.

A N N A L S O F T H E R H E U M AT I C D I S EA S E S

Arthrosen an den Gelenken der Hand beziehungsweise Finger sind sehr häufig. Die meisten Menschen weisen ab dem 55. Le- bensjahr radiologische Zeichen einer Arthrose zumindest an einem Gelenk der Hand auf, etwa 20 Prozent der Menschen dieser Altersgruppe leiden an einer symptomatischen Hand- arthrose. Die klinischen Konsequenzen einer Handarthrose unterscheiden sich von denjenigen einer Knie- oder Hüftarth- rose. Beispielsweise haben viele Patienten mit Handarthrose Probleme mit dem Greifen und mit feinmotorischen Bewegun- gen, oder sie sind unzufrieden mit dem kosmetischen Erschei- nungsbild ihrer Hände.

Nachdem von der EULAR Empfehlungen für die Behandlung der Knie- und Hüftarthrose publiziert wurden, erarbeitete jetzt ein EULAR-Expertenteam aus 15 europäischen Ländern unter der Federführung von Weiya Zhang Empfehlungen zur Be- handlung der Handarthrose. Diese in den «Annals of the Rheu- matic Diseases» veröffentlichten Empfehlungen basieren einer- seits auf einer umfangreichen Literaturrecherche, andererseits auf Expertenkonsens. Die Autoren weisen darauf hin, dass es zum Thema Handarthrose nur wenige qualitativ hochwertige Studien gibt, weshalb die Empfehlungen oft nur auf Experten- meinung beruhen. Von den 17 diskutierten Behandlungsmoda- litäten werden lediglich 6 durch wissenschaftliche Evidenz gestützt (Patientenschulung und Übungsbehandlung, NSAR, COX-2-Hemmer, topisches Capsaicin und Chondroitinsulfat).

1. Empfehlung: Optimale Behandlung der Hand- arthrose

Die optimale Therapie der Handarthrose erfordert eine Kombi- nation aus nicht medikamentösen und medikamentösen Mass-

nahmen und muss individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden. Obwohl diese Aussage logisch klingt und die anerkannte «good clinical practice» repräsentiert, gibt es hierfür weder direkte Vergleiche noch wissenschaftliche Daten aus entsprechenden klinischen Studien. Dieses Statement be- ruht lediglich auf Expertenmeinung.

2. Empfehlung: Kriterien zur Therapieentschei- dung

Bei der Wahl der im Einzelfall am besten geeigneten Behand- lung sollten folgende Parameter berücksichtigt werden:

■ Lokalisation der Arthrose

■ Risikofaktoren (Alter, Geschlecht, ungünstige mechani- sche Faktoren)

■ Art der Arthrose (erosiv, traumatisch)

■ Vorliegen von Entzündungszeichen

■ Ausprägung struktureller Veränderungen

■ Schweregrad vorliegender Schmerzen, Einschränkungen aufgrund der Handarthrose, Lebensqualität

■ Komorbiditäten und Komedikationen (einschliesslich Ar- throsen an anderen Körperregionen)

■ Wünsche und Erwartungen des Patienten.

Diese Empfehlung ist der pragmatische Versuch, dem einzelnen Patienten die beste Versorgung zukommen zu lassen, doch be- ruht sie lediglich auf Expertenmeinung.

Behandlung der Handarthrose

Empfehlungen der European League Against Rheumatism (EULAR)

■■

■ Bei der Handarthrose ist die topische Therapie beispielsweise mit NSAR der systemischen Behand- lung vorzuziehen, vor allem, wenn die Schmerzen nur leicht bis mässig ausgeprägt sind.

■ Wird ein orales Analgetikum benötigt, ist Paraceta- mol das Mittel der ersten Wahl.

■■

■ Bei schmerzhaften Episoden hilft die intraartikuläre Injektion von Kortikosteroiden.

M M M

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3. Empfehlung: Patientenschulung zum Thema Gelenkschutz

Alle Patienten mit Handarthrose sollten darüber informiert wer- den, wie sie ungünstige mechanische Faktoren vermeiden kön- nen. Gleichzeitig sollen sie an einem Übungsprogramm zum Er- halt des Bewegungsumfangs und zur Kräftigung teilnehmen (Empfehlung basiert überwiegend auf Expertenmeinung).

4. Empfehlung: Wärmeapplikation, Ultraschall

Die lokale Anwendung von Wärme – zum Beispiel in Form von Paraffin oder Wärmepackungen – ist insbesondere vor einer Übungsbehandlung vorteilhaft. Auch Ultraschall ist günstig (Expertenmeinung).

5. Empfehlung: Schienen und Orthesen

Empfehlenswert sind Schienen bei Arthrose des Daumen- grundgelenks und Orthesen zur Prävention beziehungsweise Korrektur der Lateraldeviation und der Beugedeformität. Zwei kleine Studien sprechen dafür, dass bei Daumengrundgelenk- arthrose Schienen, die sowohl das Daumengrundgelenk als auch das Handgelenk umfassen, günstiger sind als Schienen, die nur das Daumengrundgelenk schützen (Expertenmeinung).

6. Empfehlung: lokale Behandlung

Die lokale Behandlung ist der systemischen Therapie vorzuzie- hen – insbesondere, wenn nur leichte bis mässige Schmerzen vorliegen und wenn nur wenige Gelenke betroffen sind. Topi- sche nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Capsaicin (z.B. DUL-X® Crème warm) stellen bei Handarthrose wirksame und sichere Behandlungsoptionen dar. Diese topischen Medi- kamente scheinen laut einigen Studien nicht mehr systemische Nebenwirkungen zu verursachen als Plazebo.

7. Empfehlung: orale Analgesie mit Paracetamol

Aufgrund seiner Wirksamkeit und Sicherheit ist Paracetamol (z.B. Dafalgan®) das orale Analgetikum der ersten Wahl (bis zu 4 g täglich). Spricht der Patient gut darauf an, ist es das bevor- zugte Langzeitanalgetikum. Zwar ist der analgetische Effekt von Paracetamol nicht so ausgeprägt wie derjenige von NSAR, doch ist es sicherer und kostengünstiger. Die Wirksamkeit von Paracetamol bei Handarthrose wurde nicht direkt untersucht.

Jedoch hat sich Paracetamol in Studien mit Patienten bewährt, die an anderen Gelenken eine Arthrose aufwiesen (diese Emp- fehlung beruht im Wesentlichen auf Expertenmeinung).

8. Empfehlung: orale NSAR, wenn Paracetamol nicht ausreicht

Wenn Patienten auf Paracetamol nicht zufriedenstellend an- sprechen, sollten orale NSAR in der niedrigsten effektiven Dosierung und nur über einen kurzen Zeitraum verwendet

werden. Es muss regelmässig überprüft werden, wie der Patient auf die Behandlung anspricht und ob er das Medikament noch benötigt. Bei Patienten mit erhöhtem gastrointestinalem Risiko sollte ein nichtselektives NSAR zusammen mit einem Magen- schutzmedikament oder ein selektiver COX-2-Inhibitor verwen- det werden. Liegt ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vor, sind Coxibe kontraindiziert. In diesem Fall sollte ein nichtselektives NSAR mit Vorsicht verabreicht werden.

9. Empfehlung: SYSADOA

Symptomatic slow acting drugs for osteoarthritis (SYSADOA) wie Glucosamin (z.B. Voltaflex®, Glucosan®), Chondroitinsulfat (Condrosulf®, Structum®), Diacerhein, Avocado-/Sojabohnen- extrakt oder die intraartikuläre Gabe von Hyaluronan (Syno- vial®) können bei geringer Toxizität zu einem symptomatischen Nutzen führen. Allerdings ist der Effekt gering, und es ist bis anhin nicht definiert, für welche Patienten diese Behandlung geeignet ist. Darüber hinaus ist unklar, in welchem Umfang diese Substanzen zu einer klinisch relevanten Strukturmodifi- kation in den betroffenen Gelenken führen und welcher phar- makoökonomische Nutzen zu erwarten ist. Diacerhein ist mit Vorsicht einzusetzen, weil es zu Durchfall führen kann.

10. Empfehlung: Kortikoidinjektionen in Gelenke

Die intraartikuläre Injektion lang wirksamer Kortikosteroide ist bei schmerzhaften Episoden der Handarthrose wirksam, insbe- sondere bei Arthrose der Gelenke zwischen dem Os trapezium und den Metakarpalknochen. Diese Empfehlung beruht haupt- sächlich auf Expertenmeinung.

11. Empfehlung: operative Massnahmen

Bei schwerer Arthrose des Daumengrundgelenks stellen chirur- gische Eingriffe wie die Interpositionsarthroplastik, die Osteo- tomie oder Arthrodese wirksame Behandlungsoptionen dar. Sie sollten bei Patienten mit ausgeprägten Schmerzen und/oder Be- hinderung erwogen werden, wenn die konservative Behand- lung versagt hat. Die Kombination zweier chirurgischer Mass- nahmen (z.B. Trapeziektomie und Bandrekonstruktion) sollte vermieden werden, weil sie keine Vorteile bringt, aber mit einer höheren Komplikationsrate behaftet ist.

Quelle:

W. Zhang (Academic Rheumatology, University of Nottingham, Nottingham, UK) et al.:

EULAR evidence based recommendations for the management of hand osteoarthritis:

Report of a Task Force of the EULAR Standing Committee for International Clinical Stu- dies Including Therapeutics (ESCISIT). Annals of the Rheumatic Diseases 2007; 66:

377–388.

Interessenkonflikte: keine deklariert.

Andrea Wülker F O R T B I L D U N G

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ARS MEDICI 17 2007

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