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Je älter und unentstellter eine Erzählung desselben, desto grösser erscheint die Majestät des Indra

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290

Indra nach den Vorstellungen des Mahäbhärata.

Von 4dolf UoltzmaBii.

§ 1.

Indra der Götterkönig.

Während der Blüthezeit der epischen Poesie galt Indra ohne

allen Zweifel für den grössten und mächtigsten aller Götter. Der

tapfere Asurenkämpfer war das beliebte Vorbild der irdischen Krieger,

der rechte Gott der Schlachten und der Helden, und .blieb es auch

so lange als die Heldenzeit des indiscben Volkes dauerte. In

dieser bevorzugten Stellung finden wir den Indra noch in allen

alten Stücken des Mahäbhärata. Je älter und unentstellter eine

Erzählung desselben, desto grösser erscheint die Majestät des

Indra; je später und überarbeiteter ein Stück uns vorliegt, desto

mehr hat er an MachtfüUe verloren. In einer Menge von Namen

wird er bezeicbnet als der Herr des Himmels, der König der

Götter, der Gott des segenspendenden Regens, der Besitzer des

Donnerkeiles, der Herr des unsterblich machenden Göttertrankes,

der wahre Gabenverleiher, von dessen Gnaden jede gute Gabe her¬

rührt. „Es ist nur ein Götterkönig, er der heldenmüthige Ver-

tüger der Peinde', heisst es 3,10658, und wie Gangä die erste unter den Plüssen, so ist Indra der vorzüglichste unter den Suren 3,io«56.

Diese Sätze sind in den folgenden Paragraphen des weiteren

auszuführen; hier entsteht zunächst die Frage, wie und wann

Indra nach der VorsteUung des Epos zu solcher MachtfüUe gelangt

sei, da von einem Ueberkommen derselben durch Erbschaft nirgends

die Rede ist. Am häufigsten ausgesprochen und dem Geiste der

epischen Poesie am angemessensten ist die Ansicht, er habe die

Herrscbaft über die Dreiwelt seiner Tapferkeit zu verdanken. Er

hat seine SteUung sich erobert, er wurde Weltherrscher erst durch

seinen Sieg über die Feinde der Götter, die Asura. Wie unten

auf Erden in den Stammesfehden oder in den Kämpfen mit den

wilden Eingeborenen oft genug tapfere Helden sich zu Königen

aufgeschwungen haben mochten, so, stellte man sich vor, sei auch

(2)

ihltzmann, Indta nach den VornteUungen des Mah&bhdrata. 291

oben im Himmel nach den siegreichen Kämpfen mit den Asm-en

der tapferste der Götter ihr Gott geworden. So sagt Karna 1,743«,

da er dem Duryodhana offenen Krieg gegen seine Feinde empfiehlt :

„Durch Tapferkeit bat der muthige Bharata die Erde erworben,

durch Tapferkeit hat Indra die drei Welten sich unterworfen."

Ebenso erzählt Märkandeya 3,i32i6: „Als der schreckhche Krieg

zwischen Göttem und Asuren beendet war, da ward Indra Herr

der drei Welten." Auch 2,872, 14,98 ist deuthch gesagt, dass Indra

durch seme Tapferkeit die Asura besiegte und durch diesen Sieg

Herr der Welten ward. Specieller ist die Angabe 3,'n807 „als

Indra durch seine Tapferkeit den Vritra besiegt hatte, ward er

Herr der Dreiwelt." Ebenso erzählt er selbst 12,3660: „Als ich den

Jambba, Vritra, Bäla, Päka, den Virocana, dem hundert Listen zu

Gebote! stunden, den schwer abzuwehrenden Namuci, den viel-

hstigen (^axdbaxsi. , den Vipracitti, den Sohn der Diti, die Söhne

der Danu allerwärts und den Prahläda besiegt hatte, da ward

ich Oberherr der Götter." Die Einweihung (abhisheka) des Indra

fällt der Zeit nach mit dem Kriege gegen die Dänava zusammen

3,id38; was den Ort anlangt, so wird nur angegeben, sie sei in der

östlichen Weltgegend gefeiert worden 5,S767.

f '>.. Gleich nachdem er Götterkönig geworden war, brachte er

ein feierhches Opfer, imi sich berühmt zu machen 1,484«. Dagegen

heisst es 2,7o, er habe vorber geopfert und diesem Opfer habe er

sein Glück zu verdanken: es tritt also hier die kriegerische Tapfer¬

keit bereits zurück hinter der mystischen Zauberkraft des Opfers.

Nach anderen Angaben hat Indra sein Amt von Brabman eitalten.

So sagt Ka^yapa l,i45s: „Dieser Indra ist zum Herm der Dreiwelt

gemacht worden auf Befehl des Brabman." Als späterhin die Ver-

ehnmg des Vishnu das Andenken an Brabman zurückdrängte, war

es natürhch dieser Gott, der den Indra in seine Würde einsetzte.

Die Götter sagen 5,2»7 zu Vishnu: „Du bist es, der das Amfita

raubte, du hast die Daitya in der Schlacht besiegt, den Bah

niedergestreckt und dann den Indra zum Götterherm gemacht." Es

ist selbstverständhch, dass die Anbänger des ^iva nicht ermangeln,

dasselbe von ihrem Gotte zu behaupten; z. B. 12,4495: „^iva

machte den tausendäugigen Gott zum Herm des Hinunels;' 13,694:

„vor Alters erwarb sich Indra durch seine Ergebenheit die Gunst

des Gottes, indem er nackt und mit Asche bedeckt büsste, und in

Folge der Zufriedenheit des Mahädeva erlangte er die Herrschaft

über die Götter;" 13,59x heisst (^iva, kurzweg der Schöpfer imd

Herr des Brabman, des Vishnu und des Indra. Die letzten indi¬

schen Götter endhch sind die Brahmanen, und so kann es nicht

feblen, dass bemerkt wird, Indra habe seine Würde sehier Devotion

gegen die Priester zu verdanken 13,8i88, 5,i708; vgl. 5,2S84. Aber

alle diese letzteren Vorstellungen sind späteren Datums; die neu,

eindringenden Behgionen des Qiva und des Vishnu baben in der

epischen Poesie einfach ihre Götter an die SteUe der alten gesetzt 19*

(3)

292 HoUzmann, Indra nach den Vorstellungen des Mahdbhdrala.

sie ermangelten gänzlich poetischer Productivität und konnten nur

die schönen alten Sagen geschmacklos übertreiben und verderben.

Die alte epische Ueberliefenmg wusste nur, dass Indra durch eigene

Kraft und durch den Willen des Schicksals, d. b. des Brabman,

seine Stellimg sich erwarb.

Als Götterkönig ist Inüra ganz das UrbUd eines mächtigen,

glücklichen und wohlwollenden irdischen Königs. Er selbst lebt

in Lust und Freude, aber auch sein Regiment ist ein glückliches,

er lässt regnen und gedeihen, die Menschen sind fromm und zu¬

frieden, sie wissen von keiner Krankheit, Indra selbst reist umher

und sieht überall nach. ,Als der schreckliche Krieg zwischen

Göttem und Asuren zu Ende war', beisst es 3,i32i6, „da wurde

Indra Herr der drei Welten. Immer liess Parjanya die besten

Segenspender regnen, die Geschöpfe waren gesund, fronun und ge¬

recht, alles Volk war zufrieden und verharrte in seiner Pflicht.

Als der Tödter des Bala das Glück seines Volkes sab, da war er

zufrieden, der Götterkönig Qatakratu ; er bestieg seinen Elephanten

Airävata und besah sich die vergnügten Geschöpfe.' — Dieselbe

Vorstellung, dass nach Ueberwältigung der Dänava und der Ein¬

setzung des Indra als Herm der Welt Recht und Wahrheit herrschten, wird auch 13,3885 ausgesprochen.

§ 2.

Indra und Brabman.

Als der erwachende speculative Geist des Volkes sich mit den

alten Naturgöttem nicht mehr begnügen konnte, sondem anfing, zu¬

erst dunkel und unbewusst, nacb und nach immer bestimmter und

bewusster, hinter der Vielheit der einzelnen Naturkräfte die Ein¬

heit einer das All umfassenden Weltseele, eines höchsten Urgmndes

alles Seins zu suchen, da mag es zunächst wobl nahe gelegen sein,

die imponirende Gestalt des Götterkönigs zu dieser hohen Stufe

zu erbeben, und es fehlt auch im Mahäbhärata an Stellen einer

solchen pantheistiscben Auffassung des Indra nicht, obwohl in

dieser Richtung gewiss die spätere Umarbeitung das meiste ent-

femt oder auf Vishnu übertragen hat. „Du bist der Wind, du die

Wolke, du das Feuer des Bhtzes am Himmel, du der Glanz aller

Wesen, du bist die Sonne und das Feuer, du bist die Erde sanunt

Bergen und Wäldern, du der heUe Himmel mit der Sonne, du der

grosse Ocean mit den Timi- und Timiügila-Fischen', heisst es in

dem Spmche der Kadrü l,i285 —^1295. Dass aber diese pantheistische

Auffassung des Indra nicht durchdrang, lag hauptsächhch an dem

stark hervortretenden kriegerischen Naturell des Götterkönigs; die

Priester mussten die beschauliche Ruhe des Brabman der energi¬

schen Tapferkeit des Götterkönigs vorziehen. Aber auch die ander¬

weitigen Vorstellungen, die sich über den persönlichen Cbarakter

des Indra ausgebildet hatten, liessen ihn vor dem nach Grundsätzen

(4)

Holtzmann, Indra nach der» Vorstfünngen des Mahähhärata. 293

einer immer scrupulöseren Moral prüfenden Aüge der spateren

Weltanschauung jener hohen Stufe nicht mehr würdig erscheinen;

seine Gewaltthätigkeiten und seine Lieheshandel empfahlen ihn

nicht dazu, seitdem das moralische Gewissen des Volkes ein zar¬

teres, feiner fühlendes geworden war.

Zwar fehlt es dem Götterkönige, auch abgesehen von seiner

heldenmüthigen Tapferkeit, nicht an trefflichen Eigenschaften; be¬

sonders wird seine Grossmuth hervorgehoben, er erscheint als mit¬

fühlender Freund nicht nur der Menschen (freihch zunächst der

Krieger und Könige), sondem auch der Thiere. Er erbarmt sich

(3,329— 84o) eines vor den Pflug gespannten Rindes, das hart

schleppen muss, und iBsst stark regnen, so dass der Bauer ge¬

zwungen wird, von seiner Arbeit abzulassen. In der Geschichte

von Nala, welche durch ihre Popularität einer durchgreifenden

Ueberarbeitung in vishijuitischen Sinne entging, zeigt sich seine

grossmüthige Denkweise deutlich. Denn er wird nicht wie Kali

in seinem Ehrgeize dadurch gekränkt, dass Damayanti bei der

Gattenwahl einen sterblichen Menschen ihm vorgezogen hat; er

verhilft ihr vielmehr selbst dazu, den Nala zu wählen, beschenkt

das Paar reichlich imd bemüht sich den Zom des Kali zu be¬

schwichtigen. Auch als Wäcbter der Moral tritt er auf, wie wenn

er im Vereine mit Agni die Tugend des U^inara prüft : ,Er richtet

in der Welt Wahrheit und Falschheit' l,8io. Ein alter, 5,388 an¬

geführter Spmch droht: ,Den triflft Indra mit dem Donnerkeile,

welcher den Schützhng dem Feinde aushefert." Sehr neu dagegen

ist der Versuch, den alten Heldengott gewaltsam als büssenden

Heihgen erscheinen zu lassen, 5,82o: „Durch tugendhaften Wandel

hat Balabhid den höchsten Rang unter den Göttem erreicht, er

gab Wohlleben und Sinneslust auf und pflegte eifrig Wahrheit

und Tugend; so wurde ihm die Königswürde zu Tbeü.* Nach

6,3365 bestraft Indra Denjenigen, welcher seinen Gefährten in der

Noth im Stiche lässt und gemhig nach Hause geht, und nach

5,4089 erwirbt man sich durch unverbrücbhche Wahrheitsliebe die

Gunst des Indra und des Agni.

Aber so wenig wie an Lob feblt es an Tadel. Er bekämpft

seine Feinde ebenso oft mit Verrath und Heimtücke als mit ehr-

Uchen Waffen und handelt ganz nach dem Grundsatze seines Priesters

Brihaspati, dass gegen Feinde jedes Mittel erlaubt sei 2,2459. Den

feierlich geschlossenen Vertrag mit Vritra bricht er, indem er sein Gewissen mit höchst sophistischen Spitzfindigkeiten beruhigt. „Viel

Unrecht, Betmg und Heimtücke', sagt Nahusha 5,374 zu den himm¬

lischen 5ishi, „bat sich .Indra ehedem erlaubt, warum habt ihr ihm

nicht gewehrt?" In der nämlichen Erzäblung (5,263) antwortet

Indra auf die Frage, ob er sich denn vor Brabmanenmord nicht

fürchte: „Ich werde späterhin schon schwere Busse büssen, um

mich zu reinigen." Auf die Bewahrung seines Ansehens ist er auf das eifersüchtigste bedacht, wie er z. B. den König BbaAgä^vana,

(5)

294 Boltzmanv, Indra nach den Vorstellungen des Mahähhärata.

der ein dem Indra unangenehmes Opfer bringt, ohne ihn 2u rufen

(anahüya mäm 13,567), zur Strafe in ein Weib verwandelt (ebd. 537).

Besonders aber wusste die alte Sage viel von seinen Liebschaften

zu erzählen, aber freilich hat hier spätere Frömmigkeit die an-

stössigsten Züge entfernt. Er heisst ein Frauenjäger (parastrikä-

macärin) 13,2265, wo seine Liebe zu der schönen Brahmanenfrau

Euci erzählt wird imd er sich 2337 die Anrede : „LeidenschaftUcher,

schlecht gesinnter, verbrecherischer Indra* gefallen lassen muss.

Ein solcher Charakter passt schlecht zu den Anforderungen, welche

eine spätere Zeit an eine göttlicbe Natur steUte, und welche 5,2386 so formulirt werden : ,Ein Gott handelt niemals nach menschlicher Weise aus Leidenschaft, Zom, Gier oder Hass."

80 war Indra, dessen lebhaftes und energisches NatureU ein

treues Abbild der kriegerischen Stammeskönige der indischen Helden¬

zeit sein mochte, zu wenig geeignet, die Rolle des erhabenen, über

Göttem und Menschen schwebenden, ewig ruhenden Urgeistes zu

übemehmen. Er musste hinter anderen Gestalten des indiscben

Pantheons zurücktreten. Der erste Gott, welcher dem Indra den

Rang abgewann, wie dieser vielleicht den Agni und Agni den Va¬

rana verdrängt batte, war Brabman. Wenn im griechischen Epos

binter der reichbelebten Götterwelt das dunkle aUgewaltige Schick¬

sal steht, dessen Willen selbst Zeus in wichtigen Fällen befragt,

so war das indische Epos einen Schritt weiter gegangen: es hatte

das Schicksal personificirt in der Gestalt des Brabman oder Vidbätar,

der zwar nicht handelnd in den Lauf der Ereignisse greift, aber

die Zukunft kennt und stets den richtigen Weg anzugeben weiss,

der zum Ziele führt, der das Schicksal nach seinem WiUen lenkt

und dabei an nichts als in einzelnen Fällen an sein einmal ge¬

gebenes Wort gebunden ist. Mag die Idee von Brabman theologisch

sich andersartig entwickelt haben, im Epos ist er der Herr des

Schicksals und das beständige Orakel der Götter, bei dem sie

schützenden Rath, nie aber thatkräftige Hilfe suchen. An ihn

wendet sich Indra in jeder Bedrängniss, und Brahman giebt die

richtigen Mittel zur Rettung an, überlässt aber die Ausführung

dem Götterkönige; unmittelbar betheiligt er sich nicht am Gange

der Ereignisse. Diese Stellung des Indra zu Brabman gehört gewiss

schon dem alten, nicht erst dem überarbeiteten Epos an; sie drückt

den Indra noch nicht in ein unwürdiges Verhältniss herab; denn

ist auch der Rath des Brabman, die weise und tapfere That bleibt

dem Indra, auch abgeseben davon, dass es ganz in dessen Be¬

lieben liegt, ob er den Ratb des Brabman einholen wUl oder nicht.

So oft die Götter sich an Brabman wenden, ist Indra ihr

Sprecher; nur einmal, bei der Vorstellung der Götter bezüglich

des Rävana, fübrt Agni für sie das Wort, obwolil Indra zugegen

ist 3,16929. Als die beiden Asuren Sunda und Upasunda die Götter

gezwungen haben den Himmel zu verlassen (l,768o), giebt Brabman

die Mittel zum Sturze der beiden Brüder an, und nach dem FaUe

2 3

(6)

HoUzmann, Indra naoh den VörsleUungeu dei Mahähhärata. 295

derselben wird bemerkt (1,7735), Brabman habe die Dreiwelt von

neuem dem Indra übergeben und sich in seine Welt zurückgezogen.

Ebenso erscheint Indra als Führer der Götter in der Geschichte

des Vfitra 3,8698: die Götter, an ihrer Spitze Indra, begeben sich

zu Brabman, um Hüfe gegen Vyitra zu suchen; Brahman belehrt

sie, wo der Donnerkeil zu holen sei, init welchem Indra den Vjitra'

tödten werde. Auch allein sucht Indra den Brabman auf, sich

bei ihm Ratb zu holen; so als er nach Besiegung aller übrigen

Asuren nur den Bali nicht finden kann 12,80äo. Wie Indra und

die andem Götter, im vergeblichen Kampfe mit den Asura, sich

an Brabman wenden, ist auch 8,i4S9 erzählt; dieser weist ihn an

Qiva 1430. Eine Berathung der Götter unter dem Vorsitze des

Brabman wird auch 1,2504 berichtet; es handelt sich darum, wie

der Uebervölkenmg der Erde abzuhelfen sei; Brabman vertröstet

die Götter auf einen gewaltigen Krieg, der sich unter den Menschen

erheben und die Erde entvölkern werde. Bekannthch ward ein

solcher „Prolog im Himmel' mit der gleichen Motivinmg auch

dem griechischen Epos vorangestellt.

So steht Indra allerdings in einem theilweise abhängigen Ver¬

hältnisse zu Brabman; er erscheint bei Gelegenheit in dessen Ge¬

folge 3,16548 und es heisst sogar, Brabman habe ihn zum Herm

der Dreiwelt eingesetzt l,i458 oder wieder eingesetzt 1,77S5. Aber

der Welt und dem Leben, wie es im Epos sich darsteUt, steht

Brabman zu feme; er ist nicht wie Zeus der Vater der Götter

und Menschen, sondem ihr Grossvater, Pitämaha, und die epischen

Vorstellungen von Indra verlieren an Poesie und Würde nicht

durch ihn.

§ 3.

Attribute und Wohnsitz.

üeber die Vorstellung, welche das alte Epos sich von der

äusseren Gestalt des Gottes machte, enthält das Mahähhärata keinerlei

deutliche Angaben. „So schön wie Indra" erscheint als sprich-

wörthche Eedensart 4,2S69. Der alte Beiname Tausendauge (sahas-

räksha, sahasranetra , dasa(;atekshana) , der ursprünghch wohl nur

seine Allwissenheit symbolisirte, wurde später wörtlich genommen:

er habe vorn, hinten und auf der Seite grosse Augen mit rothen

Winkeln (raktänta); bekommen habe er sie, als er die alle Götter

rechts umwandelnde Nymphe TUottamä genau habe sehen wollen,

1,7706. Auch 19,3971 sind die tausend Augen wörthch genommen.

Ein Büd des Indra (auf einer Fahne) wird erwähnt 7,i085. i694.

Sein Gewand ist von schwarzer Farbe nach l,8io. Er trägt ein

Diadem, daher Kiritin 1,1525. Dass seine Kleider staublos sind,

sein Kranz stets bunt und nie welkend, dass er keinen Schatten

wirft, nie vom Schweisse (der überhaupt im Himmel feblt 3,15454)

angegriffen wird und nicht mit den Augen blinzelt, auch im Stehen

(7)

296 Holtzmann, Indra nach den VorsleUungen des Mahähhärata.

die Erde nicht berührt, hat er mit allen G^öttem gemein; es sind

dies die Zeichen der Götter 3,8«i4; vgl. 2,887: ,nnbeschreibUch ist seine Gestalt; er trftgt ein Diadem und ein goldenes "Armband, einen bunten Kranz und staublose Kleider." Ueber seinem Haupte wird ein gelber (päii4''ir*) Sonnenschirm (ätapatra) mit goldenem

Griffe getragen 3,i677. 177». Von Waffen des Indra wird ausser

dem Donnerkeile, wovon sogleich, der Speer erwäbnt, welcher im¬

mer trifft und wenn er Hunderte von Feinden getödtet hat, von

selbst in die Hand des Indra zurückkehrt 3,i78oi. Dieses ist der

Speer, welchen Kanja von Indra gegen Panzer und Ohrringe aus¬

tauscht; nach dem Tode des Ghatotkaca kehrt er von selbst wie

ein Meteor leuchtend in den Aether ziirück 7,8i7i. Auch ein

Muschelhom des Indra wird erwähnt; es ist von Vicvakarman ver¬

fertigt 2,1982. Ein Bogen des Indra vrird als im Besitze des

Judhishthira befindlicb erwähnt 7,i038. Der Regenbogen, gewöhnlich

Indrawaiffe (Indräyudha) genannt beisst anch Bosren des Indra

(Indradhanus) 5,2224.

Der Donnnerkeil des Indra heisst Vajra, A^ani, Mabäi;ani,

Kulina. Der Gott halt ihn sehr werth; ,der geliebte Donnerkeil

des Indra" (I,i4i5. 3,i79i. 3,12174 u. s. w.) ist eine gewöhnliche Ver¬

bindung. Dem Karna stellt Indra jede Wahl frei, nur den Donneri

keü nimmt er aus 3,i7i96: „mit Ausschluss meines Vajra wähle

dir was du willst." Die Geschichte des Donnerkeils ist 3,8698 er¬

zählt: Die Götter, von Vritra und den Dänava hart bedrängt,

suchen Schutz bei Brabman ; dieser giebt ibnen ein Mittel an, wie

sie den Vyitra tödten könnten : sie sollten zu dem heihgen Dadhica

geben und ihn bitten, er möge zum HeUe der Dreiwelt seine Ge¬

beine hergeben. Das werde Dadhica freudig thun. Sie sollten

dann aus seinen Gebeinen eine schwere Waflfe verfertigen, mit

welcher Indra den Vfitra sicher erlegen werde. Alles trifft zu,

wie Brabman es vorausgesagt; gerne opfert Dadhica sein Leben

und aus seinen Gebeinen fertigt Tvashtri den DonnerkeU des Indra

(der daher Asthisambbava , aus Knochen entstanden, heisst I,i6i4),

wonüt dieser dann den Vfitra erschlägt 3,8727. Eine spätere Stelle

(1,6486) fügt bei, der Keil sei an dem Haupte des Vfitra in hundert

und tausend Stücke zerschellt; aber es ist nirgends die Eede von

der Verfertigung eines neuen Vajra. 'Der Donnerkeil wird oft als

belebt gedacht; Indra spricht mit ihm, so 1,794: ,geh, hilf diesem

Brabmaner" (nämlich dem Utanka, der vergeblich ein Loch in die

Erde zu bohren sucht, um in die Welt der Schlangen zu gelangen).

Beim Herannahen eines Feindes wird „der geliebte Vajra des Indra"

von selbst heiss und föngt an zu glühen I,i4i6. In einer anderen

Erzählung vom Tode des Vfitra (5,38o) schleudert Indra mit dem

Donnerkeile den Schaum des Meeres auf Vjitra, in dem Schaume

aber ist Visbnu verborgen (so auch 3,1741:4), der dann den Vfitra

tödtet. Hier ist Vishnu ganz ungeschickt eingeschoben, denn im

späteren Verlaufe hat Indra allein die Schuld des heimtückischen

(8)

Holtzmann, Indra nach dea VortteUimgen det MaJidbhärata. 297

Mordes zu tragen; aber mit dem Meeresschaume muss der Donner¬

keil in irgend einer unbekannten Beziehung stehen, da Indra beide

identificirt; denn er sagt: „dieser Schaum ist weder trocken noch

naas und auch keine Waffe,' und nach diesem Sophisma (denn er

hatte sich verbindhch gemacht, den Vjitra mit keiner Waffe und

weder mit Trockenem nocb mit Nassem anzugreifen) tödtet er den

Vfitra mit dem Donnerkeile; vgl. die von A. Weber, Indische

Streifen I, 35 citirte Stelle ans dem Qatapatha-Brahmana: „Das

Wasser ist ein Keil, es höhlt aus.'

Die durchgehende Verschiedenheit der beiden längeren Be¬

ricbte über den Tod des Vfitra (3,869s imd 5,887) zeigt sicb auch

in den Angaben beider über den Donnerkeil. Nach dem ersten

Bericbte wird der Donnerkeil erst zu dem Behufe von Tvasht.fi

geschmiedet, den Vritra damit zu tödten; in dem zweiten aber hat

Indra schon viel früher, vor der Geburt des Vjitra, dessen älteren

Bmder Trisiras damit erschlagen 5,26i.

In einer späteren Sage , vom Tode des Suvarnashthivin , des

Sohnes des Sfinjaya, verwandelt sich der Donnerkeil, welcber auf

Befehl des Indra den Suvarnashthivin tödten soll, zu diesem Zwecke in einen Tiger 12,iii2 — ii8i.

Wenn Indra seinen gewöhnhchen Wohnsitz verlässt, erscheint

er entweder auf einem Wagen fahrend oder auf einem Elephanten

reitend. Die erstere VorsteUung ist entscbieden die ältere. Der

Wagen des Indra heisst Jaitra (3,i66io), auch Sudarijana (4,i76i); er

ist mit Edelsteinen geschmückt, er fährt nacb dem Wülen des

Gottes durch die Luft (4,i768). Er wird von schneUen gelbUchen

(hari) Pferden gezogen, daher Indra selbst Harihaya, Harivähana

heisst; die Zahl der Pferde wird bald auf tausend (5,3845. 19,245»),

bald auf zehntausend (3,1720. 12184) angegeben. Dieser von Mätah,

des Götterkönigs Wagenlenker und Freund, geleitete oder nach

andem Stellen (4,i766. 5,3845) durch den blossen Wülen des Indra

gelenkte (kämaga) Wagen verscheucht die Finstemiss, zerspaltet

die Wolken, erfüllt die Welt mit Donnergetöse 3,i7i6; um ihn

her zucken heUe Bhtzstrablen, auf dem Wagen selbst webt die

schwarze Fahne Vaijayanta mit goldgeschmücktem Stamme 3,i72i.

üm den Wagen schweben aUerlei Genien, besonders die Wind¬

götter oder Mamt, auch tanzende Apsaras, musicirende Gandharha,

femer die Vidyädhara und andere Halbgötter. Wenn der majestä¬

tische Indra auf seinem Wagen daherfährt, erschallen rings um ibn

die Lobgesänge aller Götter, Wolken ziehen ibm nach und die

Schaaren der Vidyädhara und der Apsaras 1,2121. Der Fürst und

seine Begleiter werden verglicben mit Indra und den Marat 1,7779.

3,15600. „Vom Himmel herab', heisst es 1,8467, „ftihrt Indra, begleitet

von den Schaaren der Marat'. Das Herannaben des Indra in seinem

Wagen ist auch 3,11918 beschrieben: schon von feme hört man in

der Luft das Donnem der Räder und das Läuten der Schellen, es

klingt wie das Brüllen wilder Thiere; in glänzenden Wagen folgen

2 3*

(9)

2d8 Holtzmatm, Indra nach den VorstdUtngen des Mahäbhärata.

ihm die Gandharha und die Apsaras, der von gelben Pferden ge¬

zogene Wagen ist mit Gold geschmückt, er taeselt wie eine Donner¬

wolke. Diesen Wagen schickt Indra dem Bama, dem Sobne des

Da(;aratha, welcher auf ihm stehend den Eavaija erlegt 3,i65io.

Später schenkt Indra seinen Wagen dem Vasu oder Uparicara

3,950. 1,2336, der Um auf seinen Sohn Btdhadratha und auf seinen

Enkel Jaräsandha vererbt; naeh dem Paüe des Jaräsandha kommt

der Wagen mit BewiUigung des Yudhisbtbira (2,935. 973) in die

Gewalt des Kjishna; es wird ausdrückhch bemerkt, es sei derselbe

Wagen gewesen, auf dem fahrend Indra einst die Dänava besiegt

habe, auch seine dem Regenbogen gleicbe Flagge habe sich noch

darauf vorgefunden.

Späteren VorsteUungen gemäss reitet Indra auf einem weissen

Elephanten; derselbe heisst Airävajja, hat vier weisse Stosszähne

und entstund aus dem gebutterten Meere l,ii5i. In dem Kampfe

des Indra mit Arjuna und Kfisbna 1,82«! reitet Indra den Ele¬

pbanten; die SteUe ist aber eine sehr späte vischnuitische Ein¬

schaltung, ebenso 3,14370, wo Indra den Airävata (sonst auch Airä¬

vata) besteigt um den Skanda anzugreifen, und 5,8664, wo er in

dem Tärakämaya genannten Kampfe mit den Asura auf einem

Elephanten sitzend streitet; aber der kämpfende Indra bedient sich

in aUen älteren SteUen des Wagens. Dagegen ist der Elephant

sein Reisethier, das er besteigt um die Dreiwelt zu durchziehen

3,13219. 12,8009. 8223; auf dem Elephanten sitzend besucht er den

Aijuna 3,1676 und erscheint er dem Utanka 1,829. Im Harivamsa

endhch ist Wagen und Elephant verbunden. Indra reitet auf dem

Elephanten, wenn die Götter gegen die Asura ziehen, aber der

Wagen fährt neben her, von Gandharha und Yaksha begleitet, von

Wolken umhüUt und von BUtzen erbeUt 19,246i.

Der Palast des Indra heisst Pusbkaramälini (2,3io) und steht

in der Stadt Amarävati, welche auch seinen Lustgarten Nandana

umschhesst. Sein Palast wird beschrieben 2,288—310; doch ist die

Stelle im ganzen sebr allgemein gehalten und nicht alt. Während

sonst Visvakarman die Wohnungen der Himmlischen zimmert, wird

hier angegeben, Indra selbst habe sich seinen Palast gebaut. Nach

dem Wunsche des Gottes verändert sein in der Luft schwebendes

Haus den Aufenthalt. Dort sitzen Indra und Qaci auf dem Throne,

umgeben von den Marut, Siddha und Sädhya, während die Apsaras

und Gandharha das Lob des Götterkönigs singen und ihn mit

Spiel und Tanz erfreuen. (Nach 2,i75i reichen die Apsaras dem

Indra den Trank, wie Hebe dem Zeus.) Dort besuchen ihn die

bimmliscben Weisen, die einen kommen und die andem gehen.

Alter, Kummer, Müdigkeit und Sorgen sind hier unbekannt; über¬

aU himmlische Bäume und herrliche Sitze. Den grössten Theil

der Bescbreibung, von 292 an, nehmen die Namen der Himmels¬

weisen ein, welche den Indra besuchen. —- Eine ähnhche Schil¬

derung steht 3,1761—1773. Hier kommt Arjuna vom Berge Mandara

2 3 *

(10)

HoUtmann, Indra nach den Vorgtellungen des- Mahäbhätätii. 299

aus in den Himmel des Indra. Am Eingange desselben steht der

Elephant Airävata, und man betritt zunächst die Strasse der Siddha

(siddhamärga, aucb naksbatramtlrga und suravithi genannt), welche

unmittelbar nach Amarävati führt. Die Stadt selbst, von Siddha

und Cärana bewohnt und mit herrlichen Bäumen verseben, umfasst

auch den Götterhain Nandana, den Lieblingsaufenthalt der Apsaras,

der immer von himmlischen Gesöngen ertönt. Zuletzt konunt er

zu dem auf seinem Throne sitzenden Indra selbst, welcben Apsaras

und Gandharha lobpreisen, während die Windgötter ihm Kühlung

zuftlcheln nu. — Eine Nachbildimg dieser Stehe ist 3,iW36, wo

Arjuna die ganze Beise wieder seinen Brüdern erzählt. Auch hier

sind (i20S7 und iso4o) besonders die Bäume hervorgehoben, welche

zur gleichen Zeit blühen und reifen imd nach Wunsch Prüchte

jeder Art gewähren'); femer die Abwesenheit von Hitze, Kälte und

Staub, sowie die ungestörte Preudigkeit der Stimmung. Es ist

ein sagenmässiger Abscbluss einer Erzäblung: „und sie lebten so

vergnügt wie Indra im Götterhaine Nandana' 3,30t)5.

Aus andem SteUen ist nur weniges nachzutragen; die Schil¬

dernng bleibt immer die gleiche. Die Stadt hat nach 1,359« tausend

Thore. Die Wohnung des Indra ist der Versammlungsort der

Götter 11,213, wie die homerischen Götter bei Zeus sich zur Be¬

rathung versammeln. „Wie die Götter in dem Saal des Indra, so

eUten die Fürsten und Helden in den Saal des Königs zur Be¬

rathung' 5,1800.

Wahrscheinhch ist der Mandara der eigentliche Wohnsitz des

Indra , der Olympos der indischen Mythologie. Es heisst 3,ii846,

Indra regiere mit Kuvera den Mandara, imd beide bätten dort ihre

Wohnung. Anders freihch in der Erzählung von der Beise des

Arjuna. Dieser nimmt erst förmhch Abschied vom Mandara (3,i7«4),

ehe er von dort nach Amarävati zieht (1742).

Als sich mit der Zeit über dem Himinel des Indra noch der

des Brabman erhob, blieb der erstere der Lohn der Heldentugend,

der andere der tugendhafter Beschauhchkeit.

In der ganzen VorsteUung von Indras Himmel durchkreuzen

sich die beiden Ideen von diesem Gotte , die kosmogonische und

die anthropomorphistische. Wenn es heisst, dass Blitze, Donner

und Wolken ihn stets umgeben (2,80i), so ist der Herr des Ge¬

witters gemeint; singen die himmhschen Musiker, die Gandharha,

sein Lob (3,i678), so iät das Vorbüd dazu der von seinen Barden

umgebene indiscbe König (z. B. 4,228o: Den Yudhishthira umgaben

achthundert Sänger und Dichter, wie die ^lishi den Indra), und es

war ein Wink für diesen, wenn man unter der Umgebung des Indra

die Priester nicht aufzuzählen vergass 2,289. 3,i76i u. a.

1) Vgl Horn. Od. vn, 115 ff.

(11)

300 HolttmanH, Indra naeh den VoreteUutigen dei Mah&hh&rata.

§ 4.

Unsterblichkeit des Indra.

Das wichtigste unterscheidende Merkmal der Götter ist ihre

Unsterbhchkeit. Aber die Götter sind nicht von vome herein un-

sterbhch. Abgesehen von der Ansicht der späteren Theologe,

dass Götter und Asura durch Busse und Enthaltsamkeit die Un¬

sterbhchkeit sich errungen hätten (5, ists), giebt es zweierlei ältere

Erklärungen der götthchen Unsterbhchkeit. Nach der einen be¬

sassen die Asura dieselbe früher als die Götter. Es konnten

nUmhch die Helden der Asura von den Göttem getödtet werden,

aber ihr Priester Usanas brachte die Leichname durch seine Kunst

jedesmal wieder in das Leben zurück. Aber der Priester der

Götter, Brihaspati, verstand diese Kunst der Wiederbelebung nicht,

so dass die Zahl der Streiter im Götterheere täglich kleiner wurde,

bis der Sohn des Brihaspati, Kaca, jene Kunst durch List von

Usanas erwarb l,si87 —3278. Nach dieser Erzählung, welche gewiss

auf alten Anschauungen bemht, sind also an und fiir sich weder

die Götter noch die Peinde der Götter unsterbhch, ja es giebt

keine eigenthche Unsterbhchkeit, sondem nur die Möghchkeit einer

steten Wiederbelebung der Gestorbenen.

Nach einer zweiten, geläufigeren, VorsteUung ist die, auch

hier nicht ursprünghche und absolute, Unsterbhchkeit der Götter

gebunden an den Genuss des Amrita, der unsterblich machenden

Götterspeise. Aber auch das Amrita war nicht von jeher da, also

gab es eine Zeit, da auch die Götter sterbhch waren. Wie die

Götter jene Speise durch die Butterang des Meeres gewannen, ist

in dem merkwürdigen, zwar überarbeiteten, seiner Grundlage nach

aber sebr alten Abschnitte l,i098 — iie« erzäblt. An dieser Butterung

des Meeres nimmt Indra tbätigen Antheil; er hebt den Berg

Mandara auf den Rücken des Schildkrötenkönigs Aküpära 1123,

und löscht mit seinem Wolkenregen das durch die rasche Um¬

drehung des Quirlstrickes entstandene Peuer aus it36. Das so

gewonnene Amrita bewabrt Indra selbst. In einer späteren Er¬

zählung wird berichtet, wie der Vogel des Vishnu, Garada, dem

Indra das Amrita mit Gewalt entreisst (l,i485); aber Indra raubt

es durch List wieder mit Hilfe desselben Gamda (1,539), bevor noch

die Schlangen, in deren Dienste Garada jenen Diebstahl begangen,

davon haben kosten können. Indra verwendet das Amrita, um

Günsthnge mit Unsterbhchkeit zu belohnen oder sie nach dem

Tode wieder zu beleben. So besprengt er 12,0442 einen gestorbenen

Brahmanen Gautama damit, und dieser kommt wieder zum Leben.

Die im Kampfe gegen Duryodhana gefäUenen Gandharha belebt er

wieder mit einem himmhschen Amrita-Regen 3,15027. Doch muss

das Amrita, wie es scheint, in einer gewissen Menge getranken

werden, wenigstens wird 7,2277 erzählt, Mändhätar habe einen

Tropfen Ampta von Indras Pinger geschlürft, sei aber doch ge-

(12)

Holtzmann, Indra naeh den Vorstellungen des Mahähhärata. 301

storben. Uebrigens steht das Ampta dem Indra ganz znr Ver¬

fügung, und wenn er 5,s667 erst noch die Erlaubniss des Vishnu

einholt, ehe er dem Schwiegersohn seines Freundes Mätali, dem

Schlangenfürsten Sumukha, Ampta zu tiinken giebt, so ist dies

nur ein späterer Zusatz, so gut wie der Vers 3«7i, der, dem Zu¬

sammenbange ganz widersprechend, behauptet, Indra habe dem

Sumukha wsx sehr langes Leben, nicht aber Unsterbhchkeit gewährt.

Ziemhch gleichbedeutend mit Ampta wird das Wort Soma

gebraucht. ,Er trank Sorna mit Indra" (1,«b95) ist ein Ausdruck

für die erlangte Unsterblichkeit. Den unsterblich machenden Soma¬

saft weiht Cyavana den beiden Himmelsärzten, den A^vin, und

nöthigt den Indra sie denselben trinken zu lassen 3,10379—10403.

13,7306 7323. 14,249 254.

Der späteren Theologie gilt Indra mcht für ewig; es hat

schon viele Indra gegeben, und auch der jetzige öötterkönig wird

einst von der Zeit vernichtet werden 12,8i42. Dass Indra der

Zeit unterworfen, dass er entsteht und vergeht, wird aucb 13,55

ausdrückhch bemerkt.

§ 6.

Familie des Indra.

Nach der alten Ansicht ist Indra der Sohn des Dyu oder

Dyau, eines der acbt Vasu ; aber im Mahäbhärata wird er nirgends

Sohn des Dyu genannt, nur der häufige Name Väsava, Sohn des

Vasu, deutet nocb darauf hin. Vielmehr wird er immer unter den

Söbnen des Käsyapa und der Aditi mit angeführt., z. B. 1,2523. 4824.

13,7093. 19,178. 11S49, femor l,260o: .zwölf sind die Söhne der Aditi, unter denen Indra der vornehmste ist"; I,3i86: ,mit der Tochter

des Daksha zeugte Ka^yapa die Äditya, unter denen Indra der

erste ist"; 3,i426i: „meine Mutter" (Indra spricht) „ist die Tochter

des Daksha". Durchweg gilt Aditi als die Mutter des Indra

(3,15264), während die Veda andere Namen nennen. Als die ältere

Götterreibe, zu welcber Hya. und die andem Vasu ge"hören, in

der VorsteUung des Volkes zurückgedrängt wurden, knüpfte man

den Indra an Käsyapa an und reihte ihn unter die zwölf Äditya

ein, w;elche ursprünglich nur TheUe der Sonne waren 3,i89. 19,594.

Eine vereinzelte Tradition berichtet, Indra sei von Päiicajanya

erschaffen 3,i4i62.

Die Frau des Indra ist Qaci, auch Indräni, Mahendräni, Qa-

kräni, Pauloml genannt. Oft werden Indra und Qaci als Beispiel

eines glückhchen Ehepaares genaimt; „Er lebte mit seiner Gattin

so vergnügt, wie Indra mit Qaci" 1,6681. 1,7351. 3,i6570. Glückliche

Ehepaare werden mit Indra und Qaci verglichen, so Nala und

Damayanti 3,2233, Rishyasringa und Qäntä 3,10092. Sie sitzt neben

Indra auf dem Tbrone 2,286. Wie Nahusha, der nach dem Falle

des Vptra zum Götterkönige geworden ist, ihr nachstellt und wie

(13)

302 Holtzmann, Indra naeh dea Voretellungm des Mahäbhärata.

sie ilitn, eben so klug wie treu, zu entgehen weiss und durch List

und Verstellung seinen Fall herbeiführt, ist 5, 358 ff. - erzählt. Aber Indra vergilt ibr nicht mit gleicber Treue ;• seine zahlreichen Lieb¬

schaften sind so berüchtigt wie die des hellenischen Zeus. Haupt¬

sächhch wird ihm vorgeworfen (5,373), er habe die Rischifrau

Ahalyä noch zu Lebzeiten ihres Mannes verführt. Es ist bezeich¬

nend, dass diese Liebesgeschichte, welche in der älteren Mythologie eine grosse RoUe spielte, nur an dieser einen Stelle in älteren Be¬

richten erwäbnt wird. Erst eines der spätesten Bücher (13,7218)

kommt darauf zurück und fügt binzu, Indra sei von Gautama,

dem Gemahle der Ahalyä, verflucht, aber nicht vernichtet worden.

Der späteren Ansicht vom Wesen der Götter waren solche Er¬

zählungen anstössig und wurden daber gerne entfernt ; dass es auch

an allegorischen Auslegungen nicht fehlte, ersehen wir aus Muir

Sanscrit texts IHI ^ 48. Auch die andem zahlreichen Liebschaften

des Gottes werden nicht erwähnt; nur dasselbe dreizehnte Buch

erzäblt 2264 — 2343 VOU der Liebe des Indra zu Buci, der schönen

Gemahlin des Riscbi Deva^arman. Dieser hat vor einer Reise seine

Frau dem Schutze seines Schülers Vipula übergeben. Aber dieser

weiss sie nicht anders zu hüten, als indem er, kraft seiner Ver¬

tiefung (yoga), in sie fährt, wie Kali und die Dämonen in einen

sündhaften Menschen fahren. Nun kommt Indra in seiner scbönsten

Gestalt, aber Vipula fährt ihn hart an: „Leidenschaftlicher, schlimm¬

gesinnter, verbrecherischer Indra, nicht lange mehr werden Götter

und Menschen dich verehren; von mir wird diese beschützt; gehe

wie du gekommen bist, sonst verzehrt dich mein Zom und mein

Fluch, oder der meines Lehrers ; habe künftig mehr Ehrfurcht vor

den Brahmanem." Obne eia Wort zu sagen, entfemt sich Indra,

ünd von da an wandelt Devasarman ohne Furcht in dem öden

Walde umher. — Eine der vielen Wallfahrts-Legenden des Mahä¬

bhärata handelt von Qmtavati, der Tochter des Bhäradväja, welche

büsst, um Indra's Gattin zu werden und zuletzt von diesem m

den Himmel genommen wird 9,ä7«3 —2792.

Ein Sohn des Indra und der Qaci ist Jayanta 1,8025. Eine

Tochter des Indra wird nur in Vergleichungen erwähnt 4,2868; ein

ihr geweihter Wallfahrtsort, tirtha, 3,6023. Ein nicht mit Namen

genannter Sohn kämpft mit seinem Vater Indra gegen die Götter-

feinde 5,3574.

üm den Bäma mit Gehilfen gegen Rävana zu versehen, be¬

fiehlt Brabman dem Indra, zur Erde zu fabren, und dort erzeugt

er (3,16939) „Söhne mit Bärinnen und Aeffhmen, ihm an Kraft imd

Stärke ähnUche, die mit Fäusten, Aesten uud Steinen kämpfen."

Einer dieser Affenfürsten, Bähu, der Vater des Aftgada, heisst Sohn des Indra 3,iii94.

Femer gilt nach der vorUegenden Fassung der Sage Aijuna

entschieden für einen Sohn des Indra. Ausführhch wird 1,4791 fif.

erzählt, wie Kunti mit ihren Zaubersprüchen den Indra ruft, wie

(14)

HoUtmann, Indra nach den Vorstellungen des Mah&bhdrala. 303

dieser kommt \ind wie Arjuna geboren wird. Durch das ganze

Gedicht heisst Arjuna eben so oft Sobn des Pandu als Sohn des

Indra, und wird oft in einem Verse nach beiden Vätern genannt

(z. B. 2,io3i). Nach l,73i6 und 5,235i ist Arjuna sogar nicht nur

ein Sohn, sondem aucb zugleich eine Gestaltung des Indra. Es

entsteht die Präge, ob schon das alte Gedicbt sich Arjuna als

Sohn des Indra dachte. Zwar die Erzählung von seiner Geburt,

mit den tanzenden Apsaras, der Stimme vom Himmel u. s. w., ist

jung und puranenmässig. Aber die alte, so sehr an Homer er¬

innernde SteUe 8,4429 hat ebenfaUs dieselbe Vorstellimg. Als Ar¬

juna und Karna zum letzten Kampfe sich anschicken, streiten die

ünsterbUchen mit Worten gegen einander. ,Da sprach Indra:

Aijuna soll den Karna besiegen; Sürya dagegen sagte: Karna soll

siegen über Arjuna. „Mein Sohn Karna tödte den Arjuna und sei

Sieger im Kampfe", ,Mein Sohn Arjuna tödte den Karna und siege

heute," so war der Streit zwischen Sürya und Indra." Es schemt

also die VorsteUung, welche den Arjuna zum Sobne des Götter¬

königs machte, eine sehr alte gewesen zu sein.

Als eine Verkörperung (avat&ra, und zwar eine nm- theilweise, amsävatära, nach 19,142«. 1764) des Indra galt nach späteren Stellen

Gädhi, der Sohn des Kusika und Vater des Vi^vämitra, nach 12,1720,

wo beigefügt ist, Indra sei durch die Busse des Kusika dazu ge¬

zwungen worden, in seinem Sohne sich zu verkörpem. — Pünf

frühere Indra werden in einem sivaltiscben Berichte 1,7304 auf¬

gezählt, vgl. § 9.

6.

Indra und die Götterfeinde.

Einen Haupthestandtheil der altindischen Mythologie bildeten

die Erzählungen von den heftigen Kämpfen des Indra und der

andem Götter mit den Gegengöttem, den Asura. Auch das Ma¬

häbhärata enthält hierüber Relationen von sehr verschiedenem Alter

und Wertbe. Eine alte Erzählung, die aber bald wieder abbricht,

ist 1,3183 flf. enthalten; hier sind weder die Suren unsterblich noch

die Asuren, die letzteren aber im Vortheüe, weü ihr Priester

üsanas die Wiederbelebungskunst versteht, der Götterpriester Bri¬

haspati aber nicht. Nachdem Kaca sich durch List in den Besitz

der Kunst des üsanas gesetzt hat, treten die Götter vor Indra und

verlangen, dass er sie jetzt gegen die Asura führen und diese ver¬

nichten soUe 3280. Aber aUes, was Indra darauf thut, ist, dass er

die Kleider der badenden Asurenmädchen auseinander bläst 3282

(vgl. „Jajati" im ersten Bande von Holtzmann's „Indischen Sagen"),

um so Streit und Peindschaft zwischen den Töchtern des Königs

und des Priesters der Asura und damit aucb zwischen dem Könige

Vfishaparvan und dem Priester üsanas selbst anzustiften. Die

Erzäblung lenkt bier ab, der Zorn des Priesters wird durch die

(15)

304 HoUsmatm, Indra naeh den Vorstellungen des Mahähhärata.

Unterwürfigkeit des Königs besänftigt, und so die Absiebt des

Götterberrn vereitelt.

Ebenfalls auf sebr alter Grundlage berubt die Erzäblung vom

Kampfe um das Amrita l,i098 — iiss. Während des grossen Krieges

zwischen Suren und Asuren kommen einmal alle Götter auf dem

Berge Meru zusammen und beratbschlagen, wie sie sich das un¬

sterbhch machende Amfita verschafi'en könnten. Den richtigen

Batb giebt iiio Näräyana dem Brabman, in der älteren Passung

wobl Brabman den Suren: ,Der Ocean soU gequirlt werden von

den Göttem vmd den Asuren, dann werdet ihr den unsterbhch

machenden Stoff finden, denn der Ocean enthält die Kräfte und

Säfte aller Edelsteine und aller Heilkräuter." Es scheint also, ob¬

wobl es nicht ausdrückhch gesagt ist, dass die Götter allein nicht

im Stande waren das Meer zu buttern, dieses Werk vielmehr die

vereinte Kraft der Suren und der Asuren erforderte. Ebenso ist

nicht in der Erzählung gesagt, dass Suren und Asuren zunächst

einen Waffenstillstand schlössen; denn beide handeln jetzt vereint

1122. Sie reissen mit Hüfe des Schlangenkönigs Ananta den Berg

Mandara heraus und bitten den Schüdkrötenkönig, den Stützpunct

des Berges abzugeben ; es ist Indra, der den Berg auf den Bücken

des Aküpära presst 1128. (Denn anstatt aküpäre, am Meeresnfer,

wie beide Ausgaben baben, ist nach dem Worte kürmaräjänam,

den Schüdkrötenkönig, gewiss dessen Name zu lesen: Aküpäram.)

Um den Berg schlingt sich die Schlange Väsuki als Quirlstrick,

vmd nun drehen Götter und Asuren immer schneller den Berg

hemm. Die Flammen, welche durch die rasche Bewegung ent¬

stehen, werden von Indra gelöscht 1186. Um das endlich errungene

Amfita aber werden die Asuren betrogen, die Suren trinken allein

davon, und nun entsteht ein neuer Kampf zwiscben beiden Parteien,

schrecklicher als alle bisherigen (ubs), in welchem die Asuren

unterhegen. In der, sebr aUgemein gehaltenen, Beschreibung dieses

Kampfes ist an die SteUe des Indra mit dem DonnerkeUe (so

1,142») bereits Vishnu mit seiner Wurfscheibe Sudarsana getreten

1179. Zuletzt heisst es iiss, Indra habe das Amfita dem Kiritin

zur Bewachung übergeben; unter Kiritin ist hier mit Nllakantha

Visbnu zu versteben.

In diesen beiden Berichten sind die Asura im Allgemeinen

genannt, kein besonderer Name eines einzelnen Asuren hervor¬

gehoben. Häufiger sind die Erzählungen, in welchen Vfitra und

Indra die beiden feindlicben Heere in den Kampf führen. Die

Mythen vom Kampfe des Indra und des Vritra sind sebr alt, aber

im Mahäbhärata schon nicht mehr rein erhalten. Dass der Fall

des Vritra einen Hauptgegenstand der indiscben Mythologie büdete, geht schon daraus bervor, dass ,Vritratödter" einer der geläufigsten

Beinamen des Indra ist, wie Argostödter für den griechischen

Hermes gebräucblich war; freilich will man letzteren Namen jetzt

anders deuten, aber es fragt sich noch, ob mit Eecht. Der älteste

(16)

HoUzmann, Indra nach den Vorstellungen des Mahdbh&rata. 305

epische Stil liebte solche Bezeichnungen. Eine Nachahmung ist

das spätere Madhutödter (Madhusüdana) für Vishnu, und Aehnhches.

Ueber den Kampf und Fall des Vptra haben wir neben

mehreren kurzen zwei ausführhche Berichte, welche aber in vieler

Hinsicht nicht in Uebereinstimmung zu bringen sind. Am reinsten

erhalten ist die Erzählung 3,869i — 873i. Sie lautet in abgekürzter

Uebersetzung: ,In dem Weltalter Krita lebten kampfestolle Dä¬

nava, die entsetzhchen Schwärme der Kälakeya. Diese sammelten

sich um Vptra und erhoben ihre verschiedenartigen WaflFen; von

allen Seiten stürmten sie an auf die von Indra angeführten Suren.

Als diese alle Mühe angewandt, den Vptra zu tödten, traten sie,

voran Indra, zu Brabman, und dieser sprach zu den mit gefalteten

Händen Dastehenden: „Ich weiss alles, ihr Suren, was ihr vorhabt,

und ich wiU euch das Mittel angeben, wie ibr den Vptra tödten

köimt." — Wie er sie nun an den Büsser Dadhica verweist, aus

dessen Gebeinen sie den „furchtbaren, sechseckigen, schneidenden*

Donnerkeil fertigen sollen, wie Dadhica sein Leben wühg aufgiebt

und aus seinen Gebeinen der himmlische Künstler Tvasbtji den

Donnerkeil schmiedet, ist schon oben erzäblt. — „Als Tvashtp den

Donnerkeil verfertigt hatte, sprach er erfreut zu Indra : „Mit dieser

trefflichen Waflfe zermalme schnell zu Staub den schrecklichen

Feind der Suren, dann beherrsche in Frieden die ganze Dreiwelt."

In freudiger EUe ergriff Indra den Donnerkeil, und diesen in der

Hand, von den mutbigen Göttem beschützt, griff er nun den Vritra

an, der Himmel und Erde verhiülend dastund, den aUenthalben die

gewaltigen Körper der Kälakeya beschirmten. Mit hoch erhobenen

Waffen, wie mit begipfelten Bergen, griffen sie an, es entstund ein

langer heftiger Kampf der Götter mit den Dänava, und die Erde

fing an zu zittem. Ein schreckliches Getöse erhob sich, als die

Helden mit den Körpem aneinander prallten und mit den Armen

die erhobenen Schwerter aneinander scblugen; mit aus der Luft

herabfaUenden Köpfen war der Erdboden bedeckt wie mit vom

Stiele gebrochenen Palmfrüchten. Die Kälakeya in ihren goldenen

Panzern, mit eisernen Keulen bewaflEaet, überfielen die Götter, in

Brand gerathenen Bergen vergleichbar, und als sie so stolz daher-

stürzten, vermochten die Götter ihr Ungestüm nicht auszubalten

und wandten sich furchtsam zur Flucht. Als der tausendäugige

Indra die Götter fliehen und die Macht des Vritra wachsen sah,

da fiel er in die grösste Verzweiflimg." — Nim folgt ein späteres

Einschiebsel: „Er suchte eiUg Hilfe bei Näräyana, und als Vishnu

den Indra in Verzweifiimg sab, theilte er seine eigene Stärke dem

Indra zu, dessen Kraft vermehrend; auch aUe die untadeligen

Rischi verliehen ihm Kraft, und die Götter sahen, dass Indra von

Vishnu beschützt sei. Da wurde Indra wieder tapfer sammt den

Göttem und den sehgen Rischi." — Diese Stelle ist zur Verherr-

hchung des Vishnu und der Brahmanen eingefügt. In der alten

Erzählung ward Indra auf irgend eine andere Weise wieder ge-

Bd. XXXII. 20

(17)

306 Holtzmann, Indra nach den VorsteUungen des Mahähhärata.

stärkt. — ,Als Vfitra bemerkte, dass Indra wieder bei Kräften

war, da stiess er einen gewaltigen Scbrei aus, dass die Erde an

allen Enden, dass Luft, Himmel und Aetber erzitterten. Als der

erscbreckte Indra diesen fürcbterlicben Scbrei bört«, überfiel ihn

Furcht, und er schleuderte rasch seinen Donnerkeil, um jenen zu

verderben. Getroffen sank der . grosse Asure , dessen Haupt ein

goldener Kranz scbmückte, sterbend zu Boden ; Indra aber verbarg

sicb voU Furcht in einem Teiche, denn er glaubte es in seiner

Angst nicht, dass er den Donnerkeil geschleudert und den Vfitra

getödtet habe. Alle Götter aber in höchster Freude, und die

grossen Bischi, den Indra preisend, stürzten sicb alsbald auf die

durch den Tod des Vritra entmuthigten Asuren und tödteten sie;

nur ein kleiner Rest verbarg sicb furchtsam im Ocean." Wie Indra

wieder aus dem Teiche hervorkam, ist nicht erzählt; bei der nun

folgenden Trockenlegung des Weltmeeres durch Agastya ist er zu¬

gegen 8808.

Wir haben hier wohl einen auf alter Grundlage beruhenden,

weniger entstellten als verkürzten Bericht. Zusatz sind nur die

oben erwähnten Verse 8721—8725; einerseits konnte der unvermeid¬

liche Vishnu nicht fehlen, andrerseits durfte keine Gelegenheit ver¬

säumt werden, in einem. specieU für die Kriegerkaste bestimmten

Bucbe dieser in Erinnerung zu bringen, dass aUe Heldenthaten

nur der stärkenden Macht des priesterUchen Gebetes zu verdanken

seien.

Vielfache Abweichungen von dieser ersteren zeigt die zweite

ausführhchere Erzählung über den Kampf des Indra und des Vfitra,

welche wir 5,277—320 lesen. In der ersten Erzählung fäUt Vfitra

in offener Feidschlacht, in der zweiten aUein, im Frieden, durch

Venrath.' In beiden stürzt Indra, nachdem er den Vfitra getödtet, in das Wasser, aber das Motiv dazu ist in beiden verscbieden.

Jener Tvasbtfi, der in der ersten Erzählung als glückwünschen¬

der Freund des Indra auftritt, für den er den Donnerkeil schmiedet, erscheint in der zweiten Erzählung (wie in einigen vedischen SteUen)

als ergrimmter Feind des Indra, ja sogar, was höchst auffaUend

ist, als Vater des Vfitra. Nachdem nämlich Indra den ältesten

Sohn des Tvasbtfi, den Tri^iras, der nach der Herrschaft über die

Götter strebte, mit seinem Donnerkeile erschlagen hat, zeugt Tvasbtfi

den Vritra: ,Die Welten soUen meine Gewalt und die grosse

Macht der Busse sehen und ebenso der schlechtgesinnte verbreche¬

rische Götterherr." Nach der Geburt des Vfitra sagt er zu diesem:

,Kraft meiner Busse wachse heran als Feind des Indra." Alsbald

ist Vfitra erwachsen, vmd sein Vater befiehlt ihm den Indra zu

tödten. Es entstebt nun ein heftiger Kampf zwischen Indra und

Vfitra. Zuletzt ergreift Vfitra den Götterherm und verschlingt

ihn, aber die andem Götter schicken dem Vfitra das Gähnen, und

aus dem offenen Munde kommt Indra die GUeder streckend wieder

hervor, zur grossen Freude der Götter. Wiederum beginnt der

(18)

Holtzmann, Indra nach den VorsteUungen des Mahähhärata. 307

Kampf, er dauert lange, aber Indra ist im Nacbtheile und muss

fliehen. Die Götter verzweifeln und berathen sicb mit Indra; die¬

ser spricht: „Die ganze unvergänghche Welt ist diesem Vritra

in die Hände gefallen; keine Abwehr ist zu stark für ihn; früher

war ich dazu im Stande, jetzt vermag ich es nicht mehr. Wie

könnte ich eucb Heil verschaffen? Ich halte ihn fast für unüber-

windhch. Glänzend, von hohem Geiste, von ungemessener Kraft

im Kampfe, möchte er wohl die ganze Dreiwelt sammt Göttem,

Asuren und Menschen verschlingen. Desshalb höret meinen Ent¬

schluss, Bewohner der Dreiwelt. Wir wollen zum Hause des

Vishnu gehen, vor ihn treten und mit ihm berathen; so werden

wir ein Mittel finden, den Schlimmen zu tödten.' Hier ist offen¬

bar wieder einmal Vishnu an die Stelle des Brabman gesetzt;

denn Brabman ist es, an den sicb die Götter in jeder Verlegenheit

wenden. Die Götter erhalten den Rath, mit ihrem Feinde Frieden

zu schhessen, ihn durch Schmeicheleien sicher zu machen und

dann zu tödten. Die Bischi begeben sich nun zu Vjitra und reden

ibm zu , er möge mit Indra Frieden imd Freundschaft schhessen ;

lange genug habe der Kampf gewäbrt, und keiner sei Miig den

andern zu besiegen; alle Wesen hätten unter ihrer Feindschaft zu

leiden. Die Bedenklichkeiten des Vptra weicben den schönen

Sprüchen der Rischi; hübsche Sprüche und anmuthige Erzählungen

sind in allen alten Sagen der Inder ein Reiz, dem keüi Mensch

und kein Gott widerstehen kann. Mit Recht misstraut Vptra dem

Indra, obwohl die Rischi diesem das Zeugniss ausstellen (sie), er

sei zu den Guten zu rechnen, eine Zufiucht der Edlen, spreche

stets die Wahrheit; Vptra möge nur Vertrauen fassen zu dem

untadeligen Indra, dem Kenner des Rechtes, dem Erfinder feiner

Anschläge; ohne Rückhalt solle er ewige Freundschaft mit diesem

schhessen. Nun lässt sich Vptra überreden, aber er glaubt in

seiner ehrhchen Einfalt die Götter durch einen feierhchen Vertrag

binden zu können 320: „Nicht mit Trockenem und nicht mit

Nassem , mit Steinen nicht und nicht mit Holz, weder mit einem

Schwerte noch mit einem Pfeile, nicht bei Tage und nicht bei

Nacht soll Indra oder ein anderer Gott mich schlagen dürfen.'

Der Vertrag wird abgeschlossen, Vritra ist sehr erfreut darüber

(322), aber Indra sinnt immer nur auf Mord. Einmal stehn sie mit

einander zur Dämmerungszeit am Ufer des Meeres; da überlegt

Indra bei sich, die Dämmemng sei weder Tag noch Nacbt und

der aufgehäufte Schaum des Meeres sei weder nass nocb trocken,

auch keine Waffe, und so — sollte man denken, stürzt er den

arglosen Feind in das Meer und erstickt ihn im Schaume des

Meeres. Vielleicht lautete der Schluss der alten Sage in ähnlicher

Weise. Aber es sollte einerseits der Donnerkeil nicbt fehlen,

andererseits musste der unvermeidlicbe Vishnu hineingezogen wer¬

den. Wie dem auch sei, die jetzt vorhegende Erzählung fäbrt im

Verse 330 fort: „Mit dem Donnerkeile schleuderte er schnell den

20»

(19)

308 Hojfzmann, Indra nach den Vorgtellungen de» Mahähhärata.

Meeresschaum auf Vptra, in dem Schaume aher hatte sich rasch

Vishnu verborgen ; imd dieser tödtete den Vritra." Alsbald erhellte

sich die Welt, ein günstiger Wind wehte, alle Geschöpfe freuten

sich, die Götter priesen den Indra, der aber, überwältigt von dem

Bewusstsein seiner Schuld, zog sicb an das Ende der Welt zurück

und versteckte sich dort im Wasser 337.

Diese beiden Erzählungen sind die einzigen ausführlichen,

welche sich im Mahäbhärata über den Kampf des Indra und Vritra

vorfinden. Die kürzeren Andeutungen über denselben folgen bald

dem ersten, bald dem zweiten der erwähnten Berichte. Eine ^i-

vattische Umarbeitung findet sich 7,S457 —3477: der vonVjitra hart

bedrängte Indra sucht Rath bei Brabman, der ihn seinerseits wieder

an Qiva verweist. Von diesem erhält Indra einen undurchdring¬

lichen Panzer, mit welchem angetban er den Vfitra in der Schlacht erlegt. Aucb in dieser Erzählung wird Vritra ein Sohn des Tvasbtfi

genaimt. Die Undurchdringhchkeit des Panzers ist an einen Zauber¬

spruch geknüpft, welchen Qiva dem Indra mittheilt und dieser

später dem Aügiras.

Das vischnuitische Gegenstück zu diesem Berichte findet sich

12,10104—101.51. Beim Anblicke des riesigen Vfitra gerathen alle

Götter in Schrecken, den Indra überf&Ut Ghederlähmimg, während

Vritra keine Furcht zeigt. Docb kämpfen beide unter den Augen

des Brabman. Der Asura überschüttet seinen Gegner mit einem

Steinregen, Indra wird betäubt, aber von Vasishtha durch einen

Spmch (rathantarena loiis) wieder erweckt und gekräftigt. Nun

hilft Vishnu dem Indra, indem er in den Doimerkeil fährt (loias),

dem Vfitra aber einen heftigen Fieberanfall (jvara) zuwendet.

Während er gerade heftig gähnt, wird er von dem Donnerkeile

des Indra getroffen und getödtet 10150. Das Gähnen ist schon

oben 5,28s in der Geschichte des Vfitra vorgekommen. — In die¬

ser Erzäblung (12,10137) ist Vritra der Sohn der Diti.

Die Prosaerzählung 12,13212 und 13213 enthält Berührangs-

puncte mit beiden Hauptberichten. Die Hilfe suchenden Götter

verweist Brabman an Dadhica, aus dessen Gebeinen wird der

Donnerkeil verfertigt, und zwar hier von Dhätfi d. i. von Brabman

selbst; mit diesem Donnerkeile, in welchen Vishnu gefahren ist,

tödtet Indra zuerst den TriQiras oder Visvarüpa, den ältereü

Brader des Vfitra, dann diesen selbst, und verbirgt sich dann im

See Mänasa. Die beiden Brüder sind hier wieder Söbne des

Tvashtfi.

Eine werthlose Pbantasie lesen wir 14,298—313. Hier treibt

Indra den Vfitra mit seinem Donnerkeile nach einander in das

Wasser, das Feuer, die Luft, den Aether; zuletzt fährt der

überall verscheuchte Vfitra in den Indra selbst, der anfängUch da¬

durch betäubt, aber durch einen Zaubersprach (rathantarena 311)

des Vasishtha wieder belebt wird. Er tödtet dann den in seinem

Körper befindlichen Vfitra.

(20)

HoÜzmann, Indra nach den VorsteUungen des Mahäbhärata. 309

Eine abweichende Erzählung scheint der Notiz 3,i660S zu

Grunde zu liegen, dass Indra nur mit Hilfe der Marut oder Wind¬

götter über Vritra habe Herr werden köimen.

Der zweite Hauptbericht über den Fall des Vptra knüpft an

diese Sage die Erzählung von der Absetzung und WiederhersteUung

des Indra. Von 5,835 an wird erzählt, wie Indra aus Schuld-

bewusstsein allen Muth verlor, an das Ende der Welt ging und

dort sich im Wasser versteckte, zappelnd wie eine Schlange. Ihn

quält die Angst des Brabmanenmordes : die beiden Brüder Trisi-

ras und Vfitra gelten hier also für Brahmanen. Da aber hört der

Begen auf, die Teiche vertrocknen, die Flüsse versiegen, die Wäl¬

der verdorren, Empörung herrscht in der Welt, weil der Himmel

keinen König mehr hat. Die Götter sehen sich nach einem neuen

Könige um, und da unter ihnen selbst keiner nach der Herrschaft

strebt (341), so wird ein sterblicher Fürst, Nahusha, zum König

der Götter geweiht. Dieser steht nun der Gattm des Indra, der

Qaci, nach, welche sich in den Schntz des Priesters Bfibaspati be¬

giebt. Auf dessen Batb erwirkt sich Qaci noch eine kurze Frist

bei Nahusha, ob sie nicht inzwischen etwas über Indra erfahre;

sei diese verstrichen, woUe sie seine Gattin werden.

Nun folgt 409—428 ein Einschiebsel: Die Götter wenden sich

nm Rath an Vishnu, und dieser weist sie an, ihm selbst ein Opfer

zu bringen ; dadurch werde Indra seiner Sünde ledig werden. Sie

begeben sich zu Indra (wober wissen sie, wo dieser sich aufhält?),

und Indra bringt dem Vishnu ein Pferdeopfer, worauf seine Sünde

auf die Bätmie, Flüsse, Berge, auf die Erde, die Weiber und Ele¬

mente vertbeilt wird. Nun fühlt sich Indra gesund und glücklich,

aber plötzhch ist mit Vers 422 alles wieder im alten Zustande:

Indra verschwunden, Nahusha mächtig, Qaci nach ihrem Gatten

jammemd, die Götter ganz ungewiss über den Aufenthalt des Indra.

Es ist deuthch, dass hier zu Ehren des Vishnu eine Stelle ein¬

geschoben ward; Indra bringt wohl das Sühnopfer, aber nicht jetzt,

sondem erst nach seiner Wiedereinsetzung.

Auch in der folgenden Partie ist der Text in Unordnung ge¬

rathen. Wie Qaci den Indra gefunden habe, darüber gab es zwei

verschiedene Ueberheferungen ; nach der einen, späteren, geschah

es mit Hilfe der Upasrati, d. i. der verkörperten Astrologie und

Zauberei, nach der anderen, früheren, durch den alles durch¬

dringenden Peuergott Agni. Wie an unzähligen Stellen, so sind

auch hier die beiden einander ausschhessenden Berichte neben

einander stehen gebheben: Indra wird zuerst durch UpaQrati ge¬

sucht und gefunden, dann nochmals durch Agni. Den Gedanken

aber, den Nahusha durch Anreizung seines Hochmuthes zu Falle

zu bringen, hat Qaci in der älteren Passung wahrscheinlich selbst

gefasst, ehe sie den Indra gesehen; in der jetzigen Fassung giebt

ihr Indra, den sie, mit Hilfe der Upasrati, gesehen und gesprochen,

diesen Rath; denn die spätere Ueberarbeitung entfemte im ganzen

2 4

(21)

310 Holtzmann, Indra nach den Vorstellungen des Mahdühdrata.

Gedichte sorgföltig alle Stellen, in welchen Prauen selbständig

denken und handeln. Die ganze Zusammenkunft des Indra mit

Qaci ist ein späterer Zusatz.

In der jetzigen Fassung der Sage entwickelt .dieselbe von

Vers 423 an sich folgendermassen weiter. Die klagende Qaci wird

von Upasruti über Berge und Wälder und über den Himavat ge¬

führt; dort finden sie den klein und unscheinbar gewordenen Indra

in einem See, in einer Lotusblume versteckt. Auf sein Befragen

erklärt ihm Qaci, wie sie ihn gefunden, und fordert ihn auf, den

Nahusha zu stürzen. Er aber meint, noch sei es nicht dazu Zeit,

Nahusha sei ibm nocb viel zu stark; denn die Busse und das

Opfer der Götter bätten ibn gestärkt. Darum solle sie in den

Himmel zurückkehren und dem Nahusha erklären, wenn er in

einem von den heiligen Rishi gezogenen Wagen sie abhole, wolle

sie seine Gattin werden. Dieser Üebermuth müsse dann den Na¬

husha zu Falle bringen. Nun entfemt sicb Qaci und kehrt in den

Himmel zurück; von Nahusha, der auf ihren Vorschlag begierig

eingeht, begiebt sie sich zu Brihaspati und bittet ihn (Vers 471),

den Aufenthaltsort des Indra zu erforschen: ein deutlicher Beweis,

dass sie nicht weiss, wo derselbe sich aufhält, und dass sie ihn

nicht vorher besucht haben kann. Nun bringt Brihaspati ein Opfer

und schickt den Agni aus (474), den Indra zu suchen, und dieser

findet ihn auch (494) noch in dem Wasser versteckt; er meldet es

sogleich dem Brihaspati, welcher kommt und den Indra mit einem

Lobspmche (497—502) stärkt. Indem Indra noch mit den andem

Göttem, welche sich ebenfalls einstellen, sich bespricht, wobei er

wieder seine eigene Gestalt angenommen hat (503), erscheint Agastya

und meldet, dass Nahusha bereits seines Frevels wegen aus dem

Himmel gestürzt sei. Nun kehrt Indra, nachdem er noch die an¬

dem Götter in ihren Aemtem und Würden bestätigt, zum Himmel

zurück, wo er mit dem grössten Jubel aufgenommen wird. Hier¬

ber fällt denn aucb wohl das scbon 418 erwähnte Opfer, durcb

welches die Schuld des Mordes auf die Natur übertragen wird.

Die späteren Bearbeitungen dieser Sage bringen in Beziehung

auf Indra wenig Neues. So wird 12,10152 erzählt, aus dem Körper

des getödteten Vfitra sei Brahmabadhyä , d. h. der personificirte

Brabmanenmord, entstanden, ein schwarzbraunes Ungethüm mit

langen Zäbnen und einem Kranze von Schädeln; diese habe den

Indra verfolgt, so dass er bei Brabman habe Scbutz suchen müssen;

dieser habe nun das Wesen der Brahmabadhyä, also die Schuld

des Mordes, vertheUt auf das Feuer, auf die Bäume, Pflanzen und

Kräuter, auf die Apsaras (dafür 5,4i9 auf die Weiber) und auf das

Wasser. Zur VervoUständig^g der Sühne bringt dann Indra noch

ein Pferdeopfer.

Die Prosaerzählung 12,13213 bericbtet: Aus Furcht vor der

Brahmabadhyä verlässt Indra sein Reich und zieht sich an die in

den See Mänasa fliessende Malini zurück und wohnt dort in einer

2 4

(22)

Holtzmann, Indra nach den Vorstellungen des Mahäbhärata. SU

Wasserlilie. Mit Hilfe der Upasruti findet ihn Qaci und er gieht

ihr das Mittel an, den Nahusha zu stürzen; darauf verkriecht er

sich wieder in die Pfianze. Nach dem Falle des Nahusha hegeben

sich die Götter zu Vishnu, und dieser befiehlt, Indra soUe ihm

ein Rossopfer bringen; darauf holt Qaci ibren Gemahl aus seinem

Verstecke, und das Rossopfer wälzt die Schuld auf die Weiber,

das Feuer, die Bäume und die Erde 13217.

Nach einer Tuiba-Legende sühnt Indra die Schuld, die er

durcb den Mord des Vfitra auf sich geladen, durch ein Bad in

der Samaügä 3,i0693.

Neben der Sage vom Kampfe mit Vfitra gab es nocb eine

grosse Anzahl anderer von Einzelkämpfen des Indra mit hervor¬

ragenden Asuren; aber das Mahäbhärata hat von ihnen nur noch

verblasste Erinnerungen. Besonders bekannt waren die Kämpfe

mit Bala und mit Namuci, da einige der gewöhnlicheren Namen

des Indra sicb auf diese beziehen, wie Balahan, Namucisüdana u. a.

Aber der Kampf mit Bala wird nur beiläufig erwähnt 2,897. 5,497.

6,1711. 7,542. üeber Indra und Namuci berichtet eine Tirtha-

Legende 9,2433: aus Furcht vor Indra fioh Namuci in einen Sonnen¬

strahl ; nun schloss Indra mit ihm Freundschaft und einen Vertrag:

„Nicht mit Nassem und nicht mit Trockenem, bei Tage nicbt und

nicht bei Nacht werde ich dich tödten, das sebwöre ich dir." So

schlössen sie den Vertrag. Zur Zeit des Morgenthaues aber schnitt

Indra mit dem Schaume der Gewässer jenem das Haupt ab. Das

abgeschnittene Haupt aber flog dem Indra überallhin nach, ihm

zurufend: „Wehe dir, Feindetödter!' Der gequälte Gott bittet

den Brabman um Ratb; er opfert nach dessen Anweisung und

badet im Plusse Arunä, wodurch die Schuld gesühnt wird und

jenes Haupt verschwindet. Damit stimmt 2,1957, wo Duryodhana

sagt, Indra habe mit Namuci Freundschaft geschlossen, aber den¬

noch ihm das Haupt abgeschnitten; so verhalte man sicb von je¬

her seinen Feinden gegenüber. Man sieht, dass bier Namuci an die

Stelle des Vfitra getreten ist, wenn nicht vielleicht die ganze Er¬

zählung 5,277—320 sich ursprünglich auf Namuci bezog und erst

später an die Stelle seines Namens der bekanntere des Vfitra ge¬

setzt wurde. Die übrigen Stellen, in welchen der Sieg des Indra

über Namuci erwähnt ist, wie 3,i«606. 5,497. 6,3C78. 3903. 1 2,866i u. a.,

geben nur allgemeine Andeutungen. Auch von dem siegreichen

Kampfe des Indra mit Qambara fehlen uns nähere Nachricbten;

zwei gleicb tüchtige Kämpfer werden öfters mit Indra und Qam¬

bara verghchen, l,548i; 6,4583; 7,1125; Mätali lenkte dabei den Wa¬

gen des Indra 3,12149; zuletzt tödtete Indra den Qambara 10,596.

Wie die Asuren Sunda und üpasunda, Söhne des Nikumbba, welchen

von Brahman ünüberwindhcbkeit zugesagt war, die Welt des Indra

erobern, ist 1,7657 erzählt; aucb hier weist Brabman das Mittel

zur Bettung an und giebt nach dem Sturze der Brüder dem Indra

die Dreiwelt zui-ück 7735. Der Asure Naraka, welcher gleich

(23)

312 Holtzmann, Indra nach den Vorstellungen des Mahähhärata.

diesen beiden durch Busse grosse Macht erlangt hatte, kämpft

mit Vortheü gegen Indra (3,i09i5), und dieser muss sich an Vishiju

wenden, welcher den Naraka in einen Berg verwandelt. Von dem¬

selben Naraka wird 5,i888 erzählt, er habe der Aditi die Ohrringe

geraubt, und Indra habe ihn vergeblich bekämpft, bis endhch

Visbnu ihn erlegte und ihm die Ohrringe vrieder abnahm. — Der

Ke>ilenkampf mit dem Asuren Ke^in, zur Zeit des allgemeinen

Götterkampfes, auf dem Berge Mänasa, endet mit der Flucht des

Kesin, 3,i426s. — Von dem Asuren Prahläda oder Prahräda wird

12,4668 behauptet, er habe die Dreiwelt erobert und dem Indra

die Herrschaft geraubt. Der Kampf beider dient zu Vergleichungen, 3,16390. 16482 u. a., wic auch der des Indra mit Vipracitti, einem

anderen Asurenkönige 6,4212; der mit dem Künstler der Asuren,

Maya 6,4549; der Sieg über den Täraka 6,4249. — Von dem Asu¬

ren Bali wird erzäblt 12,806o: Als Indra alle Asuren besiegt hatte

mit Ausnahme des Bah, den er nicht ausfindig machen konnte

und den zu tödten Brabman ibm verbot, reiste er auf der Erde

umher, auf seinem Elephanten sitzend, imd fand endüch den ge¬

suchten Feind. Nach langen phüosophischen Gesprächen sagt er

zu ihm (8I81): „Brabman bat mir verboten dich zu tödten, darum

schleudere icb nicht den Donnerkeü auf dein Haupt. Gehe, wohin

du wülst, Herr der Daitya, Heil sei dir, grosser Asura." Dann

scheiden sie, Indra geht nach Norden, Bah nach Süden. (So sagt

Bhürisravas zu Yuyadhäna 7,5886: icb habe dich gesucht wie Indra

den Bali.) Auch 19.i4007 heisst es, es sei Indra nicht beschieden

gewesen den Bali zu besiegen; und wirklich wird in der darauf

beschriebenen Schlacht Bali Sieger und regiert nun als Götterberr,

bis der als Zwerg geborene Vishnu dem Indra die Herrschaft

zurückgiebt. Damit stimmt überein die Erzählung 12,12943. Da¬

gegen nacb älteren Stellen hat Indra den Bah wirkUch überwältigt

(5,4368. 3,12068) und zwar, nach 7,io84, mit Hilfe des Agni. Sieg¬

reich dagegen im Kampfe mit Indra waren Bävana 3,i6495 und

dessen Sobn Indrajit 3,i6440. Ein Kampf des Indra mit einer

Riesin Namens Dirghajibvä, in welcbem Indra Sieger bli^b, wird

3,16605 erwäbnt. Der Asure Päka, welcher 12,3660 unter den von

Indra gefäUten Götterfeinden erwähnt wird, hat seine Existenz viel¬

leicbt nur einem Missverständnisse zu danken, indem der häufige

Beiname des Indra: PäkaQäsana (d. h. der das Eeifen der Früchte

regelt) späterhin falsch gedeutet wurde. Der an gleicher Stelle

und 8,616 erwähnte Jambba wird späterhin nur unter den Feinden

des Vishnu erwähnt.

Die Pauloma und die Kälakeya oder Kälakanja (3,12203) sind

zwei Geschlechter der Asura, welche durch die Gnade des Brabman

von den Göttem nicht besiegt werden können. Daher beauftragt

Indra den Arjuna mit ihrer Vertilgung, der sich durcb Mätah nach

ihrer Luftstadt Hiranyapura bringen lässt und sie alle mit dem

Geschosse des Rudra tödtet. — Die erste, ältere Erzäblung von

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