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Die mongolischen Turfantexte sind bis heute verschiedentlich bearbei¬ tet worden

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(1)

aus der Berliner Turfan-Sammlung

Von Michael Weiers, Bonn

1. Allgemeines zum Text.

Die mongolischen Turfantexte sind bis heute verschiedentlich bearbei¬

tet worden. Die ersten Übersetzungs- und Datierungsversuche gehen da¬

bei bis auf G. Ramstedt zurück^. Doch erst die Veröffentlichung hand¬

schriftlicher und gedruckter mongolischer Texte aus Turfan durch Erich

Haenisch'' hat der Forschung das gesamte bekannte Material zugänglich

gemacht. Seitdem hat das Interesse für diese Texte in mehreren Ver¬

öffentlichungen seinen Niederschlag gefunden. Einen Überblick über die

bisher erfolgten Bearbeitungen der Turfantexte nach dem Stand von

Ende 1962, sowie mongolische Schreiben^ und Kalenderfragmente* hat

Herbert Franke veröffentlicht. Deswegen sei hier nur noch auf ein

leider nur in wenigen vervielfältigten Exemplaren verbreitetes Werk von

Lajos Ligeti hingewiesen*, worin sich die gesamten bekannten uiguro-

mongolischen Texte des 13. u. 14. Jhdts., darunter auch die Turfantexte,

in diplomatischer Umschrift finden.

Das im folgenden zu behandelnde mongolische Fragment TM 40' aus

der Turfan-Sammlung wird von Walther Heissiq' zu Recht als ,, Frag¬

ment einer Hymne" bezeichnet, jedoch ohne daß es genauer einem be¬

stimmten Werk zugeordnet werden konnte. Im Zuge einer grammatika¬

lischen Auswertung der uns überlieferten Texte des XIII. — XVII. Jhdts.

1 Ramstedt G., Mongolische Briefe aus Idiqut Schähri bei Turfan, Sit¬

zungsberichte der Kgl. Preuß. Akad. d. Wsschft. 32, 1909, S. 838—848.

ä Haenisch E., Mongoliea der Berliner Turfan-Sammlung. II, Mongolische

Texte der Berliner Turfan-Sammlung in Faksimile, Abh. d. Dtsch. Akad. d.

Wsschft. zu Berlin, Klss. f. Sprachen, Lit. u. Kunst, Jhrg. 19.59, Nr. 1, Berlin 1959, 59 Seiten.

" Franke H., Zur Datienmg der mongolischen Schreiben aus Turfan,

Oriens XV, 1962 (Festschrift für Helmut Ritter).

* F'b.anke H.. Mittelmongolische Kalenderfragmente aus Turfan, Bayr.

Akad. d. Wsschft., philos.-hist. Klss., Sitzungsberichte, Jhrg. 1964, Heft 2,

München 1964, 45 Seiten + 5 Tafeln.

» L.TCETI L., Preklasszikus Emlökek I, XIII — XIV Szäzad, Mongol Nyel-

vemlöktar I, Budapest 1963.

« Haenisch E., Mongoliea II, S. 17, Nr. A8.

' Heissig W. (unter Mitarbeit von Sagaster K.), Verzeichnis der orienta¬

lischen Handschriften in Deutschland, Band I, Mongolische Handschriften,

Blockdrucke und Landkarten. Wiesbaden 1961, S. 227/228, Nr. 402.

(2)

durch den Verfasser dieser Seiten^, hat sich nun bezüghch des Fragmentes TM 40 folgende Identifikation ergeben.

2. Zugehörigkeit des Textfragmentes und Paralleltexte.

Das fünf Strophen umfassende Fragment TM 40 stimmt zunächst mit

den entsprechenden Stellen des Manjusrijnäriasattvasya-paraTnärtha-nä-

masamgiti, Kandjur Nr. 1, der Redaktion von 1717—1720 unter Kaiser

K'ang-hsi^ (1662—1722) überein. Aber auch eine schon frühere Fassung

dieses Textes als die der Redaktion K'ang-hsi's ist uns aus der Staats¬

bibliothek Ulaanbaatar bekannt^*. Es handelt sich dabei um einen vier¬

sprachigen, 89 fol. umfassenden Sanskrit-tibetisch-mongolisch-chinesi¬

schen Xylographen. Beide Fassungen wurden zusammen von Raghu

Vira veröffentlicht^^. Der Kolophon des viersprachigen Xylographen^*

gibt in der mongolischen Fassung das ,, öayan taulai jil — Weißes Hasen-

Jahr" als Datierung an, und nennt Altan Khans Enkel Ilayuysan buyan-u erke bayayud dai qung tayiji als Auftraggeber*'. Den Datierungsbeweis

führt Heissig** wie folgt: , .Dieses Weiße Hasen-Jahr muß 1592 gewesen

sein: das öayan taulai jil vor diesem Zeitpunkt, 1531 im 9. Sechziger¬

zyklus, kommt für unsere Berechnung nicht in Frage, da es lange vor der

intensiven Berührung der Tümet mit dem Lamaismus liegt. So bleibt als

Datierung das Weiße Hasen-Jahr des 10. Sechzigerzyklus, 1592."

Somit liegt neben dem Text des Kandjur Nr. 1 von 1717—1720**

und der Fassung des gleichen Werkes von 1592** auch im Fragment

* Untersuchungen zu einer historischen Grammatik des präklassischen

Mongolisch, Dissertation, Bonn 1966, 320 Seiten.

»Vgl. Heissig W. in: Handbuch der Orientalistik V, Altaistik, 2. Ab¬

schnitt, Mongolistik, Leiden/Köln 1964, S. 231 f. und die dort unter „Biblio¬

graphie" angegebene Literatur zu dieser Redaktion.

" Mikrofilm, Sammlung Raghu Vira, New Delhi, L5.

11 Raghu Vira, Manjuäri-Näma-Sangiti and Sekoddeäa, Mongol Pitaka,

vol. 6, Being the Mongolian Collectanea in the Series of Indo-Asian Litera¬

tures Forming the Öatapitaka, vol. 18, New Delhi, ohne Datum, S. 1—105,

S. 143ff.

12 Wortlaut des Kolophons in Transkription, vgl. Raghu Vira, op. cit.,

S. (12).

1' Altan qayan-u aii inu Ilayuyaan buyan-u erke bayayud dai qung tayijfi

farliy bolfu .. . Die Übersetzung des Kolophons gibt Heissig W., Beiträge

zur Übersetzungsgeschichte, Abhdl. d. Akad. d. Wsschft. in Göttingen, phil.- hist. Kl., 3. Folge, Nr. 50, Göttingen 1962, S. 23. Für den Enkel Altan Khans ebd. S. 24.

" Heissig W., Beiträge zur Übersetzungsgeschichte, S. 23.

Mongolischer Titel : Manju-sri jnäna saduva-yin ünemleküi ner-e-yi

üneger ügülegöi.

1' Mongolischer Titel : Qutuy-tu numjusiri-yin ner-e-yi üneger ügülekü

kemekü.

(3)

TM 40 ein Teilstücls des gleichen kanonischen Loheshymnus auf Man- jusri vor*'.

3. Zur äußeren Form des Fragmentes.

Die Originalmaße des altersbraunen, verschiedentlich rissigen Block-

druekrestes** betragen 36,5 cm in der Länge, 17,5 cm in der Gesamthöhe

und 14 cm in der Höhe des Schriftspiegels. Genau in der Mitte des Ab¬

standes zwischen den einzelnen, jeweils fünfzeiligen vier Kolumnen (vgl.

unten unter 5.), ist eine deutliche Falzung erkennbar, welche das Frag¬

ment als Teilstück eines Faltbuches ausweist. Die Form des Faltbuches

löste in China seit dem neunten oder zehnten Jhdt. unter dem Einfluß

der Druckkunst die Schriftrolle ab**. Dabei waren es vor allem buddhisti¬

sche Schriften, welche in einer solchen Buchform auftraten, und zwar

zunächst bei den Chinesen, Japanern und Uiguren^*. Diese Gepflogenheit

dürfte dann von den Mongolen übernommen worden sein, was sich auch

an anderen mongolischen Textbruchstücken gleicher Provenienz und

Gattung wie das Fragment TM 40 erweist. Man vergleiche hierzu folgende

Fragmente in Haenisch's VeröfFentlichung^i : TM 1 D130, S. 9, Prajnä-

" Eine weitere Fassung des Manjusrl-nämasanglti ist als unvollständiger

Pekinger Xjdograph in der Kgl. Bibl. Kopenhagen, Mong. 307, aufbewahrt.

Der Titel des hier nicht berücksichtigten Werkes auf fol. 82 v: Ilafu tegüa

nögöigsen manjuari jnana sattva-yin ünemleküi nere-yi üneger ügüleküi. Der

Text wurde um die Mitte des 18. Jhdts. von Urad oblong bilig-ün dalai

(tib. : XJ-rad dge-slon öes-rab-rgya-mtsho) aufgrund einer von Za-lu lo-

SATSHA-BA DHABMA-pÄ-LA-BHA-DBA (83v) revidierten tibetischen Fassung in

das Mongolische übersetzt. (Vgl. Heissiq W., Die Pekinger lamaistisohen

Blockdrucke in mongolischer Sprache (Materialien zur mongolischen Litera-

tru"geschichte), Göttinger Asiatische Forschungen, Band 2, Wiesbaden 1954,

Nr. 114. Ders. im leider noch immer nicht veröffentlichten Katalog zu den

Mongoliea in der Kgl. Bibl. Kopenhagen, S. 372. Vgl. auch Ligeti, 1. Töhokü, 360; Fabquhab, Nr. 23, 2). Ebenfalls mongolische Texte des ManjuM-i-nänia-

aangiti, die wegen des gleichen Wortlautes mit dem Kanjurtext hier nicht

berücksichtigt sind, finden sich in der Westdeutschen Bibliothek Marburg:

Libri mongolici 103 und Ms. or. fol. 1593—1. (Vgl. dazu Heissig W., Hand¬

schriften, Nos. 170, 171, S. 113f., sowie weitere dort aufgeführte Angaben.)

^8 Die Technik des Blockdruckes kam ursprünglich von den Chinesen. Von

diesen übernahmen sie die Uiguren, deren Buchform die verschiedenen, da¬

mals wirksamen Einflüsse wiederspiegelt. (Vgl. Cabtbb Th., The Invention

of Printing in China and its Spread Westward, Zweite Auflage, New-York

1955, S. 144—147). Auch die vor den Yüan in China herrschenden Dynastien

der Kitai und Juröen verwandten den Blockdruok. (Vgl. Wittfogbl-Feng,

History of Chinese Society: The Liao (907—1125), Philadelphia 1949,

S. 292/293. Ebenso: Wu K., Chinese Printing Under Four Alien Dynasties

(916—1368 A. D.), HJAS 13, 1950, S. 452—459).

19 Vgl. Cabteb, op. cit., S. 72, Text zur Abbildung gegenüber, und S. 145.

2» Vgl. Carter, op. cit., Texte zu den Abbildungen auf SS. 72, 88, 105.

** Seitenzahl nach Haenisch E., Mongoliea II; vgl. oben Anm. 2.

(4)

päramitä-Fragment^^; TM 2 D130, S. 10, TM3 D130, S. 11, TM 6 D130a,

S. 14, TM 6 D130b, S. 15, Mahäkäli-Hymne^; TM (5) D130, S. 13 und

TM 4 D130, S. 12, Fragmente einer buddhistischen Schrift^; T II D159,

S. 19, Schrift über Sündenfolgen^^. Eindeutig Teilstücke eines Faltbuches

sind auch die Fragmente TM 38, S. 18, und (M729), S. 24. Beim größten

Teil der veröffentlichten Fragmente buddhistischen Inhalts handelt es

sich also, soweit die Bruchstücke für eine derartige Bestimmung nicht zu

fragmentarisch sind, wie etwa TM 19, S. 16, oder TM 8, S. 18, um Teile

von Faltbüchern. Wir möchten daher sicher annehmen, daß, wie bei den

Chinesen und Uiguren, diese Buchform für buddhistische Texte auch bei

den Mongolen die allgemein gebräuchliche war^'. Eine ,, Ausnahme dieser

Regel" liegt, soweit es die Texte aus Turfan angeht, im Bodhicaryävatära-

Kommentar-Fragment des Ö'os-kyi 'od-zer aus dem Jahre 1312 vor*'. Hier

handelt es sich trotz buddhistischen Inhaltes um ,,ein gut erhaltenes Heft

" Vgl. Heissio W., Handschriften, Nr. 173, S. 114.

Bei Heissio W., Handschriften, Nr. 403, S. 228, als Mahäkäla-Hymne

angeführt. Der Name Mahäkäla erscheint in der Hynme jedoch nicht, dafür

aber sechsmal der Name Mahä-Käli :

TM 6 D 130a: 9 küsegütün öimegsen Maq-a Kali „du Sehnsucht erwecken¬

de, geschmückte Mahä-Käli."

: 13 silgudgegöi Maq-a Kali „Mahä-Käli, die du eifern läßt."

: 17 alar-a küriigöi Maq-a Kali ,, Mahä-Käli, die du kommat, lim zu töten.

TM 6 D 130b: 1 erdem-tei boyda Maq-a Kali "du mit Wissen ausgestattete, heilige Mahä-Käli."

: 9 engke amurayul Maq-a Kali ,,laß Ruhe und Frieden sein,

Mahä-Käli!"

: 16 bügüde-yi nöküien saqitvqai Maq-a Kali ,, verbinde alle

freundschaftlich und schütze sie, Mahä-Käli!"

Maliäkäli ist die weibliche Parallele (tib.: näg-mo ,,Kali, Uma") zu Mahä¬

käla, dem nom-un sakiyidsun „Schützorgott der Lehre." (Vgl. meine Disser¬

tation. S. (36/37), Nr. 16).

" Vgl. Heissiq W., Handschriften, Nr. 645, S. 324.

25 Vgl. Heissig W., Handschriften, Nr. 324, S. 188.

2« Vgl. auch Carter, op. cit. SS. 140—149 u. S. 156, wo er mitteilt, daß die

Mongolen sich die Uiguren zu Lehrmeistern nahmen, nicht zuletzt auch in der

Kunst des Blockdruckes. So wird es nur zu verständlich, daß die Mongolen

Blockdrucke buddhistischen Inhaltes in ihrer äußeren Form dem uigm-o-tür-

kischen Vorbild anglichen. Weitere Beispiele für uigurische Vorbilder im

mongolischen Schreibwesen vgl. Röna-Tas A., Some Notes on the Termino¬

logy of Mongolian Writing, Acta Orientalia Hung.. Tom. XVIII, Fase. 1—2,

Budapest 1965, S. 119—147, besonders S. 145/146.

^ Cleaves F., The Bodistw a cari-a awatur-un tayilbur by Cosgi Odsir,

HJAS 17, 1954, S. 1—129 -f- Faksimile des gesamten Textes. Haenisch E.,

Mongoliea der Berliner Turfan-Sanmdung I, Ein buddhistisches Druckfrag¬

ment vom Jahre 1312, Abhdl. d. dtsch. Akad. d. Wsschft. zu Berlin, Jhrg.

1953, Nr. 3, Berlin 1954.

(5)

aus dickem fast kartonartigen Papier .. Solch eine Buchform tritt bei

buddhistischen Texten jedoch gegenüber den Faltbüchern in den Hinter¬

grund. Cabter schreibt diesbezüglich**: „The stitched book reached

China early in the Sung dynastie (about the eleventh century) and most

of the printed books of that period from China that are now extant are

stitched. Somehow the Buddhist has never taken kindly to this form

The Buddhists always preferred the folded book ..." Somit weist unser

Fragment TM 40 als Teilstück eines Faltbuches buddhistischen Inhaltes

eine zu jener Zeit*" für diese literarische Gattung völlig normale und

gängige Buchform auf.

In der Mitte des zu bearbeitenden Fragmentes, genau in der Falzimg

zwischen der zweiten und dritten Textkolumne, findet sich eine chinesi¬

sche Blocknumerierung: 5. Diese Art die Numerierung des Druckstockes

zwischen die ausgedruckten Textpassagen zu setzen, ist auch bei anderen

Faltbuchfragmenten aus Turfan zu beobachtensi : TM 1 D130, S. 9; TM 3

DISO, S. 11;TM(5)D130, S. 13;TM6D130, S. 14; (M729), S. 24. Solche

chinesische Blocknumerierung, sowie chinesische Pagination und der

chinesisch gehaltene Buchtitel — ähnliche Beispiele mit chinesischem

Leitvermerk für den Blockschneider sind im bereits erwähnten Bodhi-

caryävatära-Kommentar sowie in den hP' ags-pa Fragmenten Till D322

(Haeistsch op. cit. SS. 55—57) gegeben — gehen ebenfalls auf uigurische

Grepflogenheit zurück. Cabtee berichtet dazu^*: ,,The page numbers in

Uigur books are as a rule in Chinese, as is also the title of the bock, which

appears at the side of many of the pages." Zur Anordnung der Textpas¬

sagen ist noch zu bemerken, daß sämtliche buddhistischen Faltbuchfrag¬

mente in Haenisch's Veröffentlichung diese in Form von Kolumnen zu

je fünf Zeilen ausgedruckt haben, mit Ausnahme von TM 38 (S. 18),

welches pro Kolumne vier, und von TII D159 (S. 19), das pro Kolumne

sechs Zeilen aufweist. Diese Textanordnung bedingt nun bei den meist

vierversigen Strophen (der Strophenabschluß wird durch den dörbelfin

ceg angezeigt), daß letztere sich verschiedentlich nicht mit den einzelnen

Kolumnen decken. (Vgl. dazu unten unter 5.).

Zwischen der ersten und zweiten Zeüe der ersten Kolumne des Frag¬

mentes ist als Interlinearanmerkung in tibetischen Buchstaben, soweit

aus der Reproduktion des Textes ersichtlich ist ohne die durch Punkte

wiedergegebenen Silbentrenner geschrieben, das Wort „smädh" zu er¬

kennen, das sich aus der rechts danebenstehenden mongolischen Version

„samadi" als aus dem Sanskrit kommendes „samädhi — Meditation"

™ Haenisch E., Mongoliea I, S. 5. Carter op. cit., zitiert S. 146.

»" Frühes XIV. Jhdt.; vgl. unten: „Datierung des Fragmentes TM 40."

'* Seitenzahlen nach Haenisch, Mongoliea II.

Carter op. cit.. zitiert S. 144. Vgl. auch unten Anm. 37a.

SS ZDMO II7/2

(6)

erweist. Solche Interlinearanmerkungen weisen wiederum auf uigurisc e

Vorbilder hin. Carter bemerkt dazu^^: „As the (Uigur'*) books are a";

translations of Buddhist sütras, they contain many translations of Sans ,

krit names and words. Where this occurs, the Sanskrit original is prin*® i

in between the lines, much as English words are introduced in a \

Japanese text"'*. Ein weiteres Beispiel unter den Texten aus Turfan ,

eine interlineare Anmerkung findet sich im Fragment TM 38 (S. 18, AI i

erstes Wort links neben der viertletzten Zeile. Interessanterweise bände j

es sich hier nicht um eine in Sanskrit oder tibetischer Schrift gehalte |

Anmerkung, sondern um eine in hP' ags-pa geschriebene Notation: ^'^'^ i

bu-di-ri < Sk. iSäriputra. Es liegt hier also eine Interlinearaiunerkune i vor, welche in einer Schrift wiedergegeben ist, die für die gleiche Spr*".^ ■

in Gebrauch war wie der Gesamttext, d.h., der mongolische Text i |

uigurischer Schrift hat eine Anmerkung in mongolischer hP'

Schrift. Ein gleiches Beispiel aus dem türkisch-uigurischen Bereich is* ^ !

einem Blockdruck gegeben, der die uigurische Ubersetzung der B*^,,'

formel ,,Ärya-sarva-tathäg(üa-usnlsa-Sitätafaträ-nänm-afam^ ■

beinhaltet'». Es werden dort Zeile 3/4 pratikabud „Pratyekabuddb» ^

Zeile 4 Sravak ,,Srävaka", Zeile 6/7 sitatapadri ,,Sitätapaträ", ^^^.n]

strayastris ,,Trayastrimöat" und Zeile 9/10 sudarainsal ,,Sudharmasa _j

— alles Sanskritfremdwörter — als interhneare Anmerkungen in ^''^^^jj

Schrift aufgeführt. Diese Schrift wurde auch in Zentralasien von

Türken für ihre Sprache , vornehmlich für buddhistische Texte gebrauch ' j

so daß hier ein türkischer Text in uigurischer Schrift mit interlinea

Anmerkungen in „türkischer" Brähmi-Schrift versehen ist. Die

schiedenheit der Schriftform, in der die interlinearen Anmerkungen a

treten — Sanskritwörter in Nägari- oder Brähmi-Schrift in uiguris"^ '

in tibetischer oder hF ags-pa Schrift in mongolischen Texten

nun nahe anzunehmen, daß solche Anmerkungen zwischen den Zei '

welche links neben dem Wort, auf das sie sich beziehen stehen, in \

Schriftform der Vorlage, bzw. dem Text aus dem die Ubersetzung ]

fertigt wurde, entsprechen."»

^ Carter op. cit., S. 144. Vgl. auch unten Anm. 37a. .. .

^ Von mir dem Zusammenhang entsprechend in Klammern eingef^g ' j^^i

'5 Vgl. auch Carter op. cit., S. 105 links die Abbildung

Sütra", wo ein Beispiel für die sanski-itischen Interlinearanmerkungen i

geführt ist. jj»:

3« Müller F., Uigurica II, Abhdl. d. kgl. Preuß. Akad. d. Wsschft., J»" ;

1911, Tafel I und S. 50ff. j

^ Gabain A.v., Alttürkische Grammatik, Leipzig 1950, S. 32f.

Vgl. zu diesem Kapitel noch A. v. Gabain, Die Drucke der T»l jJ

Sammlung, Sitzberr. d. Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin, Jhrg. 1967, ^" ' i

Berlin 1967. i

(7)

4. Orthographie.

^Die drei im folgenden nebeneinander aufgeführten Parallelstellen des ;

^ "'''''juiri-nämasangiti — das Fragment TM 40 sowie die entsprechenden i

*S8agen des Xylographen von 1592 und des Kandjurtextes von 1717— <

— weichen orthographisch verschiedentlich voneinander ab, und

^*ar derart, daß man von einer in bescheidenem Maße durchgeführten

P onologischen Orthographie sprechen darf. Um dies zu veranschaulichen,

^ für alle drei Entsprechungen gemeinsam folgendes :

^ steht für den hinterlingualen Klusil hintervokalischer Stämme,;

soweit der schriftliche Buchstabenwert keine diakritischen Punkte ;

aufweist, und zwar in jeder beliebigen Kombination. Z.B.: qa, aqa, i

qßi, sqa usw. i

steht nur in intervokaUseher Position für solche hinterlingualen I

Klusile in hintervokalischen Stämmen, die in der uiguro-mongoli¬

schen historischen Schreibung unter Hinzusetzung zweier diakriti¬

scher Punkte beibehalten werden, jedoch in den modernen mongo¬

lischen Sprachen sowie in der „Geheimen Geschichte" oder deni

agspa Texten bereits elidiert wurden. Z.B.: mo. bayatur GG.i

V ba'atur Kh. baatar. I

steht für hinterhnguale Klusile in hintervokalischen Stämmen,!

deren Wert im allgemeinen erhalten bleibt, die aber im Gegensatz]

2u q mit diakritischen Punkten versehen sind. Z.B.: ga, aga, gßi,'

. sga.

steht, wenn der Nasal in der schriftlichen Fixierung mit einem

1^ Punkt versehen ist.

am Wortanfang, wenn die Schreibung des Klusils am Beginn des!

Buchstaben zusätzlich einen abwärtsgerichteten kleinen Strich auf-i

Weist, so daß sich der Buchstabenanfang gespalten darstellt,

am Wortbeginn, wenn an Stelle des gewöhnlich geschriebenen An-;

lautdentals die intervokalische oder nach vorangehenden Konso-!

Tanten gebrauchte Schreibform des Dentals auftritt.

11 intervokaUseher SteUung, wenn der Dental in der sonst nur vor!

folgenden Konsonanten oder am Wortende gebräuchlichen Schrei-i

bung erscheint.

steht nur dann, wenn der Spirant mit diakritischen Punkten ver¬

sehen ist.

j ^enn die Form des Buchstaben der eines q entspricht.

in intervokaUseher Position zeigt an, daß für normales 6 in dieser!

j. Stellung der mittlere J-Wert auftritt.

bei -lüge Komitativ-Suffixen, welche die Lautfärbung des Vokalaj

*ie beun entsprechenden Wortanfangswert ü wiedergeben. j

S.t

r

(8)

Die mit einem Dental anlautenden Suffixe -turj-tür, -durI-dür; -tul-tü,

-duf-dü werden mit dem stimmlosen Wert t umschrieben, wenn sie

graphisch mit der gewöhnlichen Anfangsform auftreten, jedoch mit

stimmhaftem d, wenn der graphische Wert der Schreibung einer inter-

vokahschen oder nachkonsonantischen Position des Dentals entspricht.

Allgemein ist die Umschrift eine diplomatische, d.h. der Text wird so

umschrieben, wie er im Original steht. Z.B.: argatu ~ arg-a-tu, oder

biligün ~ bilig-ün etc. In den Texten werden jeweils zwei thematisch ver¬

bundene Verse durch den Doppelpunkt (mo. dabqur öeg), die insgesamt

vier Verse umfassende Strophe durch den vierfachen Punkt (mo. dörbd-

jin öeg) abgeschlossen.

5. Mongolische Texte.

In den Texten B (Xylograph von 1592) und C (Kandjurtext von 1717—

1720) fällt der Begiim des auf yeke alliterierenden Verses mit dem neuen

Zeilenbeginn zusammen, so daß eine Strophe entsprechend den vier Ver¬

sen vier Zeilen aufweist. (In B steht dabei ein Wort neben dem anderen,

also nicht untereinander wie gewöhnlich.) Im Text A (Fragment TM 40)

dagegen sind Versbeginn und Zeilenanfang nieht identisch, so daß die

Vers- und Strophenabschlüsse auch in der Mitte einer Zeile stehen, und

eine Strophe sich, da der Text in vier Kolumnen zu je fünf Zeilen (vgl.

oben unter 3.) ausgedruckt ist, über zwei Kolumnen hin erstrecken kann.

Somit weisen die Fassungen B und C rein äußerlich eine Kolumne mehr

auf, jedoch pro Kolumne eine Zeile weniger. Diesem Unterschied in der

Anordnung von B und C einerseits, und A andererseits, trägt die folgende

Transkription keine Rechnung. Es werden alle drei Entsprechungen ein¬

heitlich nach dem Anordnungsprinzip von B und C wiedergegeben, um

die Varianten deutlich herauszustellen, dabqur öeg ist mit; , dörbelfin öeg

mit • wiedergegeben.

Text A.

1 baruqöi;

2 yeke keciyenggüi-ber keciyegöi bui.

3 yeke samadi diyan-tur aqsan;

4 yeke bilig-ün bey-e-yi bariqöi;

5 yeke kücün-lüge yeke argatu;

6 irüger beige biligün dalai inu.

7 yeke asargui öinar-tu öaglaSi ügei;

8 yeke higülesküi oyutun degedü;

9 yeke bilig-iyer yeke oyutu;

10 yeke mergen-iyer yeke arq-a-tu.

(9)

11 yeke qubilqan-iyar böke küciUü;

12 yeke küciln-iyer yeke-te qurdun;

13 yeke qubilqan-iyar yekede aldarsigsan;

14 yeke kücün-iyer cinadus-i darugci.

15 sansar-un yeke ayula-yi ebdegci;

16 batu yeke vcir-i barigci;

17 yeke (qa)tayu yeke (qa)tayu yahudal-tu^;

18 yeke ayuyulgun-i ayuqulugci.

19 (i)tegel degedü yeke ujayur-tu^;

20 lam-a yeke niyuca tarnis-un degedü;

21 yeke kölgen-ü törü-tür agsan;

22 yeke (köl)gen-ü törü-yin degedü^.

23 burqan

Text B.

Die Vorlage für den chinesischen Wortlaut des viersprachigen Textes

ist ein mit Ta Ming Hung-chih, i5 ^ 5t -j^), d.i. 1502, betiteltes

Werk (vgl. den chinesischen Kolophon, 87 v: 7, S. 229.) Zur tibetischen

Version vgl. unten den tibetischen Text. In ( ) gesetzte Passagen sind im

TM 40 nicht überliefert. Die im folgenden transkribierten, dem TM 40

entsprechenden Stellen, finden sich bei Raghu Viba auf SS. 160—163,

ISv.bl bis 21v:a4.

1 (yeke külicenggüi-yi batu-da) bariqci;

2 yeke kiciyenggüi-ber kiciyegöi bui.

3 yeke samadi diyan-tur aqsan;

4 yeke bilig-ün bey-e-yi bariqci;

5 yeke kücün-lüge yeke arg-a-tu;

6 irüger beige bilig-ün yeke dalai inu.

7 6aqlasi ügei yeke asaraqui cinar-tu;

8 yeke nigülesküi oyutan degedü;

9 yeke bilig-iyer yeke tegüs oyutu;

10 yeke mergen-iyer yeke arg-a-tu.

11 yeke ridi quhilqan-u böke kücün-luq-a tegülder;

12 yeke kücün-iyer yeke qurdun;

13 yeke ridi qubilqan-iyar aldarsiqsan;

14 yeke kücün-iyer 6inadus-i daruqci.

In ( ) gesetztes ist aus den Texten B und C ergänzt.

(10)

15 sansar-un yeke aqula-yi ebdegci;

16 batu yeke vcir-i bariqci;

17 yeke qataqu-bar yeke qataqu yahudal-tu;

18 yeke ayul-nuqud-i ayuqulun üiledügöi.

19 itegel degedü yeke ijaqur-tu;

20 lam-a yeke niquca tarnis-un degedü;

21 yeke kölgen-ü törü-tür agsan;

22 yeke kölgen-ü törü-yin degedü.

23 ( yeke vairocang ) burqan;

Text C.

Die dem TM 40 entsprechende und im folgenden transkribierte Text¬

passage steht in Raghu Vira's Ausgabe auf den SS. 22(b:6) — 26(a:l).

Der in dieser Ausgabe wiedergegebeiie Gesamttext des Manjus'ri-näma-

sangiti entspricht bis auf die Setzung des diakritischen Punktes beim

Nasal n der Fassung des „Roten Pekinger Kandjurs", vol. 1, fol. 1— 16r,

von 1717—1720. Eine Abbildung des Originals, fol. 1, findet sich in:

Tibetan Tripitaka, Bkah hGyur Rgyud 1, S. 117. In ( ) gesetztes ist im

TM 40 nicht überhefert.

1 ( yeke külicenggüi-yi batu-da) bariqöi;

2 yeke keöiyenggüi-ber cinadus-i daruqci.

3 yeke samadi diyang-dur aqsan;

4 yeke bilig-ün bey-e-yi bariqöi;

5 yeke küöün-lüge yeke arq-a-tu;

6 irüger beige bilig-ün dalai inu.

7 yeke asaraqui cinar-tu caqlasi ügei;

8 yeke nigülesküi oyun-u degedü;

9 yeke bilig tegüs yeke oyutu;

10 yeke arq-a-tu yekede üiledügöi buyu.

11 yeke ridi qubilqan-u küöün-lüge tegüsügsen;

12 yeke küöün-iyer yekede qurdun;

13 yeke ridi qubilqan yekede aldarsiqsan;

14 yeke küöün-iyer öinadus-i daruqöi;

15 sansar-un yeke aqula-yi ebdegöi;

16 batu yeke vcir-i bariqöi;

17 yeke qataqu yeke qataqu yabudal-tu;

18 yeke ayul-nuqud-i ayuquluqöi.

(11)

19 itegel degedü yeke ijaqur-tu;

20 blam-a yeke niquca tarnis-un degedü;

21 yeke kölgen-ü törü-dür aqsan;

22 yeke kölgen-ü törü-yin degedü.

23 (yeke bairocan-a) burqan;

6. Übersetzung der mongolischen Texte.

In ( ) gesetztes ist vom Übersetzer hinzugefügt. Die Übersetzung der

Textabweichungen von Fassung B oder C ist jeweils mit davorgesetztem

B bzw. C unter die betreffenden Textstellen der Fassung A gesetzt.

1 übend,

B, C: die große Geduld intensiv übend,

2 bemüht er sich durch großen Eifer.

C : gelangt er durch großen Eifer zu den Jenseitigen.

3 In tiefer Meditation und tiefster Versunkenheit befindlich,

4 nimmt er das Wesen des großen Wissens auf.

5 Mit großer (moralischer) Kraft ist er mit großer Methodik versehen,

6 (so daß dann) davon ein Ozean von höchstem Wissen und

Wunschgebeten (vorhanden) ist.

B : (so daß dann) davon ein großer Ozean von höchstem Wissen und

Wunschgebeten (vorhanden) ist".

7 Er hat eine unendlich große, liebevolle Natur,

8 (und) er ist (so) der größte derer, die einen großen mitleidigen Sinn

haben.

C : (und) er ist (so) der größte im Gefühl großen Mitleids.

9 Dtirch großes Wissen mit großem Verstehen ausgestattet,

B : Durch großes Wissen mit großem, vollständigen Verstehen

ausgestattet,

C : Mit großem Wissen und großem, vollständigen Verstehen

ausgestattet,

10 hat er durch große Weisheit eine große Methode.

C : tut er mit einer großen Methode versehen Großes.

11 Durch große magische Macht mit gewaltiger (Zauber)kraft versehen,

B : Mit der gewaltigen (Zauber)kraft großer magischer Macht

angefüllt,

" In freier Übersetzung : so daß daim davon das höchste Wissen und die

Wunschgebete (die man an die Gottheit richten darf) unendlich sind.

(12)

C : Mit der (Zauber)kraft großer magischer Macht völlig angefüllt, 12 ist er durch die(se) große ELraft in großem Maße schnell (^virkend).

B: ist er durch die(se) große Kraft sehr schnell (wirkend.)

13 Durch die(se) große magische Macht wurde er weithin bekannt,

B : Durch die(se) große magische Macht wurde er bekannt,

14 (und) durch die große (Zauber)kraft erreicht er die Jenseitigen (im Nirväna).

15 Den großen Berg des Zyklus der Existenzen nichtig machend,

16 den festen, großen Donnerkeil haltend,

17 ist er von sehr strenger und sehr schrecklicher Wesensart,

B: ist er durch große Strenge von sehr schrecklicher Wesensart,

18 (so daß) er versetzt in Angst diejenigen, die er sich sehr fürchten läßt.

B : (so daß) er die sehr Furchtsamen fürchten lassend macht.

C : (so daß) er die sehr Furchtsamen sich fürchten läßt.

19 Als Patron ist er von hoher, vornehmer Abstammung,

20 als Lama ist er der Höchste bezüglich des Geheimnisses und der

magischen Formeln.

21 Er lebt im Gesetz des Mahäyäna,

22 (und) er ist (so) der Höchste des Gesetzes des Mahäyäna.

23 Buddha

B, C : Der große Vairocana Buddha,

7. Tibetische Paralleltexte.

Neben dem tibetischen Kandjurtext des ,, Roten Pekinger Kandjurs"

von 1717—1720*" hegt in dem bereits erwähnten viersprachigen Xylo¬

graphen von 1592 ein zweiter, früherer Text des Manjusri-nämasangiti

in tibetischer Sprache vor**. Beide Texte wurden von Raghu Viea ver¬

öffentheht**. Da der 1592 Text keinen Kolophon hat, sind die Namen

seiner Übersetzer nur aus dem Kommentar*' zu entnehmen: 'gos-lhas-

bcas und Ses-rab brcon-'grus. Der erste Übersetzer des Textes aus dem

Sanskrit überhaupt ist Rin-Bien bzan-po (958—1055)**, dessen Fassung

*" Tibetischer Titel : 'fam-dpal ye-ses-sems-dpai mt'san yan-dag-par brfod-

pa. ** Tibetischer Titel : 'fam-dpal rgya-mt'san yan-dag-par brjod-pa.

" Vgl. oben Anm. 11. Der tibetische Text findet sich auch in: Tibetan

Tripitaka, Bkah hOyur Bgyvd 1, mit Originalabbildung auf S. 117.

*' Titel : 'jam-dpal miJian-brfod-kyi 'grel-pa sgron-ma gsal-mjes, in : Tand¬

jur, Bgyud-'grel Hi 194b, Tibetan Tripitaka 75, S. 80.

** Vgl. Töhokü Katalog, S. 67, No. 360, und Vostrikov A., Tibetskaja

istoriöeskaja literatura, Moskau 1962, S. 115.

(13)

möglicherweise die Vorlage für die mongolische Übersetzung des TM 40

war. Die folgende Transkription gibt die dem TM 40 entsprechende

tibetische Textpassage aus dem „Roten Pekinger Kandjur" wieder. Die

Abweichungen der Fassung von 1592 sind mit den entsprechenden Vers-

nmnmern versehen unter den Haupttext gesetzt. Die einzelnen Verse

werden im tibetischen Text durch einen Strich (tib. äad) voneinander

getrennt, die Strophe wird in der Fassung von 1592 durch zwei Striche

(tib. nyis-äad „gedoppelter sad"), im Kandjurtext durch vier Striche

(tib. bzi-äad ,, viergefalteter gad") abgeschlossen, äad wird in der Um¬

schrift mit ; , nyis-äad bzw. bzi-äad mit . wiedergegeben. In ( ) gesetztes

ist im mongolischen TM 40 nicht überliefert.

1 (bzod chen ) 'chan-ba (brtan-pa ste );

2 brtson-'grus chen-po p'a-rol gnon.

3 bsam-gtan chen-po tin-'dzin gnas;

4 äes-rab öhen-po lus 'chan-ba;

5 stobs-po öhe-la t'abs 6he-ba;

6 smon-lam ye-äes rgya-mt'so ste.

7 byams chen ran-bzin dpag-tu-med;

8 süih-rje £hen-po blo-yi mchog;

9 äes-rab Shen-po blo chen Man;

10 t'abs Shen byed-pa öhen-po ste.

11 sgyu-'p'rul chen-po stobs dan Idan;

12 äugs chen mgyogs-pa chen-poste;

13 rdsu-'p'rul chen-po eher grags-pa;

14 stobs chen p'a-rol gnon-pa-po.

15 srid-pai ri-bo dhen-po 'joms;

16 mk'regs äin rdo-rfe £hen-po 'chah;

17 drag-po chen-po drag-äul che;

18 'Jigs £hen 'Jigs-par byed-pa-po.

19 mgon-po rigs möhog 6hen-po ste;

20 bla-ma gsah shags dhe-ba mchog;

21 t'eg-pa öhen-poi t'sul gnas-pa;

22 t'eg-pa 6ken-poi t'sul-gyi mchog.

23 sans-rgyas ( rnam-par snan mdzad che );

1 (bzod chen)'£han-ba (brtan-pa-po);

2 brtson-'grus öhen-po brtul-ba-yin;

(14)

3 hsam-gtan chen-poi tin-'dzin gnas.

4 Ses-rab chen-poi lus 'chah-ba;

10 mk'as-pa chen-po t'abs che-ba.

11 rdsu-'p'rul chen-poi stobs dah Idan;

12 Suqs chen 'gyogs chen-po ste;

19 mgon-po rig mchog chen-po ste;

20 bla-ma gsan shags che-bai mchog;

21 t'eg-pa chen-poi t'sul-la gnas;

8. Übersetzung der tibetischen Texte.

Soweit die Abweichungen der Fassung von 1592 in Übersetzung deut¬

hch zu machen sind, werden sie mit vorgesetztem X unter die entspre¬

chenden Verse des Textes von 1717—1720 gesetzt. In ( ) stehendes ist

vom Übersetzer hinzugefügt.

1 Er hat große Geduld und vertraut,

X : Er hat große Geduld, und ist einer, der vertraut, 2 (so daß) er erreicht durch großen Eifer das Jenseits.

X : (und) er übt (mit) großen(m) Eifer.

3 In tiefer Meditation und tiefster Versunkenheit befindhch, X : In tiefster Versunkenheit tiefer Meditation befindhch,

4 nimmt er das Wesen des großen Wissens auf.

5 In großer (moralischer) Kraft liegt eine große Möglichkeit,

6 (so daß dann) ein Ozean an höchstem Wissen und an Wunschgebeten

(vorhanden) ist.

7 Er ist von Natur aus von unendlich großer Liebe,

8 (und so) der Hervorragendste im Gefühl großen Mitleids.

9 Mit großem Wissen und großem Verstehen ausgestattet,

10 ist (bedeutet) eine große Methode (für ihn) Großes tun.

X : ist (bedeutet) große Weisheit (für ihn) eine große Methode.

11 Ausgestattet mit großer magischer Macht und Zauberkraft,

X : Ausgestattet mit der Zauberkraft großer magischer Macht,

12 ist die große, (der magischen Macht und Zauberkraft) innewohnende

Kraft sehr schnell (wkksam).

13 Die(se) große magische Macht wurde in großem Maße erwähnt,

14 (und) die große Zauberkraft ist eine, die das Jenseits erreicht.

15 Den großen Berg des Zyklus der Existenzen vernichtend,

16 den festen, hölzernen, großen Donnerkeil haltend,

17 herrscht große Strenge und große Schrecklichkeit,

18 (so daß) er einer ist, der die sehr Ängstlichen in Furcht versetzt.

(15)

19 Als Patron ist er von hoher, bester Abstammung,

X : Als Patron ist er von hohem, bestem Wissen,

20 als Lama ist er der beste bezüglich des großen Geheimnisses und der

magischen Formeln.

21 Er lebt nach der Form des Mahäyäna,

X : (Sein) Lebensbereich liegt in der Form des Mahäyäna,

22 (und) er ist (so) der beste der (Lebens)form des Mahäyäna.

23 Der große Vairocana Buddha,

9. Erläuterungen.

(Die Ziffern beziehen sich auf die jeweiligen Verse in den voranstehen¬

den Texten, tib. = tibetisch. Skr. = Sanskrit, mo. = mongolisch, kl.

mo. = klassisches mongolisch, kaim. = kalmückisch, kh. = khalkha.)

1. barvqci im TM 40 für bariqci in späteren Texten [bari- ,, nehmen, er¬

greifen") weist einen sonst nicht belegten Wechsel des Vokals u in

zweiter Silbe mit normalem i auf. Überhaupt scheinen die Vokale der

zweiten Silbe der uigmro-mongolischen Literatur des XIII. und

XIV. Jhdts. gegenüber denen der sog. klassischen Sprache verschie¬

dentlich anderslautig gewesen zu sein. So z. B. : kl. mo. u --^ i : boltdca-

(ebenso in der GG) ~ bolilcabasu ,,wenn man sich zusammentut,

vereinigt" (Turfan-Frg. TII D31:6); nilbu- (ebenso in der GG) ~

nilbibasu ,,wenn man speit" (ibid. :20). Kl. mo. o a: oro- (ebenso in

der GG) ~ orabasu (Alexanderroman, TI D155, Cic: 12) „wenn man

hineingeht"; oraquluqtun „sie sollen eintreten lassen" (Frg. TI

D581:4). Kl. mo. i a: uri- ,, rezitieren, vorlesen" ~ uraqulhasu

,,wenn man rezitieren läßt" (Frg. TII D31:19). Vgl. dazu: Poppe N.,

Remarks on the Vokalism of the Second Syllable in Mongolian,

HJAS 14, 1951, SS. 189—207; ders. Introduction to Mongolian

Comparative Studies, MSFOu 110, Helsinki 1955, SS. 53 —56. bari-

entspricht hier tib. 'chan-ba ,, haben; etwas annehmen".

2. Fassung A und B des mongolischen Textes, sowie der tibetische 1592

Text stimmen einerseits, Fassung C und der tibetische 1717/20 Text

andererseits überein. Dem normalen (klassischen) kiciyenggüi in Text

B steht keciyenggüi in den Fassungen A und C gegenüber. Ebenso

keciyegci in A und kiciyegci in B. Tibetisches p'a-rol gnon ,,das Ufer

der Ruhe, das Nirväna, durch Überqueren des Stromes der Zeit er¬

reichen" (vgl. H. Jäschke, Tibetan-English Dictionary, S. 338b) ist

im Mahäyäna terminus technicus für ,,das Jenseits erreichen", und

wird hier im mo. mit öinadus-i daru- „die Jenseitigen erreichen" als

(16)

Konkretum aus dem tib. Abstraktum übertragen. Die Schreibung 6 für ö ist in der präklassischen Literatur verschiedentlich belegt. (Vgl.

Poppe N., Grammar of Written Mongolian, S. 26, §81).

3. Dieser Vers ist in allen mongolischen und tibetischen Fassungen mit

Ausnahme des tib. 1592 Textes gleich. Mo. diyan < Skr. dyäna, tib.

bsam-gtan „Meditation, Betrachtung". Mo. samadi < Skr. samädhi, tib. tih-{ne)- 'dzin ,, tiefstes Versunkensein (bis zum Entschwinden der Sinne.") Der Aiifangsdental d in diyan findet sich häufig bei Fremd¬

wörtern in buddhistischen Texten. Z.B.: diyan im Bodhicaryävatära-

Kommentar (156v:10), tarni ,, Dhärani" (ibid. 158r:4) etc. Das vom

Wort getrennt geschriebene Dativ-Lokativ Suffix -tur ~ -dur er¬

scheint in den buddhistischen Turfantexten wie auch in den Profan¬

inschriften des XIII. und XIV. Jhdts. ausschließlich in der Form

-turI-tür. Ein Wechsel zwischen -durJ-dür und -turI-tür, bedingt durch

den Wortauslaut, ist erst später belegt. (Vgl. meine Dissertation,

§14 C, SS. 73—84).

4. Die mongohschen Texte sind miteinander gleich. Lediglich die tibe¬

tische Version von 1592 determiniert gegenüber der 1717/20 ParaUele

den ersten Begriff Ses-rab chen-po „großes Wissen" durch den Genitiv Ses-rab chen-poi.

5. Die mongohschen und tibetischen Versionen sind übereinstimmend.

Tib. t'abs wird im Kommentar (vgl. oben Anm. 43) 159", S. 67 als

„Möghchkeit etwas zu erreichen, Methodik" erklärt, und entspricht

so genau dem mo. arg-a ,, Methode, Weg". (Zur Schreibung k vgl.

oben unter 4. Orthographie). Der ü-Laut der ersten Silbe im vorder-

vokalischen Suffix -lüge wird graphisch vor allem in der uiguro-mon-

gohschen Literatur des späten 16. und frühen 17. Jhdts. bezeichnet.

(Vgl. meine Dissertation, §22, S. 119fF.). Die Zusammenschreibung

von Stammwort und Suffix wie hier argatu oder unten Zeile 6 biligün

ist eine Schreibeigenheit der uiguro-mongolischen Schriftsprache des

XIII. und XIV. Jhdts. Z.B.: kücündür ,, durch die Kraft" im Brief

von Aryun an Phlpp. d. Schönen von Frkrch., 1; ebenso im Siegel des

Groß-Khans Güjmk, 2, und öfter. (Für den Guttural g vgl. unten zu

Zeile 13).

6. Die mongolischen Fassungen A, B und C entsprechen generell den

tibetischen Texten. Nur B schiebt davon abweichend noch das Wort

yeke ,,groß" in den Vers ein. Tib. ste „ist; das heißt", welches über¬

wiegend für mo. buyu steht (vgl. F. Wellee, Buyu und bolai im

mongohschen Texte des Kääyapaparivarta, CAJ X, No. I, 1965,

SS. 3—43), wird hier im mo. nicht wiedergegeben. Zeile 2 hingegen

hat in den mo. Texten A und B bui, das im tib. 1592 Text einem yin

„ist" entspricht. Das mo. inu als Genitiv des Pronomen personale der

(17)

3. Person Sg. „dessen", beziehen wir syntaktisch auf die vorherge¬

hende Zeile, so daß sich die Bedeutung ,, davon" ergibt. Zur Schrei¬

bung biligün des TM 40 vgl. Erläuterungen zu Zeile 5.

7. Die mongolischen Texte A und C entsprechen genau den tibetischen

Fassungen, während Text B davon abweichend umgestellt wurde. Die

Form asargui ün Text A gegenüber asaraqui (tib. byams ,, Liebe") in

B und C scheint auf umgangssprachlichem Einfluß zu beruhen. Vgl.

kh. acpax mit Elision des Vokals der zweiten Silbe, oder kaim. asrxa

wo durch weitergeführten Vokalschwund eine noch ausgeprägtere

Konsonantenhäufung auftritt. Das sog. Nomen futuri in der Form

-gui anstatt -qtii hat vereinzelte Parallelbelege in der Übersetzungs¬

literatur des XIV. Jhdts. Z. B. : Frag, einer buddhistischen Schrift,

TM(5) D130:4: ken f-a agu ,,Wer ist es denn schon?", und unten

Zeile 18: ayuyulgun-i. Auch Frag. TII D31 :17, 18: [ogigu ,,es paßt";

den gleichen Beleg in Frag. TII M166 502a : 12 (zweimal), 19, 21—23.

Häufiger finden sich die Formen -gu, -gui und -gun in der Literatur

des späten 16. und frühen 17. Jhdts. (Vgl. meine Dissertation, §36,

S. 187). Mo. £iruir ,, Qualität, Eigenheit, Charakteristik; Natur, Art"

entspricht hier tib. ran-bzin. Skr. svamäva ,, Natur, Temperament;

physische Konstitution".

8. Der mongolische Text C entspricht der tibetischen Fassung, während

A und B von ihr abweichen. Mo. nigülesküi , .Gnade, Mitleid, Barm¬

herzigkeit ; mitleidig, mitfühlend" (sog. Nomen futuri in der Funktion

eines Attributes zu oyutan bzw. oyun-u) entspricht hier tib. snin-rfe.

Skr. karuTj.a id. Mo. oyun , .Verstehen, Einsicht, Sinn; Gefühl", steht für tib. blo. Skr. bodhi ,, Erleuchtung; erleuchtet." Das Suffix -tan in oyutan des Textes B ist der PI. des Soziativsuffixes -tu ,, versehen, aus¬

gestattet mit." -tun für -tan in Text A ist Versehreibung.

9. Text C entspricht bis auf tegüs ,, vollständig, vollendet" den tibeti¬

schen Texten. Die Fassungen A und B dagegen trennen die Begriffe

bilig ,, Wissen, Verstehen, Kenntnis" (tib. Ses-rab, Skr. prajnä) und oyun durch den Instrumental bilig-iyer.

10. Der tibetische Text weist in diesem Vers zwei verschiedene Lesungen

auf. Die mo. Texte A und B trennen dabei im Unterschied zur ersten

tibetischen Fassung von 1592 die Glieder mergen ,, weise; Weisheit"

(tib. mk'as-pa) und arq-a (vgl. oben zu Zeile 5) durch den Instnunen-

tal mergen-iyer, gehören ihrer Gesamtdiktion nach jedoch mit dieser

zusammen. (Vgl. ebenso den Instrumental in den mo. Fassungen A

und B in Zeile 9). Text C hingegen schließt sich eng an die Fassung

von 1717/20 an. Tib. ste entspricht hier mo. buyu (vgl. oben zu Zeile 6).

11. Die drei mongohschen, sowie die beiden tibetischen Fassungen

weichen voneinander ab. Die mo. Texte B und C stimmen bis yeke

(18)

ridi qubilqan-u mit der tib. Fassung von 1592 überein. Die mo. Fas¬

sung A ersetzt den Genitiv durch den Instrumental qubilqan-iyar,

während der tib. Text von 1717/20 die Begriffe sgyu-'p'rul und stobs

koordiniert. Text A entspricht dann bis auf böke „fest, stark" den

beiden tibetischen Fassungen. Tibetisches dan Idan ,, versehen mit"

wird hier durch das Soziativsuffix -tü übersetzt. In den Fassungen B

und C steht dafür im mo. der Komitativ -luq-a bzw. -lüge, abgeschlos¬

sen durch tegülder bzw. tegüsügsen, als Übersetzung von tib. Idan.

Fassung B und C versuchen also durch -luq-a tegülder bzw. -lüge

tegüsügsen tib. dan Idan genauer wiederzugeben als Fassung A, die

sich mit der Übersetzung -tü begnügt. Der unregelmäßige Suffix¬

antritt -luq-a an ein vordervokalisches Wort im mongolischen Text B

ist vielfach in der Literatur des späten 16. und frühen 17. Jhdts. zu

beobachten. (Vgl. meine Dissertation, §11, auf S. 50). Der Begriff

ridi qubilqan ,, magische Gewalt", tib. sgyu-'p'rul (in der 1592 Fas¬

sung rdsü'p'rul). Skr. rddhi, id., wird im Text A einfach mit qubilqan wiedergegeben. Tib. stobs ,, Zauberkraft" ist mo. mit kücün ,, Kraft, Gewalt" übersetzt.

12. Die mongolischen Fassungen stimmen bis auf yeke im Text B, das für

yeke-te bzw. yekede in A und C steht, miteinander überein. Der tibe¬

tische Subjektssatz mit dem prädikativen ste wird im mo. derart

umkomponiert, daß dem tib. Nominativ äugs ,, innewohnende Kraft"

ein mo. Instrumental kücün-iyer ,, durch Kraft" entspricht. (Vgl. den Instrumental in Zeile 9, 10 und 11 oben).

13. Die mo. Fassungen A und B (in A nur qubilqan gegenüber ridi

qubilqan in B, sowie yekede, das in B fehlt) gehören zusammen, woge¬

gen C mit den tibetischen Texten übereinstimmt. Der Hauptunter¬

schied ist wiederum syntaktischer Natur: Der Nominativ yeke ridi

qubilqan in C (tib. rdsu-'p'rul chen-po) wird in A und B instru¬

mentalisch yeke ridi qubilqan-iyar ... wiedergegeben. (Vgl. wie oben

Zeile 12). Der durch diakritische Punkte bezeichnete Guttural g vor

folgenden Konsonanten (hier bei aldaräigsan) wie auch nach Konso¬

nanten und vor Vokalen ist in der Übersetzungsliteratur des XIV.

Jhdts. in mehreren Texten belegt. Z.B.: bagäi (Bodhic.-Komm.

165v:8) ,, Lehrer", caglaäi ügei (ibid. 156v:2; ebenfalls oben Zeile 7)

„unendlich", magtagci (Mahäkäh-Hymne, Frg. TM2 Dl 30:6) „prei¬

send", ilgagci (Prajfiäpäramitä-Frg., TMl D130:6) ,, unterscheidend"

etc. (Zum Problem des mo. äi ~ si — caglaäi im Text A, Öaqlasi in B

und C — vgl. L. Ligeti, A propos des Clements „aitaiques" de la

langue hongroise. Acta Linguist. Hung. XI, 1961, SS. 25—26; ders.

auch in : Notes sur le vocabulaire mongol dTstanboul, Acta Orientalia

16, 1963, auf SS. 173—174, Nr. 31).

(19)

14. Die mongolischen Passungen stimmen miteinander überein. Der

Unterschied zum tibetischen Text ist derselbe wie in Zeile 13: Die

beiden tibetischen Substantive {stobs und das deverbale Nomen g7wn-

pa-po in der Funktion eines Prädikatsnomen) sind im mo. durch eine

Instrumental-Konstruktion vertreten. Zum tib. p'a-rol gnon-pa und

seiner mongolischen Entsprechung vgl. oben zu Zeile 2. Zur Schrei¬

bung g in darugci vgl. oben zu Zeile 13.

15. Die mongolischen und tibetischen Fassungen stimmen miteinander

überein. Mo. sansar „Existenz, Sein, Welt" (als Terminus technicus

für den Zyklus von Existenzen, der dem Nirväna, dem Aufgelöstsein,

als Gegenstück gegenübersteht) < Skr. sarnsära entspricht hier tib.

srid-pa und Skr. bhava, id. Tib. ']oms-{pa) ,, überwinden, unterwerfen;

zerstören" ist hier mit mo. ebde- „zusammenbrechen, in Stücke

gehen; niederfallen" übersetzt. (Weitere tib. Entsprechungen zu

ebde- vgl. Kowalewski, Dictiormaire Mongol-Russe-Fran9ais I,

S. 184b). Das sonst intransitive Verbum ebde- wird hier durch tib.

Einfluß transitiv gebraucht.

16. Die drei mongolischen Fassungen stimmen miteinander überein. Die

tibetischen Texte setzen im Gegensatz zu den mongolischen zu rdo-rfe

Donnerkeil", mo. vcir < Skr. vacra, id., noch das Attribut äin

, .hölzern" hinzu. Mo. batu ,,hart, fest", tib. mk'regs, Skr. sära, id., hat

in Fassung B die Schreibung batu. Eine derartige Schreibung des

Dentals mit der vor Konsonanten stehenden bzw. der Schlußform

des Buchstaben in intervokalischer Stellung ist in der uiguro-mon¬

golischen Literatur des Xlll.-frühen XVII. Jhdts. häufig belegt.

(Vgl. meine Dissertation, §9b, S. 39f ).

17. Text A und C stimmen mit den tibetischen Fassungen überein. Tib.

drag-po ,, Strenge, Härte" und drag-äul ,,Schreckliehkeit; Greueltat"

werden mo. jeweils durch denselben Begriff qatayu „hart, streng;

grausam" wiedergegeben. Tib. drag-äul hat nach Kowalewski,

Dictionnaire ... II, S. 775b, die mongolische Entsprechung qatayu

toyäin „föroce, barbare, tyran". Text B unterscheidet sich von den

übrigen Fassungen syntaktisch : Die beiden in A und B beigeordneten

Begriffe qatayu werden hier durch den Instrumental getrennt : ...

qataqu-bar yeke qataqu ...

18. Die drei mongolischen Fassungen sind voneinander verschieden. Dem

tibetischen Text entspricht dabei am weitesten Fassung B. Tib.

'figs-par byed-pa-po ,, einer der in Furcht versetzt" wird in A und C

mit ayuqulugci ,, einer der fürchten läßt", in B dem tib. entsprechend

mit ayuqulun üiledügci ,, einer der fürchtend macht" übersetzt. Be¬

sondere Schwierigkeit scheint den mongolischen Übersetzern tib.

'ßgs 6hen „die sehr Ängstlichen" bereitet zu haben. A übersetzt yeke

(20)

ayuyulgun-i „die sich sehr fürchten lassenden" {-gun ist Plural von

■quij-küi, -quj-kii. Vgl. meine Dissertation, §36, S. 181 ff.), Text B und

C dagegen yeke ayul-nuqud-i. ayul ist deverbales Nomen: ayu-

,, fürchten" + Suffix -l, welches Abstrakta bildet. (Vgl. Poppe N.,

Grammar of Written Mongolian, §159, S. 47.) Durch das Pluralsuffix

-nuqud ist ayul hier nun eindeutig als Konkretum bestimmt, wohl

durch tibetischen Einfluß, wo 'Jigs gleichermaßen als abstraktes

Substantiv „Furcht, Angst" und konkretes (substantiviertes) Adjek¬

tiv (Partizip) ,,die Fürchtenden, Ängstlichen" gebraucht wird. Wh

übersetzen daher yeke ayul-nuqud-i mit ,,die sehr Furchtsamen".

19. Die mongolischen Fassungen stimmen miteinander überein. Bei

ujaqur in A gegenüber ijaqur in B und C handelt es sich um einen

speziellen Wortgebrauch der Literatur des XIII. und XIV. Jhdts.

(vgl. meine Dissertation, Anhang 1., S. 236). Im tibetischen Text von

1592 steht rig ,, Wissen, Kenntnis; Klugheit" anstelle des in der

1717/20 Fassung gebrauchten rigs ,, Famihe; Geburt; Abstammung"

= mo. ujaqur ~ ijaqur „Ursprung, Abstammung, Herkunft". Tibe¬

tisches ste hat in den mongolischen Parallelen keine durch Kopula

{bui etc.) zum Ausdruck gebrachte Entsprechung.

20. Die drei mongolischen Texte und die tibetische Fassung von 1592

stimmen genau überein. Im tibetischen Kandjurtext von 1717/20 ist

der Genitiv gsan snags che-bai (mo. yeke niyuca tarnis-un) der 1592

Fassung nicht übernommen. Zum Anfangsdental t von tarnis in Text

A vgl. oben zu Zeile 3.

21. Übereinstimmung wie Zeile 20. Mo. yeke kölgen „großes Fahrzeug", tib. t'eg-pa 6hen-po, Skr. mahäyäna, id. Mo. törü-tür „im Gesetz, in der

festgesetzten Norm" ist im tib. 1592 Text entsprechend t'sul-la „in

der Art, Form, Weise" wiedergegeben. Die tibetische Fassung von

1717/20 setzt dagegen lediglich den Indefinitus t'sul. Zur Schreibung

des Klusils g in aqsan der Texte A und B vgl. oben zu Zeile 13.

22. Die mongolischen und tibetischen Fassungen stimmen überein.

23. Der letzte, nur fragmentarisch überlieferte Vers des TM 40 scheint mit

der tibetischen Fassung bezüglich der Wortfolge genau übereinzu¬

stimmen. Das erste Wort des Verses, burqan, hat im tib. {sans-rgyas)

die gleiche Anfangsposition, während in den Texten B und C burqan

erst nach dem Epitheton steht.

10. Datierung des Fragmentes TM 40.

Sämtliche bisher behandelten Fragmente*^ konnten vor allem durch

die Bestimmung der in ihnen auftauchenden Eigeimamen in das XIV.

" Vgl. oben Anm. 3 und 4.

(21)

Jhrhdt. datiert werden. So die mongolischen Briefe** und das Frg. der

Mahäkäli-Hymne*', letztere durch Erwähnung von C'os-kyi 'od-zer: TM2

D130 :7 : ayaq-a tegimlig Öoski odsir „der Mönch C'os-kyi 'od-zer." Dieser

Mönch, wird nun in mehreren mongolischen Chroniken als Übersetzer

unter öljeitü (1295—1307) und Külüg Khan (1308—1311) erwähnt. Das

Erdeni-yin tobci'^^ berichtet darüber: „Külüg Khan ließ durch den

Mönch C'os-kyi 'od-zer, den ,,der Glanz der Lehre" genannten Übersetzer,

einen Großteil aller Lehren der Sütren und Dhäranis übersetzen"**. Des¬

gleichen erwähnt ihn das Altan kürdün mingyan gegesütü bicig^ des

SlBBGETÜ Guosi DHARMA : ,,Er (Külüg) lud den mit hoher Magie begabten

Lama Ö 'os-kyi 'od-zer ein, und als der durch das Sonnenlicht die 108 mon¬

golischen älteren Buchstaben an seiner Stola aufgehangen, die (Schrift)-

zähne^*^ gezeigt, die Buchstaben vollendet und die Schreibregeln fest¬

gelegt hatte, übersetzte er aus dem Tibetischen vieler Art Lehren in das

Mongolische"^*. Einen weiteren Bericht enthält das Erdeni-yin erike^^:

,,Zur Zeit des öljeitü Khan berief man den Saskyapa C'os-kyi 'od-zer ge¬

narmten Lama ; er fügte an die kunstvoll ausgearbeiteten Buchstaben des

früheren Saskya Pandita die Schwanzbuchstaben^* und vieles weitere

46 Vgl. oben Anm. 3.

" Vgl. W. Heissig, Handschriften, Nr. 403, S. 228; auch oben Anm. 23.

** Haenisch E., Eine Urga Handschrift des mongolischen Geschichts¬

werks von Secen Sagang (alias Sanang Secen), Berlin 1955. Haenisch E.,

Qad-un ündüsün-ü erdeni-yin tohiiya „Eine Pekinger Palasthandschrift",

Asiatische Forschungen 14, Wiesbaden 1966. Mostaert A., Erdeni-yin toböi.

Mongolian Chronicle by Sayang Se6en, I — IV, Scripta Mongoliea II, Cam¬

bridge Mass. 1956. Schmidt I., Geschichte der Ostmongolen und ihres Für¬

stenhauses, Petersburg — Leipzig 1829.

*» Nach dem Faksimile in Haenischs Urga Handschrift, 45 v: 2—5:

„Külüg qayan . . . Öoyifi 'odser nom-un gerel kemekü kelemü6i-ber sudur tami- yin qamuy nomud-un yekenggi-yi oröiyulyan ..."

Ausgabe W. Heissio, Altan kürdün mingyan gegesütü biöig, Eine mongo¬

lische Chronik von Siregetü Guosi Dharma (1739), Monumenta Linguarum

Asiae Majoris, Series nova. Band I, Kopenhagen 1958.

*i Die ,, Zähne" der Schrift sind die Zacken ( ^ ) der mongolischen Schrift.

*^ III 7v: 7—9: „Yeke siditü Cos gu ooöar (zu ähnlichen Namensformen

vgl. W. Heissio, Familien- und Kirchengeschichtsschreibung der Mongolen I.,

16.—18. Jahrhundert, Asiatische Forschungen 5, Wiesbaden 1959, S. 160)

blam-a-yi jialafu mongyol aq-a üsüg fayun naiman-i naran-u tuya-bar orkimfi-

ban elgüjü sidü üfegiüün üsüg-yi güi&egen fokiyafu fasayad töbed kelen-e6e mongyol kelen-ber olan füil nom-ud-i oriiyulbai."

" Ausgabe Hbissig W., Erdeni-yin erike, Mongolische Chronik der lama¬

istisohen Klosterbauten der Mongolei von Isibaldan (1835), Monumenta

Linguarum Asiae Majoris, Series nova. Band II, Kopenhagen 1961.

^* = die zwei Finalbuchstaben: 1. orki&a <^ für a, e und n. 2. 6aiuly-aJ

für a und e.

24 ZDMG II7/2

(22)

hinzu, und übersetzte die Lehre. Hierauf, zur Zeit des Qayisang*^ Külüg

Elhan, übersetzte er das Sungdui bajarayöi und andere Sütren und

Sästras in die mongolische Sprache"^». Ähnliches erfahren wir aus dem

Suhnd erike von 1835^': ,,Als Qayisang Külüg im gelben Affenjahr (1308)

den Thron bestieg, übersetzte C'os-kyi 'od-zer die Tabun sakiyan und viele

weitere Arten von Verordnungen und Sästras in das Mongolische

Desgleichen berichtet das Öintamani-yin erikes^^: ,, C'os-kyi 'od-zer

übersetze zur Zeit des Qayisang Külüg Khan die Tabun sakiya und wei¬

tere Verordnungen und Sästras in die mongolische Sprache"»". Nehmen wir zu diesen Berichten, die C'os-kyi 'od-zer als Übersetzer buddhistischer

Texte zwischen 1295 und 1311 ausweisen, schließlich auch noch den

berühmten, ebenfalls von ihm verfaßten Bodhicaryävatära-Kommentar —

begonnen 1300»* und vollendet 1312»* — hinzu, so erscheint uns das

Fragment TM 40 aufgrund des mit den übrigen buddhistischen Turfan¬

texten und dem vorher genannten Kommentar genau übereinstimmenden

Schriftduktus und Sprachgebrauches mit großer Sicherheit aus dem

Wirkungskreis des C'os-kyi 'od-zer hervorgegangen zu sein, zumal eine

frühere, derartige Übersetzung buddhistischer Texte ebenso wenig nach¬

weisbar ist»', wie eine spätere im übrigen XIV. Jhdt. Als Datierung des

TM 40 wäre somit der Zeitraum zwischen 1295 und 1312 anzusetzen.

^5 Zur Schreibung Qayisang~QayHang vgl. P. Pelliot, Un rescrit

mongol en ecriture ,, "Phags-pa", in: G. Tucci, Tibetan Painted Scrolls,

Band II, Roma 1949. S. 641.

5» 26 r: 2—5: Öljeitü qayan-u üy-e-dü Saöaba Goyiji odser kemegöi blam-a

jalaraju urid saöa banöin-yin urälaysan üsüg-tür üsüg segül-tei olon terigüten-i

nemejü nom oröiyulaju bolqu bolyabai. qoyina Qayisang Külüg qayan-u üy-e-

dür süngdui bajarayöi terigüten sudur sastir-i mongyol kelen-dür oröiyulbai."

" Lithographische Ausgabe Mukden. Vgl. dazu W. Heissig, Marginalien

zur Ordos-Chronik Subud Erike (183.5), ZDMG 100, 1950, SS. 600—617, be¬

sonders S. 611.

5* 20 V.: Coyiji odser Qayisang Külüg anu Sira beöin jil qayan

sayuju tabun sakiyan olan jarliy Sastir jüil-i mongyolöilan oröiyülju . . . ."

'» Vgl. W. Heissig, Die Pekinger lamaistisohen Blockdrueke in mongoli¬

scher Sprache, Göttinger Asiatische Forschungen, Band II, 1954, Nr. 212.

206 r. : Coyiji odser .... Qayisang Külüg qayan-u üy-e-dür tabun sakiya terigüten jarliy sastir-i mongyol-un kelen-dür oröiyulbai."

•* Vgl. Anm. 27. Kolophon: IV 167v: 4/5: qüluyan-a jil jun-u terigün

sara-yin nigen Sinedeöe terigüten . . „Im Rattenjahr (1300), am 1. des ersten

Sommermonates von neuem beginnend ..."

Ibid. Kolophon: IV 167 v: 10: Hoong king terigün oon-tur "Im ersten Jahr der Regierung Huang-k'ing (= 1312)."

»' Mit der Person des Saskya Paijdita um die Mitte des XIII. Jhdts. ver¬

bindet sich nur eine Neuordnung des Alphabetes, jedoch keine systematische

Übersetzertätigkeit. Das Merged yarqu-yin oron (1742) berichtet darüber:

12v. : ... mongyol üsüg-i Sine jokiyabasu ber üöügüken ese büridügsen tula

nom-i olan oröiyulqu terigüten ese boluysan Obwohl er (Saskya Pandita)

(23)

11. Zur Übersetzungsgeschiehte.

Ein Vergleich des TM 40 und seiner Parallelen mit den tibetischen

Texten wirft, bedingt durch die Kürze des zum Vergleich zur Verfügung

stehenden Textes TM 40, nur ein sehr schwaches Licht auf die sprachlichen

Verhältnisse tibetisch-mongolischer Übersetzungspraktik. Soviel sei aber

angemerkt, daß mongolische Intransitiva (vgl. oben Erläut. zu Z. 15) und

Abstrakta (vgl. Erläut. zu Z. 18) unter tibetischem Einfluß transitiv und

konkret gebraucht werden können, und daß spezielle religiöse termini

technici im Mongolischen entgegen dem Tibetischen eher konkret als

abstrakt gehandhabt zu werden scheinen. (Vgl. Erläut. z.Z. 2 und 14).

Auch das Verhältnis der Kasus des Tibetischen zum Mongolischen (vgl.

den im Mongolischen gebrauchten Instrumental in den Versen 9—14 und

17 entgegen tibetischem Sprachgebrauch) scheint nicht nur allein inter¬

pretatorischen Gesichtspunkten zu entspringen. Genaueres kann freilich

erst dann darüber gesagt werden, wenn längere Textpassagen auf diese

Erscheinungen hin verglichen und untersucht worden sind. Abgesehen

von diesen rein sprachlichen Erscheinungen ergibt sich zwischen den

mongolischen Parallelfassungen selbst eine weitgehende Übereinstim¬

mung, vor allem im Wortlaut der Texte A und B, wogegen C vereinzelt

den tibetischen Texten zuneigt. Hierbei beruht Text C auf Fassung B,

und diese auf dem Fragment TM 40. Fassung B und C wurden jeweils an

einigen wenigen Stellen überarbeitet, C wohl unter stärkerem Einfluß des

tibetischen Textes. Ein derartiger Überlieferungsstand wirft nun ein

interessantes Bild auf die Übersetzungsgeschiehte des buddhistischen

Kanons. Beweise dafür, daß die Redaktionskommission, welche auf den

Wunsch des Ligdan Khan der Tsakhar 1628—29 die mongolische Fassung

des Kandjur zusammenstellte, Texte älterer Übersetzungen, und zwar

aus der Wende des 16. zum 17. Jhdt., mitverwandte, konnte W. Heissig

bereits in mehreren einschlägigen Untersuchungen erbringen**. Nach dem

Yüan-shih, Kap. 202, wird nun auch berichtet, daß Teile des Kanons

bereits im 14. Jhdt. übersetzt wurden*^. (Vgl. auch oben unter 10. die

die mongolischen Buchstaben neu gefaßt hatte, war er nicht der erste, welcher

viele Lehren übersetzte, weil einige (Buchstabenreihen) nicht vollständig

waren."

»* Heissig W., Zur Entstehungsgeschichte der Mongolischen Kandjur-

Redaktion der Ligdan Khan-Zeit (1628—1629), UAB V, Studia Altaica,

Wiesbaden 1957, SS. 71—87. Heissig W., Beiträge zur Übersetzungsge¬

schiehte des mongolischen buddhistischen Kanons, AbhdAdW. Göttingen,

3. Folge, Nr. 50, Göttingen 1962. Heissig W-., Zur geistigen Leistung der

neubekehrten Mongolen des späten 16. und frühen 17. Jhdts., UAJb XXVI,

1954, S. 101—116.

Fuchs W., Analecta zur mongolischen Übersetzungsliteratur der Yüan-

Zeit, MS XI, 1946, S. 40ff. Perlee H.-Cewel J., Mongol-Enethegiin soyolyn

24»

(24)

mongolischen Quellenbelege). Aufgrund dieser Nachricht und der beinahe

völligen Gleichheit von A und B dürfte es nun sehr wahrscheinlich sein,

daß ein Blockdruckabzug unseres Fragmentes TM 40, das ja dem Kanon

zugehört, dem Übersetzer der Fassung B vorgelegen hat. Somit ginge die

Textüberlieferung der Redaktion von 1628/29 teilweise nicht nur in die

Wende des 16. zum 17. Jhdt., sondern rund dreihundert Jahre zurück,

nämlich bis zur Wende vom 13. zum 14. Jhdt. Das Auffinden weiterer

buddhistischer Texte aus dem 14. Jhdt., bzw. die Identifikation und

Untersuchung des vorhandenen Materials, könnte diesbezüglich genau¬

eren Aufschluß geben.

Nachtrag:

Erst nach Fertigstellung meines Aufsatzes wurde mir folgender, über

das gleiche Thema handelnder Beitrag bekannt, der jedoch keine über

den Inhalt vorstehender Arbeit hinausgehenden Erkenntnisse bietet:

TsERENSODNOM D. — Altangerel C, Turjany tsugluulgyn TM 40,

Studia Mongoliea, Tom. V, Fasc. 6, Ulaanbaatar 1965, SS. 147—170,

+ 8 Tafeln.

Diese Abhandlung konnte in vorliegender Arbeit nicht mehr berück¬

sichtigt werden, weswegen an dieser Stelle auf sie verwiesen sei.

harilcaany tuhai, Sinileh uhaan. 1(43), 1956. S. 39. Remusat A., Recherches Sur les langues tartares, Paris 1820, S. 197fF.

(25)

Wilhelm Rau, Marburg

Textausgabe :

SuparvMhyäyah, Suparni fabula. Edidit Dr. Elimak [Max] Gkube.

Lipsiae: F. A. Brockhaus. 1875 [Berlin, Phil. Diss. 1875]. — Ohne Prae-

fatio und Index Verborum anastatisch abgedruckt in: Indische Studien,

Band 14, Leipzig 1876, pp. 1—31, mit einem Nachwort von A. Webeb,

pp. 31—34.

Abkürzungen :

Ca Caland, Willem: Vedische Religion (1915 — 1927). Archiv für Reli¬

gionswissenschaft, Band 25, Leipzig 1927, pp. 283 — 294.

Ch Charpentieb, Jabl: Die Suparnasage. Untersuchungen zur altindi¬

schen Literatur- und Sagengeschichte. Uppsala —■ Leipzig 1920/22.

He Hbbtel, Johannes: Der Suparnadhyäya, ein vedisches Mysterium.

Wiener Zeitschrift für die Kunde dea Morgenlandes, Band 23, Heft 3 — 4,

Wien 1909, pp. 273 — 346. — Eine vollständige deutsche Übersetzung,

welche hier nur gekürzt wiedergegeben ist, lieferte J. Hebtbl in:

Indische Märchen, Jena 1919, pp. 344 — 366^.

Jo Johansson, Kabl Febdinand: Solfägdn i Indien. En rdigions-

historisk-mytologisk Studie. Uppsala Universitets Arsskrift, Uppsala

1910.

Ne Negelein, Julius von: Die Suparnasage. Untersuchungen zur alt¬

indischen Literatur- und Sagengeschichte von Jarl Charpentier. Göttin¬

gische gelehrte Anzeigen, Jahrgang 186, Berlin 1924, pp. 65 — 72 und

87—119.

01(1) Oldenbebg, Hebmann: Das altindische Äkhydna, mit besondrer Rück¬

sicht auf das Suparndkhyäna. Zeitachrift der Deutaehen Morgenlän-

diachen Oesellschaft, Band 37, Leipzig 1883, pp. 54 — 86.

01(2) Oldenbebg, Hermann: Zur Geschichte des altindiachen Erzählunga-

stiles. Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse aus dem Jahre 1919. Berlin

1919, pp. 61—94.

R Rau.

Wahrscheinlich wäre der Suparnadhyäya in Europa unbeachtet ge¬

blieben, hätte ihn H. Oldenbebg nicht als äkhydna, J. Heetel dagegen

als Mysterienspiel erweisen wollen; beide, wie wir meinen, ohne zwin¬

gende Gründe. Uns mutet er vielmehr wie ein balladenartiges stotra an.

Doch mag das auf sich beruhen bleiben, zuallererst gilt es sicher zu ver-

1 Das dort (p. 385) gegebene Versprechen: „Die Stellen, an denen das

Saupama zu bessern war, wird der Verfasser an anderer Stelle anführen",

hat J. Hertel unseres Wissens nicht einlösen können.

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