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(1)

MIT EINIGEN ANDEREN SPRACHEN

Von Pavel Poucha, Prag

Gedanken über die Entwicklung des Mongolischen zu einer

„altaischen" Sprache

Liest man die Ausführungen verschiedener Wissenschaftler, die sich mit

den sog. ,, altaischen" Sprachen insgesamt oder mit nur einer von ihnen,

dem Mongolischen, dem Mandschuischen, dem Türkischen, bzw. auch mit

dem Koreanischen und teilweise auch dem Japanischen befassen, muß man

zum Schluß gelangen, daß noch immer die Frage besteht, ob es tatsächlich

eine solche Spraehfamilie gegeben hat, obwohl man von ,, Altaistik" spricht*

und sogar die sehr alte Theorie von einer Urverwandtschaft der altaischen

und ugrisch-finnischen Sprachen immer von neuem zum neuen Leben er¬

weckt^. Die Tabellen, die Udo Posch^ vorführt, und die die lautlichen Über-

* Handbuch der Orientalistik I. Abteilung, 5. Band, 2. Abschnitt: Mongo¬

listik, Leiden/Köln, 1964, E. J. BriU.

^ Vgl. Bjöbn Collindeb, Hat das Urahsche Verwandte ? Eine sprachver¬

gleiehende Untersuchung, Acta Univ. Upsaliensis. Acta Societatis Linguisticae

Upsaliensis Nova Series 1:4, Uppsala 1965, SS. 109-180, passim. G. John

Ramstedt, der Gründer vgl. altaischen Sprachwissenschaft, hat wenige Jahre

vor seinem Tode sich mündlich ziemlich positiv über die uralaltaische Hypo¬

these geäußert, er hat von einer uralisch-altaisch-indogermanisohen Triangel¬

beziehung gesprochen (Collindeb 1. c. S. 137). Mutmaßliche lexikahsche

Übereinstimmungen zwischen Uralisch und Altaisch findet man zu Hunderten

in den Veröffentlichungen von Schott, Sauvageot, Räsänen, Nemeth und

Sinob. Collindeb hat darüber in seinem Fenno-Ugric Vocabulary geschrieben.

Es handelt sich aber in vielen Fällen um Entlehnungen. Auf S. 140-151 resp.

155, 1. c, hat er eine revidierte uralaltaische Wortliste, konfrontiert mit Ram¬

stedt, Einführung in die altaische Sprachwissenschaft I, 1957, von 69 Fällen,

von welchen das Mongolische betreffen: alivsun, ang, qalim, qaliyan, ayil{1),

dayibal, dagä-, (h)üle, qilgasun, xjangar, sirke, noqai, yan, 6ana, qusi, sunggu-, qusun, jimugu3u, gv/rban, gurmusun, qandagai, qa, tanaga, neke-, tere, ese, kelen, temege, ülü, edüi, ken, bide, bi, 6i, sögel, sülekei, döng. Holoeb Pedebsen (nach

Collindeb, 1. c, 169) hat sich so ausgedrückt: „Wenn wir Verwandtschaft an¬

nehmen, werden wir notwendigerweise weitergeführt und zwar nicht nur zum

Samojedischen, das vom Finnisch-Ugrischen nicht getrennt werden kann, son¬

dern durch das ganze nördliche Asien über die Beringstraße. Denn Überein¬

stimmungen . . . wenn auch schwächere, finden wir auoh im Türkischen, Mon¬

golischen und Mandschuischen, im Jukagirischen, ja sogar im Eskimoischen ..."

(2)

Das Mongolische im Zusammenhang mit einigen anderen Sprachen 727

einstimmungen der „altaischen" Sprachen beweisen sollen, beweisen sehr

wenig, da man die Beispiele solcher Übereinstimmungen nicht beigefügt

hat, und würden auch sonst nicht viel beweisen, denn wenn ein Wort, auch

ein Lehnwort, und mit einem solchen ist da sehr oft zu rechnen, in den

Wortschatz einer anderen Sprache eindringt und dort heimisch wird (es

handelt sich auch um entlehnte Endungen, entlehnte, sog. substratischo

Redewendungen), dann unterwirft es sich selbstverständlich allen Laut¬

gesetzen, die in der Zeit nach der Entlehnung wirksam werden. - Andere

sind der Meinung, daß eine ,, altaische" Sprachverwandtschaft eigentlich

nicht existiert. So kann man die Meinung Gebhard Dörfers* anführen,

der sagt, daß es sich in diesem Falle eigentlich um gegenseitige lexikalische

Beeinflussung (Lehnwortbeziehungen) handelt: ,,Und zwar existiert im Tür¬

kischen eine junge, sehr starke mongolische Schicht (seit dem 13. Jh.), und

eine noch jüngere recht schwache, tungusische (fast nur im Jakutischen),

im Mongolischen existieren fünf türkische Schichten (eine schwache ,, ur¬

türkische", etwa 30 Wörter, zwei mittelstarke frühtürkische, ca. 150 Wör¬

ter, eine alttürkische, eine neutürkische) und eine schwache, junge tungu¬

sische Schicht (meist nur Mandschu-Wörter), im Tungusischen existiert

A. B. Doloopol'skij, Gipoteza drevnejsego rodsva jazykov Severnoj Evrazii s

verojatnoj toöki zrenija in Voprosy jazykoznanija 1964, und in A long range

comparison of some languages of Northern Eurasia in Problems of Phonetic

Correspondences, VII. International Congress of Anthropological Science,

Moskau, August 1964, hat den Versuch gemacht durch Anwendung der Wahr¬

scheinlichkeitsrechnung auf lexikalische Daten zu beweisen, daß Urverwandt¬

schaft zwischen Indogermanisch, Uralisch, Altaisch, Tsohuktschisoh (Kor-

jakisch-Kamtsohadalisch), Kartwelisoh ( = Georgisch usw.) und auoh Semitisch-

Hamitisch besteht. M. Räsänen hält noch immer an der uralaltaischen Theorie

fest, vgl. M. Rjasjanen, Ob uralo-altajskom jazykovom rodstve, Voprosy jazy¬

koznanija, 1968, 1, S. 43-49 (Ubersetzung von A. A. Söebbakov) in Überein¬

stimmung mit F. J. Wiedemann, Über die früheren Sitze der tschudisohen

Völker und ihre Sprachverwandtschaft mit den Völkern Mittelboohasiens,

1838; D. R. Fuchs, Übereinstimmung in der Syntax der finnisch-ugrischen und

türkischen Sprachen, Finno-Ugrisohe Forsohungen XXIV, 1-3, 1937; D. R.

Fokos-Fuchs, Rolle der Syntax in der Frage nach Sprachverwandtschaft, mit

besonderer Rücksicht auf das Problem der ural-altaischen Sprachverwandt¬

schaft, mit besonderer Rücksicht auf das Problem der ural-altaischen Sprach¬

verwandtschaft, Wiesbaden 1962, A. Sauvageot, Recherches sur le vocabulaire

des langues ouralo-altaiques, Paris 1930 (mit 214 etymologischen Versuchen).

Vgl. aber D. Sinob, Zur Frage der altaisch-finnougrischen Beziehungen: Zweiter

Internationaler Finnougristenkongreß. Referate der Vorträge imd Mitteilungen, 1965: ,, . . . die altaische Ursprache . . . ein Traum . . .".

' Die altaische Sprachverwandtschaft - Theorie oder Hypothese, S. 17-34 in

Mongolistik.

* In seiner Rezension des Buches von Nikolaus Poppe, Vergleichende Gram¬

matik der altaischen Spraohen. Teil I., Lautlehre, Porta Linguarum Orientahum,

Wiesbaden, 1960, Harrassowitz, in ZDMG. 113/2, 1963, S. 416 f.

(3)

eine junge türkische Schicht (Jakutisch), sowie drei mongohsche Schichten."^

Auch Sir Gerabd Clauson* meint, daß das Türkische mit dem Mongohschen

genetisch nicht verwandt ist. Auch meint er bewiesen zu haben', daß die

Mongolen oder ihre Vorfahren in drei verschiedenen Perioden von drei ver¬

schiedenen Türksprachen oder Dialekten Wörter entlehnt haben*. Nach

seiner Meinung führen die sehr unklaren Erwähnungen der chinesischen

Chroniken über die Mongolen zum Schluß*, daß die ältesten Vorfahren der

Mongolen ein Waldvolk waren, irgendwo nördlich im Waldgürtel zwischen

der geogr. Länge des Baikal-Sees und dem Pazifik wohnten und daß weder

die Kitan, die auch ein mongolischsprachiges Volk waren, noch die eigent¬

lichen Mongolen dem Rest der Welt bekannt wmden, ehe sie aus ihren

Wäldern auftauchten und zu nomadisieren begannen*". Es ist Tatsache,

daß alle Namen des Zwölfjahre-Zyklus nicht mongolisch sind; sie sind teil¬

weise aus dem Türkischen entlehnt, wo sie auch nicht heimisch waren. Es

scheint also, daß die Mongolen die Steppenterminologie anderswo (von den

Türken) entlehnt haben. Zu den altertümlichen Entlehnungen des Mongo¬

lischen vor dem 8. Jh. u. Z. gehören (aus dem Türkischen) mong. dayin

,, Feind", nidurga ,, Faust", takiya ,, Henne", hura'u ,,Kalb", ta'ulai ,,Hase"

Clauson möchte den Zeitpunkt des ersten Kontaktes zwischen einem mon¬

golisch und einem türkisch sprechenden Volke in der absoluten Chronologie

festhalten : An den Hof der Nördlichen Wei (diese Dynastie regierte 386-535

in Nordchina und war türkischen Ursprungs ; chinesisch hießen sie T'o-pa, in

den alttürkisehen Orchon-Inschriften durch Tabgac, Tawgac^^ wiedergegeben)

sandten die (proto)mongoliseh sprechenden Kitan zum erstenmal im Jahre

440 u. Z. eine später jährlich sich wiederholende Mission, und das ist der

erste wesentliche Kontakt zwischen einem mongolisch und einem türkisch

sprechenden Volke*^.

^ Daselbst S. 417, Anm. 1.

« The Earlist Türkisch Loan Words m Mongolian, CAJ. IV/3, 1959, 174-187.

' Derselbe, The Turkish Y and Related Sounds, Studia Altaica 1957.

» Er verbindet toch, B okso mit türk. öküz und mong. (h)üker, darüber s. aber

weiter unten. » L. o. sub Anm. 5, S. 181.

*" Der Name der Mongolen wird in den chinesischen Annalen der T'ang-

Dynastie als Shi-wei Meng-ku, später, seit dem 10. Jh. u. Z. als Meng-ku-li an¬

geführt, s. Pennti Aalto, S. 76* in dem Buche „Mongolistik" (hier Anm. 1).

** Über die Tabgaö, Tawgaö liest man bei A. M. v. Gabain, Alttürkische Gram¬

matik, S. 219: ,,eine dem Türkischen verwandte Sprache, in späterer Zeit aber

chinesisch". Weiter über dieselben bei J. A. Boodbebg, Theophylaotus Simo-

catta on China, Harvard J. A. S. 3, 1938, 223-243. Theophylaktos Simokatta

(7. Jh. u. Z.) spricht über Taugast im Kap. 8 des VII. Buches seines Werkes.

*2 Clauson 1. c. sub Anm. 6 hier, S. 187. Gy. Nemeth, Die türkisoh-mongo-

hsche Hypothese, ZDMG. 66, S. 565, zeigt, daß die Zahlwörter m den altaischen

Sprachen zwar nicht übereinstimmen, aber fast in allen altaischen Sprachen

wurzelverwandte Stämme auf weisen.

(4)

Das Mongolische im Zusammenhang mit einigen anderen Sprachen 729

Nun eine Parallele, die in diesem Zusammenhange sinnvoll ist. Wenn

auch die etymologische Erklärung des mong. Wortes {h)üker aus toch. B

okso = tü. öküz nicht standhält, weil, wie die monguorische Form juguor

zeigt (die anderen jüngeren Formen des Wortes sind Voc. de Leide hüker

Houa i i yü hüger, mong. üker, ord. ux'^xer), ein urmong. *puguor zu postu¬

lieren ist, was mit idg. *pekuos (got. faihu, lat. pecus, pecoris aus *pekuozis

usw.) zusammenzustellen ist, also mit dem Tocharischen, ist nichtsdesto¬

weniger folgendes zu erwähnen: Es scheint, als ob die späteren Träger der

idg. anatolischen Sprachen, die Armenier, in der hajassischen Komponente,

dem Pelasgischen (Vorgriechischen) und dem Griechischen am östlichen

Rande - in der Kirghisischen Steppe, dem ursprünglichen Sitze des indo¬

germanischen ethnischen Komplexes - saßen. - Die älteste Schicht der

sprachlichen Eigentümlichkeiten der tocharischen Sprachen ist bekanntlich

eine Seite morphologischer und phonetischer Erscheinungen, die zu einem

gewissen Maße mit den Eigentümlichkeiten des protoaltaischen oder proto-

finnougrischenSprachtypus zusammenfallen. (Nach E. Levi sind es: Par¬

allelen in der Wortfolge, in der sehr ausgebildeten lokativen Bedeutung,

im Fehlen des Genus und anderer grammatischen Kategorien, was Reflexe

einer protoidg. Komponente sind.) Da diese Komponente im Tocharischen

lebendiger ist, kann man dafürhalten, daß in der Urheimat ihrer Träger ein

ununterbrochener Kontakt der ugrofinnischen Sprachen mit den tochari¬

schen Sprachen bestand, solange diese gesprochen wurden. Davon zeugt eine

spätere phonematische Erscheinung des tocharischen Sprachenkomplexes,

nämlich die Palatahsation der Dentalen, die dem Zusammenfall der stimm¬

losen und stimmhaften Konsonanten in der Entwicklung der tocharischen

Laute vorausging*^. Es läßt sich daher schließen, daß die Träger des Tocha¬

rischen im Nordosten des Raumes saßen, in dem ursprünglich die Zentral -

gruppe der indogermanisch sprechenden Leute wohnte. Dadurch erklärt

sich auch die Mittelstellung des Tocharischen zwischen Satem- und Centum-

Typus**. - Wenn man nun die rekonstruierten idg. Wortformen mit ähnlich

lautenden und ungefähr das gleiche bedeutenden Wörtern der ugrofinni¬

schen und der mongolischen Sprachen vergleicht, findet man, daß der ety¬

mologische Zusammenhang klar wird unter folgenden Bedingungen*^ : Idg.

*' Vgl. E. EvANGBLisTi in Tocharskie jazyki, 1959, S. 109-119, angeführt bei

T. L. Degtbreva, Puti razvitija sovremennoj lingvistiki II, 1962, S. 127 f.

** Degtbreva 1. c. ist der Meinung, daß eine solche (ur)lingusitische Karto mit

bestimmten Gesetzen der räumlichen Sprachwissenschaft übereinstimmt: das

Zentrum weist immer die Anliäufung von wesentlichen Innovationen auf, die

Randareale bewahren die Überbleibsel des anfänglichen Standes weit besser,

die Zonen zwischen dem Zentrum und dem Rande weisen Inkonsequenzen in den

sprachliehen Prozessen auf. Dasselbe gilt über die Erklärung der hethitisch-

tooharisohen Parallelen.

*^ Nach A. B. Doloopol'skij, Gipoteza drevnejego rodstva jazykov Severnoj

(5)

palatale Konsonanten entsprechen uralischen und altaischen Guttru'alen

vor Vokalen der vorderen Reihe; idg. Velare entsprechen uralischen und

altaischen Gutturalen vor Vokalen des a-Typus ; idg. Labiovelare entspre¬

chen den lu-ahschen und altaischen Gutturalen vor labialisiserten Konso¬

nanten. Daraus ist zu schließen, daß die drei idg. Gutturalreihen aus einor

entstanden sind und daß vor Entstehung der idg. Apophonie (des Ablauts)

phonologisoh verschiedene Vokale existierten.

Einige Beispiele mögen das beweisen, (ich fange mit dem mongolischen

Wort an, ende mit der idg. Rekonstruktion und gebe dann an, wo sich die

idg. Beispiele in Pokornys Indogermanischem Wörterbuche finden):

1. mong. qorqai, nmong. xorxoj ,,Wurm", kaz. kürm ds., tungus. xirga

,, Bremse", ewenk. irgakta, fin. kurmu, kamas. Sur.: idg. *kurmi- ,,Wurm", Pokorny 649. - 2. mong. kehi-, nmong. xiwex, tü. gev- ,, kauen" : idg. *gembh-

„beißen", *gebh- ,, Kinnbacken, essen, Mund", *g{i)eu- ,, kauen", Pokorny 369, 400. - 3. mong. qal-, nmong. xalax ,, fallen", tung. xaldi- ,, behauen", ewenk. aldi-, ds., nan. xaldiso ,, zimmern": idg. *kel- ,, fällen, behauen,

hauen", Pokorny 545. - 4. mong. qarayi-, nmong. xarajx, kaz. kargu-

,, überspringen", fin.-ugr. karke ,, laufen", fin. karku ,, entlaufen", obermar.

kirgizaS ,, laufen": idg. *(s)ker- ,, springen", Pokorny 933. - 5. mong. kil-, nmong. xilen ,,Samt", tü. qil.- ,, Roßhaar", fin.-ugr. : fin. kalki ,,IIaar": idg.

*kol-, klö- ,, spinnen", Pokorny 611. - 6. mong. qanda, nmong. ocand ,, Ex¬

trakt": mong. qad-, nmong. xadax ,, zugeben", fin. kanta ,, tragen", ulß.

kanda ,, bekommen", mal. *kanta- ,, bringen": idg. *ghend- ,, ergreifen",

*ghed-: nan. gad- ,, nehmen", kor. gad-, Pokorny 437. - 7. mong. küden

,, Nebel": idg. *ked- ,, rauchen, qualmen", Walde-Pokorny I 384. - 8. mong.

biragu, nmong. bjaruu ,, (einjähriges, zweijähriges) Kalb", tü. bizagu ds. :

idg. *uerse-, -i ,,Kalb, Schwein", Pokorny 1170. - 9. mong. billigen, nmong.

büleen ,,warm", ewenk. buldi ds., mandsch. bulukan ds.,: idg. *uel- ,, wärm¬

lich, warm", Pokorny 1140. - 10. mong. bülin, nmong. bülen ,, Blutklum¬

pen": idg. *uel- ,,Blut", Pokorny 1144. - 11. mong. {h)üle-, nmong. ülemz ,, sehr viel", olö. jrHleds.., atü. ulug ,,groß" : idg. *pelu- (griech. polüs) ,, Menge, viel", Pokorny 798. - 12. mong. (h)erekei < *perekei, nmong. erxij ,, Dau¬

men", atü. ärnäk ,, Daumen" < alt. *per-: toch. prär ,, Finger" < idg.: lit

pirstas, altsl. prustü ds. - 13. mong. aru, nmong. ar ,, hinten, hintere (d. h.

nördliche) Seite", alt. *par-, fin. -ugr. *perä ,, hinten": idg. *per- ,, vorne"

usw. usw.**

Solche und ähnliche Beispiele von etymologischen und semasiologischen

Evrazii s verojatnostnoj toöki zrenija, Voprosy jazykoznanija 1964, No. 2, zi¬

tiert naoh Anm. 17 hier.

1^ Vgl. A. B. Doloopol'skij, Metody rekonstrukcii obsßeindoevropskogo

jazyka i sibiroevropejskaja gipoteza in dem Sammelband Etimologija 1964,

S. 259-270.

(6)

Daa Mongolische im Zusammenhang mit einigen anderen Sprachen 731

Entsprechungen machen den Eindruck, als ob sie doch die Zusammen¬

gehörigkeit der ugro-finnischen und der altaischen Sprachen beweisen und

auch Beziehungen zum Indogermanischen (als Ursprache gedacht) nach¬

weisen sollten. Die Sache verhält sich aber auch anders, wenn man die

nachfolgenden Beispiele der Entsprechungen heranzieht, die die Verwandt¬

schaft der sog. dene-finnischen Sprachen bezeugen*' : 1. mong. kele, nmong.

xel ,, Sprache": fin. kieli, kvak. k'l-m, udm. kil, mord. ¥el^, dagm. heli,

niwch. hilx: idg. *kel-, germ, (s)kel-, engl, scold ,, schelten"; dene-fin. *k'.l. -

2. mong. ken, nmong. xen ,,wer", dagur. hen, tü. kim, fin. kuka, kvak.

'n-k'^a; dene-fin. *kw., ung. ki, jukag. kin, aleut. kin: idg. *k^., lat. quis. -

3. mong. usun, nmong. us, tü. us ,, Wasser", fin. vesi, jukag. u£e, ung. viz,

dagur. ose, kvak. w-p; dene-fin. *vi}.t: idg. *{s)w.d-, gr. hüdör, engl, water. -

4. mong. sibagun, nmong. Suwuu ,, Vogel", fin. sulku ,, Feder", kvak. 6l6lk,

dene-fin. *6.lk, inuk. suluk, ung. ször. - 5. mong. kümüsün, nmong. xüms,

dagur. humese, fin. kynsi, kvak. qed-m; dene-fin. *q.nc: idg. *gl.w-, deutsch

,, Klaue", angl. claw. - 6. mong. nere, nmong. ner ,,Name", dene-fin. *n.m,

n.w, jukag. niw, nim ds., ung. nlv ds., idg. ^i^men. - 7. mong. qoyar, nmong.

xojor ,,zwei", dagur. hoirc, jukag. kin, itelm. kasx, fin. kaksi, ung. kettö <

*kektö. - 8. mong. kümün, nmong. xün, dagm. hü ,, Mensch", nutka qü'as

ds., kvak. kul- ,,Kind". - 9. mong. arisun, nmong. arls ,,Haut, Leder",

jukag. har ,, Leder", dag. haise, nan. horakta: idg. *qor-, lat. cortex: tü.

kabuk, nan. höba, selk. qöpü < ural. *kopa, estn. köba, jap. kawa, aleut.

qa6Gaq, qaiOiq, ainu kah ,, Rinde", fin. keri, ung. ker. - 10. mong. gar,

nmong. gar, dagur. gari ,,Hand", fin. käsi, ung. kez, mans. kat. mar. kit,

Owen, ngal, ewenk. ngäle, nen. ngude ds. : idg. *k.m in decem aus idg. *de-krji

,,zwei Hände". - 11. mong. öndögen, nmong. öndög ,,Ei", nan. omokta,

ewenk. umukta, ewen. umta ds., mans, mungi, fin. muna, eskim. munna.

Wenn man auch nicht beweisen kann, daß die Sprachen der Ureinwohner

Amerikas z. B. mit dem Türkischen zusammenhängen, sind doch auch die

angeführten Entsprechungen geeignet zu zeigen, daß man damit rechnen

kann, daß letzten Endes die ethnisch -anthropologischen Zusammenhänge

Nordasiens mit Nordamerika auch sprachlich gestützt werden.

In den eben angeführten Beispielen hat man mehrmals gesehen, daß

Wörter angeführt werden, die dem Jukagirischen entstammen, einer der

ältesten Sprachen des Nordostens Asiens, die 1926 nm noch 443 Sprecher

aufweisen konnte (sie wohnen am Flusse Kolyma und in der Tundra am

Flusse Alazea)**. Wenn, wie oben angeführt wurde, die ursprünglichen Mon¬

golen auch in ihrer Nähe wohnten, ist man veranlaßt, Zusammenhänge

" Vgl. M. Swadesh, America -Eurasia Linguistic Relations, russ. Übersetzung

und Bearbeitung in Etimologija 1964, S. 271 ff.

*» Vgl. E. A. Keajnoviö, Jukagirskij jazyk, Moskau-Leningrad 1956, passim.

(7)

zwischen dem Mongohschen und dieser altertümhchen, aussterbenden

altnordasiatischen Sprache zu suchen**. Die Verwandtschaft des Jukagi¬

rischen mit anderen Sprachen ist nicht geklärt^", wenigstens nicht ganz

einwandfrei. Das Zusammenfließen von Wörtern zu einem Worte weist auf

die Verwandtschaft mit den Sprachen der Indianer Amerikas^*. Die Juka¬

giren gingen mit anderen paläoasiatischen Völkern über die Bering-Straße

aus Asien nach Nordamerika und dann, als die Eisberge wichen, wieder

zurück nach Nordasien^^. Zusammenhänge dieser Sprache mit anderen

Sprachen sind früher öfters gezeigt worden^^, hier sollen aber nur die juka-

girisch-mongolischen Parallelen angeführt und zusammengestellt werden,

die unserem Zwecke dienen und so häuflg sind, daß sie auf engere Verbin¬

dungen hinweisen. 1. mong. genitivisches -unj-ün, -in: tü. -injin, -unjün,

-ningjning, -nungjnüng, fln.-ugr. -n, jukag. -n, auoh im paläoasiatischen Ke¬

tisehen^*. - 2. Im Verb -me des Ptc. pass., ewenk. -malmejmo der Adj.,

*» Wie die timgusische Endung zeigt, ist der Name Jugakir eine tungusische

Bezeichnimg, aus jukagirisohem juka ,,weit", des Volkes, das sich selbst Wadu,

Odu oder auch nur omen ,, Stamm" nennt (Keajnoviö 1. c. S. 3).

2° Bjöen Collinder, 1. c. S. 109: ,,die uralo-jukagirische Hypothese läßt

sich kaum abweisen, wenn man an den Methoden und den Errungenschaften

der historisch vergleichenden Sprachforschung festhalten will". Weiter ds.

S. 1.55 ff., S. 157 ff. eine vergleichende Wortliste: Urahsch-Jukagirisch mit 61

Gleichungen. S. 168 f. über die jukagirische Urheimatfrage: die Jukagiren waren

über ein Gebiet verbreitet, das sich vom Lenafluß bis zu der Küste des Stillen

Meeres erstreckt . . . Jukagiren einst Nachbaren der Samojeden . . . die Vor¬

fahren der Jukagiren die erste uralische Siedlungswelle, die sich über den Ural

allmählich gen Osten verschoben hat . . . Vgl. noch Eenst Lewy, Überein¬

stimmungen zwischen Jukagirisch und Uralisch, Ung. Jb. 9, S. 287. Karl

Bouda, Die finnisch-ugrisch-samojedische Schicht des Jukagirischen, Ung. Jb.

20, 1940. Björn Collinder, Jukagirisch und Urahsch, UUÄS 1940:8. Uralo-

jukagirische Nachlese, UUÄS 1957, 12. Olivier Guy Tailleur, La flexion

verbale personnelle du youkagir, iStudes flnno-ougriennes, Paris 1965, 2. Les

uniques donnees sur l'omok, langue eteinte de la famille youkagir, Orbis (Lou¬

vain). 8, 1959. J. Angeee (Ankeeia), Die uralo-jukagirische Frage, Diss.

Uppsala 1956 (nach Collinder 1. c.).

21 Vgl. W. Jochelson, Über die Sprache und Schrift der Jukagiren, S. B.

Geogr. Ges. Bd. XVII, Bern 1899, s. auch Krajnoviö 1. c.

22 W. Jochelson, Peoples of Asiatic Russia, New York 1928, S. 43, s. auch

bei Krajnoviö 1. o.

Vgl. X. Paasonen, Zur Frage von der Verwandtschaft der finnisch-ugri¬

schen und der indoeuropäischen Sprac'nen, FU. Forsohungen 1907, Bd. VII,

Heft 1-3, z. B. über die Nähe der Genitiv- und Ablativsendungen im Jukagiri¬

schen und im Finno-Ugrischen und auch Lexikahsches: jukag. V&jJ' ,,sein,

loben", fin. lie (liennee), ung. lev {Unni) ,, existieren". Björn Collinder 1. c.,

Karl Bouda 1. c. Angere 1. c. (s. oben).

2* Über das Ketischo vgl. N. K. Karger, Ketskij (jenisejsko-ostjaokij) jazyk.

Sbornik Jazyki i pis'mennosti narodov severa III, Moskau 1934, 229-230, s.

auch Krajnoviö 1. c.

(8)

Das Mongolische im Zusammenhang mit einigen anderen Sprachen 733

ewen. adj. -m, mong. -maljmel des Ptc. pass, (aus raajme-l), özbek. -ma des

Ptc. pass.^^. - 3. mong. ülü, burj. üie, jukag. eV , el'e „nein, nicht", fin.-ugr., fin. e-, auch ewenk., ewen. Hilfsverb e- ,, nicht sein", öukot. Präfix e-^*. -

4. Das Wort kann im Jukagirischen nur mit einem Konsonanten oder mit

einem Vokal anfangen, r- kommt im Anlaut nicht vor, ebenso im Mongoli¬

sohen. - 5. Jukag. (Tundra-Dialekt) mural ,,sioh anziehen": mong. (Name

der Urmutter der Mongolen Goua Maral = also nicht ,, Schöne Hirschkuh",

sondern eher ,, Schön Angezogene", die erstere Erklärung nur eine späte

Volksetymologie, ebenso mong. Personenname Moroqa nioht aus Markuz

syrisch-uiguriseh-griechisch, sondern gleich jukagir. morox ,, angezogen" ?). -

6. mong. nutug ,, Heimat": jukag. (Kolyma-Dialekt) numo ,, Wohnung". -

7. mong. ordo : jukag. ord'e ,, Zentrum, Mitte". - 9. mong. anggaqu ,, dürsten"

(wohl ,, Wasser suchen") : jukag. angöi- ,, suchen". - 9. mong. qada ,, Felsen" : jukag. qajl ,, Stein". - 10. Syntaktische Ähnlichkeit: Keine Unterscheidung

des Subjektkasus vom Objektkasus: jukag. Heng meköt' egej ',,das Renntier

ist weggelaufen", Heng melawnum ,,das Rentier trinkt", met Heng mepuning

„ich tötete das Rentier". Derselbe Fall im Mongolischen (oft). - Die Mehr¬

zahl kann ohne jede Veränderung des Wortes durch die Einzahl ausgedrückt

werden. Ebenso im Mongolischen^'. - 11. Mong. jam, nmong. zam ,, Post¬

station": jukag. d'am ,,Weg, Poststation". - 12. Pronominale Stämme:

mong. bi aus *mi, vgl. Gen. minu usw. ,,ich", ci ,,du" aus *ti, vgl. tanu usw., ter „er" und jukag. met ,,ich", tet „du", tudel „er", mong. ter ,,der, er":

jukag. ten ,,dies", vgl. auch die idg. Pronominalstämme! - 13. Mong. Suffix

des Praes.-Fut. -najne usw.: jukag. Praos.-Suffix -nu-, -nun-, -nunu-. -

14. Mong. Suffix des Converbum conditionale -balajbele, nmong. -bal/bel

usw.: jukag. Suffix des Optativs -bu, -bun. - 15. Mong. Suffix des Praes.

-muif-mui: jukag. Suffix dos Nichtz weif eins, daß die Handlung in der Zu¬

kunft sich ereignen wird: -mori, -mod'i. - 16. Mong. Verbalsuffix -laße:

jukag. Suffix der Augenscheinlichkeit -l'el. - 17. Bildung der Verba transitiva

im Mong. mit den Suffixen -sa, -ta-, -ra- (wozu auch die mong. Postposition

-ruujrüii ,,zu, in der Richtung zu", die im Burjätischen zur Bildung des

Direktivs gedient hat und auch im Alttürkischen vorkommt, gehören wird) :

25 Krajnoviö 1. c. nach O. A. Konstantinova - E. P. Lebedeva, Evenkijskij

jazyk, Moskau-Leni ngr ad 1953, 97-100, V. I. Cincius, 06erk grammatiki

evenskogo (lamut.) kazyka, Leningrad 1947, 108; G. D. Sanzeev in A. R. Rin¬

öine, Kratkij mong.-russ. slovar', Moskau 1947; A. N. Kononov, Granmiatika

Uzbek, jazyka, Taskent 1948, 101.

2« Kbajnoviö 1. c. S. 7 nach Collinder. Vgl. auch Szinney, Finnisch-ugrische

Sprachwissenschaft, Leipzig 1910, S. 136 ff.

2' Daneben gibt es im kolymischen Dialekt des Jukagirischen eine Plural auf

-p, werm andere Suffixe folgen, im Tundra-Dialekt das Pluralsuffix -pul, -pe;

diese Suffixe hängen wohl zusammen mit dem jukag. Worte pojuon ,,viel", wo

juon ein Suffix ist wie in lajuon ,, hinten".

(9)

jukag. -s{u)-, -sej-, -te-, -se-, -re-, -ri-. - 18. Mong. mergen „guter Schütze":

jukag. mer- in met meraing „ich schoß" zum Verb aj- „schießen" (mit dem

Bogen) zu me (= Praefix) -(r)-aj-im^^.

Daß das Jukagirische mit anderen Sprachen Sibiriens Zusammenhänge

zutage bringt, so mit dem Kottischen^', dem Ketisehen, und auch mit dem

Türkischen und dem Mongolischen, zeugt davon, daß die Jukagiren die

heutzutage den Sprechern dieser Sprachen räumlich weit entfernt sind,

früher mit ihnen in Kontakt standen. ,,Die jukagirisch-kottischen Berührun¬

gen erlauben den Schluß, daß die Jukagiren nicht aus dem Hinteruralgebiet,

sondern aus dem Süden nach dem hohen Norden gekommen sind, aus der

Gegend der Saj an-Altaischen Anhöhen. Einige Anthropologen rechnen die

Jukagiren zur sog. Bajkal-Rasse, was auch voraussetzt, daß sie weiter

südlich lebten"^" - Von weiteren sprachlichen Zusammenhängen wären

2' Das Praefix me- drückt im Jukagirischen aus, daß etwas geschieht, eine

Versicherung, wo man die Handlung speziell als solche akzentuiert.

2» Das Kottische ist ausgestorben, Castben hat am Anfang des vorigen Jahr¬

hunderts am Fluß Agu] (Zufluß des Kan) die letzten 5 Kotten angetroffen, nörd¬

lich von der Mongolei, M. A. Castben, Vorsuch einer jenissei-ostjakischen und

kottischen Sprachlehre nebst Wörterverzeichnissen aus den genannten Sprachen.

St.-Petersburg 1858, bei Kbajnoviö 1. c. S. 222 f. Das kottisohe Wort het

„Mensch", vgl. gleich weiter unten Nr. 18, erinnert stark an jap. hito ,,Mann,

Mensch" und ein etymologischer Zusammenhang ist da möglich, da es im Ja¬

panischen auch eine ,, altaische" Komponente gibt.

'" Vgl. M. G. Levin, Etniöeskaja antropologija i problemi etnogeneza narodov

Dal'nego Vostoka, Moskau 1958. Vgl. weiter dbbselbe, K probleme proischo-

denija severe-vostoönych paleoaziatov, S. 186-198 in Sbornik statej po istorii

Dal'nego Vostoka, Moskau 1958, über die Ergebnisse der Jesup-North Pacific

Expedition. Nach F. Boas sind die Paläoasiaten Sibiriens Reemigranten aus

Nordamerika (Fbanz Boas, Ethnographical Problems in Canada. J. Roy.

Anthrop. Inst, of Great Britain and Ireland, XL, 1900, 529-39). Debselbe,

The History of the American Race, AnnaLs N. York Ac. Sc. XXI, 1912, 177-183.

Nach V. G. Bogobaz, Drevnie pereselenija narodov v Severnoj Evrazii i v

Amerike, Sbornik Muzeja antropologii i etnografii VI, Moskau 1927, 41, trifft

das zu nur bei den Eskimo, don Tschuktschen, Korjaken und Kamtschadalen,

nicht bei anderen. Debselbe, Materialy po jazyku aziatskioh eskimosov,

Leningrad 1919, läßt die Eskimo aus Asien weiterwandern, da gerade die asia¬

tischen Eskimo die ältesten sprachlichen Charakteristika aufweisen. A. M.

ZoLOTABEV, Iz istorii etniceskicli otnosenij na severe vostoke Azii, Izv. Voro-

nezskogo gos. ped. inst. IV, Voronez 1938, 72-87, meinte, daß es eine Trans¬

formation war, die aus den Eskimo-Sprachen paläoasiatischo Sprachen machte.

Die Forsohungen von A. P. Okladnikov, z. B. O pervonaöal' nom naselenii

öelovekom vnutrennej casti öukotskogo poluostrova, Izv. Vsesojuz. geograf.

obsc. XXXV, No. 4. Moskau-Leningrad 1953, u. a. beweisen, daß die Bevölke¬

rung der Tschuktschen vom Westen her kam.

ä* Vgl. noch A. P. Okladnikov, Drovnejsie kul'tury Primorha v svete issledo¬

vanij 1953-55 gg. in dem obgenannten Sbornik, S. 13 f.: die Charaliteristik der

Retusche der Schaber und der Faustkeile, die Technik derselben aus dem späten

(10)

Das Mongolische im Zusammenhang mit einigen anderen Sprachen 735

noch anzuführen: 19. Mong. kümün, nmong. xmw „Mensch" : jukag. (der

Tundra) köde(ng), göde, kön, köl „Mensch", ket. ker, kott. het, hü. - 20. Mong.

jon^^, nmong. zon „Menschen": jukag. t'ing ds., kott. t'eang, ket. deän. -

21. Mong. aran, PI. arat ,, Leute des Volkes" < *haran: jukag. (Kolyma) äoromo ,, Mensch", korean. sarama ds. - 22. Mong. aha, nmong. aw ,, Vater" : jukag. abut'ie ,, Großmutter", samojed. (kamas.) aha ,, Vater". - 23. Mong.

nara{n): samojed. jal'a, jukag. jel'od'e ,, Sonne". - 24. Nmong. xoa ,,wo" : samojed. xana ,, wohin", jukag. qada ,,Wo?". - 25. Mong. qamjilga, nmong.

xamzlaga ,, Leibeigener ": jukag. qamril ,, Knecht", samojed. xabila(s') ,,als Knecht halten". - 26. Mong. nemekü, nmong. nemex ,, nachtragen" : jukag.

nemeng, leme „was?" (ojrot. ne, neme ,,was?"). - 27. Mong. olan, nmong.

olon „viele": ojrot. Pronom. pers. 3. sg. ol ,,er", 3. pl. olar „sie": jukag. -l in tudel „er", Uttel ,,sie" (Plur.). - 28. Mong. em ,, Heilmittel", emii, nmong.

em6 „Arzt": ojrot. em ,, Heilmittel", jukag. amölet'il ,, heilen". - 29. Mong.

agta ,, Pferd"; ojrot. at ds., jukag. äte „Rentier"^^. - 30. Mong. eng ,, Breite", ojrot. eng ,,sehr", jukag. engeneng ,,sehr". - 31. Mong. ori „jtmg", ojrot.

uru ,,Sohn", jukag. uong ,,Kind", uor(peng) ,, Kinder", atü. uri „Sohn". -

32. Mong. bööm ,, Haufe", bömbög ,,BaH", burj. bümbege ds., bümbeger

„rund", jukag. pömnej ,,rundhch" < pöm-ne-j mit dem jukag. Suffix -j wie

im mong. Suffix -tej. - 33. Mong. toruq, tortog ,, Schmutz, Ruß", turtmojx

,, schwarz sein": jukag. toronej ,, schwarz" (als Verb). Hier wäre auch anzu¬

führen das tocharische tor ,, pulvis", B taur ds., die also nicht mit idg.

*dheu-, skr. dhüma, lit. dujä zusammenhängen müßten. Hierher auch jukag.

tor, tordox ,,Ruß", jukag. tore ,, schwarzer Fleck". - 34. Mong. sambar

,, Brett", sambaa ,, allumfassendes (breites) Wissen" - sam- ,, breit", jukag.

samnej ,, breit", samqaral ,, Brett". - 35. Mong. tom ,,groß", bmj. <owo ds.,

jukag. tomoron, tomoruon ds., jukag. t'amon, comon ,,groß". - 36. Mong.

tenxeel ,, Macht", tenxeetej ,, stark, gesund" (tenxeel mit dem Suffix -l, der oft auch im Jukagirischen vorkommt), jukag. tönbej ,, stark" (mit dem Suffix -bej, zu mong. Suffix -barjber, z. B. in ulaahar ,, röthch" von ulaan ,,rot"). -

Paläolith Sibiriens, ähnelt derjenigen, die in der Mongolei aufgefunden worden

sind.

Vgl. Kovalevsku, Mong.-russ. -franc slovar' III 2372 b „peuple, hommes",

er vergleicht das akut, nach Böhtlingk 123 b; ob zu mong. jontur, mandsch.

jongturi ,,chef d'un village" ib. 2373 b, noch jetzt mong. zontor „starosta roda, neskol'kich ailov-dvorov".

Dieser etymologische Zusammenhang (den ethm'schen imd geschichtlichen

mitgerechnet) erklärt wohl die Tatsache, daß man dem Pferde des Heerführers

bei den ,, Skythen" Irmerasiens (der Königsgräber von Pazyrik im Altai), bei

den alten Ungarn der Zeit der Landnahme (vgl. das Milleniumdenkmal in Bu¬

dapest) und bei den mit chinesisch-mandschurischen Heeren kämpfenden Ojraten

(Kalmücken) des 17. Jh. eine Rentiermaske aufsetzte, wenn es sich um eine

wichtige Entsoheidung handelte - wohl gemeinsame uralte Tradition.

60 Or.-Tg.

(11)

37. Mong. tatlaga „Schnur", tatmal ,, ausgestreckt", tataqu, nmong. tatax ,, ziehen (in die Länge)", jukag. t'itnej ,,lang". - 38. Mong. bod ,, Gegenstand, Sache, Wesen, Etwas", jukag. pon, Suffix -bon, bod, das eine nichtkonkreti-

sierte Vorstellung von der Sache oder der Person ausdrückt. - 39. Mong.

burj. Suffix -märjnmrjmör, z. B. in alamär ,,dem Töten unterliegend":

alaqu, nmong. alax ,, töten", burj. edimer ,, eßbar", edixe ,, essen": jukag.

Suffix des Debitativs und Instruktivs -moraw. - 40. Mong. dotur, dotora

,, drinnen, innen": jukag. tudurun ,, innen", Postpos. duduru ,,in". - 41.

Mong.^* dige (< *helige) ,, Leber", jukag. al'ajeng ds. - 42. Mong. bögü,

nmong. böö ,, Schamane": jukag. wolmeng ds. - 43. Mong. oduga, nmong.

odö ,, jetzt": jukag. id'i ,, jetzt". - 44. Mong. lawsix ,, gierig essen": jukag.

lewl ,, essen". - 44. Mong. omog ,, Familie": jukag. omeng ,, Stamm, Volk". - 45. Mong. sabar ,, Krallen, Tatze" : jukag. sawang ,,Haut". - 46. Mong. saba.

nmong. saw ,, Geschirr, Tasse": jukag. sawgang ,, Tasse". - 47. Mong.,

salaga ,,Ast", sal ,, Floße": jukag. säl ,,Holz, Baum". - 48. Mong. cayaqu,

nmong. cajx ,,Tag werden, tagen": jukag. t'ajleng „Tag". - 49. Mong. töi

,, Zuwachs": jukag. t'alal ,, Zuwachs". - 50. Mong. tömür, nmong. tömör

,, Eisen": jukag. t'uong ,, Eisen". - 51. Mong. ünen ,, Wahrheit": jukag.

uguneng ,, wahrlich". - 52. Mong. 6öm, cöm ,,air': jukag. 6umu, 6umut

,, alles". - 53. Mong. sologaj, nmong. solgoj ,, linke, links": jukag. tulugunle,

tulagi ds., ket. sulgie, tül ds., kott. t'ul ds.^^. - 54. Mong. aqa, nmong. ax

„älterer Bruder" : ewen. akan, jukag. aka ds. - 55. Mong. eg6i ,, ältere Schwe¬

ster": ewen. eken ds., jukag. eksa ds. - 56. Mong. bogol, nmong. bool ,, Skla¬

ve", ewen. böl, jukag. pö ds. - 57. Mong. uyiledbüri, nmong. üildwer ,, Ar¬

beit" : jukag. uie, uleng ds., jukag. wiel ,, machen". - 58. Mong. uran ,, Kunst" : jukag. uoret ,, lernen", ural ,, lernen". - 59. Mong. albatu, nmong. albat ,, Untertan", albac ,, dienend, pflichtmäßig": jukag. alban „der unten sich

befindende (so spricht man von Besiegten)". - 60. Mong. yabaqu, nmong.

jawax ,, gehen": jukag. jawal ,,Weg".

Keajnevi^^* meint: ,,Es läßt sich schwer behaupten, daß die mongoli¬

schen Elemente unmittelbar aus dem Mongolischen ins Jukarische einge¬

drungen sind. Es ist möglich, daß sie dmch Vermittlung z. B. des Jakuti¬

schen oder Ewenischen ins Jukagirische eindrangen. Aber alle diese Elemente

können aus den genannten Sprachen nicht erklärt werden. Die Existenz

der türkischen und der mongolischen Elemente im Jukagirischen gibt uns

bloß die Möglichkeit zu meinen, daß irgendwelche altaischen Sprachen

zweifelsohne die Formierung des heutigen Jakutischen beeinflußt haben.

Vgl. Keajnoviö 1. o. S. 244.

Nach A. Schiefnee, Beiträge zur Kenntnis der jukagirischen Sprache,

1871, bei Krajnoviö 1. c. S. 244, Anm. 2.

3« L. c. S. 245.

(12)

Das Mongolische im Zusammenhang mit einigen anderen Spraohen 737

Ob es jukagirische (paläoasiatischo) Elemente in den altaischen Spraohen

gibt, ist schwierig zu behaupten."

Ich bin anhand der oben angeführten Beispiele (beider Gruppen) und

Überlegungen der Meinung, daß die ganze Sache folgendermaßen aufzufas¬

sen ist: Das Mongolische ist ursprünglich eine ,, paläoasiatischo" (eine ganz

allgemeine Benennung, die nichts vom sprachgenetischen Zusammenhang

sagt und nicht sprachverwandtschaftlich gemeint ist) Sprache, die mit dem

heutigen Jukagirischen^' ' genetisch verwandt war, ehe sie so stark dem

Einfluß, und zwar mehrmahger Beeinflussung seit dem 5. Jh. u. Z. (s. oben),

wenn nicht früher, der türkischen Sprachen unterlegen ist (historisch sind

solche Kontakte bestätigt), daß es letzten Endes zu einer „altaischen"

Sprache geworden ist, mit denen es dann viele einzelne Entwicklungsstadien

dmchgemacht hat.

" Über verschiedene das Jukagirische betreffende Fragen s. obige Anmer¬

kungen passim.

(13)

Von Pavel Poucha, Prag

Bemerkungen zum mongolischen Text Moii.i-u sinjil-ü sudur

Über das Pferd in der mongolischen Literatur ue 1 in der heutigen Mongo¬

lei habe ich mich ziemlich gründlich in einem Aufsatz schon früher ge¬

äußert* und die mir damals zugängliche Literatm dazu herangezogen. Auch

die Grundlagen der mongolischen Wissenschaft vom Pferde habe ich dabei

erwähnt. John Andrew Boyle hat gleichzeitig über mongolische Pferde¬

opfer im 13.-14. Jh. geschrieben^, Lokesh Chandra hat den Inhalt des

tibetischen Rta'i tshe'i rig byed ia li ho tras bsdus pa, einer tibetischen Über¬

setzung des sanskritischen Sälihotriyäsväyurvedasamhitä analysiert und den

tibetischen Text des Gelehrten Sum pa mkhan pio Ye des dpal dbyor (18. Jh.)

mit dem Titel Rgya gar pa'i lugs bstun rta dpyad dpal g-yan zes bya ba heraus¬

gegeben. Der Text ist in seinen gesammelten Werken, die ia Köke-qota in

der Inneren Mongolei erschienen sind, am Ende des Supplementar-Bandes

(tib. Ihan thab) zu finden^.

Als ich Ende verflossenen Jahres in der Staatsbibliothek von Ulaanbaatar

arbeitete, konnte ich unter anderen Werken und Handschriften dieser

Sammlung auch zwei hippologische Werke ausfindig machen, beide Hand¬

schriften, das eine mit dem Titel Morin-u sinjin-ü biöig, beschrieben im

Katalog als biiimel, morin-u sayin ba magu-yi sinjilen taniqu arg-a-yin

jokiyal, d. h. über die Kenntnis oder Erforschung der guten und schlechten

Eigenschaften eines Pferdes; diese Handschrift zu bekommen und abzu¬

schreiben, ist mir nicht gelungen; das andere Werk mit dem Titel Morin-u

sinji ist mir zugänglich geworden. Beim näheren Zusehen hat es sich heraus¬

gestellt, daß diese Handschrift, die die Katalog-Nummer 636, 1 M 729 und

21325 führt, am Titelblatt die Bezeichnung Morin-u sinjil-ü sudur (la)

trägt und weiter (lb) Morin-u sinjil-ün sudur heißt. Sie besteht aus 10

beiderseitig mit mongolischer Schrift beschriebenen, oblongen Blättern.

Nach dem Ende des Werkes zu urteilen, ist es nicht vollständig, sondern

' Mongolische Miszellen XI. Einiges über das Pferd in der mongolischen Lite¬

ratur und in der heutigen Mongolei, CAJ. X, 3-4, 19G5, S. 286-306.

2 A Form of Horse Sacrifice amongst the 13th- and 14th- Century Mongols,

CAJ. X, 3-4, 1965, 145-150.

' Contents of Two Classical Hippological Treatises. New Delhi - 16 (India),

1964.

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