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Lunge in Not

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138 DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2017 | www.diepta.de

V

on einer Pneumonie

spricht man, wenn eine akute oder chronische Entzündung des Lun- gengewebes (interstitielle Pneumo- nie) oder der Lungenbläschen (al- veoläre Pneumonie) vorliegt. Meist tritt sie während der kalten Jahres-

zeit vorwiegend bei Senioren oder Personen mit Vorerkrankungen auf.

Dabei kommt es zu Flüssigkeitsan- sammlungen, Schwellungen sowie zu einer verstärkten Durchblutung des betroffenen Gewebes. Der Lungen- entzündung gehen häufig einige Ta- ge mit Schnupfen oder anderen Be-

schwerden respiratorischer Erkran- kungen voraus. Auch Infekte im Hals- oder Rachenbereich machen sich typischerweise vorher bemerk- bar. Oft ist der Krankheitsbeginn so plötzlich, dass Betroffene ihn auf die Stunde genau angeben können:

Plötzlich setzt Schüttelfrost ein, die Temperatur steigt rasch an und die Atemfrequenz nimmt deutlich zu.

Patienten versuchen, die befallene Seite zu schonen, sodass die Atem- züge schnell und flach ausfallen (Tachypnoe). Innerhalb weniger Stunden entstehen quälende Brust- schmerzen, vor allem beim Einat- men, sowie ein produktiver Husten mit grünem, gelbem oder rostfarbe- nem Auswurf. Einige Menschen kla- gen zusätzlich über Atemnot, die sich durch das sogenannte Nasenflü- geln (Bewegungen der Nasenflügel, die synchron zur Atmung auftreten) äußert. Insbesondere bei Kindern gilt dieses Symptom als sicherer Hin- weis für eine vorliegende Atemnot.

Die Sauerstoffversorgung ist durch die abweichende Atemtechnik einge- schränkt, sodass man gelegentlich das daraus resultierende Sauerstoff- defizit anhand von bläulich bis vio- lett erscheinenden Lippen, Zehen- oder Fußnägeln erkennen kann.

Schleichender Prozess Neben dem beschriebenen Verlauf ist es al- lerdings auch denkbar, dass die Pneumonie untypisch als langsame Verschlechterung des Allgemeinzu- standes abläuft und die Ausbildung des vollen Krankheitsbildes mehrere

Lunge in Not

© anyaberkut / iStock / Thinkstock

In Deutschland erkranken jährlich 400 000 Menschen an einer Pneumonie. Zur Risikogruppe gehören ältere Menschen mit chronischen Krankheiten, denn sie sind durch ihr geschwächtes Immunsystem besonders anfällig.

PRAXIS LUNGENENTZÜNDUNG

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2017 | www.diepta.de

Tage andauert. Die atypische Form wird meist durch Viren oder Myko- plasmen verursacht. Der Allgemein- zustand Betroffener ist dabei weniger angeschlagen, eher stehen die Kopf- und Gliederschmerzen im Vorder- grund. Die Atemnot zeigt sich sel- tener, das Fieber steigt weniger hoch, der Husten ist unproduktiv und die atemabhängigen Schmerzen bleiben bei den meisten Patienten aus. Kin- der leiden häufig begleitend unter einer Trommelfellentzündung.

Alveoläre Pneumonie Diese Form der Lungenentzündung wird wiede- rum in die Lobär- und Herdpneu- monie unterteilt. Erstere kennzeich- net sich dadurch, dass ein komplet- ter Lungenlappen beeinträchtigt ist, während bei der Herdpneumonie mehrere Entzündungsherde inner- halb eines Lungenläppchens vorlie- gen. Darüber hinaus ist es möglich, dass die Lungenentzündung ihren Ursprung in den Bronchien hat und sich auf das umliegende Gewebe aus- breitet (Broncho-Pneumonie).

Spektrum der Erreger Bei Er- wachsenen sind es meist Pneumo- kokken, welche die Infektion her- vorrufen. Zusätzlich spielen Legio- nellen, Mykoplasmen sowie Clamy- dia pneumoniae eine Rolle, aber auch Viren, Pilze oder Parasiten können für eine Pneumonie verant- wortlich sein. Bei Kleinkindern hin- gegen wird die Lungenentzündung oft durch das Bakterium Haemophi- lus influenza Typ b (Hib) ausgelöst, bei Säuglingen ist Staphylokokkus aureus meist der Übeltäter.

Schnelle Hilfe nötig Zunächst wird der behandelnde Pneumologe Betroffenen zu einer strengen Bett- ruhe raten, in schweren Fällen eine Einweisung ins Krankenhaus ver- anlassen. Insbesondere bei älteren Menschen, immungeschwächten Personen und Kindern ist der statio- näre Aufenthalt oft unumgänglich.

Die Atemnot macht ihnen besonders zu schaffen, sodass aufgrund des re- sultierenden Sauerstoffmangels eine

Sauerstoffgabe oder gar eine Beat- mung notwendig sind.

Eine Lungenentzündung wird fast immer mit Antibiotika behandelt.

Die Auswahl des Wirkstoffs richtet sich nach dem Erregertyp, der für die Beschwerden verantwortlich ist. Da in der Regel die Medikation rasch begonnen werden sollte und der Er- reger zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt ist, verordnet der Arzt

„auf Verdacht“ ein Breitbandanti- biotikum. Je genauer allerdings die Keime bestimmt sind, umso gezielter können Antibiotika eingesetzt und Resistenzbildungen reduziert wer- den. Daher wird unter Umständen das bis dahin verwendete Medi- kament gegen ein anderes, geziel- ter wirkendes Antibiotikum ausge- tauscht, sobald der Erreger gefunden wurde.

Bei der klassischen Lungenentzün- dung mit Pneumokokken wird häu- fig Penicillin verordnet. Das Bakte- rium Haemophilus influenza Typ b lässt sich durch Ampicillin oder Amoxicillin wirksam bekämpfen.

Makrolide hingegen werden einge- nommen, wenn sich Chlamydien, Mykoplasmen oder Legionellen in der Lunge verbreitet haben. Antibio- tika sind bei einer viral ausgelösten Lungenentzündung nicht wirksam – die Gabe entsprechender Medika- mente wird erst dann erforderlich, wenn sich eine bakterielle Superin- fektion entwickelt hat.

Weitere Medikation Zusätzlich zu den antibiotischen Wirkstoffen lin- dern Sekretolytika die Beschwerden, wenn sich zäher Schleim schwer ab- husten lässt. Im Rahmen der atypi- schen Pneumonie kommt es eher zu trockenem Reizhusten, sodass Antitussiva helfen. Eine Kombi- nation dieser Arzneimittel ist aller- dings nicht möglich, weil der gelöste Schleim nicht abgehustet und sich die bestehende Atemnot verschlim- mern würde.

Lungenentzündung vermeiden Laut STIKO sind Pneumokokken in Europa die Hauptursache für bakte-

rielle Lungenentzündungen. Im Al- ter, wenn das Immunsystem an Kraft verliert, sind Impfungen daher be- sonders wichtig, denn hochbetagte Menschen haben der Infektion in der Regel kaum etwas entgegenzusetzen.

Nach Angaben der Deutschen Er- wachsenengesundheitsstudie DEGS des Robert Koch-Institutes (RKI) sind bislang nur 31 Prozent der Seni- oren (im Alter von 65 bis 79 Jahren) gegen Pneumokokken geimpft, ob- wohl für sie ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Lungenentzün- dungen sowie für Komplikationen besteht. Für alle Personen ab dem Alter von 60 Jahren empfiehlt die STIKO nach gründlicher Analyse aller verfügbaren Studien eine allei- nige Impfung mit PPSV23. Dieser Pneumokokken-Polysaccharid- Impfstoff hat gegenüber PCV13 den Vorteil, gegen ein deutlich breiteres Spektrum der insgesamt über 90 Pneumokokken-Serotypen zu schüt- zen. Die Impfung kann, ähnlich wie die jährliche Grippeimpfung, die Ge- fahr tödlicher Infektionen deutlich senken. Der beste Zeitpunkt ist der Herbst, bevor die allgemeine Erkäl- tungs- und Grippewelle startet. Für Kinder ab dem vollendeten fünften Lebensjahr sowie für Jugendliche und Erwachsene mit gesundheit- licher Gefährdung infolge einer Grunderkrankung ist ebenfalls eine Immunisierung ratsam. Auch nach einer überstandenen Pneumokok- ken-Erkrankung gilt eine Prophylaxe als angebracht, weil die Subtypen des Erregers weitere Infektionen ver- ursachen können. ■

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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