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 KVB Statement 190104 Offener Brief Jens Spahn Krombholz

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Academic year: 2022

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Kassenärztliche Vereinigung Bayerns Körperschaft des öffentlichen Rechts www.kvb.de Elsenheimerstraße 39 80687 München

KVB 80684 München Dr. med. Wolfgang Krombholz

Vorsitzender des Vorstandes Ansprechpartner: Vorstand Telefon: 0 89 / 5 70 93-20 00 Fax: 0 89 / 5 70 93-20 05 info@kvb.de

Unser Zeichen:

04.01.2019

Bundesgesundheitsministerium Herrn Minister Jens Spahn Friedrichstraße 108

10117 Berlin

Offener Brief: Zeit für Umkehr und Neubesinnung

Sehr geehrter Herr Minister Spahn,

zu Beginn des neuen Jahres wird die Politik von einem Datenleck ungeahnten Ausma- ßes erschüttert. Wie Medien berichten, sind tausende von Datensätzen, wie Handynum- mern und Kreditkarteninformationen, von diversen Politikern sowie weiteren Prominenten offen im Internet verfügbar gemacht worden. Was hier mit den Daten ausgewählter, im Licht der Öffentlichkeit stehender Personen passiert ist, könnte auch mit den intimen Ge- sundheitsinformationen unserer Patientinnen und Patienten geschehen. Wer auch immer hinter der aktuellen Veröffentlichung steht und welche Ziele er damit verfolgt, ist unklar.

Fest steht jedoch, dass dies für die Politik ein Signal sein muss, sich endlich mit dem Thema Datensicherheit und Datenschutz in angemessener Form auseinanderzusetzen.

Wie man es nicht machen sollte, hat Ihre Ministerkollegin Dorothee Bär ja in verstören- der Weise vor einigen Tagen in einem Interview in der „WELT“ unter Beweis gestellt.

Sätze wie „Wir sind insgesamt bei allem zu zögerlich und zu sehr von Ängsten getrieben und gehemmt. Wir haben in Deutschland mit die strengsten Datenschutzgesetze welt- weit und die höchsten Anforderungen an den Schutz der Privatsphäre“ zeugen ange- sichts der jüngsten Entwicklungen nicht gerade von einer profunden Sachkenntnis. Und die Unterstellung, dass Ärzte die Digitalisierung ablehnten, weil diese „eine ganz neue Transparenz“ bringe, ist im besten Falle als böswillig zu bezeichnen.

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Seite 2

zum Schreiben vom 04.01.2019

Kassenärztliche Vereinigung Bayerns

Um es noch einmal klar und deutlich zu sagen: Die niedergelassenen Ärzte und Psycho- therapeuten stehen Innovationen im Gesundheitswesen aufgeschlossen gegenüber. We- der die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen noch wir in der Selbstverwaltung tätigen Ärzte lehnen Transparenz ab. Dass das Gesundheitswesen insgesamt einem Dschungel an Vorschriften, Verordnungen und Vorgaben gleicht, ist ausschließlich der Regelungs- wut des Gesetzgebers geschuldet. Der Maßstab für die niedergelassenen Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten ist stets das Wohl der Patienten – und die Basis dafür ist ein vertrauensvolles und offenes Gespräch, das weder durch eine App noch durch sonstige Online-Anwendungen zu ersetzen ist. Unser Gesundheitswesen ist deshalb in- ternational so hoch angesehen, weil hier das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und dem behandelnden Arzt beziehungsweise Psychotherapeuten noch intakt ist. Und dies liegt nicht etwa an der elektronischen Gesundheitskarte oder anderen politischen Phantasieprojekten, sondern an der Freiberuflichkeit als Basis der Therapiefreiheit.

Sehr geehrter Herr Minister Spahn, der derzeitige Kurs des Bundesgesundheitsministeri- ums stellt eine massive Gefahr für die Errungenschaften unseres solidarischen Gesund- heitssystems dar. Drohungen mit Honorarabzug bei einer angeblich nicht rechtzeitigen Anbindung an die Telematikinfrastruktur sind ebenso unangemessen wie die geplante gesetzliche Anhebung der Mindestsprechstundenzeit auf 25 Stunden pro Woche. Wir ar- beiten in den Kassenärztlichen Vereinigungen, aber auch in den Kammern sowie den Berufsverbänden mit Hochdruck daran, wieder Nachwuchs für die Tätigkeit als niederge- lassener Arzt oder Psychotherapeut zu begeistern. All diese Maßnahmen werden durch die permanenten gesetzgeberischen Eingriffe aus Ihrem Ministerium konterkariert.

Wir erwarten von der Politik endlich, dass sie sich der offensichtlichen Probleme, wie Ärztemangel und Überlastung, annimmt und nicht selbst immer neue Hürden und Hin- dernisse schafft. Wir erwarten, dass man sich in der Politik ernsthaft mit den Sorgen und Nöten der Ärzteschaft auseinandersetzt und diese nicht als „Furcht vor Transparenz“ ab- tut. Im Jahr 2019 ist es Zeit für einen neuen Umgang zwischen den politisch Verantwort- lichen und uns im Gesundheitswesen Tätigen.

Freundliche Grüße

Dr. Krombholz

Vorsitzender des Vorstandes

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